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1. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 207

1899 - Gera : Hofmann
— 207 — Handelsstädte Genua und Venedig ihre Bedeutung; Portugiesen und Spanier teilten sich in die neuentdeckten Länder und rissen den Großhandel an sich. Aber schon um 1600 wurde diesen von den Hol- ländern und später letzteren von den Engländern die Herrschaft auf dem Weltmeer genommen. Die vielen Bodenerzeugnisseder Kolonien, besonders die später in Europa angepflanzten, wie: Mais, Tabak, Kar- toffeln, und die nur eingeführten, als: Kaffee, Zucker, Kakao, Vanille, Baumwolle, riefen neue Bedürfnisse wach, veränderten die Lebensweise und erzeugten eine große Rührigkeit in allen geschäftlichen und gewerb- lichen Verhältnissen. Die hinzuströmende Masse edler Metalle (aus Mexiko und Peru) verringerte den Geldwert und steigerte die Preise. 11. Das Aufblühen der Wissenschaften und Künste. Die Aus- schließung so vieler fremder Länder gestaltete einzelne Wissenschaften, besonders die Erd- und Naturkunde, völlig um und erweiterte Zn hohem Maße den bisherigen Gesichtskreis. Kopernikus in Thorn beseitigte den Jahr- tausende alten Irrtum, daß sich die Sonne um die stillstehende Erde bewege. Kepler erforschte die Gesetze des Planetenlaufes. Der Italiener Galilei entdeckte die Pendel- gesetze und wurde der Begründer der wissenschaftlichen Naturlehre (Physik). — Dazu gesellte sich das neu erwachte Studium des griechischen und rö- mischen (klassischen) Altertums und die Pflege der Kunst, zunächst in Italien, später in Deutschland. Schon im 14. Jahr- hundert hatte der große italienische Dichter Dante (f 1321 in Ravenna) einem neuen, edeln Geschmack in der 1321 Litteratur durch seine Anlehnung an die klassischen Dichter der Römer .den Weg gebahnt. Sein berühmtes Hauptwerk „die göttliche Komödie" ist eine der tiefsinnigsten Dichtungen aller Zeiten. In seinen Wegen war dann der berühmte italienische Dichter Petrarca gewandelt. Mit großer Begeisterung hatte sich dieser den humanistischen Studien, d. h. dem Studium des klassischen Altertums aus dessen Werken, zugewandt und den Anlaß zur weiteren Verbreitung dieser Studien gegeben. In vielen seiner Gedichte besang er in zarter, inniger Weise seine Laura. Er sah sie zum erstenmal in der Kirche zu Avignon, feierte sie lebenslang als weibliches Idealbild und verlor sie nach 21 Jahren durch den Tod. Als nach der Eroberung Konstantinopels durch die Türken (1453) 1453 flüchtige Gelehrte nach Italien kamen und die Pflege der griechischen Litteratur und Philosophie anregten, da entfalteten sich auf dem Boden Italiens von neuem die Wissenschaften und Künste zu schöner Blüte. In Deutschland waren die hervorragendsten Humanisten Reuchlin, Erasmus und Ulrich von Hutten. Die erwachende Studienlust ließ neue Universitäten erstehen und alte sich verjüngen. Den altberühmten Städten Paris, Bologna und Salerno reihten sich 4 i i " 3! , 4

2. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 133

1890 - Gotha : Perthes
133 und seine Ausdauer angewiesen und knüpfte mit Macedonien und Syrien Verbindungen an, damit die Römer anderweitig beschäftigt würden; aber dies waren schließlich nur weit aus-sehende Pläne, die ihm nicht aus der Bedrängnis des Tages halfen. Man spricht wohl von der Verweichlichung der Truppen in Capua, um den Wechsel des Kriegs zu erklären, aber dies ist nur eine wertlose Vermutung, denn die Truppen stammten ja aus heißen Ländern, konnten daher in Süditalien nicht erst erschlaffen, und dazu gab die Fortdauer des Krieges, die Nähe der römischen Heere keine Muße zum Schlaraffenleben. Zwar liefen dem Hannibal viel Bruttier zu, aber nur um ein Räuberleben zu führen, wie es im Dreißigjährigen Kriege Sitte wurde. Wie sehr der alte Geist aus dem Heere gewichen war, zeigt der wiederholte erfolglose Angriff aus Nola, wo Marcellus sich siegreich behauptete. Erst als das griechische Lokri in Unter-italien zu Hannibal übertrat und das menschenarme Kroton erobert war, gelangte Hannibal in den Besitz von zwei Häsen und konnte mit Karthago wieder in Verbindung treten. Inzwischen erholte sich Rom bei der sinkenden Macht Hannibals und verweigerte den Austausch der Gefangenen, welche es leichter entbehren konnte als Hannibal, welcher nun die gefangenen Römer als Sklaven verkaufte. Dagegen verdoppelten die Römer ihre Legionen, indem sie alle gerichtlich Verurteilten, Schuldner, 8000 Sklaven und selbst Gladiatoren zu Soldaten machten und außerdem noch Hilfe in den lateinischen Städten und Bezirken fanden. Trotzdem war die Not in Rom groß, weil es an Geld fehlte, die Getreidepreise daher um das Zehnsache stiegen. Obschon sich Süditalien im ganzen dem siegreichen Hannibal zuwandte, konnte dieser doch keine große Schlacht mehr liefern, zog vielmehr in Apulien und Lucanien umher, ohne rechten Zweck, eroberte kleine Städte, lieferte aber nur

3. Deutsche Prosa - S. 321

1900 - Gera : Hofmann
Vom Reichtum. 321 einen grünen Zweig, bemerkt der wohlhabende Philister. Schade nm den Mann, sagt der Mitleidige, er ist nicht ohne Talent, aber so ent- setzlich nnpraktisch. Er ist ein Enthnsiast, heißt es znr Linken, und das Echo znr Rechten ruft: er ist ein bummer Teufel. Er ist ein dummer Teufel! Wer Mutterwitz hat, der wird ihn anwenden, um Geld zu verdienen; wer kein Geld verdient, hat keinen Mutterwitz. Das ist die Logik der Millionäre und der Millionen. War es nicht Thales von Milet, einer von den sieben Weisen Griechen- lands, der ans gleichem Grunde in seiner Vaterstadt für einen dummen Teufel galt, bis er eines Tages — eine große Wahrheit entdeckte? eine tiefsinnige Lehre verkündete? — Bis er eines Tages eine glück- liche Ölspeknlation machte. Er war, so scheint es, etwas von einem Meteorologen oder von einem Botaniker; er hatte das Wetter beobachtet und die Olivenbänme; er hatte eine Mißernte vorausgesehen und wollte den Philistern nun einmal zeigen, daß ein Weiser ebenso klug und klüger sein könne wie sie. Alles Öl, so viel er konnte, kaufte er ans, und die Olivenernte schlug fehl, und die Preise stiegen, und Thales von Milet machte ein brillantes Geschäft, und die Leute sagten: Wer hätte das gedacht! und fingen an, ihn zu respektieren. Die Geschichte ist vielleicht nicht streng geschichtlich; aber der Freiherr von Liebig ge- hört ans keinen Fall bloß der Sage an. Der Freiherr von Liebig erwarb sich mehr als einen europäischen Ruf, nämlich auch einen amerikanischen, und er fand zahlreiche Verehrer in dem sogenannten großen Publikum. Er war gerade in dem umgekehrten Falle wie der alte Weise von Griechenland. Seine Gelehrsamkeit glänzte in Kreisen, welche sonst von wissenschaftlichen Verdiensten wenig Notiz zu nehmen pflegen. Und forscht man nach dem Grunde, so wird man finden, daß er seinen Ruhm mehr den Ölspeknlationen als der reinen Chemie ver- dankte. Er hatte den richtigen Weg eingeschlagen, um den Leuten Achtung vor der Forschung beizubringen. Das leuchtete ihnen ein, wenn man ihnen sagte: sehet da, ein Gelehrter, welcher jährlich so und so viel tausend Gulden verdient, weil er die Geheimnisse von Stall- fütternng, die Mysterien der Düngung und die Rätsel der Garnfärberei versteht! Vor einem solchen Manne zog man den Hut, obwohl, wenn man's genau nimmt, vor ihm nicht so sehr, wie vor den Gulden, die er repräsentierte. Wenn man ans den einzelnen Beobachtungen den allgemeinen Schluß zieht, wenn man den Leuten ins Gesicht sagt: du und du und du, ihr achtet das Geld höher als Tugend, Weisheit und Verstand! so kann man sich ans einstimmigen Protest gefaßt machen. Gott be- hüte uns vor solcher Roheit! Nein, nein: Armut schändet nicht und Reichtum macht nicht glücklich! Weisheit und Tugend! Tugend und M. Henschke, Deutsche Prosa. 21

