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1. Das erste Geschichtsbuch - S. 53

1892 - Gera : Hofmann
— 53 — Felder und Wiesen in den Niederungen der Oder, Warthe und Netze sah. Jeder Bauernsohn mußte vor seiner Verheiratung eine Anzahl Obstbäume anpflanzen. Kahle Höhen ließ er mit Maulbeerbäumen bepflanzen, um beit Seidenbau einzuführen. Da oft Hirsche und wilde Schweine die Felder der Bauern verwüsteten, so erließ der König scharfe Bestimmungen gegen den Wildschaden. Zum Anbau der Kartoffeln mußte er die Bauern zwingen. Sie wußten mit den fremden Knollen nichts anzufangen. Nettelb eck, der brave Verteidiger Kolbergs, erzählt aus seinen jungen Jahren: „Der König schenkte meiner Vaterstadt einen ganzen Wagen voll Kartoffeln. Kopfschüttelnd bot sie ein Nachbar dem andern. Man brach sie von einander und warf sie, natürlich roh, den Hunden vor. Diese schnoberten daran herum und verschmähten sie gleichfalls. Nun war ihnen das Urteil gesprochen. Die Dinger, hieß es, riechen nicht und schmecken nicht, und nicht einmal die Hunde wollen sie fressen. Was wäre uns damit geholfen?" Der König aber ruhte nicht, bis er feine Unterthanen von dem Werte der Erdäpfel überzeugt hatte. Er sandte Leute im Lande umher und ließ die Bauern im Kartoffelbau unterweifen. Auch Gewerbe und Verkehr hob der König auf jede Weise. Er verband die Flüsse durch Kanäle, legte einen Hafen an, besserte die Wege und ließ in Fabriken Tuch, Leinwand, Porzellan n. a. Waren herstellen. Berlin verschönerte er durch schöne Bauten und die Bildsäulen seiner liebsten Generale. Um das Schulwesen stand es damals noch schlecht. Die meisten Schulhäuser waren elende Hütten, die meisten Lehrer unwissende Kammerdiener, Handwerker oder ausgediente Unteroffiziere. Tief in Dummheit und Aberglauben steckte das Landvolk. Durch eine Land schnlo rdnung ordnete der König an, daß Schulen gebaut, ordentliche Lehrer angestellt und die Jugend fromm und geschickt erzogen würde. Musterschulen richtete damals Eberhard von Rochow auf seinen Dörfern ein. In Berlin wurde die erste Realschule gegründet. Besondere Sorgfalt verwandte Friedrich auf die Rechtspflege. „Ungerechte Richter find gefährlicher als eine Diebesbande!" jagte er. Das Prozeßverfahren kürzte er ab, die unmenschlichen Strafen beseitigte er, und das „Allgemeine Landrecht" ließ er ausarbeiten. Überall war sein scharfes Auge, um Mißstände zu entdecken, und seine milde Hand, um zu helfen. Um feinen Unterthanen viel geben zu können, war er selbst sehr sparsam. „Preußen ist arm, darum muß sein König sparen!" sagte er. Im Mai unternahm er Reisen in das ganze Land. Dabei schenkte er auch dem Geringsten Gehör und untersuchte alle Beschwerden. „Die armen Leute wissen, daß ich Landesvater bin, darum muß ich sie hören!" sagte er. Als er einst die Pferde wechseln ließ, drängte sich ein altes Mütterchen dicht an feinen Wagen. „Was wollt ihr, Mütterchen?" fragte der König. „Sie sehen, weiter nichts!" war die Antwort. Der König reichte ihr einige Goldstücke und und sagte: „Auf diesen Dingern konnt ihr mich ansehen, so oft ihr

