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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Leitfaden zum methodischen Unterricht in der Geographie - S. 77

1836 - Eisleben : Reichardt
Frankreich. 77 In einem Gebirge westlich von den Vogesen nimmt, und nach einem nordwestlichen Laufe ln Belgien übergeht; 6) der Rhein, bloß Gränzfluß, macht östlich von den Vogesen laufend, eine Strecke die östliche Gränze Frank- reichs gegen Deutschland; und 7) der Rho ne, der aus der Schweiz, wo er entspringt, westlich vom Genfersee, in Frankreich eintritt, und nach einem südlichen Laufe zwischen den Sevennen im Westen und den Alpen im Osten, sich in das Mittelländische Meer einmündet. Es giebt viele schiffbare mit Kunst gemachte Graben oder Kanäle, wodurch mehrere Flüsse mit einander, und da- durch selbst Meere in Verbindung gebracht sind, worum ter vorzüglich der große Süd, oder Languedocsche Kanal zu bemerken ist, der vermittelst der Garonne das Atlantische Meer mit dem Mittelländischen in Ver, bindung setzt, x Frankreich, fast ganz im südlichen und nur we, nig im nördlichen Theile der nördlichen gemäßigten Zo- ne gelegen, hat theils ein warmes, theils ein gemäßig- tes Klima, und erzeugt auf seinem meistens ergiebigen und fast durchgehends wohl angebauten Boden, beinahe alle zur Befriedigung der Lebensbedürfnisse erforderlichen Produkte, worunter viele veredelte Schafe, Esel und Maulesel, eine große Menge Fische, Seide in den süd« lichen Gegenden, von wilden Thieren sind Wölfe noch in manchen Gegenden sehr häufig, Getreide zur Aus, fuhr hinreichend, vieles Obst, in den südlichen Strichen auch Südfrüchte, besonders Oliven, Kastanien, welche oft die Stelle des Brodes vertreten, Wein, ein Haupt- produkt Frankreichs, Waldungen, Eisen tn Menge, Stein- kohlen, Flintensteine, Salz, Mineralquellen. Die Zahl der Einwohner beträgt 32§ Millio, nen, wovon den größten Theil die eine eigene Sprache redenden Franzosen ausmachen; außer diesen giebt es Deutsche, in der Nähe des Rheins, Basken, in der Nähe der Pyrenäen, Kymren oder Bretagner (in dem nordwestlichsten eine große Halbinsel bildenden Theile Frankreichs), die alle ihre eigenen Sprachen re- den. Die herrschende Religion ist zwar die katholische; doch finden sich auch viele Reformirte und Lutheraner nebst Juden. Die Franzosen gehören zu den gebildet- sten Einwohnern Europas, und haben es in Fabriken,

2. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 207

1899 - Gera : Hofmann
— 207 — Handelsstädte Genua und Venedig ihre Bedeutung; Portugiesen und Spanier teilten sich in die neuentdeckten Länder und rissen den Großhandel an sich. Aber schon um 1600 wurde diesen von den Hol- ländern und später letzteren von den Engländern die Herrschaft auf dem Weltmeer genommen. Die vielen Bodenerzeugnisseder Kolonien, besonders die später in Europa angepflanzten, wie: Mais, Tabak, Kar- toffeln, und die nur eingeführten, als: Kaffee, Zucker, Kakao, Vanille, Baumwolle, riefen neue Bedürfnisse wach, veränderten die Lebensweise und erzeugten eine große Rührigkeit in allen geschäftlichen und gewerb- lichen Verhältnissen. Die hinzuströmende Masse edler Metalle (aus Mexiko und Peru) verringerte den Geldwert und steigerte die Preise. 11. Das Aufblühen der Wissenschaften und Künste. Die Aus- schließung so vieler fremder Länder gestaltete einzelne Wissenschaften, besonders die Erd- und Naturkunde, völlig um und erweiterte Zn hohem Maße den bisherigen Gesichtskreis. Kopernikus in Thorn beseitigte den Jahr- tausende alten Irrtum, daß sich die Sonne um die stillstehende Erde bewege. Kepler erforschte die Gesetze des Planetenlaufes. Der Italiener Galilei entdeckte die Pendel- gesetze und wurde der Begründer der wissenschaftlichen Naturlehre (Physik). — Dazu gesellte sich das neu erwachte Studium des griechischen und rö- mischen (klassischen) Altertums und die Pflege der Kunst, zunächst in Italien, später in Deutschland. Schon im 14. Jahr- hundert hatte der große italienische Dichter Dante (f 1321 in Ravenna) einem neuen, edeln Geschmack in der 1321 Litteratur durch seine Anlehnung an die klassischen Dichter der Römer .den Weg gebahnt. Sein berühmtes Hauptwerk „die göttliche Komödie" ist eine der tiefsinnigsten Dichtungen aller Zeiten. In seinen Wegen war dann der berühmte italienische Dichter Petrarca gewandelt. Mit großer Begeisterung hatte sich dieser den humanistischen Studien, d. h. dem Studium des klassischen Altertums aus dessen Werken, zugewandt und den Anlaß zur weiteren Verbreitung dieser Studien gegeben. In vielen seiner Gedichte besang er in zarter, inniger Weise seine Laura. Er sah sie zum erstenmal in der Kirche zu Avignon, feierte sie lebenslang als weibliches Idealbild und verlor sie nach 21 Jahren durch den Tod. Als nach der Eroberung Konstantinopels durch die Türken (1453) 1453 flüchtige Gelehrte nach Italien kamen und die Pflege der griechischen Litteratur und Philosophie anregten, da entfalteten sich auf dem Boden Italiens von neuem die Wissenschaften und Künste zu schöner Blüte. In Deutschland waren die hervorragendsten Humanisten Reuchlin, Erasmus und Ulrich von Hutten. Die erwachende Studienlust ließ neue Universitäten erstehen und alte sich verjüngen. Den altberühmten Städten Paris, Bologna und Salerno reihten sich 4 i i " 3! , 4

3. Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte - S. 549

1894 - Gera : Hofmann
Iii. Deutsches Leben zur Zeit der fränk. u. stauf. Kaiser. 7. Eine deutsche Stadt. 549 unserem Maitrank; fremder Würzwein, kunstvoll aus französischem Rotwein verfertigt, wurde als Claret und Hippokras eingeführt; über Maulbeeren abgezogener Wein hieß Moraß; außerdem wurden viele andere Arten von aromatischen Tränken verfertigt, auch mit gekochtem Wein, zum Teil nach Rezepten, die aus dem römischen Altertum stammten; sie galten für medizinisch hilfreich, waren auch von Frauen begehrt, mehr als jetzt die Liköre. Im Süden des Thüringer Waldes machte dem Landwein der Birnmost und Äpfelwein Konkurrenz, er war z. B. der herrschende Trank in Bayern, wo erst später das Bierbrauen überhand nahm, der Bock aus der Stadt Einbeck erlernt wurde. Von ungemischten Weinen waren außer dem deutschen vom Rhein und der Mosel, vom Neckar und dem Würzburger vom Main, noch der von Rivoglio (Reifall genannt) und von Botzen, die ftanzösischen Mnscatel und Malvasier und der Osterwein aus Ungarn wohlbekannt, außerdem viele italienische Sorten, von Ancona, von Tarent u. s. w., endlich griechische Weine, darunter der berühmte Cyprer. Ulm war der große Weinmarkt, von dort gingen die Fässer bis hinauf in das Ordensland Preußen und in die fernsten Handelsstationen der Ostsee. Auf der Straße und in der Trinkstube wurde das Leben genossen. Darum füllten sich die Marktplätze und Straßen der Stadt am Abend, der Handwerksgesell und der junge Schreiber gaffierten und zeigten sich den Mädchen, die an Fenster und Thüre standen, und die Grüße und Scherzreden empfingen. Bei solchem Durcheinander der Männer wurden die Neuigkeiten ausgetauscht, was ein Reisender aus der Ferne zugetragen hatte, daß auf einem Dorfe in der Nähe ein unförmliches Kind geboren war, daß in Bern ein Weib mit einem Mann im Gottesgericht gekämpft, der Mann nach altem Recht mit dem halben Leib in einer Grube, das Weib mit ihrem Schlüsselbund bewaffnet, der Mann sei erschlagen. Und wieder, daß die reitenden Boten des Rates, der Christian und der Gottschalk, ausgeritten waren nach großen Nachbarstädten, um dort Kunde einzuziehen, ob man etwas Neues aus Frankreich wisse oder von dem Anzuge abenteuerlicher Schwärme von singenden Büßern. War ein Fehdebrief am Stadtthore abgegeben, dann war die Aufregung groß, wer einen Verwandten auf der Landstraße hatte, der wurde Mittelpunkt eines Kreises von Teilnehmenden und Neugierigen, ob der Reisende durch den Rat gewarnt sei, ob er gutes Geleit zu erhalten hoffe. Diese große Börse für Neuigkeiten verbreitete auch kleinen Familienklatsch, der in der abgeschlossenen Stadt die größte Bedeutung hatte, daß der alte Ratsherr Muffel von neuem heiraten werde, daß die Stromer und die Nützet sich wegen ihres gleichen Wappens auf der Gesellenstube heftig gezankt hätten. Auch das Regiment der Stadt war in diesen Stunden Gegenstand einen Beurteilung, die nicht immer wohlgeneigt blieb, und in unzufriedener Zeit wurde in den Haufen Empörung gemurmelt, die in den Schenken und Zunftstuben ausbrach und langgetragenem Leid und verstecktem Haß blutige Sühne verschaffte. War einmal etwas Merkwürdiges zu beschauen, dann kam die Stadt in helle Bewegung. Fremde und kunstfertige Tiere wurden gern bewundert.

4. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 454

1890 - Gotha : Behrend
454 Bilder aus der norddeutschen Tiefebene. legt man ein Stück Rauchfleisch oder Schinken, und auf dieses eine Schnitte Weißbrot. Der Fleischverbrauch ist in den Marschen 'din sehr bedeutender, vielleicht der stärkste in Europa. Für durstige Kehlen sind aber die Marschen kein günstiger Boden. Man trinkt zwar eine Menge Grog, Thee, Kaffee, französische Rot- und Weißweine, allein das eigentliche germanische Volksgetränk, das Bier, ist in weniger guter Beschaffenheit vorhanden und gar nicht wohlschmeckend; es ist ein widerlich bittres oder dünnsänerliches Getränk, welches vom Biere kaum annähernd die Farbe hat. In jüngster Zeit sind allerdings hier auch die Lagerbiere bekannt geworden und werden meistens in Flaschen eingeführt. Wie man das Biertrinken in den Marschen wenig Pflegen kann, so muß man sich das Wassertrinken fast ganz und gar abgewöhnen. Das sogenannte Trinkwasser ist hier geradezu ungenießbar. Durch die Menge von Schweselwasferstoffgas, welches sich in der obersten Schicht der Marscherde vorsindet, ist das Wasser übelriechend, sogar ungesund. Man ist darum meist ans das Regenwasser angewiesen. Eine große Qual leidet bei heißen Sommern das Vieh auf der Weide, welches vom heftigsten Durste gequält, blökend umherirrt und nicht einmal eine Pfütze findet, aus der es trinken kann. Auf den Gesuudheitszustand hat dieses schlechte Trinkwasser, besonders bei auftretenden Seuchen, natürlich den nachteiligsten Einfluß. Das Klima übt überhaupt zu gewissen Zeiten eine sehr feindselige Einwirkung auf die Gesundheits- Verhältnisse aus, und das sogenannte „Marschfieber" tritt oft so verheerend auf wie die Cholera; starben doch im Jahre 1826 viele Tausende an diesem Fieber. Hering, Diercke und Wartenburg. 8. Die Elbe im Tieflande. Als ein breiter Strom tritt die Elbe in die preußische Provinz Sachsen ein, eine Verkehrsader bildend, deren Bedeutung namentlich seit der Einführung der Kettenschiffahrt sich erheblich gesteigert hat. Ihr zur Linken breiten sich die reichen Fruchtgefilde Sachsens und Anhalts aus, zur Rechten die Sandgebiete der Mark. Nur wenige Orte von Bedeutung liegen an seinen Ufern und zwar jedesmal an günstigen Übergangsstellen, wie Mühlberg, die Festung Torgau, die noch heute den Elbübergang zu bewachen hat, wie früher auch die denkwürdige Lutherstadt Wittenberg. Hier nämlich tritt, nachdem sich die schwarze Elster gegenüber von Warten bürg mit der Elbe vereinigt, der Höhen- zug des Fläming ziemlich dicht an die Elbe heran und drängt sie auf 60 km in westliche Richtung. Auf eine weite Strecke hin bildet diese Stelle den bequemsten Übergang über den Fluß, und deshalb war Wittenberg früher befestigt. Neben der alten steinernen Brücke vermittelt jetzt eine ansehnliche Eisenbahnbrücke den friedlichen Verkehr zwischen Sachsen und der Mark. Weiter unterhalb Wittenberg wird das Flußbett der Elbe wieder weiter und unsicherer. Daher liegt keine einzige der betriebsamen an- haltinischen Residenzstädte unmittelbar an ihren Ufern. Dessau, in

5. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 512

1890 - Gotha : Behrend
512 Bilder aus der norddeutschen Tiefebene. süßer Milch befeuchtet worden sind. Grobes, schwarzes Brot liegt ans dem Tische; Fleisch giebt es nnr an gewissen Tagen. Als Lieblingsessen gelten in Milch gekochter, dicker Reis und braun gekochte Fische, die bei Hochzeiten, Begräbnissen und Kindelbier verspeist werden. Zu einer Gasterei bringt sich jeder fein Messer mit, die Fischköpfe und Gräten werden unter den Tisch geworfen. Die Gänsezucht ist sehr bedeutend; nächst den Dorfhnnden, welche einen Knüttel zwischen den Beinen führen, wird man von den Gänsen zuerst in den Dörfern begrüßt, und im Frühjahr, wo die Znchtgänse mit ihren Gänschen aus der Dorfstraße sich aufhalten, sieht man um diese zugleich die ganze kleine Dorfjugeund versammelt, die mit den älteren Geschwistern die junge Brnt bewahren müssen. Während in Thüringen, Sachsen :c. Stadt- und Landbewohner dieselbe Sprache reden, ist in Pommern Stadt und Land durch die hoch- und plattdeutsche Sprache getrennt. Das pommersche Plattdeutsch verkürzt und verkrümmt die Endsilben und Diphthongen. Man sagt ick (ich) ,wat so ick (was soll ich), weeß nich (weiß nicht). Das Platt- deutsch ist so abweicheud vou der hochdeutschen Sprache, daß der Pommer diese kaum versteht. Richter, aus fremden Provinzen nach Pommern versetzt, können sich den Bauern sehr schwer verständlich machen, und vor der hoch- deutschen Predigt merkt sich der Dorfbewohner oft nur die auge- führten Bibelsprüche und die handgreiflichsten Bilder; die Sprache mit gelehrten Ausdrücken geht über sein Gesichtskreis. Das Plattdeutsche ist uach der Scheidung der Provinzen in Vor- und Hinterpommern verschieden, auch uach deu Flußgrenzen, selbst nach Dörfern. Auf Rügeu und Neupommeru bis zur Peene spricht jeder ohue Ausnahme, wie in Mecklenburg, am liebsten Platt, aber diesers Platt ist leicht, behend, traulich und gemütlich, während das hinterpommersche Platt breit, gedehnt, voll und trüge klingt; in jenem arbeiten Zuuge und Lippe, in diesem Brnst, Kehle und Kinnbacken. Der Vorpommer sagt: de, Pierd, Steen, Koh, klock; der Hinterpommer: dei, Peird, Steihn, Kanh, klank (der, Pferd, Stein, Kuh, klug). Die bäuerlichen Eltern treten ihren Hof gewöhnlich schon bei guten Jahren an den Sohn oder Schwiegersohn ab und beschließen ihre Tage im Speicher (Spinker), einer znm Bauernhof gehörigen kleinen Wohnung. Da sie ein nicht unbedeutendes Deputat an Korn, Holz. Flachs und baarem Gelde erhalten, leben sie meist ihren Kindern zu lange, ein schlechter Zng im Charakter des Bauern. Im allgemeinen ist Pommern ein armes Land, wobei jedoch das Beste ist, daß sich der Bewohner desselben über ihre Armut zu trösten wissen. Wenn vordem Boote aus Wollin, Kammin oder Gollnow sich aus der See begegneten, so eröffneten sie ein kleines Gefecht mit Wasserspritzen gegen einander, und die Wolliner wurden dabei als „Stintköppe" begrüßt, die Kamminer als „Plunderköppe", die Gollnower als „Pomuffelsköppe"; aber „Plump aus Pommerland" hält darum doch fester zusammen als die mitteldeutschen Leute, die großenteils gar

