Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Das erste Geschichtsbuch - S. 53

1892 - Gera : Hofmann
— 53 — Felder und Wiesen in den Niederungen der Oder, Warthe und Netze sah. Jeder Bauernsohn mußte vor seiner Verheiratung eine Anzahl Obstbäume anpflanzen. Kahle Höhen ließ er mit Maulbeerbäumen bepflanzen, um beit Seidenbau einzuführen. Da oft Hirsche und wilde Schweine die Felder der Bauern verwüsteten, so erließ der König scharfe Bestimmungen gegen den Wildschaden. Zum Anbau der Kartoffeln mußte er die Bauern zwingen. Sie wußten mit den fremden Knollen nichts anzufangen. Nettelb eck, der brave Verteidiger Kolbergs, erzählt aus seinen jungen Jahren: „Der König schenkte meiner Vaterstadt einen ganzen Wagen voll Kartoffeln. Kopfschüttelnd bot sie ein Nachbar dem andern. Man brach sie von einander und warf sie, natürlich roh, den Hunden vor. Diese schnoberten daran herum und verschmähten sie gleichfalls. Nun war ihnen das Urteil gesprochen. Die Dinger, hieß es, riechen nicht und schmecken nicht, und nicht einmal die Hunde wollen sie fressen. Was wäre uns damit geholfen?" Der König aber ruhte nicht, bis er feine Unterthanen von dem Werte der Erdäpfel überzeugt hatte. Er sandte Leute im Lande umher und ließ die Bauern im Kartoffelbau unterweifen. Auch Gewerbe und Verkehr hob der König auf jede Weise. Er verband die Flüsse durch Kanäle, legte einen Hafen an, besserte die Wege und ließ in Fabriken Tuch, Leinwand, Porzellan n. a. Waren herstellen. Berlin verschönerte er durch schöne Bauten und die Bildsäulen seiner liebsten Generale. Um das Schulwesen stand es damals noch schlecht. Die meisten Schulhäuser waren elende Hütten, die meisten Lehrer unwissende Kammerdiener, Handwerker oder ausgediente Unteroffiziere. Tief in Dummheit und Aberglauben steckte das Landvolk. Durch eine Land schnlo rdnung ordnete der König an, daß Schulen gebaut, ordentliche Lehrer angestellt und die Jugend fromm und geschickt erzogen würde. Musterschulen richtete damals Eberhard von Rochow auf seinen Dörfern ein. In Berlin wurde die erste Realschule gegründet. Besondere Sorgfalt verwandte Friedrich auf die Rechtspflege. „Ungerechte Richter find gefährlicher als eine Diebesbande!" jagte er. Das Prozeßverfahren kürzte er ab, die unmenschlichen Strafen beseitigte er, und das „Allgemeine Landrecht" ließ er ausarbeiten. Überall war sein scharfes Auge, um Mißstände zu entdecken, und seine milde Hand, um zu helfen. Um feinen Unterthanen viel geben zu können, war er selbst sehr sparsam. „Preußen ist arm, darum muß sein König sparen!" sagte er. Im Mai unternahm er Reisen in das ganze Land. Dabei schenkte er auch dem Geringsten Gehör und untersuchte alle Beschwerden. „Die armen Leute wissen, daß ich Landesvater bin, darum muß ich sie hören!" sagte er. Als er einst die Pferde wechseln ließ, drängte sich ein altes Mütterchen dicht an feinen Wagen. „Was wollt ihr, Mütterchen?" fragte der König. „Sie sehen, weiter nichts!" war die Antwort. Der König reichte ihr einige Goldstücke und und sagte: „Auf diesen Dingern konnt ihr mich ansehen, so oft ihr

