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1. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 207

1899 - Gera : Hofmann
— 207 — Handelsstädte Genua und Venedig ihre Bedeutung; Portugiesen und Spanier teilten sich in die neuentdeckten Länder und rissen den Großhandel an sich. Aber schon um 1600 wurde diesen von den Hol- ländern und später letzteren von den Engländern die Herrschaft auf dem Weltmeer genommen. Die vielen Bodenerzeugnisseder Kolonien, besonders die später in Europa angepflanzten, wie: Mais, Tabak, Kar- toffeln, und die nur eingeführten, als: Kaffee, Zucker, Kakao, Vanille, Baumwolle, riefen neue Bedürfnisse wach, veränderten die Lebensweise und erzeugten eine große Rührigkeit in allen geschäftlichen und gewerb- lichen Verhältnissen. Die hinzuströmende Masse edler Metalle (aus Mexiko und Peru) verringerte den Geldwert und steigerte die Preise. 11. Das Aufblühen der Wissenschaften und Künste. Die Aus- schließung so vieler fremder Länder gestaltete einzelne Wissenschaften, besonders die Erd- und Naturkunde, völlig um und erweiterte Zn hohem Maße den bisherigen Gesichtskreis. Kopernikus in Thorn beseitigte den Jahr- tausende alten Irrtum, daß sich die Sonne um die stillstehende Erde bewege. Kepler erforschte die Gesetze des Planetenlaufes. Der Italiener Galilei entdeckte die Pendel- gesetze und wurde der Begründer der wissenschaftlichen Naturlehre (Physik). — Dazu gesellte sich das neu erwachte Studium des griechischen und rö- mischen (klassischen) Altertums und die Pflege der Kunst, zunächst in Italien, später in Deutschland. Schon im 14. Jahr- hundert hatte der große italienische Dichter Dante (f 1321 in Ravenna) einem neuen, edeln Geschmack in der 1321 Litteratur durch seine Anlehnung an die klassischen Dichter der Römer .den Weg gebahnt. Sein berühmtes Hauptwerk „die göttliche Komödie" ist eine der tiefsinnigsten Dichtungen aller Zeiten. In seinen Wegen war dann der berühmte italienische Dichter Petrarca gewandelt. Mit großer Begeisterung hatte sich dieser den humanistischen Studien, d. h. dem Studium des klassischen Altertums aus dessen Werken, zugewandt und den Anlaß zur weiteren Verbreitung dieser Studien gegeben. In vielen seiner Gedichte besang er in zarter, inniger Weise seine Laura. Er sah sie zum erstenmal in der Kirche zu Avignon, feierte sie lebenslang als weibliches Idealbild und verlor sie nach 21 Jahren durch den Tod. Als nach der Eroberung Konstantinopels durch die Türken (1453) 1453 flüchtige Gelehrte nach Italien kamen und die Pflege der griechischen Litteratur und Philosophie anregten, da entfalteten sich auf dem Boden Italiens von neuem die Wissenschaften und Künste zu schöner Blüte. In Deutschland waren die hervorragendsten Humanisten Reuchlin, Erasmus und Ulrich von Hutten. Die erwachende Studienlust ließ neue Universitäten erstehen und alte sich verjüngen. Den altberühmten Städten Paris, Bologna und Salerno reihten sich 4 i i " 3! , 4

2. Teil 16 - S. 14

1806 - Gotha : Ettinger
14 Man ließ seinen Gesandten in der Provinz Delhi ermorden. Schah Nadir rückte hrerr auf weiter. Er drang bis Lahor in Panr schab vor. Zu Anfang des folgenden Jahres (1759) war er nur noch vier Tagemarsche von Delhi entfernt. Mahomet und seine Minister, die es anr fangs für ganz unwahrscheinlich hielten, daß Schah Nadir einen Einfall in das Hindostar nische Reich wagen würde, brachten auch noch die Zeit, die sie zu ernstlichen Gcgenr anstalren nöthig hatten, mit Unentschlossen, heit zu. Indessen war die Macht, die sie dem Schah Nadir, an dem Kanal von Delhi entgegenstellten, doch groß genug. Zu 200,000 Mann und 5222 Kanonen, die Mahomet, Khandoran, und der Nizam von Dekan, versammelt hatten, stieß der Nabob von Auhd mit 52,020 Mann. Dennoch war (1739 Febr.) der persische Sieg schon nach einer halben Stunde entschieden; Khanr doran war schwer verwundet, und der Nar bob von Auhd gefangen. Indessen befand sich Mahomet, mit dem größten Theil seines Heeres, in einem /wohlverschanzten Lager, welches