4. Geschichte der neuesten Revolution - S. 95

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
- 95 schämen, bei der sich der „Diktator" Werner, der Jude Rosenthal, der Pole Cowetzky und ein paar flüchtige Civil- kommjffäre befanden. In Lörrach wurde Dr. Kaiser an- geblich seiner Gesinnung wegen gefangen genommen und, als er entfloh, vor seinem Hause eine Kanone aufgefahren und seiner wehrlosen Frau von Blenker eine beträchtliche Summe Geldes abgepreßt. Ja, ganze Städte und Dörfer wurden von flüchtigen Banden wegen ihrer „reaktionären" Gesinnung um baares Geld gebrandschatzt. Anr 23. Juli wurde auch die Festung Rastadt, in wel- cher das revolutionäre Regiment a»r längsten gewüthet und alle Sündengreuel groß gezogen hatte, auf Gnade und Un- gnade übergeben, und damit hatte die badische Revolution ihr schmähliches, aber wohlverdientes Ende. Von den Re- bellen wurden 27 standgerichtlich erschossen, eine große An- zahl zu l Ojähriger Zuchthausstrafe verurtheilt, die Zahl der Flüchtlinge aber, die Vaterland und Familie verlassen und in der Fremde in Armuth und Schande herumirren tnußten, betrug über 10,000. Ueberdies war dem Staate und den Privatleuten in Baden durch die Revolution ein Schaden von mehr als 100 Millionen Gulden erwachsen, gesegnete Fluren verwüstet, reiche Dörfer verbrannt worden und es mußte lange dauern, che alle aufgelöste Bande der Ord- nung und des Vertrauens wieder hergestellt und die ins Stocken gerathenen Gewerbe und Geschäfte wieder in Gang gebracht wurden! Fast gleichzeitig mit der badischen Revolution war am 3. bis 9. Mai in Sachsens Hauptstadt Dresden eine Straßcnschlacht mit Barrikaden geliefert worden, gleichfalls angeblich zur Erzwingung der Reichsverfassung, vom auf- gewühlten und vom Erzgebirge aus unterstützten Volke. Auch eine aufständische provisorische Regierung hatte sich gebildet, bei welcher ein flüchtiger demokratischer Russe, Na- mens Bakunin, eine Hauptrolle spielte. Man wollte sogar das königliche Schloß unterminiren und in die Luft sprengen. Auch dort waren es wieder die Preußen, welche die Frevler und Meuterer Niederkämpfen und die Rebellen erdrücken halfen. 10. Niedergang der revolutionären Wewegung. Der Kaiser von Oesterreich selbst war nämlich damals in eigner großer Gefahr und konnte seinen deutschen Bun- desgenossen keine ausreichende Hülfe leisten, indem er in

5. Teil 16 - S. 226

1806 - Gotha : Ettinger
226 verneur von Madras sich zugeeignet hatte, für 135,000 Pfund Sterling, verkaufte. Unser Wilhelm, der mit ausserordentlichen Geistesfahigkeiten, und einem edlen Herzen, die wärmste Vaterlandsliebe vereinigte, war so wenig von Vermögen und Gönnern un- terstützt, daß er sich entschließen mußce, Cor- ner bey der Cavallerie zu werden. Doch sein schwächlicher Körper war nicht für den Stand der Krieger bestimmt. Schon seit dem sechszehnten Zahre marterte ihn ein angeerbtes Podagra. Eben dieses aber gab seinem jugendlichen Geiste eine ernsthafte Stimmung, die ihn gegen sinnliche Ausschwei- fungen verwahrte, die ihm die Erwerbung mannigfaltiger Kenntnisse zu der angenehm- sten Deschafftigung machte, die seine grän- zenlose Ehrbegierde über alle andern Leiden- schaften erhob. Mit der feurigsten Entschlos- senheit vereinigte er eine unbiegsame Beharr- lichkeit bey dem, was er einmahl für gut hielt, vereinigte er ein feines, gefälliges Benehmen im Umgänge, vereinigte er eine so hinreissende, alle Widersprüche niederschla- gende Beredtsamkeir, äusserte er in allen seinen Vortragen eine so glühende Varer- lands-