2. Die Geographie in der Volksschule - S. 119

1897 - Gera : Hofmann
A. Nordwesteuropa. Iii. Die britischen Inseln. 119 Futterkräuter haben, und die Laubbäume werden üppigen Blätterreichtum hervorbringen. Es heißt seines üppigen Grüns wegen auch poetisch „das grüne Erin" oder „die Smaragdinsel". Zusammenfassung: Sprich über das Klima Irlands und seinen Einfluß auf Bodenbeschaffenheit und Pflanzenwelt! 3. Kulturzustände in Irland. Welches werden bei dieser Beschaffenheit die hervorragendsten Nahrungs- quellen der Bewohner sein? — Ackerbau und Viehzucht. — Besonders in höher gelegenen Strichen eignet sich das Land vorzüglich zum Getreidebau; namentlich aber wird der Kartoffelbau in sehr großer Ausdehnung betrieben. Welchen Schluß könnte man aus der Ertragsfähigkeit des Bodens auf den Stand der Bodenbewirtschaftung machen? ■— Die Landwirtschaft wird gewiß in hoher Blüte stehen. — Merkt! Nein, das ist trotzdem keineswegs der Fall! Die Bodenkultur läßt noch viel zu wünschen übrig. Das Land gehört größtenteils englischen adligen Großgrundbesitzern, welche dasselbe von Pächtern bewirtschaften lassen, die es wieder an Unter- und Teilpächter abgeben, denen jeden Augenblick die Pacht gekündigt werden kann. Die fremden Eigentümer verzehren größtenteils die Pacht in England oder auf dem Festlande, und weder sie noch die Pächter haben an gründlicher Bewirtschaftung des Bodens großes Interesse. Der irische Landmann lebt in großer Armut. In der Regel ist er ein bloßer Tagelöhner, der für andere arbeitet und bloß eine Lehmhütte und ein Stückchen Land erhält, worauf er Kartoffeln pflanzt. Den Pachtzins arbeitet er ab. Wenn die Kartoffeln nicht gedeihen, gerät er in die bitterste Not. So kommt es, daß dies fruchtbare Land voll bitterster Armut ist, daß die arme Bevölkerung oft hungert, während von den großen Gütern viel Ge- treide ins Ausland geführt wird. Irland ist viel von Volksunruhen bewegt, und viele arme Familien wandern aus. (Abfragen!) Die Viehzucht hat sich in letzter Zeit sehr gehoben und liefert viele Handelsartikel, als Schlachtvieh, Fleisch- und Fettwaren. Der größte Aus- fuhrhafen dafür ist Cork. Im nordöstlichen Teil der Insel steht der Flachsbau in großer Blüte. Welche beiden Hafenstädte werden den Flachs verarbeiten und Leinwand aus- führen? — Dublin und Belfast. — Besonders ist Belsast Mittelpunkt der Leinwandfabrikation. Es ist überhaupt Irlands bedeutendste Fabrikstadt. Dublin führt mehr landwirtschaftliche Erzeugnisse aus. Sämtliche Gebirge Irlands sind arm an Mineralien. Eisen und Steinkohlen fehlen fast ganz. Wie wird es da wohl mit der Fabrikthätig- keit bestellt sein? — Es hat wenig Fabrikthätigkeit. — Welches werden

