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11. Das erste Geschichtsbuch - S. 16

1892 - Gera : Hofmann
— 16 — Er wurde am 22. März 1797 geboren, in demselben Jahre, als sein Vater den Thron bestieg. Er war ein schwächliches Kind, und die Mutter nannte ihn ihr „Angstkind". Trotzdem tummelte er sich wacker umher, lernte sleißig und gewissenhaft und übte sich besonders gern als kleiner Soldat. Seine Mutter schrieb über ihn an ihren Vater: „Unser Sohn Wilhelm wird, wenn mich nicht alles trügt, gerade wie sein Vater, einfach, bieder und verständig!" Er war ein Kind von saunt 10 Jahren, als das Unglück über Preußen hereinbrach. Der französische Kaiser Napoleon besiegte die Preußen bei Jena und nahm in kurzer Zeit das ganze Land ein. Die königliche Familie flüchtete bis in die Stadt Memel am östlichen Ende des Reiches. Oft litt sie die größte Not. Wie oft sah der Knabe die herrliche Mutter weinen! Wochenlang lag sie todkrank in einer Bauernhütte am Nervenfieber. Einmal saß sie neben dem zerbrochenen Wagen am Grabenrande; ihre Kinder schmückten mit blauen Kornblumen ihr liebes Haupt, sie aber flocht ihnen Kränze daraus. Darum liebte Kaiser Wilhelm die Kornblumen so sehr. In Königsberg hatte er Unterricht beim lieben Vater Zeller. Es ist noch ein dankbarer, kindlicher Brief da, den er an diesen schrieb. Als er 13 Jahre alt war, starb ihm die geliebte Mutter. Er schmückte die Tote mit einem Kranze, der heute noch im Sterbezimmer aufbewahrt wird. 7. Prinz Wilhelm auf einem Schlachtfelde in Frankreich. (Nach H. Süöerg.) 3. Der pflichttreue Prinz. Als sich im Jahre 1813 das ganze Volk erhob und die Franzosen ans dem Lande jagte, da wäre er so gern als Kämpfer auch dabei gewesen. Aber sein Vater ließ ihn nicht

12. Das erste Geschichtsbuch - S. 29

1892 - Gera : Hofmann
— 29 — Völkerschlacht bei Leipzig, wo sich die Deutschen vom französischen Joche frei machten. Auch das Denkmal auf dem Kreuzberge bei Berlin erinnert noch heute daran, wie unter Friedrich Wilhelm Iii. in den Befreiungskriegen das preußische Volk die Feinde siegreich aus dem Lande jagte. Zu seiner Zeit wurde die allgemeine Wehrpflicht eingeführt, die Landwehr und der Landsturm gegründet. Nicht geworbene Söldner, sondern alle gesunden Söhne des Volkes sollten hinfort das Vaterland verteidigen. Friedrich Wilhelm Iii. hob die Hörigkeit der Bauern auf, die bis dahin ihren Gutsherren als Eigentum zugehörten, und schuf einen freien Bauernstand, wie wir ihn kennen. Er gab den Städten die Selbstverwaltung, die heute noch gilt, und schuf so einen freien Bürgerstand. Damit die Streitigkeiten der Leute nicht gleich vor das Gericht kämen, setzte er Schiedsrichter ein, die heute noch ohne große Kosten die Leute zu versöhnen suchen. Auch im Schulwesen erinnert vieles an Friedrich Wilhelm Iii. Zu seiner Zeit lebte der große Kinderfreund Pestalozzi Denkmal auf dem Areuzberge in der Schweiz. Nach seiner Weise wird bei 5erltrl noch heute in den Schulen unterrichtet und erzogen. Die Königin Luise war so entzückt über die Erziehungsweise dieses Mannes, daß sie rief: „Ich möchte hin zu ihm, um in der Menschheit Namen ihm zu danken!" In allen Schulen wird jetzt geturnt, und in den meisten Orten sind Turnvereine. Das Turnen wurde unter Friedrich Wilhelm Iii. durch den Turnvater Jahn eingeführt, um die Jugend gesund, stark und wehrhaft zu machen. In allen Schulen werden folgende Lieder gelernt und gesungen: „In dem wilden Kriegestanze" von Schenkendors, „Was blasen die Trompeten?" von E. M. Arndt, „Vater, ich rufe dich" von Theodor Körner. Diese vaterländischen Dichter lebten in jener Zeit und begeisterten das Volk durch ihre Lieder. Die Hochschule in Berlin, die heute von mehr als 5000 Studenten besucht ist, gründete der König in jener Zeit. Jeden Sonntag kann uns in der Kirche etwas an ihn erinnern. Er hat die lutherischen und reformierten Christen, die sich früher oft stritten und schmäheten, zu einer evangelischen Landeskirche vereinigt. Die Agende, aus der jeden Sonntag der Geistliche liest, stammt von ihm. Unser Königreich Preußen ist jetzt in Provinzen, Regierungs-bezirke und Kreise eingeteilt. Das geschah auch unter Friedrich Wilhelm Iii. Dem ganzen deutschen Vaterlande erwies er eine große Wohlthat durch den Zollverein. Bis dahin erhob jeder deutsche Fürst an seiner Landesgrenze von den eingehenden Waren einen Zoll oder eine bestimmte Abgabe.

