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1. Das erste Geschichtsbuch - S. 53

1892 - Gera : Hofmann
— 53 — Felder und Wiesen in den Niederungen der Oder, Warthe und Netze sah. Jeder Bauernsohn mußte vor seiner Verheiratung eine Anzahl Obstbäume anpflanzen. Kahle Höhen ließ er mit Maulbeerbäumen bepflanzen, um beit Seidenbau einzuführen. Da oft Hirsche und wilde Schweine die Felder der Bauern verwüsteten, so erließ der König scharfe Bestimmungen gegen den Wildschaden. Zum Anbau der Kartoffeln mußte er die Bauern zwingen. Sie wußten mit den fremden Knollen nichts anzufangen. Nettelb eck, der brave Verteidiger Kolbergs, erzählt aus seinen jungen Jahren: „Der König schenkte meiner Vaterstadt einen ganzen Wagen voll Kartoffeln. Kopfschüttelnd bot sie ein Nachbar dem andern. Man brach sie von einander und warf sie, natürlich roh, den Hunden vor. Diese schnoberten daran herum und verschmähten sie gleichfalls. Nun war ihnen das Urteil gesprochen. Die Dinger, hieß es, riechen nicht und schmecken nicht, und nicht einmal die Hunde wollen sie fressen. Was wäre uns damit geholfen?" Der König aber ruhte nicht, bis er feine Unterthanen von dem Werte der Erdäpfel überzeugt hatte. Er sandte Leute im Lande umher und ließ die Bauern im Kartoffelbau unterweifen. Auch Gewerbe und Verkehr hob der König auf jede Weise. Er verband die Flüsse durch Kanäle, legte einen Hafen an, besserte die Wege und ließ in Fabriken Tuch, Leinwand, Porzellan n. a. Waren herstellen. Berlin verschönerte er durch schöne Bauten und die Bildsäulen seiner liebsten Generale. Um das Schulwesen stand es damals noch schlecht. Die meisten Schulhäuser waren elende Hütten, die meisten Lehrer unwissende Kammerdiener, Handwerker oder ausgediente Unteroffiziere. Tief in Dummheit und Aberglauben steckte das Landvolk. Durch eine Land schnlo rdnung ordnete der König an, daß Schulen gebaut, ordentliche Lehrer angestellt und die Jugend fromm und geschickt erzogen würde. Musterschulen richtete damals Eberhard von Rochow auf seinen Dörfern ein. In Berlin wurde die erste Realschule gegründet. Besondere Sorgfalt verwandte Friedrich auf die Rechtspflege. „Ungerechte Richter find gefährlicher als eine Diebesbande!" jagte er. Das Prozeßverfahren kürzte er ab, die unmenschlichen Strafen beseitigte er, und das „Allgemeine Landrecht" ließ er ausarbeiten. Überall war sein scharfes Auge, um Mißstände zu entdecken, und seine milde Hand, um zu helfen. Um feinen Unterthanen viel geben zu können, war er selbst sehr sparsam. „Preußen ist arm, darum muß sein König sparen!" sagte er. Im Mai unternahm er Reisen in das ganze Land. Dabei schenkte er auch dem Geringsten Gehör und untersuchte alle Beschwerden. „Die armen Leute wissen, daß ich Landesvater bin, darum muß ich sie hören!" sagte er. Als er einst die Pferde wechseln ließ, drängte sich ein altes Mütterchen dicht an feinen Wagen. „Was wollt ihr, Mütterchen?" fragte der König. „Sie sehen, weiter nichts!" war die Antwort. Der König reichte ihr einige Goldstücke und und sagte: „Auf diesen Dingern konnt ihr mich ansehen, so oft ihr

2. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 57

1899 - Gera : Hofmann
57 Liebe und Sorge für das Vaterland entwickelte alle edlen Keime in dem hochbegabten Volke. Der Ruhm und der Reichtum führten nach und nach den Verfall herbei. Zwietracht und Streit, Übermut und Üppig- keit verzehrten die besten Kräfte. Ehe und Familienleben wurden miß- achtet. Schwelgerei, Prunksucht und Unsittlichkeit nahmen überhand. Habsucht, Bestechlichkeit, Ungerechtigkeit schändeten nicht mehr. Die Götter würden verachtet und verspottet, Eide ohne Bedenken gebrochen, Mein- eidige in öffentlichen Ämtern und Ehren gelassen. Die Redner suchten durch Scheingründe zu blenden, nicht zu überzeugen. Gegenseitiges Schimpfen und Schmähen gehörte zu ihrem Geschäft. Die Gerechtigkeit war feil, die Sinnenlust der allgemeine Opferaltar. Grausam wurden die Sklaven behandelt, um geringer Vergehen willen Folterqualen über sie verhängt. Die öffentlichen Gebäude, einst die schönsten, wurden ver- nachlässigt, dagegen die Häuser der Bürger mit unglaublicher Pracht ausgestattet. „Geld und Genuß" war die Losung. Die Redlichkeit und Einfachheit eines Epaminondas, Sokrates und Diogenes wurden als etwas Außerordentliches angestaunt. Ein so sittlich faules Geschlecht mußte trotz seiner Gaben, trotz seiner Kunst und trotz der tiefsinnigen Wissenschaft eines Aristoteles untergehen. Fragen: Deute die einzelnen Aussprüche Alexanders! — Alexanders Charakter! Wer und was hat ihn beeinflußt? — Was haben seine Eroberungen der Weltkultur genützt? — Seine Züge auf der Karte! — „Alexander" von Lingg. Alexanderlied des Pfaffen Lambrecht. 17. Nom unter den Königen. 1. Wo Rom lag. Italien zerfiel in Ober-, Mittel- und Unter- italien oder Großgriechenland (Griechen hatten hier zuerst Städte gegründet). Die Apenninen durchziehen die Halbinsel der Länge nach und lassen im Osten und Westen Küstensäume. Oberitalien durchströmt der Po; in Mittelitalien fließen Arno und Tiber westlich zum Ligurischen und Tyrrhenischen Meere. Südlich vom Tiber lag die Landschaft Latium, im nördlichen Teile vom Unterlaufe des Tiber durchströmt. Hier soll der flüchtige Trojaner Äneas mit seinem Sohne Ascanius die Stadt Alba Longa gegründet haben. (Siehe Karte 3.) 2. Wie Rom gegründet ward. Über die Gründung der be- 753 rühmtesten Stadt des Altertums berichtet die Sage: König Numitor Chr. in Alba Longa wurde von seinem herrschsüchtigen Bruder Amulius entthront, sein Sohn ermordet und seine Tochter Rhea Silvia zur Vestalin gemacht. (Die Vestalinnen waren Jungfrauen, die das ewige Feuer der V e st a, der Göttin des häuslichen Herdes, unterhalten und ihre Heiligtümer hüten mußten.) Der Kriegsgott Mars vermählte sich mit ihr. Ihre Zwillinge Romulus und Remus ließ Amulius ins Wasser werfen, sie selbst aber lebendig begraben. Der übergetretene Tiber aber trug den Korb mit den Kindern aufs Trockene. Eine Wölfin säugte die wimmernden Kinder, und ein Hirt, der sie ge- funden hatte, erzog sie. Bei einem Streite mit den Hirten Numitors

3. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 82

1899 - Gera : Hofmann
82 ?1- Das römische Forum zur Kaiserzeit. Rekonstruktion nach Rehlender. eine Kette, eine Handmühle, einen Topf, einige Pfähle und Lebensmittel auf einen halben Monat, im ganzen ein Gewicht von 30 kg. Vor einer Schlacht wurde diese Last abgelegt. Strenge Strafen schreckten den feigen, Beute und Ehre lockten den tapfern Soldaten. — 2. Seine herrliche Residenz. In Rom herrschte eine unbeschreib- liche Pracht, besonders in den Tempeln, Theatern und Bädern. Augustus rühmte von sich, daß er die Backsteinstadt in eine Marmorstadt ver- wandelt habe. Auf dem palatinischen Hügel erhob sich die kaiserliche Burg. Das kaiserliche Rom erhielt unter Augustus und seinen Nach- folgern einen Prachtbau nach dem andern. Die Bauart vereinigte in gefälliger Weise den einheimischen Gewölbe- und Kuppelbau mit dem griechischen Säulenbau. Der große Zirkus war eine Rennbahn für allerlei Wettrennen, an denen die Römer ein besonderes Gefallen fanden. Über 100 000 Schaulustige fanden Platz darin. Das herrliche Pantheon war allen Göttern geweiht und ist heute die Märtyrer- kirche. Das Kolosseum war ein riesenhaftes, vierstöckiges Rundtheater für Wettkämpfe von Menschen und Tieren mit mehr als 80 000 Sitz- plätzen. Hier ergötzte sich das schaulustige Volk an den Fechterkämpfen und Tierhetzen. Die Fechter oder Gladiatoren waren Kriegsgefangene oder Sklaven oder Verbrecher. Sie wurden lange und fleißig im Fechter- handwerk geübt und mußten dann vor den Augen von Tausenden in der Arena, dem eiförmigen Kampfplatz, auf Tod und Leben mitein- ander kämpfen. Zeigten sie sich lässig oder schonten sich gegenseitig, so wurden sie mit Peitschen und glühenden Stangen gegeneinander getrieben. Die unterliegenden Fechter wurden verschont oder getötet, je nachdem die Zuschauer ihre Daumen erhoben oder senkten. Ebenso beliebt wie die Fechterkämpse waren die Tier hetzen. Löwen, Tiger, Elefanten und