2. Das erste Geschichtsbuch - S. 8

1892 - Gera : Hofmann
Prinz Wilhelm wurde mit seinem Bruder Heinrich nach einem bestimmten Stundenpläne von tüchtigen Lehrern unterrichtet. Außer den gewöhnlichen Schulfächern lernte er noch fremde Sprachen, reiten, fechten, schwimmen und rudern. Besonders liebte er die Wasferfahrten. Einmal wollte ihn ein Matrose fahren, der feine Jacke mit Teer beschmutzt hatte. „Mit einem so schmutzigen Menschen mag ich nicht fahren!" rief der Prinz. Da fagte ihm fein Erzieher: „Sie thun dem Manne unrecht, wenn Sie ihm feine fchmntzige Kleidung vorwerfen. Bei seinem Berufe geht es ohne Beschmutzung der Kleider nicht ab. Der Mann dient seinem Könige treu und verdient die Kränkung nicht." Da reichte der Prinz dem Matrosen die Hand und bat ihn um Verzeihung. Nicht in dem Gewühl der Großstadt, sondern in dem stillen Potsdam und auf dem Gute Bo rüste dt verlebte der Prinz feine erste Jugend. Einmal wollten seine Spielgenossen einen ärmlich gekleideten Knaben nicht mitspielen lassen. Da rief er entrüstet: „Dann will ich mit euch auch nicht spielen!" Der Prinz lernte fleißig und zeigte sich begabt und willensstark. Sein liebster Lehrer war der Geheimrat Hinzpeter, den er noch heute liebt und ehrt. Als Prinz Wilhelm 15 Jahre alt war, wurde er konfirmiert. In seinem Glaubensbekenntnisse sagte er: „Ich weiß, welche großen und schweren Aufgaben meiner warten, und ich will die Zeit meiner Jugend benutzen, um denselben gewachsen zu sein!" 3. Er bereitete sich gewissenhaft auf seinen Beruf vor. Der Prinz sollte vor seinen späteren Unterthanen nichts voraus haben; darum mußte er die Schule wie sie besuchen. Seine Eltern schickten ihn mit seinem Bruder Heinrich auf das Gymnasium in Kassel. Hier lebte und lernte er wie jeder andere Schüler. Jeden Tag ritt er von Schloß Wilhelmshöhe in die Stadt, saß im schlichten Anzuge auf der Schulbank, verrichtete wie jeder andere Schüler die kleinen Klassendienste, teilte wohl mit einem Mitschüler das Butterbrot und bestand endlich in ehrenvoller Weise die Schlußprüfung. Ja, er erhielt sogar wegen seines Fleißes eine der drei Denkmünzen, die an die würdigsten Schüler verteilt wurden. Glücklich rief er aus: „Wie freut mich diese Denkmünze! Ich habe meine Pflicht erfüllt und gethan, was ich konnte!" An feinem 18. Geburtstage führte ihn sein Großvater, Kaiser Wilhelm I., als Offizier in die Garde ein. Er richtete eine herzliche Ansprache an ihn, die mit den Worten schloß: „Nun geh und thu deine Pflicht, wie sie dir gelehrt werden wird. Gott sei mit dir!" Und als musterhafter Soldat hat er pünktlich und eifrig feine Schuldigkeit gethan. Auf der Hochschule zu Bonn am schönen Rheinstrome studierte der Prinz zwei Jahre lang die Rechts- und Staatswissenschaft. Fröhlich lebte und fleißig lernte er hier. Dann führte ihn der große Reichskanzler Fürst Bismarck in die Staatskunst, andere geschickte Beamte in alle Zweige der Verwaltung ein. So war er wohlvorbereitet ans sein hohes Amt, als ihn der Tod seines Vaters im 30. Lebensjahre auf den Thron rief.

