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1. Zwölf Lebensbilder brandenburgisch-preußischer Regenten - S. 7

1908 - Berlin : Simion
A. 3 Lebensbilder in regressiver Folge. la. Kaiier Wilhelm Ii., lisnig von Preußen (seit 15. Juni 1888). Wahlspruch: Aliweg guet Zollre. Ziel: Warum wir auf unsern Kaiser stolz sein dürfen. Vorbereitung: Wer hat unsern Kaiser schon gesehen? Sein Bild kennt ihr alle. Aus manchem unsrer Geldstücke kannst du es sehen. Wo wohnt er? Hört, was ich euch von seinem Leben erzählen will! Lebensbild: I. Äeine glückliche Jugend. 1. Wie man sich öei seiner Oeöurt freute. Unser Kaiser Wilhelm Ii. wurde am 27. Januar 1859 in Berlin geboren. Sein Vater war der Kronprinz Friedrich Wilhelm und hieß später Kaiser Friedrich Iii. Er starb nach schwerer Krankheit. Seine Mutter hieß Viktoria. Sein Großvater war Wilhelm I. Der freute sich so sehr über die Geburt des kleinen Prinzen Wilhelm, daß er ihn sofort besuchte. Er nahm das Kind auf seine Arme und weinte vor Freuden. Unterdessen hatten sich viele Leute vor dem Schlosse angesammelt, in dem der kleine Prinz in der Wiege lag. Nun lebte damals ein alter General; der hieß Wrangel. Der besuchte das königliche Kind auch. Als er wieder aus dem Schlosse herauskam, fragten ihn die Leute: „Nun, Vater Wrangel, wie geht es dem kleinen Prinzen?" Er antwortete vergnügt in seiner Berliner Art: „Kinder, es jeht allens jut; es wird mal 'n tüchtiger, derber Soldat (Rekrut), wie man ’n nur verlangen kann." Da freute sich die Menge. Der glückliche Vater nahm sein Kind auf den Arm, und alle Diener im Schlosse kamen herbei, sich das Knäblein anzusehen. So freute man sich bei seiner Geburt.

2. Zwölf Lebensbilder brandenburgisch-preußischer Regenten - S. 38

1908 - Berlin : Simion
— 38 Prinzen. Sie hatte viel mit dem wilden und eigensinnigen Jungen auszustehen, frühzeitig war ihm alle Putzsucht und Eitelkeit verhaßt. Einmal war er sauber frisiert (gestimmt), gepudert und in Kleider von Pariser Mode gesteckt worden. Nun sollte er zu seinen Eltern geführt werden. Da kroch er in einem unbewachten Augenblick in den Ofen (Kamin) und kam nach kurzer Zeit vergnügt lachend und schwarz wie ein Schornsteinfeger wieder heraus. — Er fand Gefallen an den großen und strammen Soldaten seines Vaters und freute sich, wenn sie braungebrannt und schwitzend vom Exerzierplatz kamen. So gebräunt und glänzend von Schweiß wollte er auch aussehen. Er ging in den Hof, legte sich in die Sonne, um rot zu werden und rieb sich das Gesicht mit Speckschwarte ein. So fand ihn seine Erzieherin, die ihn schon lange im ganzen Schlosse gesucht hatte. Wie erschrak sie, als sie den Prinzen so erblickte! Seine schöne, zarte Gesichtsfarbe sollte ihm erhalten und gepflegt werden, und er verdarb alles durch Sonnenbrand und Speck. — Von Kindheit an war er stark und kräftig. Im Alter von fünf Jahren reifte er zu feiner Großmutter nach Hannover auf Besuch. Dort weilte auch der kleine Prinz Georg, der später König von England wurde. Die beiden Knaben sollten zusammen spielen. Sie konnten sich aber nicht vertragen. Als es einst wieder zwischen ihnen zum Streite kam, balgten sie sich auf der Erde herum, und Friedrich Wilhelm Prügelte auf seinen Spielkameraden kräftig los. Auch als Männer haben sich die beiden später nicht leiden können. — Der Prinz offenbarte früh eine große Neigung zur Sparsamkeit, was um so mehr auffällt, als er sie von seinem verschwenderischen Vater nicht gelernt hat. Als zehnjähriger Knabe legte er sich ein Büchlein an mit der Aufschrift: Rechnung über meine Dukaten (Geldmünzen). Darin schrieb er alles auf, was er an Geld ans gab und erhielt. Nichts ist darin zu finden von Nasch werk und unnützen Dingen; aber Geld an die Armen gab er oft hin. Als man ihm einen Schlafrock mit wertvollen Stickereien schenkte, nahm er ihn und warf ihn kurzerhand ins Feuer. — Als er zum Jüngling herangewachsen war, traf er einst im Vorzimmer des Schlosses die zahlreichen Hofbeamten, Geheimräte und Kammerherren feines Vaters. Alle trugen große Lockenperücken auf dem Kopfe, wie es zu der Zeit Sitte war. Er trug auch eine, war aber kein Freund von solchem Kopfputz. Er ärgerte sich in jener Stunde so sehr über die unnütze Pracht am Hofe seines Vaters, daß er plötzlich ans Kamins euer trat, seine Perücke vom Haupte riß und sie hineinwarf. Dabei sagte er zu den Versammelten: „Meine Herren, der ist ein jämmerlicher Kerl, der es