13. Das erste Geschichtsbuch - S. 94

1892 - Gera : Hofmann
— 94 — er viele Städte mit Mauern und Gräben. Der neunte Mann vom Lande, wie sehr er sich auch sträubte, mußte in diese „Burgen" ziehen; die Bewohner wurden darum Bürger genannt. Die Bauern lieferten den dritten Teil ihrer Feldfrüchte als Vorrat in die Städte. In Kriegsnöten suchten dann alle Schutz hinter den Mauern. Diese Städte erhielten viele Freiheiten und blühten bald ans. Es wurden hier Märkte gehalten und alle Handwerke ausgebildet. Die Bürger wurden als Fußvolk, die Adeligen als Reiterei fleißig in den Waffen geübt. Mit dem neuen Heere besiegte Heinrich die Wenden an der Elbe und gründete die Mark Meißen, bekehrte die Böhmen zum Christentums und eroberte mitten im Winter Brandenburg, das von Sümpfen umgürtet war. 4. Wie er die Ungarn besiegte (933). Als der Waffenstillstand abgelaufen war, kamen ungarische Boten und forderten den alten Tribut. Man soll ihnen einen räudigen Hund gegeben und gesagt haben: „Wollt ihr einen besseren Tribut, so holt ihn euch!" Hierauf fielen die Ungarn mit zwei mächtigen Heersäulen ins Land. Aber vergeblich umschwärmten sie die Städte, und nur wenig Beute fanden sie. Als sie eine Burg an der Unstrut belagerten, da kam Heinrich mit seinem Heere über sie. Die Fahne mit dem Erzengel Michael wurde vorangetragen und das Feldgeschrei „Kyrie eleison", d. h. „Herr, erbarme dich!" angestimmt. Die Ungarn schrieen „Hui, hui" und wehrten sich tapfer, aber die Mehrzahl wurde erschlagen oder in die Flucht gejagt. Viele christliche Sklaven wurden befreit und sieben ungarische Führer mit abgeschnittenen Nasen und Ohren andern zur Warnung heimgeschickt. Der zweite Ungarnhaufe wurde bei Sondershausen vernichtet. Heinrich starb zu Memleben und liegt zu Quedlinburg begraben. 5. Wie die Städte aufblühten. Anfänglich wollten die Bewohner des Landes nicht in die Städte ziehen, weil sie sich wie lebendig begraben vorkamen. Die Straßen waren nngepslastert, krumm und eng, die Stockwerke der Häuser so übergebaut, daß man oft den Himmel kaum sehen konnte. Meist umgab eine doppelte Mauer mit Türmchen und ein Wallgraben die Stadt. Die Thore in den Mauern wurden bewacht und jeden Abend geschlossen. Die Dächer waren mit Stroh oder Schindeln gedeckt, die Giebel nach der Straße gekehrt, die Thür quer in zwei Hälften geteilt. Auf den Straßen waren Ziehbrunnen, seltener Laufbrunnen. Das Vieh wurde täglich von dem Hirten ausgetrieben. Die Schweine liefen den ganzen Tag frei auf der Straße umher. Doch mehr und mehr entstand ein Zudrang nach den Städten, als man sah, wie sicher und gut man da lebte. Die einzelnen Hand- 49. Heinrich I.

