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1. Das erste Geschichtsbuch - S. 25

1892 - Gera : Hofmann
— 25 — \ v Das Niederwald-Denkmal. Er schlief auf einem schlichten Feldbette, das er auch auf Reisen mitnahm. Schlafrock und Schlafschuhe trug er niemals. Er stand sehr früh auf, las die eingegangenen Briefe und verhandelte mit den Ministern. Am Mittag stand er an dem Eckfenster feines Schlosses und sah zu, wie die Wache aufzog. Vieles Volk strömte um diese Zeit zusammen, um ihn zu fehen und zu begrüßen. Er war eine hohe, königliche Erscheinung. Milder Ernst und herzliche Freundlichkeit lagen aus seinem Antlitz. Manche kamen weit her. Ost hielten sie Bittschriften in die Höhe. So einst ein armer Weber, dem der Webstuhl

2. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 234

1890 - Gotha : Perthes
234 selbe einen Damm von 1200 Fuß Breite und 150 Fuß Höhe aufschütten und zugleich die Mauer untergraben, so daß sie zusammenstürzte und eine Bresche sich öffnete. Sofort begannen die Macedonier den Sturm, fanden aber sehr tapferen Widerstand, denn sie wurden dreimal zurückgeschlagen; daher ließ Alexander neue Mauerftrecken niederlegen und dann alle Bataillone zum Sturme anrücken. Sofort legte die Garde Sturmleitern in den Breschen an und drang über den Schutt der eingestürzten Mauer vor, um die Thore aufzureißen. Nun entspann sich ein wilder Straßenkampf, in welchem an 10000 Verteidiger fielen, ehe die Stadt gewonnen wurde, worauf man die Weiber und Kinder als Sklaven verkaufte. Weil aber die Stadt als Grenzfeste von großer Wichtigkeit war, ließ Alexander die Mauer wieder herstellen und die Stadt bevölkern, um sie fortan als starken Wasfenplatz zu benutzen. Nun drang Alexander in Ägypten ein, welches sehr ungern das harte persische Joch trug, von persischen und libyschen Soldaten bewacht, bedrückt und vom Statthalter ausgeplündert ward. Als nun, wie oben erzählt, griechische Söldner aus Asien kamen, um sich in Ägypten anwerben zu lassen, beging der Statthalter die Thorheit, deren Niedermetzelung zu befehlen , so daß er wehrlos dastand, als nach sieben Tagen Alexander in Pelusium, der ägyptischen Grenzstadt, einrückte. In seiner Verlegenheit übergab der Statthalter dem Könige Ägypten, weshalb dieser schnell nach der Hauptstadt Memphis aufbrach und dorthin auch seine Flotte segeln ließ. Unter dem Jubel des Volkes zog er als Herr Ägyptens in Memphis ein, opferte den ägyptischen Göttern, besonders dem Ochsen Apis, was ihn bei den Priestern beliebt machte, ließ in den Vorhöfen der Tempel Wettkämpfe und Musenspiele halten und gründete an einer der Nitmündungen die Stadt Alexandrien als Stützpunkt griechischen Wesens, die denn auch nach Alexanders Tode Haupt-

