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1. Das erste Geschichtsbuch - S. 53

1892 - Gera : Hofmann
— 53 — Felder und Wiesen in den Niederungen der Oder, Warthe und Netze sah. Jeder Bauernsohn mußte vor seiner Verheiratung eine Anzahl Obstbäume anpflanzen. Kahle Höhen ließ er mit Maulbeerbäumen bepflanzen, um beit Seidenbau einzuführen. Da oft Hirsche und wilde Schweine die Felder der Bauern verwüsteten, so erließ der König scharfe Bestimmungen gegen den Wildschaden. Zum Anbau der Kartoffeln mußte er die Bauern zwingen. Sie wußten mit den fremden Knollen nichts anzufangen. Nettelb eck, der brave Verteidiger Kolbergs, erzählt aus seinen jungen Jahren: „Der König schenkte meiner Vaterstadt einen ganzen Wagen voll Kartoffeln. Kopfschüttelnd bot sie ein Nachbar dem andern. Man brach sie von einander und warf sie, natürlich roh, den Hunden vor. Diese schnoberten daran herum und verschmähten sie gleichfalls. Nun war ihnen das Urteil gesprochen. Die Dinger, hieß es, riechen nicht und schmecken nicht, und nicht einmal die Hunde wollen sie fressen. Was wäre uns damit geholfen?" Der König aber ruhte nicht, bis er feine Unterthanen von dem Werte der Erdäpfel überzeugt hatte. Er sandte Leute im Lande umher und ließ die Bauern im Kartoffelbau unterweifen. Auch Gewerbe und Verkehr hob der König auf jede Weise. Er verband die Flüsse durch Kanäle, legte einen Hafen an, besserte die Wege und ließ in Fabriken Tuch, Leinwand, Porzellan n. a. Waren herstellen. Berlin verschönerte er durch schöne Bauten und die Bildsäulen seiner liebsten Generale. Um das Schulwesen stand es damals noch schlecht. Die meisten Schulhäuser waren elende Hütten, die meisten Lehrer unwissende Kammerdiener, Handwerker oder ausgediente Unteroffiziere. Tief in Dummheit und Aberglauben steckte das Landvolk. Durch eine Land schnlo rdnung ordnete der König an, daß Schulen gebaut, ordentliche Lehrer angestellt und die Jugend fromm und geschickt erzogen würde. Musterschulen richtete damals Eberhard von Rochow auf seinen Dörfern ein. In Berlin wurde die erste Realschule gegründet. Besondere Sorgfalt verwandte Friedrich auf die Rechtspflege. „Ungerechte Richter find gefährlicher als eine Diebesbande!" jagte er. Das Prozeßverfahren kürzte er ab, die unmenschlichen Strafen beseitigte er, und das „Allgemeine Landrecht" ließ er ausarbeiten. Überall war sein scharfes Auge, um Mißstände zu entdecken, und seine milde Hand, um zu helfen. Um feinen Unterthanen viel geben zu können, war er selbst sehr sparsam. „Preußen ist arm, darum muß sein König sparen!" sagte er. Im Mai unternahm er Reisen in das ganze Land. Dabei schenkte er auch dem Geringsten Gehör und untersuchte alle Beschwerden. „Die armen Leute wissen, daß ich Landesvater bin, darum muß ich sie hören!" sagte er. Als er einst die Pferde wechseln ließ, drängte sich ein altes Mütterchen dicht an feinen Wagen. „Was wollt ihr, Mütterchen?" fragte der König. „Sie sehen, weiter nichts!" war die Antwort. Der König reichte ihr einige Goldstücke und und sagte: „Auf diesen Dingern konnt ihr mich ansehen, so oft ihr

