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1. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 207

1899 - Gera : Hofmann
— 207 — Handelsstädte Genua und Venedig ihre Bedeutung; Portugiesen und Spanier teilten sich in die neuentdeckten Länder und rissen den Großhandel an sich. Aber schon um 1600 wurde diesen von den Hol- ländern und später letzteren von den Engländern die Herrschaft auf dem Weltmeer genommen. Die vielen Bodenerzeugnisseder Kolonien, besonders die später in Europa angepflanzten, wie: Mais, Tabak, Kar- toffeln, und die nur eingeführten, als: Kaffee, Zucker, Kakao, Vanille, Baumwolle, riefen neue Bedürfnisse wach, veränderten die Lebensweise und erzeugten eine große Rührigkeit in allen geschäftlichen und gewerb- lichen Verhältnissen. Die hinzuströmende Masse edler Metalle (aus Mexiko und Peru) verringerte den Geldwert und steigerte die Preise. 11. Das Aufblühen der Wissenschaften und Künste. Die Aus- schließung so vieler fremder Länder gestaltete einzelne Wissenschaften, besonders die Erd- und Naturkunde, völlig um und erweiterte Zn hohem Maße den bisherigen Gesichtskreis. Kopernikus in Thorn beseitigte den Jahr- tausende alten Irrtum, daß sich die Sonne um die stillstehende Erde bewege. Kepler erforschte die Gesetze des Planetenlaufes. Der Italiener Galilei entdeckte die Pendel- gesetze und wurde der Begründer der wissenschaftlichen Naturlehre (Physik). — Dazu gesellte sich das neu erwachte Studium des griechischen und rö- mischen (klassischen) Altertums und die Pflege der Kunst, zunächst in Italien, später in Deutschland. Schon im 14. Jahr- hundert hatte der große italienische Dichter Dante (f 1321 in Ravenna) einem neuen, edeln Geschmack in der 1321 Litteratur durch seine Anlehnung an die klassischen Dichter der Römer .den Weg gebahnt. Sein berühmtes Hauptwerk „die göttliche Komödie" ist eine der tiefsinnigsten Dichtungen aller Zeiten. In seinen Wegen war dann der berühmte italienische Dichter Petrarca gewandelt. Mit großer Begeisterung hatte sich dieser den humanistischen Studien, d. h. dem Studium des klassischen Altertums aus dessen Werken, zugewandt und den Anlaß zur weiteren Verbreitung dieser Studien gegeben. In vielen seiner Gedichte besang er in zarter, inniger Weise seine Laura. Er sah sie zum erstenmal in der Kirche zu Avignon, feierte sie lebenslang als weibliches Idealbild und verlor sie nach 21 Jahren durch den Tod. Als nach der Eroberung Konstantinopels durch die Türken (1453) 1453 flüchtige Gelehrte nach Italien kamen und die Pflege der griechischen Litteratur und Philosophie anregten, da entfalteten sich auf dem Boden Italiens von neuem die Wissenschaften und Künste zu schöner Blüte. In Deutschland waren die hervorragendsten Humanisten Reuchlin, Erasmus und Ulrich von Hutten. Die erwachende Studienlust ließ neue Universitäten erstehen und alte sich verjüngen. Den altberühmten Städten Paris, Bologna und Salerno reihten sich 4 i i " 3! , 4

