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1. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 248

1890 - Gotha : Perthes
248 Reitern und berittenem Fußvolk eilte Alexanber des Nachts durch die wasserlose Heibe, wobei manche seiner Krieger ermattet liegen blieben. Da sah man bei Tagesanbruch die zerstreute, unbewehrte Karawane der Hochverräter, auf welche Alexanber lossprengte. Schrecken ergriff die Verräter, welche mit wildem Jammergeschrei auseinanber stoben. Nur wenige versuchten Widerstand, die anbetn flohen, Darms im Wagen in ihrer Mitte, um ihn herum seine Verräter. Wie die Macebonier sich mehr und mehr näherten, weil die Reiter schneller vorwärts kamen als der Wagen, wollten sich die Satrapen ihres Gefangenen entlebigen und sich vor etwaiger Strafe sichern, fielen über den wehrlosen Darius her, burchbohrten ihn mit Schwertern und Speeren und jagten dann nach verschiedenen Seiten bavon, inbein sie den sterbenben König auf der Lanbstraße liegen ließen. Bald barauf kam Alexanber heran, fanb aber nur die Leiche des Königs, welche er mit seinem Purpur bebeckt haben soll. Was man sonst noch erzählt, ist Sage, daß z. B. ein mace-bonischer Reiter, im Helm in der Wüste dem schmachtenben Alexanber Wasser gebracht habe, was aber Alexanber nicht an-nahm, weil seine Leute den Mut verlieren würden, wenn er allein trinke! Da sollen seine Begleiter jauchzenb ausgerufen haben: „Führe uns, wohin du willst! Wir sind nicht ermattet, wir bürsten nicht und sinb nicht sterblich, so lange bu unser König bist!" Alexanber stanb nun am Elbrusgebirge, bessen Pässe zum Kaspischen Meere, nach Iran und Turan führten. Das Gebirge war btcht bewalbet und schluchtenreich, dazu von kriegerischen Völkern bewohnt, welche Alexanber jeboch balb zur Unterwerfung zwang. Zugleich begann der Spartanerkönig Agis mit 20000 Mann offenen Ansstanb, ba er auf griechische Hilfe und persisches Gelb rechnete; boch schnell eilte Antipater mit 40 000 Kriegern herbei und schlug die Spartaner bei

2. Teil 1 - S. 127

1915 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
Das Volk daheim. 127 merkt. And wie es nun los ging, da war keiner, der nicht gleich mitgewollt hätte, dem Kaiser zu helfen. Denn sie hatten ja alle gesehen, wie er immer und immer wieder versucht hatte, den Frieden zu halten, und wie die Feinde aber immer dreister wurden, und wie der Russenzar ihm sein Ehrenwort brach. Da hat alle Deutschen die Wut gepackt und sie haben gesagt: „Nun aber los!" Die Sozialdemokraten! Auf die haben die Feinde gehofft. Die Sozialdemokraten hatten ja immer vor allem gesagt, sie wollten keinen Krieg, und die Sozialdemokraten hatten ja immer erklärt, sie wollten von einem Kaiser nichts wissen, und die Sozialdemokraten hatten ja immer verkündet, sie seien mit ihren Gesinnungsgenossen in England und Frankreich und überall ganz eins, sie seien eine Internationale, eine Verbrüderung aller Arbeiter in der ganzen Welt. Aber wie es nun zum Schlagen kam, da haben unsere deutschen Arbeiter gesehen, daß sich Deutschland von der Frechheit der Engländer und Franzosen doch nicht alles gefallen lassen kann, daß die Engländer gerade auch unsere Fabriken und unseren Äandel vernichten und damit ihnen, den deutschen Arbeitern, Verdienst und Brot nehmen wollten. Da haben die deutschen Arbeiter gemerkt, daß unser Kaiser gerade für sie sorgte, wenn er aufpaßte, daß das den Engländern nicht gelang. Da haben die deutschen Arbeiter, auch wenn sie vorher Sozialdemokraten waren und vom Kaiser nichts wissen wollten, doch auf einmal Kaiser Wilhelm lieb gewonnen. And als dann der Reichstag zusammentrat und das viele Geld bewilligen sollte, das der Kaiser zum Kriegführen brauchte, da haben denn auch die sozialdemokratischen Abgeordneten mit dafür gestimmt und haben gezeigt, daß kein Deutscher in der Not sein Vaterland verläßt. And es war im ganzen deutschen Volke eine Begeisterung und eine Stimme: „Mit Gott für Kaiser und Reich!" „Mit Gott!" Auch das, meine lieben Jungs, haben viele Deutsche erst wieder lernen müssen. Wie sie vom Kaiser nichts wissen wollten, so haben die Sozialdemokraten auch über den Äerr-gott in der letzten Zeit nur noch zu höhnen gewußt. Gerade vor dem Kriege hatten sie noch große Versammlungen gemacht und Aufrufe erlassen, daß alle Leute aus der Kirche austreten sollten. Das war nun auch anders. Als die Kriegsnot drohte, und als sie dann kam, da haben die Leute wieder an Gott glauben und zu dem Gott der Gerechtigkeit rufen und in ihrem Äerzensjammer den Gott der