3. Deutsche Prosa - S. 267

1900 - Gera : Hofmann
Botanische Probleme. 267 und strecken; bilden sich neue Organe, so vermehren sich die Zellen durch Teilung in einer gewissen Region; erkrankt die Pflanze, so sind es wieder die Zellen, in denen das Leben erlischt. Wenn in den letzten Jahrzehnten die Experimentalphysiologie der Pflanzen ihre Methoden vervollkommnet und die Beziehungen des Pflanzenlebens zum Licht, zur Wärme, zur Schwerkraft, zur Elektrizität und zu den chemischen Anziehungskräften weit klarer entwickelt hat, als das vor hundert Jahren möglich war, so hat sie doch nie die Aufgabe aus dem Gesicht verloren, die Erscheinungen des Pflanzenlebens aus dem Leben der Zellen ab- zuleiten. Nun hat uns aber im Jahre 1838 Theodor Schwann gelehrt, daß auch der Entwickelungskreis jeglichen Tieres und sogar des Menschen mit einer einfachen Zelle beginnt, daß alle Organe des Tieres aus Zellen zusammengesetzt und aus der Teilung jener ersten Zelle hervor- gegangen sind. Aber die Tierzelle ist das nämliche Gebilde wie die Pflanzenzelle; es giebt nur Eine Zelle und Ein Leben. Wie aber der Mathematiker den Wert einer unbekannten Größe nur in einer ein- fachen Gleichung bestimmen kann, so erkennt auch der Naturforscher die unbekannten Gesetze des Lebens am leichtesten in ihrer einfachsten Er- scheinung, in der Pflanzenzelle. Und wenn unter Virchows genialem Vorgang die Lehre vom kranken Menschen, die Pathologie, auf die Lehre von der kranken Zelle gebaut worden ist, so hat die Erforschung der Pflanzenzelle das wissenschaftliche Fundament dazu gegeben. Eine ganz besondere Bedeutung hat in neuester Zeit die Lebens- geschichte der Pilze gewonnen, indem sie in Beziehung tritt zu einer Reihe hochwichtiger Probleme, deren endgültiger Lösung die Menschheit mit Spannung entgegensieht, da sie an ihnen mit ihrer ganzen Existenz beteiligt ist. Seit undenklichen Zeiten decimieren Brand und Meltau die Ernten; in den letzten fünfzig Jahren sind in rascher Aufeinander- folge fast alle angebauten Gewächse von Krankheiten heimgesucht worden, welche erst unbeachtet im Verborgenen umherschlichen, dann wie mit einem Male über weite Landstriche sich ausbreiteten und Mißwachs, Teuerung, Hungersnot über die Völker brachten. Ganz besonders hatte sich seit 1845 die Krankheit der Kartoffeln, seit 1848 der echte, seit 1878 der falsche Meltau den Rebenpflanzungen des Südens furchtbar gemacht; auch die Zuckerpflanzungen und Kaffeeplantagen der Tropen sind durch Krankheiten verwüstet worden; ja sogar die Insekten, von den Stubenfliegen bis zu den Seidenwürmern, den Bienen und den wälderverheerenden Nonnenranpen, werden von Seuchen befallen. Alle diese Epidemien werden, wie wir jetzt wissen, von mikroskopischen Pilzen verursacht, deren Keime von Pflanze zu Pflanze, von Insekt zu Insekt verbreitet, zugleich den Keim tödlicher Erkrankung übertragen.

4. Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte - S. 567

1894 - Gera : Hofmann
111. Deutsches Leben zur Zeit der fränf. u. stauf. Kaiser. 10. Der Bauernstand. 567 zur Weide. Die Hauptfrüchte waren Weizen und Roggen, Gerste und Hafer, Gemüse, Hülsenfrüchte und Flachs. Um Acker- und Gartenbau machten sich die einzelnen Orden verdient, namentlich die Cistercienser und Prämonstra-tenser, aber auch manche Burgherren legten einen Ziergarten und Baumgäuge an. Allmählich steigerte sich die Nachfrage nach den Erzeugnissen der Ackerwirtschaft und des Gartenbaues. In den Städten wuchs die Gewerbethätigkeit, Handel und Verkehr entzogen die Bürger der bis dahin betriebenen Landwirtschaft immer mehr und zwangen sie dadurch, von den Bauern zu sausen was sie brauchten. Hierdurch wurden letztere veranlaßt, ihrer Arbeit mehr Aufmerksamkeit und größeren Fleiß zu widmen, um reichlichere und bessere Erzeugnisse des Bodens liefern zu können. Die Viehzucht blühte auf, die Pferdezucht gewann durch den Reiterdienst, die Schafzucht stieg infolge des Bauern und Pflug. (Stacke.) Wollengewerbes in den Städten, die Bienenzucht lieferte den Klöstern und Kirchen Wachs zu Kerzen, der Honig wurde als Würze der Speisen und Getränke statt des später hergestellten Zuckers verwendet, auch diente er zur Bereitung des Met. Die vielen Fasttage, welche die Kirche vorschrieb, zwangen zum Betriebe der Fischzucht und des Fischfanges. Die immer zahlreicher werdenden Bierbrauereien förderten den Anbau von Hopfen und Gerste. Nach und nach waren auch die Preise gestiegen. So kostete ein Huhn im zehnten Jahrhundert noch 1/2 Pf. = 18 Pf., im elften schon 1 Pf. — 36 Pf. Denselben Preis hatte eine Mandel Eier, das Doppelte oder Dreifache eine Gans. Ein fettes Schwein kostete 20—24 Pf. = 7—8,40 Ms. nach unserm Gelde, ein Schaf 10 Pf. — 3,50 Mk. Auch der Weinbau war weit verbreitet. Umfänglichere Weinberge gab es namentlich bei den größeren geistlichen Stiftungen; sie wurden durch Hörige bestellt, die außerdem von ihrem eigenen kleinen Besitztum ihren Herren einen Weinzehent abliefern mußten. Großen Nutzen gewährten die ungeheuren Waldungen, die allerdings eifrig gelichtet wurden, wodurch ein Steigen der Holzpreise entstand. Auf den Waldblößen herrschaftlicher Forsten durften die benachbarten Gemeinden ihr Vieh weiden und ebenso Waldstreu und Brennholz den Waldungen entnehmen. Die hohe Jagd blieb dem Könige und den Großen vorbehalten, die niedere ward bisweilen an den kleinen Adel oder auch an Städte verliehen. Jagdbare Tiere waren Hirsch, Reh, Wildschwein, Hase, Biber, Marder, bis in die sächsische Zeit hinein auch Elch und Schelch (Riesenhirsch). Man jagte zu Pferde von Hunden begleitet, Armbrust und Speer zum Dienste bereit haltend. Vögeln stellte man durch Falken, Sprenkel und Leimrute nach. Die Strafen gegen Wildfrevler waren noch nicht hart, sie wurden indes in späteren Jahrhunderten bedeutend verschärft. Damals bestimmte der „Sachsenspiegel", niemand sollte wegen eines Jagdfrevels „seinen