2. Deutsche Prosa - S. 267

1900 - Gera : Hofmann
Botanische Probleme. 267 und strecken; bilden sich neue Organe, so vermehren sich die Zellen durch Teilung in einer gewissen Region; erkrankt die Pflanze, so sind es wieder die Zellen, in denen das Leben erlischt. Wenn in den letzten Jahrzehnten die Experimentalphysiologie der Pflanzen ihre Methoden vervollkommnet und die Beziehungen des Pflanzenlebens zum Licht, zur Wärme, zur Schwerkraft, zur Elektrizität und zu den chemischen Anziehungskräften weit klarer entwickelt hat, als das vor hundert Jahren möglich war, so hat sie doch nie die Aufgabe aus dem Gesicht verloren, die Erscheinungen des Pflanzenlebens aus dem Leben der Zellen ab- zuleiten. Nun hat uns aber im Jahre 1838 Theodor Schwann gelehrt, daß auch der Entwickelungskreis jeglichen Tieres und sogar des Menschen mit einer einfachen Zelle beginnt, daß alle Organe des Tieres aus Zellen zusammengesetzt und aus der Teilung jener ersten Zelle hervor- gegangen sind. Aber die Tierzelle ist das nämliche Gebilde wie die Pflanzenzelle; es giebt nur Eine Zelle und Ein Leben. Wie aber der Mathematiker den Wert einer unbekannten Größe nur in einer ein- fachen Gleichung bestimmen kann, so erkennt auch der Naturforscher die unbekannten Gesetze des Lebens am leichtesten in ihrer einfachsten Er- scheinung, in der Pflanzenzelle. Und wenn unter Virchows genialem Vorgang die Lehre vom kranken Menschen, die Pathologie, auf die Lehre von der kranken Zelle gebaut worden ist, so hat die Erforschung der Pflanzenzelle das wissenschaftliche Fundament dazu gegeben. Eine ganz besondere Bedeutung hat in neuester Zeit die Lebens- geschichte der Pilze gewonnen, indem sie in Beziehung tritt zu einer Reihe hochwichtiger Probleme, deren endgültiger Lösung die Menschheit mit Spannung entgegensieht, da sie an ihnen mit ihrer ganzen Existenz beteiligt ist. Seit undenklichen Zeiten decimieren Brand und Meltau die Ernten; in den letzten fünfzig Jahren sind in rascher Aufeinander- folge fast alle angebauten Gewächse von Krankheiten heimgesucht worden, welche erst unbeachtet im Verborgenen umherschlichen, dann wie mit einem Male über weite Landstriche sich ausbreiteten und Mißwachs, Teuerung, Hungersnot über die Völker brachten. Ganz besonders hatte sich seit 1845 die Krankheit der Kartoffeln, seit 1848 der echte, seit 1878 der falsche Meltau den Rebenpflanzungen des Südens furchtbar gemacht; auch die Zuckerpflanzungen und Kaffeeplantagen der Tropen sind durch Krankheiten verwüstet worden; ja sogar die Insekten, von den Stubenfliegen bis zu den Seidenwürmern, den Bienen und den wälderverheerenden Nonnenranpen, werden von Seuchen befallen. Alle diese Epidemien werden, wie wir jetzt wissen, von mikroskopischen Pilzen verursacht, deren Keime von Pflanze zu Pflanze, von Insekt zu Insekt verbreitet, zugleich den Keim tödlicher Erkrankung übertragen.

3. Erster Unterricht vom Menschen und den vornehmsten auf ihn sich beziehenden Dingen - S. 42

1781 - Gotha : Reyher
4l Iii. Von der menschlichen Stroh gegangen sind. Nach der Aussaat ist 1 das fleißige Eineggen, auch bey leichrem Boden das 'Malzen, nie aus der Acht zu lassen. 96. Bey dem Feldbau kommt nun ferner sehr viel ^ aus die Witterung an. Die Witterung kann man zwar weder selbst machen, noch sie mit Zuverlässigkeit aus dem Kalender erfahren; allein man kann sich doch ^sowohl bey Bearbeitung des Ackers, als auch bey der Aussaat und Wartung der pflanzen nach der schon vorhandenen richten. 97* 3^ Witterung gehört: ^ Regen, Schnee, Hagel, wind, Nebel, Thau, Don- ner und Blitz, und die Luft selbst, mit der wärme und Rälte, die sich darinne befindet. In dieser Luft, welche unsern Erdboden von allen^ Seiten umgiebt, schwimmt eine gross Menge von allerley kleinen Körperchen, welche aus der Erde, und von den Dingen, die sich darauf befinden, aus- dünsten , eine Weile sich in ihr aufhalten und als- dann durch Regen und Thau aufs neue herab auf die Erde kommen und sie fruchtbar machen. 98. Die Abwechselung der Wärme und Kälte bereitet * die Säfte m der Erde: die Wurzeln ziehen sie alsdann in sich und ernähren die Pflanzen. Die Winde bringen den Gewachsen Nußen und Scha- j Was darf nach dem Säen nicht aus der Acht gelnfsett wei den? 2 Worauf kommt bey dem Feldbau viel au? 3 Wenn muß man sich vornemlich nach Ihr richten? 4 Wa6 gehört zur Witterung? 5 Was breitet die Abwechselung der Warme und Kälte?