6. Bd. 2 - S. 933

1837 - Eisleben : Reichardt
Inneres Südafrika. 933 die Sitte der Zweiweiberei bei ihnen Stattfindet. Übrigens werden die Mädchen schon als Kinder verlobt, wobei dasselbe keine Stimme hat; vielmehr wird das Geschäft bloß mit den Eltern abgemacht. Zwei bis 3 Jahre nach der Verlobung zieht gewöhnlich das Mädchen aus der Hütte ihrer Mutter in die des Bräutigams ein und Burchell sah unter ihnen Mädchen die schon Mütter waren und nicht über 10—12 Jahre alt seyn konnten. Aber auch 5—6 Jahre, nachdem sie mannbar geworden sind, weicht die frische Jugendfülle den Run- zeln des Alters und sie erscheinen dann als die ekelhaftesten menschli- chen Wesen. Die Ursachen ihres schnellen Verblühens liegen mehr in ihrer harten Lebensart, die sie häufigen Entbehrungen und der rau- hen Witterung aussetzt, und in der mit den Jahren zunehmenden Un- reinlichkeit, als in der Beschaffenheit des Klimas. Da die Buschmänner keinen Landbau und auch geringe Vieh- zucht treiben; denn sie haben nur wenige Rinder und Schafe, am meisten noch Ziegen: so suchen sie verschiedene eßbare wilde Wurzeln und knollige Gewächse auf und verzehren nicht allein das Fleisch dör in ihrem Lande lebenden wilden Thiere, z. B. Rhinozerosse, Antilo- pen rc. sondern auch Heuschrecken, Eidechsen, Schlangen, Ameiseneier, und Hunger ist oft ihr Loos. Ein Lieblingsgenuß derselben ist das Rauchen von Tabak oder Dakka (Hans) und man kann sie nicht fröh- licher und leichter sich zu Freunden machen, als wenn man sie mit diesem Gegenständen beschenkt. Sie sind danach so begierig, daß sie alle ihre Habseligkeiten veräußern könnten, um zum Besitz dergleichen zu gelangen. So erzählt Burchell in seiner Reisebeschreibung*): „Als die Buschmänner hörten, daß sie sämmtlich ein Geschenk an Tabak er- halten sollten, äußerte sich ihre Freude so naiv wie bei Kindern. Roch lebhafter wurden sie, als sie bemerkten, daß ich die Vertheilung beginnen wollte; allein die Weiber waren weit lauter und ausgelassener als die Männer, und der Häuptling konnte erst nach geraumer Zeit ihr fröh- liches Geschrei zum Schweigen bringen. Der Häuptling erhielt 3 Zoll Tabak, ein jeder Mann etwa 1 ^oll und die Weiber nicht ganz so viel. Durch diese geringe Quantität waren sie, bei ihrer großen Genügsamkeit, vollkommen zufrieden gestelt, und Entzücken malte sich auf ihren Gesichtern." Eben so armselig wie ihre Nahrung, ist auch ihre Kleidung. Die Männer tragen einen Mantel von Schaffell (Karoß) oder gehen auch wohl nackt. Die Mitte des Leibes bedeckt ein sogenannter Schackal (ein Stück Leder, gewöhnlich von dem Felle dieses Thieres), der von dem ledernen um die Lenden befestigten Gürtel herabhangt. Dabei hangt ihnen an einem über die Schulter geschlagenen Riemen ein lederner Sack oder Ranzen, mit einer großen Anzahl von Schnu- *) William Burchell Reisen in das Innere von Südafrika Aus dem Englischen. Weimar. I. Band 1822. Ii. Band 1825.