3. Zwölf Lebensbilder brandenburgisch-preußischer Regenten - S. 8

1908 - Berlin : Simion
2. Wie sich der junge Srinz gern kleine Ireuden machte. ^ Die liebsten Beschäftigungen des jungen Prinzen waren Spiele im treten, Turnen, Exerzieren (Marschieren wie die Soldaten), Schwimmen und Retten. Er hatte einst ein niedliches, kleines Boot geschenkt bekommen; das hieß „Kuckuck". Damit suhr er geru aus dem Wasser Ost lebte er mit seinen Eltern in Potsdam.-) Da hatte er auf dem Schloßhose einen großen Spielplatz mit Sand. Als sein Bruder Heinrich so groß war, daß er mit ihm draußen spielen konnte, spielten beide Soldat. Dazu durften sie sich noch Knaben einladen, die sich mit ihnen vergnügten. Nun war ein Teil der Knaben der Feind. Den komman-drerte der Bruder Heinrich. Prinz Wilhelm war der Hauptmann über die ändern Knaben. Sie kämpften aus Spaß so lange, bis eine Partei gesiegt hatte. Dann mußte die andre davonlaufen. So machte sich der junge Prinz gern kleine Freuden.") 3. Wie er in der Schule fleißig war. ^ Prinz Wilhelm 16 Jahre alt geworden war, wurde er iu der Friedeuskirche zu Potsdam eingesegnet (konfirmiert, Konfirmation). Danu mußte er Abschied nehmen von seinen Eltern; denn er sollte die hohe Schule (das Gymnasium) zu Kassel besuchen. Hier saß er, wie die andern Schüler, in einem einfachen Anzug auf der Schulbank und hörte aufmerksam zu. Seine Lehrer mußten ihn im Unterricht nur mit „Prinz Wilhelm" und „Sie" anreden. Im Sommer durfte er in dem schönen Schlosse Wilhelmshöhe bei Kassel wohnen. Dann ritt er auf seinem Merde jeden Morgen zur Schule. Er war stets freundlich gegen seine Mitschüler. Wenn die Reihe an ihm war, machte er, wie alle andern, die echulfreide spitz und reinigte den Schwamm der Wandtafel. Sein Fleiß war groß. Er lernte so gut, daß er nach 21/* Jahren bei der Entlassung aus der Schule eine der besten Prüfungen machte. Dafür wurde ihm zur Belohnung eine Denkmünze (Prämie) geschenkt. Zwei andre fleißige Schüler bekennen auch eine solche. Prinz Wilhelm fteute sich sehr über dies Geschenk. Später hat er zwei Jahre lang in Bonn, ant schönen Rhein, die Wissenschaft studiert (Student, Universität). Auch hier lobte man seinen Fleiß. *) Alle geographischen Namen sind an der Karte zu erläutern. **) Ich halte es für empfehlenswert, durch einen entsprechend ähnlichen Schlußsatz stets das Unterziel abzuschließen.

