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1. Preußisch-deutsche Geschichte - S. 35

1918 - Berlin : Weidmann
8. Friedrich Wilhelm Iii. 17971840. 35 von selbst, da sie auch alle zum Heeresdienste heran-gezogen wurden. Das Heer setzte sich also von nun an aus Adel, Brgern und Bauern zusammen, und Auslnder kamen nicht mehr hinein. Damit konnten auch die entehrenden Strafen wie Stockschlge und Spierutenlaufen fr immer aufhren. Da der König nur 40 000 Mann halten durfte und diese Zahl viel zu gering war, so wurden immer die ltesten Soldaten auf Urlaub entlassen und durch neue Rekruten ersetzt. So hatte der König, ohne da es Napoleon merkte, 1813 schon 110 000 Mann Linientruppen, dazu freiwillige Jger und 170 000 Mann Landwehr fr den Krieg bereit. Die Neuerung der allgemeinen Wehrpflicht, zunchst nur fr den Befreiungskampf bestimmt, wurde 1814 zu einer stndigen Einrichtung. Des Knigs bester militrischer Berater war der General v. Scharnhorst. - Die guten Folgen der Steinschen Gesetzgebung zeigten sich Sittliche und berraschend schnell. Das ganze Volk war wie umgewandelt. Wiedergeburt. Der Turnvater Jahn, ein Gymnasiallehrer in Berlin, arbeitete an der krperlichen Zucht der Jugend, der Philosoph Fichte hielt seine gewaltigen Reden an die deutsche Nation, der Theologe Schleiermacher wirkte fr die Vertiefung des sittlichen und religisen Lebens, und Wilhelm v. Humboldt, ein Bruder des groen Naturforschers Alexander v. Humboldt, grndete mitten in der traurigsten Zeit 1810 die Universitt Berlin. Kurz, alle Kreise bereiteten den Kampf gegen den Unterdrcker der Freiheit Europas, und besonders Preuens, mit herrlicher Begeisterung vor. c) Die Befreiungskriege 18131815. 36. Der Ehrgeiz und die Herrschsucht Napoleons I. Napoleons i. traten immer deutlicher zutage. Er strzte mit einem Federstrich 9dza<6t die Knigshuser in Portugal und Spanien, unterwarf sterreich zum zweitenmal und verleibte ohne weiteres Städte und Lnder im nordwestlichen Deutschland seinem Reiche ein. Um den Herrschern Europas ebenbrtig zu werden, ver-mahlte er sich mit Luise, der Tochter des Kaisers Franz I. Sein Glck schien vollendet, zumal als ihm ein Sohn (Napo-l e o n Ii.) geboren wurde. Aber Hochmut kommt vor dem Fall. Als er es wagte, mit einem Riesenheere von einer halben Million Mann auch Rußland zu unterjochen, begann seine bermchtige 3*