3. Geschichtliches Lesebuch - S. 17

1898 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
Ii. v. Sybel, Erste Jahre des Bundestags. 17 gewesen. Diese Befugnis der Partikularstaaten war um so mißlicher, als drei fremde Könige Mitglieder des Bundes waren, England für Hannover, Niederland für Luxemburg, Dänemark für Holstein. Ohne Zweifel wurde die Regierung dieser Bundeslande nicht nach deutschen, sondern nach fremden Interessen geführt, und bald genug sollte sich die Gefahr dieser Zwitterstellung nicht bloß für die darin befindlichen Territorien, sondern für das ganze öffentliche Leben Deutschlands zeigen. Daß die Präsidialmacht des Bundes, Österreich, bei dem Übergewicht ihrer außerbüudischeu Kroulande kaum ein wärmeres Herz als jene drei Höfe für die deutschen Interessen haben konnte, braucht nicht weiter erörtert zu werden. Vollendet wurde die Uusicherheit aller dieser Dinge dnrch die Aufnahme des deutschen Lersassuugsgesetzes in die Wiener Kongreßakte, welche die fünf Großmächte nebst Schweden, Spanien und Portugal zur Regelung des gesamten europäischen Zustandes vereinbarten. Österreich und Preußen hatten diese Maßregel in dem guten Glauben betrieben, daß damit die Sicherung des Bundes gegen fremde Eingriffe durch Europa gewährleistet sei. Ganz anderer Meinung aber war man in Petersburg, Paris und London; nachdem die Bundesakte als Teil der Kongreßakte unter den Schutz der Mächte gestellt sei, dürfe auch Deutschland ohne die Erlaubnis der Garanten daran nichts ändern, stehe also unter europäischer Vormundschaft, genau so wie im 18. Jahrhundert Polen unter der russischen gestanden hatte. Der Zweifel war um so gefährlicher, als vom ersten Tage an recht viele deutsche Fürsten keine Bedenken trugen, bei innern Nöten oder nachbarlichen Händeln den hohen Schutz vornehmlich des russischen Kaisers anzurufen; soweit wie auf diplomatischem Wege möglich, lehnten wohl die beiden Großmächte derartige Einmischung ab, aber erst als im Jahre 1831 gegen einen von jenen veranlaßten Bundesbeschluß die drei fremden Großmächte als Garanten der deutschen Verfassung einen förmlichen Protest anmeldeten, wies der Bundestag unter Preußens Vorgang die Anmaßung des Auslandes grundsätzlich zurück. Die Fremden ließen daraus den einzelnen Fall auf sich beruhen, hielten aber ihren Anspruch aufrecht, und haben ihn, wie wir sehen werden, noch oft in gefährlicher Weise durchzusetzen versucht. Die wichtigste Forderung eines großen Volkes, die nationale Unabhängigkeit, war somit für Deutschland, am Abschluß seines glorreichen Befreiungskriegs, aus einem anerkannten Rechtssatz zu einer offenen Machtfrage geworden. Müller, Geschichtliches Lesebuch. q