4. Zwölf Lebensbilder brandenburgisch-preußischer Regenten - S. 9

1908 - Berlin : Simion
4. Wie er ein tüchtiger Soldat war. Ein zukünftiger Kaiser soll auch ein tüchtiger Soldat werden. Darum mußte Prinz Wilhelm in einem Soldatenregiment zu Potsdam pünktlich seinen Dienst tun. (Sr hat sich dabei nichts zu Schulden kommen lassen. Bald wurde er Major, dann Oberst der Soldaten. Diese liebten ihn; denn er sorgte für sie, daß es ihnen gut ging. Manchmal trat er zu einem Soldaten heran, der einen Brief an seine Eltern schrieb. Dann fragte er, wie es zu Hause gehe und ob alles daheim wohl wäre. Auch ließ er zuweilen die Eltern grüßen. Zu Weihnachten feierte er mit seinen Soldaten unter dem Tannenbaum Weihnachtsbescherung und beschenkte sie. Ii. Als Kaiser. 5. Wie er aks Kaiser den Irieden im Lande lieöt. Unser Kaiser regiert seit dem Jahre 1888; denn in diesem Jahre ist sein Vater gestorben nach schwerer und langer Krankheit. Um mit den Fürsten andrer Länder in Frieden zu leben, besuchte sie Kaiser-Wilhelm und schloß mit ihnen Freundschaftsbündnisse. Wenn aber unser deutsches Land kein starkes Heer (Soldaten) hat und keine guten Schiffe auf seinen Meeren (Flotte), dann kann bald ein Feind kommen und uns den Frieden zerstören. Dann gibt es einen blutigen Krieg. Darum ist unser Kaiser bemüht, viele tüchtige Soldaten zu haben und gute Kriegsschiffe. So kann er unserm Lande den Frieden erhalten. 6. Me er für die Arbeiter Gutes getan Hat. Die Familienväter, die arbeiten und Geld verdienen müssen, geraten oft im Alter in Not. Dann kümmerte sich früher niemand um sie. Jetzt wird ihnen jährlich eine Geldsumme (Rente) gezahlt, wenn sie über siebzig Jahre alt sind (Altersrente). Wer an seinem Körper so schwach und krank wird, daß er nicht mehr genug zum Leben verdienen kann (Invalide), muß auch durch Geld unterstützt werden (Invalidenrente). Dafür hat unser Kaiser gesorgt. Einmal war ein Arbeiter gestorben. Der hatte einen Krieg mitgemacht und ist nachher immer krank gewesen. Nach seinem Tode ließ er die Frau und drei Kinder allein zurück. Die waren nun in großer Not. Das erfuhr der Kaiser. Er schenkte der armen Frau (Witwe) sogleich 120 Jt, und alle Monat bekam sie von ihm 27 M Unterstützung.

5. Zwölf Lebensbilder brandenburgisch-preußischer Regenten - S. 13

1908 - Berlin : Simion
— 13 — Mutter Augusta. Schon in zarter Jugend bildete ihn ein Unteroffizier im Exerzieren aus; so war es der Wunsch der Mutter, um dem Vater eine Freude zu machen. Der Prinz hatte diese Exerzierstunden gern. Sie wurden in einem Gärtchen abgehalten, und zwei Spielkameraden nahmen auch daran teil. Eines Tages fing es während einer solchen Stunde an heftig zu regnen. Der Unteroffizier erlaubte seinen Schülern, während des Regens unter ein sicheres Dach zu beten. Da sagte Prinz Friedrich: „Herr Unteroffizier, ein tüchtiger Soldat wird sich doch nicht vor dem Regen fürchten!" Bald darauf kam aus dem Schlosse ein Diener gelaufen und wollte über dem Prinzen einen Regenschirm ausspannen. Der aber fragte: „Hast Du schon einmal einen preußischen Soldaten unter einem Regenschirm gesehen?" Da mußte der Diener mit dem Schirm wieder davongehen. Am 22. März war der Geburtstag des Vaters. Da machten die drei kleinen Soldaten dem hohen Geburtstagskinde ihre Künste vor. Sie machten es so gut, daß der Vater seine helle Freude an ihnen hatte. 2- Srinz Friedrich gebrauchte seine Kände und seine Augen. Nach einer alten Sitte muß jeder Hohenzollemprinz sich eine Zeitlang mit dem Handwerk Beschäftigen. Er kann Schlosser, Tischler, Schneider u. a. lernen. Prinz Friedrich erlernte die Tischlerei und Buchbinderei. Noch heute ist im Schlosse Babelsberg bei Potsdam ein Stuhl zu sehen, den der junge Prinz seinem Vater zum Geburtstag gemacht hat. Seit seinem zehnten Lebensjahre war er wirklicher Soldat. Von Zeit zu Zeit machte er mit seinen Eltern größere Reisen. Er lernte Gebirge und das weite Meer kennen. Als Kronprinz ist er später sogar bis nach dem Heiligen Lande und nach Afrika gekommen. England hat er mehrmals besucht. So sah er die Herrlichkeiten der schönen Gotteswelt. 3. Als Familienvater. 1858 vermählte (verheiratete) sich Prinz Friedrich mit der Prinzessin Viktoria von England. Dem hohen Paare wurden acht Kinder geschenkt, vier Söhne und vier Töchter. Davon leben noch sechs Kinder. Die beiden Prinzen Sigismund und Waldemar wurden den Eltern früh durch den Tod entrissen. Im Jahre 1861 ward Prinz Friedrich Kronprinz; denn sein Vater war König geworden. Im Kreise seiner Familie fühlte er sich als Kronprinz — wie später auch als Kaiser — stets am

