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1. Das erste Geschichtsbuch - S. 53

1892 - Gera : Hofmann
— 53 — Felder und Wiesen in den Niederungen der Oder, Warthe und Netze sah. Jeder Bauernsohn mußte vor seiner Verheiratung eine Anzahl Obstbäume anpflanzen. Kahle Höhen ließ er mit Maulbeerbäumen bepflanzen, um beit Seidenbau einzuführen. Da oft Hirsche und wilde Schweine die Felder der Bauern verwüsteten, so erließ der König scharfe Bestimmungen gegen den Wildschaden. Zum Anbau der Kartoffeln mußte er die Bauern zwingen. Sie wußten mit den fremden Knollen nichts anzufangen. Nettelb eck, der brave Verteidiger Kolbergs, erzählt aus seinen jungen Jahren: „Der König schenkte meiner Vaterstadt einen ganzen Wagen voll Kartoffeln. Kopfschüttelnd bot sie ein Nachbar dem andern. Man brach sie von einander und warf sie, natürlich roh, den Hunden vor. Diese schnoberten daran herum und verschmähten sie gleichfalls. Nun war ihnen das Urteil gesprochen. Die Dinger, hieß es, riechen nicht und schmecken nicht, und nicht einmal die Hunde wollen sie fressen. Was wäre uns damit geholfen?" Der König aber ruhte nicht, bis er feine Unterthanen von dem Werte der Erdäpfel überzeugt hatte. Er sandte Leute im Lande umher und ließ die Bauern im Kartoffelbau unterweifen. Auch Gewerbe und Verkehr hob der König auf jede Weise. Er verband die Flüsse durch Kanäle, legte einen Hafen an, besserte die Wege und ließ in Fabriken Tuch, Leinwand, Porzellan n. a. Waren herstellen. Berlin verschönerte er durch schöne Bauten und die Bildsäulen seiner liebsten Generale. Um das Schulwesen stand es damals noch schlecht. Die meisten Schulhäuser waren elende Hütten, die meisten Lehrer unwissende Kammerdiener, Handwerker oder ausgediente Unteroffiziere. Tief in Dummheit und Aberglauben steckte das Landvolk. Durch eine Land schnlo rdnung ordnete der König an, daß Schulen gebaut, ordentliche Lehrer angestellt und die Jugend fromm und geschickt erzogen würde. Musterschulen richtete damals Eberhard von Rochow auf seinen Dörfern ein. In Berlin wurde die erste Realschule gegründet. Besondere Sorgfalt verwandte Friedrich auf die Rechtspflege. „Ungerechte Richter find gefährlicher als eine Diebesbande!" jagte er. Das Prozeßverfahren kürzte er ab, die unmenschlichen Strafen beseitigte er, und das „Allgemeine Landrecht" ließ er ausarbeiten. Überall war sein scharfes Auge, um Mißstände zu entdecken, und seine milde Hand, um zu helfen. Um feinen Unterthanen viel geben zu können, war er selbst sehr sparsam. „Preußen ist arm, darum muß sein König sparen!" sagte er. Im Mai unternahm er Reisen in das ganze Land. Dabei schenkte er auch dem Geringsten Gehör und untersuchte alle Beschwerden. „Die armen Leute wissen, daß ich Landesvater bin, darum muß ich sie hören!" sagte er. Als er einst die Pferde wechseln ließ, drängte sich ein altes Mütterchen dicht an feinen Wagen. „Was wollt ihr, Mütterchen?" fragte der König. „Sie sehen, weiter nichts!" war die Antwort. Der König reichte ihr einige Goldstücke und und sagte: „Auf diesen Dingern konnt ihr mich ansehen, so oft ihr

