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1. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 207

1899 - Gera : Hofmann
— 207 — Handelsstädte Genua und Venedig ihre Bedeutung; Portugiesen und Spanier teilten sich in die neuentdeckten Länder und rissen den Großhandel an sich. Aber schon um 1600 wurde diesen von den Hol- ländern und später letzteren von den Engländern die Herrschaft auf dem Weltmeer genommen. Die vielen Bodenerzeugnisseder Kolonien, besonders die später in Europa angepflanzten, wie: Mais, Tabak, Kar- toffeln, und die nur eingeführten, als: Kaffee, Zucker, Kakao, Vanille, Baumwolle, riefen neue Bedürfnisse wach, veränderten die Lebensweise und erzeugten eine große Rührigkeit in allen geschäftlichen und gewerb- lichen Verhältnissen. Die hinzuströmende Masse edler Metalle (aus Mexiko und Peru) verringerte den Geldwert und steigerte die Preise. 11. Das Aufblühen der Wissenschaften und Künste. Die Aus- schließung so vieler fremder Länder gestaltete einzelne Wissenschaften, besonders die Erd- und Naturkunde, völlig um und erweiterte Zn hohem Maße den bisherigen Gesichtskreis. Kopernikus in Thorn beseitigte den Jahr- tausende alten Irrtum, daß sich die Sonne um die stillstehende Erde bewege. Kepler erforschte die Gesetze des Planetenlaufes. Der Italiener Galilei entdeckte die Pendel- gesetze und wurde der Begründer der wissenschaftlichen Naturlehre (Physik). — Dazu gesellte sich das neu erwachte Studium des griechischen und rö- mischen (klassischen) Altertums und die Pflege der Kunst, zunächst in Italien, später in Deutschland. Schon im 14. Jahr- hundert hatte der große italienische Dichter Dante (f 1321 in Ravenna) einem neuen, edeln Geschmack in der 1321 Litteratur durch seine Anlehnung an die klassischen Dichter der Römer .den Weg gebahnt. Sein berühmtes Hauptwerk „die göttliche Komödie" ist eine der tiefsinnigsten Dichtungen aller Zeiten. In seinen Wegen war dann der berühmte italienische Dichter Petrarca gewandelt. Mit großer Begeisterung hatte sich dieser den humanistischen Studien, d. h. dem Studium des klassischen Altertums aus dessen Werken, zugewandt und den Anlaß zur weiteren Verbreitung dieser Studien gegeben. In vielen seiner Gedichte besang er in zarter, inniger Weise seine Laura. Er sah sie zum erstenmal in der Kirche zu Avignon, feierte sie lebenslang als weibliches Idealbild und verlor sie nach 21 Jahren durch den Tod. Als nach der Eroberung Konstantinopels durch die Türken (1453) 1453 flüchtige Gelehrte nach Italien kamen und die Pflege der griechischen Litteratur und Philosophie anregten, da entfalteten sich auf dem Boden Italiens von neuem die Wissenschaften und Künste zu schöner Blüte. In Deutschland waren die hervorragendsten Humanisten Reuchlin, Erasmus und Ulrich von Hutten. Die erwachende Studienlust ließ neue Universitäten erstehen und alte sich verjüngen. Den altberühmten Städten Paris, Bologna und Salerno reihten sich 4 i i " 3! , 4

2. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 7

1899 - Gera : Hofmann
7 zeigen die 40 Königsgräber in einem wilden Felsthale der libyschen Berge. Die Gräber der Verstorbenen sahen die Ägypter als ihre „ewigen Wohnungen", die Häuser der Lebendigen nur als „Herbergen" an. o) Die Wissenschaft war tiefsinnig und umfassend. Das be- zeugen die jetzt enträtselten Hieroglyphen, die ein deutliches Bild des ägyptischen Lebens geben. Sie sind die älteste Schrift des Volkes, die Laute, Silben, Vorstellungen und ganze Vorstellungsreihen durch Bilder aller Art darstellt. Die Gelehrten kennen jetzt den Schlüssel zu dieser Schrift und vermögen die alten Papyrusrollen und die Inschriften der Baudenkmäler zu lesen. Die Berechnung der Nilüberschwemmungen schuf die Astronomie, die Regelung der Grenzen die Geometrie. Außer- dem wurden Gesetzes- und Heilkunde gepflegt. Von Poesie finden sich Hymnen, Lieder, Epen und Märchen. Musik wurde eifrig getrieben. Sängerchöre trugen die Hymnen zu Ehren der Götter unter Begleitung von Harfen- und Flötenspiel vor. Als Erzeugnisse des Gewerbfleißes verdienen die köstlichen Gewebe aus Byssus (Baumwolle), das Schreib- material aus der Papyrus st aude, farbige Gläser und verzierte Leder- arbeiten Erwähnung. ä) Die Lebensweise des Volkes war einfach und gesund. Brot und Durrahhirse, Fleisch (aber nicht von Schweinen), Obst und Gemüse wurden gegessen, Nilwasser, Bier und Wein getrunken. Die ärmeren Ägypter wohnten in Hütten, die aus getrockneten Nilschlammziegeln her- gestellt waren, die reichen in großen, buntbemalten Häusern aus Ziegel- steinen mit offenen und bedeckten Vorbauten, die meist von Lustgärten umgeben waren. Das Leben war gesellig und fröhlich, aber mit Fremden aßen die Ägypter nicht an einem Tisch. Die geachtete Stellung der Frauen zeigt die hohe Kulturstufe des Volkes. Sogar Priesterinnen wurden aus der königlichen Familie und der Priesterkaste gewählt. Die Frau hieß „Herrin des Hauses"; sie erschien auch in Gesellschaft der Männer; die Kinder wurden weit öfter nach der Mutter als nach dem Vater benannt. Ehen zwischen Personen verschiedenen Standes waren nicht verboten, aber gegen die Sitte. Sklaven wurden zu allerlei Diensten gehalten. Eine gut eingerichtete Polizei sorgte für Ordnung im Lande. 4. Die Geschichte. Menes erbaute um 3000 v. Ehr. Memphis, 3000 Cheops später die größte Pyramide, Amenemha Iii. das Labyrinth und den Mörissee mit seinen Riesendämmen. Die Hyksos, kriegerische Hirten aus Asien, beherrschten 500 Jahre das Land. Nach harten Kämpfen wurde ihr Joch abgeschüttelt und Theben die Hauptstadt des befreiten und mächtig emporblühenden Landes. Seine größten Könige waren Sesostris 1350, berühmt als Kriegsheld, Bauherr und Regent, und Rhampsinit 1250, der das große Schatzhaus erbaute. Der Sage nach hielt sich ein treuloser Baumeister durch einen losen Quaderstein in der Mauer einen Zugang zu den Schätzen offen. Seine beiden Söhne beraubten bei Nacht den Schatz. Durch eine künstliche Falle sing der König einen der Diebe. Da dieser sich nicht befreien konnte, bat er seinen Bruder, ihm das Haupt abzuschlagen, damit man ihn nicht er- kenne. Um die Thäter zu entdecken, hing der König die Leiche am Thore auf. Er mutmaßte, daß man sie herabnehmen würde, um sie zu bestatten.