3. Deutsche Prosa - S. 231

1900 - Gera : Hofmann
Erinnerungen. 231 mentellen und mathematischen Methoden gewesen, die durch leicht ge- fundene Modifikationen dem jedesmaligen besonderen Zwecke angepaßt werden konnten. Meine Kommilitonen und Freunde, die sich, wie ich selbst, der physikalischen Seite der Physiologie gewidmet hatten, leisteten nicht minder überraschende Dinge. Aber allerdings konnte es im weiteren Verlaufe dabei nicht bleiben. Ich mußte die nach bekannten Methoden zu lösenden Aufgaben all- mählich meinen Schülern im Laboratorium überlassen und mich selbst schwereren Arbeiten von unsicherem Erfolg zuwenden, wo die allge- meinen Methoden den Forscher im Stich ließen, oder wo die Methode selbst erst noch weiter zu bilden war. Auch in diesen Gebieten, die den Grenzen unseres Wissens näher kommen, ist mir ja noch mancherlei gelungen, Experimentelles und Mathematisches. Ich weiß nicht, ob ich das Philosophische hinzurechnen darf. In ersterer Beziehung war ich allmählich wie jeder, der viel experimentelle Aufgaben angegriffen hat, ein erfahrener Mann geworden, kannte viele Wege und Hilfsmittel und hatte meine Jugendanlage der geometrischen Anschauung zu einer Art mechanischer Anschauung ent- wickelt; ich fühlte gleichsam, wie sich die Drucke und Züge in einer mechanischen Vorrichtung verteilen, was man übrigens bei erfahrenen Mechanikern und Maschinenbauern auch findet. Vor solchen hatte ich dann immer noch einigen Vorsprung dadurch, daß ich mir verwickeltere und be- sonders wichtige Verhältnisse durch theoretische Analyse klar machen konnte. Auch bin ich im stände gewesen, einige mathematisch-physikalische Probleme zu lösen, und darunter sogar solche, an welchen die großen Mathematiker seit Euler sich vergebens bemüht hatten, z. B. die Fragen über die Wirbelbewegungen und die Diskontinuität der Be- wegung in Flüssigkeiten, die Frage über die Schallbeweguug an den offenen Enden der Orgelpfeifen u. s. w. Aber der Stolz, den ich über das Endresultat in diesen Fällen hätte empfinden können, wurde be- trächtlich herabgesetzt dadurch, daß ich wohl wußte, wie mir die Lösungen solcher Probleme fast immer nur durch allmählich wachsende Generali- sationen von günstigen Beispielen, durch eine Reihe glücklicher Einfälle nach mancherlei Irrfahrten gelungen waren. Ich mußte mich ver- gleichen einem Bergsteiger, der, ohne den Weg zu kennen, langsam und mühselig hinaufklimmt, oft umkehren muß, weil er nicht weiter kann, der bald durch Überlegung, bald durch Zufall neue Wegspuren entdeckt, die ihn wieder ein Stück vorwärts leiten, und endlich, wenn er sein Ziel erreicht, zu seiner Beschämung einen königlichen Weg findet, auf dem er hätte herauffahren können, wenn er gescheit genug gewesen wäre, den richtigen Anfang zu finden. In meinen Abhandlungen habe ich natürlich den Leser dann nicht von meinen Irrtümern unterhalten,

4. Deutsche Prosa - S. 259

1900 - Gera : Hofmann
Botanische Probleme. 259 ihrer Teleskope, Mikroskope und Spektroskope haben sie der Natur ihre verborgensten Geheimnisse, eins nach dem andern, abgezwungen, die sie freiwillig nie enthüllt hätte. Zuerst im Verlauf des 17. Jahrhunderts wurde die neue Ex- perimentiermethode nutzbar gemacht, um die Kräfte der leblosen Natur, die mechanischen Gesetze des Luft- und Wasferdrucks, der Schwerkraft, des Lichtes, der Wärme zu erforschen und der mathematischen Be- rechnung zu unterwerfen. Gegen das Ende des Jahrhunderts wird die nämliche Methode auch auf die Untersuchung des Tierlebens angewendet; die Entdeckung des Blutumlaufs ist ihre erste glänzende Frucht. Im 18. Jahrhundert wird endlich auch die Pflanze auf die Probe des Experiments gestellt; der Engländer Stephan Hales ist der erste, welcher die Lebensthätigkeiten in der Pflanze als Leistungen physikalischer Kräfte auffaßt und mit Wage und Maßstab bestimmt; er vergleicht die Kraft, mit welcher der blutende Weinstock feine Frühjahrssäfte aus der Schnitt- wunde emportreibt, mit dem Gewicht einer Quecksilbersäule von be- stimmter Höhe oder mit dem Druck der Schenkelarterie eines Pferdes; er wiegt die Wassermenge, welche ein Birnbaum oder eine Sonnenrose in vierundzwanzig Stunden aus dem Boden aufsaugt; er schreibt im Jahre 1727 eine Statik der Gewächse, als sei das ganze Pflanzenleben ein physikalisches Problem. Der Franzose Du Hamel de Monceaux veröffentlicht 1758 eine Physik der Bäume, worin er die Gesetze er- forscht, welche die Strömungen der Säfte in Holz und Rinde be- herrschen ; im nämlichen Jahre erscheint ein Buch über den Nutzen der Blätter von dem Genfer Bonnet, in welchem versucht wird, die physi- kalischen Kräfte, welche die Blätter zum Lichte drehen und ihre Transpiration vermitteln, näher zu bestimmen. So tritt die Pflanzen- physiologie, auf die Physik gestützt, in die Reihe der exakten Wissenschaften. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts schwingt auch die Chemie aus der Dämmerung alchymistischer Träumereien sich auf in das Tageslicht der Wissenschaft. Nach der Meinung der Alten war die Welt aus vier Elementen aufgebaut: Feuer, Wasser, Luft und Erde; nachdem aber der Engländer Priestley 1774 den Sauerstoff entdeckt hatte, zeigte der Franzose Lavoisier 1776, daß Feuer kein Element, sondern ein mit Licht und Wärme verbundener Vorgang bei der Verbindung ge- wisser Körper mit Sauerstoff sei; gleichzeitig fand er, daß auch die Erden nicht Elemente, sondern Verbindungen von Sauerstoff mit Metallen, die Kohlensäure dagegen eine Verbindung des Sauerstoffs mit Kohle sei; 1786 wies er nach, daß auch die Luft kein Element, sondern ein Gemenge zweier Gase, des Sauerstoffs und des Stickstoffs sei. Zwei Jahre vorher hatte der Engländer Cavendish, ein Sproß des edlen Hauses der Herzöge von Devonshire, entdeckt, daß auch das