3. Teil 16 - S. 16

1806 - Gotha : Ettinger
i6 ' Fortschreiten hinderte. Die Stadt wurde rein ausgeplündert. 'Einen ansehnlichen Theil derselben verzehrte ein zu gleicher Zeit aus- brechendes Feuer. Schon waren auf 122,020 Menschen getödtet, als der Nizam und andre Großen durch ihre Bitten es endlich dahin brachten, daß der unbarmherzige Schah Na- dir dem Morden Einhalt zu thun befahl. Fünfzig tausend Weiber, welche die Perser in ihr Lager geschleppt hatten, wurden wie- der in Freyheit gesetzt. Der Nizam und die Großen, welche so vielen Menschen das Leben retteten, mußten durch ihre Schatze die Habsucht des Schah Nadir befriedigen. Dem Nizam wurden allein 9 Millionen Thaler aufgelegt. Man- che wurden durch Schläge zur Angabe ihrer Schatze angehalten. Der Nabob von Auhd starb, kurz nach der Einnahme von Delhi, an einem Krebsschaden. Nadir schickte hier- auf eine Truppenabtheilung nach dessen Re- sidenzstadt Lucknow, wo sie 8 Millionen Rupien erbeutete. Im kaiserlichen Pallaste zu Delhi fand man 21 Millionen Thaler an baarem Gelde, 9 Millionen an Silbcrge- schirr.

4. Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte - S. 549

1894 - Gera : Hofmann
Iii. Deutsches Leben zur Zeit der fränk. u. stauf. Kaiser. 7. Eine deutsche Stadt. 549 unserem Maitrank; fremder Würzwein, kunstvoll aus französischem Rotwein verfertigt, wurde als Claret und Hippokras eingeführt; über Maulbeeren abgezogener Wein hieß Moraß; außerdem wurden viele andere Arten von aromatischen Tränken verfertigt, auch mit gekochtem Wein, zum Teil nach Rezepten, die aus dem römischen Altertum stammten; sie galten für medizinisch hilfreich, waren auch von Frauen begehrt, mehr als jetzt die Liköre. Im Süden des Thüringer Waldes machte dem Landwein der Birnmost und Äpfelwein Konkurrenz, er war z. B. der herrschende Trank in Bayern, wo erst später das Bierbrauen überhand nahm, der Bock aus der Stadt Einbeck erlernt wurde. Von ungemischten Weinen waren außer dem deutschen vom Rhein und der Mosel, vom Neckar und dem Würzburger vom Main, noch der von Rivoglio (Reifall genannt) und von Botzen, die ftanzösischen Mnscatel und Malvasier und der Osterwein aus Ungarn wohlbekannt, außerdem viele italienische Sorten, von Ancona, von Tarent u. s. w., endlich griechische Weine, darunter der berühmte Cyprer. Ulm war der große Weinmarkt, von dort gingen die Fässer bis hinauf in das Ordensland Preußen und in die fernsten Handelsstationen der Ostsee. Auf der Straße und in der Trinkstube wurde das Leben genossen. Darum füllten sich die Marktplätze und Straßen der Stadt am Abend, der Handwerksgesell und der junge Schreiber gaffierten und zeigten sich den Mädchen, die an Fenster und Thüre standen, und die Grüße und Scherzreden empfingen. Bei solchem Durcheinander der Männer wurden die Neuigkeiten ausgetauscht, was ein Reisender aus der Ferne zugetragen hatte, daß auf einem Dorfe in der Nähe ein unförmliches Kind geboren war, daß in Bern ein Weib mit einem Mann im Gottesgericht gekämpft, der Mann nach altem Recht mit dem halben Leib in einer Grube, das Weib mit ihrem Schlüsselbund bewaffnet, der Mann sei erschlagen. Und wieder, daß die reitenden Boten des Rates, der Christian und der Gottschalk, ausgeritten waren nach großen Nachbarstädten, um dort Kunde einzuziehen, ob man etwas Neues aus Frankreich wisse oder von dem Anzuge abenteuerlicher Schwärme von singenden Büßern. War ein Fehdebrief am Stadtthore abgegeben, dann war die Aufregung groß, wer einen Verwandten auf der Landstraße hatte, der wurde Mittelpunkt eines Kreises von Teilnehmenden und Neugierigen, ob der Reisende durch den Rat gewarnt sei, ob er gutes Geleit zu erhalten hoffe. Diese große Börse für Neuigkeiten verbreitete auch kleinen Familienklatsch, der in der abgeschlossenen Stadt die größte Bedeutung hatte, daß der alte Ratsherr Muffel von neuem heiraten werde, daß die Stromer und die Nützet sich wegen ihres gleichen Wappens auf der Gesellenstube heftig gezankt hätten. Auch das Regiment der Stadt war in diesen Stunden Gegenstand einen Beurteilung, die nicht immer wohlgeneigt blieb, und in unzufriedener Zeit wurde in den Haufen Empörung gemurmelt, die in den Schenken und Zunftstuben ausbrach und langgetragenem Leid und verstecktem Haß blutige Sühne verschaffte. War einmal etwas Merkwürdiges zu beschauen, dann kam die Stadt in helle Bewegung. Fremde und kunstfertige Tiere wurden gern bewundert.

5. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 512

1890 - Gotha : Behrend
512 Bilder aus der norddeutschen Tiefebene. süßer Milch befeuchtet worden sind. Grobes, schwarzes Brot liegt ans dem Tische; Fleisch giebt es nnr an gewissen Tagen. Als Lieblingsessen gelten in Milch gekochter, dicker Reis und braun gekochte Fische, die bei Hochzeiten, Begräbnissen und Kindelbier verspeist werden. Zu einer Gasterei bringt sich jeder fein Messer mit, die Fischköpfe und Gräten werden unter den Tisch geworfen. Die Gänsezucht ist sehr bedeutend; nächst den Dorfhnnden, welche einen Knüttel zwischen den Beinen führen, wird man von den Gänsen zuerst in den Dörfern begrüßt, und im Frühjahr, wo die Znchtgänse mit ihren Gänschen aus der Dorfstraße sich aufhalten, sieht man um diese zugleich die ganze kleine Dorfjugeund versammelt, die mit den älteren Geschwistern die junge Brnt bewahren müssen. Während in Thüringen, Sachsen :c. Stadt- und Landbewohner dieselbe Sprache reden, ist in Pommern Stadt und Land durch die hoch- und plattdeutsche Sprache getrennt. Das pommersche Plattdeutsch verkürzt und verkrümmt die Endsilben und Diphthongen. Man sagt ick (ich) ,wat so ick (was soll ich), weeß nich (weiß nicht). Das Platt- deutsch ist so abweicheud vou der hochdeutschen Sprache, daß der Pommer diese kaum versteht. Richter, aus fremden Provinzen nach Pommern versetzt, können sich den Bauern sehr schwer verständlich machen, und vor der hoch- deutschen Predigt merkt sich der Dorfbewohner oft nur die auge- führten Bibelsprüche und die handgreiflichsten Bilder; die Sprache mit gelehrten Ausdrücken geht über sein Gesichtskreis. Das Plattdeutsche ist uach der Scheidung der Provinzen in Vor- und Hinterpommern verschieden, auch uach deu Flußgrenzen, selbst nach Dörfern. Auf Rügeu und Neupommeru bis zur Peene spricht jeder ohue Ausnahme, wie in Mecklenburg, am liebsten Platt, aber diesers Platt ist leicht, behend, traulich und gemütlich, während das hinterpommersche Platt breit, gedehnt, voll und trüge klingt; in jenem arbeiten Zuuge und Lippe, in diesem Brnst, Kehle und Kinnbacken. Der Vorpommer sagt: de, Pierd, Steen, Koh, klock; der Hinterpommer: dei, Peird, Steihn, Kanh, klank (der, Pferd, Stein, Kuh, klug). Die bäuerlichen Eltern treten ihren Hof gewöhnlich schon bei guten Jahren an den Sohn oder Schwiegersohn ab und beschließen ihre Tage im Speicher (Spinker), einer znm Bauernhof gehörigen kleinen Wohnung. Da sie ein nicht unbedeutendes Deputat an Korn, Holz. Flachs und baarem Gelde erhalten, leben sie meist ihren Kindern zu lange, ein schlechter Zng im Charakter des Bauern. Im allgemeinen ist Pommern ein armes Land, wobei jedoch das Beste ist, daß sich der Bewohner desselben über ihre Armut zu trösten wissen. Wenn vordem Boote aus Wollin, Kammin oder Gollnow sich aus der See begegneten, so eröffneten sie ein kleines Gefecht mit Wasserspritzen gegen einander, und die Wolliner wurden dabei als „Stintköppe" begrüßt, die Kamminer als „Plunderköppe", die Gollnower als „Pomuffelsköppe"; aber „Plump aus Pommerland" hält darum doch fester zusammen als die mitteldeutschen Leute, die großenteils gar

