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1. Das erste Geschichtsbuch - S. 37

1892 - Gera : Hofmann
— 37 — \8. Theodor Körner. \9. Ernst Moritz Arndt. und Gebet weihten die Waffen und erhoben die Herzen. Die Dichter E. M. Arndt, Theodor Körner, Max v. Schenkendorf begeisterten durch ihre Vaterlandslieder zum Kampfe. 10. Die Preußen lernten siegen. In den ersten beiden Schlachten siegten zwar die Preußen nicht, aber sie kämpften so tapfer, daß Napoleon rief: „Das sind die Preußen von Jena nicht mehr!" In der ersten wurde der edle General Scharnhorst verwundet und starb in Prag. Das ganze Volk trauerte um ihn. Schenkendorf sang: „In dem wilden Kriegestanze brach die schönste Heldenlanze —." Ein Waffenstillstand wurde geschlossen, weil beide Teile sich noch besser rüsten wollten. Während desselben traten Österreich und Schweden dem Bunde gegen Napoleon bei. Napoleon stand bei Dresden an der Elbe. Drei Heere der Verbündeten umgaben ihn. Die schlesische Armee unter dem alten Blücher stand im Osten, die Nordarmee unter dem Kronprinzen von Schweden um Berlin und die böhmische unter Schwarzenberg im Süden. Als ein französischer Marschall Berlin wegnehmen wollte, da trieb ihn die preußische Landwehr unter Bülow bei Großbeeren zurück. Im Regen gingen die Gewehre nicht los, denn damals hatten diese noch Pfannen mit Pulver. Da drehten die Soldaten die Gewehre um und schlugen mit den Kolben drein; denn „so flnfchte es besser". Ein anderer Marschall sollte Blücher in die Oder jagen, aber der alte Held jagte ihn selbst am 26. August in die angeschwollenen Wasser der Katzbach. Seine Soldaten feuerte der greise Held mit den Worten an: „Vorwärts, Kinder, das erspart eine neue Schlacht!" Seitdem nannten sie ihn Marsch all Vorwärts, der König aber machte ihn zum Fürsten von Wahlstatt. Das war ein Dors in der Nähe des Schlachtfeldes. „Am Wasser der Katzbach, da hat er's bewährt, da hat er den Franzosen das Schwimmen gelehrt." (Mosen: Der Trompeter an der Katzbach.)

2. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 329

1899 - Gera : Hofmann
f — 329 — Die Trachten dieser Zeit ließen Hals, Nacken und Arme frei. Ein Gürtel umschloß die Gestalt. Ein farbiger Shawl ward übergeworfen. Die Haare flössen in Locken nieder oder wurden durch ein Stirnband gehalten. Ein kostbarer Strick- oder Arbeitsbeutel hing am Arme. Biblische Namen (wie Eva, Ruth, Rahel) oder Namen aus berühmten Dichtungen (wie Laura, Amalia, Luise) wurden Sitte. Die Erziehung der Mädchen war Sache der Mutter und des Hauses. Öffentliche Mädchenschulen waren noch immer selten. Im Zeichnen und in der Musik wurde durch Privatlehrer unterrichtet. Mädchen traten selten an die Öffentlichkeit. Bei der Eheschließung sprachen die Eltern das ent- scheidende Wort. Der Brautstand dauerte oft jahrelang. Hochzeitreisen waren noch nicht Sitte. — Deutschlands Zerrissenheit und Ohnmacht, die sich besonders auf dem kläglichen Bundestage zu Frankfurt in dessen langweiligen und nutzlosen Verhandlungen zeigte, war der große Schmerz eines jeden guten Deutschen. Die neununddreißig Bundesstaaten bekümmerten sich wenig umeinander, und der „Bund" ward zum Gespött. Das wach- gerufene und durch die siegreichen Kämpfe gekräftigte Nationalgefühl der Deutschen fand sich nirgends befriedigt. Friedrich Wilhelm Iii. starb, tief betrauert von seinem Volke, an: 7. Juni 1840 und liegt neben seiner unvergeßlichen Gemahlin Luise 1840 im Mausoleum zu Charlottenburg begraben. Sein Wahlspruch, mit dem auch sein Testament begann, lautete: „Meine Zeit in Unruhe, meine Hoffnung in Gott!" Schöne Merkworte von ihm sind: „Meine Sache ist die Sache meines Volkes!" — „Ich möchte um vieles nicht über ein Volk herrschen, welches keine Religion hätte." Fragen: Wie hat sich die Ohnmacht des deutschen Reiches entwickelt? — Warum scheiterte der russische Feldzug? — Was trieb zu der wunderbaren Er- hebung von 1813? — Wie zeigten die Frauen ihre Vaterlandsliebe? — Wodurch war Napoleon bei den Kämpfen im Vorteil? — Wie war das Reich der hundert Tage möglich? — Warum war die Kongrcßarbeit eine so verzweifelte? — „Der Brand von Moskau" von Stägemann. — „Aufruf" von Körner. — „Das Eiserne Kreuz", „Der Landsturm" und „Auf Scharnhorsts Tod" von Schenkendorf. — „Die Trommel" von Besser. — „Lützows wilde Jagd" von Körner. — „Karl Theodor Körner" von Förster. — „Der Trompeter an der Katzbach" von Mosen. — „Das Lied vom Feldmarschall" und „Die Leipziger Schlacht" von Arndt. — „Blücher am Rhein" von Kopisch. — „Belle-Alliance" und „Vor Blüchers Standbild" von Sturm. — „Ein Wort vom alten Blücher" von Hesekiel. — „Die Grenadiere" von Heine. — „Die nächtliche Heerschau" von Zedlitz. — „Die drei Gesellen" von Rückert. — „Der Tod Friedrich Wilhelms Iii." von Gruppe. 88. Friedrich Wilhelm Iv. (1840—1861) und die Revolutionen. 1. Allerlei Aufstände und Umwälzungen. Der Herd der Un- ruhen blieb Frankreich, wo der redliche Ludwig Xviii. beim besten Willen die Parteien nicht befriedigen konnte. Unter seinem eigensinnigen Bruder Karl X. brach in der Julirevolution (1830) der Thron der 1830 Bourbonen zusammen, und der „Bürgerkönig" Louis Philipp aus dem Hause Orleans suchte nun seine Regierung den Volkswünschen anzubequemen.

