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1. Vierzig Lektionen über die vereinigte Gesetzeskunde und Volkswirtschaftslehre - S. 68

1894 - Gotha : Behrend
68 Der Schutz des Arbeiters. Entlastung aus der Arbeit ist eine vierzehntägige Kündigungs- frist zu beobachten. 2. Kinderarbeit. Kinder unter zwölf Jahren dürfen in Fabriken überhaupt nicht beschäftigt werden, und die Beschäf- tigung von Kindern über vierzehn Jahren darf die Dauer von sechs Stunden täglich nicht überschreiten. Der Schulunterricht darf unter der Fabrikarbeit nicht leiden. Außerdem sind nur solche Kinder zur Fabrik zuzulasten, welchen mit Zustimmung des Vaters oder des Vormundes von der Ortspvlizei (Gemeinde- vorstände) eine Arbeitskarte ausgehändigt wird. 3. Jugendliche Arbeiter. In ähnlicher Weise ist auch dafür gesorgt, daß die Gesundheit der im vollen Wachstum be- griffenen jungen Leute zwischen 14 und 16 Jahren nicht durch allzugroße Überanstrengungen gefährdet wird. Die tägliche Be- schäftigung derselben darf in Fabriken zehn Stunden nicht über- schreiten; die Arbeitsstunden dürfen nicht vor 5^ Uhr morgens beginnen und nicht über 8*/, Uhr abends dauern. Die Mittags- pause hat mindestens eine Stunde zu betragen, ebenso hat vor- und nachmittags eine halbstündige Pause stattzufinden. Die Gewerbeunternehmer sind verpflichtet, bei der Beschäftigung von Weibern unter 18 Jahren die durch das Alter derselben ge- botene besondere Rücksicht auf Gesundheit und Sittlichkeit |it nehmen, auch für den Besuch obligatorischer Fortbildungsschulen die nötige Zeit zu gewähren. 4. Fabrikinspektoren. Bei dem Kleingewerbe steht der Handwerksmeister selbst mit in der Werkstatt und arbeitet mit seinen Leuten. In der Großindustrie dagegen, wo hunderte von Arbeitern beschäftigt sind, kann eine persönliche Beziehung und eine mündliche Aussprache über die Durchführung der Arbeits- einrichtung nicht stattfinden, dies geschieht vielmehr durch die Fabrikordnung. In derselben wird die Dauer der Arbeitszeit, der Tag der Lohnzahlung, die Kündigungsfrist fest- gestellt, ferner enthält dieselbe Vorschriften inbezug auf Reinlich- keit, Pünktlichkeit, Ordnung, Sicherheit, Gehorsam und etwaiger Strafen bei Übertretungen rc. Die Aufsicht über die Ausführung der Fabrikordnung, über die Werkstätten in gesundheitlicher Hin- sicht rc. liegt besonders den von der Landesregierungen ernannten

2. Vierzig Lektionen über die vereinigte Gesetzeskunde und Volkswirtschaftslehre - S. 30

1894 - Gotha : Behrend
r 30 Die Rechte der Unterthanen. ämtern, welche? Als Gemeinderatsmitglied, Schöffe, Geschworener, Schul- und Kirchenvorstandsmitglied, Armenpfleger; Feuerlösch- dienst. 8. Lektion. Die Rechte der Unterthanen. Der Staatsbürger und Unterthan hat jedoch nicht nur Pflichten, er hat auch als solcher Rechte, und zwar viel mehr, als es für den Anfang scheint. Die Rechte werden teils mit ihm geboren (Urrechte), teils von ihm erworbeit. Betrachten wir dieselben gleichfalls etwas eingehender. 1. Schutz des Lebens und der Gesundheit Das Recht zu leben beginnt mit der Geburt, und der Staat hat die Pflicht, Leben und Gesundheit durch fördernde Einrichtungen oder Be- seitigung hindernder Einflüsse zu schützen. Wohlfahrts- und Ge- sundheitspolizei. (Lekt. 12.) —Jmpfgesetz (4. April 1874). Rach diesem Gesetze soll jedes Kind vor Ablauf des auf sein Geburtsjahr folgenden Kalenderjahres, sofern es nicht nach ärzt- lichem Zeugnis die natürlichen Blattern überstanden hat, sowie zum zweiten Male innerhalb des zwölften Lebensjahres der Impfung unterzogen werden. Erfolglose Impfungen müssen im nächsten Jahre und, falls wieder erfolglos, im dritten Jahre wiederholt werden. Der Jmpfarzt des Jmpfbezirks nimmt vorn Mai bis September an bestimmten Tagen die Impfung unent- geldlich vor. Eltern, Pfleger und Vormünder sind verpflichtet, auf amtliches Erfordern die Impfung der Kinder und Pflege- befohlenen nachzuweisen. Entziehung der Jmpfpflicht wird mit Geldbuße bis 50 Mk. oder Haft bis zu 3 Tagen bestraft. — Gesetz gegen Nahrungsmittelverfälschung (Lekt. 12). Vergl. auch § 367, 7 des Stgb. — Landesmedizinalkollegium — Veterinärkommission. — Absperrungsmaßregeln bei Cholera rc. Die Baupolizei ist auf die Herstellung gesunder Wohn- räume bedacht. Kranken- und Siechenhäuser, Blindenheilan- stalten. Jrrenheilanstalten —, Einrichtung von Volksbädern — Sprengwagen. —