6. Zwölf Lebensbilder brandenburgisch-preußischer Regenten - S. 18

1908 - Berlin : Simion
— 18 — schlecht. Die Eltern des jungen Prinzen flohen vor diesem Kaiser und hielten sich eine Zeitlang in Königsberg auf. Hier besuchte Prinz Wilhelm die Schule des Waisenvaters Zeller. (Waisen sind Vater- und mutterlose Kinder; aber: die Weisen aus dem Morgeulande!) Nach mehreren Jahren hat er an diesen seinen ehemaligen Lehrer von Berlin aus einen Brief geschrieben. In diesem heißt es am Schlüsse: „Ich will all das Gute, das ich bei Dir gelernt habe, lieber Vater Zeller, behalten und danach tun. Adieu, lieber Vater Zeller, vergiß nicht Deinen Sohn Willi!" So schrieb er als ein dankbarer Schüler. 3. Warum die Kornblume seine Liebkingsblume wurde. Als die Königin Luise mit ihren Kindern vor dem Kaiser Napoleon auf der Flucht war, brach eines Tages ein Rad an dem Wagen. Die Flüchtlinge mußten aussteigen, und der Wagen kam in die nächste Dorfschmiede, wo der Schaden ausgebessert werden sollte. Um sich und ihreu Kindern unterdessen die Zeit zu vertreiben, sammelte die Königin von dem Rande eines nahen Kornfeldes die blauen Kornblumen, und die Kinder halfen ihr dabei. Als sie eine genügende Anzahl beisammen hatte, wand sie aus den Blumen einen Kranz und setzte ihn dem Prinzen Wilhelm auf das Haupt. Dabei weinte sie über das traurige Los, das ihrer Familie und ihrem Lande in dieser schweren Zeit beschicken war. Diesen Augenblick, da seine weinende Mutter ihm am Kornfelde den blauen Kornblumenkranz ins Haar drückte, hat Prinz Wilhelm lebenslang nicht vergessen. So ist es gekommen, daß die Kornblume seine Lieblingsblume wurde, und sie ist es bis zu seinem Tode geblieben. 4. Der trauernde Sohn. Das Unglück, das über Preußen und die königliche Familie gekommen war, wurde immer schlimmer. Die Königin Luise erkrankte von all der Not. Sie verließ 1810 Berlin und lebte auf dem Schlosse Hohenzieritz in Mecklenburg, das ihrem Vater gehörte. Fieber und ein böser Husten quälten sie Tag und Nacht. Sie merkte, daß sie bald sterben werde. Am 19. Juli 1810 stand Prinz Wilhelm mit seinem Vater und seinem Bruder Fritz am Sterbebette der geliebten Mutter. Als die Königin tot war, ging Prinz Wilhelm in seinem kindlichen Schmerze in den Garten und flocht einen Kranz aus Eichenblättern und Rosen; den legte er der toten Mutter aufs Bett. Noch heute befindet sich dieser Kranz im Sterbezimmer der Königin Luise.

