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1. Das Mittelalter - S. 69

1889 - Gotha : Perthes
69 weltliche Macht verlor das Papsttum damals gnzlich; in Rom herrschte mit festem Arm von 932 954 Alberich unter dem Namen eines princeps et omnium omanorum Senator; die Ppste neben ihm waren seine Ge-schpfe; der Erbe seiner Herrschaft war sein Sohn Dctavian, der 955 als Johann Xii.1) auch die ppstliche Wrde bernahm. Unfhig sich zu behaupten, rief derselbe 960 Otto den Groen zu Hilfe und krnte ihn 962 zum Kaiser, das rmische Imperium abermals erneuernd. 3. Ostsranken (Deutschland). A. Seine Wnmacht und Zerrissenheit. Arnulf. (887-899.) In Ostfranken erkannten die Groen den kriegstchtigen Arnulf als König an, der dann auch durch den entscheidenden Sieg bei Lwen a. d. Dijle2) [deile] Deutschland von den Einfllen der Normannen befreite (891); weniger glcklich war er gegen die sdstl. Feinde des ostfrnkischen Reiches, die Mhren. Schon drngte indes ein neuer, furchtbarer Feind heran, dem bald auch die Mhren erlagen, die Magyaren [ma'djaren], von dem Abendlande Ungarn 3) genannt, ein nomadisierender finnischer Volksstamm; in den zwischen Donau und Karpaten gelegenen, damals ziemlich herrenlosen Ebenen hatten sie sich festgesetzt ^) und unternahmen seit Ende des 9. Jahrh. von der neuen Heimat ans ihre furchtbaren Plnderungszge nach Westen. Mehr als je that unter diesen Umstnden ein krftiger Mann dem ostfrnkischen Reiche not; statt dessen folgte nach Arnulfs Tode (f 899) sein unmndiger Sohn Ludwig, dem die Groen schon bei Lebzeiten des Vaters gehuldigt hatten. Ludwig das Kind. (900911.) Arnulf hatte die bermtigen Groen nur mit Mhe im Gehorsam erhalten ; unter der nun eintretenden Vormundschaftsregierung brach bei der Schwche der kniglichen Gewalt berall innere Zwietracht aus, während zugleich die Ungarn die Lande heimsuchten und ihre Herrschaft westl. bis zur Enns ausdehnten. Unter dem Drange dieser Not schlssen sich die ein-zelnen deutschen Stmme, deren Verschiedenheit durch Belassung ihres Rechts aufrecht erhalten und bei Bildung der Heere und Teilungen anerkannt worden war, hervorragenden Mnnern an, die sich ihnen als Fhrer darboten. So erneuerte sich das Stammesherzogtum, das unter der frnkischen Herrschaft berall aufgelst worden war. In Sachsen bte Otto der Erlauchte die hchste Gewalt, in Baiern Arnulf; in Alamannicn (Schwaben) stritten zunchst mehrere Geschlechter um die Herrschaft, ohne da eines dauernd die Macht erlangte. Der frnkische Stamm fhlte sich nicht mehr als ein einheitliches Ganze; in den stlichen Gebieten am Main, die den Namen Franken festhielten, 1) Von ihm an ward die nderung des Familiennamens bei den Ppsten zur Regel. 2) einer der Flsse, welche die Rpel bilden, r. Nebensl. der Scheide. 3) entstanden aus d. Namen der Ugrer, mit dem die Slaven die Magy. bezeichnen. 4) Unter König Arpad [a tpd] besetzten d. Magy. im 9. Jahrh. d. nordwestl. Gestade des schw. Meeres; seit d, Mitte des Jahrh. erschienen einzelne Reiterscharen im Donaulande.