5. Elementarbuch für den ersten Schulunterricht in der Geschichtkunde - S. 46

1824 - Gotha : Ettinger
46 I. Geschichte 1705 1700 1706 1709 bis 1714 1718 men, seiner Nation die rohen Sitten abzugewöhnen, und ihr eine Neigung zu Künsten und Wissenschaften beyzu- bringen. Er forderte sie hierzu nicht nur durch Verordnungen, sondern auch durch sein Beyspiel, auf. In Holland trat er als Schiffszimmermann in die Lehre, und zu Hause lernte er den Kriegsdienst von unten auf. Während der Zeit bildete er allmählich seine Land- und Seemacht. Auch baute er St. Pe- tersburg. Peter erndtete nun, im Kriege mit Karl Xll. .von Schweden, die Früchte seiner Bemühungen ein. Karl, ein junger, rascher König, der den makedonischen Alexander nachahmen wollte, spielte ei. ne abentheuerliche Rolle. August Ii. von Polen hatte sich mit dem russischen Peter und dem Könige von Dänemark verbunden, Karin verschiedene Länder wegzunehmen. Allein Karl schlug bey Narwa, mit wenig tausend Schweden, ein großes Heer der Russen, und nö- thigte den König August, in dessen Land er eingefallen war, der polnischen Kro- ne zu entsagen. Jetzt wollte er auch den Zaar Peter demüthigen; dieser schlug ihn aber bey Pultawa, und Karl flüchtete nun nach der türkischen Stadt Bender. Hier blieb er 5 Jahre. Wäh- rend der Zeit nahmen ihm seine Fein- de ein Land nach dem andern weg. Karl, der alles wieder erobern wollte, wurde vor Friedrichshall in Norwegen erschossen. Unter die Fürsten, die von Karls Verwe- genheit Vortheil zogen, gehörte auch . der