7. Zwölf Lebensbilder brandenburgisch-preußischer Regenten - S. 31

1908 - Berlin : Simion
— 31 — 3. Seine Wegierung voller Weisheit. Um die öden und fast menschenleeren Fluren seines Landes wieder zu bevölkern, rief Friedrich Wilhelm Leute aus Holland und Frankreich herbei, die sich hier Wohnhäuser bauten und Landwirtschaft trieben. Arbeiter mussten ihnen helfen; Vieh und Saatkorn wurde ihnen größtenteils geschenkt Von den fleißigen Holländern lernten unsre Bauern, wie das Vieh im Stalle gut behandelt und gepflegt werden muß, wie man sumpfigen Boden trocken macht und den Acker bestellt. Denn unter dem jungen, während des Krieges aufgewachsenen Volk gab es Leute, welche die Bestellung des Ackers so gut wie nicht kennen gelernt hatten. Bald zeigte sich auch der Segen solcher weisen Regierung. Die Einwohner der Mark Brandenburg konnten, als der Kurfürst erst fünf Jahre sein Land verwaltet hatte, schon wieder 300 000 Taler Steuern auf- bringen. 4. Ks kommt eine Landesmutter. Friedrich Wilhelm erwählte sich zu seiner Gemahlin die junge Prinzessin Luise Henriette von Oranien (in Holland). Von Kindheit an zur Gottesfurcht erzogen, stand sie dem Kurfürsten in der Sorge für sein Land treu zur Seite. Das erste Söhnchen, das Gott ihnen schenkte, raffte der Tod früh dahin. Sie fand Trost in dem schönen Liede: Jesus, meine Zuversicht. Mit großem Eifer war sie bestrebt, ihren Untertanen in allen Dingen ein Vorbild zu sein. Sie pflanzte mit eigner Hand im Lustgarten zu Berlin (damals noch Gartenland) die ersten Kartoffeln. Ihr Gemahl schenkte ihr das Gut Bötzow an der Havel, das ihr zu Ehren später Oranienburg genannt wurde. Bald erhob sich hier ein von schönen Gärten umgebenes Schloß. Sie kümmerte sich um Gemüsebau, Baum- und Blumenzucht und ließ Butter und Käse aus ihren Milchkellern in Oranienburg auf den Markt bringen. Auf allen Reisen und später auch in den Krieg begleitete sie ihren Gemahl. „Lieber will ich alle Unbequemlichkeiten ertragen und bei ihm sein", sagte sie einst, „als alle Bequemlichkeiten der Welt haben und ihn nicht sehen" und ein andermal: „Ohne den Kurfürsten in Berlin zu bleiben, wäre mein Tod." Als ihr zwei Kinder (Amalie und Heinrich) starben, gründete sie in Oranienburg ein Waisenhaus. In diesem ließ sie den armen Waisenkindern eine gute Pflege und Erziehung angedeihen. Leider kränkelte die gütige, hohe Frau viel. Bald stellten sich drohende Anzeichen eines ftühen Todes ein. Der Kurfürst war Tag