4. Erster Unterricht vom Menschen und den vornehmsten auf ihn sich beziehenden Dingen - S. 50

1781 - Gotha : Reyher
I 50 Iii. Von Der menschlichen leget sie Mandelweise übereinander und fährt sie in die Scheurcn. ui. Die übrigen Früchte und Gewächse, die nicht unter das Getraide gehören, 1 werden theils ausgerauft, wie der Flachs, ^anf, theils mit dem Aarft und Spatel aus der Erde genommen wie die Wurzelgewächse, theils auch mit einem Elfen abgestochen, wie der ward. Nachdem sie von der Erde und ihren übersiüßrgen Blättern gesäubert worden, fährt man sie gleichfalls entr weder frey, oder in Säcken nach Hanse. ii 2. Sobald nun die eigentliche Feldarbeit vorüber ist, so wird den Herbst und Winter über, * für die fernere Bearbeitung der geerndteten Früchte gesorgt. Die Körner werden aus dem Stroh gedroschen, von der Spreu gereinigt und aufgeschüttet. Vom Flachs und Hanf werden die Knollen abgereffelt und ausgeschmissen, die Stengel in die Röste gethan, geblaut, gebrecht und gehechelt. Der Waid wird gequetscht, geballt und getrocknet; die Tabaksblatter schnürt man an dünnen, aber festen Bindfaden, trocknet sie und stampft sie fest in Kisten und Fässer zusammen, wo sie hernach in besondern Fabriken weiter zubereitet, in Rollen ge- spönnen, oder klar geschnitten werden. Aus Lein, Rübfaamen und Mohn macht man Oel, aus Möh- ren den bekannten süssen und gesunden Saft u.s.w» ii3* In 1 2 1 Was ist bey den übrigen Fruchten und Gewächsen nöthig ? 2 Was wird ün Herbst und Winter gethan?.

5. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 42

1890 - Gotha : Behrend
42 gebüude nebst dem Bienenstand, den Hühnerställen und Taubenschlägen erheben sich im hinteren Räume des weiten Hofes, auf welche Küchen- und Obstgärten folgen. Dort wachsen neben den nötigen Würzkräutern für den Tisch die rotgelbe Goldblume, die Sonnenblume, die Staugen- rose, die duftenden Rosmarin- und Thymianstauden, während an sonnigen Wänden die Rebe mit Aprikosen und Psirsichen gezogen wird. In den großen Grasgärten mit Obstbäumen wird die Wäsche getrocknet, die Leinwand gebleicht und Feldgewächse gedörrt. Die Familie, alt und jung, hat hier ihren Sammelplatz am Feierabend. Ein gesegnetes Land ist das Flachland des Elsasses, allein die mittlere Hügelregion erfreut sich eiues uoch reicheren Wohllebens. Nirgends giebt der Boden einen solchen Ertrag, nirgends hat er einen so hohen Wert. Prachtvolle Reben bedecken die unteren Bergabhänge und ziehen sich am Eingange der Thäler unter der wärmenden Mittags- sonne hin bis auf eine Höhe von mehr als 400 m über See. So geräumig die Ortschaften des Kocherberges erscheinen, so enge und ein- geschränkt sind die Dörfer und Städte der Weinregion. Kommen wir von der Ebene aus nach Kaisersberg, Ammersweier oder Türkheim, diesen zum ehemaligen Bunde der elsässischen „Zehnstadt" gehörigen, von deutschen Kaisern zu freien Reichsstädten erhobenen Gemeinden, so zeigt sich vor unseren Augen als Zeugen früherer Würde hier und da uoch eine Anzahl alter, hoher Gebäude zwischen düsteren Ringmauern eingeschlossen, die jetzt in Trümmer zerfallen. Im Innern dieses Wirr- warrs von Hänsern, deren Dächer der Sonne den Weg versperren, von Gassen und Höfen voll Weinpfählen, Wagen und Dünger, würde man sich wohl in jene Hauptstadt verirrt glauben, die Mephistopheles einst Fausten vorgestellt: . . . krummenge Gäßchen, spitze Giebeln, beschränkten Markt, Kohl, Rüben, Zwiebeln, Fleischbänke, wo die Schweifen Hausen . . Aber alle diese Städte, die bei aller malerischen oder romantischen Lage doch ihren historischen Charakter mehr oder weniger eingebüßt haben, erfreuen sich großer Wohlhabenheit. Die Winzer haben ihre Keller mit edlem Wein gefüllt, und eiu jeder will sich rühmen, das beste Gewächs zu ernten. In neuerer Zeit erbauen sich die Söhne der ehemaligen kaiserlichen Reichsbürger außerhalb der sinkenden Ringmauern und Festungswerke neue Wohnungen mit mächtigen Gewerben, deren Gewinn den Ertrag der Weinzone noch vermehrt. Die Weinzone umfaßt besonders den Hügelsaum, der längs des östlichen Abfalls des Gebirges von Thann bis Molsheim läuft. Wohl giebt es einige Reben im Sundgau, auch im Kochersberg, sogar uoch auf der Fläche des Ochsenfelds und bei den Jllnfern in der Umgegend von Kolmar, doch ist der Wein hier weder die herrschende Pflanzung noch das wichtigste Erzeugnis. Ihre eigentliche Heimat hat die Rebe auf den Hügeln des mittleren Elsasses im Süden und im Norden von Kolmar, wo das altertümliche Rappoltsweiler deu bedeutendste» Wein-

6. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 263

1890 - Gotha : Behrend
Der Bodelsberg, 263 Häuser sind größtenteils aus Holz mit Lehmfachwerk erbaut und bergen unter einem Dache Wohnung, Stallung und Scheune. Das Strohdach, welches früher allgemein war, hat vielfach dem Ziegeldach weichen muffen, doch ist das erstere immer uoch sehr verbreitet. Anders ist es in den Thälern. Hier sinkt man große Hofraiten, in denen die Wirtschaftsgebäude von dem Wohnhause getrennt sind. Der sehr fruchtbare Boden liefert reiche Erträge an Roggen, Weizen, Gerste, Hafer, Rüben, Saubohnen u. f. w, und an Stelle der kleinen unscheinbaren Vogelsberger Rasse sind die edleren Tiere der Schweiz getreten. Merkwürdiger Weise bildet der Vogelsberg in der Entwicklung seines Volksleben kein einheitliches Ganze. Wie früher die Grenzen des Oberlahngaus, des Fnlder Landes und der Wetteraiba über seine Höhe zogen, so haben sich in seinem Gebiet auch drei scharf geschiedene Mundarten ausgebildet, und es gehört für ein an die Schriftsprache gewöhntes Ohr schon einige Übung dazu, den Lanterbacher oder den Wetterauer Dialekt sicher zu verstehen. Noch verschiedenartiger waren früher die Volkstrachten, welche gegenwärtig bei den Männern allgemein verschwunden sind und nur bei dem weiblichen Geschlecht sich noch hie und da erhalten haben. So sehr dieselben auch in den einzelnen Thälern von einander abweichen, so stimmen sie im allgemeinen doch in dem kurzen, viel gefalteten Rock mit zuweilen buntem Saum, denzwickelstrümpsen, den Schnallenschuhen mit hohen, schmalen Absätzen, dem ärmellosen Mieder und dem vielgestalteten „Hessenhäubchen" überein. Hochzeiten, Kindtaufen, Begräbnisse, Kirchweihen und Schlachtfeste werden noch vielfach unter Beobachtung althergebrachter Gebräuche gefeiert. Doch kommen die letzteren in neuerer Zeit mehr und mehr in Abgang, und bald werdeu sie nur noch in der Erinnerung vorhanden sein. In früherer Zeit, als das ganze Gebirge noch mit nndurchdring- lichen Wäldern und ausgedehnten Stümpfen bedeckt war, als der gewaltige Ur noch hier hauste, und Bären, Wölfe und Luchse ihr Wesen trieben, da mag diese Gegend etwas Schauerliches gehabt haben. Man findet es daher begreiflich, wenn ältere Schriftsteller erzählen, „daß keines Römers Fuß hier dauernd geweilt", obgleich die Spuren der römischen Legionen bis zum Fuße des Gebirges reichen. Dagegen sinkt man fast überall Reste heidnischer Opferstätten, und einzelne Stellen sind mit altgermanischen Hünengräbern geradezu übersäet. Trotzdem hielt das Christentum hier seinen siegreichen Einzug, und manches Kirchlein entstand, wo vorher das Blut der Gefangenen zu Ehren des Thor geflossen war. Ob Bonisaeins selber hier gepredigt, ist nicht erwiesen. Dagegen weiß die Sage von einem Brunnen in der Nähe des Hoherods- kopfes zu erzählen, der unter dem Fußtritt seines Esels entstanden sei, und an der nralten Opferstätte, welche jetzt der Gemeinde Meiches als Friedhof dient, zeigt der fromme Glaube einen Stein, in welchem der Fuß des Heidenapostels sich eingedrückt haben soll. Der Vogelsberg ist reich au Sage» aus der Zeit, als das Christentum hier Wurzel faßte. So erzählt man in Schotten von zwei Gräsinnen, Rosamund und Dichamnnd — und in der altertümlichen Kirche daselbst zeigt

7. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 397

1890 - Gotha : Behrend
Die Moore Norddeutschlarids. 397 gekommen, hat durch den Jauu Kruse den ersten Anfang mit Buchweitz-Bau auf dem Mohr gemacht. Zu damaliger armseligen Zeit hat der Prediger, um leben zu können, selber im bloßen blau-kirfaien Brusttuch gestanden und sein Buchweitzenland im Mohr gehaltet und bearbeitet. Seyn Beyspiel, die ergiebige Ernte und die Noth damaliger Zeit hat diesen Vuchweitzen-Bau hier nach und nach im Lande in den Gang gebracht, den er in Wilderfang erst gesehen und gelernt hat." Das Moorbrennen geschieht gegenwärtig m folgender Weise: Zunächst werden durch die künftige Brandfläche kleine Gräben ge- zogen, aus denen das Moorwasser abfließen kann. Das so entwässerte Feld wird im Herbst zu großen Schollen umgehackt, die im Winter durchfrieren. Im Frühjahr muß der Boden nochmals durchgehackt und durch eine von Menschen gezogene hölzerne Egge „gerögt" werden. Dann stellt man einzelne Schollen in Haufen, die angezündet werden, sobald sie gehörig trocken sind. Darauf werden die brennenden Stücke mittels einer alten Pfanne über das ganze Feld geworfen, das nun bald an allen Punkten seinen Qualm zum Himmel steigen läßt. So brennt das Feld 2—3 Tage; zuletzt erlischt es von selbst, da der uutere Boden immer feucht ist. Die Fläche ist jetzt mit Moorasche bedeckt; man läßt sie völlig abkühlen und sät dann den Buchweizen oder Hafer hinein, der darauf eiugeeggt wird. Die ganze Arbeit ist eine sehr unangenehme und mühsame: oft steht der Moorfer im dicksten Rauch, sein schweißtriefendes Gesicht, seine Kleidung ist mit Asche und Staub bedeckt, seine Augen sind vom Rauch gerötet. Und doch ist es die Frage, ob seine Arbeit belohnt wird, denn die Buchweizenernte ist eine sehr unsichere: ein einziger Nachtfrost in der Blütezeit kann die ganze Erntehoffnung vernichten. Darum pflegen die Moorker zu sagen: „Wir haben unser Geld in der Lotterie." In nassen Frühjahren kann das Moor nicht gebrannt werden; oft muß man mit dem Brennen bis zum Sommer warten und kann keinen Buchweizen mehr säen. Dann wird das Feld mit Roggen bestellt, der aber nur einen spärlichen Er- trag giebt. Ein nasser Herbst erschwert wiederum oft das Einfahren der Ernte. Dann werden die Wagenräder mit Stroh umwunden, und man fchützt die Pferde oder Ochsen vvr dem Einsinken, indem man ihnen Holz- oder Strohschuhe an die Füße schnallt. Gelingt der Buch- weizenbau, so giebt er freilich eine gute Ernte. Bei passendem Wetter wächst er schnell, er muß „mit elf Wochen aus und in dem Sacke sein". Ist dies der Fall, so hat man wohl einen 20sachen, ja an den besten Stellen einen 40 fachen Ertrag. Darum haben die Buchweizenbauern recht, wenn sie vom Buchweizen sagen: „Schlumpffrucht, Klumpfrucht". Eine andere, bessere Ausnutzung der Moore war schon längst vor der Gründung der Kolonieen durch die Anlage der Fehne herbeigeführt. Der Wildnis abgerungen, sind sie erfreuliche Beweise menschlicher Kraft und Arbeit über die Ungunst natürlicher Verhältnisse: wo einst vollendete Öde war und Uhu und Wölfe ihr Wesen hatten, da drängt sich jetzt Hans au Haus, Garten an Garten und Wiese an Wiese; ans Kanälen ziehen zahlreiche Schiffe einher, Wind- und Schneidemühlen zeugen von