6. Hand-Atlas für die Geschichte des Mittelalters und der neueren Zeit - S. 42

1880 - Gotha : Perthes
Vorbemerkuigei Zu Spruier-Meïïke Haid-Atlas : Mittelalter Uid Ieuere Zeit. zen Meeres, Vorarbeiten, die Darstellung der Verhältnisse der Lateiner am ägäischen und adriatischen Meere auf den bahnbrechenden Arbeiten von Karl Hopf, der der Wissen- schaft während des Erscheinens des Handatlas leider zu früh entrissen ist. Für die Häfen des Schwarzen Meeres lagen nur gleich- falls die Abhandlungen von Bruun und briefliche Mit- theilungen des Herrn Verfassers, für die Häfen der Süd- küste von Kleinasien ein handschriftliches Memoir des Hrn. Generalconsuls Blau, für das innere Kleinasien ein Ent- wurf von Herrn Dr. Strnadt (Peuerbach) vor. Meinen besten Dank für die gütigen Mittheilungen dieser trefflichen Vorarbeiten, die mir die Arbeit sehr erleichterten! Ich habe mir indessen erlaubt von ihnen abzuweichen, wo ich nach reiflicher Prüfung zu einem abweichenden Resultat kam. Dass das Banat Machow einen weiteren Umfang gehabt habe, als die heutige Matschwa, vermag ich nicht nachzuweisen. Es kam nach Engel im Jahre 1318 an Ungarn, eine Angabe, mit der die Urkunden stimmen, und scheint ununterbrochen während dieser ganzen Periode bei Ungarn verblieben zu sein, namentlich auch während der langen Verwaltung des älteren Nicolaus de Gara (1355 bis circa 1374), und die Bemerkung von Engel’s, dass es 1357 von den Serben den Ungarn entrissen zu sein scheine (Serw. 287), gehört zu den sehr verdächtigen dieses für seine Zeit sehr verdienstlichen Schriftstellers. Der Schluss, den Fallmerayer aus Paranet. 49, p. 37, auf die Lage von Limnia macht, ist nicht adoptiert. Die Lage von Limnia erhellt aus den Portulanen. Der trape- zuntische Kaiser fuhr 1379, nachdem er seine Tochter mit dem Ta^eddin Kelebi zu Oenaeum vermählt hatte, nach Limnia, nämlich um es seinem Schwiegersohn auszu- liefern, was der höfische Historiograph verschweigt. (89) Orient Nr. Xiv. Osmänisclies Reich und Nach- barländer 1391 bis 1452. — Nebenkarten: 1. Al- banisches Insurrectionsgebiet 1444. — 2. Morea. — 3. Bosporus. — 4. Constantinopel. Von Th. Menke. Calambocz, Göger^inlik, T auben s chl o s s (sämmtliche Namen bedeuten dasselbe) ist das heutige Golubac, einst der Schlüssel der oberen Donau bis zum eisernen Thor, jetzt noch in schönen Ruinen vorhanden. Blau d. M. g. Xvi, 270, deutete Gögerginlik irrig als Golubina. dlibre an der Donau in Bulgarien, das Blau dem von Nöldeke im Texte des Neschri gegebenen Kitrog sub- stituiert, habe ich nicht aufgenommen, da auch Leunclavius ann. Turc. 318 und Seadeddin Bratutti I, 158, bei dem- selben Factum den Namen Citros geben. Die von Froissart auf der Route von Ungarn nach Nicopolis südlich der Donau angegebenen Ortschaften ver- mag auch ich nicht zu deuten, ebenso wenig Neugrad in Bulgarien, das König Sigismund nach ungarischen Ur- kunden auf seinem Zuge nach Nicopolis berührte. Or- cho w (Orczow) dagegen, über das Sigismund seinem eige- nen Zeugniss gemäss nach Widin kam, ist sicher Rachowa und steckt offenbar in den bei Thurocz genannten Oriszo, das fälschlich als Orsowa erklärt wird. In Betreff Gross- und Klein-Nicopolis stimme ich der Ansicht Bruun’s nicht bei. Jenes ist das heutige Nigeboli, und Klein- Nicopolis lag ihm, wie Bonfinius (allerdings eine spätere Quelle) richtig bemerkt, auf der anderen Seite der Donau gegenüber, also in der Walachei oder in partibus Trans- alpinis, wohin auch eine Urkunde bei v. Engel, H. A. W. H. Xlix, 4, 1, 159, das castrum Nikapol verlegt. Der Bericht des Thurocz von der Einnahme von Minus Nikapol in einem Kriege gegen die Walachen (nicht gegen die Bulgaren, wie Zinkeisen sagt) ist nur unter dieser Annahme verständlich. (90) Orient Nr. Xv. ösmanisches Reich und seine Schutzstaaten im Xvii. Jahrhundert. — Neben- karten: 1. Osmanische Vasallenstaaten in Nord- west-Africa. — 2. Osmanische Vasallenstaaten in Arabien. Von K. v. Spruner; Revision und Nebenkarten von Th. Menke. Die Provincial-Eintheilung, sowie die Benennung der Orte, Inseln u. s. w. (nach türkischen Geographen) ist den Angaben Hammer’s in seiner Osmanengeschichte und den Wiener Jahrbüchern, sowie Graf Mayläth’s ungarischer Geschichte entnommen. Druck der Engelhard -Reyher’schen Hofbuchdruckerei in Ootha. Verlag Von Justus Perthes In Gotha. 42