2. Das erste Geschichtsbuch - S. 73

1892 - Gera : Hofmann
— 73 - und sein Wort so rasch verbreitet wurde. Früher schrieben die Mönche in den Klöstern die Bücher mühsam ab. Eine geschriebene Bibel kostete wohl 1500 Mark. Nur wenige Menschen lernten in jener Zeit lesen und schreiben. Da kam Johann Gutenberg aus Mainz auf den Gedanken, die einzelnen Schristzeichen auf einzelne Buchenstäbchen zu schnitzen und sie zu Wörtern zusammen zu setzen. So konnte man sie vielmals brauchen und mit denselben Zeichen immer neue Schriften fetzen. Statt des Holzes nahm man später Metall, statt der Tinte Buchdruckerschwärze. Die gedruckten Bücher konnte man so billig verkaufen, daß viele die neue Kunst für Zauberei und Teufelswerk hielten. Sie wurde geheim gehalten, Setzer und Drucker eidlich zur Verschwiegenheit verpflichtet. Erft ein Krieg zerstreute die Druckergesellen und verbreitete die Kunst überall. Dem Erfinder der Buchdruckerkunst ist in Straßburg ein schönes Denkmal errichtet. In Mainz zeigt man noch sein Wohnhaus. Wie die evangelische Kirche durch Doktor Martin 3? Gutenbergdenk- Luther erneuert wurde und sich von der katholischen mai in gtraftburg. trennte, das wollen wir nun ausführlicher hören. 2. Wie Luther streng erzogen ward. Luther wurde am 10. November 1483 zu Eisleben am Harze geboren und am folgenden Martinstage in der Taufe Marlin genannt. Sein Vater war der Bergmann Hans Luther. Derselbe war ans seiner Heimat Möhra bei Eisenach des besseren Erwerbs wegen nach Eisleben gezogen. Luther erzählt von seinen Eltern: „Ich bin eines Bauern Sohn. Mein Vater, Großvater und Ahnherr sind rechte Bauern gewest. Hernach ist mein Vater nach Mansfeld gezogen und daselbst ein Berghauer worden. Meine Eltern sind erstlich arm gewest. Mein Vater war ein armer Häuer, und die Mutter hat das Holz auf dem Rücken heimgetragen. Sie haben sich's lasten blutsauer werben, bamit sie uns acht Kinder erzogen haben. Meine Eltern haben mich gar hart gehalten, daß ich auch barüber ganz schüchtern würde. Die Mutter stäupte mich einmal um einer geringen Nuß willen, daß das Blut banach floß." In Mansfeld, wo viel Silber aus den Bergen gewonnen würde, segnete Gott die Arbeit Hans Luthers, so daß er zu Wohlstanb und Ehren kam und feinen Kinbem eine gute Erziehung geben sonnte. Den wohlbegabten, aber schwächlichen Martin trug er oft auf feinen Armen in die Schule. Hier würde der Knabe sehr streng gehalten und erhielt sogar an einem einzigen Vormittage fünfzehnmal Rutenstreiche. Das geschah nicht etwa, weil er ein böser Schüler war, sonbern das gehörte zur Sitte der Zeit. Prügel gab es beim geringsten Anlaß. Sie waren das Hauptstück des Unterrichts. Im 14. Jahre kam er auf eine Kloster-schule zu Magbeburg, „wo man die Kinder wie Vögel in Vogelbauern hielt und ihnen keine Ergötzung gönnte". Ein Jahr später brachte ihn sein Vater nach Eifenach aus die Schule, weil er hier von mütterlichen Verwanbten mancherlei Unterstützungen erhoffte. Hier