6. Bilder aus Europa mit Ausschluss des Deutschen Reiches - S. 77

1890 - Gotha : Behrend
Die süd russischen Steppen. 77 noch durch in der Eile gezogene Furchen, löschen beständig die hinüber- fliegenden Feuerbrände, und meistens, wenn sie ihre Stellung gut zu wählen wußten, gelingt es ihnen dann auch, das Flammenunqetüm zu ersticken. Jedoch zuweilen sind die Wege selbst mit Gras bewachsen und erleichtern den Übergang. Hier und da fangen die Brandraketen Feuer, ziehen ihre ganze wilde Brüderschaft nach und leuchten nun in den dürren Fruchtfeldern mit neuer Freude hoch empor. Alles geht wieder beflügelten Schrittes vorwärts, Millionen glühende Körner sprühen und verpuffen. — Solch ein Steppenbrand bewegt sich oft sechs bis zehn Tage in einer Gegend hin und her. Entdecken die Leute noch bei Zeiten den Brand, so umziehen sie schnell ihre Wohnungen und Kornhaufen mit einigen Furchen und vernichten das Gras rund umher, nm dem Brande so Grenzen zu stecken. — Durch solche Steppen- brände werden die zahlreichen Herden der Steppen oft nicht wenig in Aufruhr und Schrecken gesetzt. Sie werden, da die Flammen mitunter wunderbare Streifzüge machen und von drei und vier Seiten zu gleicher Zeit heranrücken, von ihnen völlig eingeengt, so daß Hirten und Tieren oft nichts übrig bleibt, als mitten durch das Feuer hindurchzusetzen. Das geht dann nicht ohne manche unangenehme Vorfälle ab, und unter Umständen wird nicht nur manches Haar, sondern manches Leben da- bei versengt. Auch die Schilfwaldungen werden mitunter angezündet. Die Gründe zum Abbrennen des Schilfs sind hauptsächlich zweierlei: erstlich das Vertreiben der Wölfe, die sich äußerst zahlreich in den Schilf- Waldungen versammeln, und dann zweitens, um dem juugeu aus- sprossendem Schilfe Luft zu geben. Da das Schilf, welches 4 in hoch ist, gewöhnlich eine mehrere Klafter hoch auflodernde Flamme giebt, und da die Schilfrohre gewöhnlich an vielen Stellen zugleich in Brand gesteckt werden und die Flammen sich weit und breit in den Fluß- Plawnas verbreiten, so giebt dies ein Feuer, dessen glühenden Schimmer man in einer Entfernung von vielen Kilometern erblickt, besonders bei solchen Flußthäleru, die, wie der Dnjestr, über 3 km breit mit Schilf erfüllt sind. — Dies ist eine üble Zeit für das arme Tierleben in den Schilfen. Die Enten und Gänsescharen und die Pelikane sammeln sich auf den See- und Flußarmen zwischen dem Schilfe und schreien und schnattern, als wollten sie sich gegen den Flammenstrom zur Wehre setzen. Die Habichte, Adler, Geier und die kaum aus fremdeu Landen angekommenen Silberreiher fliegen auf und kreischen, unruhige Kreise ziehend, in dem wallenden Dampf. Die Wölfe, die das Fener vor allem nicht dulden können, stürzen sich truppenweise ins Wasser und retten sich flüchtigen Fußes. Aber auch viel nützliches Geflügel ver- brennt sich dabei das Gefieder: Enten, die ihre Eier nicht verlassen wollen und auf ihrer Brut das Leben verhauchen, Reiher und Trappen, die dumm um das Feuer kreisen und wohl gar mitten in die Flamme hineinschießen. — Trotz aller Verbote und Bestrafungen wiederholen sich diese Schilfbrände des Dnjestr und Dnjepr alljährlich so pünktlich wie der Frühling und das Ergrünen der Bäume.

7. Bilder aus Europa mit Ausschluss des Deutschen Reiches - S. 199

1890 - Gotha : Behrend
Der Vesuv. 199 ereilt, so z. B. einige junge Damen, einen Arzt und einen Studenten. Manche werden halbverbrannt unter lautem Jammeru in's Hospital ge- tragen. Viele sind von kundigen Führern gerettet worden, als sie, von der Lava anscheinend ganz umzingelt, schon an jedem Auswege ver- zweifelten. Während all dieses Elend von dem Donner des Vulkans begleitet wird, während Luft und Erde erzittern, während ein dicker, grauer Staub und die himmelhohe Rauchwolke das Licht des Tages verdunkeln, mehrt sich das Gewühl und das Gewimmel der Menschen. Die Flüchtigen wachsen zu großen Scharen an. Die Eisenbahn befördert Menschen und Gepäck nach Neapel; Omnibusse und anderes Fuhrwerk werden in Gang gesetzt; die Schiffe der königlichen Flotte eilen in die Häfen von Portici und Torre, um Hülfe zu bringen. Behörden von Neapel haben eine Geldsumme dargegeben, sie haben Hospitäler und Notwohnungen einge- richten lassen. Der König und die Minister sind von Rom herbei- gekommen, um die Rettung und Unterstützung der Armen zu überwachen und zu fördern. Die Gefangenen von Portici und anderen bedrohten Städten müffen nach Neapel transportiert werden. Geistliche, Mönche und Nonnen mischen sich unter die Unglücklichen, um ihnen Trost zu spenden. Prozessionen ziehen einher; die Frauen lassen ihre schwarzen Haare herabwallen, die ernsten Priester schreiten voran mit dem schwarzen Kreuze, indem sie schauerliche Sterbe- und Bußlieder anstimmen. Da- zwischen treiben Hirten ihre Herden vorüber, welche Angstlaute aus- stoßen. Es ist ein unbeschreibliches Durcheinander von phantastischen Bildern der Not, des Schreckens, der tobenden Naturkräfte, der Barmherzigkeit. Wie schwach und elend erscheint der Mensch vor diesen unbezwinglichen Gewalten der Natur! Inzwischen ist der Abend hereingebrochen. Jetzt erscheint die Rauch- Wolke wie Feuer, und die Lava wirft einen Glutschein über den dnnkeln Himmel. Sie ist im Laufe des Tages angeschwollen. Sie hat die Mauern und Häuser von San Sebastians durchbrochen; der ganze Ort geht in Flammen auf und bildet eine einzige weithin leuchtende Fener- iusel. Bei Massa Vefnviana ist der Lavastrom sechs Meter hoch und tausend Meter breit; die Stadt brennt und muß gänzlich untergehen. Auch Resina und Portici sind in Gefahr. Vier Hauptströme der Lava kann man bemerken, sie legen sich wie ein höllischer Glutmantel um die Bergseiten und setzen immer noch ihren verderblichen Weg fort. Wann und wo werden sie stehen bleiben? Und wenn sie es thun, und wenn der Krater sich verstopft, kann nicht ein Erdbeben darauf eintreten und uoch viel mehr Unheil bringen? Ich kehre nach Neapel zurück und finde das Volk verzagt und ent- setzt, es flüchtet zu seinen Heiligen. An ihren Standbildern klettern Knaben empor und drücken Orangenblüten und Rosensträucher in ihre Hände. Man zündet ihnen Wachskerzen an, man schreit zu ihnen um Hülfe. Die Häuser bebeu fort und fort, an Schlaf ist in dieser Nacht