7. Bd. 2 - S. 933

1837 - Eisleben : Reichardt
Inneres Südafrika. 933 die Sitte der Zweiweiberei bei ihnen Stattfindet. Übrigens werden die Mädchen schon als Kinder verlobt, wobei dasselbe keine Stimme hat; vielmehr wird das Geschäft bloß mit den Eltern abgemacht. Zwei bis 3 Jahre nach der Verlobung zieht gewöhnlich das Mädchen aus der Hütte ihrer Mutter in die des Bräutigams ein und Burchell sah unter ihnen Mädchen die schon Mütter waren und nicht über 10—12 Jahre alt seyn konnten. Aber auch 5—6 Jahre, nachdem sie mannbar geworden sind, weicht die frische Jugendfülle den Run- zeln des Alters und sie erscheinen dann als die ekelhaftesten menschli- chen Wesen. Die Ursachen ihres schnellen Verblühens liegen mehr in ihrer harten Lebensart, die sie häufigen Entbehrungen und der rau- hen Witterung aussetzt, und in der mit den Jahren zunehmenden Un- reinlichkeit, als in der Beschaffenheit des Klimas. Da die Buschmänner keinen Landbau und auch geringe Vieh- zucht treiben; denn sie haben nur wenige Rinder und Schafe, am meisten noch Ziegen: so suchen sie verschiedene eßbare wilde Wurzeln und knollige Gewächse auf und verzehren nicht allein das Fleisch dör in ihrem Lande lebenden wilden Thiere, z. B. Rhinozerosse, Antilo- pen rc. sondern auch Heuschrecken, Eidechsen, Schlangen, Ameiseneier, und Hunger ist oft ihr Loos. Ein Lieblingsgenuß derselben ist das Rauchen von Tabak oder Dakka (Hans) und man kann sie nicht fröh- licher und leichter sich zu Freunden machen, als wenn man sie mit diesem Gegenständen beschenkt. Sie sind danach so begierig, daß sie alle ihre Habseligkeiten veräußern könnten, um zum Besitz dergleichen zu gelangen. So erzählt Burchell in seiner Reisebeschreibung*): „Als die Buschmänner hörten, daß sie sämmtlich ein Geschenk an Tabak er- halten sollten, äußerte sich ihre Freude so naiv wie bei Kindern. Roch lebhafter wurden sie, als sie bemerkten, daß ich die Vertheilung beginnen wollte; allein die Weiber waren weit lauter und ausgelassener als die Männer, und der Häuptling konnte erst nach geraumer Zeit ihr fröh- liches Geschrei zum Schweigen bringen. Der Häuptling erhielt 3 Zoll Tabak, ein jeder Mann etwa 1 ^oll und die Weiber nicht ganz so viel. Durch diese geringe Quantität waren sie, bei ihrer großen Genügsamkeit, vollkommen zufrieden gestelt, und Entzücken malte sich auf ihren Gesichtern." Eben so armselig wie ihre Nahrung, ist auch ihre Kleidung. Die Männer tragen einen Mantel von Schaffell (Karoß) oder gehen auch wohl nackt. Die Mitte des Leibes bedeckt ein sogenannter Schackal (ein Stück Leder, gewöhnlich von dem Felle dieses Thieres), der von dem ledernen um die Lenden befestigten Gürtel herabhangt. Dabei hangt ihnen an einem über die Schulter geschlagenen Riemen ein lederner Sack oder Ranzen, mit einer großen Anzahl von Schnu- *) William Burchell Reisen in das Innere von Südafrika Aus dem Englischen. Weimar. I. Band 1822. Ii. Band 1825.