3. Das erste Geschichtsbuch - S. 8

1892 - Gera : Hofmann
Prinz Wilhelm wurde mit seinem Bruder Heinrich nach einem bestimmten Stundenpläne von tüchtigen Lehrern unterrichtet. Außer den gewöhnlichen Schulfächern lernte er noch fremde Sprachen, reiten, fechten, schwimmen und rudern. Besonders liebte er die Wasferfahrten. Einmal wollte ihn ein Matrose fahren, der feine Jacke mit Teer beschmutzt hatte. „Mit einem so schmutzigen Menschen mag ich nicht fahren!" rief der Prinz. Da fagte ihm fein Erzieher: „Sie thun dem Manne unrecht, wenn Sie ihm feine fchmntzige Kleidung vorwerfen. Bei seinem Berufe geht es ohne Beschmutzung der Kleider nicht ab. Der Mann dient seinem Könige treu und verdient die Kränkung nicht." Da reichte der Prinz dem Matrosen die Hand und bat ihn um Verzeihung. Nicht in dem Gewühl der Großstadt, sondern in dem stillen Potsdam und auf dem Gute Bo rüste dt verlebte der Prinz feine erste Jugend. Einmal wollten seine Spielgenossen einen ärmlich gekleideten Knaben nicht mitspielen lassen. Da rief er entrüstet: „Dann will ich mit euch auch nicht spielen!" Der Prinz lernte fleißig und zeigte sich begabt und willensstark. Sein liebster Lehrer war der Geheimrat Hinzpeter, den er noch heute liebt und ehrt. Als Prinz Wilhelm 15 Jahre alt war, wurde er konfirmiert. In seinem Glaubensbekenntnisse sagte er: „Ich weiß, welche großen und schweren Aufgaben meiner warten, und ich will die Zeit meiner Jugend benutzen, um denselben gewachsen zu sein!" 3. Er bereitete sich gewissenhaft auf seinen Beruf vor. Der Prinz sollte vor seinen späteren Unterthanen nichts voraus haben; darum mußte er die Schule wie sie besuchen. Seine Eltern schickten ihn mit seinem Bruder Heinrich auf das Gymnasium in Kassel. Hier lebte und lernte er wie jeder andere Schüler. Jeden Tag ritt er von Schloß Wilhelmshöhe in die Stadt, saß im schlichten Anzuge auf der Schulbank, verrichtete wie jeder andere Schüler die kleinen Klassendienste, teilte wohl mit einem Mitschüler das Butterbrot und bestand endlich in ehrenvoller Weise die Schlußprüfung. Ja, er erhielt sogar wegen seines Fleißes eine der drei Denkmünzen, die an die würdigsten Schüler verteilt wurden. Glücklich rief er aus: „Wie freut mich diese Denkmünze! Ich habe meine Pflicht erfüllt und gethan, was ich konnte!" An feinem 18. Geburtstage führte ihn sein Großvater, Kaiser Wilhelm I., als Offizier in die Garde ein. Er richtete eine herzliche Ansprache an ihn, die mit den Worten schloß: „Nun geh und thu deine Pflicht, wie sie dir gelehrt werden wird. Gott sei mit dir!" Und als musterhafter Soldat hat er pünktlich und eifrig feine Schuldigkeit gethan. Auf der Hochschule zu Bonn am schönen Rheinstrome studierte der Prinz zwei Jahre lang die Rechts- und Staatswissenschaft. Fröhlich lebte und fleißig lernte er hier. Dann führte ihn der große Reichskanzler Fürst Bismarck in die Staatskunst, andere geschickte Beamte in alle Zweige der Verwaltung ein. So war er wohlvorbereitet ans sein hohes Amt, als ihn der Tod seines Vaters im 30. Lebensjahre auf den Thron rief.