3. Deutsche Prosa - S. 337

1900 - Gera : Hofmann
Vom Reichtum. 337 Dies geht noch weiter. Nicht allein das Geld selber, sondern alles, was an Geld zu sehr erinnert, wird eben dadurch unfähig, als Geschenk, als ein Zeichen der Liebe, des Dankes, der Verehrung zu dienen. Also das Notwendige, das Nützliche, welches einzutauschen ja die wichtigste Bestimmung des Geldes ist. Man wird nicht leicht jemandem, der uns geholfen oder erbaut oder erfreut hat, ein Paar Stiefel oder ein Faß Mehl oder ein Fuder Brennholz zuschicken. Auch nicht ein Dutzend Strümpfe, es sei denn, daß man sie selbst gestrickt hätte. Je weniger nützlich ein Gegenstand ist, desto besser eignet er sich zu einer Ehrenspende, und die geradezu unbrauchbaren, die höchstens zur Zierde dienen können, gelten für die ehrenvollsten: kunstvoll ge- arbeitete Waffen, Büsten, prunkvolle Schreibzeuge, unbequeme Pokale und dergleichen Dinge mehr, welche für sein Geld zu kaufen dem Be- schenkten schwerlich jemals einfallen würde. Selbst die Freundschaftsgeschenke verraten gewöhnlich diese Ab- neigung gegen das Nützlichkeitsprinzip, und je ferner die Beziehungen werden, desto unerlaubter werden Geschenke, welche jemand „gut ge- brauchen kann". Nur den Nächststehenden sieht man es nach, wenn sie Spenden für den täglichen Hausbedarf bringen oder Gaben von unverschleierter Kostbarkeit widmen; der Fernstehende darf nur mit flüchtigen Spielereien seine Teilnahme bezeugen. Es giebt eine fein nuancierte Skala des Geziemenden, von dem Blumensträuße und der Bonbonniere, welche ein junger Herr selbst der unverheirateten Tochter des Gastfreundes überreichen darf, bis zu dem Brillantschmuck, den der verlobte Bräutigam seiner Erwählten auf den Weihnachtstisch legen mag. Bares Geld aber dürfte auch der Bräutigam nicht schenken; dieses Vorrecht steht nur dem Ehemanne und den Eltern und allen- falls den älteren Onkeln und Tanten zu. Auf den Zwischenstufen zwischen diesen Extremen giebt es zahlreiche Regeln zu beachten, um dem Geschenke das beschämende Element, die Erinnerung an den Laden- preis, zu benehmen. Das wirksamste Mittel ist immer die persönliche Arbeit, deren Verwendung auf den Gegenstand nicht in Geld berechnet werden kann. Damit geben wir eigene, nicht fremde Kraft. Eine Geld- börse, welche eine liebenswürdige Dame für uns gehäkelt hat, ist etwas ganz anderes als ein ganzer Laden voll von diesem Artikel. Die Herren sind, da sie sich auf Häkeleien nicht verstehen, schlimmer daran als die Frauen. Gewöhnlich müssen sie sich darauf beschränken, die persönliche Arbeit durch die persönliche Auswahl zu ersetzen, was denn freilich auch nicht ohne Seufzen abzugehen pflegt. Glücklich, wer zuweilen Rebhühner und Hasen selbst schießt und damit ein befreundetes Haus sich verbinden kann. Es soll vorkommen, daß solche Jagdgeschenke beim Wildhändler gekauft werden; aber es ist nie gehört worden, daß der M. Henschke, Deutsche Prosa. 22