2. Vierzig Lektionen über die vereinigte Gesetzeskunde und Volkswirtschaftslehre - S. 133

1894 - Gotha : Behrend
Verbrauchssteuern — Zölle. 133 Reichsjustizamt, Reichseisenbahnamt, Reichsschatzamt, Rechnungs- hof, Reichsinvalidenfonds u. s. w.) 9. Verbrauchssteuern. Man versteht hierunter Abgaben von Verbrauchsgegenständen; so beträgt für Salz die Abgabe pro 100 km 12 Mk. und lastet aus jedem Kopf der Be- völkerung mit einer Steuersumme von 92 Pf. Wieviel ist so- mit der Ertrag? — Auf Rübenzucker beträgt die Steuer für je 100 kg Rüben 1,60 Mk. Die Nübensteuer trägt mehr als 100 000 Mk., doch da etwa die Hälfte des einheimischen Zuckers ins Ausland geht, so reduziert sich die Einnahme auf die Hälfte. Auf den Kopf der Bevölkerung kommt jährlich ein Zuckerver- brauch von 6,2 kg. Bier- und Branntweinsteuer werden in Form von Maischsteuer erhoben, indem der Vorgang des Ein- maischens steueramtlich überwacht wird. Erstere bringt gegen 20 Millionen, die Branntweinsteuer hingegen fast das Dreifache ein. Die Steuer für den inländischen Tabak beträgt zur Zeit 48 Mk. pro 100 kg. Der Steuerbetrug beziffert sich auf 11 — 12 Millionen Mark. Der vom Ausland eingeführte Tabak wird verzollt. 10. Zölle. Es war schon früher einmal die Rede von Zöllen (wobei? —), aber nur von Schutzzöllen. Es giebt jedoch auch Steuerzölle (Finanzzölle), das sind solche, welche eingerichtet werden um ihres Erträgnisses willen, als Staatseinnahmen. Der Ertrag der zu erhebenden Zölle wird auf rund 200 Mill Mk. veranschlagt. Der 130 Millionen Mark übersteigende Ertrag soll den einzelnen Bundesstaaten nach Maßgabe der Bevölkerung überwiesen werden. — Zollstraßen, Zollstätten, Zollniederlagen, Schmuggelei. — Die Erhebung des Zolles geschieht entweder an der Zoll- stätte, oder die Waren gehen unter amtlicher Verschnürung (Plombierung) an Zollstellen im Innern des Zollgebiets. Eine klassifizierte Zusammenstellung der zollpflichtigen Waren unter Angabe der Zollsätze nennt man den Zolltarif. Die höchste Steuer liegt gewöhnlich auf Luxusgegenständen, von ihr werden somit am meisten die Begüterten betroffen. So sind beispiels- weise auf 100 kg ausländischer Zigarren oder Zigaretten 270 Mk. Zoll zu entrichten, auf den gleichen Gewichtsteil Flachs nnr

3. Vierzig Lektionen über die vereinigte Gesetzeskunde und Volkswirtschaftslehre - S. 119

1894 - Gotha : Behrend
Bedeutung — Geld als Tauschmittel. 119 Zum Kapitel über den Verkehr gehören weiter: Das M ü n z w e s e n (s. Lekt. 28). Die Maß - und Gewichtsordnung (Lekt. 25). Das Zollwesen (Lekt. 16 und 30). 28. tektion. Das Geld. 1 Bedeutung. Ein Hauptverkehrsmittel ist entschieden auch das Geld. Was das Blut im menschlichen Körper bedeutet, das bedeutet das Geld im wirtschaftlichen Verkehre. Die Behauptung könnte uns überraschen, wenn man erwägt, daß 1. unsere Vor- fahren dasselbe ilicht kannten und es auch heutzutage noch Menschen giebt, die es nicht kennen (vergl. die Berichte der Afrikareisenden), ja es jedenfalls in jedem Lande eine Zeit ge- geben hat, wo es noch kein Geld gab, und daß 2. das Geld so viel Unheil (wieso?) unter den Menschen angerichtet und immer noch anrichtet, so daß es nicht selten Gegenstand von Ver- wünschungen geworden (Apg. 8, 20). Warum? — Man hat es für mancherlei gesellschaftliche Mängel und Leiden verantwort- lich gemacht. Trotz alledem ist die Bedeutung des Geldes von großer Wichtigkeit. 2. Geld als Tauschmittel. In frühester Zeit war der Handel ein reiner Tauschhandel, was heißt das? (Man tauschte Ware gegen Ware.) So ift's bei manchen wilden Volksstämmen noch heutzutage. Zur Zeit der Erzväter wie nicht minder bei den Altrömern waren die Herden allgemeiner Wertmesser (pecus = das Vieh, pecunia das Geld, pekuniär). In Abessinien war es das Salz, in Rußland Leder und Tierhäute, in Neufundland Stockfische, in Mittelafrika Kaurismuscheln, Negerhirse, Baum- mollenstreifen, auf Cuba Tabak, in Peru Hühnereiner, in einigen Gegenden Schottlands Nägel, in Mexiko Kakaobohnen, in Kamerun Palmöl. Als Scheideniünze gelten dort Tabaksblätter, Rum, Taschenspiegel, Schreibpapier. Im Gabungebiete sind Elfenbein-