4. Lehrbuch der Geschichte für die Ober-Secunda höherer Lehranstalten - S. 107

1895 - Gotha : Perthes
107 durch Feuer unterging, hatte Kleopatra durch die pergamenische, em Geschenk des Antonius, ersetzt und so der wissenschaftlichen Forschung die Hilfsmittel er-halten. In Alexandreia lebte in der Mitte des 2. Jahrh. der grte Astronom und Geograph des Altertums, Claudius Ptolemus (Ptolemaios), und vor-bergehend der Arzt Claudius Galenus (Galenos), der zum Teil in Rom seine groen, das ganze Mittelalter der geltenden medicinischen Schriften verfate (f in den ersten Jahren des 3. Jahrh.). Der universalste Grieche der rmischen Kaiserzeit, der jedoch zum Teil schon dem ersten Jahrhundert angehrt (etwa 50120), ist Plutarch aus Chaironeia, welcher der Sammlung vergleichender Lebensbeschreibungen groer Rmer und Griechen seine Unsterblichkeit verdankt. e) Die Stellung Roms. Alle Bildung wie berhaupt die gesamten Erzeugnisse der damaligen Welt strmten nach Rom, das nicht nur der hchste Sitz der Macht, sondern auch ein Mittelpunkt der Knste und Wissenschaften *) geworden war. Wie durch die Zahl seiner Bewohner (etwa iz Mill.), ber-traf der Kaisersitz vor allem durch den Glanz seiner Bauten die Städte der damaligen Welt. Zu den Bauwerken der Augusteischen Zeit waren hinzu-gekommen die Triumphbgen des Titus zur Erinnerung an die Bezwingung der Juden und des Trajan zur Erinnerung an die Eroberung Daciens; auer dem gewaltigen Grabmal des Augustus (mausoleum Augusti), einem Rundbau von weiem Marmor mit einem kegelfrmigen Erdhgel, der mit Cypressen be-setzt war, erhob sich die mchtige moles Hadriani, das Grabmal Hadrians (die jetzige Engelsburg), gleichfalls ein Rundbau auf viereckigem Unterbau. Von den Flaviern stammte das gewaltige Amphitheater (spter Colosseum gen.) und die Thermen des Titus. Unter den Ehrensulen ragten hervor die des Trajan und Mark Aurel, zu deren Spitzen im Inneren Treppen emporfhrten; sie waren auen mit Bildnereien geschmckt, die sich spiralfrmig emporwanden, und gekrnt mit den Standbildern der beiden Kaisers. Alle Bauten aber stellte das forum Traianum in Schatten mit seinen Sulenreihen (por-ticus), seiner Basilika ) (Markt- und Gerichtshalle) und seinen Bibliotheken. Den Eingang zu dem viereckigen Platz, in dessen Mitte die Reiterstatue Tra-jans stand, bildete der Triumphbogen. Das uerlich glnzende und mchtige rmische Kaiserreich krankte jedoch innerlich; die zunehmende Entsittlichung (vgl. S. 101), die wie ein Gift von Rom und den Grostdten aus allmhlich alle Orte durchdrang, mute das Reich zugrunde richten. D. Der Werfall des Keichs und seine Weuordnung durch Diokletian (im 3. Jahrh.). Mit Mark Aurel endete die Reihe jener groen, durch Adoption erhobenen, vterlich frsorgenden Kaiser. Des Mark Aurel Sohn, Commodus, war ein schwacher Mensch, der den Verfhrungen seiner gewal- 1) Das von Hadrian gegrndete Athenum kann als die rmische Universitt betrachtet werden, die sich bis zum Ende, des Reiches erhielt. 2) An ihrer Stelle stehn heute, anstatt Trajans Petrus, anstatt Mark Aurels Paulus. 3) Die Basilika bestand gewhnlich aus 2 Teilen, einem lnglichen, durch Sulen-hallen ringsumschlossenen Raum (Markthalle) und einer an die Schmalseite sich anschlieen-den berwlbten Halbkreisnische (Gerichtshalle). Diese Form der altrmischen Basilika ist hchst wahrscheinlich das Vorbild sr die altchristliche Kirche (Basilika) geworden.