8. Deutsche Fürsten- und Ländergeschichte, deutsche Reformationsgeschichte - S. 537

1895 - Gera : Hofmann
18. Die deutschen Städte zur Zeit des dreißigjährigen Krieges. 537 Tuten auf einem Hörne kundgeben mußten. Auch sangen sie wohl all- stündlich erbauliche oder zierliche Verse. Wenn in der Stadt besondere Feste gefeiert wurden oder hohe Herren, vielleicht gar der Kaiser, anwesend waren, so wurden Pfähle ans dem Markte und den Hauptstraßen ausgerichtet, auf denen in eisernen Kesseln oder Pfannen Kohlen und Kienholz flammte, so daß die ganze Stadt in freudiger Bewegung zusammenlief. Auch bei Feuersbrünsten pflegten solche metallene Feuerbecken ihren Glanz zu verbreiten. Da kam die Kunde, daß in England und Holland jeder zehnte Hauseigentümer abwechselnd verpflichtet fei, abends eine Laterne vor die Thür seines Hauses zu hängen, damit die Straße erleuchtet werde, ja daß man dort auch begonnen habe, auf festen Pfählen allnächtlich Lampen, mit Thran gespeist, brennen zu lassen. Allmählich und unter vielen Widersetzlichkeiten der Bürger, welche solche Neuerungen als unnütz und kostspielig schalten, wurde es durchgesetzt, daß eine spärliche Anzahl von Thranlampen abends einen trüben, matten Schein über die Straßen warfen. — Eine Feuersbrunst versetzte die ganze Stadt in die größte Aufregung und peinlichste Angst und ließ sofort alle Geschäfte und Arbeiten der Bürger stocken. Bei dem vielen Holzwerk der Häuser fand das Feuer leicht die reichlichste Nahrung, und von Löschvorrichtungen waren einige Wasserkufen, die man eilends auf Schlitten herbeiholte, eine Anzahl von ledernen Eimern, welche man auf dem Rathause oder bei den Wohnhäusern verwahrt hielt, und viele riesengroße Feuerhaken zum Einreißen der brennenden oder der Brandstätte angrenzenden Häuser das einzige, was man besaß, wenn die Stadt nicht etwa schon einige Feuerhandspritzen hatte, wie sie Augsburg schon im Jahre 1518 anschaffte. — Erst später kamen von Holland her die eigentlichen Feuerspritzen. Da ist es denn kein Wunder, daß nicht selten ganze Straßenreihen und Stadtviertel, ja ganze Städte, ein Raub des wütenden Elementes wurden. Ängstlich wimmerten die Feuerglocken von den Türmen; die Thore der Stadt wurden geschlossen, damit kein schlechtes Gesindel von draußen herein in die Stadt laufe, um Gelegenheit zum Stehlen zu suchen; die Thüren der Kirchen wurden geöffnet, damit die Bürger hinter den dicken steinernen Mauern der meist freier liegenden Kirchen ihre Habseligkeiten in Sicherheit bringen könnten. Lange doppelte Ketten helfender Menschen bildeten sich bis zu Rande des Wassers, um die Eimer zu füllen und sie sich zuzureichen; selbst Ratmänner und Geistliche traten mit hinzu, wenn die Not groß war. Diese Reihen setzten sich bis zur Brandstätte fort. Dort nahmen Beherzte oder mit solchem Dienst besonders Betraute sie in Empfang, kletterten mit ihnen auf zahlreichen und schwindelnd hohen Leitern bis zu dem brennenden Gebäude oder zum Dache der angrenzenden Häuser empor und gossen das bißchen Wasser, welches noch in den Eimern geblieben war, in das wütende Flammenmeer. Wie ganz anders aber wußte man dem Feuer zu begegnen, als nun die Feuerspritzen mit eingriffen! In den oft hochgegiebelten Häusern der engen Straßen wohnte ein rühriges, fleißiges Geschlecht. Vor dem großen Kriege waren Handel und Handwerk im Gedeihen, und es herrschte in den Städten große Wohlhabenheit. Der Glanz der Hansa war freilich auch damals schon erblichen, und Augsburg und Nürnberg waren nicht das mehr, was sie zur Zeit der Väter