2. Preußisch-deutsche Geschichte - S. 66

1918 - Berlin : Weidmann
66 12. Wilhelm Ii. seit 15. Juni 1888. der Oftkste und der Lonbon, immer wieber Bomben hinab-warfen und groen Schaben anrichteten. Wohl versuchten die Englnber durch Abwehrkanonen und Flieger der Gefahr Herr Zu werben, aber unsre Flugzeuge zeigten sich nicht blo hier, sonbern berall meistens berlegen, und Männer wie Jmmel-mann, Boelcke und v. Richthofen werben wegen ihrer Khnheit im Luftkampfe unvergessen bleiben. Der Krieg in 67. Unsere Gegner verlegten den Kriea so aar in die den Kolonien. = . r . . r c ^ Kolonien und untergruben boburch das Ansehen der Weien bei den Eingeborenen. Diese muten ja alle Furcht und alle Achtung verlieren, wenn sie sahen, wie gehssig und grausam sich ihre weien Herren untereinanber bekmpften. Trotzbem blieben . die Eingeborenen unserer Kolonien dem Deutschen Reiche meist treu. Da wir aber in Togo, Samoa, auf Neuguinea und den Sbsee-Jnseln keine Truppen hatten, so muten sich diese Kolonien balb ergeben. In Kamerun, Kiau-t s ch o u und Sbwestafrika machten wir es unfein Feinben schon schwerer. Wir gaben unsere bortigen Besitzungen erst nach hartem und ehrenvollem Wiberftonbe auf (z. B. % fingt au 7. 11. 1914), und in Oftafrifa brachten wir den Englnbern sogar schwere Nieberlagen bei, so ba sie uns von hier trotz uerster Anstrengung nur langsam verbrngen konnten. General v. Lettow-Vorbeck rettete den Rest feiner tapferen Truppe (1917) auf portugiesisches Gebiet. 3. Die Kriegsjahre 1916 und 1917. Der westliche 68. Im Westen erffneten wir selbst Ende Februar Berdun^?sk einen Angriff auf die beraus starke Festung Verbun ' an der Maas. Wir erstrmten auf dem rechten Ufer biefes Flusses die fr uneinnehmbar gehaltenen Panzerfesten Douau-mont [buomong] und Vaux [wo], und am linken Ufer fielen die Hhe Toter Mann" und Hhe 304" nach schweren Kmpfen in unsre Hnbe. Aber wir gaben, um Krfte zu sparen, das weitere Vorbringen von selbst auf, so ba Douaumont und Vaux (vllig zerschossen) an die Franzosen wieber verloren gingen. Auch hatte schon im Osten ein groer russischer Angriff begonnen, und im Juli folgte bereits zur Entlastung von Verbun ein neuer gewaltiger Angriff der Englnber und Franzofen, der eigentlich fr die ganze Westfront geplant imune. i9i6. war, sehr balb jeboch auf den kurzen Abschnitt zwischen Somme und Ancre [anker] beschrnkt wrbe; und selbst auf biefer

3. Das Alterthum - S. I

1876 - Berlin : Weidmann
di el U e t c Io Abriss der allgemeinen Weltgeschichte für die obere Stufe des Geschichtsunterrichtes von Dr. David Müller, Professor am Polytechnikum zu Carlsruhe. Facta sind in den Büchern, der Schlüssel ist im Herzen und in der Welt Lauf. Joh. v. Müller. Theil I. Das Alterthum. Zweite Auflage. Berlin. Weidmannsche Buchhandlung. 1876.