8. Bilder aus Europa mit Ausschluss des Deutschen Reiches - S. 334

1890 - Gotha : Behrend
Bilder aus Nord-Europa. Wuchses. Die beiden unteren Gürtel der Alpen, nämlich die Region der Buche und der Eiche und jene des Kastanienbaumes, fehlen auf dem Gebirge des Nordens. Der Korn bau geht in den Alpen im Vergleich mit den Bäumen und dem Klima nicht so hoch hinauf, als er in Skandinavien gegen Norden reicht, denn in den Alpen hört er ungefähr auf gleicher Höhe mit der Buche auf, und die Region des Nadelholzes hat in der Regel nur Viehzucht, während in Skandinavien die Buche nicht nördlicher als 59°, der Kornbau dagegen bis zum 70°, also eben so weit wie das Nadelholz geht. Das Getreide kommt hier bei einer mittleren Temperatur auf dem Gefrierpunkte noch fort; in den Alpen nicht weiter als bei einer mittleren Temperatur von 4° Wärme. Die natürliche Ursache dieser Erscheinung liegt in der größeren Sommer- wärme der nördlicheren Gegenden. Die Alpen bringen Wein und Mais hervor, welche in Skandinavien fehlen; der Graswuchs ist in den Alpen reicher und die Viehzucht daher ergiebiger. P^. 3. Ein norwegisches Gehöfte. Das Thal war östlich von schroffen, mit düster?', hohen Tannen dicht bewachsenen Bergwänden begrenzt, westlich erhoben sich die Berge allmählich, mit zerstreuten Höfen bedeckt; ein länglicher Landsee, wie ein erweiterter Fluß, nahm den Platz zwischen beiden Thalwänden ein. Zwei Kirchen, eine Kreuzkirche von Holz, braun angestrichen, und eine zweite, uralte, aufgemauerte, auf einem mit. entblättertem Laubholz be- wachsenen Hügel, lagen kaum eine Viertelmeile voneinander. Gegen Norden entdeckte man eine lange Brücke, die über den See, wo er am schmälsten war, nach der letztgenannten Kirche führte und deren zwanzig Bogen, in der Nähe keineswegs bedeutend, aus der Ferne einen im- panierenden Anblick darboten. Am meisten zeichnete sich ein großes, ansehnliches Haus mit seinen bedeutenden Nebengebäuden aus. Das große Wohnhaus lag heiter, mit glatten Planken bekleidet, hellgelb angestrichen, dicht an der schönen, großen Landstraße, die von Christiania nach Bergen durch die wildesten Gebirgsgegenden führt. Es bestand ans einem Erdgeschoß und einem Stockwerk, und die hohen Fenster prangten mit großen Scheiben, eben von der über das Gebirge heraufgehenden Sonne glühend beleuchtet. Die weißangestrichene Thür war mit hellglänzendem Meffinggrisf geziert, und ein Gitter von der- selben reiulichen Farbe schloß vor dem Hause einen kleinen, jetzt mit Schnee bedeckten Blumeugarten ein, der bis an die Landstraße reichte. Das schöne, heitere Gebäude würde selbst in einer großen Stadt eine ansehnliche Stelle eingenommen haben. Unter den bedeutenden Neben- gebänden, welche sich hinter dem Hause ausdehnten, zeichneten sich durch die äußerste Form der weitläufige Stall aus, die Brauerei, das Ge- bäude für das Gesinde und ein eigenes, durch Steine und starke Pfosten über der Erde erhabenes Gebäude, bestimmt, den Wintervorrat und das Pelzwerk gegen den Angriff der Ratten zu schützen. Alle diese Gebäude umschlossen einen großen Hof, und nach dem Landsee hin, der den