3. Die Geographie in der Volksschule - S. 36

1897 - Gera : Hofmann
36 V. Die Kulturgeographie und das historische Element. Begriff „politische Geographie" unter die angedeuteten Gesichtspunkte und nehme als Grundstock der Betrachtungen die Völkerkunde des entsprechenden Erdraums und wird gute Früchte sehen. In erster Linie sind natürlich die Kulturverhältnisse des deutschen Volkes ins Auge zu fassen. Der Schüler muß eine Vorstellung erhalten von der Machtstellung des deutschen Volkes seit 1870/71, von dem Aufschwung seines Handels, seiner Großindustrie, Ausnutzung des Bodens, Entwicklung des deutschen Binnenhandels und der deutschen überseeischen Unternehmungen. Bei den fremden Ländern und Erdteilen sind in erster Linie ihre Beziehungen zu Deutschland ins Auge zu fassen""), und dementsprechend manches Land und Volk genauer, andere Gebiete nur summarisch zu behandeln. So wird man z. B. von überseeischen Ländern bei den Vereinigten Staaten Amerikas am längsten verweilen, weil ihre Kulturbeziehungen zu Deutschland sehr umfangreich und mannigfaltig sind. Neuerdings haben sich Herausgeber guter Atlanten die Aufgabe gestellt, aus Nebenkarten die Kulturgeographie der einzelnen Länder, insonderheit vom deutschen Reiche, zu berücksichtigen. Zur Erläuterung der Art und Weise dieser Kartenbilder seien hier zwei Kulturkarten aus dem „Neuen Schul- atlas" von Kühn und Peip (Gera, Hofmanns Verlag) beigefügt. — 2. Die Erörterung über die Berücksichtigung der Kulturgeographie legt uns die Frage nahe, ob die Geschichte des betreffenden Volkes oder historische Elemente aus derselben, die sich auf einen bestimmten Erdraum beziehen, nicht von hervorragender Bedeutung für die Erzielung einer richtigen geographischen Einsicht sein können. Darauf ist zu erwidern, daß man im allgemeinen mit dem Herbeiziehen historischer Thatsachen vorsichtig sein muß. Die Erdkunde ist zu lange Schleppenträgerin der Geschichte gewesen, als daß bei zu starker Betonung des historischen Elementes nicht eine Überwucherung mit ge- schichtlichen Merkwürdigkeiten wieder auftauchen könnte. Wie lange ist es denn her, daß in den gangbarsten Schulbüchern für Erdkunde die Betrachtung eines jeden Staates mit einer Unmasse historischen Notizenkrams eingeleitet wurde! Man ist eben noch zu sehr daran gewöhnt, Geschichte und Geographie als eine Art siamesischer Zwillinge zu betrachten, als daß man sich über die bestimmte Abgrenzung beider Gebiete Rechenschaft schuldig zu sein glaubt. Mit Vorliebe definiert man die nahe Verwandtschaft beider mit dem Worte vr. Tegners: „Die Geographie ist das Lokal der Geschichte; die Geschichte ist eine bewegliche Geographie." Abgesehen davon, daß die Geographie eine *) Vergleiche in dieser Hinsicht meine Schrift: „Das Deutsche Reich in seinen Kulturbeziehungen zur Fremde". Halle, Schroedels Verlag, M. 1,75.

4. Lehrbuch der Geschichte für die mittleren Klassen höherer Lehranstalten - S. 118

1904 - Gotha : Perthes
118 4. Jenode. Der deutsche Bund (unter sterreichs Leitung). Als die hchste Aufgabe des Bundes betrachtete sterreich (Metternich) diebekmpfnng aller freiheitlichen und nationalenbestrebungen. Es wute in dieser Politik Preußen festzuhalten, das indessen ans dem Gebiete der Verwaltung in musterhafter Weise eine Neuordnung des Staates vollzog. Endlich erzeugte die Fernhaltung des Volkes von den ffentlichen An-gelegensten und das Elend des deutschen Bundes eine revolutionre Gesinnung. Es kam zu den preuischen und deutschen Verfassungskmpfen, in denen Preußen zu einem Verfassungsstaat umgewandelt wurde, die uatio-nalen Bestrebungen dagegen insbesondere an dem Widerstande sterreichs scheiterten. I. Die Gekmpfung freiheitlicher und nationaler Bestrebungen. Nach den Strmen einer gottlosen Revolution betrachteten die Fürsten die christliche Religion als den festesten Halt der Staatsordnung. Daher schlssen die drei siegreichen Monarchen auf Antrieb Alexanders I. (Sept 1815) die heilige Allianz, in der sie sich zu den christlichen Grundstzen der Gerechtigkeit, Liebe und Friedfertigkeit verpflichteten. In der Bekmpfung der Revolution ging das Frstentum indes zu weit, denn es trat jeder freieren politischen und nationalen Regung mit Gewalt entgegen. Von patriotischer Begeisterung erfllt war insbesondere die deutsche Jugend aus dem Freiheitskampf zurckgekehrt. Um die deutsche Kraft zu sthlen, erffnete Turnvater Jahn in Berlin wieder seine Tnrnschnle (srisch, frei, frhlich, fromm ist der Turngemein Willkomm!"). Voll sittlichen Ernstes und christlicher Gesinnung war vor allem die studentische Jugend. In Jena entstand 1815 eine neue Burschenschaft, die alle Studenten zu einer groen christlich - deutschen Studentenschast verbinden und so in ihrem Kreise zum ersten Male die deutsche Einheit darstellen wollte. Ein groes Ver-brderungssest wurde am 18. Oktober 1817 zu Eisenach gehalten (Wart-burgfest) und das Jubelfest der Reformation mit der Jahresfeier der Leip-ziger Schlacht verbunden. Ein Jahr darauf (18. Okt. 1818) kam die allgemeine deutsche Burschenschaft zustande. Der kecke Freimut der Studentenschaft erschreckte die Regierungen, und der nationale Gedanke beunruhigte besonders den sterreichischen Minister Metter-nich. Da geschah es, da von einem jungen Fanatiker, Karl Sand, der Dichter Kotzebue, in den Augen der Burschen ein russischer Spion und Vater-landsverrter, in Mannheim erdolcht wurde (1819). Dies Ereignis setzte die Hfe vollends in Besorgnis und wurde Anla und Vorwand, alle auf Freiheit und Einheit gerichteten Bestrebungen zu bekmpfen; die Turnpltze wurden geschlossen, die Jenaer Burschenschaft aufgelst, Jahn in Festungshaft