8. Zwölf Lebensbilder brandenburgisch-preußischer Regenten - S. 52

1908 - Berlin : Simion
— 52 — die Hofdame: „Aber Königliche Hoheit, wie konnten Sie das tun?" Sie meinte, es sei gegen den Anstand und die gute Sitte gewesen. Doch Luise sprach: „Wie? Darf ich denn das nicht mehr tun?" — Friedrich Wilhelm wurde nach wenigen Jahren Kronprinz. Zuerst wohnte er mit seiner jungen Gemahlin im kronprinzlichen Schlosse zu Berlin. Aber das fröhliche Leben mit seinen glänzenden Festen und Tänzen, das damals am königlichen Hofe herrschte, gefiel weder dem Kronprinzen noch Luise. Beide zogen sich am liebsten in die Einfachheit und Stille zurück. Oftmals sagte Friedrich Wilhelm, wenn sie von einem Hoffeste heimgekehrt waren und Luise wieder einfache Hauskleidung angelegt hatte: „Wie freue ich mich, daß Du nun wieder meine Frau bist!" Und wenn seine Gemahlin dann scherzend fragte: „Bin ich denn nicht immer Deine Frau?", dann antwortete er: „Ach nein, Du mußt nur zu oft die Kronprinzessin sein". — In Berlin wurden ihnen die ersten Kinder geboren; es waren Friedrich Wilhelm (später Friedrich Wilhelm Iv.), Wilhelm (hernach Wilhelm I.) und Charlotte (nachmals Kaiserin von Rußland). Dann kaufte Friedrich Wilhelm für sich und seine Familie ein schönes Landgut in dem Dorfe Paretz an der Havel. Hier ließ er sich ein einfaches Schlößchen erbauen ohne Pracht und Zierrat. Da lebten Luise und er in bescheidener Einfachheit, in freundlichem Verkehr mit den Landleuten. Die Bauern mußten ihn „den Schulzen von Paretz" (Gemeindevorsteher) und die Kronprinzessin „die gnädige Frau von Paretz" nennen. Wenn im Sommer das Erntefest war, erschienen Friedrich Wilhelm und Luise unter den fröhlichen Dorfbewohnern und mischten sich zuweilen unter die Tanzenden. Die Kronprinzessin Luise verstand es sehr, den Kindern eine Freude zu machen. Sie trat an die Zelte heran, in denen Süßigkeiten feilgeboten wurden, und kaufte Tüten voll Näschereien. Dann teilte sie ihre Spenden unter die Kleinen aus. Zutraulich lief manches kleine Kind hinter der gütigen, hohen Frau her, faßte sie wohl gar am Rock und rief: „Mir auch was, Frau Königin!" — Daß Luise eine rechte Kinderfreundin war, geht aus mehreren kleinen Geschichten hervor. Oft hob sie spielende Kinder von der Sttaße auf, nahm sie auf den Arm und scherzte mit ihnen. Einmal — sie war schon Königin — besuchte sie die Stadt Stargard in Pommern. Die ganze Stadt hatte sich festlich zum Empfang der Königin geschmückt. Blumen und Girlanden prangten in großer Zahl. Die erfreuten Bewohner hatten sich in dichten Scharen aufgestellt, um den hohen Besuch jubelnd zu empfangen. Da kam der Wagen der Königin heran. Das Jauchzen der Menge wollte kein Ende nehmen. Auf einem Platze hatte sich eine Anzahl kleiner Mädchen auf-

9. Zwölf Lebensbilder brandenburgisch-preußischer Regenten - S. 56

1908 - Berlin : Simion
— 56 — über einen Fluß hinweg wollte, brachen die Brücken, und Menschen, Kanonen und Pferde stürzten in das eiskalte Wasser. Napoleon floh in einem Schlitten schnell nach Paris und kümmerte sich nicht um seine Soldaten. Diese kamen wie eine Schar zerlumpter Bettler, halb verhungert und erfroren, in Deutschland an. Von dem gewaltigen Heere war nur noch der zwanzigste Teil übrig. 10. Wie Preußen sich von der Iranzosenherrfchaft frei macht. Als Gott Napoleons Macht so gebrochen hatte, rüstete man sich in Preußen zu einem Befreiungskriege. Der König begab sich nach Breslau, weil diese Stadt nicht von Franzosen besetzt war, schloß ein Bündnis mit Rußland und erließ am 17. März 1813 einen Aufruf „An mein Volk". Darin rief er alle preußischen Männer zu den Waffen. Alt und jung eilte herbei, um Soldat zu werden. Es kamen Greise im weißen Haar und Jünglinge von kaum 15 Jahren. Viele Väter verließen ihre Familien und eilten zu den Fahnen. Wer nicht mitkämpfen konnte, gab Geld und Schmucksachen für das Vaterland hin. So wurden 160 000 Trauringe eingeschickt. Die Leute bekamen dafür eiserne Fingerringe, auf denen stand zu lesen: Gold gab ich für Eisen 1813. Ein armes Mädchen, Ferdinande von Schmettau, ließ sich ihr kostbares, langes Haar abschneiden und gab das Geld, das sie dafür bekommen hatte, nach Breslau. Ein Bauer brachte ein Pferd und sagte: Fünf haben mir die Franzosen gestohlen, das sechste will ich ihnen nachschicken. Setzt einen Soldaten darauf!" Eleonore Prochaska, eine Potsdamer Köchin, zog sich eine Soldatenuniform an, gab sich für einen Schneidergesellen aus und ging mit in den Krieg. Als der König sein Volk solche Opfer bringen sah, traten ihm die Tränen in die Augen. Die besten Kämpfer, so bestimmte er, sollten einen neuen Orden bekommen, das „Eiserne Kreuz". Eine herrlichere Zeit, als das Frühjahr 1813, hat Preußen nie gesehen. Auch Österreich trat dem Bunde mit Preußen und Rußland gegen Napoleon bald bei. Unter den tapferen Feldherren, die in dem nun folgenden Kriege von 1813 bis 1815 die Franzosen besiegen halfen, hat sich besonders der greise Feldmarschall Blücher ausgezeichnet. Er besiegte die Feinde an der Katzbach, einem kleinen Flusse in Schlesien. Vorher waren sie schon von den beiden braven Generalen Bülow und Tanenzien bei Großbeeren (2 Meilen südlich von Berlin) geschlagen worden. Nach mehreren Schlachten sammelte Napoleon seine Soldaten bei Leipzig, um hier entweder die Verbündeten gänzlich zu schlagen oder