14. Das erste Geschichtsbuch - S. 107

1892 - Gera : Hofmann
— 107 — wird meinem Herrn, dem Könige von Ungarn, eine Tochter geboren, die schön und tugendreich und Eures Sohnes ehelich Gemahl werden wird!" Vier Jahre später sandte der Landgraf Hermann herrliche Boten in das ferne Ungarland und ließ den König um die Hand seiner Tochter Elisabeth für seinen Sohn Ludwig bitten. Der Ungarnkönig empfing dte Boten günstig, denn ihr Herr war in allen Landen berühmt. Er bewilligte auch, daß das Mägdlein mit nach Eisenach geführt und dort erzogen würde. Gar herrliche Gaben, so eine silberne Wiege und Badewanne, köstliche Kleider und Geschmeide, sandten die Eltern mit und beschenkten die Boten reichlich. Als Elisabeth in Eisenach ankam, war sie vier, Ludwig aber elf Jahre alt. Beide wurden mit allem Fleiß erzogen, bis sie zu ihren Jahren kamen und ein glücklich Ehepaar wurden. 2. Wie Elisabeths Almosen zu Wosen wurde. Fast täglich stieg Elisabeth von der Wartburg hinab in die Stadt Eisenach, um die Armen zu speisen und die Kranken zu pflegen. Einmal trug sie in einem Korbe Fleisch, Brot und Eier hinab. Da begegnete ihr der Landgraf. Sie erschrak und suchte beschämt den Korb unter dem Mantel zu verbergen. Der Landgraf aber stellte sich rauh und fragte: „Was trägst du da?" Damit schlug er den Mantel zurück und sah in dem Korbe lauter Rosen. Elisabeth schlug ihre Augen zur Erde, ihr Gemahl aber faßte sie bei der Hand und redete liebreich mit ihr. (Vergleiche Bechsteins Gedicht: „Elisabeths Rosen".) ß. Wie sie die Armen in der Knngersnot speiste. Einst war ihr Gemahl auf lange Zeit mit dem Kaiser nach Italien gezogen. Da brach eine große Hungersnot im Lande aus. Elisabeth aber nahm alles Korn und allen Vorrat und teilte es unter die Bedürftigen. Täglich speiste sie 300 Arme. Für die Schwachen, die den Berg nicht ersteigen konnten, baute sie in der Stadt ein Spital und ließ sie dann versorgen. Als ihr Gemahl nach zwei Jahren wieder heimkam, da verklagten die Amtleute seine Gemahlin, daß sie alles den Armen gegeben habe. Er aber sprach: „Lasset sie um Gottes willen weggeben, was wir haben. Wenn uns nur die Wartburg und die Neuenburg bleiben! Drei Dinge gefallen Gott gar wohl: Eintracht unter Brüdern, Liebe unter Christen und Einigkeit unter Eheleuten!" 4. Wie Ludwig nach dem heiligen Lande zog. Der Kaiser Friedrich berief alle Fürsten und Ritter zu einem Zuge nach dem heiligen Lande, um des Heilands Grab den ungläubigen Türken zu entreißen. Auch Landgraf Ludwig ließ sich als „Kreuzfahrer" das rote Kreuz auf den Mantel heften. Darüber erschrak seine Gattin bis zum Tode, er aber tröstete sie mit liebreichen Worten. Vor seinem Abschiede ermahnte er seine Leute zu einem fleißigen, gerechten und friedlichen Leben und befahl Weib und Kind und die Regierung des Landes seinem Bruder. Sein Gattin geleitete ihn in herzlicher Liebe und großer Trauer bis Meiningen. Hier nahm sie den letzten, rührenden Abschied. Sie sollte ihn auf Erden nicht wiedersehen. Er erkrankte in Italien an einem giftigen Fieber. Als er sein Ende nahen fühlte, empfing er mit großer Andacht das heilige Abendmahl und die letzte Ölung. Plötzlich flüsterte er: „O sehet doch die «Stube voll weißer Tauben!" Man wollte ihm solches ausreden, er aber rief: „Ich will mit diesen Tauben von hinnen fahren!" Und damit gab er seinen Geist in Gottes Hände. 5. Wie die heilige Elisabeth starb. Nach dem Tode ihres Gemahls wurde Elisabeth mit ihren Kindern von der Wartburg vertrieben. Sie irrte heimatlos umher und nährte sich kümmerlich durch Spinnen und Nähen,