2. Das Mittelalter - S. 52

1889 - Gotha : Perthes
52 Pippin der Kleine. (751768.) Pippin teilte zunchst (bis 747) die Regierung mit seinem lteren Bruder Karlmann; in gemeinsamen Kmpfen') befestigten die Brder ihre Herrschaft; bereitwillig gingen beide auf die kirchlichen Plne des Bonifatius 2) ein, da sie in einem festen hierarchischen Verbnde zugleich ein geeignetes Mittel, das Reich zusammenzuhalten, erblickten. Auf den Reichstagen ordneten sie kirchliche wie weltliche Angelegenheiten. Nach dem Eintritt Karlmanns in ein Kloster bernahm Pippin die Leitung des ganzen Frankenreichs und glaubte nun den Zeitpunkt gekommen, das Scheinknigtum der Merovinger zu beseitigen. Zur Beschwichtigung des Volksgewissens erbat er zur Absetzung Childerichs Iii. die Zustimmung des Papstes (Zacharias), der seinerseits mit Begierde die Gelegenheit ergriff, sich den mchtigen Herrscher zu verpflichten, um durch ihn seine eigenen weit-lichen Plne in Italien durchzusetzen. So ward Pippin 751 unter Billigung des Papstes zu Soissons (a. d, und. Aisne) von den versammelten Groen des Reichs zum König erhoben und nach neuer Weise von den Bischfen des Reichs gesalbt^). Wenige Jahre darauf (754) ward diese Salbung von Papst Stephan Ii., der vor König Aistulf der die Alpen flchtete, in der Kirche des heil. Dionysius (St. Denis) bei Paris wiederholt; Pippin nahm darauf fr sich und seine Shne den Titel eines Patridus an und zwang als Schutzherr der Kirche den Aistulf in 2 Feldzgen (754 u. 756) zum Frieden. (der die Schenkung vgl. S. 40). Unter Pippins Sohne, Karl, vollendete sich durch den letzten groen Zu-wachs uerer Macht der universale und durch die weitergefhrte Berbin-dung mit Rom der theokratische Charakter des frnkischen Reichs. Karl der Groe. (768814.) Karl teilte nach dem Tode seines Vaters (768) zunchst, wie dieser beim Anfang seiner Regierung, das Reich mit seinem Bruder Karl mann, bernahm bei dessen Tode aber (771) ohne Rcksicht aus die beiden Shne desselben die Regierung des gesamten Reiches (vgl. S. 41). a) Keine Kriege und (Eroberungen (bis 800). Als seine vornehmste Aufgabe betrachtete Karl die Unterwerfung des schsischen Stammes, der bei seinem Hasse gegen das christliche Frankenreich 1) in Alamannien, wo der Herzog!. Gewalt 746 ein Ende gemacht wurde, u. des. in Baiern, wo d. Herzogt, noch blieb. 2) Einen tiefen Einflu ans d. kirchl. Leben bte auch Chrodegano,, Bischof v. Metz (t 765 od. 766), durch die Vereinigung s. Kleriker zu mnch. Zusammenwohnen. Solche Kleriker an einem Dome (domus, monasterium, Mnster) hieen jetzt canonici, die Bereinigung capitulum; sie wurden nmlich einer Regel (canoni unterworfen, aus der tglich ein Kapitel vorgelesen werden sollte. Au der Spitze des Kapitels stand d. Propst (praepositus). Unter dem Einflu Pippins n. Karls b. Gr. ward die Einrichtung Chrodeg. auf alle bischfl. Kirchen ausgedehnt. . , 3) Die Salbung, die bei d. Westgoten zuletzt neben der Krnung (vgl. S. 30. 1) bl. gewesen war, geschah als.pachahmung dessen, was Samuel an Saul u. David vollzogen ; sie sollte der Herrscha^eine besondere Weihe und Heiligung geben. Deu Titel Dei gratia" (von Gottes Gnaden), den Kart d. Gr. fhrte, scheint Pippin f. noch nicht beigelegt zu haben.