3. Geschichts-Leitfaden für Bürger- und Mittelschulen - S. 93

1892 - Gera : Hofmann
93 Meiereien, auf denen er sich um alles kmmerte. Aus den Krongtern oder Domnen bezog er seine Einknfte. Karl hatte auch den fr jene Zeit gewaltigen Plan, den Rhein mit der Donau durch einen Kanal zu verbinden. Sein Ruhm erscholl in alle Welt. Der Kalif Harun al Raschid in Bagdad sandte ihm Geschenke, z. B. eine knstliche Wasseruhr und einen gelehrigen Elefanten. Karls Gegen-geschenke waren abgerichtete Pferde und Hunde. 3) Nord, Ost, West und Sd. 1. Wintermonat, 2. Hornung (weil die Hirsche im Februar ihr Geweih ablegen?), 3. Lenzmonat, 4. Ostermonat, 5. Wonnemonat, 6. Brachmonat (weil im Juni das brachgelegene Feld gepflgt wurde), 7. Heumonat, 8. Erntemonat, 9. Herbstmonat, 10. Weinmonat, 11. Windmonat, 12. Christmonat. 4) Die Pfalz (Palast) = Wohnung, Schlo des Kaisers. 10. Sein frommes Ende. Karl hatte den Schmerz, da zwei begabte Shne vor ihm starben. Den berlebenden Ludwig lie er zu Aachen, seiner Lieblingsstadt, in der er neunzehnmal Weih-nachten gefeiert hat, krnen und ermahnte ihn, Gott zu frchten, sein Volk zu lieben, die Armen zu untersttzen, getreue Beamten einzusetzen und sich von der Welt unbefleckt zu erhalten. Ein halbes Jahr darauf erkrankte er im 70. Lebens- und 46. Regierungsjahre an einem er-neuten Fieberanfalle und starb nach Empfang des heil. Abendmahles mit den Worten: Vater, in deine Hnde befehle ich meinen Geist!" (814.) 814 Sein Leichnam wurde einbalsamiert und im kaiserlichen Schmucke auf-recht in der Gruft des Domes zu Aachen beigesetzt. Auf goldenem Stuhl sitzend, die Krone auf dem Haupte, das Evangelienbuch auf den Kuieeu, die goldene Pilgertasche an der Hfte, Zepter und Schild zu Fen, die Gruft mit Spezereieu (= duftenden, kostbaren Ge-wrzen) gefllt, so fand ihn im Jahre 1000 Kaiser Otto Hi., der das Gewlbe ffnen lie, um den groen Toten zu schauen. Fragen: Weshalb heit Karl der Groe"? Die Grenzen und Teile seines Reiches! Warum fhrte er die vielen Kriege? Wie war damals das Verhltnis zwischen Papst und Kaiser? Weshalb zogen sich die Sachsen-kriege so in die Lnge? Was hatten die verschiedenen Grafen" zu bedeuten? Die Bedeutung der Marken! Die Entwicklung der Nordmark (Branden-brg), Ostmark (sterreich) und der Mark Meien (Sachsen)! Pippin der Kurze" von Bauer. Die Schule der Stutzer" von Simrock. Wie Kaiser Karl schreiben lernte." Wie Kaiser Karl Schulvisitation hielt." Wie Kaiser Karl Besuch bekam," und Wie Kaiser Karl in Bchern las" von Gerok. Frankfurts Grndung" von Kopisch. Das weie Ro" von M v. Der. Wittekind" von Platen. König Karls Meerfahrt," Klein Roland" und Roland Schildtrger" von Ithland! Der sterbende Roland" von Stber. Rheinsage" von Geibel. 38. Die Karolinger. 1. Der schwache Ludwig der Fromme. Er konnte die Zgel der Regierung eines so groen Reiches nicht führen. Die Geistlichen, die Groen des Reiches und feine eigenen Shne entwanden sie ihm. Er lie sich zu einer Teilung des Reiches unter seine drei Shne