4. Geschichts-Leitfaden für Bürger- und Mittelschulen - S. 28

1892 - Gera : Hofmann
28 1>) Kokon. 1. Athens wirre Zustnde. Whrend der dorischen Wanderung wurde Athen von den dorischen Stmmen belagert. Das Orakel sagte: Das Volk siegt, dessen König fllt!" Da ging der athenische König Kodrns verkleidet in das dorische Lager, fing Hndel an und wurde erschlagen. Die wegen des Orakelspruchs erschreckten Dorer zogen ab. Die Athener aber hielten keinen fr wrdig, die Krone eines Kodrus zu tragen, und schafften die Knigswrde ab. Dafr whlten sie Archonten1), erst auf Lebenszeit, dann auf zehn Jahre und zu-letzt neun Archonten auf ein Jahr. Um der wachsenden Unordnung zu steuern, gab der Archon Drakon so strenge Gesetze, da man sagte, sie wren mit Blut geschrieben gewesen. Trotzdem wurde es nicht besser, sondern schlimmer. J) Archonten = Herrscher. Vergl. Monarch Alleinherrscher. 594 2. Solons weise Gesetzgebung. Der weise und tapfere Solon v. Chr. wurde der Retter des Staates. Er erleichterte die Lage der ber-schuldeten Brger durch Aufhebung der persnlichen Schuldknecht-schast. Das Volk wurde nach dem Ertrage des Grundbesitzes in vier Vermgensklassen geteilt. Aus der ersten wurden die 9 Archonten, aus den drei ersten der Rat der 400 gewhlt. Dem Kriegswesen standen 10 Strategen vor. Recht wurde durch die Geschworenen-Gerichte gesprochen. Die Gesetze wurden zunchst von dem Rate der 400 vorberaten, und dann wurde in der Volksversammlung der dieselben beschlossen. Zur Volksversammlung gehrten alle Brger der vier Klassen, die der 20 Jahre alt waren. Dieselbe whlte auch die Beamten. Die oberste Aufsicht der die Staatsverwaltung fhrte der j Areopag2), dessen Mitglieder allein nicht jhrlich wechselten, sondern aus gewesenen Archonten auf Lebenszeit ernannt waren. Die Er-ziehung der Kinder war Sache der Eltern. Die Mdchen wurden daheim von der Mutter in huslichen Arbeiten unterwiesen. Schulen fr die Mdchen gab es nicht. Die Knaben dagegen wurden durch tchtige krperliche und geistige bung in den Gymnasien^) gleichmig ausgebildet. Vom 18. bis 20. Jahre dienten sie als Krieger in den Grenzsestungeu. Jeder Brger mute in den inneren Streitigkeiten eine bestimmte Partei ergreifen. Wer seine Brger-pflichten vernachlssigte, verlor sein Brgerrecht. 2) Areopag genannt, weil er sich auf einem dem Kriegsgott Ares (Mars) geweihten Hgel versammelte. 3) Gymnasium, von dem griechischen Worte gymnos nackt, leicht gekleidet, ffentlicher Platz fr Leibesbungen, dann auch Versammlungsort der Gelehrten (Philosophen). Davon haben unsere Gelehrtenschulen den Namen Gymnasien. In den griechischen Gymnasien wurde Musik gepflegt; es wurden die Werke der Dichter des Volkes gelesen und Redebungen gehalten. 3. Gute Wirkung seiner Gesetze. Die Gesetze wurden auf hlzerne Sulen geschrieben und auf der Burg Akropolis aufgestellt. Das Volk gelobte, in zehn Jahren nichts daran zu ndern. Solon

5. Teil 16 - S. 216

1806 - Gotha : Ettinger
216 Schlachter zu Paris, wirthschaftete mit der Casse des Jnvaltdenhauses, bey welchem er angestellt war, so schlecht, daß er, um den Galgen zu entgehen, sich durch die Flucht retten mußte. In seiner Abwesenheit ge, bahr seine Frau, die eine ganz vorzügliche Schönheit war, eine Tochter, Johanne Au, toinette. Es fanden sich gute Freunde, welche dieselbe im Tanzen, in der Musik, und in andern Künsten, unterrichten ließen. Das reihende Mädchen bezauberte den kleir uen übelgebildeten, nicht sehr feinen Nor, mant l/Etiollcs so sehr, daß er sie (1741) heyrathete. Dieser that alles, um seiner zärtlichst geliebten Gattin Vergnügen zu ma- chen. Es versammelten sich in seinem Hause die feinsten und angenehmsten Gesellschaften, und bald umflatterte die schöne geistvolle Frau ein Heer von Anbetern. „Ich werde/'' pflegte sie wohl zu sagen, „meinem Manne nie anders, als nur dem Könige zu gefallen, untreu werden/'' Auch war dieß ihr Ernst. Sie arbeitete wirklich an dem Plane, den Beherrscher Frankreichs zu erobern; schon ihre Mutter bildete sie zur Geliebten dessel- den; Madam la Tencin, ihr Bruder, der Car,

6. Teil 16 - S. 37

1806 - Gotha : Ettinger
3? neburgifchen) der Sohn eines geflüchteten Franzosen, sollte die Profession seines Vaters erlernen. Der ausschweifende Jüngling lief aber nicht allein dem Meister, sondern auch den Eltern, davon. Peter I, der ihn auf seiner letzten Reise nach Deutschland (1712) kennen lernte, nahm ihn, als Bedienten seit ner Gemahlin in Dienst. Seine Lebhaftigr kett empfahl ihn zwar; aber seine Schurker reyen waren auch Ursache, daß er (1718) nach Kasan verwiesen wurde. Von da rief ihn (1725) die Kaiserin Katharine wieder zurück. Ec ernährte sich hierauf als Chtrurr gus und Barbierer. Sein ziemlich feines Betragen,. sein Verstand, seine gute Laune, verschaffren ihm bald in verschiedenen großen Hausern Zutritt. Die Prinzessin Elisabeth wählte ihn zu ihrem Leibchirurgus, und bald gelang es ihm, der Liebling einer Prinzessin zu werden, die in dem Umgänge mit schönen und muntern Mannspersonen ein besondres Vergnügen empfand. Chetardie, der, feit Botta's Rückkehr nach Petersburg, sich vom Hofe entfernte, um an der Ausführung seines Planes, in der unöer