7. Bd. 2 - S. 536

1837 - Eisleben : Reichardt
536 Asten. Zitronensaft, Salz und Pfeffer, wozu man öfter noch Reiß hinzufügt. Niemals aber werden dabei starke Getränke genossen; viele jedoch brin- gen hohle Bambusrohre mit, in welches sie das Blut auffangen und es trinken. Die Hinrichtung geschieht öffentlich, es ist aber nur den Männern erlaubt, dabei zu seyn, und den Weibern der Genuß des Menschenfleisches verboten; doch sagt man, daß sie zuweilen ein Stück- chen verstohlen naschen. Man versichert, daß die Battas im Allgemei- nen Menschenfleisch jedem andern vorziehen, allein dessen ungeachtet be- friedigen sie ihr Gelüste darnach nur in den gesetzlich vorgeschriebenen Fallen. Auch werden diese Exekutionen mit größter Heiterkeit und ohne Erbitterung oder Rache vollzogen. Nur Kriegsgefangene werden mit Wuth angefallen, und sogar ihre Knochen werden, selbst schon be- graben, noch benagt. ■ Vormals waren die Battas gewohnt, ihre Ver- wandten und Eltern zu schlachten und zu verzehren, sobald sie zu alt und zur Arbeit untauglich waren^ Kummerlos suchten sich die Alten selbst einen Baumast aus, an dem sie sich mit den Handen aufhingen, während ihre Kinder um sie herum tanzten und sangen: „Wenn die Frucht reif ist, fällt sie ab." Diese Ceremonie fand zur Zeit der Citro- ncnreife Statt, in welcher auch Salz und Pfeffer im Überfluß vorhanden ist. Sobald die Alten sich nicht mehr schwebend am Baume erhalten konnten und herabfielen, stürzten ihre Kinder und Verwandten über sie her, hieben sie in Stücke und verzehrten ihr Fleisch mit dem größten Appe- tite. Diese gräuliche Sitte ist indeß abgekommen, was ein Schritt mehr zur Civilisation ist und hoffen laßt, daß das ganze abscheuliche Her- kommen völlig auf dieser Insel verschwinden wird, allein gegenwärtig werden ln Friedenszeit jährlich noch gegen 100 Battas gefressen. So erzählt uns von diesem Volke der schon oben genannte Sir Stam- ford Raffles, der letzte Brittifche Gouverneur von Benkulen in Sumatra, der sich überhaupt um die nähere Kenntniß dieser Insel große Verdienste erworben hat, und auch einstens selbst von den in der Nähe von Tappanuli wohnenden Battas eingeladen wurde, der Hinrichtung eines Battas beizuwohnen, der überwiesen war die Frau seines Nachbars verführt zu haben. Naffles lehnte zwar diese Einla- dung ab; dagegen waren sein Sekretär und ein Brittischer Offizier Augenzeuge davon. Sie fanden an dem bezeichneten Orte eine große Volksmenge und den Verbrecher mit ins Kreuz ausgestreckten Armen an einen Baum gebunden. Der Justizminister, ein Häuptling von einem gewissen Range ging mit einem großen Messer in der Hand auf ihn los, und schwang es einige Male, indem er sich dem Schlacht- opfer näherte. Neben ihm ging einer, der eine Schüssel trug, in der sich eine Mischung von Citronensast, Salz und Pfeffer befand. Der Justizminister rief nun den Gatten der entehrten Frau vor und fragte ihn, welches Stück er vorzugsweise beliebe ? Das rechte Ohr, war die Antwort, und sogleich war dasselbe mit einem einzigen Schnitte vom Kopfe getrennt, worauf es dem Manne überreicht wurde, der es in