15. Das erste Geschichtsbuch - S. 38

1892 - Gera : Hofmann
20. Blücher in der Schlacht an der Katjbach. (Nach Bleibtreu.) Die böhmische Armee trieb Napoleon siegreich zurück. Als ihr aber ein Marschall den Rückweg abschneiden wollte, wurde er bei Nollen-borf durch Kleist geschlagen und gefangen. Bei Dennewitz besiegte Bülow den Marschall Ney, den „Tapfersten der Tapfern". Bei Wartenbnrg an der Elbe siegte Jork über die Franzosen, so daß sich nun die schlesische mit der Nordarmee vereinigte. Da konnte sich Napoleon bei Dresden nicht mehr halten und zog mit seinen Scharen auf die Ebene bei Leipzig. 11. Die Völkerschlacht bei Leipzig brach Napoleons Macht am 18. Oktober 1813. Über eine halbe Million Streiter und 1500 Kanonen kamen bei Leipzig zusammen und thaten ihre blutige Arbeit. Das verbündete Heer war großer als das französische, aber es sammelte sich langsam und stand unter verschiedenen Führern; das französische stand bereit und gehorchte dem Befehle eines gewaltigen Kriegsherrn. Am 16. Oktober gaben drei weiße Leuchtkugeln aus Schwarzenbergs und drei rote aus Blüchers Lager das Zeichen zum Angriff. Um die Dörfer Wachau im Süden und Möckern im Norden raste der Kampf. Von dem Kanonendonner erbebte die Erde und zersprangen die Fenster. Anfänglich war Napoleon im Vorteil. Er ließ schon die Glocken läuten und Siegesboten nach Paris eilen. Aber er hatte zu früh gejubelt. Blücher hatte am Abend nach unglaublichen Anstrengungen

16. Das erste Geschichtsbuch - S. 43

1892 - Gera : Hofmann
— 43 - 22. Schloß Sanssouci bei Potsdam. (Blätterbauer.) Besonders erinnert das Schloß Sanssouci (spr. Sangßusie) oder Sorgenfrei an ihn. Er ließ es in der Nähe Potsdams aus einem Hügel erbauen und mit wunderschönen Gärten umgeben; hier wollte er von den schweren Regierungssorgen ausruhen. Nicht weit davon steht eine alte, unbenutzte Windmühle. Sie ist ein Denkmal der Gerechtigkeit des großen Königs. Er wollte sie dem Müller abkaufen, aber dieser wollte nicht. Da drohte der König, die Mühle abschätzen und abbrechen zu lassen, aber der Müller berief sich auf das Kammergericht in Berlin. Den König freute das Vertrauen des Müllers auf die preußische Rechtspflege, und er störte ihn nicht in seinem Besitze. (Hebels Erzählung: König Friedrich und sein Nachbar.) In Preußen gilt als Gesetzbuch noch heute das Allgemeine Landrecht. Es war der große König, der es ausarbeiten ließ. Die Provinzen Schlesien und Westpreußen, die er für Preußen gewann, machen feinen Namen unvergeßlich. Besonders lebt sein Gedächtnis in den Sumpfgegenden der Ohre (im Regierungsbezirk Magdeburg), der Oder, Warthe und Netze, die er entwässern und in fruchtbare Felder und Wiesen verwandeln ließ. Die Kartoffeln, die heute das Brot der Armen sind, ließ er damals zwangsweise anbauen. Die Kinder sagen gern von ihm das Gedicht her: „Friderikus Rex, der große Held —Der König wollte an einem Nachmittage die Kinder, die sein Pferd umschwärmten, in die Schule treiben; sie aber lachten: „Der alte Fritz will König sein und weiß nicht einmal, daß den Mittwoch Nachmittag keine Schule ist!" Sehr seltene und gesuchte Thaler sind die Sterbethaler. Sie zeigen das Bild des großen Königs und die Umschrift 17 A 86. Das A bedeutet die Münzstätte Berlin, 1786 aber die Jahreszahl der Prägung. Das A zwischen der Jahreszahl giebt den Sterbemonat Friedrichs des Großen, den 17. August 1786, an.