5. Deutsche Fürsten- und Ländergeschichte, deutsche Reformationsgeschichte - S. 160

1895 - Gera : Hofmann
160 Drittes Buch. Ii. Abschnitt: Bilder aus dem deutschen Volksleben. Bauern noch im Jahre 1500 das holsteinische Ritterheer des Königs Johann von Dänemark in der Mordschlacht bei Hemmingstedt am Dnsenddüvelswarf vernichteten. Doch dies waren seltene Ausnahmen. Im übrigen lassen sich drei wesentliche Stufen der Abhängigkeit unterscheiden, obwohl sie vielfach ineinander übergingen. Die Zinsbauern lebten in einem festbegrenzten Vertragsverhältnis als Eigentümer ihres Grundes; sie leisteten der Schutzherrschaft einen gewöhnlich sehr mäßig bemessenen Schutz-(Rekognitions-)zins meist in Naturalien, wie Eier, Hühner, Schweine und dergleichen mehr zu bestimmten Terminen; ihre Gemeinden regierten sich im ganzen selbst; der vom Herrn ernannte Schulze hegte das Dorfgericht mit ein paar Schöffen über kleinere Sachen, und die gemeine Mark oder die Allmende, d. i. der in Gemeinbesitz verbliebene und deshalb unangebaute Teil der Dorfflur (Wald, Weide, Wasser) stand für eignen Bedarf jedem einzelnen Gemeindegenossen zur freien Benutzung, so daß er Holz schlagen, eine bestimmte Zahl von Vieh auf die Weide treiben, fischen und jagen durfte. Die Hörigen dagegen bewohnten und bebauten Grund und Boden ihres Herrn, waren zu stärkeren Leistungen an Naturalien und zu Fronoder Höfediensten auf dem herrschaftlichen Gute verpflichtet und auch sonst mannigfach gebunden, z. B. verhindert, ihr Gut ohne Erlaubnis des Herrn zu verlassen, und gehalten, ihre Kinder dem Grundherrn eine Zeitlang zum Gesindedienste zu überlassen. Die Nutzung der gemeinen Mark war ihnen wohl gestattet, aber nur gegen Zins. Endlich die Leibeigenen waren, was der Name sagt, Sklaven ihres Herrn, an die Scholle gefesselt und mit dieser verkäuflich, wurden im ganzen hart gehalten und zu „ungernebenen" Diensten und Leistungen verwandt. Indes wog diese Form der Abhängigkeit keineswegs vor, und das läßt sich im allgemeinen als Regel aufstellen: die milderen Formen der Untertänigkeit herrschten im Süden und Westen, die härteren im Osten, wo die Unterwerfung slawischer Bevölkerung unter deutsche Herrschaft größeren Druck hervorgebracht und schließlich auch auf die Behandlung der eingewanderten, ursprünglich freien deutschen Bauern hinübergewirkt hat. Alles in allem betrachtet, war der deutsche Bauer noch am Ausgange des Mittelalters keineswegs das geplagte Lasttier, zu dem er besonders nach dem Dreißigjährigen Kriege erniedrigt worden ist. Zwar am öffentlichen Leben in größeren Verhältnissen nahm er keinen Anteil, aber seine Gemeindeangelegenheiten durfte er meist frei besorgen, und waren die Bodenverhältnisse günstig, die Leistungen nicht allzu drückend und die Herrschaft wohlgesinnt, so konnte er zu ansehnlichem Wohlstände gelangen; denn Landbau und Viehzucht blühten. Fast durchgängig herrschte noch die Dreifelderwirtschaft, bei der alljährlich der dritte Teil des Pfluglandes als Brache liegen blieb; nur in den nördlichen Küstenlandschaften und in den Alpen blühte die Feldgraswirtschaft mit Vorwiegen der Viehzucht; am Unterrhein und in Flandern trieb man sogar bereits die moderne Fruchtwechselwirtschaft mit Stallfütterung. Einsichtige Grundherren, wie namentlich kirchliche Herrschaften, leiteten ihre Wirtschaften in großartigem, sorgfältig geregeltem Betriebe, wie