4. Geschichtliches Lesebuch - S. 311

1898 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
Xxi. Rede des deutschen Reichskanzlers Fürsten Bismarck. 311 Haß qeqen uns in Rußland weiter nicht von Dauer sein wird^ Mit unseren Bundesgenossen in der Friedensliebe einigen mis nicht nur Stimmungen und Freundschaften, sondern die zwingendsten Interessen des europäischen Gleichgewichts und unserer eigenen Zukunst. Und deshalb glaube ich: Sie werden die Politik Seiner Majestät des Kaisers, die das publizierte Bündnis abgeschlossen hat, billigen (Bravo!), obschon die Möglichkeit eines Krieges dadurch verstärkt wird. Es ist ja unzweifelhaft, daß durch die Annahme dieses neuen Gesetzes das Bündnis, in dem wir stehen, außerordentlich an Kraft gewinnt, weil das durch das Deutsche Reich gebildete Mitglied seinerseits außerordentlich verstärkt wird. Die Vorlage bringt uns einen Zuwachs an waffentüchtigen Truppen, einen möglichen Zuwachs — brauchen wir ihn nicht, so brauchen wir ihn auch nicht zu rufen, dann können wir ihn zu Haufe lassen; haben wir ihn aber zur Verfügung, haben wir die Waffen für ihn — und das ist ja durchaus notwendig; ich erinnere mich der von England 1813 für unsere -aud-wehr gelieferten Karabiner, mit denen ich noch als Jäger ausexerziert worden bin; das war kein Kriegsgewehr Das können wirja nicht plötzlich anschaffen; haben wir aber die Waffen dafür, so bildet dieses neue Gesetz eine Verstärkung der Friedensbürgschaften und eme Verstärkung der Friedensliga, die gerade fo stark ist, als wenn eine vierte Großmacht mit 700000 Mann Truppen — was ja früher die höchste Stärke war, die es gab - dem Bunde beigetreten wäre. (Bravo!) Diese gewaltige Verstärkung wird, wie ich glaube, auch beruhigend auf unsere eigenen Landsleute wirken und wird die Nervosität unserer öffentlichen Meinung, unserer Börse und unserer Presse einigermaßen ermäßigen. Ich hoffe, sie werden Linderung fühlen (Heiterkeit), wenn sie sich das klar machen, daß nach dieser Verstärkung und von dem Augenblick an, wo das Gesetz unterzeichnet und publiziert ist, die Leute da sind; die Bewaffnung wäre notdürftig auch jetzt vorhanden; aber wir müssen sie besser anschaffen, denn wenn wir eine Armee von Triariern bilden, von dem besten Menschenmaterial, das wir überhaupt in unserem Volke haben, von den Familienvätern über dreißig Jahre, dann müssen wir auch sür sie die besten Waffen haben, die es überhaupt giebt (Bravo!), wir müssen sie nicht mit dem in den Kampf schicken, was wir für unsere jungen Linientruppen nicht sür gut genug halten (sehr gut!), sondern der feste Mann, der Familienvater, diese Hünengestalten, deren wir uns noch erinnern können aus der Zeit, wo sie die Brücke von Versailles besetzt hatten, müssen

