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1. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 207

1899 - Gera : Hofmann
— 207 — Handelsstädte Genua und Venedig ihre Bedeutung; Portugiesen und Spanier teilten sich in die neuentdeckten Länder und rissen den Großhandel an sich. Aber schon um 1600 wurde diesen von den Hol- ländern und später letzteren von den Engländern die Herrschaft auf dem Weltmeer genommen. Die vielen Bodenerzeugnisseder Kolonien, besonders die später in Europa angepflanzten, wie: Mais, Tabak, Kar- toffeln, und die nur eingeführten, als: Kaffee, Zucker, Kakao, Vanille, Baumwolle, riefen neue Bedürfnisse wach, veränderten die Lebensweise und erzeugten eine große Rührigkeit in allen geschäftlichen und gewerb- lichen Verhältnissen. Die hinzuströmende Masse edler Metalle (aus Mexiko und Peru) verringerte den Geldwert und steigerte die Preise. 11. Das Aufblühen der Wissenschaften und Künste. Die Aus- schließung so vieler fremder Länder gestaltete einzelne Wissenschaften, besonders die Erd- und Naturkunde, völlig um und erweiterte Zn hohem Maße den bisherigen Gesichtskreis. Kopernikus in Thorn beseitigte den Jahr- tausende alten Irrtum, daß sich die Sonne um die stillstehende Erde bewege. Kepler erforschte die Gesetze des Planetenlaufes. Der Italiener Galilei entdeckte die Pendel- gesetze und wurde der Begründer der wissenschaftlichen Naturlehre (Physik). — Dazu gesellte sich das neu erwachte Studium des griechischen und rö- mischen (klassischen) Altertums und die Pflege der Kunst, zunächst in Italien, später in Deutschland. Schon im 14. Jahr- hundert hatte der große italienische Dichter Dante (f 1321 in Ravenna) einem neuen, edeln Geschmack in der 1321 Litteratur durch seine Anlehnung an die klassischen Dichter der Römer .den Weg gebahnt. Sein berühmtes Hauptwerk „die göttliche Komödie" ist eine der tiefsinnigsten Dichtungen aller Zeiten. In seinen Wegen war dann der berühmte italienische Dichter Petrarca gewandelt. Mit großer Begeisterung hatte sich dieser den humanistischen Studien, d. h. dem Studium des klassischen Altertums aus dessen Werken, zugewandt und den Anlaß zur weiteren Verbreitung dieser Studien gegeben. In vielen seiner Gedichte besang er in zarter, inniger Weise seine Laura. Er sah sie zum erstenmal in der Kirche zu Avignon, feierte sie lebenslang als weibliches Idealbild und verlor sie nach 21 Jahren durch den Tod. Als nach der Eroberung Konstantinopels durch die Türken (1453) 1453 flüchtige Gelehrte nach Italien kamen und die Pflege der griechischen Litteratur und Philosophie anregten, da entfalteten sich auf dem Boden Italiens von neuem die Wissenschaften und Künste zu schöner Blüte. In Deutschland waren die hervorragendsten Humanisten Reuchlin, Erasmus und Ulrich von Hutten. Die erwachende Studienlust ließ neue Universitäten erstehen und alte sich verjüngen. Den altberühmten Städten Paris, Bologna und Salerno reihten sich 4 i i " 3! , 4

2. Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte - S. 549

1894 - Gera : Hofmann
Iii. Deutsches Leben zur Zeit der fränk. u. stauf. Kaiser. 7. Eine deutsche Stadt. 549 unserem Maitrank; fremder Würzwein, kunstvoll aus französischem Rotwein verfertigt, wurde als Claret und Hippokras eingeführt; über Maulbeeren abgezogener Wein hieß Moraß; außerdem wurden viele andere Arten von aromatischen Tränken verfertigt, auch mit gekochtem Wein, zum Teil nach Rezepten, die aus dem römischen Altertum stammten; sie galten für medizinisch hilfreich, waren auch von Frauen begehrt, mehr als jetzt die Liköre. Im Süden des Thüringer Waldes machte dem Landwein der Birnmost und Äpfelwein Konkurrenz, er war z. B. der herrschende Trank in Bayern, wo erst später das Bierbrauen überhand nahm, der Bock aus der Stadt Einbeck erlernt wurde. Von ungemischten Weinen waren außer dem deutschen vom Rhein und der Mosel, vom Neckar und dem Würzburger vom Main, noch der von Rivoglio (Reifall genannt) und von Botzen, die ftanzösischen Mnscatel und Malvasier und der Osterwein aus Ungarn wohlbekannt, außerdem viele italienische Sorten, von Ancona, von Tarent u. s. w., endlich griechische Weine, darunter der berühmte Cyprer. Ulm war der große Weinmarkt, von dort gingen die Fässer bis hinauf in das Ordensland Preußen und in die fernsten Handelsstationen der Ostsee. Auf der Straße und in der Trinkstube wurde das Leben genossen. Darum füllten sich die Marktplätze und Straßen der Stadt am Abend, der Handwerksgesell und der junge Schreiber gaffierten und zeigten sich den Mädchen, die an Fenster und Thüre standen, und die Grüße und Scherzreden empfingen. Bei solchem Durcheinander der Männer wurden die Neuigkeiten ausgetauscht, was ein Reisender aus der Ferne zugetragen hatte, daß auf einem Dorfe in der Nähe ein unförmliches Kind geboren war, daß in Bern ein Weib mit einem Mann im Gottesgericht gekämpft, der Mann nach altem Recht mit dem halben Leib in einer Grube, das Weib mit ihrem Schlüsselbund bewaffnet, der Mann sei erschlagen. Und wieder, daß die reitenden Boten des Rates, der Christian und der Gottschalk, ausgeritten waren nach großen Nachbarstädten, um dort Kunde einzuziehen, ob man etwas Neues aus Frankreich wisse oder von dem Anzuge abenteuerlicher Schwärme von singenden Büßern. War ein Fehdebrief am Stadtthore abgegeben, dann war die Aufregung groß, wer einen Verwandten auf der Landstraße hatte, der wurde Mittelpunkt eines Kreises von Teilnehmenden und Neugierigen, ob der Reisende durch den Rat gewarnt sei, ob er gutes Geleit zu erhalten hoffe. Diese große Börse für Neuigkeiten verbreitete auch kleinen Familienklatsch, der in der abgeschlossenen Stadt die größte Bedeutung hatte, daß der alte Ratsherr Muffel von neuem heiraten werde, daß die Stromer und die Nützet sich wegen ihres gleichen Wappens auf der Gesellenstube heftig gezankt hätten. Auch das Regiment der Stadt war in diesen Stunden Gegenstand einen Beurteilung, die nicht immer wohlgeneigt blieb, und in unzufriedener Zeit wurde in den Haufen Empörung gemurmelt, die in den Schenken und Zunftstuben ausbrach und langgetragenem Leid und verstecktem Haß blutige Sühne verschaffte. War einmal etwas Merkwürdiges zu beschauen, dann kam die Stadt in helle Bewegung. Fremde und kunstfertige Tiere wurden gern bewundert.

3. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 512

1890 - Gotha : Behrend
512 Bilder aus der norddeutschen Tiefebene. süßer Milch befeuchtet worden sind. Grobes, schwarzes Brot liegt ans dem Tische; Fleisch giebt es nnr an gewissen Tagen. Als Lieblingsessen gelten in Milch gekochter, dicker Reis und braun gekochte Fische, die bei Hochzeiten, Begräbnissen und Kindelbier verspeist werden. Zu einer Gasterei bringt sich jeder fein Messer mit, die Fischköpfe und Gräten werden unter den Tisch geworfen. Die Gänsezucht ist sehr bedeutend; nächst den Dorfhnnden, welche einen Knüttel zwischen den Beinen führen, wird man von den Gänsen zuerst in den Dörfern begrüßt, und im Frühjahr, wo die Znchtgänse mit ihren Gänschen aus der Dorfstraße sich aufhalten, sieht man um diese zugleich die ganze kleine Dorfjugeund versammelt, die mit den älteren Geschwistern die junge Brnt bewahren müssen. Während in Thüringen, Sachsen :c. Stadt- und Landbewohner dieselbe Sprache reden, ist in Pommern Stadt und Land durch die hoch- und plattdeutsche Sprache getrennt. Das pommersche Plattdeutsch verkürzt und verkrümmt die Endsilben und Diphthongen. Man sagt ick (ich) ,wat so ick (was soll ich), weeß nich (weiß nicht). Das Platt- deutsch ist so abweicheud vou der hochdeutschen Sprache, daß der Pommer diese kaum versteht. Richter, aus fremden Provinzen nach Pommern versetzt, können sich den Bauern sehr schwer verständlich machen, und vor der hoch- deutschen Predigt merkt sich der Dorfbewohner oft nur die auge- führten Bibelsprüche und die handgreiflichsten Bilder; die Sprache mit gelehrten Ausdrücken geht über sein Gesichtskreis. Das Plattdeutsche ist uach der Scheidung der Provinzen in Vor- und Hinterpommern verschieden, auch uach deu Flußgrenzen, selbst nach Dörfern. Auf Rügeu und Neupommeru bis zur Peene spricht jeder ohue Ausnahme, wie in Mecklenburg, am liebsten Platt, aber diesers Platt ist leicht, behend, traulich und gemütlich, während das hinterpommersche Platt breit, gedehnt, voll und trüge klingt; in jenem arbeiten Zuuge und Lippe, in diesem Brnst, Kehle und Kinnbacken. Der Vorpommer sagt: de, Pierd, Steen, Koh, klock; der Hinterpommer: dei, Peird, Steihn, Kanh, klank (der, Pferd, Stein, Kuh, klug). Die bäuerlichen Eltern treten ihren Hof gewöhnlich schon bei guten Jahren an den Sohn oder Schwiegersohn ab und beschließen ihre Tage im Speicher (Spinker), einer znm Bauernhof gehörigen kleinen Wohnung. Da sie ein nicht unbedeutendes Deputat an Korn, Holz. Flachs und baarem Gelde erhalten, leben sie meist ihren Kindern zu lange, ein schlechter Zng im Charakter des Bauern. Im allgemeinen ist Pommern ein armes Land, wobei jedoch das Beste ist, daß sich der Bewohner desselben über ihre Armut zu trösten wissen. Wenn vordem Boote aus Wollin, Kammin oder Gollnow sich aus der See begegneten, so eröffneten sie ein kleines Gefecht mit Wasserspritzen gegen einander, und die Wolliner wurden dabei als „Stintköppe" begrüßt, die Kamminer als „Plunderköppe", die Gollnower als „Pomuffelsköppe"; aber „Plump aus Pommerland" hält darum doch fester zusammen als die mitteldeutschen Leute, die großenteils gar

4. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 557

1890 - Gotha : Behrend
Unsere beiden großen Seehandelsstädte. 557 brauchen wir nur um die Ecke und nach einer über das Fleet führen- den Brücke zu biegen, um uns nach wenigen Schritten in einer Welt der Abgeschiedenheit und Stille zu befinden. Schwerfallig ziehen hier die Schuten durch das oft tief beschattete Gewässer einher; langsam und sicher heben sich die Warenballen mittels Flaschenzüge oder Dampf- winden, oft bis zu einer Höhe von sechs oder sieben Stockwerken, empor. Hier und beim Ausladen der Waren aus den Schiffen im Hafen kann man eine Vorstellung von der ungeheuren Fülle und Mannigfaltigkeit des Hamburger Handels bekommen. Da sieht man Säcke mit Kaffee und bunte Kisten mit Thee; Ballen mit Baumwolle oder Wolle; Tabak in gewaltigen Fässern wie in Ballen, welche von Ochsenhäuten um- geben sind, oder in sonstigen Verpackungen; Wein-, Herings- und Pe- troleumsässer; getrocknete Fische, die Holzscheiten ähneln, und gesalzene Tierhäute; mächtige Blöcke verschiedener Holzarten und langgestreckte Eisenplatten. Diese und tausend andere Dinge in den vielseitigsten Arten und Verpackungen: Getreide und Zncker wie Südfrüchte und Gewürze, Spielsachen und landwirtschaftliche Maschinen wie Stein- kohlen und sonstige mineralische Stoffe, — sie kommen seewärts oder gehen übers Meer in die Ferne. Nord und Süd begegnen sich. „Was dem glühenden Strahl Afrikas Boden gebiert, was Arabien kocht, was der äußerste Norden bereitet/' das schüttet der Kaufmann hier auf den heimischen Strand. Die Glocke der alten St. Katharinenkirche schlägt ein Uhr. Bald strömt es von allen Seiten der Börse zu; ihre beiden großen Säle füllen sich mit Kaufleuten. Der Fremde, der bloß ein neugieriger Zu- schauer ist, wird auf die Galerie geführt und kann von hier aus die große Halle, die von Käufern und Verkäufern wimmelt, bequem über- sehen. Man sieht Tausende von Herren dicht gedrängt bei einander stehen, in eifrigem Gespräche begriffen. Die Mäkler, welche die Ge- schäfte zwischen Käufern und Verkäufern vermitteln, eilen rastlos da- zwischen hin und her, schreiben stehend ihre Schlußzettel, suchen hier zu schlichten, sind aller Aufträge gewärtig und haben für jede Frage eine Antwort, für jedes Bedürfnis ein Auskunftsmittel. Es ist ein anzie- hendes Bild, eine solche Börsenversammlung. Man hört keinen Ruf, kein schreiendes oder lautes Wort; aber ein eigentümliches Brausen von allen den vielen Stimmen dringt an das Ohr, als stände man an der Brandung des wogenden Meeres. Hier und da zieht eine Person un- sere besondere Aufmerksamkeit auf sich. Dort steht ein Schiffskapitän, der eben angekommen ist, mit noch etwas gespreizten Beinen, als ob das Festland dem unruhigen Weltmeere gleiche, den breiten Hut in die Augen gedrückt, vor seinem Reeder, einem jungen, elegant gekleideten Mann mit^ ernsten Zügen; neben diesem steht ein schon älterer Herr, offenbar sein Bruder; die Sonne tropischer Länder, in denen er sich viele Jahre in Geschäften seines Hauses aufgehalten, hat fein Gesicht gebräunt. Das sind Kaufleute, die Welt und Leben kennen! Ihr Blick schweift über den Ocean, wo sie Kontore besitzen wie in Hamburg, wo ihre Firma gekannt und geachtet ist, wie daherm. Bei solchen