4. Das erste Geschichtsbuch - S. 58

1892 - Gera : Hofmann
— 58 — führte er genaue Rechnung. Als Kind ärgerte er sich über feine zarte Gesichtsfarbe. Er rieb deshalb das Gesicht mit einer Speckschwarte ein und legte sich in die Sonne, um recht braun zu brennen. Seine Mutter war eine sehr kluge Frau, er aber machte sich aus gelehrten Sachen gar nichts, sondern lernte nur das, was einfach, natürlich und nützlich war. Am liebsten trieb er Soldatenspiele. Seinen Körper härtete er durch Reiten, Fechten, Schwimmen und Jagen ab. Bürgerliche Hausmannskost war ihm die liebste. Seine Frau und 28. jriebrid, wilh-lm I. feif Tochter nähten, strickten, kochten und wirtschafteten tote ttt jedem Bürgerhaufe. Er ging immer im schlichten Soldatenrocke und ruhte auf hölzernem Schemel. Aller Prunk und aller Zwang war ihm verhaßt. Er sprach derb und ungefucht. Nicht selten fuhr er die Leute hart an. Manche Schlagworte kehrten oft wieder, so: „Seine Schuldigkeit thun!" „Gottesfurcht im Leibe haben!" „Kein dummes Gesicht machen!" Widerspruch konnte er nicht vertragen. Er schnitt ihn mit den Worten ab: „Räsonnier’ Er nicht!" Leicht geriet er in Zorn und war dann mit Scheltworten, ja Stockschlägen nicht sparsam. Einst traf er zwei Juben im Schloßgarten. Sie flohen vor feinem Blicke. Er aber holte sie ein und rief: „Warum lauft ihr fort?" Sie stotterten: „Wir fürchteten uns vor Eurer Majestät!" Da gab er ihnen den Stock zu kosten mit den Worten: „Ihr sollt mich nicht fürchten, fonbern lieben!" Die Königsgewalt wollte er wie einen Felsen von Erz aufrichten. Immer suchte er das Beste feines Volkes, aber die Mittel waren oft gewaltsam. Von früh bis spät war er unermüblich thätig. Um alles bekümmerte er sich selbst; auf alles hatte er acht; nach allem sah und fragte er; alle Beamten zitterten vor ihm. Einst hörte der König, daß der Thorschreiber von Potsbam die Bauern mit ihren Marktwaren oft stunbettlang am Thore warten ließe. Da erschien er selbst eines Morgens und prügelte den Schläfer eigenhäubig aus dem Bette mit dem Gruße: „Guten Morgen, Herr Thorschreiber!" Befonbers fürchteten ihn faule Arbeiter, die bei den Bauarbeiten ober auf dem Felbe beschäftigt waren, benn unversehens war der König mit feinem Kuotenstocke neben thuen und frischte ihren Eifer auf. Wer ihn kommen sah, der lief baüon ober arbeitete mit verdoppeltem Eifer. Seine Erholung suchte der König im Tabakskollegium. Das war eine Abendgesellschaft, in der sich die Vertrauten bei Königs bei Bier und Tabak zufammenfanben. Auf einem Tische lagen hollänbifche

5. Das erste Geschichtsbuch - S. 31

1892 - Gera : Hofmann
Der König Friedrich Wilhelm Ii. war freundlich und leutselig. Er milderte die harten Strafen im Heere und hob drückende Steuern auf. Aber der Hos liebte das Vergnügen mehr als die Arbeit und gab dem Lande kein gutes Beispiel. Der Wahlspruch des Königs hieß wohl: „Aufrichtig und standhaft!" aber häufig war er schwach und nachgiebig gegen feine Günstlinge. 3. Friedrich Wilhelm Iii. verlebte eine einsame Jugend. Das rauschende Leben am Hofe gefiel ihm nicht, darum zog er sich gern zurück. Sein Erzieher war oft kränklich und schüchterte ihn durch Strenge ein. So wurde er ernst, schweigsam und zaghaft. Er redete wenig und kurz abgebrochen, half aber gern, wo er konnte. So bot ihm einst der Gärtner im Januar Frühkirschen zu einem hohen Preise an. Er wies sie ohne Zögern zurück, so gern er Kirschen aß. Das Geld dafür aber gab er einem armen Schuhmacher, damit er sich Leder damit kaufe. Einst lobte ihn fein Großoheim, der große König Friedrich Ii., weil er eine französische Fabel rasch und gut übersetzte. Da gestand der Prinz aufrichtig, daß fein Lehrer erst kurz vorher die Fabel mit ihm eingeübt habe. Der große König freute sich, streichelte ihm die Wangen und sagte: „So ist's recht, lieber Fritz! Immer ehrlich und aufrichtig! Wolle nie mehr scheinen, als du bist; sei immer mehr, als du scheinst!" 4. Er führte ein glückliches Familienleben. Weihnachten 1793 vermählte sich Friedrich Wilhelm mit der schönen, klugen und guten Prinzessin Luise von Mecklenburg-Strelitz. Mit Jubel wurde sie in Berlin empfangen. An ihrem Geburtstage, dem 10. März, fragte sie der König, ihr Schwiegervater, „ob sie sich noch etwas wünsche." 15. Friedrich Wilhelm Iii 1,6. Königin Luise.