3. Das Mittelalter - S. 186

1889 - Gotha : Perthes
186 alters, in dem 1430 gestifteten Orden des goldenen Vliees vereinigte der Herzog den hchsten Adel um seine Person. In der Mitte des englischen, franzsischen und deutschen Reiches gelegen, bte die burgundische Macht nach allen Seiten hin einen bedeutenden Einflu aus und nutzte einen ehrgeizigen Fürsten zu weiteren Erwerbungen und hheren Zielen antreiben. Da folgte auf Philipp den Guten sein Sohn. Karl der Khne (1467 1477), eine ungestme und rcksichtslose Natur. Zu dem glnzenden ritterlichen Lehnsheere fgte er eine Sldnertruppe von etwa 20 000 schwergersteten Fuknechten. Vor allem galt es. den territorialen Zu= sammenhang der sdlichen burgundischen Striche (Herzogtum u. Freigrafschaft B.) und nrdlichen niederlndischen Gebiete herzustellen. Die trnnen Verhalt-nisse im deutschen Reiche und die Schlaffheit Friedrichs Iii. luden ihn frmlich ein, jene Verbindung im Osten der das Herzogtum Lothringen (zivisch. Luxem-brg u. d. Franche Comtt) zu suchen. Die Verlobung seiner Tochter und Erbin Maria mit dem Sohne Friedrichs, Maximilian, sollte der Kder werden, den Kaiser fr seine Plne zu gewinnen; er forderte zunchst die Reichs-verweserschaft fr alle Lnder links vom Rhein und den kniglichen Titel; in Trier kamen beide 1473 zusammen, um den Vertrag abzuschlieen, ^n fieberhafter Erregung verfolgten insbesondere Ludwig Xi. und die Schweizer das buraundisch-habsburgische Bndnis. Karl selbst verdarb durch sein bermutiges Austreten und das Hinausschieben der frmlichen Verlobung sane Sache. Friedrich Iii. brach die Verhandlungen ab. Karl griff nun zu den Waffen und hoffte mit der Eroberung der Festung Neu (a. l. Ufer des Niederrheins, oberhalb Dsseldorfs) eine sichere Stellung am Rhein zu gewinnen. Aber die Belagerung zog sich hin; die Einnahme der Festung aufzugeben, verhinderte Karls starrer Trotz und seine militrische Ehre. Indessen erhoben l^ch wider ihn von allen Seiten die Gegner. Vor allem schlo Ludwig Xi. 1474 den fr das franzsische Knigtum so folgenreichen Vertrag mit den Schweizern, durch welchen diese sich gegen ein Jahrgeld fr alle Zeit zur Stellung von Hilfstruppen verpflichteten. Durch franzsisches Geld bestimmt, begannen^fte sogar mit Einfllen in das Burgundische den Krieg gegen Karl. Den Eidgenossen schlo sich der Herzog Ren von Lothringen an. Zu.dem nt= sah von Neu sammelte endlich auch Kaiser Friedrich Hi- ein jicichshcer, das in der seit langer Zeit unerhrten Strke von 100 000 Mann im Frhling 1475 dem burgundischen Heere gegenberlagerte. Karl war in der belsten Lage und suchte nun von Neu fortzukommen. Indem er jetzt die Verlobung seiner Tochter zusagte, gewann er Friedrich Iii., der die Ehre des deutschen Reiches preis gab und heimlich Frieden schlo. . Karl warf sich nun mit aller Macht auf die andern Gegner, er besetzte Lothringen und machte die Hauptstadt Nancy (a. d Meurthe r. Nebenfl. d. Mosel) zum Mittelpunkt seiner Herrschaft. Anfangs des I. 147 uberstieg er von der Franche Comtt aus die Jurapsse, um die Schweizer zu zchtigen. aber bei Gr ans on (im Sdw. d. Nienburger Sees) wurde er be,iegt und erlitt, als er, die Schmach zu tilgen, in demselben ^ahre den Angriff erneuerte, bei Mutten (am gleichnamigen See) eine 2. Niederlage. Der vertriebene Herzog Ren kehrte jetzt nach Lothringen zurck und zog in Nancy wieder ein, sah sich aber bald von Karl hier eingeschlossen, er eilte persnlich nach der Schweiz, um Entsatz fr Nancy zu erlangen; man gestattete