4. Das Alterthum - S. 75

1876 - Berlin : Weidmann
Religion und Philosophie. 75 Ihre Feier beging man in Eleusis, und die Eleusinischen Mysterien suchten in geheimnifsvollen Darstellungen dem Menschen, der sich in dieselben hatte einweihen lassen, den Tod, die Unterwelt und das Leben nach dem Tode zu vergegenwärtigen, und dem alten Schattenreiche seine Schrecken zu benehmen. Die Unsterblichkeitslehre, wohl zunächst von Aegypten her übertragen, von Delphoi aus gepflegt, begann auf die ernsteren Gemüther heilsamen Einfluss zu üben. Daneben aber fingen einige besonders begabte Menschen an, sich über die Volksvorstellungen von der Religion, der Natur, der Menschenseele zu erheben, und nach einem Grundprincipe aller Erscheinungen zu forschen, mit einem Worte zu „ philosopliirenu. Die ältesten Philosophen sind, wie die ältesten Dichter, von den ionischen Colonien hervorgebracht worden. Sie suchten ein physikalisches Urprincip, aus dem sie alle Dinge ableiteten. So Thales von Milet, 636—546, der auch in die astronomischen Kenntnisse der Babylonier und Aegypter eingeweiht war, und das Wasser als den Urstoff ansah, aus dem alle Dinge sich gebildet1). Sein Landsmann Anaximenes2), 570—500, nahm die Luft, wieder ein anderer, Herakleitos von Ephesos (um 500), der über das Wechseln und Werden der in stetem Strome begriffenen Dinge viel Tiefsinniges aussprach, das Feuer als Grandprincip der Welt an. Schon früher hatte Thales Schüler Anaximandros von Milet 610 — 532 die Kraft der Bewegung und Entwicklung weniger sinnlich in einen allgemeinen Urstoff (rd utihqov) gesetzt. — In dieser geistigeren Auffassung drang dann Pythagoras, geb. um 580 auf Samos, dann aber später in Kroton lebend3), einen Schritt weiter. Er und seine Schüler, die Pytliagoreer, legten das harmonische Mass und Verhältnis« der Dinge zu einander in das Symbol der Zahlen. Sie verbanden mit ihrer Schule eine strenge Moral, die Lehre von der Seelenwanderung und Unsterblichkeit, und zugleich streng aristokratische Grundsätze für das staatliche Leben. Gleichfalls in Unteritalien zu Elea (Velia), jener Stadt, in welcher die Phokäer nach langer Wanderung Zuflucht gefunden, als sie sich dem Kyros nicht hatten unterwerfen wollen, bildeten Xenophanes4), der von Kolophon vor der Perserknechtschaft hierher entwichen, und dann vor Allem sein Schüler Parmenides (um 504) die „Eleatisclie Philosophie“ aus, die im nichtigen Wechsel der Erscheinungen den allgemeinen Begriff des Seins als das Bleibende und Wirkliche aufstellte. Endlich sprach es Anaxagoras von Klazomenai (geb. um 500) aus, dass der letzte Grund alles Seins und Werdens nicht in der sichtbaren Welt liege, und führte dadurch zu einem absoluten höchsten Wesen ausser und über der Welt. — Manche dieser Philosophen lehrten und schrieben noch in Versen, andere gehören zu ‘) Diog. Laert. I, 23 ff. Her. 1, 74. 75. 2) Diog. Laert. Ii. 2 ff. 3) Diod. Fragm. 3,lib. X. Diog. Laert. Viii. Jamblichus, Porphyrius : de vita Pyth. Just. Xx, 4. Sein Geschick ist mit dem Fall von Sybaris und dem Sinken Krotons verknüpft (s. § 65). *) Diog. Laert. Ix, 18.