6. Das erste Geschichtsbuch - S. 104

1892 - Gera : Hofmann
— 104 — Fleißes am Gürtel. Im Arme hält sie ihren jüngsten, ganz nackten Knaben, während sich eine Tochter an sie lehnt. Ein älterer Knabe, der gespielt hat, springt dem Vater mit seinem Speer entgegen. In der freien Luft und durch kalte Bäder werden die Kinder abgehärtet, die Knaben schon früh in den Waffen geübt. Auf der Jagd ist ein Bär erlegt worden; die Hunde beschnuppern ihn. Das Gesinde hält in der Arbeit ein und sieht nach der Jagdbeute und den Jägern. Ein Knecht mit geschorenem Haupte, den der Hofherr gekauft oder im Kriege erbeutet hat, trägt Rettiche in eine Art Keller. Andere hüten draußen das Vieh. Noch andere brechen das Land mit einem Hakenpfluge um; der Pflug ist aus einem gekrümmten Aststücke mit festgebundener Eisenspitze gemacht. Noch andere roden den Wald durch Feuer aus. In die Erde streuen sie den Samen. Nach der Ernte wird das Land Weide. Eine Magd arbeitet an der Handmühle; sie dreht einen Stein in der Höhlung eines andern und zermalmt dadurch die Körner. Andere Mägde weben und nähen. Alle Geräte werden von dem Gesinde hergestellt; die Aufsicht führt die Frau, denn um Haus- und Feldarbeit kümmert sich der Mann wenig. Die Alten sitzen müßig in der Sonne, beklagen ihr Los oder erzählen den Enkeln von alten Zeiten. Die Jäger ziehen in die Halle und halten ein lautes, frohes Gelag. Der Boden besteht aus gestampftem Lehm. In der Mitte brennt das Herdfeuer. Drüber hängt ein Kessel an einem Seile. Der Rauch zieht durch eine Dachklappe hinaus; die Luke ist zugleich das Fenster. An den Wänden stehen hölzerne Bänke. Nahe am Herde hat der Hausherr einen erhöhten Sitz. Die Tische sind roh gezimmert. Darauf stehen allerlei Speisen, z. B. Haferbrei, wildes Obst, Rettiche, Milch und Butter, Wildbret mit Salz und Kräutern gewürzt n. a. Fleißig gehen die Trinkhörner vom Auerstier mit dem Met herum. Sänger singen Heldenlieder. Jünglinge führen einen Schwertertanz auf. Das Würfelspiel beginnt und damit Lärm und Zank. Mancher verspielt Hab und Gut, ja die eigene Freiheit. Dem wüsten Gelag folgt eine lange Nachtruhe. Besonders erfreut sind die Männer, wenn der „Heerpfeil" von Hos zu Hof gesandt wird, um sie zum Kriege zu rufen. 13. Deutsche Sagend) 1. Landgraf Ludwig der Springer von Thüringen. 1. Warum er der Springer Hieß. Der Landgraf Ludwig von Thüringen saß gefangen auf dem Giebichenstein bei Halle an der Saale. Er war auf den Tod verklagt. Tag und Nacht sann er, wie er sich befreien möchte. Endlich fand er eine List. Er stellte sich krank und elend, als ob seines Lebens Ende nahe sei. Seinen Schreiber ließ er kommen, damit er *) Vergleiche: Lesebuch für den deutschen Geschichtsunterricht und Präparationen dazu von Dr. Staude und Dr. A. ©opfert. I. Teil: Thüringer Sagen und Nibelungensage. Dresben, Bleyl und Kämmerer.