8. Bd. 2 - S. 14

1837 - Eisleben : Reichardt
14 Europa. Kaukasischen Kette, worunter der von Mosdok (jetzt von Jekaterinograd) in Kaukasien nach Tiflis (Hauptstadt in Georgien) führende Weg die Hauptstraße aus dem Norden des Kaukasus nach Georgien ist, indem hier die Russen eine Militarstraße angelegt haben, welche stellenweise mit Schanzen gegen die Einfalle der benachbarten räuberischen Kauka- sier gesichert ist, und wodurch sie die Verbindung ihrer im N. des Kau- kasus gelegenen Provinzen mit denen im S. erhalten. Die auf dieser Straße Reisenden erhalten immer von einer Festung zur andern Bede- ckung von Kosaken und von anderm Militar. Ein Reisender, der 1827 diese Straße mit einer Karawane passirte, erzählt uns Folgendes: „Vier Werste oberhalb Mosdok ließen wir uns über den Terek setzen. Am jenseitigen Ufer ist die Bergfeste, die Alexandrowsche Redoute, worin wir übernachteten. Am folgenden Morgen verkündete der Trommelschlag den Moment des Ausmarsches, und alle Reisende mußten sich außer- halb der Feste in gerader Linie focmiren. Gleich darauf trat auch-die für sie bestimmte Bedeckung heraus; sie bestand aus einer Kanone, 60 Mann Infanterie und 20 berittenen Kosaken. Ein Offizier be- fehligte unser Detaschement. Die Trommel ertönte zum viertenmale und unser Zug begann. Vorn befand sich eine Abtheilung der In- fanterie, ihr folgte die geladene Kanone mit dem dazu gehörigen Pul- verkasten, hinter welchem ein Artillerist mit der angezündeten Lunte ging, auf diese kam die beladene Post, auf diese alle Reisende zu Pferde, Wanderer zu Fuße mit ihrem Gepäcke, und endlich die Equi- pagen, die paarweise fuhren. Eine Abtheilung Infanterie schloß den Zug, ein Theil derselben ging der Karawane zu den Seiten, die Ko- saken schlossen rings um sie eine Kette und schickten ihre Patrouillen auf eine weite Entfernung zum Recognosciren, die halbe Infanterie marschirte mit geladenen Gewehren. Immer nach 6 bis 7 Wersten ward ein kurzer Halt zum Ausruhen der Menschen und Pferde ge- macht. Zur tiefen Nachtzeit kamen wir endlich auf der nächsten Kon- stantinowschen Redoute an, in der wir übernachteten. Die Weges- strecke zwischen 2 Bergfesten gilt bei allen durch den Kaukasus nach Georgien gehenden Karawanen für eine Tagereise, indem sie die Nachte in den Festungen verbringen. Am Nachmittage des vierten Tages seit unserm Aufbruche aus Mosdok langte unsere Karawane glücklich in Wladikawkas an, einer auf einer Flache am rechten Ufer des Terek ge- legenen Festung mit einer Vorstadt, am Eingänge einer engen, hohen Bergkluft, welche die Kaukasuskette von hier an zu bilden beginnt. Durch diese äußerst enge Bergkluft, welche der Terek durchströmt, geht nun die Straße längs dieses Flusses nach Georgien. Hier bekommt man nur eine Bedeckung von 6—10 Mann. Zuerst bietet sich dem Blicke eine unabsehbare Kette von Bergen, mit Gehölz bedeckt, dar, welche die schwarzen Berge genannt werden; über sie ragen die Spitzen höherer Berge, mit ewigem Schnee bekrönt, hervor. Die Kluft verengt sich immer mehr und scheint sich zuletzt ganz zu schließen. Die