5. Deutsche Prosa - S. 53

1900 - Gera : Hofmann
Heinrich von Treitschke. 53 Königin ^5uise. (Rede, gehalten am 10. März 1876 im Kaisersaale des Berliner Rathauses.) Heinrich von Treitschke, Historische u. politische Aufsätze. 4. Bd. 1897. (Leipzig, Hirzel.) In Wort und Schrift, in Bild und Reim ist die hochherzige Königin, zu deren Gedächtnis ich Sie hier versammelt sehe, oft gefeiert worden; in der Erinnerung ihres dankbaren Volkes lebt sie fort wie eine Lichtgestalt, die den Kämpfern unseres Befreiungskrieges den Pfad weisend hoch in den Lüften voran schwebte. Wollte ich dieser volks- tümlichen Überlieferung folgen oder gar jener Licht ins Lichte malenden Schmeichelei, die nach den Worten Friedrichs des Großen wie ein Fluch an die Fersen der Mächtigen dieser Erde sich klammert, so müßte ich fast verzweifeln bei dem Versuche Ihnen ein Bild von diesem reinen Leben zu geben, wie der Künstler sich scheut das unvermischte Weiß auf die Leinwand zu tragen. Das ist aber der Segen der historischen Wissenschaft, daß sie uns die Schranken der Begabung, die endlichen Bedingungen des Wirkens edler Menschen kennen lehrt und sie so erst unserem menschlichen Verständnis, unserer Liebe näher führt. Auch diese hohe Gestalt stieg nicht wie Pallas gepanzert, fertig aus dem Haupte des Gottes empor, auch sie ist gewachsen in schweren Tagen. Sie hat, nach Frauenart in schamhafter Stille, doch in nicht minder ernsten Seelenkämpfen wie jene starken Männer, die in Scham und Rene den Gedanken des Vaterlandes sich eroberten, einen neuen reicheren Lebensinhalt gefunden. Dieselben Tage der Not und Schmach, welche den treuen schwedischen Unterthan Ernst Moritz Arndt zum deutschen Dichter bildeten und dem Weltbürger Fichte die Reden an die deutsche Nation auf die Lippen legten, haben die schöne anmutvolle Frau, die beglückende und beglückte Gattin und Mutter mit jenem Heldengeiste gesegnet, dessen Hauch wir noch spürten in unserem jüngsten Kriege. Wie die Reformation unserer Kirche das Werk von Männern war, so hat auch dieser preußische Staat, der mit seinen sittlichen Grund- gedanken fest in dem Boden des Protestantismus wurzelt, allezeit einen bis zur Herbheit männlichen Charakter behauptet. Er dankt dem liebevollen frommen Sinne seiner Frauen Unvergeßliches. Am Ausgange des dreißigjährigen Krieges blieb uns von der alten Großheit der Väter nichts mehr übrig als das deutsche Haus; aus diesem Born, den Frauen- hände hüteten, trank unser Volk die Kraft zu neuen Thaten. Dem öffentlichen Leben aber sind die Frauen Preußens immer fern geblieben, im scharfen Gegensatze zu der Geschichte des katholischen Frankreichs. Ganz deutsch, ganz preußisch gedacht ist das alte Sprichwort, das jene