9. Bilder aus Europa mit Ausschluss des Deutschen Reiches - S. 129

1890 - Gotha : Behrend
Die kleinen Balkanstaaten. 129 in den herrlichen Gebirgsgegenden begeisterte den sangeskundigen Stamm zu den schönen Volksliedern, in denen sich Kraft mit natür- licher Einfachheit paart. Tapfer und unerschrocken zeigt sich der Serbe im Waffengange. Unermüdlich hat er gerungen, bis er des türkischen Druckes ledig geworden. Seine Waffen trägt er gern zur Schau. In dem breiten, bunten Gürtel, welcher in mehrfachen Win- düngen um den Leib geschlungen ist, bemerkt man Messer und Pistolen und noch einige andere Ausrüstungsgegenstände. Bei der Tracht des gewöhnlichen Serben fallen besonders die leinenen Beinkleider auf, welche außerordentlich weit und faltig sind. Das Hemd wird über den Hosen getragen, und durch einen Gürtel werden beide Kleidnngs- stücke festgehalten. Die knopfreiche Weste ist gewöhnlich von schreiender Farbe. Wer nicht barfuß geht, trägt hellfarbige, lederne Schuhe, die außerordentlich bequem sind. Von der Tracht des gemeinen weicht die des vornehmen Serben darin ab, daß der letztere in allem, be- sonders auch, was die Waffen betrifft, einen größeren Luxus entfaltet. Sein Fleisch pflegt sich der Serbe in patriarchialischer Weise am Spieß zu braten, nachdem er es mit Salz und Paprika zuvor gehörig «ingerieben hat. Wer je von solchem Fleische aß, das über den glühen- den Kohlen eines Holzfeuers gar und saftig geworden, wird es zu schätzen wissen. In der Bebauung des Bodens ist der Serbe noch Zurück. Der einheimische Pflug ist ein schwaches, hölzernes Gestell, vom serbischen Bauern selbst angefertigt. Gerade geeignet, der Acker- krnste die Haut ein wenig zu ritzen, patzt er für den meist schweren Lehmboden dieses Landes nicht. Es gereicht aber dem Lande durch- aus nicht zum Vorteil, daß der Boden außerordentlich zerstückelt ist, so daß es hier keine Großgrundbesitzer giebt. Ist der serbische Bauer und Hirte auch von recht stattlicher Figur, so besitzt er doch auffallend wenig körperliche Kräfte. Seine Nahrung besteht vorwiegend aus Melonen, Zwiebeln, Kukuruz (Mais) und etwas Brot; nahrhaftere Speisen genießt er nur bei besonderen Gelegenheiten, bei einer „Slawa" {Kirchweih) oder einem „Tabor" (Volksversammlung). Das Land ist gering bevölkert. Die Dörfer verbreiten sich über weit ausgedehnte Flächen, weil die einzelnen Gehöfte immer weit aus- «einander liegen. Die Häuser, meist quadratsörmig gebaut, sind zwischen Büschen und Bäumen versteckt. Die Wände sind meist aus Lehm und Stroh gebaut; das Dach ist oft mit Schindeln, in der Regel aber mit Schilf und Stroh gedeckt. Das Getreide wird nach alter Weise durch Ochsen und Pferde gedroschen. Bei jeder Ortschaft finden sich sehr ausgedehnte Obstplantagen, namentlich Zwetschenpflanznngen. Der Wald wird als Gemeingut betrachtet und ist den größten Verwüstungen ausgesetzt. Das Holz hat sast keinen Wert; überall liegen große Stämme am Boden, um hier zu verfaulen. In dem Walde läßt der Serbe feine Schweine, Schafe und Ziegen weiden, von denen die letz- teren für die Baumbestände außerordentlich schädlich werden, indem sie das Unterholz und den Nachwuchs vernichten. Von Schweinen, welche Meyer, Lesebuch der Erdkunde Ii. 9