9. Bd. 3 - S. 550

1838 - Eisleben : Reichardt
öb0 Australien. andern Gelegenheit getodtet haben. Wenigstens erzählt ein Engländer, der 1827 sich 9 Monate in Neuseeland aufhielt ein Paar Beispiele hiervon. Indem er nämlich einst eine Streiferei ins Innere machte und nicht wenig entzückt war über die Fortschritte, welche die Neusee- länder auf der Bahn der Gesittung gemacht zu haben schienen, wur- de seine Begeisterung nicht wenig herabgestimmt durch den plötzlichen Anblick eines gräßlichen Schauspiels. Es waren die Überreste eines gerösteten menschlichen Körpers, an denen Schweine und Hunde nag- ten. Ein armer junger Sklave, der eine Pflanzung zu hüten hatte, war so nachlässig gewesen, Schweine in dieselbe einbrechen zu lassen, die darin große Verheerung angerichtet hatten. Der Besitzer der Pflan- zung, erzürnt über die Nachlässigkeit, seines Sklaven, hatte den Un- glücklichen mit seiner Streitaxt erschlagen und befohlen, den Leichnam zu braten. Das andere Beispiel, welches derselbe Reisende erzählt, ist folgendes. „Wir hatten erfahren, daß eine junge hübsche Sklavin, die wir Tags vorher noch gesehen hatten, von einem Häuptling, ihrem Herrn, weil sie ihm entlaufen, erschlagen worden sey und zum Mahle zubereitet werde. Wir wollten uns mit eignen Augen hiervon über- zeugen, begaben uns an Ort und Stelle und überraschten sie mitten in ihrer gräßlichen Arbeit. Blutige Fetzen von Matten lagen umher und ein Knabe, der dabei stand, deutete lachend mit dem Finger an seinen Kopf und dann nach einem nahen Gebüsche. Ich näherte mich demselben und fand hier einen blutigen Menschenkopf. Schau- dernd erkannte ich die Züge des Mädchens wieder, welches den Abend zuvor aus dem Dorfe, wo wir uns aufhielten, mit Gewalt fortgeführt worden war. Wir liefen nach dem Feuer, das bereits in der Grube brannte und sahen einen Mann die Viertel eines menschlichen Kör- pers für ein Mahl bereiten, die größeren Knochen waren bei Seite geworfen und das Fleisch ward gerade in den Ofen gelegt. Während wir vor Entsetzen wie versteinert da standen, packte ein vor dem Feuer liegender großer Hund den blutigen Kopf und lief damit nach einem nahen Gebüsch. Der Mann verrichtete sein Geschäft mit der größ- ten Gemüthsruhe und sagte uns, es würden wohl einige Stunden vergehen, bis das Fleisch gekocht sey. Wir gingen in das Dorf zu dem Häuptling, auf dessen Veranstaltung das Mahl zubereitet wurde, und hielten ihm seine Abscheulichkeit vor. Er gestand uns sein Vor- haben und rühmte seine Geschicklichkeit, womit er das Mädchen er- schlagen habe. Und doch war dieser Häuptling ein junger hübscher Mann von höflichen Sitten und sanfter, stiller Gemüthsart. Wir verließen ihn und begaben uns nochmals nach dem Orte, wo das Mahl zubereitet wurde. Kein einziger Neuseeländer war in der Nähe zu sehen; ein heißer, häßlicher Dampf stieg von Zeit zu Zeit aus der qualmenden Grube. Wir entschlossen uns, mit Hülfe einiger Euro- päischen Freunde, die sich in unserm Dorfe aufhielten, den Ofen zu zerstören und die Überreste der Leiche zu begraben. Mst Schausein

