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1. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 207

1899 - Gera : Hofmann
— 207 — Handelsstädte Genua und Venedig ihre Bedeutung; Portugiesen und Spanier teilten sich in die neuentdeckten Länder und rissen den Großhandel an sich. Aber schon um 1600 wurde diesen von den Hol- ländern und später letzteren von den Engländern die Herrschaft auf dem Weltmeer genommen. Die vielen Bodenerzeugnisseder Kolonien, besonders die später in Europa angepflanzten, wie: Mais, Tabak, Kar- toffeln, und die nur eingeführten, als: Kaffee, Zucker, Kakao, Vanille, Baumwolle, riefen neue Bedürfnisse wach, veränderten die Lebensweise und erzeugten eine große Rührigkeit in allen geschäftlichen und gewerb- lichen Verhältnissen. Die hinzuströmende Masse edler Metalle (aus Mexiko und Peru) verringerte den Geldwert und steigerte die Preise. 11. Das Aufblühen der Wissenschaften und Künste. Die Aus- schließung so vieler fremder Länder gestaltete einzelne Wissenschaften, besonders die Erd- und Naturkunde, völlig um und erweiterte Zn hohem Maße den bisherigen Gesichtskreis. Kopernikus in Thorn beseitigte den Jahr- tausende alten Irrtum, daß sich die Sonne um die stillstehende Erde bewege. Kepler erforschte die Gesetze des Planetenlaufes. Der Italiener Galilei entdeckte die Pendel- gesetze und wurde der Begründer der wissenschaftlichen Naturlehre (Physik). — Dazu gesellte sich das neu erwachte Studium des griechischen und rö- mischen (klassischen) Altertums und die Pflege der Kunst, zunächst in Italien, später in Deutschland. Schon im 14. Jahr- hundert hatte der große italienische Dichter Dante (f 1321 in Ravenna) einem neuen, edeln Geschmack in der 1321 Litteratur durch seine Anlehnung an die klassischen Dichter der Römer .den Weg gebahnt. Sein berühmtes Hauptwerk „die göttliche Komödie" ist eine der tiefsinnigsten Dichtungen aller Zeiten. In seinen Wegen war dann der berühmte italienische Dichter Petrarca gewandelt. Mit großer Begeisterung hatte sich dieser den humanistischen Studien, d. h. dem Studium des klassischen Altertums aus dessen Werken, zugewandt und den Anlaß zur weiteren Verbreitung dieser Studien gegeben. In vielen seiner Gedichte besang er in zarter, inniger Weise seine Laura. Er sah sie zum erstenmal in der Kirche zu Avignon, feierte sie lebenslang als weibliches Idealbild und verlor sie nach 21 Jahren durch den Tod. Als nach der Eroberung Konstantinopels durch die Türken (1453) 1453 flüchtige Gelehrte nach Italien kamen und die Pflege der griechischen Litteratur und Philosophie anregten, da entfalteten sich auf dem Boden Italiens von neuem die Wissenschaften und Künste zu schöner Blüte. In Deutschland waren die hervorragendsten Humanisten Reuchlin, Erasmus und Ulrich von Hutten. Die erwachende Studienlust ließ neue Universitäten erstehen und alte sich verjüngen. Den altberühmten Städten Paris, Bologna und Salerno reihten sich 4 i i " 3! , 4

2. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 130

1890 - Gotha : Perthes
130 8000 Reiter — meist Adel — gebracht, denen Hannibal kaum die Hälfte Truppen entgegen stellen konnte. Weil die vorsichtige, zögernde Kriegführung des Fabius den Maulhelden in Rom nicht gefiel, obschon sie Paullus billigte, so wollte dessen Kollege Varro den Römern zeigen, daß er der rechte Mann sei und das Siegen verstehe. Er verlangte daher ungestüm eine Schlacht, als die Römer am Aufidus den Karthagern gegenüber lagerten, denn wegen des Kalkbodens war das Land wasserarm und mußten sich die Heere in der Nähe des Flusses halten. Weil das Heer Hannibals bereits Mangel an Lebensmitteln litt, nahm er den Römern in Cannä ihre Magazine weg und verleitete sie durch häufige Rekognoszierungsgefechte zur Schlacht, die denn auch in einem Bogenabschnitt des Aufidus stattfand. Dieser macht nämlich bei Cannä eine Biegung, in welcher sich beide Heere aufstellten, und zwar die Karthager an der schmälsten Stelle, sodaß der Fluß ihre Flanken und den Rücken deckte, vor ihnen standen in dem weiteren Ausschnitt des Flußbogens die Römer. Doch fanden diese wegen ihrer Menge nicht ausreichenden Raum zur Aufstellung, standen daher in dichten Kolonnen hintereinander aufmarschiert, wodurch ein großer Teil der Soldaten verhindert wurde, am Gefecht teilzunehmen. Es fochten also nur die vorderen Reihen, die an Zahl den Karthagern wenig überlegen waren, dagegen hinderte die dichte Kolonnenstellung an Freiheit der Bewegung und ward daher nur gefährlich. Es standen also 80 000 römische Fußsoldaten und 6—8000 Reiter den 40 000 karthagischen Söldlingen und 8000 numi-dischen Reitern gegenüber. Weil aber die Römer mit 10000 Mann ihr Lager besetzt hielten, so nahmen nur 70 000 Mann an der Schlacht teil, auf deren rechtem Flügel die römische Reiterei stand, auf dem linken dagegen die der Bundesgenossen. Hannibal stellte den Römern gegenüber seine beste Reiterei .

3. Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte - S. 549

1894 - Gera : Hofmann
Iii. Deutsches Leben zur Zeit der fränk. u. stauf. Kaiser. 7. Eine deutsche Stadt. 549 unserem Maitrank; fremder Würzwein, kunstvoll aus französischem Rotwein verfertigt, wurde als Claret und Hippokras eingeführt; über Maulbeeren abgezogener Wein hieß Moraß; außerdem wurden viele andere Arten von aromatischen Tränken verfertigt, auch mit gekochtem Wein, zum Teil nach Rezepten, die aus dem römischen Altertum stammten; sie galten für medizinisch hilfreich, waren auch von Frauen begehrt, mehr als jetzt die Liköre. Im Süden des Thüringer Waldes machte dem Landwein der Birnmost und Äpfelwein Konkurrenz, er war z. B. der herrschende Trank in Bayern, wo erst später das Bierbrauen überhand nahm, der Bock aus der Stadt Einbeck erlernt wurde. Von ungemischten Weinen waren außer dem deutschen vom Rhein und der Mosel, vom Neckar und dem Würzburger vom Main, noch der von Rivoglio (Reifall genannt) und von Botzen, die ftanzösischen Mnscatel und Malvasier und der Osterwein aus Ungarn wohlbekannt, außerdem viele italienische Sorten, von Ancona, von Tarent u. s. w., endlich griechische Weine, darunter der berühmte Cyprer. Ulm war der große Weinmarkt, von dort gingen die Fässer bis hinauf in das Ordensland Preußen und in die fernsten Handelsstationen der Ostsee. Auf der Straße und in der Trinkstube wurde das Leben genossen. Darum füllten sich die Marktplätze und Straßen der Stadt am Abend, der Handwerksgesell und der junge Schreiber gaffierten und zeigten sich den Mädchen, die an Fenster und Thüre standen, und die Grüße und Scherzreden empfingen. Bei solchem Durcheinander der Männer wurden die Neuigkeiten ausgetauscht, was ein Reisender aus der Ferne zugetragen hatte, daß auf einem Dorfe in der Nähe ein unförmliches Kind geboren war, daß in Bern ein Weib mit einem Mann im Gottesgericht gekämpft, der Mann nach altem Recht mit dem halben Leib in einer Grube, das Weib mit ihrem Schlüsselbund bewaffnet, der Mann sei erschlagen. Und wieder, daß die reitenden Boten des Rates, der Christian und der Gottschalk, ausgeritten waren nach großen Nachbarstädten, um dort Kunde einzuziehen, ob man etwas Neues aus Frankreich wisse oder von dem Anzuge abenteuerlicher Schwärme von singenden Büßern. War ein Fehdebrief am Stadtthore abgegeben, dann war die Aufregung groß, wer einen Verwandten auf der Landstraße hatte, der wurde Mittelpunkt eines Kreises von Teilnehmenden und Neugierigen, ob der Reisende durch den Rat gewarnt sei, ob er gutes Geleit zu erhalten hoffe. Diese große Börse für Neuigkeiten verbreitete auch kleinen Familienklatsch, der in der abgeschlossenen Stadt die größte Bedeutung hatte, daß der alte Ratsherr Muffel von neuem heiraten werde, daß die Stromer und die Nützet sich wegen ihres gleichen Wappens auf der Gesellenstube heftig gezankt hätten. Auch das Regiment der Stadt war in diesen Stunden Gegenstand einen Beurteilung, die nicht immer wohlgeneigt blieb, und in unzufriedener Zeit wurde in den Haufen Empörung gemurmelt, die in den Schenken und Zunftstuben ausbrach und langgetragenem Leid und verstecktem Haß blutige Sühne verschaffte. War einmal etwas Merkwürdiges zu beschauen, dann kam die Stadt in helle Bewegung. Fremde und kunstfertige Tiere wurden gern bewundert.

4. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 190

1890 - Gotha : Behrend
190 Bilder aus den süddeutschen Landschaften. schwarzen fränkischen Waldungen den Horizont. Das war eine Burg und eine Aussicht, die deu Blick erweiterte und das Herz erhob, wie geschaffen für ein zur Herrschaft berufenes Kaisergeschlecht! Welch eine Menge von Höfen, Dörfern und Städten, die nah und fern bald mehr bald minder versteckt mit ihren Türmen und schimmernden Dächern und Zinnen vor Augen liegen! Ganz nahe, dem Anscheine nach nur einen Steinwurf weit, ruht am uördlichen Fuße des Berges die Stadt Gmünd, ebenso nahe auf der südlichen Seite in einem fruchtbaren Thale das schöne Göppingen, die beide zum Besitztum der hohenstausischen Familie gehörten. Ringsum erheben sich über die niedrigen Ortschaften Vergschlösser in Menge und umgeben mit ihren Trümmern wie Vasallen das ebenfalls gesunkene Haupt. Rechberg, Stanseneck, Helfenstein, Ramsberg. Scharfeueck, Berneck, Drachenstein waren ehemals fre Sitze blühender Geschlechter, deren Andenken sogar znm Teil verweht ist. Auch das Stammhaus der Hohenstaufen ist läugft verschwunden, und nur spärliche Mauerreste siud übriggeblieben von der alten Herrlichkeit. In den Stürmen des Bauernkrieges 1525 haben rohe Hände den ehr- würdigen Kaisersitz zerstört und auch das nahe Kloster Lorch, die Grab- stütte des hohensiaufifchen Ahnhern, mit Feuer verwüstet. Weder die Jungfrau Maria mit dem Jefnskinde über dem Portal, noch des alten Kaisers Barbarossa steinernes Bild mit dem bloßen Schwert hatten die Bauernhause:? vor der Zerstörung des Klosters znrückgefcheucht; von den verglühenden Trümmern desselben zogen sie nach dem Hohen- stanfen, auf desfen Gipfel die Kaiserburg lag mit ihren 2 m dicken und sehr hohen Mauern aus Quaderstein und ihren vielen festen Türmen; so schien sie gesichert gegen jeden Angriff; aber manches Jahrhundert war über ihren Zinnen dahingegangen und die Burg baufällig ge- worden. Deshalb wagten die zweiunddreißig Knechte, die darin lagen, keine Verteidigung, als ein Hanfe von dreihundert Bauern in tiefer Nacht den Berg hinanstieg, und während diese mit wildem Geschrei um Thor und Mauer stürmten, warseu die Thorwächter in feiger Ver- zweiflnng die Schlüffel vou deu Ziunen herab. So öffneten sich die Angreifer felber die Burg und warfen nach gründlicher Plünderung die Feuerbrände hinein. Am Bergkegel liegt noch ein Dörfchen, welches den Namen Hohen- stanfen trägt. Über einer Seitenthür der alten, neuerdings restaurierten und mit Steinwappen gezierten Kirche steht die Inschrift: „Rio transibat Cäsar, amor bonorum, terror malorum.", nebst einigen Reimen, die auf den Kirchenbesnch des Kaisers Bezug haben. Auf der Mauer sieht man sein verwittertes Freskobildnis gemalt. Die Thür ist zugemauert, gleich als sollte nach dem Kaiser niemand mehr durch dieselbe eingehen. 2. Mitten im schwäbischen Lande tritt aus dem Felsgebirge, welches die Douan vom Nekar scheidet, hochragend der Zollern heraus, von dem, in mittelalterlicher Schönheit neuerstanden, die Stammbnrg des deutschen Kaiserhauses in das herrliche alte Alemannien hinabschant.

5. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 401

1890 - Gotha : Behrend
Die Moore Norddeutschlands. 401 aber dann eine bedeutende Hitze entwickelt. Je tiefer das Moor steht, desto mächtiger sind die einzelnen Schichten. Ein Profil von einer nicht allzu tiefen Stelle weist folgende Entwickelung nach: gelber Torf 1,5 in, brauner Torf 0,25 in, schwarzbrauner Torf 0,75 m, Sohlband 0,40 m, schwarzer Saud 0,15 in, gelber Sand 0,30 in, gelbbrauner Sand 0,65 in, dann weißer Sand. Anders ist die Entwicklung des Wiesenmoors gewesen, daß sich von der Mitte aus allmählich nach den Flußlüuseu ausgebreitet hat. Im Gegensatz zu dem Hochmoore, das von unten nach oben wächst, bildet sich das Wiesenmoor von oben nach unten, und statt der Torf- moose oder des Heidekrauts siud Gräser die Narbe des Moores. Das zerrissene Ufer an der Hamme und die seeartige Erweiterung desselben bei der Holzstelle zeigen, daß es noch immer in der Entwickelung be- griffen ist. In früheren Zeiten war dieses Wiesenmoor stets den Fluten offen. Jetzt schützt eine bei Ritterhude gebaute große Schleuse desselben gegen die Sommerfluten, dagegen wird es im Winter noch regelmäßig überschwemmt. Das Wasser lagert dann den düngenden Schlick noch reichlich ab. Diese Gebiete haben sehr ertragreiche Wiesen; Viehzucht ist daher ein lohnender Erwerb. Die hier liegende Ortschaft Teufels- moor (namentlich das Oberende) weist einen Viehstand auf, der selbst die Ortschaften der Marsch übertrifft. Nach der Viehzählung vom Jahre 1883 waren in dem Orte bei 40 Gehöften und 404 Bewohnern 149 Pferde, 620 Stück Rindvieh und 529 Schafe. Von dem Gemeindebe- zirke, der 2651 ha groß ist, sind allerdings 888 ha Wiesen. Die Unwirtlichkeit des Moores hat wohl in frühester Zeit von der Besiedelnng zurückgehalten. Zuerst wird in demselben der Ort Wolda genannt, den Erzbischof Hartwich 1230 von einem Witten erkaufte und auf dem er ein Kloster einrichtete. 1232 wurde dasselbe nach Trupee, 1244 nach dem Orte zurückgelegt, der nun uach dem Kloster den Namen Lilienthal erhielt. Der neue Name verdrängte den alten. Das Kloster war mit Eisterzieuser Nouuen besetzt. Um dasselbe entwickelte sich der Ort Lilienthal. 1648 wurde derselbe von den Schweden säkn- larisiert und das Klostergut dem Grafen de la Gardie überwiesen, aber später au den Landgrafen Friedrich von Heffen-Efchwege, dem auch Osterholz zufiel, abgetreten. Die hannoversche Regierung richtete in Lilienthal einen Amtssitz ein. Von den Amtmännern verdient Johann Hieronymus Schröter, geb. am 30. August 1745 zu Erfurt, genannt zu werden. Neben dem Stndinm der Jurisprudenz hatte er unter Kästner auch reine Mathematik gehört und daneben die physische Astro- nomie getrieben. „Als er," wir folgen der Biographie in Zachs Ephe- Menden von 1799, „schon etliche Jahre Referent im Kammer-Kolle- gium zu Hannover gewesen war, erwachte erst sein natürlicher Hang zur Physik und Astronomie wieder, und er fing 1778 an, diese mit außerordentlichem Eifer ohne allen fremden Unterricht zu studieren. Der Anfang war klein und ohne alle Instrumente schwer. Aber sein Genie und seine Beharrlichkeit besiegten alle Schwierigkeiten, und schon 1779 machte er mit einem dreifüßigen achromatischen Fernrohre über den Meyer Lesebuck der Erdkunde Iii. 26 *

6. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 512

1890 - Gotha : Behrend
512 Bilder aus der norddeutschen Tiefebene. süßer Milch befeuchtet worden sind. Grobes, schwarzes Brot liegt ans dem Tische; Fleisch giebt es nnr an gewissen Tagen. Als Lieblingsessen gelten in Milch gekochter, dicker Reis und braun gekochte Fische, die bei Hochzeiten, Begräbnissen und Kindelbier verspeist werden. Zu einer Gasterei bringt sich jeder fein Messer mit, die Fischköpfe und Gräten werden unter den Tisch geworfen. Die Gänsezucht ist sehr bedeutend; nächst den Dorfhnnden, welche einen Knüttel zwischen den Beinen führen, wird man von den Gänsen zuerst in den Dörfern begrüßt, und im Frühjahr, wo die Znchtgänse mit ihren Gänschen aus der Dorfstraße sich aufhalten, sieht man um diese zugleich die ganze kleine Dorfjugeund versammelt, die mit den älteren Geschwistern die junge Brnt bewahren müssen. Während in Thüringen, Sachsen :c. Stadt- und Landbewohner dieselbe Sprache reden, ist in Pommern Stadt und Land durch die hoch- und plattdeutsche Sprache getrennt. Das pommersche Plattdeutsch verkürzt und verkrümmt die Endsilben und Diphthongen. Man sagt ick (ich) ,wat so ick (was soll ich), weeß nich (weiß nicht). Das Platt- deutsch ist so abweicheud vou der hochdeutschen Sprache, daß der Pommer diese kaum versteht. Richter, aus fremden Provinzen nach Pommern versetzt, können sich den Bauern sehr schwer verständlich machen, und vor der hoch- deutschen Predigt merkt sich der Dorfbewohner oft nur die auge- führten Bibelsprüche und die handgreiflichsten Bilder; die Sprache mit gelehrten Ausdrücken geht über sein Gesichtskreis. Das Plattdeutsche ist uach der Scheidung der Provinzen in Vor- und Hinterpommern verschieden, auch uach deu Flußgrenzen, selbst nach Dörfern. Auf Rügeu und Neupommeru bis zur Peene spricht jeder ohue Ausnahme, wie in Mecklenburg, am liebsten Platt, aber diesers Platt ist leicht, behend, traulich und gemütlich, während das hinterpommersche Platt breit, gedehnt, voll und trüge klingt; in jenem arbeiten Zuuge und Lippe, in diesem Brnst, Kehle und Kinnbacken. Der Vorpommer sagt: de, Pierd, Steen, Koh, klock; der Hinterpommer: dei, Peird, Steihn, Kanh, klank (der, Pferd, Stein, Kuh, klug). Die bäuerlichen Eltern treten ihren Hof gewöhnlich schon bei guten Jahren an den Sohn oder Schwiegersohn ab und beschließen ihre Tage im Speicher (Spinker), einer znm Bauernhof gehörigen kleinen Wohnung. Da sie ein nicht unbedeutendes Deputat an Korn, Holz. Flachs und baarem Gelde erhalten, leben sie meist ihren Kindern zu lange, ein schlechter Zng im Charakter des Bauern. Im allgemeinen ist Pommern ein armes Land, wobei jedoch das Beste ist, daß sich der Bewohner desselben über ihre Armut zu trösten wissen. Wenn vordem Boote aus Wollin, Kammin oder Gollnow sich aus der See begegneten, so eröffneten sie ein kleines Gefecht mit Wasserspritzen gegen einander, und die Wolliner wurden dabei als „Stintköppe" begrüßt, die Kamminer als „Plunderköppe", die Gollnower als „Pomuffelsköppe"; aber „Plump aus Pommerland" hält darum doch fester zusammen als die mitteldeutschen Leute, die großenteils gar