4. Neuer christlicher Kinderfreund - S. 83

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
83 chcnjahres, und schließt erst mit dem Eintritte der Trinita- tiszeit. In dieser Festzeit der Kirche sind es drei verschie- dene Fe st kr eise, um welche sich die höher gestimmte An- dacht der Gläubigen sammelt. Zuerst der Weihnachtskreis, dessen Mittelpunkt das Weihnachtsfest bildet, welches von einer Vorfeier und Nachfeier umschlossen ist. Das Weihnachtsfest, welches wir alle Mal am 25sten December feiern, ist erst etwa seit dem vierten Jahrhundert n. Chr. G. im Gebrauch; jetzt aber wird es von Alt und Jung desto fröhlicher begrüßt, wenn es mit seiner Freudenbotschaft, daß aller Welt der Heiland geboren ist, erscheint; und es ist namentlich euch Kindern kein Fest so herrlich, als dies, weil der ,heilige Christ euch so schöne Geschenke mitbringt; ich möchte aber doch, daß ihr euch noch mehr über das Kind in der Krippe freuetet, als über jene Geschenke, denn die können euch nicht selig machen, aber das Kind kann es, und wenn ihr ihm euer Herz öff- netet und nähmet es da auf, so würdet ihr bald finden, daß es noch bessere Geschenke hat und bringt, als die schön- sten Weihnachtsbäume mit den hellen Lichtern, Aepfcln und Nüffen und dem bunten Spielwerk, das doch Alles nur eitel und vergänglich Ding ist. Damit aber weder ihr, noch ir- gend ein Mensch dem Jesuskinde das Herz verschließe, so gehen dem Weihnachtsfeste die 4 Adventssonntage vor- her, denn sie sollen euch und alle Menschen mahnen, dem kommenden Heilande die Seele zu öffnen. Advent heißt nämlich deutsch Ankunft; und in der Adventszeit wird von nichts Anderm, als dem Kommen des Herrn Jesu gepre- digt. Durch die vier Adventssonntage, mit deren erstem der Anfang des Kirchenjahres zusammen fällt, werden die vier Jahrtausende abgebildet, welche auf die Ankunft des schon den ersten Menschen verheißenen Heilandes gewartet haben. Ganz in der Art, wie Diese, brauchen wir im Advent nun freilich nicht mehr auf den Heiland zu warten, denn längst ist er in der Welt erschienen; aber in Aller Herzen hat er doch noch nicht kommen können; darum sollen wir jenes frühem sehnsuchtsvollen Wartens der Menschen in der Ad- ventszeit recht fleißig gedenken, damit wir desto begieriger nach Dem verlangen, welchen viele Könige und Propheten wollten sehen und haben ihn nicht gesehen, und weil er uns nun so nahe gekommen ist, daß er vor unserer Herzen Thür steht, dieselbe ihm weit aufthun, daß da einziehe der König der Ehren und darin ewiglich wohne. Die biblischen Terte