3. Geschichts-Leitfaden für Bürger- und Mittelschulen - S. 7

1892 - Gera : Hofmann
7 europische Museen^) gebracht worden. Eine schaurige Pracht zeigen die 40 Knigs grab er in einem wilden Felsthale der liby-schen Berge. 5) Das Museum (Mehrzahl die Museen, dreisilbig) = Kunstsammlung, Sammlung von Altertmern. Die Musen waren bei den Griechen Gttinnen der Gelehrsamkeit, der Wissenschaft und der schnen Knste. 5. Die Bildung der gypter zeigte schon im grauen Altertume eine hohe Entfaltung. Das bezeugen die jetzt entrtselten Hieroglyphen^), die ein deutliches Bild des gyptischen Lebens geben. Sie sind die lteste Schrift des Volkes und stellen durch Bilder aller Art Laute, Vorstellungen und ganze Vorstellungsreihen dar. Die Gelehrten kennen jetzt den Schlssel zu dieser Schrift und vermgen die alten Papyrus-rollen und die Inschriften der Baudenkmler zu lesen. Die Wissen-schaffen wurden von den Priestern als Geheimnis behandelt. Die Berechnung der Nilberschwemmungen schuf die Sternkunde (Astro-nomie), die Regelung der Grenzen die Geometrie (Feldmessung).?) Auerdem wurden Gesetzes- und Heilkunde gepflegt. Eine fr jene Zeit auerordentliche That war die Umschiffung Afrikas, welche ein gyptischer König durch phnizische Schiffer ausfhren lie. Als Erzeugnisse des Gewerbfleies verdienen die kstlichen Gewebe aus Byssus (Baumwolle), das Schreibmaterial^) aus den pergamentartigen Blttern der Papyrusstaude, farbige Glser und verzierte Lederarbeiten Erwhnung. Die Lebensweise des Volkes war einfach und gesund. Brot und Durrahhirse, Fleisch (aber nicht von Schweinen), Obst und Gemse wurden gegessen, Nilwasser, Bier und Wein getrunken. Die gypter wohnten in Ziegelsteinhusern. Das flache Dach hatte oft einen Blumengarten; die innere Einrichtung war behaglich, die Rume oft mit kunstvollen Gerten ausgeschmckt. Das Leben war gesellig und frhlich, aber mit Fremden aen die gypter nicht an einem Tisch. Die geachtete Stellung der Frauen zeigt die hohe Kulturstufe des Volkes. Sklaven wurden zu allerlei Diensten gehalten. 6) Die Hieroglyphe, wrtl. heilige Eingrabung. Siehe Figur 2und 6! Es bedeutet z. B. Lwe Strke, Sonnenscheibe Tag, eine geschwungene Geiel Herrschaft; oder auch nur einzelne Buchstaben bedeuten ein Wort, z. B. A Adler. 7) Geometrie, wrtlich Erdmessung (vergl. Geographie Erdbeschreibung). 8) Geschrieben wurde mit schwarzer oder roter Tinte; ein spitzes Holzstbchen oder ein Rohrgriffel diente als Feder. Fragen: Welche Umstnde begnstigten die frhzeitige Kultur gyptens? Wo und wie wird gypten in der Bibel erwhnt? Welche Eigenschaften zeigt der gyptische Volkscharakter? Was veranlate wohl die gypter zum Glauben an die Seelenfortdaner und Seelenwanderung? Was spricht fr, was gegen die gyptische Einrichtung, da der Sohn immer die Beschftigung des Vaters ergreifen mute? Worin besteht das Unvollkommene der Bilder-schrift? Was bedeutet die Redensart: Das sind mir Hieroglyphen"? Welches sind die Hauptmerkmale der gyptischen Baukunst? Mycerin" von Lmgg.

4. Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte - S. 549

1894 - Gera : Hofmann
Iii. Deutsches Leben zur Zeit der fränk. u. stauf. Kaiser. 7. Eine deutsche Stadt. 549 unserem Maitrank; fremder Würzwein, kunstvoll aus französischem Rotwein verfertigt, wurde als Claret und Hippokras eingeführt; über Maulbeeren abgezogener Wein hieß Moraß; außerdem wurden viele andere Arten von aromatischen Tränken verfertigt, auch mit gekochtem Wein, zum Teil nach Rezepten, die aus dem römischen Altertum stammten; sie galten für medizinisch hilfreich, waren auch von Frauen begehrt, mehr als jetzt die Liköre. Im Süden des Thüringer Waldes machte dem Landwein der Birnmost und Äpfelwein Konkurrenz, er war z. B. der herrschende Trank in Bayern, wo erst später das Bierbrauen überhand nahm, der Bock aus der Stadt Einbeck erlernt wurde. Von ungemischten Weinen waren außer dem deutschen vom Rhein und der Mosel, vom Neckar und dem Würzburger vom Main, noch der von Rivoglio (Reifall genannt) und von Botzen, die ftanzösischen Mnscatel und Malvasier und der Osterwein aus Ungarn wohlbekannt, außerdem viele italienische Sorten, von Ancona, von Tarent u. s. w., endlich griechische Weine, darunter der berühmte Cyprer. Ulm war der große Weinmarkt, von dort gingen die Fässer bis hinauf in das Ordensland Preußen und in die fernsten Handelsstationen der Ostsee. Auf der Straße und in der Trinkstube wurde das Leben genossen. Darum füllten sich die Marktplätze und Straßen der Stadt am Abend, der Handwerksgesell und der junge Schreiber gaffierten und zeigten sich den Mädchen, die an Fenster und Thüre standen, und die Grüße und Scherzreden empfingen. Bei solchem Durcheinander der Männer wurden die Neuigkeiten ausgetauscht, was ein Reisender aus der Ferne zugetragen hatte, daß auf einem Dorfe in der Nähe ein unförmliches Kind geboren war, daß in Bern ein Weib mit einem Mann im Gottesgericht gekämpft, der Mann nach altem Recht mit dem halben Leib in einer Grube, das Weib mit ihrem Schlüsselbund bewaffnet, der Mann sei erschlagen. Und wieder, daß die reitenden Boten des Rates, der Christian und der Gottschalk, ausgeritten waren nach großen Nachbarstädten, um dort Kunde einzuziehen, ob man etwas Neues aus Frankreich wisse oder von dem Anzuge abenteuerlicher Schwärme von singenden Büßern. War ein Fehdebrief am Stadtthore abgegeben, dann war die Aufregung groß, wer einen Verwandten auf der Landstraße hatte, der wurde Mittelpunkt eines Kreises von Teilnehmenden und Neugierigen, ob der Reisende durch den Rat gewarnt sei, ob er gutes Geleit zu erhalten hoffe. Diese große Börse für Neuigkeiten verbreitete auch kleinen Familienklatsch, der in der abgeschlossenen Stadt die größte Bedeutung hatte, daß der alte Ratsherr Muffel von neuem heiraten werde, daß die Stromer und die Nützet sich wegen ihres gleichen Wappens auf der Gesellenstube heftig gezankt hätten. Auch das Regiment der Stadt war in diesen Stunden Gegenstand einen Beurteilung, die nicht immer wohlgeneigt blieb, und in unzufriedener Zeit wurde in den Haufen Empörung gemurmelt, die in den Schenken und Zunftstuben ausbrach und langgetragenem Leid und verstecktem Haß blutige Sühne verschaffte. War einmal etwas Merkwürdiges zu beschauen, dann kam die Stadt in helle Bewegung. Fremde und kunstfertige Tiere wurden gern bewundert.

5. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 512

1890 - Gotha : Behrend
512 Bilder aus der norddeutschen Tiefebene. süßer Milch befeuchtet worden sind. Grobes, schwarzes Brot liegt ans dem Tische; Fleisch giebt es nnr an gewissen Tagen. Als Lieblingsessen gelten in Milch gekochter, dicker Reis und braun gekochte Fische, die bei Hochzeiten, Begräbnissen und Kindelbier verspeist werden. Zu einer Gasterei bringt sich jeder fein Messer mit, die Fischköpfe und Gräten werden unter den Tisch geworfen. Die Gänsezucht ist sehr bedeutend; nächst den Dorfhnnden, welche einen Knüttel zwischen den Beinen führen, wird man von den Gänsen zuerst in den Dörfern begrüßt, und im Frühjahr, wo die Znchtgänse mit ihren Gänschen aus der Dorfstraße sich aufhalten, sieht man um diese zugleich die ganze kleine Dorfjugeund versammelt, die mit den älteren Geschwistern die junge Brnt bewahren müssen. Während in Thüringen, Sachsen :c. Stadt- und Landbewohner dieselbe Sprache reden, ist in Pommern Stadt und Land durch die hoch- und plattdeutsche Sprache getrennt. Das pommersche Plattdeutsch verkürzt und verkrümmt die Endsilben und Diphthongen. Man sagt ick (ich) ,wat so ick (was soll ich), weeß nich (weiß nicht). Das Platt- deutsch ist so abweicheud vou der hochdeutschen Sprache, daß der Pommer diese kaum versteht. Richter, aus fremden Provinzen nach Pommern versetzt, können sich den Bauern sehr schwer verständlich machen, und vor der hoch- deutschen Predigt merkt sich der Dorfbewohner oft nur die auge- führten Bibelsprüche und die handgreiflichsten Bilder; die Sprache mit gelehrten Ausdrücken geht über sein Gesichtskreis. Das Plattdeutsche ist uach der Scheidung der Provinzen in Vor- und Hinterpommern verschieden, auch uach deu Flußgrenzen, selbst nach Dörfern. Auf Rügeu und Neupommeru bis zur Peene spricht jeder ohue Ausnahme, wie in Mecklenburg, am liebsten Platt, aber diesers Platt ist leicht, behend, traulich und gemütlich, während das hinterpommersche Platt breit, gedehnt, voll und trüge klingt; in jenem arbeiten Zuuge und Lippe, in diesem Brnst, Kehle und Kinnbacken. Der Vorpommer sagt: de, Pierd, Steen, Koh, klock; der Hinterpommer: dei, Peird, Steihn, Kanh, klank (der, Pferd, Stein, Kuh, klug). Die bäuerlichen Eltern treten ihren Hof gewöhnlich schon bei guten Jahren an den Sohn oder Schwiegersohn ab und beschließen ihre Tage im Speicher (Spinker), einer znm Bauernhof gehörigen kleinen Wohnung. Da sie ein nicht unbedeutendes Deputat an Korn, Holz. Flachs und baarem Gelde erhalten, leben sie meist ihren Kindern zu lange, ein schlechter Zng im Charakter des Bauern. Im allgemeinen ist Pommern ein armes Land, wobei jedoch das Beste ist, daß sich der Bewohner desselben über ihre Armut zu trösten wissen. Wenn vordem Boote aus Wollin, Kammin oder Gollnow sich aus der See begegneten, so eröffneten sie ein kleines Gefecht mit Wasserspritzen gegen einander, und die Wolliner wurden dabei als „Stintköppe" begrüßt, die Kamminer als „Plunderköppe", die Gollnower als „Pomuffelsköppe"; aber „Plump aus Pommerland" hält darum doch fester zusammen als die mitteldeutschen Leute, die großenteils gar