5. Geschichtliches Lesebuch - S. 313

1898 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
Xxi. Rede des deutschen Reichskanzlers Fürsten Bismarck. 313 Darin besteht unsere Überlegenheit und ebenso in der Überlegenheit unseres Unteroffizierkorps, welches ja die Zöglinge unseres Offizierkorps bilden. Das Maß von Bildung, welches einen Offizier befähigt, nicht nur die sehr strengen Anforderungen an seinen Stand, an Entbehrungen, an Pflege der Kameradschaft unter sich, sondern auch die außerordentlich schwierigen sozialen Aufgaben zu erfüllen, deren Erfüllung notwendig ist, um die Kameradschaft, die bei uns, Gott sei Dank, im höchsten Grade in rührenden Fällen existiert zwischen Offizieren und Mannschaften, um die ohne Schaden der Autorität herzustellen, — das können uns die anderen nicht nachmachen, — das Verhältnis, wie es in deutschen Truppen zwischen Offizieren und Mannschaften namentlich im Kriege mit wenigen üblen Ausnahmen besteht — exceptio firmat regulam; aber im ganzen kann man sagen: kein deutscher Offizier läßt seinen Soldaten im Feuer in Stich und holt ihn mit eigener Lebensgefahr heraus und umgekehrt: kein deutscher Soldat läßt seinen Offizier in Stich — das haben wir erfahren. (Bravo!) Wenn andere Armeen gleiche Truppenmaffen, wie wir sie hiermit zu schaffen beabsichtigen, mit Offizieren und Unteroffizieren besetzen sollen, so werden sie unter Umständen genötigt sein, Offiziere zu ernennen, denen es nicht gelingen wird, eine Kompagnie durch ein enges Thor herauszuführen (Heiterkeit), und noch viel weniger, die schweren Obliegenheiten zu erfüllen, die ein Offizier seinen Mannschaften gegenüber hat, um sich deren Achtung und deren Liebe zu bewahren; das Maß von Bildung, welches dazu erforderlich ist, und das Maß von Leistung, welches überhaupt bei uns an Kameradschaft und Ehrgefühl aus dem Offizier herausgedrückt wird, das kann ja kein Reglement und keine Anordnung der Welt im Auslande aus dem Offizierstande herausdrücken. Darin sind wir jedermann überlegen, und deshalb können sie es uns nicht nachmachen. (Bravo!) Ich bin also darüber ohne Sorge. Außerdem aber ist noch ein Vorteil der Annahme dieses Gesetzes: gerade die Stärke, die wir erstreben, stimmt uns felbst notwendig friedfertig Das klingt paradox, es ist aber doch so. Mit der gewaltigen Maschine, zu der wir das deutsche Heerwesen ausbilden, unternimmt man keinen Angriff. Wenn ich heute hier vor Sie treten wollte und Ihnen sagen — wenn die Verhältnisse eben anders lägen, als sie meiner Überzeugung nach liegen —: wir sind erheblich bedroht von Frankreich und Rußland, es ist vorauszusehen,

6. Geschichtliches Lesebuch - S. 122

1898 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
122 Ix. Oncken, Die Trennung von Österreich und der preußische Erbkaiser. Gelehrtenkongreß, dessen Beschlüsse einfache Gutachten waren und für dessen Gutachten lediglich der Wert oder Unwert ihres Aufwandes an Gedankenarbeit in Anschlag kam. Ix. Die Trennung von Österreich und der preußische Erbkaiser. <Oncken, Das Zeitalter des Kaisers Wilhelm. Berlin. Grote. 1890. Band I. 2. Buch. 5. Kapitel. ^Gekürzt.)) In der Sitzung vom 19. Oktober 1848 ward der Versammlung der von den Abgeordneten Mittermaier und Droyseu verfaßte Ausschußbericht über die deutsche Reichsverfassung vorgelegt, und gleich in feinen ersten Sätzen — Dahlmann und Droyseu hatten sie entworfen — nahm der Entwurf unzweideutig Stellung zur deutschen Frage. Der erste Artikel besagte in § 1: „Das deutsche Reich besteht aus dem Gebiete des bisherigen deutschen Bundes", und der zweite Artikel fügte hinzu, daß das Verhältnis zu dem bisherigen Bundeshaupt von Grund aus geändert werden müsse, denn § 2 lautete: „Kein Teil des deutschen Reichs darf mit nicht deutschen Ländern zu einem Staate vereinigt sein"; und der § 3 sagte: „Hat ein deutsches Land mit einem nicht deutschen Lande dasselbe Staatsoberhaupt, so ist das Verhältnis zwischen beiden Ländern nach den Grundsätzen der reinen Personalunion zu ordnen." Jener Absatz besagte: Das gegenwärtige Österreich ist ausgeschlossen vom deutschen Reich; und dieser hieß auf deutsch: Will der Kaiser von Österreich zum deutschen Reich gehören, so muß er verzichten auf die Einheit feiner Monarchie, er muß zu seinen nicht deutschen Ländern in das Verhältnis der reinen Personalunion treten: wenn nicht, nicht. Nach hartem Kampf mit den deutschen Brüdern aus Österreich, deren nicht weniger als 175 zu dieser Versammlung gewühlt waren,