7. Bd. 2 - S. 933

1837 - Eisleben : Reichardt
Inneres Südafrika. 933 die Sitte der Zweiweiberei bei ihnen Stattfindet. Übrigens werden die Mädchen schon als Kinder verlobt, wobei dasselbe keine Stimme hat; vielmehr wird das Geschäft bloß mit den Eltern abgemacht. Zwei bis 3 Jahre nach der Verlobung zieht gewöhnlich das Mädchen aus der Hütte ihrer Mutter in die des Bräutigams ein und Burchell sah unter ihnen Mädchen die schon Mütter waren und nicht über 10—12 Jahre alt seyn konnten. Aber auch 5—6 Jahre, nachdem sie mannbar geworden sind, weicht die frische Jugendfülle den Run- zeln des Alters und sie erscheinen dann als die ekelhaftesten menschli- chen Wesen. Die Ursachen ihres schnellen Verblühens liegen mehr in ihrer harten Lebensart, die sie häufigen Entbehrungen und der rau- hen Witterung aussetzt, und in der mit den Jahren zunehmenden Un- reinlichkeit, als in der Beschaffenheit des Klimas. Da die Buschmänner keinen Landbau und auch geringe Vieh- zucht treiben; denn sie haben nur wenige Rinder und Schafe, am meisten noch Ziegen: so suchen sie verschiedene eßbare wilde Wurzeln und knollige Gewächse auf und verzehren nicht allein das Fleisch dör in ihrem Lande lebenden wilden Thiere, z. B. Rhinozerosse, Antilo- pen rc. sondern auch Heuschrecken, Eidechsen, Schlangen, Ameiseneier, und Hunger ist oft ihr Loos. Ein Lieblingsgenuß derselben ist das Rauchen von Tabak oder Dakka (Hans) und man kann sie nicht fröh- licher und leichter sich zu Freunden machen, als wenn man sie mit diesem Gegenständen beschenkt. Sie sind danach so begierig, daß sie alle ihre Habseligkeiten veräußern könnten, um zum Besitz dergleichen zu gelangen. So erzählt Burchell in seiner Reisebeschreibung*): „Als die Buschmänner hörten, daß sie sämmtlich ein Geschenk an Tabak er- halten sollten, äußerte sich ihre Freude so naiv wie bei Kindern. Roch lebhafter wurden sie, als sie bemerkten, daß ich die Vertheilung beginnen wollte; allein die Weiber waren weit lauter und ausgelassener als die Männer, und der Häuptling konnte erst nach geraumer Zeit ihr fröh- liches Geschrei zum Schweigen bringen. Der Häuptling erhielt 3 Zoll Tabak, ein jeder Mann etwa 1 ^oll und die Weiber nicht ganz so viel. Durch diese geringe Quantität waren sie, bei ihrer großen Genügsamkeit, vollkommen zufrieden gestelt, und Entzücken malte sich auf ihren Gesichtern." Eben so armselig wie ihre Nahrung, ist auch ihre Kleidung. Die Männer tragen einen Mantel von Schaffell (Karoß) oder gehen auch wohl nackt. Die Mitte des Leibes bedeckt ein sogenannter Schackal (ein Stück Leder, gewöhnlich von dem Felle dieses Thieres), der von dem ledernen um die Lenden befestigten Gürtel herabhangt. Dabei hangt ihnen an einem über die Schulter geschlagenen Riemen ein lederner Sack oder Ranzen, mit einer großen Anzahl von Schnu- *) William Burchell Reisen in das Innere von Südafrika Aus dem Englischen. Weimar. I. Band 1822. Ii. Band 1825.