5. Das Alterthum - S. 133

1876 - Berlin : Weidmann
Cultur des hellenistischen Zeitraumes. 133 stehenden Berührung und Mischung der verschiedensten Volksreligionen, durchaus auf Zweifel, Unglauben und flache Rationalisirung (Euhemerismus) gerichtet, oder es wendete sich orientalischem Aberglauben zu. So fand eine vollständige innere Auflösung der bisherigen heidnischen Religionen des Orientes statt. Die Philosophie, deren Hauptsitz immer noch Athen blieb, entwickelte aus der platonischen Schule (§98) die neuere Akademie, welche keine wirkliche Erkennung der Wahrheit, sondern nur eine Annäherung an dieselbe durch Gründe für und wider für möglich hielt, und aus der aristotelischen oder peripatetischen Schule nur eine weitere Förderung der exacten Wissenschaften1). Als neue Systeme bildeten sich das Epikureische, gegründet von Epikuros aus Samos, geb. 341 (seit 307 bis 270 in Athen), welcher, die Schule der Kyrenaiker (§98) ausbildend, lehrte, das am Höchsten zu Erstrebende sei das Glück, das Wohlbefinden, und die Götter, wenn es solche gäbe, ständen doch in keiner Beziehung zu den Menschen; und das stoische System, gegründet von Zenon aus Kition, geb. um 340, gest. um 260, welcher das Glück in die Tugend, diese aber in die Unberührbarkeit der Seele des Weisen von Leiden und Leidenschaften (änu&etu) setzte; und endlich die skeptische Schule, gegründet von Pyrrhon aus Elis, welche die Möglichkeit leugnete, die Dinge zu erkennen, wie sie an sich sind, und so überhaupt dem Zweifel an Allem als Princip huldigte. — Die Poesie hatte ebenfalls ihre Genialität eingebüfst. Nur die neuere attische Komödie (§ 99), vertreten in Menander (341 bis 289), blühte noch und die bukolische Poesie (Hirtengedicht, Idyll), deren Meister Theokritos (ca. 270) und Mosclios aus Syrakus und Bion aus Smyrna waren. Sonst beschäftigte man sich viel mehr mit den Regeln der Dichtkunst (Poetik) als mit der Dichtkunst selber. Ebenso hatte auch die Beredsamkeit ihre Unmittelbarkeit und praktische Bedeutung eingebüfst und lebte nur noch als Rhetorik in den Schulen von Athen und Rhodos fort. Die Geschichtschreibung, obwohl ihr durch die Thaten des Alexandros und durch die wichtige Erschliessung des Orients neuer Stoff gegeben war, brachte es nicht mehr zu hervorragenden Werken. Dagegen entwickelten sich die philologischen Wissenschaften, z. B. Grammatik2), und die exacten Wissenschaften, Mathematik3), Physik4), Geographie5), Astronomie6), Medicin7) u. s. w. Die bildenden Künste sanken zum Theil gleichfalls in die Verweichlichung oder Verkünstelung oder haschten durch kolossale Verhältnisse nach Effect; doch blieb die Technik der guten Zeit, ’) Schon durch Aristoteles Nachfolger, Theophrastos, 372—286. 2) Zeno- dotos von Ephesos. Aristophanes von Byzanz im 3. Jahrh. Aristarch von Samo-thrake im 2. Jahrh. 3) Eukleides um 300. Archimedes f 212. 4) Ktesibios und Heron. 5) Eratosthenes aus Kyrene 276—195, in Alexandreia, ele-menta matheseos. 6) Derselbe. Ferner Aristarchos v. Samos um 260. 7) He- rophilos und Erasistratos.

6. Das Alterthum - S. 115

1876 - Berlin : Weidmann
Demosthenes und Philipp. 115 der von den Amphiktyonen und dem Adelsgeschlechte der Aleuaden (§57) zu Hilfe gerufene Philipp, 352 *). Drohend stand er an den Thermopylen; aber eine Athenische Flotte hinderte ihn diesmal, weiter zu dringen. So schleppte in Griechenland der heilige Krieg sich noch weiter fort, während Philipp sich nach Norden wandte und die Städte auf Chalkidike und das Haupt derselben, Olynth, angriff, 349. Diese Stadt rief Athen um Hilfe an. § 95. Demosthenes und König Philipp. I. Plntarch, Demosth. Photion. Justinus Viii. Diodor Xvi. Suidas s. v. Dem. Com. N ep., Timoth. Chabr. Iphicr. Phocion. Die Redner Demosthenes, Aischi-nes, Isokrates, Lykurgos hei Bekker. Ii. A. Schäfer, Dem. n. seine Zeit, 3 B. 1856—1858. Böhneoke, Forsch, auf d. Gebiet der attischen Redner. E. Curtius Hi, 444 ff. Grote Vi, 210 ff. Niebuhr, Vorl. über alte Gesch. Hi. Athen hatte sich von der Gemeinschaft an den grossen Plänen des Epameinondas (§ 92) zurückgezogen, sobald es Thebens Ueber-legenheit über sich selbst erkannte. Dagegen hatte es die Kämpfe Thebens mit Sparta dazu benutzt, sich an die Spitze eines wieder erneuerten Seebundes zu bringen. Diesen Fortschritt seiner Macht dankte es vor Allem dem Timotheos, Konons Sohne, und dem durch seine Redekunst berühmten Kallistratos. Aber es fehlte an Beharrlichkeit und Weisheit in der Leitung, und um dieselbe Zeit, als Philipp von Makedonien unter Freundschaftsversicherungen gegen Athen Amphipolis wegnahm (§ 94), erhoben sich auch die Bundesgenossen, 357 — 355, und trotz der Waffen Athens und bedeutender, aber unter sich uneiniger Feldherren, wie Timotheos, Iphikrates, Chabrias, Chares, Phokion2) waren, konnten sie nicht im Gehorsam gehalten werden, zumal sich auch der Perserkönig ihrer schützend annahm und Athen seine Führer theils im Kampfe verlor, theils thöricht ihrer sich selbst beraubte3). So löste der Bund sich wieder auf. In Athen aber bekam nun eine selbstsüchtige Friedenspartei, geführt von Eubulos, die Oberhand. Man verwandte die überschüssigen Staatsgelder auf öffentliche Feste, statt auf Rüstungen gegen Philippos und freute sich der Genüsse der Bildung sowohl wie der Sinne. Diesem schlaffen Leben trat Demosthenes entgegen (383 — 323). Sohn eines reichen Waffenschmieds und einer skythischen Mutter, hatte er sich, früh verwaist, durch betrügliche Vormünder seines Vermögens fast beraubt gesehen und hatte, um sie vor Gericht ziehen zu können, sich unter der Leitung des Isaios der Redekunst beflissen. Alle Hemmnisse mit eisernem Fleiss überwindend4), bildete er sich am Beispiel des Kallistratos, an den Schriften des Thukydides und der Philosophen zum vollendeten Redner. So ausgerüstet, widmete er 1) Diod. Xvi, 35 ff. Dem. de fals. legat. § 319. 2) Vergl. die betr. Bio- graphien hei Corn. Nepos. 3) Diod. Xvi, 21. 4) Plut. Dem. Iv, 7. 8*