6. Bd. 2 - S. 933

1837 - Eisleben : Reichardt
Inneres Südafrika. 933 die Sitte der Zweiweiberei bei ihnen Stattfindet. Übrigens werden die Mädchen schon als Kinder verlobt, wobei dasselbe keine Stimme hat; vielmehr wird das Geschäft bloß mit den Eltern abgemacht. Zwei bis 3 Jahre nach der Verlobung zieht gewöhnlich das Mädchen aus der Hütte ihrer Mutter in die des Bräutigams ein und Burchell sah unter ihnen Mädchen die schon Mütter waren und nicht über 10—12 Jahre alt seyn konnten. Aber auch 5—6 Jahre, nachdem sie mannbar geworden sind, weicht die frische Jugendfülle den Run- zeln des Alters und sie erscheinen dann als die ekelhaftesten menschli- chen Wesen. Die Ursachen ihres schnellen Verblühens liegen mehr in ihrer harten Lebensart, die sie häufigen Entbehrungen und der rau- hen Witterung aussetzt, und in der mit den Jahren zunehmenden Un- reinlichkeit, als in der Beschaffenheit des Klimas. Da die Buschmänner keinen Landbau und auch geringe Vieh- zucht treiben; denn sie haben nur wenige Rinder und Schafe, am meisten noch Ziegen: so suchen sie verschiedene eßbare wilde Wurzeln und knollige Gewächse auf und verzehren nicht allein das Fleisch dör in ihrem Lande lebenden wilden Thiere, z. B. Rhinozerosse, Antilo- pen rc. sondern auch Heuschrecken, Eidechsen, Schlangen, Ameiseneier, und Hunger ist oft ihr Loos. Ein Lieblingsgenuß derselben ist das Rauchen von Tabak oder Dakka (Hans) und man kann sie nicht fröh- licher und leichter sich zu Freunden machen, als wenn man sie mit diesem Gegenständen beschenkt. Sie sind danach so begierig, daß sie alle ihre Habseligkeiten veräußern könnten, um zum Besitz dergleichen zu gelangen. So erzählt Burchell in seiner Reisebeschreibung*): „Als die Buschmänner hörten, daß sie sämmtlich ein Geschenk an Tabak er- halten sollten, äußerte sich ihre Freude so naiv wie bei Kindern. Roch lebhafter wurden sie, als sie bemerkten, daß ich die Vertheilung beginnen wollte; allein die Weiber waren weit lauter und ausgelassener als die Männer, und der Häuptling konnte erst nach geraumer Zeit ihr fröh- liches Geschrei zum Schweigen bringen. Der Häuptling erhielt 3 Zoll Tabak, ein jeder Mann etwa 1 ^oll und die Weiber nicht ganz so viel. Durch diese geringe Quantität waren sie, bei ihrer großen Genügsamkeit, vollkommen zufrieden gestelt, und Entzücken malte sich auf ihren Gesichtern." Eben so armselig wie ihre Nahrung, ist auch ihre Kleidung. Die Männer tragen einen Mantel von Schaffell (Karoß) oder gehen auch wohl nackt. Die Mitte des Leibes bedeckt ein sogenannter Schackal (ein Stück Leder, gewöhnlich von dem Felle dieses Thieres), der von dem ledernen um die Lenden befestigten Gürtel herabhangt. Dabei hangt ihnen an einem über die Schulter geschlagenen Riemen ein lederner Sack oder Ranzen, mit einer großen Anzahl von Schnu- *) William Burchell Reisen in das Innere von Südafrika Aus dem Englischen. Weimar. I. Band 1822. Ii. Band 1825.