4. Das Mittelalter - S. 215

1889 - Gotha : Perthes
215 In derselben Zeit, da sich die Vorstellungen von der Erde wandelten, vernderten die astronomischen Entdeckungen des Copernicus^) (f 1543) auch die von der Stellung der Erde innerhalb der Welt. Schlu. Das Mittelalter, aus der Verbindung der Germanen mit der rmisch-christlichen Welt hervorgegangen, ging zu Ende, als diese Verbindung sich wieder lste. Nachdem die Herrschast des ppstlichen Roms auf staatlichem Gebiet von den sich selbstndig fhlenden Nationen zurck-gewiesen war, begann das deutsche Volk endlich auch auf religis-kirchlichem sich von den rmischen Formen loszusagen. Weder die Priester-liche Herrschaft (rmische Hierarchie) noch die dem lebensmden Altertum entlehnte Askese fand man in dem Evangelium, aus das man zurckging, be-grndet: dagegen entsprach die unmittelbare Hingabe des Einzelnen an Gott, wie sie das ursprngliche Christentum verlangt, und die wiederhergestellte Harmonie zwischen Geist und Krper dem auf das Individuelle gerich-teten Geiste und dem noch lebensfrohen Gemte des deutschen Volkes. Der Glaube fhrte die Einzelnen wieder unmittelbar zur Gottheit, die Sitt-lichkeit verpflichtete alle wieder zu denselben Gesetzen. Es srug sich, ob die andern europischen Nationen der von Deutschland aussenden Bewegung Z folgen wrden; da trat dem protestantischen Grundsatz freier, indivi-dueller Entwicklung auf religisem Gebiete der auf romanischem Boden er-wachsene Jesuitenorden mit dem Grundsatze unbedingten Gehorsams entgegen. Der unvereinbare Gegensatz des protestantischen und jesuitischen Grund-gedankens beherrscht zunchst die neue Zeit. * 4^' 1) Nikolaus Copernicus geb. 1473 zu Thoru, gest. als Kanonikus zu Frauenburg 1543. Der Druck seines grundlegenden Werkes (de revolutionibus orbium caelestium) wurde kurz vor seinem Tode vollendet. Das copernicanische System wurde von Joh. Kepler (geb. 1571 in der Stadt Weil in Wrtemberg) zur Unumstlichkeit erhoben; K. war 16011626 kaiserlicher Mathematiker in Prag; er starb in Regensburg während des Reichstags 1630. Gleichzeitig fand der Italiener Galilei (15641642) das copernicanische System durch seine Beobachtungen besttigt. Giordano [bfchorba'no] Bruno (geb. um 1550 zu Nola, gest. 1600 zu Rom auf dem Scheiterhaufen) lehrte bereits, da die Fixsterne Sonnen seien und das irdische Sonnensystem eines von unendlich vielen Sonnensystemen.