6. Deutsche Fürsten- und Ländergeschichte, deutsche Reformationsgeschichte - S. 161

1895 - Gera : Hofmann
12. Die Bauern und die Landwirtschaft. 161 ihn z. B. das Wirtschaftsbuch des Nikolaus Engelmann, der 1495—1516 dem kurmainzischen Hofe in Erfurt vorstand, in trefflicher Weise vergegenwärtigt. Selbst die Hörigen und Leibeigenen, die auf dem Hofe als Tagelöhner dienten, wurden meist reichlich, namentlich mit derber Fleisch- und Gemüsekost verpflegt und nicht schlecht bezahlt, hatten also eine auskömmliche Existenz. Ein (herrschaftliches) Dorf unter der Dreifelderwirtschaft sah ungefähr so ans: Der Wald und die entlegeneren oder schlechteren Teile der Flur blieben stets als Hutweide zu gemeinsamer Nutzung liegen; nur etwa die große Hälfte der ganzen Flur, die dem Dorfe näher lag, war Wiese und Pflugland. Dies zerfiel wieder in verschiedene „Gewanne" nach der Güte des Bodens; daher hatte jeder Hof seinen Anteil an jedem Gewanne, so daß jedes Bauerngut und das Herrengut selbst aus zahlreichen kleinen, zerstreuten Stücken bestanden (Gemenglage). Nur im östlichen Deutschland wog die geschlossene (fränkische, vlämische) Hufe vor. Mit der Gemenglage war der Flur-Zwang unzertrennlich verbunden, d. h. der Zwang für alle, die Felder in einer und derselben Fruchtfolge anzubauen. Daher zerfiel das Pflugland in drei „Felder", ein Ober-, Mittel- und Unterfeld, deren Benutzung alljährlich wechselte. Jedes „Feld" wurde einmal mit Sommerkorn, einmal mit Winterkorn bestellt und blieb das dritte Jahr als Brache liegen, um zu ruhen und von den Bauern wie von der Herrschaft als Weide benutzt zu werden. Das Vieh blieb also nur im Winter im Stalle, im Sommer war es beständig auf der Weide, so daß der Dünger größtenteils verloren ging und das Vieh im Winter, da es oft an Futter mangelte, weil Futterkräuter nicht gebaut wurden, sehr herunterkam. Die Schweine trieb man wenn möglich ans die Eichelmast. Im ganzen lieferte ein Gut unter der Dreifelderwirtschaft nur etwa die Hälfte des Ertrags wie unter der Fruchtwechselwirtschaft; aber der Übergang zu dieser war sehr schwer wegen des Flurzwangs und der Weideservituten auf der Brache. Darüber stimmen denn auch alle Berichte überein: der Wohlstand der Bauern war am Ende des 15. Jahrhunderts nicht etwa im Sinken, sondern im Steigen, und mit ihm wuchs ihr Selbstgefühl. Denn die Gelegenheit, landwirtschaftliche Produkte durch Verkauf zu verwerten, war damals auf die nächste Umgebung beschränkt, der Bauer hatte also zwar wenig Geld, aber er mußte das, was er baute, größtenteils selber verbrauchen, lebte also nach einer guten Ernte und in gedeihlichen Jahren so recht „ans dem Vollen". Im üppigen Aufwands bei Festtafeln, in reicher Tracht und kostbarem Schmuck thaten es viele Bauern den städtischen Patriziern gleich, den Landjunkern oft zuvor. Die Altenburger Bauern, jetzt noch wohlhäbig, trugen Mützen aus Bärenpelz, Korallenketten mit Goldstücken und seidene Bänder, die pommerschen trugen nur „englisch und ander gut gewandt", die elsässischen machten nach des Straßburgers Wimpheling Versicherung oft solchen Aufwand bei Kindtaufen und Hochzeiten, daß man dafür ein Haus oder ein Ackergütchen hätte kaufen können. „Sie sind grob, stolz, unnütze, Treiben jetzt die größte Pracht rc." Bilder a. d. Gesch. d. deutschen Volkes. Ii. 11