7. Bd. 2 - S. 536

1837 - Eisleben : Reichardt
536 Asten. Zitronensaft, Salz und Pfeffer, wozu man öfter noch Reiß hinzufügt. Niemals aber werden dabei starke Getränke genossen; viele jedoch brin- gen hohle Bambusrohre mit, in welches sie das Blut auffangen und es trinken. Die Hinrichtung geschieht öffentlich, es ist aber nur den Männern erlaubt, dabei zu seyn, und den Weibern der Genuß des Menschenfleisches verboten; doch sagt man, daß sie zuweilen ein Stück- chen verstohlen naschen. Man versichert, daß die Battas im Allgemei- nen Menschenfleisch jedem andern vorziehen, allein dessen ungeachtet be- friedigen sie ihr Gelüste darnach nur in den gesetzlich vorgeschriebenen Fallen. Auch werden diese Exekutionen mit größter Heiterkeit und ohne Erbitterung oder Rache vollzogen. Nur Kriegsgefangene werden mit Wuth angefallen, und sogar ihre Knochen werden, selbst schon be- graben, noch benagt. ■ Vormals waren die Battas gewohnt, ihre Ver- wandten und Eltern zu schlachten und zu verzehren, sobald sie zu alt und zur Arbeit untauglich waren^ Kummerlos suchten sich die Alten selbst einen Baumast aus, an dem sie sich mit den Handen aufhingen, während ihre Kinder um sie herum tanzten und sangen: „Wenn die Frucht reif ist, fällt sie ab." Diese Ceremonie fand zur Zeit der Citro- ncnreife Statt, in welcher auch Salz und Pfeffer im Überfluß vorhanden ist. Sobald die Alten sich nicht mehr schwebend am Baume erhalten konnten und herabfielen, stürzten ihre Kinder und Verwandten über sie her, hieben sie in Stücke und verzehrten ihr Fleisch mit dem größten Appe- tite. Diese gräuliche Sitte ist indeß abgekommen, was ein Schritt mehr zur Civilisation ist und hoffen laßt, daß das ganze abscheuliche Her- kommen völlig auf dieser Insel verschwinden wird, allein gegenwärtig werden ln Friedenszeit jährlich noch gegen 100 Battas gefressen. So erzählt uns von diesem Volke der schon oben genannte Sir Stam- ford Raffles, der letzte Brittifche Gouverneur von Benkulen in Sumatra, der sich überhaupt um die nähere Kenntniß dieser Insel große Verdienste erworben hat, und auch einstens selbst von den in der Nähe von Tappanuli wohnenden Battas eingeladen wurde, der Hinrichtung eines Battas beizuwohnen, der überwiesen war die Frau seines Nachbars verführt zu haben. Naffles lehnte zwar diese Einla- dung ab; dagegen waren sein Sekretär und ein Brittischer Offizier Augenzeuge davon. Sie fanden an dem bezeichneten Orte eine große Volksmenge und den Verbrecher mit ins Kreuz ausgestreckten Armen an einen Baum gebunden. Der Justizminister, ein Häuptling von einem gewissen Range ging mit einem großen Messer in der Hand auf ihn los, und schwang es einige Male, indem er sich dem Schlacht- opfer näherte. Neben ihm ging einer, der eine Schüssel trug, in der sich eine Mischung von Citronensast, Salz und Pfeffer befand. Der Justizminister rief nun den Gatten der entehrten Frau vor und fragte ihn, welches Stück er vorzugsweise beliebe ? Das rechte Ohr, war die Antwort, und sogleich war dasselbe mit einem einzigen Schnitte vom Kopfe getrennt, worauf es dem Manne überreicht wurde, der es in