5. Lehrbuch der Geschichte für die Ober-Secunda höherer Lehranstalten - S. 19

1895 - Gotha : Perthes
19 um den Altar aufgestellten Chores vorgetragen wurden; aus Lesbos sang Al-kaios (Alcns) (Ende des 7. Jahrh.) seine Liebes- und Weinlieder, und mit ihm wetteiferte die leidenschaftliche Sappho. Neben der Dichtkunst entfaltete sich die Plastik; ttt Samos wurde tm 7. Jahrh. der Erzgu erfunden, in Chios der Marmor zuerst zur Her-ftellung von Kunstwerken angewandt (Mitte des 7. Jahrh.). Die praktische Lebensweisheit wurde in Kleinasien in kurzen Sprchen zusammengefat und iuqleid) ward hier der erste Versuch wissenschaftlicher Erkenntnis gemacht. Keine Stadt bot dem Denken mehr Anregung als Milet, die Mutter von 80 Pflanzstdten, dessen khne Seefahrer ebenso an den Ksten des Schwarzen wie des tyrrhenischen Meeres, ebenso in gypten wie in Italien Handels-Beziehungen hatten. Thales von Milet galt als der erste Weise(Sophos) und der erste Philosoph (etwa 624546); er besa nicht nur naturwissenschaftliche , insbesondere astronomische Kenntnisse, sondern forschte auch nach den letzten Ursachen der Dinge (der Bildung der Welt aus einem Urstoff). Hekataios von Milet war der erste Geograph Griechenlands und zugleich der bedeutendste unter den Geschichtsschreibern der ltesten Zeit, den Logo-graphen, die in Prosa (Logos) die volkstmlichen Uberlieferungen der die Vergangenheit der Landschaften, Stmme und Städte zusammenstellten. In Kunst und Wissenschaft, in Handel und Verkehr gingen die klein-asiatischen Griechen allen Griechen voran; politisch dagegen kamen sie nicht zu strkerer Entwicklung; sie blieben vereinzelt und fielen darum den Lydern (Kroisos) und den Persern (Kyros) in die Hnde. Eine grere staatliche Macht bildete zuerst Sparta im Mutterlande aus. 3. Der lykurgische Staat. Unter den drei dorischen Landschaften im Peloponnes gewann allein die sdstliche, Lakonien, eine volle Einheit und in Sparta, das sich zum Herrn des ganzen Eurotasthales machte, einen politischen Mittelpunkt. Spartas Verfassung wurde auf Lykurg zurckgefhrt, dessen Persnlichkeit indes nebel-Haft und unbestimmt ist. A. pie tykurgische Verfassung, a) Stnde. Die Einwohner La-koniens schieden sich in die dorischen Spartiaten und die wohl meist achischen Periken und Heloten. Die Spartiaten waren die vollberechtigten Brger, die in der fruchtbaren Eurotasebene angesiedelt waren und vorzugsweise in dem offenen, mauerlosen Sparta wohnten; die Ackerlose, die sie besaen, waren Staatseigentum und fielen beim Aussterben des Mannsstammes an den Staat zurck. Die Periken, die aus den Bergen rings um das Spartiaten-land wohnten, waren ohne ffentliche Rechte, besaen aber freies Eigentum; sie lebten von Viehzucht, Ackerbau und Bergbau; im Kriege wurden sie oft als Hopliten verwendet. Die Heloten waren unfreie Knechte des Staates, welche die Ackerlose der Spartiaten bestellten; sie dienten im Kriege als Schildknappen oder als Leichtbewaffnete; durch ihre groe Anzahl waren sie eine be- 1) In kurzen Kernsprchen wurde die Summe der Lebenserfahrung (die Weisheit) niedergelegt (Beginne langsam", Was du begonnen hast, setze mit Festigkeit durch", Un-glcklich ist. wer Unglck nicht ertragen kann" u. s.w.); in dem Volksleben lebten die Namen von 7 Weisen, zu denen auch Solon von Athen gehrte.

6. Lehrbuch der Geschichte für die Ober-Secunda höherer Lehranstalten - S. 54

1895 - Gotha : Perthes
Die smtlichen griechischen Staaten des stlichen Mittelmeeres wurden im 2. und 1. Jahrh. v. Chr. Provinzen des rmischen Reichs; von unendlicher Bedeutung war es, da durch diese Verbindung mit Rom die griechische Kultur nach dem Westen bertragen wurde. Die legten Schpfungen der griechischen Kultur. Der Mittelpunkt einer freien^ Bildung war im 3. Jahrh. immer noch Aten; hier bildeten sich zwei philosophische Schulen aus, die auf das Leben der folgenden Jahrhunderte einen nicht unbedeutenden Einflu ausbten, die stoische und epikureische. Der Stifter der stoischen Schule war Zenn ' (f 265), der von Kypros als Kaufmann nach Athen kam und in der Stoa poikile (vgl. S. 32. 3) als Lehrer der Philosophie auftrat. Das richtige Leben, das eines Weisen, sollte nach ihm frei von Leidenschaft sein und sich den von der Natur fr Krper und Geist gegebenen Gesetzen anpassen; in diesem natur-und vernunftgemen Leben erflle der Weise seine Pflicht, hierin liege seine Tugend und seine Glckseligkeit. Forderte die Stoa Weisheit, um zum Glcke zu gelangen, so betrachtete Epikuros (f 270), der in einem Garten innerhalb Athens lehrte, als Hauptzweck des Lebens das Glck selbst. Indem er in der Lust das hchste Gut sah, empfahl er jedoch nicht jegliche, insbes. nicht sinnliche Lust, sondern Freiheit von krperlichen Schmerzen und von der Unruhe der Seele, also Gesundheit und Seelenruhe. Daher stellten sich die Epikureer auch unabhngig von den strmischen Bewegungen der ffentlichen Angelegenheiten; sie erstrebten ausschlielich persnliches (egoistisches) Wohlbefinden; die Pflicht und Tugend der Stoiker zeigte sich dagegen auch in der lebendigen Teilnahme an den ffentlichen Dingen. Neben einer neuen Philosophie erblhte in Athen die neuere Komdie, die im Gegensatze zu der auf das ffentliche Leben eingehenden alten Komdie die Schilderung des Privatlebens zum Inhalt nahm. Die Begrnder dieser neueren Komdie waren Philemn (f 262) und Menander (f 290). Die Plastik, welche reichere Mittel verlangt, konnte in dem Athen des 3. Jahrh. nicht gedeihen; dagegen hatte sie in dem handelsreichen und seemchtigen Rhodos und an dem reichen Attalidenhofe zu Pergamon eine Nachblte. Nach Uhodos wurde die Plastik durch Chares von Lindos (auf Rhodos) verpflanzt, der als Schler des Lysippos von Sikyon heimkehrend den 35 Meter hohen, ehernen Kolo des Helios ^) verfertigte. Das berhmteste rhodifche Kunstwerk ist die Gruppe des Laofott 2), als deren Meister Agesander, Athano-doros und Polydoros (wahrscheinlich der Vater und seine 2 Shne) genannt werden (zwischen 250 und 150 v. Chr.). Denselben Kunstcharakter, die Dar-stellung eines furchtbaren Verhngnisses, zeigt ein zweites rhodisches Kunstwerk, der sogen, farnesische Stiers. 1) eines der 7 Wunder der alten Welt, zu denen auerdem gerechnet wurden der groe Pharos, das Mausoleion, das Zeusbild des Pheidias in Olympia, der Artemistempel in Ephesos, die groen Pyramiden gyptens und die sogen, hngenden Grten der Semiramis in Babylon. 2) Die 1506 in Rom gefundene, jetzt im Vatikan stehende Gruppe ist hchst wahrschein--lich das Originalwerk. 3) Die 1546 oder 47 in Rom in arger Verstmmelung gefundene, aber gut wieder-hergestellte Gruppe ist jetzt in Neapel, sehr wahrscheinlich gleichfalls ein Originalwerk der