4. Teil 16 - S. 229

1806 - Gotha : Ettinger
22y schon Kaufleuten ausgeschickt, durch die retí tzendsten Versprechungen, ganze Schaaren dahin. Die großbritannische Regierung verr stattete, um die' Volksmenge in Amerika zu vergrößern, sogar die Auswanderung aus ihrem eignen Lande. Sie erlaubte den Hochr ländern, aus ihren gebirgigen Gegenden nach Neuyvrk, Georgien, Ncuschottland, und Südcarolina, sich zu begeben. Die Irr lander, denen cs in ihrem, nicht besonders fruchtbarem Vaterlaude an Unterhalt fehlte, wanderten (vornehmlich seit 1740) nach Permsylvanien und Neuyork, und brachten daselbst die Leinewebern) in Aufnahme. Jährlich belief sich die Zahl derselben auf 2002. Wilhelm Iii, von Holland aus mit den richtigen Grundsätzen der Staatswirthschaft bekannt, erwarb sich um die Engländer das Verdienst, sie auf die Products der ameritar urschen Colonien, als Schiff r und Bauholz, imgleichen Ther, Pech, Eisen, Kupfer, Ger ireide, Taback, Indigo, recht aufmerksam zu machen. Um die Ausfuhre nach andern europäischen Ländern zu befördern, wurden denen.

5. Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte - S. 327

1894 - Gera : Hofmann
Iv. Deutsches Scben zur Zeit der sächsischeu Könige. 1. Das deutsche Königtum. 327 hätten anlegen können, läßt sich wenigstens nicht nachweisen: die Zölle waren eben rein grundherrliche, an den Besitz von Grund und Boden gebundene, und nur als Grundherren, also soweit das Königsland reichte, waren die Könige berechtigt, Zölle zu erheben. Die Könige verliehen auch wohl die Zölle auf ihrem eigenen Grund und Boden, das heißt, die Einkünfte von solchen, entweder ganz oder zu einem Teile. Desgleichen erteilten sie Zollbefreiungen, bald für alle, bald nur für gewisse Waren. Wie weit sie dies nur für ihre eigenen oder auch für fremde Zollstätten thun durften, ist nicht ganz klar. Besonders häufig kam es vor, daß die Handeltreibenden der einen Stadt in anderen Städten Freiheit von den dortigen Markt- oder Warenzöllen erhielten. Da die meisten Handelsstädte entweder Reichsstädte oder doch von den Königen mit allerhand Privilegien ausgestattet waren, so erhoben sie wohl keinerlei Schwierigkeiten gegen derartige von den Königen erteilte Zollfreiheiten, um so weniger, als letztere meist gegenseitige waren. Viele Städte errichteten auch selbst solche gegenseitige Zollbefreiungen durch Verträge unter sich. Wie man im Mittelalter gern alle bedeutsamen Vorgänge, insbesondere wichtige Rechtsverhältnisse, durch äußere Zeichen symbolisierte, so gaben auch diese Zollbefreiungen Anlaß zu einer solchen symbolischen Handlung, dem sogenannten „Pfeifergericht." Die Bürgerschaft der zollbefreiten Stadt ordnete an diejenige, bei der sie Zollfreiheit genoß, jedesmal bei Wiederkehr des Marktes oder der Messe eine förmliche Gesandtschaft ab, an deren Spitze sich ein Pfeifer befand, und kündete ihr unter ganz bestimmten Ceremonien au, daß sie auch diesmal von ihrem Rechte Gebrauch machen werde. Diese Abgeordneten, vom Schultheiß der anderen Stadt in feierlicher Audienz empfangen, überreichten demselben einen hölzernen Becher als Zeichen der Befreiung vom Weinzoll, ein Pfund Pfeffer wegen der Spezereien, ein Paar weiße Handschnhe wegen der Lederwaren, einen alten Hut wegen der Wollwaren re. Den Hut lösten sie dann wieder ein gegen ein Goldstück, welches dem Schultheißen als Vergütung für feine Mühe verblieb. Dieser Brauch des „Pfeifergerichtes" hat sich hier und da, z. B. in Frankfurt a. M., bis ins vorige Jahrhundert erhalten. Außer dem Ertrag des Reichsgutes und der Regalien bestanden die Einkünfte der Könige nur in dem sog. „Jndenschutzgeld", welches die Judenschaft für den Schutz ihrer Personen und ihres Handels zahlte, in zeitweiligen „Ehrengeschenken" von geistlichen Stiftungen und von Städten, in außerordentlichen Beihilfen, die „in Notfällen" von den geistlichen Fürsten erbeten wurden, in dem Tribut abhängiger Völker (z. B. dem „Slawenzehnt"), in Strafgeldern bei gerichtlichen Verurteilungen, in dem Nießbrauch offner geistlicher Pfründen u. dgl. m. Regelmäßige Reichsstenern kannte man nicht. Nur in ganz besonderen Fällen ward mit Zustimmung des Fürsten eine „gemeine Reichssteuer" für eine Reihe von Jahren auferlegt. Bei Heereszügen und für die Hofhaltung des Kaisers waren Naturalleistungen herkömmlich. — Die ersten deutschen Könige übten gleich ihren Vorgängern, den Karlingern und Meroüingen, das Recht, die geistlichen Stellen und ins-

6. Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte - S. 549

1894 - Gera : Hofmann
Iii. Deutsches Leben zur Zeit der fränk. u. stauf. Kaiser. 7. Eine deutsche Stadt. 549 unserem Maitrank; fremder Würzwein, kunstvoll aus französischem Rotwein verfertigt, wurde als Claret und Hippokras eingeführt; über Maulbeeren abgezogener Wein hieß Moraß; außerdem wurden viele andere Arten von aromatischen Tränken verfertigt, auch mit gekochtem Wein, zum Teil nach Rezepten, die aus dem römischen Altertum stammten; sie galten für medizinisch hilfreich, waren auch von Frauen begehrt, mehr als jetzt die Liköre. Im Süden des Thüringer Waldes machte dem Landwein der Birnmost und Äpfelwein Konkurrenz, er war z. B. der herrschende Trank in Bayern, wo erst später das Bierbrauen überhand nahm, der Bock aus der Stadt Einbeck erlernt wurde. Von ungemischten Weinen waren außer dem deutschen vom Rhein und der Mosel, vom Neckar und dem Würzburger vom Main, noch der von Rivoglio (Reifall genannt) und von Botzen, die ftanzösischen Mnscatel und Malvasier und der Osterwein aus Ungarn wohlbekannt, außerdem viele italienische Sorten, von Ancona, von Tarent u. s. w., endlich griechische Weine, darunter der berühmte Cyprer. Ulm war der große Weinmarkt, von dort gingen die Fässer bis hinauf in das Ordensland Preußen und in die fernsten Handelsstationen der Ostsee. Auf der Straße und in der Trinkstube wurde das Leben genossen. Darum füllten sich die Marktplätze und Straßen der Stadt am Abend, der Handwerksgesell und der junge Schreiber gaffierten und zeigten sich den Mädchen, die an Fenster und Thüre standen, und die Grüße und Scherzreden empfingen. Bei solchem Durcheinander der Männer wurden die Neuigkeiten ausgetauscht, was ein Reisender aus der Ferne zugetragen hatte, daß auf einem Dorfe in der Nähe ein unförmliches Kind geboren war, daß in Bern ein Weib mit einem Mann im Gottesgericht gekämpft, der Mann nach altem Recht mit dem halben Leib in einer Grube, das Weib mit ihrem Schlüsselbund bewaffnet, der Mann sei erschlagen. Und wieder, daß die reitenden Boten des Rates, der Christian und der Gottschalk, ausgeritten waren nach großen Nachbarstädten, um dort Kunde einzuziehen, ob man etwas Neues aus Frankreich wisse oder von dem Anzuge abenteuerlicher Schwärme von singenden Büßern. War ein Fehdebrief am Stadtthore abgegeben, dann war die Aufregung groß, wer einen Verwandten auf der Landstraße hatte, der wurde Mittelpunkt eines Kreises von Teilnehmenden und Neugierigen, ob der Reisende durch den Rat gewarnt sei, ob er gutes Geleit zu erhalten hoffe. Diese große Börse für Neuigkeiten verbreitete auch kleinen Familienklatsch, der in der abgeschlossenen Stadt die größte Bedeutung hatte, daß der alte Ratsherr Muffel von neuem heiraten werde, daß die Stromer und die Nützet sich wegen ihres gleichen Wappens auf der Gesellenstube heftig gezankt hätten. Auch das Regiment der Stadt war in diesen Stunden Gegenstand einen Beurteilung, die nicht immer wohlgeneigt blieb, und in unzufriedener Zeit wurde in den Haufen Empörung gemurmelt, die in den Schenken und Zunftstuben ausbrach und langgetragenem Leid und verstecktem Haß blutige Sühne verschaffte. War einmal etwas Merkwürdiges zu beschauen, dann kam die Stadt in helle Bewegung. Fremde und kunstfertige Tiere wurden gern bewundert.

7. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 512

1890 - Gotha : Behrend
512 Bilder aus der norddeutschen Tiefebene. süßer Milch befeuchtet worden sind. Grobes, schwarzes Brot liegt ans dem Tische; Fleisch giebt es nnr an gewissen Tagen. Als Lieblingsessen gelten in Milch gekochter, dicker Reis und braun gekochte Fische, die bei Hochzeiten, Begräbnissen und Kindelbier verspeist werden. Zu einer Gasterei bringt sich jeder fein Messer mit, die Fischköpfe und Gräten werden unter den Tisch geworfen. Die Gänsezucht ist sehr bedeutend; nächst den Dorfhnnden, welche einen Knüttel zwischen den Beinen führen, wird man von den Gänsen zuerst in den Dörfern begrüßt, und im Frühjahr, wo die Znchtgänse mit ihren Gänschen aus der Dorfstraße sich aufhalten, sieht man um diese zugleich die ganze kleine Dorfjugeund versammelt, die mit den älteren Geschwistern die junge Brnt bewahren müssen. Während in Thüringen, Sachsen :c. Stadt- und Landbewohner dieselbe Sprache reden, ist in Pommern Stadt und Land durch die hoch- und plattdeutsche Sprache getrennt. Das pommersche Plattdeutsch verkürzt und verkrümmt die Endsilben und Diphthongen. Man sagt ick (ich) ,wat so ick (was soll ich), weeß nich (weiß nicht). Das Platt- deutsch ist so abweicheud vou der hochdeutschen Sprache, daß der Pommer diese kaum versteht. Richter, aus fremden Provinzen nach Pommern versetzt, können sich den Bauern sehr schwer verständlich machen, und vor der hoch- deutschen Predigt merkt sich der Dorfbewohner oft nur die auge- führten Bibelsprüche und die handgreiflichsten Bilder; die Sprache mit gelehrten Ausdrücken geht über sein Gesichtskreis. Das Plattdeutsche ist uach der Scheidung der Provinzen in Vor- und Hinterpommern verschieden, auch uach deu Flußgrenzen, selbst nach Dörfern. Auf Rügeu und Neupommeru bis zur Peene spricht jeder ohue Ausnahme, wie in Mecklenburg, am liebsten Platt, aber diesers Platt ist leicht, behend, traulich und gemütlich, während das hinterpommersche Platt breit, gedehnt, voll und trüge klingt; in jenem arbeiten Zuuge und Lippe, in diesem Brnst, Kehle und Kinnbacken. Der Vorpommer sagt: de, Pierd, Steen, Koh, klock; der Hinterpommer: dei, Peird, Steihn, Kanh, klank (der, Pferd, Stein, Kuh, klug). Die bäuerlichen Eltern treten ihren Hof gewöhnlich schon bei guten Jahren an den Sohn oder Schwiegersohn ab und beschließen ihre Tage im Speicher (Spinker), einer znm Bauernhof gehörigen kleinen Wohnung. Da sie ein nicht unbedeutendes Deputat an Korn, Holz. Flachs und baarem Gelde erhalten, leben sie meist ihren Kindern zu lange, ein schlechter Zng im Charakter des Bauern. Im allgemeinen ist Pommern ein armes Land, wobei jedoch das Beste ist, daß sich der Bewohner desselben über ihre Armut zu trösten wissen. Wenn vordem Boote aus Wollin, Kammin oder Gollnow sich aus der See begegneten, so eröffneten sie ein kleines Gefecht mit Wasserspritzen gegen einander, und die Wolliner wurden dabei als „Stintköppe" begrüßt, die Kamminer als „Plunderköppe", die Gollnower als „Pomuffelsköppe"; aber „Plump aus Pommerland" hält darum doch fester zusammen als die mitteldeutschen Leute, die großenteils gar