7. Deutsche Fürsten- und Ländergeschichte, deutsche Reformationsgeschichte - S. 441

1895 - Gera : Hofmann
23. Fürsten, Adlige, Bürger und Bauern im Zeitalter der Reformation. 441 Arbeitslohnes, für Pflege der Forsten und der Obstbäume, Verbesserung der Wege; er suchte dem Wucher zu steuern und erleichterte die Lasten der Bauern, wo sie zu schwer erschienen". Ein weiterer Vorteil erwuchs der landbauenden Bevölkerung in den evangelischen Staaten durch die Einziehung zahlreicher Klostergüter Mochten dieselben zu den landesherrlichen Domänen geschlagen oder für den Unterhalt von Schulen und frommen Stiftungen bestimmt sein, immerhin wurden sie in Zeitpacht gegeben, und so wurde eine neue Kategorie bäuerlicher Pächter geschaffen, die auf solchem Gut sich wohl nähren konnten So sprechen denn zahlreiche Beweise dafür, daß es auch in der zweiten Halste des Xvi. Jahrhunderts an einem in behaglichen Verhältnissen lebenden Bauernstand nicht gefehlt hat, der sich mit jenem eigentümlichen trockenen Humor in die Ungunst der Zeiten schickte, durch fleißige Beobachtung und Ausnutzung der Witterung sich redlich nährte und an den Dorffeiertagen, vor allem der Kirchweih, auch in alter Weise lustig zu sein verstand. Da fehlte es denn weder an dem herkömmlichen Essen und Trinken, noch an den nötigen Raufereien; Krämer, Quacksalber fanden ihren Verdienst, auch der Landsknecht nahm wohl bei den Bauern Platz, erzählte von seinen Kriegs' thaten ober sang die letzte neue Weise. An Belustigungen aller Art war kein Mangel, die erste 'Rolle spielten nach wie vor der Tanz, daneben Kegelspiel, Stangenklettern u. a. Auch der Frömmigkeit ward ihr Recht, nicht umsonst mahnte das im Fahnenschmuck prangende Kirchlein, dem Geber alles Guten Dank zu sagen. Ohne Zweifel waren auch die sittlichen Verhältnisse auf dem Lande ehrbarer und reiner als in den Städten, und wenn es den Bauern auch vielleicht nicht mehr möglich war, bei den Hochzeiten ihrer Töchter denselben Prunk zu entfalten wie in den Zeiten vor dem Bauernkrieg, blieb das Kränzlein der Braut in Ehren. Auch der eigentliche Betrieb der Landwirtschaft hatte fortschritte gemacht. Bis zum Ausgang des Xv. Jahrhunderts war die „Dreifelderwirtschaft" allgemein gewesen, d. h. abwechselnd wurde das eine Feld mit Winterfrüchten, das zweite mit Sommerkorn bestellt, das dritte als Brachfeld nur umgepflügt. Jetzt hatte man bereits begonnen, einen Teil des Brachfeldes zu besömmern, d. H. es mit sogenannten Brachfrüchten, Wicken und Erbsen, zu bestellen. Obstzucht und Gartenbau wurden von den Bauern noch immer sehr vernachlässigt, besonders zeichneten sich dadurch die märkischen Bauern aus, die, wie noch heute, ihren ganzen Garten auf wenige Fruchtbäume, etwas Kohl, Mohrrüben und Petersilie beschränkten. Dagegen zeichneten sich durch Garten- und Sämereibau mehrere Städte aus, besonders Erfurt, Mainz, Würzburg und Bamberg. Erfurt baute ganz besonders den Waid an, und in alten Amtsbüchern findet sich, daß manches Dorf dieser Gegend jährlich für 12 bis 16 000 Thaler Waid gebaut habe. Noch 1554 nahm ein Baner aus dem Erfurtischen von fünf Morgen mit Waid bestellten Landes 150 Gulden ein. Leider wurde der Anbau dieses nutzbringenden Farbekrautes feit 1570 immer mehr durch die Einführung des Indigo beeinträchtigt, ob-