6. Teil 16 - S. 16

1806 - Gotha : Ettinger
i6 ' Fortschreiten hinderte. Die Stadt wurde rein ausgeplündert. 'Einen ansehnlichen Theil derselben verzehrte ein zu gleicher Zeit aus- brechendes Feuer. Schon waren auf 122,020 Menschen getödtet, als der Nizam und andre Großen durch ihre Bitten es endlich dahin brachten, daß der unbarmherzige Schah Na- dir dem Morden Einhalt zu thun befahl. Fünfzig tausend Weiber, welche die Perser in ihr Lager geschleppt hatten, wurden wie- der in Freyheit gesetzt. Der Nizam und die Großen, welche so vielen Menschen das Leben retteten, mußten durch ihre Schatze die Habsucht des Schah Nadir befriedigen. Dem Nizam wurden allein 9 Millionen Thaler aufgelegt. Man- che wurden durch Schläge zur Angabe ihrer Schatze angehalten. Der Nabob von Auhd starb, kurz nach der Einnahme von Delhi, an einem Krebsschaden. Nadir schickte hier- auf eine Truppenabtheilung nach dessen Re- sidenzstadt Lucknow, wo sie 8 Millionen Rupien erbeutete. Im kaiserlichen Pallaste zu Delhi fand man 21 Millionen Thaler an baarem Gelde, 9 Millionen an Silbcrge- schirr.

7. Neuer christlicher Kinderfreund - S. 275

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
275 bekommst du denn für deine Arbeit?" fragte der König wei- ter. — „Acht gute Groschen;" antwortete der Bauer. — „Aber wozu," sprach der König, „wendest du denn diese acht Groschen an?" — „Wozu ich sie anwende? das will ich dem Herrn wohl sagen: Zwei Groschen sind für mich und mein Weib zur Nahrung, mit zweien bezahle ich Schulden, zwei lege ich auf Hoffnung an, und zwei verschenke ich." Der König ließ sich die Antwort des Bauers wohl ge- fallen, doch verstand er sie wicht ganz und forderte noch eine nähere Erklärung. Der Bauer gab sie folgendermaßen: „Was die zwei Groschen zu meiner Nahrung betrifft, das versteht sich von selber; mit den zwei andern, mit denen ich Schul- den bezahle, ist es so: ich habe zu Hause noch Eltern, die sehr alt und schwach sind, und also nichts mehr verdienen können; weil sie mich aber in meiner Jugend er- nährt und erzogen haben, so binich ja schuldig, sie nun auch zu ernähren; und diese Schuld trage ich täglich mit zwei Groschen ab. Das dritte Paar Groschen, die ich auf Hoffnung anlege, wende ich auf Unterricht und Erziehung meiner Kinder; indem ich hoffe, daß sie dann auch einmal, wenn ich nicht mehr arbeiten kann, mich ernähren werben. Mit den letzten zwei Groschen aber, die ich ver- schenke, ernähre ich aus brüderlicher Liebe meine beiden armen und kränklichen Schwestern." Der König war sehr vergnügt über die schöne Anwen- dung, die dieser fleißige und redliche Bauer von seinem Tage- lohne machte, und beschenkte ihn so reichlich, daß derselbe aus einem armen Bauer ein wohlhabender wurde. Der Bauer aber freute sich und dankte Gott, daß er nun seinen armen Eltern und seinen kranken Geschwistern noch mehr Gutes thun, und seine Kinder noch sorgfältiger erziehen konnte, als bisher. Lasset uns Gutes thun, und nicht müde wer- den; denn zu seinerzeit werden wir auch ernten ohne Aufhören (Gal. 6, 9.). 28. Königliche Kinderzucht. Der kleine Prinz von Wales (sprich Wähls), der älteste Sohn der mächtigen Königin Viktoria von England (er ist am 9. November 1841 geboren), stand eines Tages in ei- nem Zimmer des königlichen Landsitzes am Fenster, dessen Scheiben bis hinunter auf den Fußboden reichten. Er sollte seine Lection auswendig lernen, schaute aber hinaus in den Garten und spielte mit seinen Fingern an den Scheiben. 18*

8. Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte - S. 135

1894 - Gera : Hofmann
4. Alarich, der König der Westgoten. 135 Sweben und Alanen und zogen von da nach Spanien, gerufen, wie es heißt, von den Garden des Kaisers, den Honorianern, welche die Pyrenäen zu bewachen hatten, aber die Pässe öffneten, um an der Plünderung teilzunehmen. Nach anderen Nachrichten wurden jene Völker nach Spanien gerufen, um es dem Kaiser zu entreißen, und wiederum nach anderen Nachrichten hat sie der Kaiser geschickt, um ihm Spanien zurückzuerobern und um sie aus Gallien fortzuschaffen. Zwei Jahre sind sie in Spanien umhergezogen und haben dann eigene Staaten gegründet, die Sweben und asdingischen Wandalen in Galizien, die Alanen in Lusitanieu und Karthagena, die silingischen Wandalen in Andalusien. Während diese Dinge in den Provinzen vorgingen, ward in Italien durch die römischen Höflinge Stilicho ermordet, der einzige Helfer, der dem Kaiser kräftig zur Seite stand. Als Hauptverbrechen ward ihm vorgeworfen, daß er mit Alarich Verbindung angeknüpft, ihn in römischen Dienst genommen und als jener bei ausbleibender Tributzahlung die Alpenpässe besetzt, ihn mit 4000 Pfund Goldes beschwichtigt habe. Haß gegen die zahlreich in Italien schaltenden Goten von Stilichos Anhang war eine Haupttriebfeder der römisch-rechtgläubigen Partei. Gleich ihm wurden seine Verwandten und Freunde, sogar die in den Städten verteilten Weiber und Kinder gotischer Söldner ermordet, ihre Habe geraubt. Vierzigtausend Goten und Alanen sollen infolge dieser Vorfälle zu Alarich übergegangen sein, welcher ungesäumt und ohne erheblichen Widerstand zu finden, wie im festlichen Zuge durch Italien eilte. Er legte sich vor Rom und verlangte zur Sühne alles edle Metall und alle Sklaven germanischer Abkunft. Doch ließ er sich für das Mal mit 5000 Pfund Goldes, 30,000 Pfund Silbers, 4000 seidenen Gewändern, 3000 Purpurhäuten und 30,000 Pfund Pfeffer genügen. Die alten Götterbilder mußten, um diese Summen liefern zu helfen, den letzten Schmuck hergeben, und die Bildsäule der Tapferkeit ward eingeschmolzen — als überflüssiger Zierrat in einer Stadt, die trotz ihrer 1,200,000 Menschen nur noch in der Ermordung eines Weibes, der Witwe Stilichos, ihren Heldenmut zu bewähren vermochte. Dann nahm Alarich Winterquartiere in Tuscien, wohin ihm der Schwager Athaulf noch ein gotisch-hunnisches Heer aus Pannonien führte. Alle Deutschen in Italien liefen ihm Rache fordernd zu, und in Rom allein nahmen 40,000 Sklaven die Gelegenheit wahr, ihre Herren zu verlassen und den gotischen Befreiern zu folgen. In den Unterhandlungen, welche zwischen Alarich und dem römischen Hose zu Ravenna ohne Erfolg stattfanden, war des Goten Forderung, außer Sold und Lieferungen für sein Volk die norischen Provinzen zur Wohnstätte zu erhalten. Von neuem brach er endlich auf und zog nach Rom. Auf sein Geheiß wählten die Römer einen neuen Kaiser, den Stadtpräfekten Attalus, als dessen Oberbefehlshaber nunmehr Alarich die Städte Italiens zu unterwerfen begann. Indes litt Rom Hunger, denn der Statthalter von Afrika weigerte dem.neuen Kaiser die Getreideflotte; auch sonst war Alarich mit seinem kaiserlichen Geschöpfe, einem eitlen Griechen, nicht zufrieden, und so nahm er ihm denn bei Arminium vor versammeltem Heere Krone und Purpur wieder ab und übersandte beides dem Honorius, mit welchem neue Unterhandlungen im Gange waren. Sie zerschlugen sich. Zum dritten

9. Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte - S. 68

1894 - Gera : Hofmann
68 Erstes Buch. I. Abschnitt: Aus der deutschen Urzeit. geradezu der „Dung", bei den Franken auch „screona“. Dort bargen sie nicht nur ihre Früchte, auch sie selbst suchten hier Schutz vor dem Frost. Regelmäßig stand hier der Webstuhl, an dem die Frauen im Winter ihre leinenen Gewänder und das grobe Wollzeng webten. Noch heute haben die Landleute in der Champagne ähnlich tiefliegende Spinnstuben und nennen sie mit dem altfränkischen Namen screona, das zu ecraigne umgebildet ist. Die Kinder liefen nackt umher, und zwar nicht nur die kleinen Kinder, sondern auch die heranwachsenden Jünglinge. Bei den Herulern pflegten noch im sechsten Jahrhundert auch die Männer nackend in die Schlacht' zu stürmen, nur um die Hüften mit einem Schurz bekleidet. Sonst trugen die Männer einen kurzen Mantel aus Fellen, grobem Zeug oder Baumbast; im übrigen waren sie ebenfalls nackt. Ein vollständiges Gewand, Hosen und eine Art Jacke mit Ärmeln oder auch unter dem Mantel ein anschließendes Unterkleid, trugen nur die Vornehmeren. Auch bei den Frauen der Gemeinfreien fand sich die vollständige Bekleidung nur selten. Sie hatten ein langes hemdartiges Gewand ohne Ärmel, das vorn einen Schlitz hatte und also die Brust frei ließ. Viele Frauen trugen aber auch nichts als denselben Mantel, den die Männer trugen. Das Schamgefühl nahm an diesen Entblößungen so wenig Anstoß, daß Männer und Frauen sogar zusammen badeten. Das Haus und die Familie standen in der Gewalt des Mannes. Diese Gewalt ward begründet durch die Verlobung. Sie bildete einen Vertrag, durch welchen der Vater die Gewalt, welche er über seine Tochter besaß, dem Manne verkaufte. Der Kaufpreis hieß „das Wittum", d. i. nicht etwa eine Verkürzung für Witwentum, sondern „die bindende Gabe". Sie band die Frau an den Mann. Ohne sie konnte eine rechte Ehe nicht geschlossen werden. Die Zahlung erfolgte in Rossen und Kühen, ganz wie es bei allen Käufen üblich war. Das aber unterschied diesen Kauf von jedem anderen Kauf, daß der Preis nicht durch Angebot und Nachfrage, sondern durch die Sitte bestimmt warb. Es mußte das Wergelb des Mäbchens gezahlt werben. Der Preis hing also ab von dem Staube des Mäbchens. Der Verlobung folgte die feierliche Übergabe, b. i. die Trauung der Frau an beit Mann. Nur die Frau warb getraut, nicht der Mann. Der Mann überreichte ihr ein Schwert zum Zeichen, daß sie jetzt aus der Gewalt des Vaters frei geworben und in feine, des Mannes Gewalt übergegangen fei. Die Trauung war wie die Verlobung ein privater Akt und fanb im Kreise der Ver-wanbten statt, nicht in der Gerichts- ober Lanbesversammlung. Die Männer des Volkes hatten regelmäßig nur eine Frau, die Fürsten und Vornehmen wohl mehrere. Bei einigen Stämmen bürste die Frau nach dem Tode des Mannes nicht wieber heiraten. Unzucht der Frauen ober freien Mäbchen würde grausam gestraft, ebenso aber auch jebe Gewaltthat, die ein Mann an einer Freien verübte. So bestimmte noch ein Gesetz späterer Zeit, daß dem Manne ein bürrer Eichenpfahl aufs Herz gefetzt werbe, und daß das Mäbchen selbst die brei ersten Schläge thue, ihn hineinzutreiben. Selbst schon der unterlag schwerer Strafe, der einem freien Mäbchen Brust ober Haar berührte. Seinen Sklavinnen gegenüber war der Mann natürlich unbeschränkt:

10. Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte - S. 549

1894 - Gera : Hofmann
Iii. Deutsches Leben zur Zeit der fränk. u. stauf. Kaiser. 7. Eine deutsche Stadt. 549 unserem Maitrank; fremder Würzwein, kunstvoll aus französischem Rotwein verfertigt, wurde als Claret und Hippokras eingeführt; über Maulbeeren abgezogener Wein hieß Moraß; außerdem wurden viele andere Arten von aromatischen Tränken verfertigt, auch mit gekochtem Wein, zum Teil nach Rezepten, die aus dem römischen Altertum stammten; sie galten für medizinisch hilfreich, waren auch von Frauen begehrt, mehr als jetzt die Liköre. Im Süden des Thüringer Waldes machte dem Landwein der Birnmost und Äpfelwein Konkurrenz, er war z. B. der herrschende Trank in Bayern, wo erst später das Bierbrauen überhand nahm, der Bock aus der Stadt Einbeck erlernt wurde. Von ungemischten Weinen waren außer dem deutschen vom Rhein und der Mosel, vom Neckar und dem Würzburger vom Main, noch der von Rivoglio (Reifall genannt) und von Botzen, die ftanzösischen Mnscatel und Malvasier und der Osterwein aus Ungarn wohlbekannt, außerdem viele italienische Sorten, von Ancona, von Tarent u. s. w., endlich griechische Weine, darunter der berühmte Cyprer. Ulm war der große Weinmarkt, von dort gingen die Fässer bis hinauf in das Ordensland Preußen und in die fernsten Handelsstationen der Ostsee. Auf der Straße und in der Trinkstube wurde das Leben genossen. Darum füllten sich die Marktplätze und Straßen der Stadt am Abend, der Handwerksgesell und der junge Schreiber gaffierten und zeigten sich den Mädchen, die an Fenster und Thüre standen, und die Grüße und Scherzreden empfingen. Bei solchem Durcheinander der Männer wurden die Neuigkeiten ausgetauscht, was ein Reisender aus der Ferne zugetragen hatte, daß auf einem Dorfe in der Nähe ein unförmliches Kind geboren war, daß in Bern ein Weib mit einem Mann im Gottesgericht gekämpft, der Mann nach altem Recht mit dem halben Leib in einer Grube, das Weib mit ihrem Schlüsselbund bewaffnet, der Mann sei erschlagen. Und wieder, daß die reitenden Boten des Rates, der Christian und der Gottschalk, ausgeritten waren nach großen Nachbarstädten, um dort Kunde einzuziehen, ob man etwas Neues aus Frankreich wisse oder von dem Anzuge abenteuerlicher Schwärme von singenden Büßern. War ein Fehdebrief am Stadtthore abgegeben, dann war die Aufregung groß, wer einen Verwandten auf der Landstraße hatte, der wurde Mittelpunkt eines Kreises von Teilnehmenden und Neugierigen, ob der Reisende durch den Rat gewarnt sei, ob er gutes Geleit zu erhalten hoffe. Diese große Börse für Neuigkeiten verbreitete auch kleinen Familienklatsch, der in der abgeschlossenen Stadt die größte Bedeutung hatte, daß der alte Ratsherr Muffel von neuem heiraten werde, daß die Stromer und die Nützet sich wegen ihres gleichen Wappens auf der Gesellenstube heftig gezankt hätten. Auch das Regiment der Stadt war in diesen Stunden Gegenstand einen Beurteilung, die nicht immer wohlgeneigt blieb, und in unzufriedener Zeit wurde in den Haufen Empörung gemurmelt, die in den Schenken und Zunftstuben ausbrach und langgetragenem Leid und verstecktem Haß blutige Sühne verschaffte. War einmal etwas Merkwürdiges zu beschauen, dann kam die Stadt in helle Bewegung. Fremde und kunstfertige Tiere wurden gern bewundert.
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