8. Bd. 3 - S. 220

1838 - Eisleben : Reichardt
220 Amerika. Damen gewählter, durch viele grelle Farben in die Augen fallend, oft ganz ballmäßig. Da sehr viele, ja fast die meisten Damen rauchen, so tragen sie eine kleine goldene Zange zum Anfassen der Papier-Cigarre an einer goldenen Kette am Gürtel oder am Halse. Die zierliche Cigarren-Dose wird im Busentuche verwahrt. Täglich aber verschwin- det das Besondere in Kleidung und Sitten mehr und Europäische Trachten und Gebrauche treten an ihre Stelle, vorzüglich in größern Städten. Die Sitte des Rauchens hat in Mexico bei beiden Geschlechtern eine in der That merkwürdige Verbreitung. Begegnet man einem Freunde auf der Straße, bei dem man einige Augenblicke verweilt, so wird das Anerbieten einer Cigarre nicht versäumt. Tritt man in ein Haus, um einen Freund, eine bekannte Familie zu besuchen, so folgt ein gleiches Anerbieten, und die anwesenden Damen werden keinen Anstand nehmen, die kleine Cigarrendose hervorzuholen und mitzurau- chen. Für das Theater, den Ball versieht man sich mit Cigarren, denn der Anstand will es, daß man dergleichen den Damen und sei- nen Freunden anbietet. Hat man irgend ein Geschäft, eine Sache bei einem Bekannten abzumachen, zu überlegen, so wird gewiß eine Cigarre angezündet, bevor man zum Abschluß kommt, denn rauchend überlegt und denkt sichs am Besten, kurz man kann nirgends wohin gehen, nichts thun, obne zum Rauchen aufgefordert zu werden, und für unpassend wird es gehalten, eine angebotene Cigarre abzulehnen; selbst wenn man nicht rauchen will, nimmt man sie an, ohne Ge- brauch davon zu machen. Männer und Frauen würden fürchten, einen Genuß, einen' Vortheil in Gesellschaft zu verlieren, wenn sie keine Cigarren rauchen sollten. Die ächte Mexicanerin glaubt, ohne Cigarre im Munde, einen Theil ihrer Zierde zu entbehren. Doch in der Hauptstadt sieht man jetzt nur noch selten an öffentlichen Orten rauchen. Übrigens hat man keine Tabakspfeifen, sondern bloß Cigar- ren, deren es zweierlei giebt, Cigarren von bloßem Tabak, Puros ge- nannt, und solche, welche aus etwas in Papier gedrehtem Tabak be- stehen, Cigarros. Frauen rauchen nur äußerst selten Puros, sondern fast immer Cigarros. Da letztere nur halb so lang wie die Puros und von der Dicke eines Schreibfederkiels sind, so wird ihr Gebrauch für anständiger als der großen Puros gehalten. Der Verkauf des Ta- baks ist ein Monopol der Regierung, und diese soll oft im Jahre für mehr als 7 bis 8 Millionen Piaster für verkaufte Cigarren einnehmen, wobei man nicht vergessen darf, daß fast für eine gleiche S,umme , Geldes an Cigarren geraucht wird, die nicht für Rechnung des Staa- tes gemacht und unerlaubter Weise verkauft werden. Beim Aufstehen genießt der Mexicaner eine Taffe Chocolade und raucht dann sogleich seine Cigarre; das Frühstück besteht in Fleisch oder Eiern und schwarzen Bohnen; das Mittagsmahl aus verschiedenen Gerichten, worunter auch die Olla podrida, ein Gemengsel von