5. Deutsche Prosa - S. 267

1900 - Gera : Hofmann
Botanische Probleme. 267 und strecken; bilden sich neue Organe, so vermehren sich die Zellen durch Teilung in einer gewissen Region; erkrankt die Pflanze, so sind es wieder die Zellen, in denen das Leben erlischt. Wenn in den letzten Jahrzehnten die Experimentalphysiologie der Pflanzen ihre Methoden vervollkommnet und die Beziehungen des Pflanzenlebens zum Licht, zur Wärme, zur Schwerkraft, zur Elektrizität und zu den chemischen Anziehungskräften weit klarer entwickelt hat, als das vor hundert Jahren möglich war, so hat sie doch nie die Aufgabe aus dem Gesicht verloren, die Erscheinungen des Pflanzenlebens aus dem Leben der Zellen ab- zuleiten. Nun hat uns aber im Jahre 1838 Theodor Schwann gelehrt, daß auch der Entwickelungskreis jeglichen Tieres und sogar des Menschen mit einer einfachen Zelle beginnt, daß alle Organe des Tieres aus Zellen zusammengesetzt und aus der Teilung jener ersten Zelle hervor- gegangen sind. Aber die Tierzelle ist das nämliche Gebilde wie die Pflanzenzelle; es giebt nur Eine Zelle und Ein Leben. Wie aber der Mathematiker den Wert einer unbekannten Größe nur in einer ein- fachen Gleichung bestimmen kann, so erkennt auch der Naturforscher die unbekannten Gesetze des Lebens am leichtesten in ihrer einfachsten Er- scheinung, in der Pflanzenzelle. Und wenn unter Virchows genialem Vorgang die Lehre vom kranken Menschen, die Pathologie, auf die Lehre von der kranken Zelle gebaut worden ist, so hat die Erforschung der Pflanzenzelle das wissenschaftliche Fundament dazu gegeben. Eine ganz besondere Bedeutung hat in neuester Zeit die Lebens- geschichte der Pilze gewonnen, indem sie in Beziehung tritt zu einer Reihe hochwichtiger Probleme, deren endgültiger Lösung die Menschheit mit Spannung entgegensieht, da sie an ihnen mit ihrer ganzen Existenz beteiligt ist. Seit undenklichen Zeiten decimieren Brand und Meltau die Ernten; in den letzten fünfzig Jahren sind in rascher Aufeinander- folge fast alle angebauten Gewächse von Krankheiten heimgesucht worden, welche erst unbeachtet im Verborgenen umherschlichen, dann wie mit einem Male über weite Landstriche sich ausbreiteten und Mißwachs, Teuerung, Hungersnot über die Völker brachten. Ganz besonders hatte sich seit 1845 die Krankheit der Kartoffeln, seit 1848 der echte, seit 1878 der falsche Meltau den Rebenpflanzungen des Südens furchtbar gemacht; auch die Zuckerpflanzungen und Kaffeeplantagen der Tropen sind durch Krankheiten verwüstet worden; ja sogar die Insekten, von den Stubenfliegen bis zu den Seidenwürmern, den Bienen und den wälderverheerenden Nonnenranpen, werden von Seuchen befallen. Alle diese Epidemien werden, wie wir jetzt wissen, von mikroskopischen Pilzen verursacht, deren Keime von Pflanze zu Pflanze, von Insekt zu Insekt verbreitet, zugleich den Keim tödlicher Erkrankung übertragen.