7. Geschichtliches Lesebuch - S. 261

1898 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
Xvi. v. Sybel, Die Schlacht bei Königgrätz. 261 preußische Armeekorps acht feindliche in beinahe vernichtender Weise geschlagen. Die Straße nach Wien lag schutzlos dem Sieger offen. Ich habe, soll Benedek ausgerufen haben, alles verloren, nur leider das Leben nicht. In der That waren die Einbußen seines Heeres ganz außerordentlich: 5600 Tote, 7600 Verwundete, 9300 verwundet Gefangene, 12 800 unverwundet Gefangene, 6100 Vermißte, im ganzen 41400 Mann. Dazu der sächsische Verlust von 15oo Mann gerechnet, ergiebt die schreckenvolle Summe von beinahe 43 000 Mann. An Material waren über 6000 Pferde, 187 Geschütze und 641 sonstige Fahrzeuge verloren gegangen. Die frühern Gefechte hatten, wie wir uns erinnern, den Austro- Sachsen 32000 Mann gekostet; in einer einzigen Kriegswoche war mithin mehr als ein Viertel der mit so hohem Stolze ausgezogenen Nordarmee zu Grunde gegangen. Preußen hatte den Sieg von Königgrätz ebenfalls mit kostbarem Preise bezahlt. Die erste Armee hatte 1065 Tote und etwas über 4000 Verwundete (davon mehr als die Hälfte die Division Fransecky), die Elbarmee 328 Tote und 1200 Verwundete, die zweite Armee 500 Tote und 1550 Verwundete (davon über 1000 die erste Garde-Division), Gesamtverlust also etwas über 9000 Mann. Als der König am späten Abend in Sadowa am Lazarett der Johanniter vorüber kam, sagte er in tiefer Bewegung: da ist die Kehrseite des Glücks, doch sie bluten nicht umsonst, sondern zur Verherrlichung des Vaterlandes. Am folgenden Morgen flog die große Kunde durch Europa. Der Eindruck war überall ungeheuer, dieser beispiellose Triumph einer Armee, deren größter Teil seit fünfzig Jahren nicht im Feuer gewesen, einer Armee, wie die verschiedenen Parteien hundert Male erklärt hatten, von Paradesoldaten, von Milizen, von unbärtigen Knaben! In Preußen erfüllte eine erquickende Genugthuung die Herzen der überwältigenden Mehrheit im Volke; der langjährige Hader, der gerade infolge der Schöpfung dieser Armee aufgeflammt war, wurde durch die bewundernswerte Leistung derselben ausgelöscht: mochte sie entstanden sein, wie sie wollte, sie hatte sich jetzt als festen Schirm und stolzen Schmuck des Vaterlandes erwiesen. Die eifrigen Fortschrittsmänner im Osten waren betreten über die Zukunft ihres Verfassungsstreits; die großdeutschen Ultramontanen am Rhein waren erfüllt von schmerzlichem Groll über die Niederlage des katholischen Kaisers: aber weder die einen noch die andern vermochten den Strom der allgemeinen freudigen Begeisterung zu trüben oder abzulenken.