8. Bd. 2 - S. 536

1837 - Eisleben : Reichardt
536 Asten. Zitronensaft, Salz und Pfeffer, wozu man öfter noch Reiß hinzufügt. Niemals aber werden dabei starke Getränke genossen; viele jedoch brin- gen hohle Bambusrohre mit, in welches sie das Blut auffangen und es trinken. Die Hinrichtung geschieht öffentlich, es ist aber nur den Männern erlaubt, dabei zu seyn, und den Weibern der Genuß des Menschenfleisches verboten; doch sagt man, daß sie zuweilen ein Stück- chen verstohlen naschen. Man versichert, daß die Battas im Allgemei- nen Menschenfleisch jedem andern vorziehen, allein dessen ungeachtet be- friedigen sie ihr Gelüste darnach nur in den gesetzlich vorgeschriebenen Fallen. Auch werden diese Exekutionen mit größter Heiterkeit und ohne Erbitterung oder Rache vollzogen. Nur Kriegsgefangene werden mit Wuth angefallen, und sogar ihre Knochen werden, selbst schon be- graben, noch benagt. ■ Vormals waren die Battas gewohnt, ihre Ver- wandten und Eltern zu schlachten und zu verzehren, sobald sie zu alt und zur Arbeit untauglich waren^ Kummerlos suchten sich die Alten selbst einen Baumast aus, an dem sie sich mit den Handen aufhingen, während ihre Kinder um sie herum tanzten und sangen: „Wenn die Frucht reif ist, fällt sie ab." Diese Ceremonie fand zur Zeit der Citro- ncnreife Statt, in welcher auch Salz und Pfeffer im Überfluß vorhanden ist. Sobald die Alten sich nicht mehr schwebend am Baume erhalten konnten und herabfielen, stürzten ihre Kinder und Verwandten über sie her, hieben sie in Stücke und verzehrten ihr Fleisch mit dem größten Appe- tite. Diese gräuliche Sitte ist indeß abgekommen, was ein Schritt mehr zur Civilisation ist und hoffen laßt, daß das ganze abscheuliche Her- kommen völlig auf dieser Insel verschwinden wird, allein gegenwärtig werden ln Friedenszeit jährlich noch gegen 100 Battas gefressen. So erzählt uns von diesem Volke der schon oben genannte Sir Stam- ford Raffles, der letzte Brittifche Gouverneur von Benkulen in Sumatra, der sich überhaupt um die nähere Kenntniß dieser Insel große Verdienste erworben hat, und auch einstens selbst von den in der Nähe von Tappanuli wohnenden Battas eingeladen wurde, der Hinrichtung eines Battas beizuwohnen, der überwiesen war die Frau seines Nachbars verführt zu haben. Naffles lehnte zwar diese Einla- dung ab; dagegen waren sein Sekretär und ein Brittischer Offizier Augenzeuge davon. Sie fanden an dem bezeichneten Orte eine große Volksmenge und den Verbrecher mit ins Kreuz ausgestreckten Armen an einen Baum gebunden. Der Justizminister, ein Häuptling von einem gewissen Range ging mit einem großen Messer in der Hand auf ihn los, und schwang es einige Male, indem er sich dem Schlacht- opfer näherte. Neben ihm ging einer, der eine Schüssel trug, in der sich eine Mischung von Citronensast, Salz und Pfeffer befand. Der Justizminister rief nun den Gatten der entehrten Frau vor und fragte ihn, welches Stück er vorzugsweise beliebe ? Das rechte Ohr, war die Antwort, und sogleich war dasselbe mit einem einzigen Schnitte vom Kopfe getrennt, worauf es dem Manne überreicht wurde, der es in
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