7. Lehrbuch der Geschichte für die Ober-Secunda höherer Lehranstalten - S. 42

1895 - Gotha : Perthes
Zucht und Sitte lockerte sich, die Achtung vor Recht und Gesetz wurde zerstrt, der alte Gtterglaube hielt vor der hereinbrechenden Aufklrung nicht stand. Die Auflsung von Staat und Gesellschaft kam am klarsten in Athen zur Erscheinung. Den bergang zu der neuen Zeit bezeichnen hier Aristphanes und Thuky-dides. Aristphanes, der geniale Komdiendichter (f 388), trat uerlich als Vertreter der guten alten Zeit und Sitte auf. aber in ausgelassener Laune trieb er sein Spiel mit der Gottheit und wahrte weder die Wrde der alten Religion noch erkannte er die sittlichen Bestrebungen der eigenen Zeit, wie die des Sokrates, an. Das Gegenteil von ihm ist der ernste, auf die Wahrheit der Dinge gerichtete Thukydides (471 bis etwa 396), der groe Geschichtschreiber des peloponnesischen Krieges; durch die freie Richtung, die er dem Aber-glauben des Volkes gegenber einnahm, und durch die zahlreichen Reden in seinen Werken stand er in Beziehung zu den beiden groen geistigen Richtungen seiner Zeit, der philosophischen und der rhetorischen. Die Philosophie gelangte in ihren vergeblichen Bestrebungen, den Urgrund der Dinge zu finden, zu dem Zweifel an aller Wahrheit, soda Protagrs von Abdera (an der thrakischen Kste) das berhmte Wort sprach: Der Mensch ist das Ma aller Dinge" d. h. alles ist so, wie es dem einzelnen erscheint. Von diesem Standpunkt aus kam es darauf an, in gewandtem Gesprch (dia-lektisch) den andern fr die eigene Ansicht zu gewinnen. Mit dieser Dialektik, welche die sogen. Sophisten bten, entwickelte sich naturgem die Redekunst (Rhetorik). Sophisten wie Rhetoren boten ihre Knste, klug und beredt zu machen, fr Geld x) an und durchzogen als berufsmige Lehrer die griechischen Städte. Praktischen Erfolg suchten sie vor allem. Zu den Huptern der Sophisten ge-hrten auer Protagoras Hippis aus Elis, Prodi kos aus Keos und Gorgis aus Leontmoi (unweit der Ostkste Siciliens), der indes nur Rhetr heien wollte. Von der neuen Bildung beeinflut, doch nicht gefangen, dichtete Euri-pides seine Dramen, der dritte groe Tragiker Athens (geb. am Tage der Schlacht bei Salamis, 480405), ein Mann von gewaltiger Erfindungsgabe. Das Leben und die Menschen seiner Zeit mit ihren Leidenschaften bertrug er auf die Heroenzeit und erschtterte dadurch tief die Ehrfurcht vor der Helden-sage, dem groen geistigen Besitze der Nation. Alles war zweifelhaft geworden, die tatschlichen Wahrnehmungen, die Wahrheit der Rede, das Dasein der Götter, der Unterschied zwischen Recht und Unrecht. Da erschien Sokrates, von Beruf ein Bildhauer, aber immer mehr ein Bildner und Lehrer seiner Mitbrger; er ging von dem Satze aus, da er nichts wisse, und suchte im Wechselgesprch sich und andern Einsicht in das Wesen der Dinge zu verschaffen; er wollte niemandem Fertigkeiten beibringen und nahm deshalb kein Geld. Er schuf zuerst ein begriffliches Wissen, das die Grundlage aller wissenschaftlichen Thtigkeit geworden 'ist. Was er selbst fr richtig erkannt hatte, fhrte er bei der Strke seines sittlichen Wollens auch 1) Des Freien unwrdig schien ursprnglich das, was nicht um der Sache oder zum Zweck der Tugend, sondern um des Berufes und Geldes willen getrieben wurde; dies galt als banausisch (handwerksmig).

8. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 255

1890 - Gotha : Perthes
255 weil sie für uneinnehmbar galt, hatten sich viele fürstliche Familien in dieselbe geflüchtet, weshalb die Feste auch auf Monate reichlich mit Nahrungsmitteln versehen war. Zwar gab es wenig Wasser, war jedoch sehr viel Schnee gefallen, dessen Schmelzwasser man als Getränk benutzte; zugleich machte der Schnee das Ersteigen des Felsens noch gefährlicher, als es an sich schon war. Als Alexander die Besatzung zur Übergabe aufforderte, erhielt er die höhnische Antwort, er möge sich zuvor geflügelte Soldaten anschaffen, ehe er in die Feste kommen wollte, so daß er auf Mittel sinnen mußte, wie er diesen scheinbar uneinnehmbaren Felsenhorst dennoch gewinnen könne. Sein Scharfblick ließ ihn auch ein Mittel finden, welches zum Ziele führen konnte. Er setzte hohe Belohnungen für die Soldaten aus, welche einen die Burg überragenden Felsen ersteigen würden. Es meldeten sich etwa 300 und machten sich an die schwierige Aufgabe. Um sich an der steilen Felswand eine Art Stiege zurecht zu machen, nahmen sie Eisenpflöcke der Zelte und starke Stricke mit, trieben die Pflöcke als Sprossen in die Felswand und befestigten die Stricke derart, daß sie als Geländer dienten, welches zwar sehr schwankte, aber doch gegen das Hinabstürzen sicherte. Außerdem beluden sie sich mit Lebensrnitteln für zwei Tage, mit Schwert und Lanze und begannen um Mitternacht an steiler, deshalb unbewachter Felswand das Klettern und Klimmen. Anfangs ging es langsam, denn man stieß bald auf jäh abstürzende Felswände, bald auf glatte Eisflächen und lose Schneestrecken, die man zuvor gangbar machen mußte, ehe man weiterkam und wobei 30 Kletterer ausglitten und in den Abgrund stürzten. Die andern dagegen erreichten am Morgen den Gipfel, wo sie ihre Fähnchen aufsteckten, worauf Alexander die Trompeten blasen und die jubelnden Truppen anrücken ließ, Zugleich aber die Belagerten nochmals zur Übergabe aufforderte,

9. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 83

1890 - Gotha : Perthes
83 und Speer besaß nur der König, denn sie waren kostbare Güter, das übrige Volk trug nur Spieße oder Stecken, folgte dem Könige zwar in den Krieg, trat aber nur dann ein in den Kampf, wenn es galt, den König oder dessen Leiche zu retten. Der König fuhr in zweirädrigem, hinten offenem Karren mit 2 4 Pferden und einem Wagenlenker seinem Haufen voran, suchte sich einen Gegner aus, nannte unter stehenden Redensarten seinen Namen und zählte seine Vorfahren auf, um dann den Gegner nach seinem Namen zu fragen und zugleich auszuschimpfen, welcher auf gleiche Weise verfuhr. Man warf nun die Lanze aufcinanbcr, welche man mit dem hölzernen Schilde auffing, den man mit mehreren Rindhäuten überzogen und mit einem Bronzerand und einer Bronzekuppe in der Mitte versehen hatte, fehlte man, oder blieb der Wurf wirkungslos, so sprang man vom Wagen und griff sich mit dem kurzen Schwerte an, oder warf sich mit großen Feldsteinen. Erlag ein Kämpfer, so beeilte sich der Sieger, dessen Gespann zu nehmen und dem Gefallenen die Rüstung abzuziehen, was der Volkvhaufen und herbeieilende Fürsten zu hindern suchten, so daß um Gefallene stets ein heftiger Kampf entstaub. Konnte man die Leiche des Gegners fortschleppen, so warf man sie den Geiern und Schakals vor, machte also ehrenvolle Verbrennung auf bcm Scheiterhaufen, Bestattung und Wettkämpfe babei unmöglich, was für die größte Beschimpfung galt. Kleibung und Hausgerät waren sehr einfach. Man trug einen Leibrock, etwa eine Art Staubkittel, barüber ein längeres Oberkleib ohne Ärmel, entbehrte der Beinkleiber und trug statt Strümpfe und Stiefeln nur Sanbalen, bereu Bänber man schmückte und geschmackvoll um den Fuß wanb. Beim Essen saß jeder vor einem besonderen Tischchen, erhielt das Fleisch geschnitten, aß mit den Händen, welche er daher vorher und nachher wusch, und genoß dazu eine Art Brotkuchen. Weiter 6*

10. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 302

1890 - Gotha : Perthes
302 Labyrinth der Dünen, bis er vor Hunger und Durst kraftlos zusammenbrach und elend verschmachtete. „Glücklich war man, wenn man vor Tagesanbruch einen Brunnen erreichte, wo man rasten konnte. Aber es blieben Qualen genug übrig, um die Soldaten zu erschöpfen. Die Sonne brannte vom frühen Morgen ab durch rötliche Glutluft nieder, und der Sand brannte wie Feuer unter den wunden Füßen. Da stürzten denn Menschen und Tiere röchelnd zusammen, Blut drang aus Mund und Augen hervor, oder sie kauerten nieder, befallen von Wahnsinn und grinsten ihre Kameraden an, welche in losen Reihen und schweigend an ihnen vorüberwankten. Fand man endlich Wasser, so stürzte man in wilder Hast zu demselben, trank in maßloser Gier und mußte diese Unvorsichtigkeit mit qualvollem Tode büßen. Ja, als man einst in dem breiten Bette eines fast ganz ausgetrockneten Flusses den Tag über unter Zelten lagerte, brach am Abend plötzlich ein Unwetter los, füllte sich das Flußbett im Nu mit brausenden, jäh dahinschießenden Wogen, von denen Menschen und Tiere samt den Zelten weggerissen wurden, ehe man sich recht besinnen konnte, was zu thun sei. Selbst Alexanders Zelt und Waffen rissen die wütenden Wellen fort, und er selbst entging nur mit Mühe dem Tode, da ihn die rasenden Wellen fortzureißen drohten. „So ging es Tag für Tag: stets dieselben Leiden, Gefahren und Anstrengungen und dazu noch zunehmende Ermattung und Hoffnungslosigkeit. Um das Leiden noch zu steigern, erhob sich einst noch ein heftiger Sturm, trieb die Dünen hin und her, verfinsterte mit Staubwolken die Luft, begrub oder erstickte Menschen und Tiere und verwehte die Wege, so daß sich die landeseingeborenen Führer verirrten und alle ihren Untergang für unvermeidlich hielten. Um sich wieder zurechtzufinden, mußte man das Meer aufsuchen. Daher sammelte Alexander
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