5. Bd. 3 - S. 245

1838 - Eisleben : Reichardt
Wsstindi en. 245 gens ist dieser Vogel von der Größe einer Schwarzdrossel und gehört zu der Gattung der Drosseln. Auf dem Rücken ist sein Gefieder aschgrau oder ein dunkles Braun, am Bauche weißlich. Wenn man den Spottvogel im Hause halt und er sich seiner musikalischen Laune recht nach Herzenslust überlaßt, so muß man über seine Leistungen wirklich erstaunen. Ec pfeift dem Hunde so tauschend, daß dieser aufspringt, mit dem Schwänze wedelt und auf seinen Herrn zulauft. Er pipset wie ein Küchlein, das man getreten hat, und so- gleich eilt die Henne mit aufgesträubten Federn und ausgebreiteten Flügeln gluchzend herbei, um ihre Brut in Schutz zu nehmen. Dann hört man tauschend das Bellen des Hundes, das Miauen der Katze, das Rollen eines Schubkarrens, das Knarren der Wetterfahne bei star- kem Winde nachgeahmt. Lehrt man ihn ein auch noch so langes Lied, so wiederholt er es ganz und sehr genau. Er giebt das Wirbeln des Kanarienvogels, und die schmetternden Töne der Virginischen Nachti- gall oder des Cardinal-Vogels mit einer solchen Vollendung wieder, daß die Sänger, die er nachahmt, endlich aus Eifersucht verstummen, wahrend ihre Besiegung seinen Eifer nur noch mehr befeuert. Ein Westindien eigenthümliches Produkt, das hauptsächlich die Insel Jamaica erzeugt, ist der Piment, welcher auch Jamaica- Pfeffer, Englisches Gewürz, Nelkenpfeffer, neues Ge- würz heißt und ein Gewürz ist, daß in Hinsicht des Geschmacks zwi- schen dem Pfeffer und den Gewürznelken in der Mitte steht, und nicht allein in der Haushaltung als Gewürz an Speisen, sondern auch in der Medizin gebraucht wird. Der Baum, dessen Früchte dieses Ge- würz geben, wächst wild in großer Menge auf der Nordfeite der Insel Jamaica, ist einer der schönsten Bäume der Insel, wird gegen 30 F. hoch, hat feine dunkelgrüne, kurz gestielte Blätter, weiße Blüthen in dichten doldenartigen Rispen und runde schwarze, beerenartige Früchte und verleiht, wenn er in voller Blüthe sieht, der Gegend außerordent- lichen Reiz, und seine zahlreichen Blüthen verbreiten bei dem leisesten Lusthauche die köstlichsten Wohlgerüche. In den Monaten Julius und August blühen die Bäume und die Beeren müssen, bald nach- dem die Blüthe vorbei ist, gesammelt werden, weil, wenn man sie auf dem Baume reifen läßt, das feuchte, klebrige Fleisch schwer zu trocknen ist. Die Beeren werden mit der Hand gepflückt, alsdann eine Woche lang in der Sonne ausgebreitet, und können, sobald sie vollkommen trocken sind, sogleich verkauft werden. Ein einziger Baum trägt bis- weilen 150 Pf. Früchte oder 1 Etr. trocknes Gewürz, indem gemei- niglich | eintrocknet. Jährlich liefert Jamaica eine große Menge Pi- ment; 1812 an 2,700,000 Pfund. Übrigens ist die Kultur des Piments ganz kunstlos; die Bäume wachsen zu den reizendsten Hai- nen heran und erfordern wenig Pflege. Bemerkenswerth ist es, daß Versuche, die jungen Pflanzen zu versetzen, oder in anderen Gegenoen

6. Bd. 2 - S. 528

1837 - Eisleben : Reichardt
528 Asien. gen Fußstapfens, den Pilgern gegenüber, die einen Kreis gebildet hak- ten, und theils auf den Knien lagen, theils mit gefaltenen Handen oder vorwärts gebeugtem Haupte in einer demüthigen Stellung stan- den. Der Priester sagte dann mit lauter Stimme die einzelnen Glau- bensartikel der Buddhistischen Religion und deren Pflichten her, welche die versammelten Pilger sodann nachsprachen. Als er geendigt hatte, erhoben sie ein lautes Geschrei, und nachdem er fortgegangen war, wie- derholten sie für sich nochmals die Ceremonie, wobei einer aus ihrer Mitte den Vorsprecher machte. Hierauf folgte eine interessante Szene; die Weiber begrüßten voll Zärtlichkeit und Achtung ihre Ehemänner, Kinder ihre Eltern und Freunde einander. Eine alte Frau wendete sich zuerst glückwünschend an einen ehrwürdigen Greis; sie war bis zu Thränen gerührt, und warf sich vor ihm nieder, worauf er sie segnend aufhob. Sodann thaten dasselbe einige Männer von mittlerm Alter, in Beziehung auf das Grcisenpaar, und so fort die übrigen, indem die jüngern immer den bejahrtern ihre Ehrfurcht und Achtung bezeigten; die von gleichem Alter begrüßten sich ebenfalls und vertauschten gegen einander Betelblatter. Diese Sitte ist darauf berechnet, die feierliche Stimmung der Anwesenden zu benutzen, um die Familienbande und Freundschaftsverbindungen fester zu knüpfen, und alle Gefühle von Haß oder Zwietracht zu entfernen. Jeder Pilger machte dem Fußstapfen und dem Sa-men ein Weihgeschenk; der eine brachte eine kleine Kupfer- münze dar, der andere Betelblätter, ein dritter etwas Reiß oder Nüsse von der Arekapalme, ein vierter ein Stück Zeug rc. Man legte diese Gaben an den Rand der heiligen Fußstapfe, von wo sie sogleich von einem zu diesem Behuf dort stehenden Diener weggenommen wurden; sie gehören zu den Einkünften des Oberpriesters. Bevor die Pilger den Berg verließen, wurden sie erst noch von den Priestern eingesegnet, und ermahnt, wenn sie wieder in ihre Heimath zurück gekehrt waren, fortan ein tugendhaftes, frommes Leben zu führen." Unter den mannigfaltigen Produkten dieser Insel ist keins so be- rühmt und wichtig für den Ausfuhrhandel als der Zi mm et, von wel- chem jährlich gegen 6000 Ballen jeder zu 80 Pfund ausgeführt wer- den. Man gewinnt denselben von einem Baume, Zimmet-Lorbeer (Laurus Cinnamomum) genannt, welcher zur Gattung des Lor- beerbaumes gehört, und ursprünglich in Ceylon zu Hause ist. Er hat längliche, eiförmige Blatter, die in der Gestalt den Lorbeerblättern ähneln, aber nicht so dunkelgrün, sondern beim ersten Hervorsproßen roth sind und dann allmahlig die grüne Färbung annehmen, weiße Blüthen, die aber gar nicht riechen, und olivenähnliche Steinfrüchte, von der Größe der gemeinen Eichel. Ec wächst wild in den Wäldern Ceylons,, vorzüglich in dem südlichen und südwestlichen Theile dieser Insel, wird aber mit glücklichem Erfolge und besserm Vortheile in Gar- ten gepflanzt und gepflegt; daher die Brittische Regierung insbesondere 5 große Gärten der Kultur des Zimmetbaums gewidmet hat. Der

