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1. Das erste Geschichtsbuch - S. 29

1892 - Gera : Hofmann
— 29 — Völkerschlacht bei Leipzig, wo sich die Deutschen vom französischen Joche frei machten. Auch das Denkmal auf dem Kreuzberge bei Berlin erinnert noch heute daran, wie unter Friedrich Wilhelm Iii. in den Befreiungskriegen das preußische Volk die Feinde siegreich aus dem Lande jagte. Zu seiner Zeit wurde die allgemeine Wehrpflicht eingeführt, die Landwehr und der Landsturm gegründet. Nicht geworbene Söldner, sondern alle gesunden Söhne des Volkes sollten hinfort das Vaterland verteidigen. Friedrich Wilhelm Iii. hob die Hörigkeit der Bauern auf, die bis dahin ihren Gutsherren als Eigentum zugehörten, und schuf einen freien Bauernstand, wie wir ihn kennen. Er gab den Städten die Selbstverwaltung, die heute noch gilt, und schuf so einen freien Bürgerstand. Damit die Streitigkeiten der Leute nicht gleich vor das Gericht kämen, setzte er Schiedsrichter ein, die heute noch ohne große Kosten die Leute zu versöhnen suchen. Auch im Schulwesen erinnert vieles an Friedrich Wilhelm Iii. Zu seiner Zeit lebte der große Kinderfreund Pestalozzi Denkmal auf dem Areuzberge in der Schweiz. Nach seiner Weise wird bei 5erltrl noch heute in den Schulen unterrichtet und erzogen. Die Königin Luise war so entzückt über die Erziehungsweise dieses Mannes, daß sie rief: „Ich möchte hin zu ihm, um in der Menschheit Namen ihm zu danken!" In allen Schulen wird jetzt geturnt, und in den meisten Orten sind Turnvereine. Das Turnen wurde unter Friedrich Wilhelm Iii. durch den Turnvater Jahn eingeführt, um die Jugend gesund, stark und wehrhaft zu machen. In allen Schulen werden folgende Lieder gelernt und gesungen: „In dem wilden Kriegestanze" von Schenkendors, „Was blasen die Trompeten?" von E. M. Arndt, „Vater, ich rufe dich" von Theodor Körner. Diese vaterländischen Dichter lebten in jener Zeit und begeisterten das Volk durch ihre Lieder. Die Hochschule in Berlin, die heute von mehr als 5000 Studenten besucht ist, gründete der König in jener Zeit. Jeden Sonntag kann uns in der Kirche etwas an ihn erinnern. Er hat die lutherischen und reformierten Christen, die sich früher oft stritten und schmäheten, zu einer evangelischen Landeskirche vereinigt. Die Agende, aus der jeden Sonntag der Geistliche liest, stammt von ihm. Unser Königreich Preußen ist jetzt in Provinzen, Regierungs-bezirke und Kreise eingeteilt. Das geschah auch unter Friedrich Wilhelm Iii. Dem ganzen deutschen Vaterlande erwies er eine große Wohlthat durch den Zollverein. Bis dahin erhob jeder deutsche Fürst an seiner Landesgrenze von den eingehenden Waren einen Zoll oder eine bestimmte Abgabe.