17. Das erste Geschichtsbuch - S. 7

1892 - Gera : Hofmann
— 7 — V Kaiser Wilhelm Ii. den Fahneneid geschworen. Die Richter sprechen Recht in seinem Namen. Ans den Münzen steht sein Bild. Jeden Sonntag wird für ihn, sein Haus und seine Regierung in der Kirche gebetet. In jeder Schule hängt sein Bild und wird sein Geburtstag gefeiert. 2. Kaiser Wilhelm Ii. verlebte eine glückliche Jugend. Unser Kaiser und König wurde am 27. Januar 1859 geboren, ist also jetzt . . .. Jahre alt. Sein Vater war der deutsche Kaiser Friedrich und seine Mutter die noch lebende Kaiserin Viktoria. Als er kaum geboren war, da rief ein alter General den vielen Menschen, die vor dem Schlosse auf gute Nachricht warteten, freudig zu: „Es geht alles gut; es ist ein tüchtiger Rekrut, wie man es nur verlangen kann!" Als Abgeordnete kamen und dem Vater Glück wünschten, da sagte dieser: „Wenn Gott meinem Sohne das Leben erhält, so will ich ihn in den Gesinnungen und Gefühlen erziehen, die mich an das Vaterland ketten." Der kleine Prinz wurde sorgfältig erzogen. Sein Vater bekümmerte sich selbst um alles. Er sollte einfach, ordentlich, fleißig und gehorsam werden. Nur nicht gern waschen ließ er sich, desto lieber aber von den Schildwachen am Schlosse grüßen. Einmal schrie er wieder vor dem Waschen. Da befahl sein Vater, ihn ungewaschen hinaus zu lassen. Fröhlich sprang der kleine Prinz fort und spazierte am Posten vorbei. Aber siehe! der Posten erhob kein Gewehr und that, als sähe er ihn nicht. Bitterböse lief der Prinz zu feinem Vater und klagte ihm fein Leid. Dieser aber sagte ernst: „Vor einem ungewaschenen Prinzen darf kein Soldat das Gewehr präsentieren!" Da schämte sich der Prinz und ließ sich von der Zeit ab willig waschen.