8. Bd. 1 - S. 268

1835 - Eisleben : Reichardt
268 Niederlande' Lange mit Haarwurzeln, welche ebenfalls eine Lange von 5 bis 6 Fuß erreichen. Diese Gewächse steigen auf 20 bis 50 Fuß an der Grundfläche dieser Sandberge hinauf, bahnen sich einen Weg durch den Sand und befestigen auf solche Weise die Dünen. Polder heißen Strecken Landes, die ehemals mit Wasser bedeckt waren, ans denen das Wasser durch Schöpfräder und andere hydraulischen Maschinen hinweggeschafft und in daneben höher liegende Kanäle geleitet wird, und die durch hohe Damme gegen neue Ueber- schwemmungen gesichert werden. Aus diesen eingedeichten Poldern entstehen dann fette fruchtbare Niederungen, die theils zu Wiesen- und Grasland, theils zu Ackerland benutzt werden. Der schönste unter allen Poldern Hollands ist der Beemster in der Provinz Nordholland, nordwestlich von der Stadt Purmerend, welcher an 8000 Morgen und 2500 Einwohner enthalt, die eine starke Viehzucht betreiben und viele Käse zur Ausfuhr liefern. Auch die Beemster Wolle steht im Rufe. Dieser Polder ist regelmäßig abgetheilt und von 10 gerade laufenden Kreuzwegen, 4 nach der Lange und 6 nach der Breite durchschnitten, die auf beiden Seiten mit hohen Bau- men, meistens Erlen besetzt sind, welche schattige Gange bilden. Zwischen den Baumen hindurch hat man die Aussicht auf die üppigen, mit Rindvieh- und Schaafheerden bedeckten Wiesen, und längs der Weg^ liegen die zahlreichen isolirten Meierhöfe, deren Bauart und Reinlichkeit von dem Wohlstände ihrer Bewohner zeugen. Die Cichorie wachst an Wegen und Aeckern wild, und heißt daher auch Wegwart. Man bauet sie aber auch mit Fleiß an, und bereitet aus ihrer Wurzel, welche durch Kultur ihre na- türliche Bitterkeit verliert, ein Kaffeesurrogat, unter dem Namen Cichorien oder Deutscher Kaffee. Sie wird zu dem Ende zerschnit- ten, getrocknet, gelinde geröstet und gemahlen. Die noch immer fortdauernde Konsumtion dieses Cichorienkaffees hat daher den An- bau dieser Pflanze zu einem sehr einträglichen Nahrungszweigs erhoben. Weberkarden gehören zu den Kardendisteln, wovon es eine wilde und zahme Art giebt. Diese letztere ist hier gemeint, die an mehreren Orten zum Behuf der Wollenfabriken gebauet wird. Man bedienet sich nämlich der Blumen- oder Samenköpfe derselben, welche mit unterwärts gebogenen Haken bedeckt sind, zum Aufkratzen der Tücher und Wollenzeuge, zu welchem Ende die Köpfe mit Draht in eine sogenannte Streiche verbunden werden. Die Holländischen Kardendisteln hält man für die besten; und sie werden noch einmal so theuer, als die Deutschen bezahlt. Die Holländer nebst Friesen sind germanischer Abstam- mung und im Allgemeinen, hinsichtlich ihrer Körperbildung, noch ziemlich so, wie Tacitus die alten Bataver schildert, groß, stark,
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