2. Leitfaden zum methodischen Unterricht in der Geographie - S. 175

1836 - Eisleben : Reichardt
Iii. Osteuropa. Freistaat Krakau rc. 176 jüdischen Religion. Die Industrie, bisher unbedeutend, fängt an, nebst dem Handel, sich zu heben; vorzüglich hat die Hauptstadt vielerlei Fabriken. Auch für den Unterricht des Volks, das noch sehr einer größer» Bil- dung bedarf, wird jetzt größere Sorgfalt getragen. Polen ist ein Königreich, das jedoch unter der Herrschaft des Kaisers von Rußland steht, der zugleich König von Polen sich nennt. Warschau, Hauptstadt, südöstlich von Lhorn, an der Weichsel, jenseits welcher die Stadt Prag a liegt, welche als eine Vorstadt von Warschau angesehen wird, hat mit den Vor- städten einen Umfang von 3 Meilen, viele herrliche Palläste, zahlreiche Kirchen, worunter die schöne lutherische Kirche sich aus- zeichnet, ein Schloß, eine Universität mit einer großen Bibliothek, eine starke Citadelle, vielerlei Fabriken, bedeutenden Handel, 2 Messen, 9000 Häuser und 130,000 Einwohner. 1 Meile von Warschau, an einem Arme der Weichsel, liegt Willanow, ein prächtiges königliches Schloß. — Lublin, Stadt, südöstlich von Warschau, mit erheblichem Handel und jährlich drei Messen. Der Freistaat Krakau. Er wird von Polen, Galizien und Schlesien be- gränzt und enthält 20 Q.meilen. Die Weichsel, welche die Gränze desselben gegen Galizien macht, ist der Hauptfluß. Der Boden ist wohl angebaut und fruchtbar, und wechselt mit Ebenen, Hügeln und Ber« gen, die von den Karpathen abstreifen. Vieh aller Art, Getreide, Obst, Eisen, Steinkohlen sind die vor, nehmsten Produkte. Die Einwohner, deren Zahl 123,000 beträgt, sind Polen, bekennen sich zur katholischen Kirche und unterhalten einige Fabriken in der Hauptstadt, die zugleich einen ansehnlichen Handel treibt. Dieser Staat steht unter Russischem, Preußischem und Oesterreichi- schem Schutze. » Krakau, Hauptstadt dieser Republik, südöstlich von Bres- lau, in einer wohl angebauten Ebene, ist altmodisch gebaut, und hat ein vormaliges hoch gelegenes Schloß, eine große Domkirche mit vielen Kostbarkeiten, eine Universität, einige Fabriken, einen bedeutenden Handel und 33,000 Einwohner. Galizien. Die Gränzen sind gegen Norden Krakau und Polen; gegen Osten Rußland; gegen Süden die Euro- päische Türkei und dir Ungarischen Länder, und gegen

3. Leitfaden zum methodischen Unterricht in der Geographie - S. 142

1836 - Eisleben : Reichardt
142 Deutsche Länder des Königr. Preußen. schen Kanal im westlichen Theile. Von den zahlrei- chen Seen sind, außer den Strand - oder Binnenseen, welche mit der Ostsee in Verbindung stehen, worunter das Stettiner Haff und das Binnenwasser die größte Ausdehnung haben, der Damm sch e See, der Neuwarpsche See, die Madüe, der Draziger- see rc. am bedeutendsten. Das Klima dieser im nördlichen Theile der ge- mäßigten Zone gelegenen Ländern ist im Ganzen gemä« ßigt und gesund, nur rauher in den Gebirgsgegenden; veränderlicher und feuchter in den Küstenländern der Ost, see; am mildesten und angenehmsten in den Rheingegen, den, wo auch der Wein vortrefflich fortkommt. Wiewohl diese Länder in einem großen Theile einen von der Na- tur nicht begünstigten Sandboden haben, so fehlt es doch auch nicht an sehr ergiebigen Landstrichen; auch sind sie im Ganzen gut angebaut, so daß sie die ge- wöhnlichen Deutschen Produkte hinreichend und zum Theil in Ueberfluß erzeugen. Sie haben besonders viel Getreide von aller Art, Oelr und Gartengewächse, viel und guten Flachs, Tabak, Cichorien, Obst, Wein, an, sehnliche Waldungen, gute Viehzucht, besonders aus« gezeichnete Schafzucht, und in einigen Gegenden starke Rindvieh-, Schwein- und Geflügelzucht, Wild« pret, ansehnliche Fischerei und Bienenzucht, an Metal- len, Silber, Blei, Kupfer, Eisen in großer Menge und von vorzüglicher Güte, Galmei und Zink, woran Preu- ßen reicher ist, als jedes Europäische Land, Arsenik, Kobalt und von andern Mineralien vorzüglich Stein- und Braunkohlen, Torf, Schwefel, Salz, Alaun, Vi- triol, Schiefer, vortreffliche Mühl- und Quadersteine, auch Edelsteine, mancherlei nutzbare Erden und viele Mineralquellen, deren mehrere im großen Rufe stehen. Die Zahl der Einwohner beträgt 10,300,000, größteniheils Deutsche, denn die Polen auf der rechten Oderseite, die Wenden, Kassuben und Juden machen keine sehr beträchtliche Zahl gegen das Ganze aus. Die Evangelischen sind zahlreicher, als die Katholiken, de- ren Zahl doch auch ziemlich bedeutend ist. Die Ein- wohner dieser Länder gehören zu den gebildetsten Deutsch- lands, und betreiben nicht allein die Landwirthschaft mit allen ihren Zweigen und den Bergbau mit großer

4. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 159

1899 - Gera : Hofmann
159 nehmen Geschlechtern gewählt. Die Gemeinen oder die niedere Bürger- schaft schlossen sich nach den einzelnen Gewerken zu Zünften (Gilden und Innungen) zusammen, hatten aber keinen Anteil an der Leitung des Stadtwesens. Sie wurden vielfach von den herrschenden Geschlechtern bedrückt und mußten alle Lasten und Steuern tragen. Gegen die Willkür und Herrschaft der Geschlechter erhoben sich die Zünfte und erzwangen nach schweren Kämpfen die Aufnahme zünftiger Mitglieder in den Rat. Trotz dieser inneren Kämpfe blühten die Städte auf. Die Handwerker suchten ihren Erzeugnissen eine immer größere Voll- kommenheit zu geben. Auf den Märkten floß zusammen, was Stadt und Land hervorbrachte. Immer behaglicher, ja üppiger wurde das Leben, prunkvoll die Kleidung, schwelgerisch das Mahl, besonders bei Taufen, Hochzeiten und Begräbnissen. Durch Ratsverordnungen mußte endlich festgesetzt werden, wie viele Schüsseln aufgetragen, was an Wein und Geschenken gegeben, wie viele Spielleute,, geworben werden durften. Auch strenge Kleiderordnungen wurden erlassen, um dem unsinnigen Luxus zu wehren. Mit besonderer Lust wurden bei Trunk und Schmaus, Gesang, Spiel und Tanz die Frühlings- und Schützenfeste im Freien gefeiert. — Noch einen Blick werfen wir auf das häusliche Leben der Frauen in der Hohenstaufenzeit! Tie Frauen liebten wohlriechende warme Bäder, strählten sorgfältig ihre Haare, durchflochten sie mit seidenen Bändern, umwanden sie mit Schleiern oder Kopftüchern und setzten Hüte oder Schapel auf das Haupt. Die weißen Hemden wurden kunstvoll gesäumt und gestickt, die langen, wallenden Kleider mit einem Gürtel zusammengehalten, darüber eine Pelzjacke und ein Mantel getragen und auf wohlgeformte Schuhe Wert gelegt. In den Ohren blitzten Schmuck- gehänge, an den Armen goldene Bänder und Ringe, auf der Brust Spangen und an den Fingern Reise. Handschuhe wurden über die wohlgepflegten Hände gezogen und Riechfläschchen am Gürtel getragen. Auch der Spiegel aus Glas, Metall oder Elfenbein, ja Schminke und allerlei „Falschheit" kam in Gebrauch. Die Verlobung wurde von den Eltern vereinbart, der Verspruch und Ringewechsel vor Verwandten gethan. Sodann wurde das Heirats- gut verabredet und die Vermählung im Ringe der „Sippen" durch ein Ja der Braut und den Ringewechsel geschlossen. Die kirchliche Ein- segnung folgte den Morgen darauf, ebenso die Hochzeitfeier und die Aus- stattung der Braut mit einer Morgengabe. Die Frau blieb unter der Gewalt des Mannes; er war ihr Herr und Vormund, ja durfte sie un- gestraft züchtigen. Die Kinder erhielten bei der Taufe Patengeschenke. Sie spielten mit „Docken" oder Puppen, mit Steckenpferden und Armbrüsten, mit Schaukeln und Kreiseln, mit Bällen und Ringeln, das Ballspiel besonders im Frühling. „Spielten doch Mägdlein erst Straßen entlang Ball, o so kehrte der Vöglein Gesang!" singt Walther von der Vogelweide. Nur Kinder vornehmer Häuser erhielten von Geistlichen oder in Klöstern ge- ordneten Unterricht. Meist verstanden die Ritterfrauen besser zu lesen

5. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 328

1899 - Gera : Hofmann
828 Immer bedeutsamer wurde die Stellung der Frauen am Anfänge dieses Jahrhunderts. Ihre Teilnahme am öffentlichen Leben und ihr Einfluß auf die Litteratur und die Volkswohlfahrt wuchsen von Jahr zu Jahr. In den Befreiungskriegen brachten sie begeistert die größten Opfer. Preußische Prinzessinnen erließen am 1. April 1813 einen Aufruf an die Frauen aller Stände, worin sie zur Mitarbeit an der Rettung des Vaterlandes aufforderten durch regelmäßige Gaben an Geld, Schmucksachen, Verbandstoffen, Wollen- und Leinenzeugen, durch Pflege der Verwundeten, Erquickung der Kämpfer u. s. w. Der Erfolg war ein großartiger, der Anteil der Frauen an der Befreiung des Vaterlandes ein reich gesegneter. Als Schutzgeist begleitete die Freiheitskämpfer das Bild der verklärten Königin Luise. Die arme, aber edelgesinnte Ferdinande von Schmettau opferte ihr reiches, schönes Lockenhaar auf dem Altar des Vaterlandes. Hofrat Heun ließ daraus Uhrbänder und Ringe Herstellen und löste dafür 3600 Mark. Eleonore Prohaska, die Heldenjungfrau, trat als „Jäger August Renz" in das Lützow'sche Freikorps, focht und fiel als Heldin in dem Gefechte an der Göhrde in Hannover. Glücklicher war die Mecklenburgerin Friederike Krüger. Sie brachte es im Aork'schen Korps zum Unteroffizier und kehrte, mit dem eisernen Kreuze und einem russischen Orden geschmückt, heim. Johanna Stegen half das Gefecht bei Lüneburg siegreich entscheiden, indem sie den Preußen, die sich schon zurückziehen wollten, aus einem umgestürzten französischen Munitionswagen im Kugelregen Patronen in der Schürze zutrug. Begeistert pries ein Rück er t den Opfermut der deutschen Frauen. Die Dichtkunst in ihrer schönsten Blütezeit haben deutsche Frauen wesentlich beeinflußt. Es braucht bloß erinnert zu werden an Goethes Mutter, die Frau Rat, an Schillers Gattin Charlotte von Lengefeld, an die Herzogin Amalie von Weimar und an die herrlichen Frauen- gestalten, die Goethe und Schiller in ihren Meisterwerken gezeichnet haben. Auch um die Volkswohlfahrt erwarben sich Frauen die größten Verdienste. Luise Scheppler, die treue Dienstmagd des Pfarrers Ob erlin im Stei nthale, führte zuerst den Gedanken der Kleinkinder- Bewahranstalten aus. Weitere Verbreitung erhielten diese wohlthätigen Anstalten durch die edle Fürstin Pauline von Lippe-Detmold. Als Gründerin der so segensreichen Frauenvereine muß Amalie Sieveking in Hamburg angesehen werden. Sie gründete in der Cholerazeit den Frauenverein „Tabea" für Armen- und Krankenpflege, der viel Elend gelindert hat. Auf ihren Wunsch wurde sie, wie ihre lieben Armen, in einem Sarge mit flachem Teckel begraben. Das Glück und Behagen des häuslichen Lebens hing haupt- sächlich von den Frauen ab. Sie entschieden über die innere Einrichtung des Hauses. Viel Porzellan, Zinngeschirr, Betten und Leinenzeug war ihr Stolz. Speise und Trank bereiteten sie selbst. Kaffee wurde der beliebte Früh- und Nachmittagstrunk. Immer rührten sie die fleißigen Hände, strickten, nähten, sotten Seife, gossen Lichte, schlissen Federn, spannen am Rade und besuchten sich in Spinustuben.

6. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 349

1899 - Gera : Hofmann
349 daß die fremden Moden bekämpft, eine Unzahl von Fremdwörtern aus unserer Muttersprache ausgemerzt und die Werke unserer großen Dichter immer mehr Gemeingut des Volkes werden. Auch das kirchliche Gebiet zeigt eine große Bewegung. Die evangelische Kirche hat durch die Synodalverfassung auch den Gemeinde- gliedern Anteil an der Kirchenverwaltung gegeben. Durch die Werke der inneren Mission sucht sie nachdrücklich alle Schäden im Volks- leben zu heilen und zu verhüten. 8. Der treue Wächter in den Gefahren unserer Zeit. Zwischen der katholischen Kirchengewalt und der Staatsgewalt brach nach der „Unfehlbarkeits-Erklärung" des Papstes in Rom (18. Juli 1870) 1870 der sogenannte „Kulturkampf" aus, indem die Mehrzahl der Geist- lichen und ihre Gesinnungsgenossen sich gewissen Gesetzen des Staates (den sogenannten Maigesetzen, 1873), welche die Machtfülle der Kirche 1873 beschränkten, nicht fügten und erklärten, sie müßten Gott, d. h. seinem unfehlbaren Stellvertreter in Rom, mehr gehorchen als den Menschen, d. h. den nationalen Gesetzgebern, während die Staatsgewalt mit allen gesetzlichen Mitteln auf eine Unterwerfung aller Unterthanen unter die Gesetze des Staates drang. Wieder schallte die alte Kampflosung durch das deutsche Land: „Hie Kaiser! Hie Papst!" Wieder entzweite die alte Streitfrage die Gemüter: Kirchen- oder Staatsgewalt, Rom oder Deutschland? „Nach Canossa gehn wir nicht!" rief die nationale Partei mit dem Fürsten Bismarck. „In Rom unser geistliches Haupt, in Rom unser Herz!" sagte die priesterliche oder ultramontane Partei. In letzter Zeit gab die preußische Regierung unter den Nachfolgern des Kultus- ministers Falk in mehreren wichtigen Forderungen der Kirchengewalt nach. Dies bewog den einsichtsvollen Papst Leo Xiii. auch seinerseits die Friedenshand zu bieten und dem Staate einige Zugeständnisse zu machen. Seit 1887 kann der traurige „Kulturkampf" als beendet an- gesehen werden. An eine gefährliche Klippe geriet das Erwerbsleben 1872 nach dem glorreichen Kriege mit Frankreich. Die französischen Milliarden schienen die Köpfe und die Gewissen verrückt zu haben. Jeder wollte reich werden und ohne Mühe ein Leben des behaglichen Genusses führen. Wie Pilze enstanden überall Fabriken und zweifelhafte Aktienunter- nehmungen. Es wurden Waren, in den meisten Fällen „billig und schlecht", in solchem Übermaße erzeugt, daß zuletzt an keinen Absatz zu denken war. Da kam der „große Krach", in dem die zusammenbrechenden Schwindelgeschäfte auch manches Lebensglück begruben. Dem unnatür- lichen Aufschwünge folgte ein entsprechender Rückgang und Stillstand, den hohen Löhnen der Arbeiter eine Lohnherabsetzung oder Entlassung. Aus den unzufriedenen Arbeitern, die in der „Schwindelperiode" ihre Arbeitgeber durch Streiken, d. h. Arbeitseinstellung, zu Lohnerhöhungen gezwungen hatten, verstärkte sich unter der Leitung kühner Führer die Partei der Sozialdemokraten. Sie bekämpfen die Herrschaft des Kapitals und fordern eine gerechtere Verteilung des Arbeitsertrages. Sie rütteln an allen Grundlagen unserer gesellschaftlichen, staatlichen und

7. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 229

1899 - Gera : Hofmann
229 und stießen die überfallenen nieder. Der König schrie heiser vor Auf- regung vom Balkon seines Schlosses: „Tötet, tötet!" und soll selber das Gewehr auf Flüchtlinge angelegt haben. Heinrich von Navarra rettete sein Leben nur durch Abschwörung seines Glaubens. Mindestens 20000- Hugenotten wurden in Paris und im ganzen Lande getötet. Einzelne Statthalter verweigerten die Schlächterei. So schrieb einer aus Bayonne: „Majestät, ich habe nur gute Bürger und Soldaten unter Ihren Unter- thanen gefunden, aber keinen Henker." In allen Kirchen des Landes wurden Lobgesänge angestimmt, und der Papst ordnete ein Dankfest an. Den König aber hetzten hinfort seine Gewissensbisse ruhelos bei Tag und Nacht umher. Er siechte elend hin und starb noch nicht 24 Jahre alt. 3. Heinrich Iv. als milder und wohlthätiger König. Hein- rich Iv. ist der erste Bourbone auf dem Throne Frankreichs. Aber erst nach dem siegreichen Kampf bei Jvry und seinem Übertritt zur katholischen Kirche wurde er allgemein anerkannt. Vor der Schlacht sagte der furchtlose Fürst zu seinen Soldaten: „Mein Helmbusch ist eure Fahne. Seht ihr ihn weichen, so mögt ihr fliehen!" Unter ihm hörten die Hugenottenkriege auf. Er gewährte den Protestan- ten durch das Edikt von Nantes Duldung und gleiches Recht mit den Katholiken (1598). Sein vor- trefflicher Minister war der edle Pro- testant Sull'y. Heinrich war eifrig bestrebt, die Wunden zu heilen, welche die langen Kriege dem Lande geschlagen hatten. Er pflegte zu sagen: „Ich will nicht eher ruhen, bis auch der ärmste Mann Sonntags ein Huhn im Topfe hat." Die Schule der Leiden hatte ihn mild und leutselig gemacht. Noch heute wird in Frankreich sein Andenken gesegnet und seine Herab- lassung in vielen Erzählungen gepriesen, so in der Hebelschen: „Seid ihr der König oder der Bauer?" Heinrich trug sich mit großen Plänen gegen das Haus Habsburg, da traf ihn der Dolch eines fanatischen Mönches zum Tode (1610), und Frankreich geriet in neue Wirrnisse. 1610 Der Papst aber äußerte über den Mord: „Gott hat es gethan, dieweil der König verkehrtem Sinn hingegeben war." Fragen: Was bewog Heinrich Iv. zum Religionswechsel? — Warum ist die Bartholomäusnacht einer der dunkelsten Flecken in der Weltgeschichte? — Woher die Namen „Bartholomäusnacht" und „Bluthochzeit" ? — Was trieb den Mörder Heinrichs Iv. zu seiner That? 70. Elisabeth von England (1558—1603). 1. Ihr grausamer Vater. Heinrich Viii. war ein eitler und grausamer Tyrann. Anfangs verteidigte er die katholische Kirche gegen Luther in einer Schrift und wurde deshalb vom Papste mit dem Titel 1598 174- Heinrich Iv. und seine Ge- mahlin Maria von Medici. Medaille aus dem Jahre 1603. W.