8. Bd. 1 - S. 452

1835 - Eisleben : Reichardt
452 Italien. dann möglich seyn würde, in den Straßen von Herkulanum zu wandeln und in das Innere der Hauser einzutreten. Eine Zeit- lang hatten die Ausgrabungen aufgehört, aber 1828 sind sie nach einem neuen Plane, wieder angefangen "worden, und haben zur Folge gehabt, daß das größte bis jetzt bekannte Privathaus der Alten entdeckt worden ist, worin man eine Reihe von Zimmern Mit einem Hofe in der Mitte, dann eine Abtheilung Frauenge- mächer, einen großen von Arkaden und Säulen umgebenen Gar- ten, endlich große Sale findet, welche wahrscheinlich zu Familien- verfammlungen dienten. Ein anderes ebenfalls ausgegrabenes Haus ist merkwürdig durch die daselbst in noch verschlossenen Vor- rathskammern gefundenen Victualien, welche in Datteln, Kasta- nien, großen Nüssen, getrockneten Feigen, Mandeln, Pflaumen, Getreide, Knoblauch, Erbsen, Linsen, kleinen Bohnen, Teig, Oel, Schinken bestehen. Auch sind darin Gemälde, Gefäße und andere Sachen von Glas, Bronze und gebrannter Erde, so wie Münzen von Silber gefunden worden. Außerdem hat man das ganze s Haus eines Barbiers aufgedeckt. Die Boutique dieses Künstlers, die Gerätschaften, die Wartbanke der Kundschaften, die Bad- stube und sogar die Haarnadeln, alles ist noch außerordentlich gut erhalten. Vorher hatte man mehrere chirurgische Instrumente und unter andern silberne Sonden in dem Hause eines Wundarz- tes, in einem andern Theile der Stadt gefunden. Man setzt die Ausgrabungen in der ganzen Straße fort, und hat sich vorgenom- men, bis in die Kaufgewölbe und in die Hauser an beiden Seiten der Hauser, so wie bis in die anstoßenden Gaßchen vorzudringen. Noch merkwürdiger, und sehenswürdiger ist die zweite aus- gegrabene Stadt Pompeji, die '/«Stunde von der jetzigen Stadt Torre del Annunciata, links von der von Neapel nach Salerno führenden Straße, am Fuße des Vesuvs und etwa '/« Stunde vom Meere liegt. Sie giebt ein vollständigeres Bild häuslicher Ein- richtung, der Bauart und des Lebens der Alten, als Herkulanum, weil sie nicht wie die letztere Stadt, bei dem Ausbruche des Vesuvs, von einer glühenden dicken Lavamasse, sondern bloß von einer vulkanischen Asche verschüttet wurde, die je- doch kaum einige Fuß über den Giebel der vergrabenen Gebäude sich erhebt. Das Ausgraben war daher nicht so schwierig; auch steht kein anderer Ort über der Stadt, wie es bei Herkulanum der Fall ist. Schon ist ein Fünftheil (nach andern V3) von Pom- peji vom Schutte befreit und liegt auf gleicher Ebene zu Tage, so daß man auf den Straßen desselben, so wie auf dem Forum, herum wandeln kann. Man ist aber Willens, diese in ihrer Art einzige Stadt, die gewissermaßen aus der Erde emporsteigt, durch- gängig aufzugraben, um das häusliche Leben der Römer und den Zustand der mechanischen und freien Künste unter ihnen zur Zeit ihrer größten Macht in allen Einzelheiten zu enthüllen. Die erste
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