6. Lehrbuch der Europäischen Staatengeschichte für Schulen - S. 43

1794 - Gotha : Ettinger
Ui. Frankreich. 43 Beyde regierten unter vielen Unruhen, und Hugo war der eigentliche Regent, îudewig V (Lothars Sohn) hinterließ keine Er- bett. Sein Vatersbruder Karl hatte sich vom Kaiser Otto ll mit Nieder -Lothringen belehnen lassen, und dadurch seinem Bruder einen Krieg zugezogen; er wurde deswegen von der Thronfolge ausgeschlossen. 8. Frankreich begriff um diese Feit viele Her- zogtümer, und Grafschaften, deren Herren sich große Freyheiten aninaßtcn. Herzvgthümer: Burgund, ingleichen Guyen- ne und Gascogne. Grafschaften: Isle de France, Picardie, Cham- pagne, Toulouse, Rvussilon, Poitou n-a. m. Boulvnnois und Artois gehörten noch zu Flan- dern; Dauphine' und Provence machten Stücke des arelatischen Reichs aus; Navar- ra war ein Theil des spanischen Königreichs dieses Nahmens; die Normandre und Bre- tagne gehörten den Normannern. C. Unter Den Kapetinaern, von 987- Iz28 — 341 J- i. Hugo Kapet verschaffte seinem Hause den französischen Thron. Der Sohn Huqo's des Großen; schon vorher Herzog von Neusirien, Burgund und Fran- cien. st. 997. Karl (Lothars Bruder) konnte seine Ansprüche nicht durchsetzen. Das Herzvgthum Burgund kam an Hugv's Bruder Otto. Ursprung der königlichen Domaine». Hauptstadt Paris. 2. Ein 987

7. Bd. 2 - S. 161

1837 - Eisleben : Reichardt
Osmanisches Reich» 161 wird weniger angebaut, als die Insel braucht. Dagegen giebt es vielen und vortrefflichen Wein, Baumwolle, die mit einem besondern Fleiße kultivirt wird, sehr schönen aber wenigen Flachs, Süßholz, das wie Unkraut sich verbreitet und alles erstickt, Tabak, doch für die starke Konsumtion nicht hinreichend, Orangen, Citronen und Simonien in großer Menge, Johannisbrodbaume, deren Fruchtbarkeit sehr groß ist, und deren Frucht die einzige Zuflucht des armen Volks ist, welches sie meistens roh genießt, und die außerdem zur Fütterung des Viehes und zur Mästung der Schweine verwendet wird, Kastanien bloß im west- lichen Theile, Mandelbäume, Granaten, Indianische Feigen, die eins vortreffliche, wie Pifang schmeckende Frucht darbieten, Erdbeerbaume rc. Die Zahl der Einwohner dieser Insel ist gering. Sieber schlägt sie auf 200,000 an, wovon die meisten Griechen sind. Jetzt soll ihre Zahl kaum noch 90,000 betragen. Die Ursache dieser großen Abnahme der Bevölkerung liegt in den mörderischen Kämpfen der Griechen und Türken, indem die erstem sich gewaltsam von dem Joche der letztern zu befreien suchten. Beide Partheien verübten Mord, Raub und Plünderung ohne alle Scheu. Weiber und Kinder wurden getödtet und Hunderte von Griechischen Kindern fortgeschleppt und als Scla- ven verkauft. Den Griechen stand kein Markt offen, nach welchem sie ihre Gefangenen hatten bringen können, und zur Wiedervergeltung mor- deten sie deshalb alles, was ihnen in den Weg kam. Wo Griechen und Türken sich zufälliger Weise trafen, erfolgte ein blutiger Kampf. Beson- ders wüthete der Kampf in den Dörfern, Mann gegen Mann von einem Hause zum andern fort; hier stellte sich der Grieche mit allem Muthe und aller Tapferkeit seiner Vorfahren hartnäckig seinem Unterdrücker entgegen, und vertheidigte seine Familie, so lange er lebte. Da die Türken nicht im Stande waren, die Griechen gänzlich zu unterwerfen: so übergaben sie dem Pascha von Ägypten Mehemed-Ali diese Insel und vereinigten sie mit seinem Paschalik. Dieser ließ eine beträchtliche Zahl seiner Truppen landen und ohne Umstände alle Griechen aufhängen, die er mit den Waffen in der Hand gefangen nahm, und führte das Werk der Rache gegen sie mit der größten Wuth. Ein großer Theil der Eandioten wanderte aus, und so ist die Insel sehr verödet. In den 3 einzigen Orten Eandia, Canea und Rettimo, welche den Ramm von Städten führen, liegt ein Theil der Gebäude in Trüm- mern. Der Anblick des Innern bietet ein eben so niederschlagendes Bild dar. Die Dörfer zerfallen und das Land bleibt unbebaut. Seit einigen Jahren hat jedoch Mehemed Ali alle sich einander bekämpfen- den Partheien vernichtet, und Ordnung und Sicherheit wieder herge- stellt; und es sind mehrere Tausende der alten Einwohner zurückgekehrt, und nicht nur unbelästigt geblieben, sondern auch beschützt und aufge- muntert worden. Wahrscheinlich wird sich jetzt die Bevölkerung wieder heben. Serbien, das zur Zeit der Römer Mösia hieß, und zu Jlly- Cannabich''s Hülfsbuch. Ii. Band. 11