7. Bd. 2 - S. 933

1837 - Eisleben : Reichardt
Inneres Südafrika. 933 die Sitte der Zweiweiberei bei ihnen Stattfindet. Übrigens werden die Mädchen schon als Kinder verlobt, wobei dasselbe keine Stimme hat; vielmehr wird das Geschäft bloß mit den Eltern abgemacht. Zwei bis 3 Jahre nach der Verlobung zieht gewöhnlich das Mädchen aus der Hütte ihrer Mutter in die des Bräutigams ein und Burchell sah unter ihnen Mädchen die schon Mütter waren und nicht über 10—12 Jahre alt seyn konnten. Aber auch 5—6 Jahre, nachdem sie mannbar geworden sind, weicht die frische Jugendfülle den Run- zeln des Alters und sie erscheinen dann als die ekelhaftesten menschli- chen Wesen. Die Ursachen ihres schnellen Verblühens liegen mehr in ihrer harten Lebensart, die sie häufigen Entbehrungen und der rau- hen Witterung aussetzt, und in der mit den Jahren zunehmenden Un- reinlichkeit, als in der Beschaffenheit des Klimas. Da die Buschmänner keinen Landbau und auch geringe Vieh- zucht treiben; denn sie haben nur wenige Rinder und Schafe, am meisten noch Ziegen: so suchen sie verschiedene eßbare wilde Wurzeln und knollige Gewächse auf und verzehren nicht allein das Fleisch dör in ihrem Lande lebenden wilden Thiere, z. B. Rhinozerosse, Antilo- pen rc. sondern auch Heuschrecken, Eidechsen, Schlangen, Ameiseneier, und Hunger ist oft ihr Loos. Ein Lieblingsgenuß derselben ist das Rauchen von Tabak oder Dakka (Hans) und man kann sie nicht fröh- licher und leichter sich zu Freunden machen, als wenn man sie mit diesem Gegenständen beschenkt. Sie sind danach so begierig, daß sie alle ihre Habseligkeiten veräußern könnten, um zum Besitz dergleichen zu gelangen. So erzählt Burchell in seiner Reisebeschreibung*): „Als die Buschmänner hörten, daß sie sämmtlich ein Geschenk an Tabak er- halten sollten, äußerte sich ihre Freude so naiv wie bei Kindern. Roch lebhafter wurden sie, als sie bemerkten, daß ich die Vertheilung beginnen wollte; allein die Weiber waren weit lauter und ausgelassener als die Männer, und der Häuptling konnte erst nach geraumer Zeit ihr fröh- liches Geschrei zum Schweigen bringen. Der Häuptling erhielt 3 Zoll Tabak, ein jeder Mann etwa 1 ^oll und die Weiber nicht ganz so viel. Durch diese geringe Quantität waren sie, bei ihrer großen Genügsamkeit, vollkommen zufrieden gestelt, und Entzücken malte sich auf ihren Gesichtern." Eben so armselig wie ihre Nahrung, ist auch ihre Kleidung. Die Männer tragen einen Mantel von Schaffell (Karoß) oder gehen auch wohl nackt. Die Mitte des Leibes bedeckt ein sogenannter Schackal (ein Stück Leder, gewöhnlich von dem Felle dieses Thieres), der von dem ledernen um die Lenden befestigten Gürtel herabhangt. Dabei hangt ihnen an einem über die Schulter geschlagenen Riemen ein lederner Sack oder Ranzen, mit einer großen Anzahl von Schnu- *) William Burchell Reisen in das Innere von Südafrika Aus dem Englischen. Weimar. I. Band 1822. Ii. Band 1825.