7. Neuer christlicher Kinderfreund - S. 266

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
266 (es sind schon einige Monate her), daß man denen, die uns umgeben, Gutes thun und ihnen von dem Herrn Jesus er- zählen müsse. _ Das verstand ich nicht sehr gut anzufangen; da ich hier niemand hatte, der mich unterrichtete, so hab ich gedacht, du mußt es versuchen, vielleicht, indem du es ver- suchst, lernst du es besser. Drauf sagte ich zu den andern Kin- dern in der Grube, ich wolle ihnen, wenn sie mit mir kämen, Etwas von dem Heilande erzählen, was ich in der Schule da oben bei Ihnen gelernt hätte. Sie kamen. Diesen Ort haben wir zu unsrer Versammlung zurechtgemacht. Ich habe ihnen aus dem neuen Testament vorgelesen, das Gelesene erklärt und nachher das Gebet verrichtet." Noch einiges An- dere erzählte das Kind und das Herz des würdigen Christen klopfte vor Freude. Er mußte aber zurück aus diesem un- terirdischen Betsaale. Als er sich anschickte, nach dem Loche, durch welches er gekommen, wieder hinauf zu klimmen, hielt ihn das Kind am Arme und sagte: „Sehen Sie hier noch, Herr Lehrer, das ist unsere Missionsbüchse. Wenn wir zum Gebet hier zusammenkommen, legt jeder seine Stüber da- hinein." Es bestand aber diese Missionsbüchse aus einer einfachen Vertiefung, welche von den Kindern in die Slein- kohlenwand gehauen war. „Aber nimmt man euch," sagte der Lehrer, „aus diesem offenen Loche das Geld nicht weg?" „O nein," lautete die kindliche Antwort. „Dies Geld ge- hört dem Herrn und niemand würde wagen, eö anzutasten. Wenn das Loch voll ist, leeren wir's und tragen's zur Mis- sionsgesellschaft. Wir haben's schon einmal geleert; es wa- ren 12 Schillinge (4 Thlr.) darin!" Da siehest du, wie Kinder die Missionsbüchse füllen und den armen Heiden Gutes thun können. 17. Das Glücksspiel. Friedrich N., ein kleiner Knabe, der noch die Schule besuchte, hatte einen frommen, weisen Vater. Der Vater warnte ihn oft, er solle sich ja vor allen Glücksspielen und überhaupt vor allem Spiel um Gewinn hüten, weil man dadurch gewinnsüchtig oder verschwenderisch werde und die Zeit verderbe. Er folgte auch dem Vater lange und blieb weg, wenn Knaben beisammen saßen, um Spiele mit Wür- feln und andere Glücksspiele zu treiben; und wenn sie ihn riefen, so dachte er: Der Vater hats verboten! und rief ihnen kurz und gut zu: Ich mag nicht! Da war einmal Jahrmarkt im Dorfe. Eö kamen Leute,