6. Deutsche Prosa - S. 142

1900 - Gera : Hofmann
142 Bernhard ten Brink. Bretterwelt hinausdrang. Und auch hier bietet seine Biographie uns charakteristische Zuge, die uns in sein Inneres einen Blick werfen lassen. Vom Jahre 1592 bis zum Jahre 1599 sehen wir den Dichter die Höhe seiner Kunst ersteigen und zugleich in der Kunstwelt und in der Gesellschaft sich eine gesicherte, allgemein anerkannte Stellung erobern. Im ersten Jahrzehnt des siebzehnten Jahrhunderts schafft er dann seine tiefsten, großartigsten Werke. Aber noch bevor er den Höhepunkt erreicht, sehen wir ihn die ersten Schritte thun, um sich für seine späteren Jahre in seiner Geburtsstadt ein ruhiges Heim zu bereiten. Shakspere hatte in London die Heimat und die Seinigen nie aus den Augen verloren; sobald er es vermochte, hatte er die Seinigen an seinem beginnenden Wohlstand teilnehmen lassen, zweifellos auch häufiger sie auf längere oder kürzere Zeit besucht. Bereits i. I. 1597 aber begann er sich in Stratford anzukaufen, den Plan vorzubereiten, den er dann nicht wieder fahren ließ. Und gegen das Jahr 1609 — etwas früher oder später — gelangte der lange gehegte Lieblingsgedanke endlich zur Verwirk- lichung. Der Dichter verließ die Bühne und die Großstadt und zog sich nach seiner stillen Heimat, zu Wald und Wiese, zu Frau und Kindern und Enkelin zurück, um die ihm noch beschiedenen Tage in edler Muße und ruhig beschaulichem Genuß zu verleben. So schloß sich das Ende seines Lebens wieder dem Anfang an zur schönen Voll- endung des Kreislaufes. Shaksperes Leben, mit dem seiner dramatischen Zeitgenossen ver- glichen, ist ebenso singulär, wie seine Werke sich unter den ihrigen ausnehmen. Der einzige unter ihnen, der keine akademische Erziehung genossen, der in einfachen Verhältnissen, in vertrautem Verkehr mit der Natur groß geworden, seine Bildung mehr dem Leben als der Schule ver- dankte. Früher als einer von den andern hatte Shakspere seine Zu- kunft gestaltet in einer Weise, die nichts Großes für ihn erhoffen ließ. Aber das, woran ein anderer zu Grunde gegangen wäre, wurde ihm nur ein Sporn, ein neues Lebensblatt mit frischem Mut zu beginnen. Enger als irgend einer seiner dramatischen Nebenbuhler schloß Shakspere sich in London dem Bühnenleben an. Aber weit entfernt, in dem lockeren Getriebe, wie so viele andere, an Seele und Leib zu Grunde zu gehen, erwuchs er zum Mann, zum Künstler und Dichter, zur geistigen und auch zur materiellen Selbständigkeit und Unabhängig- keit. — Wohlhabend, angesehen, berühmt, verließ er dann in der Kraft seiner Jahre das Theater und die Großstadt, um als Landedelmann in der Heimat seine Tage zu beschließen.