7. Das erste Geschichtsbuch - S. 107

1892 - Gera : Hofmann
— 107 — wird meinem Herrn, dem Könige von Ungarn, eine Tochter geboren, die schön und tugendreich und Eures Sohnes ehelich Gemahl werden wird!" Vier Jahre später sandte der Landgraf Hermann herrliche Boten in das ferne Ungarland und ließ den König um die Hand seiner Tochter Elisabeth für seinen Sohn Ludwig bitten. Der Ungarnkönig empfing dte Boten günstig, denn ihr Herr war in allen Landen berühmt. Er bewilligte auch, daß das Mägdlein mit nach Eisenach geführt und dort erzogen würde. Gar herrliche Gaben, so eine silberne Wiege und Badewanne, köstliche Kleider und Geschmeide, sandten die Eltern mit und beschenkten die Boten reichlich. Als Elisabeth in Eisenach ankam, war sie vier, Ludwig aber elf Jahre alt. Beide wurden mit allem Fleiß erzogen, bis sie zu ihren Jahren kamen und ein glücklich Ehepaar wurden. 2. Wie Elisabeths Almosen zu Wosen wurde. Fast täglich stieg Elisabeth von der Wartburg hinab in die Stadt Eisenach, um die Armen zu speisen und die Kranken zu pflegen. Einmal trug sie in einem Korbe Fleisch, Brot und Eier hinab. Da begegnete ihr der Landgraf. Sie erschrak und suchte beschämt den Korb unter dem Mantel zu verbergen. Der Landgraf aber stellte sich rauh und fragte: „Was trägst du da?" Damit schlug er den Mantel zurück und sah in dem Korbe lauter Rosen. Elisabeth schlug ihre Augen zur Erde, ihr Gemahl aber faßte sie bei der Hand und redete liebreich mit ihr. (Vergleiche Bechsteins Gedicht: „Elisabeths Rosen".) ß. Wie sie die Armen in der Knngersnot speiste. Einst war ihr Gemahl auf lange Zeit mit dem Kaiser nach Italien gezogen. Da brach eine große Hungersnot im Lande aus. Elisabeth aber nahm alles Korn und allen Vorrat und teilte es unter die Bedürftigen. Täglich speiste sie 300 Arme. Für die Schwachen, die den Berg nicht ersteigen konnten, baute sie in der Stadt ein Spital und ließ sie dann versorgen. Als ihr Gemahl nach zwei Jahren wieder heimkam, da verklagten die Amtleute seine Gemahlin, daß sie alles den Armen gegeben habe. Er aber sprach: „Lasset sie um Gottes willen weggeben, was wir haben. Wenn uns nur die Wartburg und die Neuenburg bleiben! Drei Dinge gefallen Gott gar wohl: Eintracht unter Brüdern, Liebe unter Christen und Einigkeit unter Eheleuten!" 4. Wie Ludwig nach dem heiligen Lande zog. Der Kaiser Friedrich berief alle Fürsten und Ritter zu einem Zuge nach dem heiligen Lande, um des Heilands Grab den ungläubigen Türken zu entreißen. Auch Landgraf Ludwig ließ sich als „Kreuzfahrer" das rote Kreuz auf den Mantel heften. Darüber erschrak seine Gattin bis zum Tode, er aber tröstete sie mit liebreichen Worten. Vor seinem Abschiede ermahnte er seine Leute zu einem fleißigen, gerechten und friedlichen Leben und befahl Weib und Kind und die Regierung des Landes seinem Bruder. Sein Gattin geleitete ihn in herzlicher Liebe und großer Trauer bis Meiningen. Hier nahm sie den letzten, rührenden Abschied. Sie sollte ihn auf Erden nicht wiedersehen. Er erkrankte in Italien an einem giftigen Fieber. Als er sein Ende nahen fühlte, empfing er mit großer Andacht das heilige Abendmahl und die letzte Ölung. Plötzlich flüsterte er: „O sehet doch die «Stube voll weißer Tauben!" Man wollte ihm solches ausreden, er aber rief: „Ich will mit diesen Tauben von hinnen fahren!" Und damit gab er seinen Geist in Gottes Hände. 5. Wie die heilige Elisabeth starb. Nach dem Tode ihres Gemahls wurde Elisabeth mit ihren Kindern von der Wartburg vertrieben. Sie irrte heimatlos umher und nährte sich kümmerlich durch Spinnen und Nähen,