7. Das Alterthum - S. 119

1876 - Berlin : Weidmann
Religion und Philosophie. 119 besonders während des so verwildernden peloponnesischen Krieges. Ueberall schwand der Glaube an die alten Götter, und Sittenlosig-keit und Selbstsucht begannen in der Masse um sich zu greifen. Die gebildeteren Geister suchten Leitung und Zuflucht bei der Philosophie, deren glänzendste Entwickelung in diesem Zeitraum beginnt. Auf die alten Naturphilosophen, Pythagoreer und Eleaten (§ 71), folgten, ebenfalls zuerst in lonien, die Sophisten1), Männer, die sich selbst als Lehrer, „gut zu denken, zu reden und zu handeln“, hinstellten, für ihre Belehrung zuerst Geld nahmen und meist nur die Kunst der Gedankenentwicklung (Dialektik) und die Kunst der Rede (Rhetorik) dahin lenkten, das Gute wie das Böse nach Belieben zu vertheidigen, theoretische und praktische Willkür zu lehren („der Mensch ist das Mass der Dinge“)2), den Glauben an Recht, Sitte und Religion aufzulösen und das Streben nach Glück (Eudaimonismus) als das einzig Berechtigte zu empfehlen. Sie vor Allem (Protagoras von Abdera, um 450, Gorgias von Leontinoi, Prodi kos von Keos u. A. m.) trugen die Zersetzung in das griechische Geistesleben. Im Gegensatz zu ihnen wirkte der Athener Sokrates (§ 89), 469 — 3993). Körperlich, wenngleich unschön doch abgehärtet und kräftig, geistig allseitig gebildet und nach immer neuer Belehrung forschend, ein tapferer Krieger und rechtschaffener Rathsmann, zeichnete er sich im Kreise der Jünglinge, die sich ihm anschlossen, als „ unermüdlicher Menschenbildner“ aus. Indem er jedes Forschen über das Grundprincip der Welt aufgab, erkannte er doch die Eigenschaften der Gottheit an den Einrichtungen der Welt, und die zeigten ihm dieselbe als ein allmächtiges, allgütiges und allwissendes Wesen4), und so näherte er sich doch einem praktischen Monotheismus. Sonst wandte er sich auf das rein Menschliche und bestrebte sich durch die untersuchende Methode5) den Begriff der Dinge festzustellen. > Damit verbindet er den praktisch ethischen Zweck, die Menschheit vom Wissen zur Tugend und damit zur Glückseligkeit zu führen. Am meisten aber wirkte die hohe Sittlichkeit seiner Persönlichkeit selbst, seine uneigennützige Menschenliebe, sein unbestechlicher Wahrheitssinn. Unter seinen Schülern waren ein Platon, Xenophon (§ 90), aber auch ein Alkibiades (§ 87), Kritias und Theramenes (§ 89). Gerade wegen der Letzteren verfiel Sokrates, nach dem Sturz der dreißig Tyrannen und der Wiederherstellung der Demokratie (89), der Anklage, dass er die Religion und Gesetze des Staates verachten lehre6). Ungebeugt und im stolzen Gefühl seiner Unschuld trat er vor die Heliasten, deren Mitleiden anzuflehen er sich nicht erniedrigte; sie verurtheilten ihn zum Giftbecher, den er im Kreise der Jünger *) ffotpiarai. 2) avd'oconos fitxoov anävrcov. 3) Xen. Memorab., Plato, z. B. im Symposion. 4) Xen. Mem. I, 4. Iv, 3. ®) Die eigaveia des Sokrates. 6) Plat. Apologie des Sokrates und Kriton.