8. Geschichtliches Lesebuch - S. 53

1898 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
Iv. v. Sybel, Einwirkung der Julirevolution auf Deutschland. 53 gewordene Zugeständnis, daß im Kriegsfall nach Röders Vorschlägen verfahren werden sollte, und verhieß, gemeinsam mit Preußen am Bundestag für eine wirksame Reform der Bnndeskriegsverfasfnng thätig zu sein. Es bedarf nicht der Bemerkung, daß diese Zusage in allen ihren Teilen folgenlos geblieben ist. Jedenfalls war mit ihr die letzte Differenz zwischen den beiden Mächten beseitigt. Preußen war, gereinigt von den ketzerischen Gedanken des engern Bundes, aus den Boden der großen Bundesakte zurückgekehrt. Der Kampf gegen die vorausgesetzte Revolution mochte nun beginnen. Zunächst beschloß der Bundestag ein Verbot, Unterschriften für Petitionen zu politischen Zwecken zu sammeln; es handelte sich um zahlreiche Eingaben zu Gunsten der polnischen Flüchtlinge und Auswanderer. Sodauu wurde die 1819 eingesetzte, seither aber eingeschlafene Bundeskommission zur Beaufsichtigung der Presse wieder in das Leben gerufen, und durch sie sogleich eine Anzahl freisinniger Zeitungen in Baden und Bayern von Bundeswegen unterdrückt. Die dadurch entwaffneten Herausgeber und Schriftsteller verfielen seitdem auf ein anderes Agitationsmittel: sie begannen vornehmlich in der bayerischen Pfalz, in Unterfranken und in Oberhessen Volksversamm-luugen zu veranlassen, dort tapfere Reden gegen die fürstliche Tyrannei zu halten und gelegentlich der Republik ein Hoch auszubringen. So ging das im Frühling 1832 von Ort zu Ort; die Leistungen der Sprecher wurden immer feuriger, die Anzahl der Zuhörer täglich größer, und König Ludwig, der bereits mit seinen Kammern sehr unzufrieden war, begann bei dem geräuschvollen Treiben besorgt und zornig zu werden. Indessen wurde in der Pfalz eine Hauptversammlung auf den 27. Mai. den Jahrestag der bayerischen Verfassung, ausgeschrieben, und unter diesem Titel von der hohen Ortspolizei amtlich verstattet'). Ans allen Teilen des Landes strömten dann viele Tausende auf den Abhängen des Hambacher Schloßbergs zusammen; unter schmetternden Fanfaren wurden deutsche und polnische Fahnen entfaltet, von den Rednern die kommende Freiheit und deutsche Einheit und die Verbrüderung aller freien Völker gefeiert. Brausende Hochrufe folgten, mutige Lieder wurden gesungen, viele Flaschen edles Pfälzer Weines geleert und dann nach solchen Thaten lustiges Herzens nach Haus gewandert. Wenige Tage später erschien, von München abgesandt, der glorreiche Besiegte von Hanau, Fürst Wrede, mit 1) Vgl. Nr. Iv, Seite 74 ff.

9. Geschichtliches Lesebuch - S. 58

1898 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
58 Iv. v. Sybel, Einwirkung der Julirevolution auf Deutschland. sache, daß die Festigkeit der nordamerikamschen Regierung ganz und gar auf der wesentlichen Unabhängigkeit ihres Präsidenten von dem Parlamente beruht. Auch über das schöne Bild der demokratischen Gleichheit waren die Vorstellungen wenig entwickelt. Nur wenige machten es sich deutlich, daß die Forderung gleiches Rechtes edel und sittlich ist, wenn sie gleichen Rechtsschutz und gleiche Rechtsfähigkeit oder mit einem Worte Gleichheit vor dem Gesetz bedeutet, daß sie aber in ihr Gegenteil umschlägt, sobald sie zum Begehren gleiches Genusses und gleicher Macht ohne Rücksicht auf die Leistungsfähigkeit des Einzelnen sich steigert und damit die schiefe Ebene zur kommunistischen Gewalt betritt. Ganz thöricht zeigte sich jetzt übrigens die Meinung, daß die Ceusur der Zeitungen und kleinern Druckschriften der Verbreitung solcher Gedanken Einhalt thun könnte. Die Tirailleure waren abgefangen, die Wirkung der schweren Geschütze dauerte fort. Die censurfreien Bücher über zwanzig Bogen gingen von Hand zu Hand; wer politische Belehrung suchte, faud bei jeder Frage die Antwort in Rottecks und Welckers Staatslexikon nach dem allein seligmachenden Maße der französischen Theorien, und das ganze freisinnige Publikum lernte aus Schlossers Geschichte des 18. Jahrhunderts, daß die Wirksamkeit der Fürsten, Staatsmänner und Diplomaten infolge ihres Berufes eine ganz unmoralische und der Verachtung des rechtschaffenen Bürgers würdige sei. Und nicht minder erwies sich bei diesen Stimmungen die Hoffnung als trügerisch, durch die Verbesserung der ökonomischen Lage die politische Gärung zu beschwichtigen. Wenn 1789 die französische Revolution wesentlich durch das sociale Elend der Volksmassen möglich geworden war, so wuchs jetzt mit der Steigerung des Wohlstandes auch das Selbstgefühl des deutscheu Bürgertums und mit ihm der Unwille, durch die bundestägliche Reaktion der besten Freiheitsrechte beraubt zu sein. Aber damit nicht genug. Man weiß, daß die Deutschen, wenn auch nicht unempfindlich bei politischen Streitfragen, doch im innersten Grunde des Herzens erst durch religiöse Kämpfe erregt werden, und gerade jetzt traten aus diesem Gebiete zwei mächtige Bewegungen, von gleicher Stärke, aber entgegengesetzter Richtung, ein. Das bisherige Stillleben der evangelischen Kirche unter der Herrschaft der Schleier-macherschen Theorie von der Vermittlung zwischen Glauben und Wissen wurde 1835 plötzlich gestört durch David Strauß' Leben Jesu und die bald darauf folgenden Werke F. Chr. Banrs und der übrigen Vertreter der damaligen Tübinger Schule. Hier wurde der Beweis