10. Deutschlands Kolonieen - S. 27

1889 - Gotha : Behrend
291] 27 färbe), spärlichen Bartwuchs und gekräuseltes, kurzgetragenes Haupt- haar. Die Kleidung ist bei den Männern ein Lendenschurz, zu welchem bei den Wohlhabenderen eine Art Mantel kommt. Die Frauen tragen ein Tuch, welches rockartig über der Brust zu- sammengehalteu wird und bis zum Knie fällt, die jungen Mädchen und ärmeren Frauen dagegen nur einen Lendengürtel mit kleinem Schurz. Die Kaufleute und „Könige" der Küstenorte tragen europäische Kleidung. — Waffen werden in der Regel im Frieden nur auf Reisen getragen. Die alten Lanzen, Bogen und Pfeile sind — namentlich an den Küstenstrichen — bereits verdrängt durch Feuerwaffen, kurze Schwerter und Bajonette. — Reinlichkeit an Körper und Kleidung zeichnet die Küstenbewohner aus, während im Landinnern die Hautpflege nicht besonders geübt wird, und Ausschläge und Hautkrankheiten hier an der Tagesordnung sind. b) Die Wohnungen sind durchweg viereckig mit Wänden aus Luftziegeln und Giebeldächern aus Schilfgras. Fächer- und Bambuspalmen liefern das Balkenwerk. (Nur die im Innern des Landes gelegene heilige Stadt Groß-Be weist runde Hütten mit Kegeldach auf.) Die Wohnungen schließen sich zu volkreichen Dör- fern und kleinen Städten zusammen, und die Gehöfte sind von einander durch Maisstrohzäune getrennt. In keinem Dorfe fehlen besondere Fetischhäuser, meist offene Hallen oder auch geschlossene, mit zahlreichen Fensterluken versehene Mauerwerke, immer grell bemalt und aufs abenteuerlichste ausgestattet. Ein anderes öfsent- liches Gebäude im Dorfe ist die hochgebaute Gerichtshalle. c) Die Nahrungsquellen der Togoneger sind Feldbau, Fischfang und Handel. Auf Feldstücken von V*-V2 Morgen baut man Mais, Kafsawe, Aams, Erdnüsse, Baumwolle und Bananen. Die Felder sind durch stachlichte Kaktushecken eingehegt. Der Haupthandelsartikel ist das weit aus dem Innern zur Aus- fuhr herbeigebrachte Palmöl und auch Palmkerne. Die Nah- rung besteht überwiegend aus Pflanzenkost. Dazu kommt Fisch- nahruug, während Fleischgenuß nur bei Festlichkeiten üblich ist. Hühner, Schweine und Schafe sind das dabei in Betracht kommende Schlachtvieh. Zu den Haustieren gehört auch der Hund. Eine kleine, aber ausdauernde Pferderasse wird weniger von Eingebornen als vielmehr von Weißen gehalten. Rinder sind sehr selten. d) Die Gesellschaft gliedert sich in Freie und Unfreie, wie bei allen Negervölkern. Letztere nennt man gewöhnlich Sklaven;
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