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1. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 1

1912 - Essen Berlin : Bachmann Baedeker
Erster Abschnitt. Der Beruf des Gewerbetreibenden. 1. Alter Spruch. 3n (Bottes Namen fang’ ich an, was mir zu tun gebühret, mit (Bott wird alles wohl getan und glücklich ausgeführet. Was man in Gottes Namen tut, ist allenthalben recht und gut und muß uns auch gedeihen. Einleitung. Der Zweck der Arbeit. *2. Die Bedürfnisse des Menschen und die Arbeit. 1. Der griechische Weise Diogenes war der Meinung, der Mensch nähere sich der Gottheit am meisten, wenn er am wenigsten bedürfe. Dagegen ließ sich zwar kaum etwas einwenden; aber als Diogenes auch dieser Ansicht gemäß handelte, schüttelten die Leute doch die Kopfe darüber. Der weise Mann wählte nämlich als Behausung — eine Tonne; wie es um seine Kleidung bestellt war, kümmerte ihn wenig; auch um seine Nahrung machte er sich nicht große Sorgen, und Vermögen und Reichtum verachtete er aus dem Grunde seines Herzens. Einst, besuchte der berühmte Eroberer Alexander Hei necke, Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen. 1

2. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 88

1912 - Essen Berlin : Bachmann Baedeker
88 Theorie und Praxis. — Wohlfahrtseinrichtungen für Arbeiter. Betrieben Beschäftigten nahezu 69 000. Erbin und Besitzerin der Werke ist Friedrich Alfred Krupps älteste Tochter Bertha, die seit 1906 mit Herrn Krupp von Bohlen und Haibach verheiratet ist. Als Verwaltungsform ist die einer Aktiengesellschaft gewählt worden, deren Aktien jedoch sämtlich im Besitze der Erbin sind. A. H. nach Fabrikberichten. *44. Theorie*) und Praxis. Die Erbauer eines großen Dampfschiffes hatten bei der größten Schmiede- werkstatt Englands zu Patricroft Schmiedestücke von bis dahin nicht ge- kannter Größe bestellt. Statt den Auftrag als unausführbar von der Hand zu weisen, hatte der Besitzer der Werkstatt, James Nasmyth, einer der tüchtigsten Techniker seiner Zeit, und sein Konstrukteur Wilson sich daran gemacht, eine Vorrichtung zu erdenken, durch welche die Ausführung des unerhörten Auftrages ermöglicht würde. Sie ließen nicht nach mit eisernem Fleiß und Nachdenken, bis eine große Erfindung gemacht war, und — der Dampfhammer (s. Nr. 94) war ersonnen. Durch dieses Werkzeug ließ sich das Hammergewicht, wie es bei Krupp in Essen geschehen ist (s. Nr. 43), bis zu 1000 Zentnern steigern; es ließ den Hammer von 10 Fuß Höhe auf die zu schmiedenden Massen herabfallen, erhöhte die Schlaggeschwindig- keit und legte diese gewaltigen Kräfte in die Hand eines einzigen Mannes. Es ist der Vater der großen Geschütze, der Panzerplatten der ungeheuren Achsen der heutigen eisernen Schiffe geworden. Hier war einer jener seltenen Fälle eingetreten, daß die zwingende Not- wendigkeit eine Erfindung gewissermaßen unmittelbar bei dem Genie bestellte, und daß das Genie sie treulich lieferte. Solche Aufgaben vermögen freilich in den meisten Fällen nur bahnbrechende Geister zu lösen, und diese lassen sich daher leicht zu einer gewissen Geringschätzung der Leistungen der Ge- lehrten verleiten. Die Technik ist zwar in erster Linie ein praktisches Ar- beitsgebiet ; aber auch sie bedarf zu ihrer Förderung durchaus der Wissen- schaft, besonders der Mathematik und der Naturwissenschaften. Andrerseits verfolgen die Gelehrten eifrig die Fortschritte der Technik und machen sie der Wissenschaft dienstbar. In dieser Weise müssen Theorie und Praxis überhaupt Hand in Hand gehen; für beide kann es nur förderlich und nützlich sein, wenn sie nach dem bekannten Sprichwort handeln : „Eine Hand Wäscht die andere.“ Nach Max Maria von Weber. *45. Wohlfahrfselnridifungen für Arbeiter. i. 1. Schon i. J. 1844 forderte der westfälische Industrielle Friedrich Harkort (s. Nr. 41) in einem bemerkenswerten Buche, für die Arbeiter die Beschaffung billiger Nahrungsmittel: „der Fabrikherr solle seine Arbeiter zu einem Vereine sammeln, welcher die notwendigsten Bedürfnisse in größerem Maße anschaffe und unter sich verteile“. Auch auf die Wichtigkeit gesunder *) Wissenschaftliche Erkenntnis, zusammenhängende Darstellung einer Wissen- schaft oder Kunst im Gegensatz zur praktischen Ausübung oder Anwendung der wissenschaftlichen Lehre.

3. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 111

1912 - Essen Berlin : Bachmann Baedeker
Der Entwicklungsgang der Lokomotive. 111 Durch diesen Erfolg ermutigt, entschloß man sich zum Bau einer Eisenbahn zwischen Stockton und Darlington. Die erste Fahrt (im Jahre 1825) gestaltete sich zu einem Feste. Der aus 38 Wagen bestehende Zug führte Kohlen, Mehl und 250 Personen und legte 10 englische Meilen in der Stunde zurück. Nun dachte man an die Einstellung eines besonderen Wagens für Reisende, indem man vor- läufig eine alte Postkutsche auf ein hölzernes Gestell setzte. Doch die entscheidende Schlacht, welche der Lokomotive zum Siege verhalf, sollte noch geschlagen werden. Zwischen Liverpool und Manchester vollzog sich der Transport auf Kanälen und Land- straßen so langsam, daß die Nachfrage nach Baumwolle nicht be- Fig. 22. Stephensons „Rocket*. friedigt werden konnte. In Manchester mußten Hunderte von Arbeitern zeitweilig ihre Arbeit aussetzen, weil die neuen Baumwollen-Ballen auf sich warten ließen. Stephenson wurde als Begutachter gerufen. Trotzdem viele Unebenheiten und ein Moorgrund zu überwinden waren, erklärte er sich für die Anlage eines Schienenweges. Als- bald machten sich Ingenieure und Feldmesser ans Werk. Aber nun erhoben Straßenaufseher, Kanaleigentümer und Grundbesitzer ein Zetergeschrei, und selbst Weiber und Kinder fielen mit Stein würfen und Scheltworten über die Feldmesser her. So sah sich Stephenson genötigt, das Werk einstweilen ruhen zu lassen. Das Gelingen der Stockton-Darlington-Bahn führte glücklicher- weise die Wiederaufnahme des Baues der Liverpool-Manchester- Bahn herbei. Durchstiche, Brücken, Dämme und Tunnel wurden

4. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 224

1912 - Essen Berlin : Bachmann Baedeker
224 Chemische Verbindungen. grün kaum unterscheiden kann. Die Lichtstärke*) des elektrischen Lichtes überwiegt bedeutend die des Gaslichts. Bei der elektrischen Beleuchtung kommt die so gesundheitsschädliche Ausströmung von Gas, die Bildung von Kohlenoxyd und Kohlensäure nicht in Be- tracht; auch Explosionen sind ausgeschlossen. Da indessen beim Gasglühlicht die Nachteile der Beleuchtung mit gewöhnlichem Gas zum großen Teil gehoben sind und die Verwendung von Gasglüh- licht wohlfeiler ist als die des elektrischen Lichtes, so ist wohl vor- läufig eine gänzliche Verdrängung des Gasglühlichts durch das elektrische Licht noch nicht zu erwarten. Nach dem „Buch der Erfindungen". Aufg. Nenne pflanzliche, tierische and mineralische Öle, die zur Beleuchtung früher verwandt worden sind oder noch verwandt werden! Beschreibe eine Gasfabrik! *102. Chemische Verbindungen. 1. Dem Gemüt des Menschen ist das Streben nach irdischer Glück- seligkeit tief eingepflanzt, und die Mittel, sie zu erreichen, sind gar mannig- faltig. Im Mittelalter glaubten die weisesten Männer an das Vorhandensein eines in der Erde verborgenen Dinges, durch welches der Mensch zum höchsten irdischen Glück gelangen könne, das war der „Stein der Weisen“. Wer ihn auffand oder künstlich darstellte, der vermochte mit seiner Hülfe jedes unedle Metall in Gold zu verwandeln, alle Krankheiten zu heilen und den Körper zu verjüngen. Die Wahnvorstellung vom Stein der Weisen hatten besonders die Araber von Ägypten aus verbreitet, und 1000 Jahre lang mühten sich die Alchimisten in ihren Hexenküchen ab, das Zaubermittel zu finden, welches der Menschheit Gold, Gesundheit und langes Leben sicherte. Vergeblich war ihr Bemühen; aber doch haben sie durch ihre eifrigen Versuche einer Wissen- schaft die Wege gebahnt, welche in unserer Zeit eine immer größere Be- deutung erlangt — der Chemie. Der Stein der Weisen, den die Alten in dunklem Drange suchten, ist im Grunde nichts anderes gewesen als die Wissenschaft der Chemie. Sie formt die Bestandteile des Erdkörpers in nützliche Produkte um, welche der Handel in Gold verwandelt. Sie liefert uns die Mittel, Krankheiten zu heilen und das Leben zu verlängern; die Fruchtbarkeit der Felder erhöht sie und sichert so das Gedeihen vieler Millionen Menschen. 2. Wir sehen hier eine wenn auch recht einfache Hexenküche abge- bildet und wollen einmal versuchen, was sich mit ihr zu stände bringen läßt. Der Glaskolben zur Linken enthält ein rotes Pulver, nämlich Quecksilberoxyd, welches man sich für einige Pfennige aus der Apotheke verschaffen kann. Nachdem die Hitze der Spiritusflamme aus dem Glaskolben die Luft, so- weit es möglich, vertrieben hat, stülpen wir über die Öffnung der Glasröhre *) Als Meßinstrument für die Lichtstärke dient jetzt fast nur noch die Hef- nersche (s, Nr. 96) Amylacetatlampe , als Lichteinheit (Hefnerkerze, Normalkerze) bezeichnet man die Lichtmenge, welche die erwähnte Lampe bei einer Flammenhöhe von 40 mm entwickelt. Die Lichtstärke einer gewöhnlichen Gasflamme beträgt etwa 20, die einer Bogenlampe etwa 450 solcher Normalkerzen.

5. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 229

1912 - Essen Berlin : Bachmann Baedeker
Physikalische und chemische Eigenschaften des Eisens. 229 Retorten, sondern in eigens zu diesem Zwecke eingerichteten Öfen vorgenommen wird. So ist z. B. in der Provinz Sachsen durch die dort häufig vorkommenden Braunkohlen, welche weniger zur Gaserzeugung, wohl aber zur Herstellung von Teer geeignet sind, ein großartige Teerindustrie entstanden. Der Begründer der neueren Chemie ist Justus von Liebig geb. 1803 in Darmstadt, f 1873 in München. Ende des 18. und Anfang des 19. Jahr- hunderts begründeten französische Forscher (Lavoisier und Gay-Lussac) die Chemie wissenschaftlich, während an den deutschen Universitäten kein Lehr- stuhl für dieses Fach bestand. Liebig saß zu den Füßen dieser Meister und zog 1824 als Professor der Chemie in Gießen ein. Die Auffindung des Chloroform, die Herstellung von Fleischextrakt u. a. sind sein Verdienst. Der Landwirtschaft hat er unschätzbare Dienste erwiesen durch seine wissen- schaftlich begründete- Düngweise. Durch seine „Chemischen Briefe“ suchte er die Aufmerksamkeit der Gebildeten auf die Bedeutung der Chemie zu lenken. In Anerkennung seiner Verdienste erhob ihn der König von Bayern in den erblichen Adelstand. Nach Justus v. Liebig u. dem „Buch der Erfindungen“. *104. Physikalische und chemische Eigenschaften des Eisens, i. Die Metalle spielen eine hervorragende Rolle in der Entwickelung der menschlichen Kultur. Ein gutes Schwert ist doch ein ganz anderes Ding als ein Steinbeil, nicht bloß hart und scharf, sondern auch elastisch und fest. Man bemißt den Wert eines Metalls hauptsächlich nach der Festigkeit, und da das Eisen Zug- und Druckkräften den größten Widerstand entgegensetzt, so ist es schon aus diesem Grunde das wichtigste Metall. Seine Fes tigkeit mißt man, indem man an einen fingerdicken Stab Gewichte hängt und sie so lange vermehrt, bis der Stab an irgend einer Stelle abreißt. Ein Stab, der z. B. einer Eisenbahnschiene entnommen ist, muß auf je ein Quadrat- millimeter seines Querschnitts 50 kg tragen können. Ein gleich starker Holz- stab würde schon bei einem Sechstel dieser Belastung abreißen. Bei einem Zerreißversuch zeigen sich noch zwei andere wichtige Eigen- schaften des Eisens, die Elastizität und die Zähigkeit. Wirkt eine Zugkraft an einem Eisen stabe, so verlängert er sich um ein Geringes, erhält aber nach Wegfall der Zugkraft allmählich wieder seine frühere Länge. Freilich beträgt der elastische Spielraum höchstens 1/soo der Länge des Stabes. Sobald die Zugkraft eine gewisse Grenze überschreitet, kommt eine eigentüm- liche Verschiebung in die kleinsten Stoffteilchen; es tritt eine beträchtliche, dauernde Streckung ein, welche mit stärkerer Belastung schnell wächst. Diese bei Metallen sich zeigende starke Dehnung jenseits der Elastizitätsgrenze gibt den Grad ihrer Zähigkeit an. Kurz vor dem Abreißen beobachtet man namentlich beim weichen Eisen und Stahl eine mehr oder minder bedeutende Einschnürung des Stabes an der Bruchstelle. Die geschilderte Prüfungsart könnte man für einseitig halten, da im

6. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 245

1912 - Essen Berlin : Bachmann Baedeker
Die Bekämpfung der Tuberkulose. 245 „Aber Walter, redete die Mutter dem Sohne, einem hoch aufgeschossenen, 19-jährigen Burschen, zu, „Paul hat doch die schwere Lungenentzündung durchgemacht, und der Herr Doktor--------" „Ach, der Doktor hat nur Angst, weil unser Vater an der Schwindsucht gestorben ist. Du meinst, dein Paul hat vom Vater die Schwindsucht geerbt und ich-----------na, das Trinken!“ Damit brannte sich Walter eine Zigarette an, nahm den Hut und wandte sich zur Tür. „Du willst wieder fort?“ seufzte die Mutter. — „Wer arbeitet, muß auch abends sein Vergnügen haben.“ — „Ich gönne dir's ja; aber denke an deine Gesundheit und an deinen Vater!“ — „Seh’ ich etwa so aus, als ob mein Vater schwindsüchtig war? Sieh doch diese Muskeln!“ In diesem Augenblick trat der jüngere Bruder ein. „Du hast geweint, Mutter?“ fragte er, und seine blassen Wangen färbten sich. — „Nicht doch, Paul, ich meinte nur, dein Bruder möchte mehr um seine Gesundheit besorgt sein; unser Vater hat doch so früh hinweg gemußt.“ — „Ja, ja,“ erwiderte Paul, „davon sprach der Herr Doktor draußen in der Walderholungsstätte heute auch. Denkt euch nur; er hat für mich bei der Landesversicherungsanstalt den Antrag gestellt, daß ich noch ein Vierteljahr in einer Lungenheilstätte im Gebirge zubringen soll. „Was!“ stieß Walter hervor, „noch ein ganzes Vierteljahr keine Arbeit und keinen Lohn?“ Aber die Augen der Mutter füllten sich mit Tränen: „Paul, so schlimm steht es mit dir?“ fragte sie besorgt. „Die Sache ist ganz einfach, Mutter. Wir Müllers sind eben be- sonders empfänglich für Tuberkulose. Diese kleinen Pilzchen sind vermaledeite Dinger. Ein Lungenkranker befördert sie mit dem Auswurf in hellen Haufen ans Tageslicht, und nun können sie im Staub der Dielen und Wände wochen- lang leben, bis sie einmal, vom Luftzug oder vom Kehrbesen aufgewirbelt, von Kindern und Großen eingeatmet werden. Nicht jeder erkrankt durch sie; denn sonst würde die ganze arme Menschheit von dieser unheimlichen Gesellschaft bald überwuchert sein. Aber es gibt auch Menschen, in deren Lungen oder Mandeln oder Blut sich diese verwünschten Bazillen festsetzen und ungeheuerlich vermehren. Nach der Lungenentzündung haben sie sich hier oben in meiner linken Lungenspitze angesiedelt; denn der Herr Doktor hörte da ein verdächtiges Atemgeräusch; der Husten hörte nicht auf; ich hatte ständig mit Nachtschweiß zu schaffen und nahm immer mehr ab. Das bessert sich nun zusehends, seitdem mich der Doktor in die Walderholungs- stätte geschickt hat; aber nun soll ich mich, sagt er, in der Lungenheil- anstalt ganz auskurieren.“ — „Gebe Gott, daß es gelingt!“ sagte die Mutter, „die Gesundheit ist doch die Hauptsache.“ — „Ach was, das Arbeiten und Geldverdienen ist die Hauptsache !" rief Walter dazwischen. „Mutter, wenn ich erst wieder gesund bin, arbeite ich für dich und für mich; aber laßt mich das Fenster öffnen; den Tabaksqualm kann ich nicht vertragen.“ — „Die Abendluft wird dir doch nichts schaden?“ meinte Frau Müller. _________ „Nein, Mutter, reine Luft ist für mich die beste Medizin; das merke ich in der Walderholungsstätte.“ — „Ja, die andern Lazarusse da draußen machen dich erst recht krank,“ warf Walter ein. — „Bewahre, ihr ruhiges Atmen steckt nicht an; nur das Ansprudeln beim Sprechen, das Anhusten und der Auswurf sind gefährlich. Aber draußen muß jeder sein Taschentuch vor-

7. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 247

1912 - Essen Berlin : Bachmann Baedeker
Samariteiqienste. 247 ich am liebsten heim zu Dir, um Deine Sorgen zu vertreiben. Freilich, mit der Eisengießerei wird es wohl vorbei sein. er auf der Brust nicht taktfest ist, der soll nicht Feilenhauer, oder Steinmetz werden, und wer sich nicht gänzlich frei von den heillosen Pilzchen weiß, der sollte nicht das Bäcker- handwerk oder etwas Ähnliches wählen, um die Gesundheit anderer nicht zu gefährden. Aber mach Dir keine Sorgen; ich finde schon eine Beschäfti- gung, die meiner Gesundheit zusagt. Dann werde ich schon alles wieder einbringen. Verlaß Dich auf Deinen dankbaren Sohn Paul.“ 3. Und der brave Sohn kam wirklich kerngesund heim; aber er trat in ein Haus der Trauer. Die Mutter hatte ihm verschwiegen, was sich in- zwischen mit dem älteren Bruder zugetragen, damit Aufregung und Sorge die gute Wirkung seiner Kur nicht beeinträchtigten. An einem Sonnabend- abend hatte Walter, wie öfter, in der Schenke des Guten zu viel getan; dabei hatte er mit seiner Körperkraft geprahlt und sich vermessen, einen Tisch mit gestreckten Armen aufzuheben. Plötzlich brach er zusammen, und ein Blutstrom rann aus seinem Munde. Das Krankenhaus nahm ihn auf. Dort lag er ein paar Wochen fiebernd, mit wachsbleichem Gesicht und rotfleckigen Wangen. Alles Bemühen des Arztes konnte die plötzlich so heftig aufgetretene Krankheit nicht zurückhalten. „Morgen wollen wir ihm das letzte Geleit geben“, sagte schluchzend die Mutter zu Paul. „Es gibt Heilung für dieses gräßliche Übel, das sehe ich an dir, mein guter Junge; dem Vernünftigen kann geholfen werden; aber der Unvernünftige geht zu gründe.“ Ein Jahr später finden wir Paul als Gehilfen in einer großen Gärtnerei wieder. Niemand hätte geglaubt, daß er einmal Patient in einer Lungen- heilstätte gewesen war. Seine kräftige Gestalt und seine frische Gesichts- farbe zeugten von seinem Wohlbefinden. Die Militäraushebung stand bevor und er wurde als tauglich befunden. Wie freute er sich, und wie gerne hätte er des Königs Rock angezogen ! Aber als der einzige Ernährer seiner Mutter fühlte er sich glücklich als dankbarer Sohn. Nach Dr. med. Adoif E. Thiele. *112. Samciriferdienife. i. 1. Im Herbste des Jahres 1886 erlitt ich bei einem Zusammenstoß der Pferdebahn mit einem Rollfuhrwerk einen schweren Unfall. Der linke Scherenbaum des Fuhrwerks durchstieß die Schutzwand der vorderen Platt- form, quetschte meinen linken Oberschenkel gegen die Wand des Pferde- bahnwagens und zerschmetterte den Knochen. Glücklicherweise behielt ich die Besinnung und konnte die unberufenen Helfer, welche mich wohlwollend in eine Droschke packen wollten, so lange abwehren, bis die Tür eines nebenan befindlichen Zaunes ausgehoben war, auf die ich mich betten ließ. Schnell wurden vom nahen Hauptbahnhofe Träger herbeigeholt, die mich in einem Tragekorbe nach Hause schafften. Das verletzte Bein blieb mir er- halten und ist, wenn auch ein wenig kürzer als das andere, doch wieder recht brauchbar geworden. Hätte ich besinnungslos die Beförderung in einer Droschke erleiden müssen, so wäre die Abnahme des Beines und vielleicht noch Schlimmeres unvermeidlich gewesen.

8. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 343

1912 - Essen Berlin : Bachmann Baedeker
Ln den Lehrling. — Bestimmungen des Handwerkergesetzes über das Lehrlingswesen. 343 157. Hn den hehrling. 1. Nie frag' zuerst nach hohem Lohne im haus, wo du an Kunst gewinnst, und nie, was drin an Reichtum wohne, wenn Ordnung du und Sanftmut findst! Was ist 's, warum zum Wanderleben du von der Heimat dich entfernt? Um einst dem eignen Haus zu geben das, was im fremden du gelernt. 2. Drum laß dein Dhr stets offen stehen da, wo die Hand geschäftig ringt, und manches wird dein Geist erspähen, das künft'gen Tagen Nutzen bringt. Db Fried', ob hast im Hause walten, sei deines Forschens erstes Ziel, um einst vom eig'nen fern zu halten, was dir im fremden nicht gefiel. 3. Nicht feine Kost, nicht weiche Betten, nicht träge Zeit an manchem Tag kann so ans Haus des Meisters ketten, als wie 's die Freundlichkeit vermag. Beim ärmsten bleibt man und mit Freude, der uns belehrt mit mildem Wort; doch, wo man sich zu fragen scheute, da geht man nur mit Freuden fort. 4. Du aber, du, der noch die Bürde der herben Lehrzeit tragen muß, wenn sie dir noch so drückend würde, halt aus in Ehren bis zum Schluß! Je enger deiner Freiheit Schranken die strenge Zucht des Lehrherrn setzt, je inn'ger wirst du 's einst ihm danken, wenn man um deinen Fleiß dich schätzt. Karl Weise. ^Gekürzt.) *158. Bestimmungen des ßandwerkergeieftes über das kehr- lingsweien. I. Der Lehrvertrag. 1. „Nicht der Schule, sondern dem Leben!" Nach achtjährigem Schul- besuche hat der Knabe seiner Schulpflicht genügt. Die Lernzeit fiel zwar zusammen mit dem größten Teil der frohen, sorgenfteien Kinderzeit; aber sie hatte doch einen ernsten Zweck; denn sie sollte den Knaben tüchtig machen für die Lehrzeit, die nun vor ihm liegt. Er hat sich bereits für einen Beruf entschieden: ein Handwerk will er ergreifen, und der Vater hat einen Meister gefunden, der die Ausbildung des Sohnes übernehmen will. Er

9. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 348

1912 - Essen Berlin : Bachmann Baedeker
348 Zwei Wanderlieder. — Wahrzeichen für wandernde Handwerksburfchen. Ii. Der Geselle. 159. Zwei Wanderlieder. I. Bleibe nicht am Boden heften! Frisch gewagt und frisch hinaus! Kopf und Hrm mit heitern Kräften, überall sind sie zu haus. Wo wir uns der Sonne freuen, sind wir jeder Sorge los. Daß wir uns in ihr zerstreuen, darum ist die Welt so groß. Joh. Wolfg. v. Goethe. Ii. 1. Ein Sträußchen am Hute, den Stab in der Hand, geht rastlos ein Wandrer von Lande zu Land. Er sieht so manch Städtchen,- er sieht so manchen ©rt; aber fort muß er wieder, ins Weite fort. 2. Da sieht er am Berge ein Häuschen wohl stehn, von Blumen umgeben und Trauben schön. Dort könnt 's ihm gefallen,- dort sehnt er sich hin; aber fort muß er wieder, muß weiter ziehn. 3. Da steht er am Grabe und schauet zurück; nichts hat er genossen vom irdischen Glück, und hat er vollendet die irdische Bahn, so tritt er ein' andere Wanderschaft an. voasiicd. *1ö0. Wahrzeichen für wandernde Handwerksburschen. 1. Veit war zwanzig Jahre alt und Gesell geworden. Er sollte aus die Wanderschaft gehen. Dem jungen Burschen ward 's dabei eng und schwer ums Herz, obgleich er sich aufs Reisen freute. Aber mit Vater und Mutter war er wie zusammengewachsen, und von ihnen getrennt glaubte er nicht leben zu können. Am Abend vor der Abreise schloß ihn sein Vater in seine Arme und sprach: „Höre, Veit, du bist ein guter Bursch; bleib dir, bleib deinen Eltern, bleib Gott getreu; dann ist alles gut! Ich will dir aber noch guten Rat auf den Weg mitgeben. Setz dich zu mir und höre mich!" Veit nahm einen Strohsessel. Ihm zur Seite saß die tiefbewegte Mutter, die seine Hand fest in der ihrigen hielt, vor ihm der Vater, der nun also sprach: „Handwerk, sagt's Sprichwort, hat goldenen Boden; doch nicht jeder versteht ihn zu legen. Das lerne! Vielen Handwerkern fehlt Lust, Trieb und Ge- schick, ihr Gewerbe zu verbessern. So was muß man in der Fremde suchen und lernen. Um mit Nutzen zu reisen, mußt du unterwegs nichts sehen, wovon du nicht das Wie? und Wozu? erfährst. Wer anders reist, ist nur wie im

10. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 389

1912 - Essen Berlin : Bachmann Baedeker
Gesundheitspflege in Stadt und Werkstatt. 389 geeignet und berufen war, die Vermittlung zwischen den streitenden Parteien in die Hand zu nehmen und darauf hinzuwirken, daß die für beide Teile mit schweren Opfern verbundenen Arbeitseinstellungen tunlichst vermieden oder möglichst rasch beseitigt wurden. Diesem Mangel wurde dadurch abgeholfen, daß man für solche Fälle dem Gewerbegericht die Rolle eines Einigungsamtes zuwies. Als solches kann das Gewerbegericht aber nur dann in Tätig- keit treten, wenn es von beiden Teilen angerufen wird, und wenn die beteiligten Arbeiter und Arbeitgeber Vertreter (Vertrauens- männer) bestellen, welche mit der Verhandlung vor dem Einigungs- amt beauftragt werden. Dieses verhandelt in der Besetzung von Bei- sitzern neben dem Vorsitzenden, Arbeitgeber und Arbeiter in gleicher Zahl, und kann unbeteiligte sachverständige Personen (Arbeitgeber und Arbeiter in gleicher Zahl) mit beratender Stimme hinzuziehen. Es vernimmt sodann die Vertreter beider Teile, stellt die Streitpunkte und die für ihre Beurteilung in Betracht kommenden Verhältnisse fest und versucht, eine Einigung zwischen den streitenden Teilen herbeizuführen. Kommt eine Vereinbarung nicht zu stände, so gibt das Einigungsamt einen Schiedsspruch ab. Die Beschlußfassung über den Schiedsspruch erfolgt mit einfacher Stimmenmehrheit. Stehen bei der Beschlußfassung über den Schiedsspruch die Stimmen sämtlicher für die Arbeitgeber zugezogenen Beisitzer und Vertrauens- männer denjenigen sämtlicher für die Arbeiter zugezogenen gegen- über, so kann der Vorsitzende sich seiner Stimme enthalten und feststellen, daß ein Schiedsspruch nicht erzielt worden ist. Ist aber ein solcher zu stände gekommen, so wird er den Vertretern beider Teile mit der Aufforderung eröffnet, sich binnen einer bestimmten Frist zu erklären, ob sie sich ihm unterwerfen. Erklären sie sich innerhalb der bestimmten Frist nicht, so gilt die Unterwerfung als abgelehnt. Nach Ablauf der Frist erläßt das Einigungs- amt eine öffentliche Bekanntmachung, welche den abgegebenen Schiedsspruch und die darauf abgegebenen Erklärungen der Par- teien enthält. Wird weder eine Vereinbarung noch ein Schiedsspruch erzielt, so wird dies von dem Vorsitzenden öffentlich bekannt ge- macht. Burchard. *180. Gesundheitspflege in Stadt und Werkstatt. L Nach den siegreichen Schlachten des Jahres 1866 ging von den blutigen Gefilden Böhmens ein unheimlicher Würgengel aus, und wo er seinen Einzug hielt, da forderte der Tod zahlreiche Opfer. Auch in einer volkreichen Industriestadt brach die Cholera, jene schreckliche Seuche, aus. Die menschlichen Wohnungen standen hier eng aneinander gedrängt; kein Wunder, daß der Tod eine reiche Ernte hielt. Die vorhandenen Leichenwagen reichten nicht aus, um die Opfer der verheerenden Krankheit schleunigst dem Friedhofe zuzuführen. Niemand kannte damals das Wesen jener ansteckenden Krank-
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