8. Bd. 2 - S. 161

1837 - Eisleben : Reichardt
Osmanisches Reich» 161 wird weniger angebaut, als die Insel braucht. Dagegen giebt es vielen und vortrefflichen Wein, Baumwolle, die mit einem besondern Fleiße kultivirt wird, sehr schönen aber wenigen Flachs, Süßholz, das wie Unkraut sich verbreitet und alles erstickt, Tabak, doch für die starke Konsumtion nicht hinreichend, Orangen, Citronen und Simonien in großer Menge, Johannisbrodbaume, deren Fruchtbarkeit sehr groß ist, und deren Frucht die einzige Zuflucht des armen Volks ist, welches sie meistens roh genießt, und die außerdem zur Fütterung des Viehes und zur Mästung der Schweine verwendet wird, Kastanien bloß im west- lichen Theile, Mandelbäume, Granaten, Indianische Feigen, die eins vortreffliche, wie Pifang schmeckende Frucht darbieten, Erdbeerbaume rc. Die Zahl der Einwohner dieser Insel ist gering. Sieber schlägt sie auf 200,000 an, wovon die meisten Griechen sind. Jetzt soll ihre Zahl kaum noch 90,000 betragen. Die Ursache dieser großen Abnahme der Bevölkerung liegt in den mörderischen Kämpfen der Griechen und Türken, indem die erstem sich gewaltsam von dem Joche der letztern zu befreien suchten. Beide Partheien verübten Mord, Raub und Plünderung ohne alle Scheu. Weiber und Kinder wurden getödtet und Hunderte von Griechischen Kindern fortgeschleppt und als Scla- ven verkauft. Den Griechen stand kein Markt offen, nach welchem sie ihre Gefangenen hatten bringen können, und zur Wiedervergeltung mor- deten sie deshalb alles, was ihnen in den Weg kam. Wo Griechen und Türken sich zufälliger Weise trafen, erfolgte ein blutiger Kampf. Beson- ders wüthete der Kampf in den Dörfern, Mann gegen Mann von einem Hause zum andern fort; hier stellte sich der Grieche mit allem Muthe und aller Tapferkeit seiner Vorfahren hartnäckig seinem Unterdrücker entgegen, und vertheidigte seine Familie, so lange er lebte. Da die Türken nicht im Stande waren, die Griechen gänzlich zu unterwerfen: so übergaben sie dem Pascha von Ägypten Mehemed-Ali diese Insel und vereinigten sie mit seinem Paschalik. Dieser ließ eine beträchtliche Zahl seiner Truppen landen und ohne Umstände alle Griechen aufhängen, die er mit den Waffen in der Hand gefangen nahm, und führte das Werk der Rache gegen sie mit der größten Wuth. Ein großer Theil der Eandioten wanderte aus, und so ist die Insel sehr verödet. In den 3 einzigen Orten Eandia, Canea und Rettimo, welche den Ramm von Städten führen, liegt ein Theil der Gebäude in Trüm- mern. Der Anblick des Innern bietet ein eben so niederschlagendes Bild dar. Die Dörfer zerfallen und das Land bleibt unbebaut. Seit einigen Jahren hat jedoch Mehemed Ali alle sich einander bekämpfen- den Partheien vernichtet, und Ordnung und Sicherheit wieder herge- stellt; und es sind mehrere Tausende der alten Einwohner zurückgekehrt, und nicht nur unbelästigt geblieben, sondern auch beschützt und aufge- muntert worden. Wahrscheinlich wird sich jetzt die Bevölkerung wieder heben. Serbien, das zur Zeit der Römer Mösia hieß, und zu Jlly- Cannabich''s Hülfsbuch. Ii. Band. 11