7. Deutsche Prosa - S. 201

1900 - Gera : Hofmann
Hermann Hettner. 201 stimmte Instrument der Seele sich wieder herstellte und zerrissene Saiten wieder angeknüpft würden; als ob in seiner Gegenwart sich die Unruhe der aufgeregten Triebe stille, wie vor der Musik der Natur. Aber die Erinnerung, daß er mit der Transfiguration sein Lebens- werk schloß, lenkt unsern Blick noch einmal auf die Hauptgestalt. Es giebt Momente im Leben, wo sich der Gedanke einstellt, daß das Da- sein auf seinem Höhepunkt angelangt sei. Und während der Sterbliche oft auch da, wo das Leben nur noch eine Kette von Schmerzen für ihn und eine Pein für andere ist, sich an dies Leben anklammert: so wird er in jenen Momenten sich fürchten vor der Leerheit, in die ihm nun allgemach herabzusinken bestimmt ist; und wo der Strom des Lebens am höchsten geht, scheint es nicht so schwer zu vergehen. So hat Raphael, nach Vasaris Worten, nachdem er das Antlitz seines Christus vollendet hatte, den Pinsel nicht weiter berührt. Ernst Metfchet. 1861. Hermann Hettner, Kleine Schriften. (Braunschweig. F. Vieweg & Sohn.) Ernst Rietschel war am 15. Dezember 1804 zu Pulsnitz geboren. Pulsnitz, die Geburtsstätte des Schöpfers der Lessing-Statue, ist von Kamenz, der Geburtsstütte Lessings, nur zwei Stunden entfernt. Rietschel stammte aus eiuer braven, aber armen Handwerkerfamilie. Sein Großvater war Seilermeister in Pulsnitz gewesen, sein Vater war Beutler oder Handschuhmacher; in späteren Jahren erhielt er zu diesem Erwerb, der in dem kleinen Landstädtchen kümmerlich genug war, das Küsteramt. Im Vater waren die Züge des Sohnes bereits ganz bestimmt vorgezeichnet; Rietschel pflegte oft in dankbarster Er- innerung von ihm zu erzählen. Es ist ein rührendes Bild schlicht deutscher Bürgerlichkeit, wenn wir hören, wie der arme bildungsbe- dürftige Mann, der in seiner Jugend große Lust zum Studieren ge- habt hatte, dies aber wegen seiner Mittellosigkeit hatte aufgeben müssen, überall nach Büchern herumsucht und sich zu diesem Behuf sogar eine kleine Leihbibliothek anlegt, wie er seinen Freunden und Nachbarn ein vorsichtiger Ratgeber und Helfer ist, und wie er fern von jeder Frömmelei, aber voll tiefen Gottvertrauens nicht bloß allsonntäglich in die Kirche geht, sondern auch stille Hausandachten hält und jeden Morgen und Abend sein geistlich Lied singt, in welches Frau und Kinder freudig miteinstimmen. Die Mutter war sanft und in sich ge- kehrt, bescheiden und unermüdlich thätig; emsig darauf bedacht, durch