8. Die Geographie in der Volksschule - S. 111

1897 - Gera : Hofmann
A. Nordwesteuropa. Iii. Die britischen Inseln. Iii was besonders bei der Frauenwelt hervortritt — das Haar hellblond oder braun, die Augen von schöner Bläue. Auch die englische Sprache erinnert vielfach an die niederdeutsche. — In seinem Wesen zeigt der Engländer ernste Ruhe und kaltblütige Selbstbeherrschung, klaren Verstand in seinen Unter- nehmungen, besonnene Entschlossenheit und unermüdliche Ausdauer in seinen Handlungen. — In seiner Häuslichkeit liebt er sehr die Bequemlichkeit und führt ein glückliches Familienleben. Sein Wesen ist von tiefer Religiosität durchdrungen, was sich besonders in der Heilighaltung des Feiertages und des Eides, in mannigfachen Werken christlicher Liebe und in dem Sinn für Heidenmission und Bibelverbreitung zeigt. Seit wann ist in England die evangelische Konfession, die sogenannte bischöfliche Kirche, eingeführt? — Seit der Regierungszeit der Königin Elisabeth (1558—1603). — Außerdem hat auch die katholische Kirche viele Anhänger, und viele Sekten sind noch anzu- treffen. England ist das Land der Sekten in Europa. (Abfragen!) Welche Nahrungsquellen der Bewohner lernten wir kennen? — Bergbau, Fabrikwesen, Gewerbefleiß, Viehzucht, Ackerbau, Handel. — Wo ist Bergbau und Fabrikwesen vorherrschend? — Im westlichen und nördlichen England. — Merkt: England ist das erste Industrieland der Erde! Zähle die gemerkten Jndustriebezirke auf! — Wo treiben die Bewohner Ackerbau, Vieh- und Pferdezucht? — In der englischen Tiefebene und auch teilweise in Wales. — Hier finden wir noch Überreste der alten keltischen Bewohner. Wie könnten wir nach diesen Hauptbeschäftigungen der Bewohner wohl ganz England einteilen? — In ein gewerbthätiges und ein Ackerbau treibendes England. Ein freier Bauernstand existiert in England nicht, da das Land größtenteils den Großgrundbesitzern gehört. Ein eigener Stand ist aber der Pächterstand, vom großen Landgutpächter bis zum kleinen Hüttenpächter. Obwohl der Wohlstand unter Englands Bevölkerung ziemlich allgemein ist, viele Leute großartige Reichtümer besitzen, findet sich bei der zahlreichen Bevölkerung neben dem größten Reichtum auch die bitterste Armut, namentlich in Fabrikbezirken und Großstädten. Zusammenfassung: Sprich über Charakter und Beschäftigung der Engländer! b) Englands Seemacht. Worauf ist die Thatkraft des Engländers durch die Lage seines Vater- landes vor allen Dingen hingelenkt? — Auf Schiffahrt und Seehandel. — Hierin hat er es zu einer weltberühmten Bedeutung gebracht. Seit welcher Zeit nahm Englands Seemacht einen so bedeutenden Aufschwung? — Seit der Regierung Elisabeths. — Welchen beiden einst so bedeutenden Seemächten hat England seitdem den Vorrang in der Seeherrschaft abgewonnen? —