8. Bd. 2 - S. 476

1837 - Eisleben : Reichardt
476 A sie n. fällt als der weißeste Marmor. Um die ganze Außenseite des Gebäu- des lauft eine offene Gallerie. Die Schwarze Stadt, der größte und volkreichste Theil von Madras, liegt etwa £ Stunde nördlich von der weißen oder Europäi- schen Stadt, von der sie durch eine Esplanade getrennt ist, nimmt einen Umfang von 3 Stunden ein, ist in einem Halbkreise erbaut, und mit einem Graben eingefaßt. Die Straßen sind hier ungepfla- stert und die Hauser äußerst gemischt. Neben den schönsten Gebäuden .der reichen Parsen, Armenier und Europäer, sieht man die elenden Lehmhütten der Eingebornen mit Palmblattern gedeckt. Hier lebt ein buntfarbiges Gemisch von Nationen, Hindus, Malabaren, Muhame- danische Araber, Parsen, Armenier, Portugiesen, Britten rc. wohnen hier. „Allein gerade in der schwarzen Stadt ist es, sagt ein Britti- scher Reisender, wo man des eigentliche Leben und Weben der Hindus beobachten kann. Vor allein führe ich Sie auf den Bazar oder Markt- platz. Es ist früh um 5 Uhr; von allen Seiten strömen Verkäufer herbei. Junge Frauen und Mädchen mit Gemüsen, Milch, Eiern und Früchten; Männer mit Hirse, Reiß und andern Feldfrüchten; alte Weiber mit Matten, Töpsirwaaren und Kohlen; Betel-, Spezerei-, Areka- und Tabakshändler; Ankäufer von Palmblattern, Palmzucker und Sandelholz; Korbflechter, Reißkuchenbäcker, Hausirer mit gläsernen, kupfernen oder fchildpattenen Arm- und Fußringen und dergleichen mehr. Alle eilen in Hast herbei; alle stellen sich in zwei Reihen auf. Zu gleicher Zeit erscheinen die Gauckür (Jongleurs) und Wahrsager, die Tättowirer mit ihren Hautnadeln, die Banianen mit ihren Probirstei- sieinen, endlich eine Menge Hinduischer Bettelmönche, so wie die split- ternackten, sich wie Verrückte gebehrenden Fakirs (Muhamedanische Bet- telmönche). So wird es 8 Uhr uni) alle Buden und Gewölbe öffnen sich. Die Menschenmasse und das Gewühl wird immer größer, der ganze Bazar ertönt von tausendfältigem Geschrei. Mangas, reife Man- gas *), Tamarinden und gelbe Bananas! Areka und Betel! Büffel- kuhmilch und Athar (eingemachte Bambussproßen)! Reife Kokosnüsse und Palmkohl! So geht es fort in unzähligen Artikeln. Dazu der Gesang der Saniasse (eine Art schwärmerischer Heiliger und Büßender der Hindus) und ihrer summenden Tainbourins; die Glöckchen der Putscharis (Sänger geistlicher Balladen), die Trommeln der Dfchog- his, die Cymbeln der Bänkelsänger und die Hörner der Schlangenbe- schwörer, in der seltsamsten Vermischung. Dann der Lärm der Ma- labarischen Schulen, mit dem gellenden Ana, Awena, Ina (A. B. C.) und das Alles betäubende Gekrächze der Tausende von Raben, die man unaufhörlich die Fruchtkörbe bestehlen und mit einander kämpfen sieht. Weiter ein Hochzeitszug der Parsen mit den geschmückten Bajadoren *) Wohlschmeckende Früchte von einem Baume, der häufig in Ostindien wächst.