8. Das erste Geschichtsbuch - S. 43

1892 - Gera : Hofmann
— 43 - 22. Schloß Sanssouci bei Potsdam. (Blätterbauer.) Besonders erinnert das Schloß Sanssouci (spr. Sangßusie) oder Sorgenfrei an ihn. Er ließ es in der Nähe Potsdams aus einem Hügel erbauen und mit wunderschönen Gärten umgeben; hier wollte er von den schweren Regierungssorgen ausruhen. Nicht weit davon steht eine alte, unbenutzte Windmühle. Sie ist ein Denkmal der Gerechtigkeit des großen Königs. Er wollte sie dem Müller abkaufen, aber dieser wollte nicht. Da drohte der König, die Mühle abschätzen und abbrechen zu lassen, aber der Müller berief sich auf das Kammergericht in Berlin. Den König freute das Vertrauen des Müllers auf die preußische Rechtspflege, und er störte ihn nicht in seinem Besitze. (Hebels Erzählung: König Friedrich und sein Nachbar.) In Preußen gilt als Gesetzbuch noch heute das Allgemeine Landrecht. Es war der große König, der es ausarbeiten ließ. Die Provinzen Schlesien und Westpreußen, die er für Preußen gewann, machen feinen Namen unvergeßlich. Besonders lebt sein Gedächtnis in den Sumpfgegenden der Ohre (im Regierungsbezirk Magdeburg), der Oder, Warthe und Netze, die er entwässern und in fruchtbare Felder und Wiesen verwandeln ließ. Die Kartoffeln, die heute das Brot der Armen sind, ließ er damals zwangsweise anbauen. Die Kinder sagen gern von ihm das Gedicht her: „Friderikus Rex, der große Held —Der König wollte an einem Nachmittage die Kinder, die sein Pferd umschwärmten, in die Schule treiben; sie aber lachten: „Der alte Fritz will König sein und weiß nicht einmal, daß den Mittwoch Nachmittag keine Schule ist!" Sehr seltene und gesuchte Thaler sind die Sterbethaler. Sie zeigen das Bild des großen Königs und die Umschrift 17 A 86. Das A bedeutet die Münzstätte Berlin, 1786 aber die Jahreszahl der Prägung. Das A zwischen der Jahreszahl giebt den Sterbemonat Friedrichs des Großen, den 17. August 1786, an.

9. Das erste Geschichtsbuch - S. 21

1892 - Gera : Hofmann
— 21 — aus Afrika und unter der Kriegsbeute 6 knatternde Kugelspritzen. Von den Tnrkos und den Kugelspritzen hatten die Franzosen große , Dinge erwartet, aber die Deutschen fürchteten sich vor beiden nicht. Der König schrieb an die Königin: „Welches Glück, dieser neue große Sieg durch Fritz! Preise nur Gott für feine Gnade!" An demselben Tage erstieg die nördliche Armee die steilen Höhen bei Spichem und trieb die Franzosen auch hier zurück. e) Wie um Metz gekämpft ward. Der französische Marschall Bazaiue (sprich: Basähn) zog sich auf die starke Festung Metz an der Mosel zurück und wollte sich von hier aus mit Mae Mähon im Westen vereinigen. Das mußte verhindert werden. Durch Gefchwiud-märsche kam ihm Friedrich Karl zuvor und zwang ihn durch die blutige Schlacht beimarslatour (spr. Tuhr) zur Umkehr. Am 18. August 1870 besiegte ihn der König in der großen Schlacht bei Gravelotte und warf ihn nach Metz zurück. Die Schlacht tobte den ganzen Tag. 9. Kaiser Wilhelm im Lazarett. (W. Müller.) Die Franzosen verteidigten sich in ihren gedeckten Stellungen und mit ihren guten Gewehren sehr tapfer, aber der deutschen Kraft und Begeisterung konnten sie nicht widerstehen. Am Abend meldete Moltke dem Könige: „Majestät, der Sieg ist unser; der Feind ist ans allen Stellungen geworfen!" Der König hatte 15 Stunden im Sattel zugebracht und setzte sich endlich zum Ausruhen auf eine Leiter, die mit einem Ende auf ein totes Pferd, mit dem andern auf eine Wage gelegt war. Ein Bauernhaus beherbergte, ein Stück Brot und ein Schluck Wein stärkte ihn. Viele Verwundete besuchte und tröstete er am nächsten Tage. Die Armee Bazaines schloß Friedrich Karl in Metz ein.