9. Lehrbuch der Geschichte für die mittleren Klassen höherer Lehranstalten - S. XXXVIII

1904 - Gotha : Perthes
Xxxviii 5) Finanzen. In die Reichskasse flieen die indirekten Steuern (Verbrauchssteuern vom Branntwein, Bier, Tabak, Zucker, Salz und die Einfuhrzlle). Die wichtigsten Reichsbehrden sind: auswrtiges Amt, Reichs-amt des Innern, Marineamt, Reichspostamt, Reichsschatzamt. Durchfuhrung der Selbstverwaltung in Preußen. a) Zur Stdteordnung ist die Land gemeinde ordnung getreten. Dem Schulzen und den Schffen zur Seite steht die Gemeindevertretung. l>) Die Kreisordnung stellt neben den Landrat den Kreisausschu und neben beide den Kreistag. c) die Provinzialordnnng neben den Landesdirektor den Pro-vinzialausschu und neben beide den Provinziallandtag. Die Selbstverwaltung der evangelischen Kirche ist durch die Kirchengemeinde- und Synodalordnung geschaffen worden. Die Gemeinde verwaltet ihre Angelegenheiten durch den Gemeinde-kirchenrat und die Gemeindevertreter. Die Dizese wird durch die Kreissynode, die Provinz durch die Provinzialsynode, das Land durch die Generalsynode vertreten. Ii. Die soziale Bewegung. Gewaltige Entwicklung der Naturwissenschaften. (Alexander von Humboldt f 1859.) Technische Anwendung der Naturwissenschaften: Watt macht die Dampfmaschine fr das Gewerbe brauchbar (17641784). Fulton baut das erste Dampfschiff (1807), Stephenson erfindet die Lokomotive; 1826 luft der erste Dampfwagen in England, 1835 in Deutschland zwischen Frth und Nrnberg. Verbreitung der Telegraphie (um 1840), Vollendung der Photographie (um 1850). Der Phonograph Edifons (1878), das Telephon Graham Bells, die dynamoelektrischen Maschinen von Werner Siemens (1866). Vernderung des stdtischen Lebens durch das Fabrikwesen und das Grogewerbe. _ Das Maschinenwesen und die Teilung der Arbeit setzt die Arbeiter zu mechanischen Werkzeugen herab. Entstehung der Sozialdemokratie. 1878 Zwei Mordanschlge auf Kaiser Wilhelm. Der Staat nimmt Stellung zur sozialdemokratischen Bewegung. Schutzdesarbeitersdurcharbeiterversicherungsgesetze: die Krankenversicherung (1883), die Unfallversicherung (1884), die Jnvaliditts- und Altersversicherung (1889). Das Arbeiterschutzgesetz (1891): Ausschlieung der Kinder aus den Fabriken; Arbeiterinnen drfen nicht bei Nachtzeit beschftigt werden; Verbot oder Beschrnkung der Sonntagsarbeit. in. Die Erwerbung deutscher Kolonien. In Afrika werden in den 80er Jahren in deutschen Schutz genommen: im Westen das sogen, deutsche Sdwestafrika, das Kamerun-land und das Togoland, im Osten das sogen, deutsche Ost-

10. Lehrbuch der Europäischen Staatengeschichte für Schulen - S. 39

1794 - Gotha : Ettinger
Ul Frankreich. 39 5. Sie schwächen ihre Macht durch Thei- lungen und innerliche Kriege. Schon Chlodowigs vier Söhne theilten die Mo- 511 narchie Die Brüder ermordeten Ch lodo- mirs älteste Söhne, und steckten den jüng- sten in ein Kloster. Childebert I tödtete sei- nen Schwager, den westgothischcn Amalrich. Chlotar i vereinigte auf kurze Zeit wieder die ?)8 ganze Monarchie. Seine 4 Söhne theilten abermahls, und wü- theten gegen einander durch Mord und Krieg. 6iz Hieran hatte dre westgothische Brunehild groß- ßen Antheil. Dagobert Ii (der die fränkische Monarchie al- lein beherrschte ) bekriegte Slaven und Weft- gvthen, und bewies sich gegen die Geistli- chen sehr freygebig. Seine zwey Söhne theilten abermahls. 638 6. Sie geben sowohl dadurch, als durch die Vernachlässigung der Regierung, ihren er- sten Staatsministern Gelegenheit, die Herr- schaft an sich zu reisten. Die fränkischen Könige hatten die Güther, die sie eroberten, unter ihre Lehnsleute ausge- theilt. Hierdurch entstanden Herren ( Baro- nen), welche die Nationalversammlung aus- machten. Die. fränkischen Könige lebten auf ihren Land- güthern. Ihr vornehmster Diener war der Vorgesetzte ihres Hofgesindes, der Hof- meister (majar domiis). Dieser Hofmeister stellte bald den ersten Minister und den Ge- neralfeldmarschaü vor. Die Bischöfe hatten ihr Ansehn so hoch getrie- den , daß sie bey der Nationalversammlung die ersten Stimmen ablegten. E 4 Dg
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