8. Die deutsche Urzeit - S. 200

1905 - Gotha : Thienemann
— 200 — Wenn das Kind einen Maikäfer findet, so hebt es diesen auf und singt: Maikäfer, fliege! Dein Vater ist im Kriege, Dein' Mutter ist in Pommerland, Pommerland ist abgebrannt. Maikäfer, fliege! (Thüringen, Vogtland, Berlin.) Oder: Kritzekrabs, fliege! Tein Vater ist im Kriege, Dein' Mutter ist in Engelland, Engelland ist abgebrannt. Hinter der Kirche liegt der Sand, Ausgestreut vor Engelland, Engelland und Spanien, Dippel, dappel, danien. (Weimar.) Oder: Marienwürmchen flrg surr, Fl!g furt nach Engelland! Engelland ist angeschlossen, Schlüssel davon abgebrochen. (Pommerellen.) Oder: Maikäfer, flieg! Dein Vater ist im Krieg, Deine Mutter ist in Hollerland, Hollerland ist abgebrannt. Juchhe! (Badische Pfalz.) (Böhme, Kinderlied und Kinderspiel Nr. 798—804.) Für den Maikäfer stehen in den Liedchen: Sonnenkäfer, Marienkäfer, Marienwürmchen, Muttergotteskühle, Frauenkühle, Herrgottsschäfchen, Herrgottstierchen, Herrgottspferdchen, Herrgottsvögelchen, Sonnenkühchen, Johanneskäfer, Sonnenwendkäfer, Johannesvögele, Goldbätzele, Goldrnätzel, Gold-fchäfel. Die Namen Marien, Frauen, Herrgott weisen anf christlichen, die Namen Gold und Sonne aus mythologischen Ursprung, aus die Sonnengöttin Freia oder Holda hin. Gleichgestellt werden in den Liedern ferner die Namen Pommerland, Engelland und Hollerland. Der Käfer soll fliegen nach, offenbar nach oben, in das Hollerland, d. i. in das Land Holdas, der Wolkengöttin. Und nun erklärt sich auch die Zeile: dein Vater ist im Kriege. Der Vater ist Wodan, Holdas Gemahl, als Kriegsgott. Wodan und Holda sind gedacht als Eltern des Käsers. Warum ? Sie find die Gottheiten der Fruchtbarkeit; wenn der Käfer sich im Frühling zeigt, dann steht die Pflanzenwelt in üppiger Kraft und Fülle. Weshalb aber: Hollerland ist abgebrannt? Das deutet auf den uralten Glauben an einen Weltuntergang durch Feuer, mtispilli, wie ihn die Bayern im 8. und 9. Jahrhundert nannten. In den Namen des Käfers und des Landes zeigt sich der Wandel im Glauben. Für die alt-heidnischen Namen Gold und Sonne mit ihrer deutlich erkennbaren Beziehung auf die Sonnengöttin Freia traten die christlichen Namen Marie, Fraue und Herrgott ein, für Hollerland Engelland oder irgendein Landesname, wie Pommerland, Unterland, Niederland, Oberland, ja sogar, weil man die Worte »ist abgebrannt" nicht mehr verstand, Pulverland. Wenn der Frühling kommt, dann beginnen die kleinen Mädchen die Früh-lingsspiele, und auf den Straßen sieht und hört man die Ringelreihen:
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