18. Das erste Geschichtsbuch - S. 57

1892 - Gera : Hofmann
— 57 — verunglückte, verkommene und verdorbene Menschen ließen sich freiwillig anwerben. Andere wurden beschwatzt oder betrunken gemacht oder gewaltsam weggeführt. Auf solche Soldaten war natürlich kein Verlaß. Vaterlandsliebe kannten sie nicht. Sobald es ihnen nicht mehr anstand, desertierten oder entflohen sie um anderswo aufs neue Handgeld zu nehmen. Sie wurden darum streng überwacht. Sobald einer entfloh, donnerten die Kanonen hinter ihm her und stürmten die Glocken in den Dörfern. Jedermann war bei harter Strafe verpflichtet, den Ausreißer zu fangen und einzuliefern. Der Ärmste mußte dann durch die Gasse laufen. Die Soldaten stellten sich m zwei Reihen auf. Jeder erhielt eine fpitz auslaufende Rute. Der Sträfling mußte stch bis zum Gürtel entblößen und die Hände auf den Rücken binden lassen. Dann lief er mehrmals durch die 2 m breite Gasse und erhielt von jedem Soldaten einen Hieb auf den bloßen Rücken. Bald rann das Blut in strömen und hing das Fleisch in Fetzen nieder. Mehrmaliges Spießrutenlaufen hatte oft den Tod zur Folge. Die Soldaten trugen blaue Röcke, weiße Hosen, lange lederne Gamaschen, hohe Hüte und hinten einen langen künstlichen Haarzopf. Die Gamaschen und der Zopf waren die Qual der Soldaten. Die Gamaschen mußten immer geschwärzt und ohne Falten ganz eng an die Beine geknöpft, der Zopf geflochten und gewichst, die Haarlocken an der Seite gepudert sein. _ Die ganze Nacht vor einer Parade saßen die Soldaten in vollem Anzuge mit gedrehtem Zopfe und gestreckten Beinen, steif wie Puppen, auf Stühlen, damit der mühsame Aufputz nicht zerstört würde. Noch heute bezeichnet man mit Gamaschendienst eine kleinliche und peinliche Quälerei und mit dem Zopf eine lästige, veraltete Einrichtung. Durch sein eigenes Beispiel und die strengste Überwachung hat der König einen Beamten st and erzogen, der sich durch Fleiß, Gehorsam und Zuverlässigkeit auszeichnet. Er selber arbeitete eine Geschäftsvorschrift für die Beamten aus. Bei knapper Besoldung verlangte er viele Arbeit und die größte Pflichttreue. Die allgemeine Schulpflicht der Kinder stammt aus seiner Zeit. Bis dahin ging nur in die Schule, wer wollte. Nun mußten alle Eltern ihre Kinder vom 5. bis 12. Jahre in die Schule schicken. Hier wurden sie in der Religion, im Lesen, Schreiben und Rechnen unterwiesen. Über 2000 Schulen hat der König gebaut und sogar ein Lehrerseminar gegründet, damit die Lehrer für ihr schweres Amt recht vorbereitet würden. Der König besuchte sehr oft Schulen und prüfte die Kinder. Er wird darum auch der Vater der preußischen Volksschule genannt. Von diesem merkwürdigen Fürsten wollen wir nun noch mehr hören. 2. Der schlichte Charakter. Friedrich Wilhelm I. ist der Sohn des ersten Königs von Preußen. Er wurde im Todesjahre seines Großvaters, des großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm, 1688 geboren. Die 52 Jahre seines Lebens liegen zwischen dem Todesjahre des größten Kurfürsten und dem Regierungsantritt des größten Königs aus dem Hause Hohenzollern. Sein Vater liebte die Pracht, er aber haßte jeden Prunk und jede Bequemlichkeit. Einen goldgestickten Schlafrock warf er ins Feuer. Allerlei Schmucksachen verkaufte er und bezahlte damit Schulden seines Vaters. Über alle Einnahmen und Ausgaben