8. Deutsche Prosa - S. 204

1900 - Gera : Hofmann
204 Hermann Hettner. Häuschen auf der Oberseergasse; er teilte seine Stube mit seiner Wirtin, einer alten Waschfrau; seine Schlafkammer war unter dem niedrigen Dach ein kleiner Holzverschlag, im Sommer erstickend heiß und bei schlechter Witterung nicht einmal hinlänglich gegen Regen und Schnee geschützt. Des Mittags hatte er nichts zu essen, als Obst und Butter- brot; nur am Sonntag fand er bei einer armen Tante in der Friedrich- stadt ein dürftiges Fleischgericht. Aber die Fortschritte in der Akademie, die er mit leidenschaftlichem Eifer besuchte, waren schnell und erlangten die allgemeinste Anerkennung. Aus der untersten Klasse, in welcher die meisten Schüler zwei Jahre, viele noch länger zu sitzen pflegten, wurde er bereits nach neun Monaten in den Gipssaal versetzt. Auf der Ausstellung erhielt er die damals übliche Geldprämie von 25 Thalern. Das zweite Jahr war mit demselben Erfolg gekrönt; nach elf Monaten rückte er in den Aktsaal vor und erhielt wieder die Prämie. Sein wackerer Strebensgenosse und inniger Freund war Julius Thäter, jetzt Professor der Kupferstecherkunst in München, der ebenfalls ein Meister ersten Ranges in seiner Kunst geworden ist. Endlich hatte sich die äußere Lage etwas besser gestaltet. Der junge Künstler hatte die Aufmerksamkeit der Kunstfreunde erregt, seine liebenswiirdige Persönlichkeit gewann ihm die Liebe aller. Es wurden ihm fast für alle Tage der Woche Freitische angeboten; durch Unter- richtgeben und kleine Nebenarbeiten gelang es auch, für eine etwas be- haglichere Wohnung sorgen zu können. In diese Zeit füllt das erste fröhliche Ausschauen nach einer tieferen und allgemeineren wissenschaft- lichen Bildung, durch welche Rietschel in späteren Jahren sich vor vielen, selbst berühmten Künstlern sehr vorteilhaft auszeichnete, und welche leider jetzt die meisten Akademieschüler sträflich vernachlässigen, in der aberwitzigen Meinung, daß die Bildung ihre Naivetät beeinträchtige. Zum erstenmal lernte er Goethe, Schiller, Shakespeare und die alten Dichter mit verständnisvollster Bewunderung kennen. Ein vorgerückterer junger Künstler, Milde aus Hamburg, führte Rietschel in diese neue Welt ein. Thäter und einige Monate hindurch auch der Landschafter Preller aus Weimar, der aber bald Dresden verließ, nahmen an diesen Studien den innigsten Anteil. Trotz alledem lagerten über der Aussicht in die Zukunft nach wie vor die düstersten Sorgen. Es konnte dem talentvollen Jüngling nicht lange verborgen bleiben, daß sich die Akademie im kläglichsten Zustand befand. . . . Noch hatte sich Rietschel nicht für einen bestimmten Kunstzweig entschieden. Er dachte daran, Maler zu werden, aber er war ohne Hilfe und Rat. . . Ein günstiger Zufall wurde entscheidend. Der Minister Graf von Einsiedel suchte zur Vergrößerung seines Hütten- werkes in Lauchhammer einen geschickten Modelleur und entschloß sich,

9. Kleiner Handelsatlas für Lehranstalten, sowie zum Selbstunterricht - S. 1

1895 - Gotha : Perthes
ideimi* t^andelsatlas für Lehranstalten^ sowie zunr Selbstunterricht. 12 Kartenseiten mit 42 Darstellungen. Eine Ergänzung zu jedem geographischen Atlas. Begleitworte: Die wichtigeren Rohstoffe und Industrie-Erzeugnisse im Welthandel und -Verkehr mit besonderer Berücksichtigung der Handelswaren des deutschen Zollgebietes. von j)eml Langhaus. : «il. F. Grast} ! fìansàurg f frt*ën»fwr. 68. f Gotha: Justus Gerthes. W5.

10. Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte - S. 243

1894 - Gera : Hofmann
8. Zwei altdeutsche Messiaden. 243 Sacfttmle der Niederschrift der Straßburger Eidschwüre Ludwigs des Deutschen und Karls des Kahlen vom ^zahre 842 in „Nithards fränkische Geichrchten". (10. Jahrh.) Aus dem neunten Jahrhundert besitzen wir zwei Messiaden. Die erste, der „Heliand" (Heiland), in altniederdeutscher Mundart gedichtet, ist — bcr Borrede nach auf Befehl Ludwigs des Frommen (um 830) entstanden I" allittcriercnbcn Versen und in naiv volkstümlichem Ton erzählt der unbekannte sächsische Dichter das Leben Christi als das eines reichen, mächtigen milben deutschen Volkskönigs, ohne inbes seine göttliche Würbe je zu beeinträchtigen. Auch sonst ist alles bentsch in dem Gebicht: bte Jünger des Herrn smb des Königs Mannen, bic jübischen Städte sinb in beutsche Burgen 16*
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