9. Völkerwanderung und Frankenreich - S. 150

1906 - Gotha : Thienemann
— 150 — schulen (Langensalza, Beyer & Söhne, 1898) S. 1—15, wo der Schüler durch Rechenaufgaben, z. B. über die Gasanstalt in Weimar oder über die vollspurigen Eisenbahnen in Deutschland in der Anwendung der genannten Begriffe geübt wird. 5. Transportwesen. Ein großer Teil der Produkte wurde auf dem Fronhof selbst konsumiert, und edle Grundherren hielten darauf, daß das Gesinde gut unterhalten wurde und durch niemand ins Elend geriet; der Rest mußte nach der Zentralstelle, nach Prüm, abgeliefert werden. Der Transport war meist eine Fronpflicht der Gehöser. So sollte in Villance jeder Gehöser im Mai eine Fuhre mit 15 Malter Weizen oder 20 Malter Hafer und im Dezember mit 12 Malter Weizen oder 20 Malter Hafer nach Prüm fahren. Die Gehöfer von Villance fuhren im Mai und Dezember, die andern Fronhöfe zu andern, vom Gutsherrn bestimmten Zeiten, so daß jeder Fronhof die gesamten Vorräte für den grundherrlichen Unterhalt auf eine bestimmte Reihe von Tagen zu beschaffen hatte. Auf diese Weise brachte man im Jahre 854 allein aus Zinsen der Gehöfer von den 1599| Hufen der 118 Fronhöfe, also die Erträge der Fron- und S«l* lander und der Wälder ungerechnet, folgendes auf: 432 Malter Salz; 177,5 Malter Weizen; 473 Malter Roggen; 1631 Malter Spelt; 452,5 Malter Gerste; 469,5 Malter Hafer; 151 Fuder Heu; 1264,8 Ohm Wein; 4382 Hühner; 20896 Eier; 427 Schweine; 267 Schase; 4566 Spindeln Garn; 2600 Spindeln Wolle. Damit hatte die Abtei Prüm, die Grundherrin, alles, was sie für ihre Insassen brauchte. Der Transport war nicht leicht; denn noch gab es nur wenig gute Straßen. Die Straße wird geschaffen durch den Verkehr; aber wirtschaftlichen Verkehr kannte die Markgenossenschaft weder in alter noch in jetziger Zeit, da ja die Gütererzeugung und der Güterverbrauch nicht über den Kreis der Familie hinausging (I § 11, 3: Reine Eigenproduktion, Stufe der geschlossenen Hauswirtschaft). Es gab vor den Zeiten der Grundherrschaft nur ein Verkehrsbedürfnis, ein militärisches, und darum waren die Heerstraßen, zum Teil von den Römern geschaffen (I § 9, 4), auch die ältesten und besten Wege. Die Grundherrschaft brauchte Straßen aus einem wirtschaftlichen Bedürfnis: für den Transport der Produkte von den Fronhöfen nach der Zentralstelle. Heerstraßen führten wohl von einer königlichen Pfalz zur andern, öfters wohl auch durch die Gebiete der weltlichen und geistlichen Grundherren; aber die Richtung des wirtschaftlichen Verkehrs verlangte doch zumeist andere Wege. Das natürlichste war, wenn möglich, die billige Wasserstraße zu benutzen und nur da, wo ein Flußlauf fehlte oder nicht lastbar war, Landstraßen anzulegen. Aber, um Kosten zu sparen, geschah nichts oder nur wenig für Verbesserung der Wasserläufe, für Bau und Instandhaltung der Leinpfade an den Ufern, wo der ziehende Mensch oder das ziehende Tier schritt, wenig für Bau und Instandhaltung der Straßen;
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