8. Das Alterthum - S. 123

1876 - Berlin : Weidmann
Redner. 123 frommer Ehrfurcht gegen die Götter erfülltes, grosses Gemälde der Zeitereignisse künstlich und sinnreich einzuflechten. Ihm folgt Thukydides aus Athen (470— 402)'), wie Herodot von Bewunderung für Perikies erfüllt, der mit strenger Klarheit und in grossartiger Objectivität die Geschichte seiner Zeit, den pelo-ponnesischen Krieg bis über die sicilische Expedition hinaus erzählte, nicht mehr als eine von der Gottheit selbst geleitete Tragödie, sondern wie der Staatsmann die Geschichte sieht, als ein Werk geistiger und materieller gegeneinander ringender Kräfte auf der Weltbuhne. Endlich Xenophon aus Athen, 445 — 356 (?), der Schüler des Sokrates, der philosophische Werke (die Denkwürdigkeiten und die Apologie des Sokrates, die Erziehung des Kyros, das Gastmahl, ov/.in6oiov) neben seinen historischen geschrieben hat. Unter letzteren ist Hauptwerk: die Geschichte Griechenlands von 411 bis zur Schlacht von Mantineia, neben ihr die Anabasis, d. i. der Zug der von ihm heimgeführten Zehntausend (§ 90). Neben dieser grossen Dreizahl (wie bei den Tragikern und in ähnlicher Werthfolge) stehen andere geringere Historiker, von denen jedoch nur Bruchstücke vorhanden sind; so Theopompos und Ephoros, die den Xenophon fortsetzten, und Ktesias, der eine persischorientalische Geschichte geschrieben. § 101. Die Redner. I. Im. Bekker, Oratores Attici. 5 B. Berlin 1823. Baitar und Sauppe, Orat. Att 9 B. Leipz. 1838—1850. Ii. Westermann, Gesch. d. Bereds. in Gr. 1833. Biographie etc. Braunschweig 18-15. Blass, Die att. Beredsamkeit von Gorgias bis zu Lysias, Leipz. 1868. Schäfer, Dem und seine Zeit. Die grossen Redner der guten Zeit, Themistokles, Perikies u. A., redeten einfach und schmucklos, nur die Sache klar darstellend, aber mit eindringender Gewalt2). Die Fertigkeit mit Schmuck und Kunst zu reden, lehrten die Sophisten (§ 98). So erregte Gorgias, der 427 als Gesandter von Leontinoi nach Athen kam, durch die Kunst des Vortrags und durch den rhythmischen Bau seiner Sätze bei den Athenern Aufsehn. Die erste Rednerschule in Athen bildete Antiphon, 480—411, an der auch Alkibiades und Thukydides theilnahmen. Ihm folgte Lysias3), 458 (444 ?)—378, erst künstlich und geschraubt, bis ihn der Zorn gegen die dreissig Tyrannen (§ 89) wahrhaft beredt machte4); dann Isokrates5), ein Schüler des Sokrates, 436—338, der sich nach der Schlacht bei Chaironeia selbst den Tod gab; jener mehr Meister in der gerichtlichen, dieser in der Fest- und Prunkrede, in der er durch *) Poppo, Einl. z. Thuk. Roscher, Leben etc. d. Th. 1842. 2) Plut. Per. 8, vgl. seine Rede Thuk. H, 35—46. 3) Rauchenstein, Ausgew. Reden. 1864. 4) Cicero Brutus 9. Quint. X, 1,78. Xii, 10, 24. 5) Oncken, Isokrates und Athen.