8. Deutsche Fürsten- und Ländergeschichte, deutsche Reformationsgeschichte - S. 104

1895 - Gera : Hofmann
104 Drittes Buch. Ii. Abschnitt: Bilder aus dem deutschen Volksleben. Gefahr verbunden, und das platte Land bot ihn überall. Besser gerüstet und auf einen Kampf gefaßt mußten die Räuber sein, wenn sie aus einem Hinterhalte einzelne reisende Kaufleute oder ganze Züge solcher, die sich eben um der Räuber willen zusammen auf die Reise begeben hatten, ansprengten, wenn sie wegelagerten. Schien solchen Wegelagerern der rechte Augenblick gekommen zu sein, so suchten sie die Reisenden durch einen plötzlichen Überfall zu verwirren, sie sprengten sie an mit gespannter Armbrust, warfen sie nieder, schlugen ihnen die Wagen und Kisten auf, schwangen ihnen die Taschen aus, „daß man auch mit einer Pechfackel keinen Heller mehr darin hätte finden mögen". Wer Widerstand versuchte, wurde sofort erschossen, erstochen oder zusammengehauen. Ließ sich erwarten, daß die Gefangenen sich „ranzionieren" d. h. durch Lösegeld loskaufen konnten, so wurden sie von den Räubern auf die Burg geschleppt und ihnen das Lösegeld abgequält. Grausamkeit und Willkür hatten dabei einen weiten Spielraum. Wenn ein Raubritter einem Gefangenen die Hand abhieb, so fand man darin kaum etwas Besonderes, denn gerade diese Art von Verstümmelung war zur Sitte geworden. Selbst Götz von Berlichingen bedrohte einen Niedergeworfenen mit Handabhauen; als der Unglückliche aber die Hand auf den Block legte und zitternd den Streich erwartete, begnadigte ihn der Ritter mit einem Fußtritte. In einem Ausschreiben der Bauern, die sich im Bauernkriege ihrer Dränger erwehren wollten, heißt es u. a.: „Es ist kund, offenbar und unverborgen, wie bisher die Gewerb, Kaufleut, und die, so die Straße ziehen, auch der gemeine Mann, vielfältiglich, mächtiglich, merklich beschädigt, Händ und Füß abgehauen, Ohren abgeschnitten, erstochen, gefangen, gekerkert, gestöckt und gepflöckt sind." Namentlich die Bauern hatten von den Raubrittern viel zu leiden. Man drang in das Dorf ein, raubte die Habe, verwüstete die Vorräte und schleppte die Männer mit sich fort. In unterirdischen Burgverließen, in Finsternis, Moder und Unrat, vor Kälte, Hunger und Krankheit fast vergehend, lagen die Armen dann, bis die Ihrigen ein Lösegeld, das meist ihre Kräfte weit überstieg, herbeigeschafft hatten. Darüber verging nicht selten eine so lange Zeit, daß den Unglücklichen auf ihrem entsetzlichen Lager unterdes die Beine abfaulten. Niemand nahm daran Anstoß, niemand zog den zur Rechenschaft, der solch unchristliche Marter über einen bäuerlichen Gefangenen verhängte, „einen Bauer verfaulen" war der allgemein bekannte und ohne Scheu angewendete Ausdruck für solch barbarischen Brauch. Aus dieser Zeit der Hinterhalte stammt die Redensart: „Mit etwas hinter dem Berge halten" und das Sprichwort: „Ich helfe den Bauern auf die Beine, sagte der Edelmann, da nahm er ihnen die Pferde." Man sagte damals auch: „Die Bauern bitten nichts so sehr zu Gott, als daß den Junkern die Pferde nicht sterben, sonst würden sie die Bauern mit Sporen reiten". Überraschend erscheint es, daß das Volk trotz des Elends, das von den Räubern über sie gebracht wurde, nicht selten an den Räubereien selbst besondern Anteil nahm. Abenteuerliche Mären von mancher kühnen und gewagten Räuberthat, von kühnen Sprüngen zu Roß reizten die Phantasie, das traurige Ende manches Räubers weckte das Mitleid, und so erzählte man in Geschichten,