10. Das erste Geschichtsbuch - S. 109

1892 - Gera : Hofmann
— 109 — stieg er mit feiner Braut auf den Berg, um das Geschirr von Utchen zu borgen. Wirklich that sich bei ihrem Rufen vor ihnen eine Thür auf. Schöne Musik erscholl, und Utchen erschien. Sie brachten ihre Bitte vor, und Utchen füllte ihren Korb mit allerlei Geschirr. Dann zeigte sie dem Paare alle Herrlichkeit des Schlosses. Endlich nahmen sie Abschied und stiegen wieder hinab. Aber wie seltsam verändert kam ihnen alles im Dorfe vor! Keinen Menschen kannten sie. Die Häuser sahen meist anders aus. Die Leute gingen in sonderbaren Kleidern, blickten mit Verwunderung auf das Paar und lachten über ihre altmodische Tracht. Der Hirt fragte verwundert dies und das und erfuhr endlich durch den Pfarrer aus dem Kirchenbuche, daß vor 200 Jahren ein Brautpaar aus den Berg gestiegen und nicht wiedergekommen fei. Nicht eine Nacht, sondern 200 Jahre waren sie also im Berge gewesen. Sie wurden nun zum drittenmal in der Kirche aufgeboten und feierten eine stille, kleine Hochzeit. Als sie das Geschirr wieder auf den Berg trugen, schalt Utchen sie aus, daß sie keinen Hochzeitkuchen mitgebracht hatten. 4. Wie drei Musikanten den Kaiser besuchten. Drei Musikanten stiegen auf den Berg, um dem Kaiser ein Ständchen zu bringen. Als der Hahn krähte, erschien Utchen. Sie spielten drei Stücke und erhielten drei Eichenzweige, die ihnen Utchen an den Hut steckte. Der eine Musikant wollte noch weiter spielen, die beiden andern aber sprachen: „Der alte Kaiser ist ein Knauser! Wir wollen lieber zu dem lustigen Junker auf die Rotenburg (über Kelbra) gehen, der zahlt besser!" Als sie sich der Rotenburg näherten, schwenkten sie ihre Hüte und grüßten den Junker.- Da flinierte es sonderbar am Hute des einen Musikanten, der weiter spielen wollte. Und siehe, der Eichenzweig war zu Gold geworden. Die beiden andern aber hatten ihre Zweige weggeworfen. Geschwind kehrten sie um und suchten, fanden jedoch nichts. 5. Wie der Kaiser einen Schäfer belohnte. Ein Schäfer weidete feine Herde auf dem Kpffhäufer und wünschte sehnlich, den Kaiser zu sehen. Auf feiner Schalmei blies er ein liebliches Lied. Da rauschten die Büsche, und über einer Klippe erschien ein altes, ehrwürdiges Gesicht. „Für wen hast du das Lied gespielt?" fragte der Alte. „Für Kaiser Friedrich!" war die Antwort. „So komm, daß er dich belohne!" sprach der Alte, und mit Zagen folgte ihm der Knabe viele Stufen hinab. Endlich sprang eine Thür mit Krachen auf, und in einer Halle erblickte der Knabe unermeßliche Schätze und viele Ritter in Wehr und Waffen. Sie neigten sich tief vor dem Alten. Da merkte der Schäfer, daß der Kaiser selbst ihn geführt habe, und erschrak sehr. Der Kaiser aber sprach: „Du hast uns geehrt, welchen Lohn begehrst du?" „Keinen!" antwortete der Knabe. Da brach der Kaiser einen Fuß von einem Handfaß, reichte ihn dem Schäfer und sprach: „Nimm das und geh! Sage droben, daß uns der Herr erlösen wird aus diesem Bann, wenn die Zeit erfüllet ist. Dann soll das deutsche Reich frei und das heilige Grab erlöst werden!" Der Knabe ging, und der Berg schloß sich hinter ihm; der Fuß des Handfaffes aber war von lauterem Golde. 5. Die Nibelungen. t. ¥ott der großen Völkerwanderung. Etwa 400 Jahre nach Ehristi Geburt verließ ein Volk nach dem andern feinen Wohnsitz und suchte sich unter Kämpfen eine neue Heimat. Den Anstoß dazu gaben die Hunnen, ein häßliches, wildes Hirten- und Reitervolk aus dem inneren Asien. Sie unterwarfen die Dstgoten, verdrängten die Westgoten und setzten sich in
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