10. Bd. 2 - S. 919

1837 - Eisleben : Reichardt
Inneres Südafrika. 919 sich der Zug nach dem öffentlichen Platze, wo ein großes Gerüste er- richtet war, neben welchem man die Bildnisse der Landesgötter aufge- stellt hatte, in Bewegung. Als man auf diesem Platze ankam, bestieg ein junger Neger das Gerüst. Der Fürst nahm auf der rechten Seite Platz und lud Douville ein, sich neben ihn zu setzen. Nun hielt der junge Neger eine Rede, und wahrend er noch sprach, führten 2 hinter ihm stehenden Männer einen so gewaltigen Säbelhieb nach ihm, daß sein Kopf dadurch fast gänzlich vom Rumpfe getrennt wurde. In wenigen Augenblicken war sein Körper geviertheilt. Ein Viertel davon wurde dem Jaga für ihn und seine Weiber überreicht, das zweite ge- hörte den Makotas (Vornehmen), das dritte dem Volke und das letzte den Priestern, welche das Blut mit großer Vorsicht sammelten, um es später den Göttern zu opfern. Der Jaga verfügte sich hierauf nach seinem Pallaste, wo die ganze Volksmasse zu einem Feste geladen wurde. Vor allem bratete man die Glieder des Schlachtopfers und verzehrte sie mit einer an Trunkenheit gränzenden Freude; dann aß man bedeutende Quantitäten Fleisch von verschiedenen Thieren und trank tüchtig dazu; endlich wurde bis tief in die Nacht hineingetanzt. Jetzt zündeten die Priester innerhalb eines viereckigen Raumes ein großes Feuer an, gossen das Blut des menschlichen Opfers auf die glühen- den Kohlen und warfen eine Menge wohlriechender Harze hinein. Als der Wind die dicken Rauchwolken, die sich bald daraus erhoben, gegen den Tempel hintrieb, jauchzte das Volk laut auf, weil ihm dieß für ein sicheres Zeichen galt, daß der Jaga bis zu seinem Ende glück- lich regieren werde; er selbst schien darüber höchlich erfreut und bei dem darauf folgenden Mahle, an dem auch Douville gezwungener Weise Antheil nehmen sollte, verschluckte der Jaga mit inniger Lust die größ- ten Bissen Menschenfleisch. „Ich vermag es nicht, sagt Douville, die Freude dieser Kannibalen zu beschreiben, als sie das Blut des un- glücklichen Opfers aufleckten und seine zuckenden Glieder brieten. Noch jetzt ergreift mich ein kalter Schauder, wenn ich des Augenblicks ge- denke, wo die Priester das Herz des beklagenswerthen Jünglings in den Kessel warfen, dessen Inhalt siedend aufwallte. So wie es in die heiße Flüssigkeit gefallen war, sprang es über dessen Oberfläche wieder enipor. Da schrie das Volk vor Lust, weil es diesen Sprung für einen untrüglichen Beweis hielt, wie hoch der Jüngling erfreut sey, daß man ihn zum Schlachtopfer ausersehen. Ein anderes Negervolk des innern Afrikas, das Douville besuchte, nennt er M oluas, (vielleicht Mu lva der ältern Reisebeschreiber), deren Land in der Nähe des Äquators liegt und den Zambi enthält, den höchsten Berg, den Douville in diesem Theile Afrikas sah. Das Königreich der Moluas scheint eine Hauptmacht Südafrikas zu seyn. Es erstreckt sich südlich von Bomba über eine Menge gegen O. und S. O. gelegener Länder, und selbst Völker an der Ostküste sollen die Oberherrlichkeit 'anerkennen und Tribut bezahlen. Es hat 2 Haupt-
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