10. Geschichtliches Lesebuch - S. 80

1898 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
80 Vi. Freytag, Das Hambacher Fest. Pflichten für das Ganze zu Übernehmen, wenn sie das Behagen feines Privatlebens störten. Deshalb geschah es, daß die Menge, ja auch ihre Führer durch Jahrzehnte in revolutionären Enthusiasmus gerieten, so oft sie den Zauber geselliger Aufregung empfanden, und gleich darauf wieder als Einzelwesen in Ermüdung und Kleinmut widerstandslos der bestehenden Macht zufielen, ja, daß viele von ihnen in Zeiten der Anregung mit stillern Mißtrauen gegen sich selbst bemerkten, wie ihnen die Trunkenheit kam, und vergebliche Versuche machten sich dagegen zu wehren. Diese gesellige Berauschung der Deutschen für politische Ideen, welche vom Hambacher Fest bis über den badischen Aufstand die Menschen fortgerissen hat, wird in der Znkunft als ein besonderes Phänomen im deutschen Volksleben betrachtet werden, welches den letzten Jahren einer großen Periode deutscher Lyrik ebenso eigentümlich ist, wie die asketische Verzückung dem Mittelalter und der Wanderdrang den Jahren der Kreuzzüge. Und es liegt ein gewisser Humor darin, daß gerade zu derselben Zeit, in welcher begeisterte Volkssprecher ihre Landesherren mit gutem Grunde als Todfeinde der deutschen Einheit und Freiheit anklagten, diese Landesherren durch ihren Beitritt zum Zollverein eine weit dauerhaftere Grundlage der deutschen Einheit schufen, als damals in den schnell bewegten Gemütern warmherziger Festgenossen vorhanden war; und daß zu derselben Zeit harte, eigennützige Geschäftsleute, welche von Politik wenig wissen wollten, durch die Fabrikate, welche sie verfertigten, und die Eisenbahuaktien, welche sie zeichneten, die Landesgrenzen emsiger austilgten als die Festredner. Denn jedem Volke wird das Maß der Freiheit im Grunde bestimmt durch die Beschaffenheit seiner Lebensbedürfnisse ans allen Gebieten menschlicher Thätigkeit; der politische Enthusiasmus allein vermag größere Freiheit schwerlich zu bringen, keinenfalls zu erhalten. Aber wohlgemerkt, auch keine Regierung, und sei sie noch so sehr um die realen Interessen ihres Volkes bemüht, vermag auf die Dauer zu bestehen, wenn sie in ihrem Volke nicht Wärme und Begeisterung für den Staat rege zu erhalten weiß. Damals standen der ratlose Enthusiasmus der Liberalen und die schwächliche mürrische Vorsorge der Regierungen für das reale Wohl feindselig gegen einander, seitdem haben die Träume der Volksführer von 1832 gleich dem Sauerteige gewirkt, der, an sich unschmackhaft, unser tägliches Brot genießbar macht. Ihre Ideen, bekämpft, vielfach modifiziert, haben zum großen Teil gesetzliches Leben gewonnen,
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