9. Bd. 2 - S. 626

1837 - Eisleben : Reichardt
626 A sien. nach der Insel Whampoa oder Whamp u (bei den Chinesen H u- ang-fu genannt) gelangt, so muß es in der dasigen Rhede oder Hafen vor Anker gehen, einen Hong oder Sicherheits-Kaufmann annehmen, eine geschriebene Deklaration über seine Waaren abgeben und bezeugen, daß es kein Opium mit sich führe, dessen Einfuhr verbo- ten ist *). Nachdem nun die Hongs die Zölle und andere besondere Abgaben von den vorzüglichsten Handelsartikeln erhoben haben, darf erst das fremde Schiff seine Waaren ausladen. Verletzt ein Schiff die bestehenden Gesetze, so erpreßt die Regierung von den Hongs bedeu- tende Geldsummen, bis sie zufrieden gestellt ist; im Falle, daß Schmug- gelei oder andere Unregelmäßigkeit vorgefallen ist, wird das Schiff an- gehalten und die Verbindung unterbrochen, bis die Strafe, die auf eine willkührliche und höchst ungerechte Weise bestimmt wird, erlegt ist. Die Britten haben sich zu verschiedenen Malen, vorzüglich in den neuesten Zeiten bemühet, sich von dieser Abhängigkeit von den Hongs und von den Plackereien, die aus diesem System der Sicherheits- Kaufleüte entspringen, zu befreien und eine neue Handels- und Frem- den-Ordnung zu erzwingen, allein die Chinesen haben nicht nachgege- den. Hierzu kommen noch eine Menge herabwürdigender Behandlungen und selbst Beschimpfungen sowohl von den Beamten als von der Seite des Pöbels und Betrügereien aller Art, denen die Europäer bei der Vollziehung der Handelsgeschäfte mit den Hongs ausgesetzt sind, daß nur der große Gewinn dabei im Stande ist, sie zur Fortsetzung dieses Verkehrs zu ermuntern. In den Jahren 1828—1830 kamen 513 auswärtige Seeschiffe an. Im Durchschnitt betragt die Ein- und Ausfuhr der Nordamerikaner in Canton gegen 8 Millionen Dollars, und die Gefammtfumme der Brittischen Einfuhr 20—23 Millionen Dollars, worunter in dem Jahre 1828 bis 1829 für 12£ Millionen Dollars Opium. 1831 war die Einfuhr des Opiums auf 20,108 Kisten, zu einem Ankaufspreise von 18 Millionen Dollars angewach- sen **). Die Hauptausfuhr besteht in Thee (f. oben). Auf solche *) Jedoch macht das Opium ein Hauptartikel des Schmuggelhandels und des Verkehrs mit China aus. Man sehe hierüber Band Ii. S» 104 unsers Hülfsbuchs. **) Mit dem Opiumschmuggeln beschäftigen sich besonders die Bewohner von Lintin, einer Macao gegenüber gelegenen kleinen Insel. Diese Menschen besitzen großen Muth und Entschlossenheit, Eigenschaften, die ihnen sehr nöthig sind, um den zu ihrer Aufsicht bestellten Chine- sischen Kriegsjunken zu entgehen und ihr im Voraus zum Tode ver- urtheiltes Leben zu vertheidigen. Die Fahrzeuge, womit sie diesen eben so gewinnreichen als gefahrvollen Handel treiben, sind vortreff- lich gebaut, leicht, obwohl sehr lang, gewöhnlich ohne Secgel, aber mit zahlreicher Mannschaft versehen, deren Ruderschläge sie blitz- schnell durch den Fluß führen, wenn sie zur Nachtzeit, nachdem sie heimlich an Bord der Europäischen Schiffe ihre stets im Voraus bezahlte Ladung genommen, geräuschlos, längs der cntferntern Ufer hinsteuern oder mitten im reißenden Stome sich fortbewegen, um ih-