9. Zeugnisse zum deutschen Aufstieg - S. 77

1915 - Gotha : Perthes
Dichtung 77 ist hier so Mode, fuhr sie fort, daß jedes Paar, das zusammen- gehört, beim Deutschen zusammenbleibt, und mein Chapeau^) walzt schlecht und dankt mir's, wenn ich ihm die Arbeit erlasse. Ihr Frauenzimmer kann's auch nicht und mag nicht, und ich habe im Englischen gesehen, daß Sie gut walzen; wenn Sie nun mein sein wollen fürs Deutsche, so gehen Sie und bitten sich's von meinem Herrn aus, und ich will zu Ihrer Dame gehen. — Ich gab ihr die Hand darauf, und wir machten aus, daß ihr Tänzer inzwischen meine Tänzerin unterhalten sollte. Nun ging's an, und wir ergötzten uns eine Weile an mannigfaltigen Schlingungen der Arme. Mit welchem Reize, mit welcher Flüchtigkeit bewegte sie sich! Und da wir gar ans Walzen kamen und wie die Sphären umeinander herum rollten, ging's freilich anfangs, weil's die wenigsten können, ein bißchen bunt durcheinander. Wir waren klug, und ließen sie austoben,- und als die Ungeschicktesten den Plan geräumt hatten, fielen wir ein, und hielten mit noch einem Paare... wacker aus. Nie ist mir's so leicht vom Flecke gegangen. Ich war kein Mensch mehr. Am 26. Julius. Ich habe mir schon manchmal vorgenommen, sie nicht so oft zu sehen. Ja, wer das halten könnte! Alle Tage unter- lieg' ich der Versuchung, und verspreche mir heilig: Morgen willst du einmal wegbleiben; und wenn der Morgen kommt, finde ich doch wieder eine unwiderstehliche Ursache, und ehe ich mich's versehe, bin ich bei ihr. — Montags früh, den einundzwanzigsten Dezember, schrieb er folgenden Brief an Lotte, den man nach seinem Tode versiegelt auf seinem Schreibtische gefunden und ihr überbracht hat, und den ich absatzweise hier einrücken will, so wie aus den Umständen erhellet, daß er ihn geschrieben habe. „Es ist beschlossen, Lotte, ich will sterben, und das schreibe ich dir ohne romantische Überspannung, gelassen, an dem Morgen des Tages, an dem ich dich zum letztenmal sehen werde. Wenn 1) Tanzherr (eigentlich „Hut").

10. Bd. 1 - S. 478

1835 - Eisleben : Reichardt
478 Ionische Inseln. rum lernt auch der des Altgrichischen Kundige so leicht das Neu- griechische verstehen. Die Griechen beiderlei Geschlechts sind im Allgemeinen groß wohlgebaut und stark. Buckliche und Lahme sind selten unter ih- nen. Die Männer haben einen ungezwungenen, stolzen Gang, und sind gewandt in körperlichen Uebungen. Die Griechinnen ha- den im Allgemeinen nicht eben sehr regelmäßige Züge, aber eine sehr weiße Haut, einen sehr schönen Busen, und einen majestäti- schen Anstand, viel Geist, Sanftmuth, ein gefühlvolles Gemüth und eine unbegranzte Hingebung für den Mann. Dem Griechen fehlt es nicht an Genie. Seine Einbildungskraft ist lebhaft und fruchtbar und seine Urtheilskraft richtig. Es bedürfte nur einer zweckmäßigen Leitung, um so viele glückliche Anlagen auszubilden. Die Venezianische Negierung aber suchte, die Griechen in der tief- sten Unwissenheit zu erhalten und ihre Anlagen zu ersticken. Un- ter der jetzigen Brittischen Oberherrschaft hingegen ist schon Vieles für die Verbesserung des Volks - und des gelehrten Unterrichts ge- schehen; ja sogar seit 1824 ist auf einer dieser Inseln, in Eorfu eine Landesuniversität gestiftet worden. Der Grieche ist kriegerisch, aber sucht weniger durch offenen Kampf, als durch List seinen Feind zu besiegen, gesprächig und wortreich, unternehmend, geist- reich und thätig, wenn er seinen Vortheil sieht; dabei aber auch ränkevoll und listig , abergläubisch und unwissend, stolz, streit - und rachsüchtig. Oft vermachen sterbende Griechen ihren Haß den Kindern; diese leisten die Zusage, ihren Vater zu rächen, und halten nur zu treulich Wort, so daß es Erbhaß von mehreren Jahrhunderten her giebt. Oft nahmen sonst die Familie und die Freunde, sogar ganze Dörfer, Theil an diesen Privatzwisten, und die Einwohner eines Dorfes kämpften mit der größten Erbitterung gegen die Bewohner eines andern. In dieser Art von Bürger- kriegen begleiteten die Weiber die Männer zum Kampfe, und auf der Erde liegend, ladeten sie die Gewehre ihrer Männer, während jene auf den Feind feuerten; doch haben seit der Oberherrschaft der Britten diese Kämpfe sehr abgenommen^ und die zunehmende Aufklärung hat auch der Blutrache engere Schranken gesetzt. Seit der Venezianischen Herrschaft haben die Sitten der Griechen, besonders in den Städten, vieles von den Italienischen angenommen und nur auf dem Lande haben sich die Mitten der Griechen vorzüglich in ihrer Nationalität erhalten. Man bemerkt unter andern eine große Eifersucht in Hinsicht ihrer Weiber, welche überhaupt als Sklavinnen behandelt werden. Es ist etwas seyl Gewöhnliches, den Griechischen Bauer bei Tische von seiner Frau bedient werden und ihr und den Kindern den Rest der Speise überlassen zu sehen. Die Weiber müssen die härtesten Arbeiten verrichten. Wenn Fremde in ein Haus kommen, worin sich Frauenspersonen befinden, so ziehen sich diese sogleich in ihr Ge-
   bis 10 von 11 weiter»  »»
11 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 11 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 1
1 2
2 2
3 6
4 5
5 44
6 1
7 9
8 1
9 1
10 27
11 2
12 5
13 0
14 4
15 0
16 6
17 0
18 1
19 0
20 2
21 0
22 1
23 6
24 1
25 1
26 3
27 1
28 6
29 0
30 3
31 1
32 1
33 30
34 3
35 0
36 16
37 46
38 0
39 4
40 0
41 1
42 3
43 2
44 0
45 11
46 21
47 4
48 25
49 1