9. Bd. 2 - S. 153

1837 - Eisleben : Reichardt
Osmanischcs Reich. 153 Begriffen für etwas Erlaubtes und Gerechtes. Dieses Rachegefühl verleitet ihn dann zum Raube, zum Morde und zu andern grausamen Handlungen. Mit der Muttermilch wird dem Knaben das furchtbare „Wer sich nicht rächt, ist ein ehrloser Schurke" eingeflößt und die Blutrache erbt sich von Vater auf Sohn und Enkel. Ist ein Monte- negriner von seinem Feinde erfchoffen worden (und dies geschieht nicht selten), so hat die Familie des Verstorbenen die Verpflichtung, diesen Mord durch einen neuen an irgend einem Gliede der Familie des Mörders zu sühnen. Eine Familie, die dieser Verpflichtung nicht nachkäme, würde vom ganzen Lande als entehrt betrachtet werden. Der Blutrachec lauert auf unschuldige Verwandte des Mörders und schießt sie aus sicherm Hinterhalte nieder. Lauert er zu lange vergeblich, so wagt er sich bis in die Nahe ihrer Wohnungen, und in Ermangelung eines Erwachsenen, genügt ihm jedes lallende Kind. Doch nie wird bei Ausgleichung der Blutrache ein Weib getödtet, welche Schonung nur eine Folge der tiefen Verachtung ist, worin das weibliche Geschlecht steht; denn ein Montenegriner halt es für den größten Schimpf ein Weib, ein in seiner Meinung so erbärmliches Wesen, zu tobten. Der Haß und die Rache entflammt sich von beiden Seiten, bald hat die Familie des Mörders, bald die Familie des Bluträchers mehrere Todte zu beklagen; die Zahlen werden gegenseitig gewissenhaft gleich gemacht, und dies dauert oft viele lange Jahre fort, bis dem blutigen Kampfe durch ein Lösegeld ein Ende gemacht wird, das der Mörder den Verwandten oder Erben des Gemordeten bezahlt; denn die Familie des Gemordeten bewahrt Jahre lang die blutbefleckten Kleidungsstücke, um durch die Vorzeigung derselben die Verwandten des Gemordeten zur Rache zu entflammen, weil nach dem herrschenden Volksglauben seine Seele nicht eher Ruhe findet, bis sein Mörder gefallen ist, oder sich durch ein Lösegeld losgekauft hat. — Den größten Handelsverkehr treiben die Montenegriner mit den Österreichischen Unterthanen auf den Granzmarkten von Cattaro und Budua. Der besuchteste Bazar ist jener von Cattaro, welcher wöchentlich dreimal vor dem einen Thore dieser Stadt gehalten wird. Aus Furcht vor der Pest werden dabei dieselben Maßregeln beobachtet, wie bei den Bazars an der Türkischen Gränze. Die Einheimischen und Montenegriner sind nämlich durch ein Geländer so von einander getrennt, daß keine Berührung Statt finden kann. Ein Gesundheitsbeamter und eine Militärwache halten die polizeiliche Ordnung aufrecht. An diesen Markttagen erhält eine bestimmte Zahl von Montenegrinern Einlaßkarten in die Stadt, nachdem sie vorher ihre Waffen auf dem Bazarplatze abgelegt haben. Den Weibern ist der Eintritt in dieselbe ohne Einschränkung erlaubt. Seit der Zeit die Montenegriner mit den Türken in friedlichen Ver- hältnissen leben, treiben sie auch mit diesen Handelsverkehr und bege- den sich zahlreich auf die Bazars an der Gränze. Die kleine Stadl Le sch oder Alessio, in Albanien, unweit des