5. Zeugnisse zum deutschen Aufstieg - S. 239

1915 - Gotha : Perthes
239 Recht und Mut und Liebe, das sind seine Waffen, Uns ruft Gott, mein Weib, uns ruft Eott! Wenn wir unser Glück mit Trauern büßen: Deutschland muß leben, und wenn wir sterben müssen! Liebste, tröste dich, Liebste, tröste dich! Jetzt will ich mich zu den anderen reihen: Du sollst keinen feigen Knechten freien! Liebste, tröste dich! Wie zum ersten Male wollen wir uns lüssen, Deutschland muß leben, und wenn wir sterben müssen! Nun lebt wohl, ihr Menschen, lebet wohl! Und wenn wir für euch und unsre Zukunft fallen, Soll als letzter Gruß zu euch hinüberhallen: Nun lebt wohl, ihr Menschen, lebet wohl! Ein freier Deutscher kennt kein kaltes Müssen: Deutschland muß leben, und wenn wir sterben müssen! Kesselschmied Heinrich Lersch. Hindenburgs Siegesbotschaftenausmasuren. Sonnabend, den 29. August 1914. Unsere Truppen in Preußen unter Führung des General- obersten von Hindenburg haben die vom Narew vorgegangenen russischen Armeen in der Stärke von fünf Armeekorps und drei Kavalleriedioisionen in dreitägiger Schlacht in der Gegend von Gilgenburg und Ortelsburg geschlagen und verfolgen sie jetzt über die Grenze. Es geraten über 90000 Russen, darunter drei kommandierende Generale und viele hohe Offi- ziere, in Gefangenschaft. Der russische Armee- führer ist nach russischen Meldungen gefallen. Das gesamte russische Artilleriematerial ist vernichtet. Sonnabend, den 13. Februar 1915. In der neuntägigen Winterschlacht in Masuren wird die russische zehnte Armee, die aus mindestens elf Infanterie- und mehreren Kavalleriedivisionen bestand, nicht nur aus ihren stark verschanzten Stellungen östlich der masurischen Seenplatte ver- trieben, sondern auch über die Grenze geworfen, schließlich in

6. Deutscher Aufstieg 1750 - 1914 - S. 33

1914 - Gotha : Perthes
— 33 — Darüber, daß so ungefähr mit der Reichsgründung eine ^^M.. neue Zeit unter Deutschen begonnen habe, sind wir mol)I Wri^Don alle einig. Wie diese Zeit aber im einzelnen abzugrenzen etwa morn* und wie sie ihrem Wesen nach zu kennzeichnen sei, das ist die Frage. Und mancher mag meinen, diese Frage zu beantworten sei einstweilen überhaupt noch nicht möglich. In einem stimmen wir wohl überein: darin, daß, abgesehen von der Reichsgründung, ein unerhörtes Aufblühen. des_jbirischaftslebens uns in eimntlteuen Stand unserer ~~Döhi[chen Art versetzt habe. Dieser Punkt wird, weil wesentlich, einer genaueren Betrachtung zu unterziehen sein. Zunächst einiges nur scheinbar bloß Chronologische. Das Aufsteigen unserer Volkswirtschaft kann man sehr verschieden datieren. Man kann vielleicht schon an die Blüte der Landwirtschaft in den zwanziger Jahren denken. Geht man, wie die meisten für selbstverständlich erachten werden, von der Entwicklung von Gewerbe und Handel aus, so wird die Antwort je nach den verschiedenen Gegenden Deutschlands verschieden lauten: für das Königreich Sachsen würde eigentlich bis ins 18. Jahrhundert zurückgegriffen werden müssen, für die Rheinlande vielleicht auch; für andere Stellen wäre der Termin später zu setzen. Sucht man in dieser Verlegenheit eine, genauere Vorstellungen erlaubende Anknüpfung, so erscheint sie am besten mit dem Momente gegeben, da aus dem neuen Wirtschaftsleben der Unternehmung herauslieüf lieh zwei neue Stände, die der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer, hervorgehen: mithin die soziale Ausprägung des __ir neuen Wirtschaftslebens begiiint.' Es war am preußischen Rhein in den dreißiger Jahren der Fall, aber die hieraus sich ergebenden Probleme wurden in Berlin, in der preußischen Zentralstelle, um diese Zeit noch nicht verstanden. Nehmen wir hierzu die Tatsache, daß die erste deutsche Industrieausstellung in Berlin im Jahre 1844 stattfand und 3

7. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 245

1890 - Gotha : Behrend
Leipzig. 245 einmal unmittelbar in das wilde Toben des Kampfes zogen und einem Menschenalter seine ruhige Entfaltung raubten. Vor den napoleonischen Kriegen galt Leipzig allen Fremden als eine ungemein schöne und prächtige Stadt, und auch die Bewohner erhielten ihren Teil an dem Lobe. Wenn damals die Gottheiten der Galanterie und der Mode darin residieren sollten, oder wenn Goethe sagt: „Mein Leipzig lob' ich mir, es ist ein klein Paris und bildet seine Leute", so sind damit Eigentümlichkeiten des Leipziger Lebens bezeichnet, die früher mehr als heute hervortraten. Fein, elegant, hier und da etwas geziert, war schon damals der Ton der Stadt. Stolz war der Leipziger, wie alle Obersachsen, besonders auf seine richtige Aussprache, und wenn er in seinem Eifer, das G nicht in I zu der- wandeln, es in K umsetzte, sogar mit dem I dieselbe Prozedur vor- nahm und die harten und weichen Konsonanten stetig verwechselte, so störten ihn alle Neckereien nicht in seiner Selbstzufriedenheit und be- haglichen Glückseligkeit, in der er sich gefiel. Auch die Unruhe, Geld zu verdienen, gehörte zu diesem Glücke, und der Gedanke an eine mög- liche Wendung konnte in der Brust der Glücklichen kaum Platz ge- Winnen. Um so schrecklicher mußten auf die Gemüter die kriegerischen Ereignisse wirken, von denen Ernst Moritz Arndt im Liede singt: Wo kommst du her in dem roten Kleid und färbst das Gras auf dem grünen Plan? „Ich komme ans blutigem Männerstreit, ich komme rot von der Ehrenbahn; wir haben die blutige Schlacht geschlagen, drob müssen die Mütter und Bräute klagen. Da ward ich so rot." Sag' an, Gesell, und verkünde mir: Wie heißt das Land, wo ihr schlugt die Schlacht? „Bei Leipzig trauert das Mordrevier, das manches Auge voll Thränen macht; da flogen die Kugeln wie Winterflocken, und Tausenden mußte der Atem stocken bei Leipzig, der Stadt." Die Sieger in der Völkerschlacht (16.—19. Oktober 1813) fanden zwar ein möglichst geschontes, aber doch von den Greueln des Krieges entsetzlich verwüstetes Terrain. Viele Häuser waren von den Kugeln durchlöchert; Tote, Sterbende und schwer Verwundete lagen durcheinander auf deu Straßen. Der Johanniskirchhof insbesondere bot ein grausen- erregendes Bild. Viele von den hier lagernden oder gefangen ge- haltenen Kriegern waren in die ausgemauerten Grüfte hinabgestiegen, um sich in den Wohnstätten des Todes und der Verwesung gegen die Witterung und die rauhe herbstliche Luft zu schützen. Die Särge hatten sie aufgeschlagen und als Betten benutzt, nachdem sie die ver- Westen Überreste der Toten hinausgeworfen. Wer das Furchtbare des Krieges nicht kannte, der konnte es in den Umgebungen der innern Stadt in vollem Maße kennen lernen. Dort lag einer mit zer- schmettertem Kopfe, in dem kein Tropfen Gehirn mehr war; hier einer,

8. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 253

1890 - Gotha : Behrend
Leipzig. 253 Hauptsitz gewählt hat. Die Stadt hat über fünfhundert Firmen und circa achtzig Druckereien, und außerdem konzentriert sich hier bei- nahe der gesamte buchhändlerische Verkehr Deutschlands und der dem deutschen Schrifttum zugänglichen Länder. 4. Während Leipzig so infolge seines steigenden Großhandels in den verschiedensten Geschäftszweigen in gleicher Weise rapide an Bevölkerung wie an Bauten zunehmen mußte, so daß es mit seinen fünf ehemaligen Vorstädten heute die siebente Stelle unter den deutschen Großstädten (150 000 Einwohner) einnimmt, ist auch seine Umgebung durch An- Häufung von Bevölkerung in einem Maße umgestaltet, wie sonst keine andere Stadt im deutschen Reiche. Nachdem Hamburg seine fünfzehn Vororte einverleibt, giebt es in Deutschland keine zweite Großstadt, die so viele dicht bevölkerte und enganschließende Vororte hat. Ein Kranz von 42 vorstadtähnlichen Dörfern umgiebt dieselbe, welche zur Zeit noch als selbständige Gemeinden gelten und doch viel mehr zu der eigentlichen Stadt gehören, als dies z. B. bei Chemnitz und Dresden der Fall tft. In keiner derselben sieht man allabendlich solche Scharen aus allen Thoren und des Morgens in dieselben hineinströmen wie in Leipzig. Ganze Korporationen wohnen auf dem Lande, und die zahl- reiche Kaste der Markthelfer, der Schriftsetzer, der Buchdrucker u. s. w. residiert zum großen Teile nur zur Arbeitszeit in Leipzig. Bei dem enormen Anwachsen der Vororte (28°/0 jährlich) ist es wahrscheinlich, daß sie in wenigen Jahren volkreicher werden als die eigentliche Stadt. Aus einem Gürtel hochragender Essen, der die Vorstädte fast ganz um- faßt, steigt heute de* Dampf empor, so daß der Leipziger Altstädter schon weit zu gehen hat, ehe er sich frischer Landluft erfreuen kann. Es ist die werdende Fabrikstadl, die diese Galerie der dampfenden Essen anzukündigen scheint. Wie kann es unter diesen Umständen Wunder nehmen, daß das historisch so bedeutsame Terrain, welches Leipzig in weiterer Ferne umgiebt, in den letzten Jahrzehnten eine ganz andere Gestalt an- genommen hat! Fortwährend verändert sich der Schauplatz, auf dem die Völkerschlacht geschlagen, und immer schwerer wird es, sich mit der Karte in der Hand bei der jetzigen Bodengestaltung zurecht zu sinden. Da ist es denn ein großes Verdienst, welches sich der Verein „zur Feier des 19. Oktobers" und ein Privatmann Dr. Apel (f 1867) erworben, durch Errichtung von Denk- und Marksteinen das Bild der Schlacht künftigen Geschlechtern zu zeichnen. In Leipzig selbst erinnert etn kleines Denkmal an die vorzeitige Sprengung der Elsterbrücke am 19. Oktober, die den Truppen der französischen Nachhut so verderblich wurde, und ein Sarkophag-Denkmal an den Fürsten Poniatowsky, der in der Elster ertrank. Die Stelle, wo die Königsberger Landwehr unter dem Major Friccius das äußerste grimmasche Thor zuerst er- stürmte, ist durch ein Denkmal, sowie die Milchinsel, das erste städtische Grundstück, das die Verbündeten besetzten, durch ein Kugeldenkmal mit

9. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 75

1890 - Gotha : Behrend
Die Pfalz und die Pfälzer. 75 Ende Mai beginnt schon die Zeit der Frühkirschen, und bald rückt die Heuernte heran und erfüllt das ganze schöne Thal mit Lust, Leben und Arbeit. Der „Kannstag" (Johannistag) bezeichnet die „Snnnwend" des Sommers; er ist in der Erinnerung des Volkes noch immer ein heiliger Tag; die Leute sagen, man müsse sich an ihm vor Unglück in acht nehmen. Leider ist vom schönen altgermanischen „Johannisfeuer" keine Spur mehr vorhanden: auch hier trat die Polizei vernichtend ein, ohne daran zu denken, welche ehrwürdige, ja heilige und sinnige Sitte sie vertilgte. Daß dabei ein paar Holzscheite verbrannt wurden, wäre doch ein gar zu armseliger Grund. Am ersten sonnigen Sonntag des Jahres, wenn an den Berg- Halden noch hier und da der Schnee liegt, kommen die Kinder herauf in den Schloßhof der Ruine, — oben, so recht im Angesichte der er- wachenden Natur, wollen sie ihre ersten Sommerspiele beginnen, während andere an den Felsen und Schloßmauern Süßholz suchen, und die Mädchen Epheukreuze winden. So spielt und freut sich die frisch heranwachsende Jugend inmitten der Ruinen einer vergangenen Zeit. Ein Maiensonntag, überhaupt ein Sonntag im Sommer auf dem Lande ist ein Tag voll idyllischen Lebens. Das zeigt der alte Bauer, der in der heilig stillen Sonntagsfrühe noch vor dem Gottesdienste hinaus- wandert in die grüne blühende Flur. Jetzt überschaut er mit freudigem Danke die Flur, wo er die Woche über im Schweiße seines Angesichts gearbeitet. Wer ihm begegnet, hört von ihm das Lob der Natur Gottes, während vom Dorfe her die Störche klappern, die Kirchenglocken läuten und der Rauch still in blauen Wölkchen am Schloßberg empor- wirbelt. — In aller Frühe sind aber die Kinder schon dort auf die waldige Spitze des sogenannten „Schlößchens" hinter der Irrenanstalt gezogen, wo auf deu Trümmern einer heidnischen Urzeit die „Mai- glöckchen" am duftigsten blühen. Halb schaudernd denken sie an die weiße Frau, die sich dort oft sehen läßt. Im Dorfe selbst pflücken sich die Weiber und Mädchen vor dem Kirchgange noch im Hausgärtchen Sträuße von den „Nägelsbäumen",*) Gelbveigeln und Grasrosenstöcken, und dann duftet die ganze weite Kirchenhalle vom Frühlingsatem. — Wie lebhaft wird's dann erst abends zur Rosenzeit und zur Zeit der Rebenblüte; die feinsten Düfte wehen von den Weinbergen herüber und schweben um die Häuser, wo die Leute im Freien sitzen, während die Jugend siugeud und jubelud durch die Flur und zum Schlosse emporzieht. Die „Betglocke" läutet dann feierlich vom Dorfe herauf in der Dämmerung; alle kleineren Buben und Mädchen eilen heim. Die anderen folgen mit hellklingenden alten Liedern, während die Eltern vor den Häusern sitzend sich dessen freuen und an ihre eigenen Jugendtage denken. Um diese Zeit, um Himmelfahrt und Psingften, beginnen dann auch die Prozessionen der Katholiken durch die Flur über Hügel und *) Nelkenstöcken.

10. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 247

1890 - Gotha : Behrend
Leipzig. 247 grund treten ließ. Als gefälliges Mittelglied zwischen Stadt und Vorstädten bildete sich die Promenade. Wie die Aufhebung der Thorsperre den Verkehr im Innern der Stadt hob, so wurde der Eintritt in den deutschen Zollverein (1. Januar 1834) zu einem Akt der fröhlichen Wiedergeburt des Leipziger Handels und Gewerbes. Von der Zunahme des Unter- nehmuugsgeistes und des Wohlstandes zeugten hauptsächlich die rasch und stolz sich erhebenden Neubauten, worin Stadtbehörden, Universität und Private miteinander wetteiferten. So war der Gang des Fort- schritts schon lebhaft, als die Dampfkraft mit dem Bau von Eisen- bahnen demselben einen mächtigeren und über alle Erwartung folge- reichen Anstoß gab. Die Eröffnung der Leipzig-Dresdener Bahn, der ersten größeren Deutschlands (1839), bezeichnet eine neue Periode in der Entwicklung Leipzigs, denn seitdem hat sich die anziehende Kraft des Handelsplatzes immer mehr bewährt und bis in unser Zeitalter hinein stetig größere Stärke gewonnen, wo er einer der wichtigsten Knotenpunkte des sich entwickelnden deutschen Eisenbahnnetzes geworden ist und die zu frischem Leben erblühten wissenschaftlichen Institute ihm einen neuen Glanz verliehen haben. Wenn Leipzig aber neuerdings viele andere deutsche Großstädte überflügelt hat, so ist dies besonders dem Umstände zuzuschreiben, daß es im neuen deutschen Reich die Rolle zu erfüllen hat, die einst Frankfurt a. M. oblag. Sie ist gleich- fam zweite Hauptstadt des Bundesstaates und verdankt die Verlegung wichtiger Bundesbehörden wie des Reichsgerichts hierher der geringen Neigung der Deutschen für Zentralisation. 2. Die innere Stadt ans dem rechten Ufer der Pleiße mit ihren viel- stöckigen, untereinander ziemlich gleichen Gebäuden bietet ein Bild bürger- licher Wohlhabenheit des 17. und 18. Jahrhunderts. Ihren Mittel- Punkt bildet der Marktplatz, der. auf drei Seiten von hohen, altertüm- liehen, zum Teil im Renaissancestil erbauten Privathäuseru eingeschlossen, mit seinem Rathaus auf der vierten Seite und dem sogenannten Königshaus der Schauplatz vieler denkwürdiger Ereignisse war. In dem letzteren, früher der Residenz der Landesherrn, wenn sie in Leipzig weilten, feierte jahrelang August der Starke feine berüchtigten Meßfeste und fand 1760 das berühmte Gespräch Friedrichs des Großen mit Gellert statt. Im Erker dieses Hauses war es, wo Napoleon I. von dem Könige von Sachsen Abschied nahm, von wo einige Stunden später der letztere in Gefangenschaft abgeführt ward, wo im Jahre 1820 auch der Sieger von Leipzig, der Fürst Schwarzenberg, sterben sollte. Dem Rathaus gegenüber in der verkehrsreichen grimmaschen Straße mit ihren hübschen Gebäuden liegt das länger als drei Jahrhunderte berühmteste Bürgerhaus der Stadt: Auerbachs Hof, in den Jahren 1530—1538 erbaut, ehedem ein Bazar der reichsstädtischen Handelsherren und als solcher der wichtigste Meßhandelsplatz, durch die an ihm haftende Faust- sage und durch Goethes Faustdichtung weltbekannt. Die in dem Wein-
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