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 4
2 1
3 4
4 2
5 0
6 0
7 0
8 2
9 3
10 0
11 1
12 0
13 3
14 1
15 0
16 5
17 19
18 1
19 2
20 0
21 1
22 0
23 1
24 0
25 3
26 0
27 0
28 1
29 0
30 0
31 0
32 1
33 0
34 2
35 9
36 0
37 0
38 6
39 30
40 3
41 5
42 1
43 5
44 1
45 25
46 7
47 0
48 0
49 0
50 0
51 0
52 3
53 0
54 6
55 0
56 2
57 1
58 2
59 2
60 1
61 0
62 0
63 1
64 0
65 0
66 4
67 0
68 6
69 3
70 0
71 17
72 1
73 0
74 0
75 3
76 1
77 7
78 0
79 0
80 0
81 0
82 2
83 14
84 0
85 0
86 0
87 9
88 0
89 1
90 0
91 2
92 43
93 0
94 11
95 3
96 2
97 0
98 5
99 2

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 4
1 1
2 1
3 5
4 0
5 5
6 2
7 1
8 1
9 0
10 20
11 1
12 6
13 7
14 4
15 1
16 0
17 0
18 1
19 7
20 0
21 0
22 1
23 0
24 1
25 1
26 1
27 1
28 1
29 4
30 0
31 1
32 1
33 32
34 2
35 0
36 1
37 0
38 6
39 9
40 0
41 8
42 4
43 18
44 1
45 1
46 4
47 1
48 4
49 6
50 9
51 11
52 13
53 0
54 13
55 4
56 23
57 1
58 4
59 27
60 2
61 2
62 8
63 0
64 2
65 5
66 0
67 0
68 1
69 1
70 0
71 1
72 2
73 0
74 3
75 1
76 2
77 1
78 0
79 1
80 0
81 32
82 8
83 2
84 4
85 1
86 0
87 1
88 1
89 2
90 1
91 13
92 1
93 0
94 0
95 0
96 0
97 0
98 1
99 1
100 20
101 1
102 6
103 1
104 0
105 1
106 3
107 0
108 0
109 0
110 10
111 9
112 4
113 1
114 11
115 2
116 2
117 0
118 0
119 1
120 4
121 4
122 0
123 3
124 5
125 5
126 0
127 39
128 2
129 0
130 0
131 8
132 1
133 3
134 1
135 0
136 84
137 3
138 0
139 5
140 0
141 0
142 2
143 2
144 0
145 7
146 2
147 0
148 3
149 0
150 2
151 1
152 15
153 1
154 14
155 5
156 2
157 0
158 0
159 3
160 0
161 3
162 0
163 0
164 3
165 4
166 19
167 0
168 3
169 3
170 0
171 1
172 4
173 55
174 0
175 63
176 0
177 22
178 1
179 24
180 0
181 1
182 15
183 86
184 3
185 2
186 1
187 2
188 3
189 1
190 0
191 0
192 28
193 1
194 4
195 3
196 26
197 2
198 2
199 5