9. Bd. 2 - S. 536

1837 - Eisleben : Reichardt
536 Asten. Zitronensaft, Salz und Pfeffer, wozu man öfter noch Reiß hinzufügt. Niemals aber werden dabei starke Getränke genossen; viele jedoch brin- gen hohle Bambusrohre mit, in welches sie das Blut auffangen und es trinken. Die Hinrichtung geschieht öffentlich, es ist aber nur den Männern erlaubt, dabei zu seyn, und den Weibern der Genuß des Menschenfleisches verboten; doch sagt man, daß sie zuweilen ein Stück- chen verstohlen naschen. Man versichert, daß die Battas im Allgemei- nen Menschenfleisch jedem andern vorziehen, allein dessen ungeachtet be- friedigen sie ihr Gelüste darnach nur in den gesetzlich vorgeschriebenen Fallen. Auch werden diese Exekutionen mit größter Heiterkeit und ohne Erbitterung oder Rache vollzogen. Nur Kriegsgefangene werden mit Wuth angefallen, und sogar ihre Knochen werden, selbst schon be- graben, noch benagt. ■ Vormals waren die Battas gewohnt, ihre Ver- wandten und Eltern zu schlachten und zu verzehren, sobald sie zu alt und zur Arbeit untauglich waren^ Kummerlos suchten sich die Alten selbst einen Baumast aus, an dem sie sich mit den Handen aufhingen, während ihre Kinder um sie herum tanzten und sangen: „Wenn die Frucht reif ist, fällt sie ab." Diese Ceremonie fand zur Zeit der Citro- ncnreife Statt, in welcher auch Salz und Pfeffer im Überfluß vorhanden ist. Sobald die Alten sich nicht mehr schwebend am Baume erhalten konnten und herabfielen, stürzten ihre Kinder und Verwandten über sie her, hieben sie in Stücke und verzehrten ihr Fleisch mit dem größten Appe- tite. Diese gräuliche Sitte ist indeß abgekommen, was ein Schritt mehr zur Civilisation ist und hoffen laßt, daß das ganze abscheuliche Her- kommen völlig auf dieser Insel verschwinden wird, allein gegenwärtig werden ln Friedenszeit jährlich noch gegen 100 Battas gefressen. So erzählt uns von diesem Volke der schon oben genannte Sir Stam- ford Raffles, der letzte Brittifche Gouverneur von Benkulen in Sumatra, der sich überhaupt um die nähere Kenntniß dieser Insel große Verdienste erworben hat, und auch einstens selbst von den in der Nähe von Tappanuli wohnenden Battas eingeladen wurde, der Hinrichtung eines Battas beizuwohnen, der überwiesen war die Frau seines Nachbars verführt zu haben. Naffles lehnte zwar diese Einla- dung ab; dagegen waren sein Sekretär und ein Brittischer Offizier Augenzeuge davon. Sie fanden an dem bezeichneten Orte eine große Volksmenge und den Verbrecher mit ins Kreuz ausgestreckten Armen an einen Baum gebunden. Der Justizminister, ein Häuptling von einem gewissen Range ging mit einem großen Messer in der Hand auf ihn los, und schwang es einige Male, indem er sich dem Schlacht- opfer näherte. Neben ihm ging einer, der eine Schüssel trug, in der sich eine Mischung von Citronensast, Salz und Pfeffer befand. Der Justizminister rief nun den Gatten der entehrten Frau vor und fragte ihn, welches Stück er vorzugsweise beliebe ? Das rechte Ohr, war die Antwort, und sogleich war dasselbe mit einem einzigen Schnitte vom Kopfe getrennt, worauf es dem Manne überreicht wurde, der es in
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