10. Bd. 2 - S. 748

1837 - Eisleben : Reichardt
748 Afrika. halten wird, als dies durch eine hölzerne Thüre geschehen könnte. Ist das Feuer eine unbestimmte Zahl von Tagen, 8, 10 oder 12, je nach der Witterung, unterhalten worden, so wird es ausgelöscht, weil die jetzt den Öfen mitgetheilte Warme hinreichend ist, um das Ausbrüten zu vollenden, das hier eben so lange dauert, als die Henne dazu braucht, nämlich 21 Tage. Um die Mitte dieser Zeit wird eine An- zahl der in den untern Abtheilungen liegenden Eier in die obern ver- setzt, damit die Küchelchen die Schale leichter durchbrechen können, als dies der Fall wäre, wenn mehrere Eier auf einander liegen. Die An- zahl der in den verschiedenen Bezirken Ägyptens zerstreuten Brutofen ist, auf 386 angegeben worden, und diese Anzahl kann weder ab- noch zunehmen, da jeder Ofen von einem Bewohner von Berme besorgt werden muß, deren keiner seine Kunst ohne einen Erlaubnisschein der Obrigkeit ausüben darf. Für jeden solchen Erlaubnißschein müssen 30 Gulden bezahlt werden. Wenn man also annimmt, daß in jedem Ofen jährlich 6 oder 8mal gebrütet wird, und daß jede Brut aus 40,000 bis 80,000 Eiern besteht, so ergiebt sich, daß im Durchschnitt jährlich 100 Millionen Küchelchen in Ägypten ausgebrütet werden. Man rechnet, daß ohngefähr ein Drittel der in den Ofen gelegten Eier zu Grunde geht; die Bermer wenigstens stehen nur für -- der ihnen übergebenen Eier gut, so daß sie für 43,000 ihnen anvertrauten Eier, nur 30,000 Küchelchen zu liefern verpflichtet sind. Was sie über diese Zahl ausbrüten, kommt ihnen zu gut, und außerdem erhalten sie, nebst der Verköstigung, noch 90—120 Fl. für eine Arbeit von 6 Monaten. Unter den Produkten des Pflanzenreichs in Ägypten bemerken wir die Henna, Alhenna, d. i. die getrockneten und zu Pulver gerie- benen Blätter und Wurzeln von einem Strauch, der zu der Pflanzen- sjattung der Lawsonien gehört, 2 bis 3 F. hoch wird, weiße, wohlrie- chende Blumen hat, und auch in der Berberei, in Ostindien und in der Asiatischen Türkei gezogen wird. Wurzel und Blätter enthalten eine rothe oder vielmehr rothgelbe Farbe. Die Henna giebt einen nicht unbedeutenden Handelsartikel, indem die Türkischen und Griechi- schen Frauenzimmer damit die Fußsohlen, das Innere der Hände und die Nagel an Händen und Füßen zur Zierde roth zu färben pflegen. Auch färbt man Zeuge damit. Ferner sind zu bemerken: 1) die Brustbeerbäume, deren Früchte man unter dem Namen der schwarzen und rothen Brustbeeren kennt. Die schwarzen Brustbeeren oder Sebesten, an Größe und Geschmack unsern Pflaumen ähnlich, von schwarzgrüner Farbe, werden sowohl gegessen, als dienen auch in ihrer Heimath zu einem Arzneimit- tel gegen Brustbeschwerden, und kommen von einem Baume, der zu der Gattung der Cordien gehört und Pflaumencordie (Cordia liiyxq) heißt. Dieser Baum hat immer grüne Blätter, in Sträußern aus den Winkeln der Zweige hervorkommende Blüthen, und wachst
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