10. Bd. 2 - S. 161

1837 - Eisleben : Reichardt
Osmanisches Reich» 161 wird weniger angebaut, als die Insel braucht. Dagegen giebt es vielen und vortrefflichen Wein, Baumwolle, die mit einem besondern Fleiße kultivirt wird, sehr schönen aber wenigen Flachs, Süßholz, das wie Unkraut sich verbreitet und alles erstickt, Tabak, doch für die starke Konsumtion nicht hinreichend, Orangen, Citronen und Simonien in großer Menge, Johannisbrodbaume, deren Fruchtbarkeit sehr groß ist, und deren Frucht die einzige Zuflucht des armen Volks ist, welches sie meistens roh genießt, und die außerdem zur Fütterung des Viehes und zur Mästung der Schweine verwendet wird, Kastanien bloß im west- lichen Theile, Mandelbäume, Granaten, Indianische Feigen, die eins vortreffliche, wie Pifang schmeckende Frucht darbieten, Erdbeerbaume rc. Die Zahl der Einwohner dieser Insel ist gering. Sieber schlägt sie auf 200,000 an, wovon die meisten Griechen sind. Jetzt soll ihre Zahl kaum noch 90,000 betragen. Die Ursache dieser großen Abnahme der Bevölkerung liegt in den mörderischen Kämpfen der Griechen und Türken, indem die erstem sich gewaltsam von dem Joche der letztern zu befreien suchten. Beide Partheien verübten Mord, Raub und Plünderung ohne alle Scheu. Weiber und Kinder wurden getödtet und Hunderte von Griechischen Kindern fortgeschleppt und als Scla- ven verkauft. Den Griechen stand kein Markt offen, nach welchem sie ihre Gefangenen hatten bringen können, und zur Wiedervergeltung mor- deten sie deshalb alles, was ihnen in den Weg kam. Wo Griechen und Türken sich zufälliger Weise trafen, erfolgte ein blutiger Kampf. Beson- ders wüthete der Kampf in den Dörfern, Mann gegen Mann von einem Hause zum andern fort; hier stellte sich der Grieche mit allem Muthe und aller Tapferkeit seiner Vorfahren hartnäckig seinem Unterdrücker entgegen, und vertheidigte seine Familie, so lange er lebte. Da die Türken nicht im Stande waren, die Griechen gänzlich zu unterwerfen: so übergaben sie dem Pascha von Ägypten Mehemed-Ali diese Insel und vereinigten sie mit seinem Paschalik. Dieser ließ eine beträchtliche Zahl seiner Truppen landen und ohne Umstände alle Griechen aufhängen, die er mit den Waffen in der Hand gefangen nahm, und führte das Werk der Rache gegen sie mit der größten Wuth. Ein großer Theil der Eandioten wanderte aus, und so ist die Insel sehr verödet. In den 3 einzigen Orten Eandia, Canea und Rettimo, welche den Ramm von Städten führen, liegt ein Theil der Gebäude in Trüm- mern. Der Anblick des Innern bietet ein eben so niederschlagendes Bild dar. Die Dörfer zerfallen und das Land bleibt unbebaut. Seit einigen Jahren hat jedoch Mehemed Ali alle sich einander bekämpfen- den Partheien vernichtet, und Ordnung und Sicherheit wieder herge- stellt; und es sind mehrere Tausende der alten Einwohner zurückgekehrt, und nicht nur unbelästigt geblieben, sondern auch beschützt und aufge- muntert worden. Wahrscheinlich wird sich jetzt die Bevölkerung wieder heben. Serbien, das zur Zeit der Römer Mösia hieß, und zu Jlly- Cannabich''s Hülfsbuch. Ii. Band. 11
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TM Hauptwörter (200)200

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