19. Das erste Geschichtsbuch - S. 85

1892 - Gera : Hofmann
— 85 — ein Kriegsheld und ein hochbegabter Herrscher war. Die Hofleute aber scherzten, der „Schneekönig" werde bald an der südlichen Sonne zerschmelzen. Mit bewährten Truppen landete Gustav Adolf an der pommerschert Küste. Knieend dankte er Gott für die glückliche Überfahrt. Als er Thränen in den Augen seiner Offiziere sah, sagte er: „Weinet nicht, sondern betet! Je mehr Betens, je mehr Sieg!" Täglich hielt er Gottesdienst im Heere. Die beste Zucht herrschte darin. Jede Plünderung war verboten. Die evangelischen Fürsten wollten aus Furcht vor dem Kaiser nichts mit dem Fremdling zu thun haben. Nur die Stadt Magdeburg an der Elbe verband sich mit ihm. Tilly hatte sie seit geraumer Zeit belagert und schien jetzt abziehen zu wollen. Aber das war nur eine List, um die Stadt sicher zu machen. Die Bürger atmeten auf und ließen in ihrer Wachsamkeit nach. Da überrumpelte plötzlich der General Pappen heim die Stadt früh am 20. Mai 1631 und nahm sie ein. Die Bewohner wurden niedergemetzelt, gespießt, ersäuft, verbrannt und alle Häuser ausgeplündert. In der Verwirrung kam Feuer aus und legte die herrliche Stadt in Asche. Nur der Dom und etliche Fischerhütten, von den Einwohnern etwa der sechste Teil blieben übrig. „Seit Jerusalems Eroberung ist kein größerer Sieg erhört worden!" meldete Pappenheim dem Kaiser. Das schreckliche Schicksal Magdeburgs bewog endlich die evangelischen Fürsten, sich mit dem Schwedenkönig zu verbünden. Bei Breitenfeld unweit Leipzig siegte Gustav Adolf über Tilly und zog nun im Siegesfluge an den Rhein, an den Main und nach Bayern. Tilly wollte ihm den Übergang über den Lech wehren, wurde aber von einer Kanonenkugel tödlich verwundet. „Wahret die Stadt Regensburg, sonst kostet es Kurhut und Kaiserkrone!" mit dieser Mahnung starb der Sieger in 36 Schlachten. Gustav Adolf aber nahm München ein. In seiner großen Not bat der Kaiser Wallen stein inständig um Hilse. Lange ließ sich der gekränkte Feldherr vergeblich bitten. Endlich, nachdem sich der Kaiser genug vor ihm gedemütigt hatte, warb er ein Heer und führte es gegen den bisher unbesiegten Feind. Bei Lützen, südwestlich von Leipzig, kam es am 16. November 1632 zur Schlacht. Ein Nebel verhüllte bis Mittag das Schlachtfeld. Die Schweden fangen: „Ein feste Burg ist unser Gott" und hatten als Losung „Gott mit uns!" die Kaiserlichen „Jesus, Maria". Als der Schwedenkönig sein Roß bestieg, sagte er: „Nun wollen wir daran. Jesu, hilf mir heute streiten zu deines Namens Ehre!" Mitten in das Schlacht-getümmel trieb ihn sein kühner Mut; da zerschmetterte eine Kugel seinen Arm, und ein Reiter schoß ihn in den Rücken. „Mein Gott, mein Gott!" seufzte er, sank vom Pferde und verhauchte unter den Rosfeshufen sein Leben. Der Tod des Königs entflammte den Rachedurst des ganzen Heeres. Unter dem Herzog Bernhard von Weimar warfen sie alles vor sich nieder. Da erschien Pappenheim mit neuen Truppen und begann eine neue Schlacht. Aber zwei Kugeln durchbohrten den kühnen Reitergeneral, und todwund trug man ihn aus der Schlacht. Sterbend sprach er: „Saget dem Herzog von Friedland (Wallenstein), daß ich fröhlich sterbe, da ich weiß, daß der unversöhnliche Feind meines Glaubens unter den Toten ist!" Sein Tod entmutigte die Kaiserlichen, so daß sie das Schlachtfelb räumten. Aber bte Schweden hatten den Sieg zu teuer mit dem Leben ihres Königs bezahlt. Seine entstellte Leiche würde am „Schwebensteine" gesunden und in ferer-lichern Zuge nach Schweden gebracht. Ein unvergängliches Denkmal des großen und frommen Schwebenkönigs ist der „Gustav-Adolf-Verein", der die Evangelischen in allen Ländern unterstützt und ihnen Kirchen und Schulen baut.

20. Das erste Geschichtsbuch - S. 95

1892 - Gera : Hofmann
— 95 - 50. Deutsche Stadt im Mittelalter. (Stacke.) werter schlossen sich zu Zünften zusammen und suchten ihre Erzeugnisse immer mehr zu verbessern. Auf den Märkten flössen die Erzeugnisse von Stadt und Land zusammen, und es entstand ein reger Austausch. Die Seestädte holten Waren aus fremden Ländern und beförderten sie überallhin. Lasttiere trugen die Schätze des Morgenlandes aus Italien über die Alpen nach Augsburg und Nürnberg. Von hier gingen sie nach andern deutschen Städteu. Mit dem Handel und Gewerbe wuchs der Reichtum und die Macht der Städte. Sie unterstützten die Fürsten mit Geld nud Truppen und erhielten dafür Rechte und Freiheiten. Um sich gegen die Raubritter zu sichern und die Land- und Wasserwege gangbar zu erhalten, schlossen sie Städtebündnisse. In den Städten entwickelte sich das deutsche Schulwesen. Die Städte waren so reich und mächtig, daß die Bürger von Augsburg wie Fürsten lebten, Nürnberger Bürger besser wohnten als manche Könige und Danzigs Bürgermeister dem Könige von Dänemark den Krieg erklärte. 11. Wonifalius, der Apostet der Deutschen (f 754). 1. Was uns an ihn erinnert. Daß die Deutschen Christen sind und christlich leben, das verdanken sie hauptsächlich dem frommen Eifer des Bonifatius. Erbrachte ihnen das Evangelium und gewöhnte sie an christliche Sitte, stellte aber auch die deutsche Kirche unter den Papst in Rom. Sein Ehrenname „Apostel der Deutschen" zeigt seine großen Verdienste.
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