10. Zwölf Lebensbilder brandenburgisch-preußischer Regenten - S. 10

1908 - Berlin : Simion
— 10 — 7. Wie er in seiner Jamilie glücklich ist. Unser Kaiser verheiratete sich, als er 22 Jahre alt war, mit der Prinzessin Auguste Viktoria von Schleswig-Holstein. Sie ist jetzt unsre Kaiserin. Der liebe Gott hat den kaiserlichen Eltern sechs Söhne und eine Tochter geschenkt. (Namen siehe im Lebensbild der Kaiserin.) Nirgends gefällt es dem Kaiser besser als im Kreise seiner Familie. Die Kaiserin hat er einst den schönsten Edelstein in seiner Krone genannt. Oft war seine erste Frage, wenn er von einer Reise zurückkehrte: „Was machen unsre Jungen?" Wir wünschen unserm lieben Kaiser, daß er sich noch recht lange über sein Glück freuen darf! Ib. Untre Kaiserin Auguste Viktoria. Ziel: Wie unsre Kaiserin ein menschenfreundliches Herz hat. Lebensbild: 1. Hin Mädchen voll Mitleid. Unsre Kaiserin wurde am 22. Oktober 1858 auf dem väterlichen Gute Dölzig, in der Niederlausitz, geboren. Ihr Vater hieß Friedrich von Schleswig-Holstein, ihre Mutter Adelheid. Das kleine Prinzeßchen erhielt die Namen Auguste Viktoria. In stiller Zurückgezogenheit wuchs sie in dem ländlichen Schlosse unter der treuen Pflege und Erziehung frommer Eltern auf. Früh zeigte sie ein mitleidiges Herz. Einst war sie in Begleitung ihrer Schwester. Da sahen beide eine alte Frau, die eine schwere Karre einen kleinen Berg hinaufschieben wollte. Der Alten fehlten die Kräfte dazu. Ohne ein Wort zu sagen, sahen sich beide Schwestern an und eilten an die Karre. Jede Schwester erfaßte einen Karrengriff und in flinkem Lauf schoben sie die Last auf den Berg. Da ließen sie die Karre stehen. Die alte Frau eilte ihnen nach, so schnell sie konnte. Aber als sie ganz erschöpft auf dem Berge ankam, waren die beiden Prinzessinnen längst fort, ohne die Dankesworte des Mütterchens abzuwarten. Ein andermal fand Auguste Viktoria ein kleines Mädchen weinend auf einem Stein am Wege sitzen. Mitleidig fragte sie die Kleine nach der Ursache ihrer Tränen. Da erzählte das Mädchen, daß es sich einen Dorn in den Fuß getreten habe und nicht mehr laufen könne. Sofort legte die barmherzige Prinzessin den unsauberen Fuß des Kindes auf ihr reines Kleid, blies den Staub von der Wunde und zog
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