9. Das Alterthum - S. 213

1876 - Berlin : Weidmann
Die Sullanische Reaction. 213 § 164. Die Sullanische Beaction. I Appian, bell. civ. I, 78—105. Plutarch, Sulla 22—37. Sertorius. Pompeius. Li-vius, Epit. Lxxxih—lxxxix. Veileins Ii, 24- 32. Orosins V, 20. 21. Ii. Mommsen Buch Iv, Cap. 9 u. 10. Peter Ii, S. 111—123. K. S. Zachariae, L. Com. Sulla als Ordner d. röm. Freistaats, Heidelb. 1834. Hock, Köm. Gesch. etc. I, 69—93. In Italien war unterdessen Lucius Cornelius Cinna durch eine Soldatenrevolte ermordet worden'), aber Gnaeus Papirius Carbo, Quintus Sertorius und (der jüngere) Graius Marius standen noch an der Spitze der Volkspartei. Ihre Hauptkraft ruhte in den Neubürgern, den Italikern, namentlich den Samniten, die noch seit dem Bundesgenossenkriege unter den Waffen geblieben. Sulla, mit fünf Legionen in Brundusium gelandet2), begann den Krieg gegen die Marianer, die über 100,000 M. aufgestellt hatten. Eine grosse Zahl alter und neuer Anhänger aber verstärkte bald sein Heer. Den wichtigsten Zuzug, drei Legionen, brachte der 23jährige Gnaeus Pompeius3), der Sohn des Gn. Pompeius Strabo (§ 161). Ein gegen Sulla aufgestelltes consularisches Heer ging zu diesem über, und nach einer Reihe glücklicher, durch ganz Italien sich verbreitender Gefechte4) warfen sich die verzweifelnden Marianer und Italiker unter Pontius Telesinus auf Rom. Die Rettung der Stadt beruhte jetzt auf Sulla, der hier am collinischen Thor die letzte Entscheidungsschlacht lieferte5). Von seinen Gegnern war Quintus Sertorius schon früher nach Spanien gegangen, der jüngere Marius tödtete sich in Präneste, als diese letzte Feste der Marianer sich dem Gegner ergab; Carbo ward später in Sicilien hingerichtet. In Rom begann nun die grausame Rache des Sulla. An 3—4000 gefangene Samniten, unter ihnen den schwerverwundeten Pontius Telesinus, liess er im Circus, nahe dem Tempel der Bellona, wo er den Senat versammelt hatte, zusammenhauen. Ganz Samnium ward zur Wüste gemacht, auch Etrurien ward verödet. In Rom fielen der Habsucht, der Privatrache, der Parteiwuth zahlreiche Opfer, ehe noch Sulla, zum Dictator auf unbestimmte Zeit ernannt6), durch seine Proscriptionslisten diejenigen bezeichnete, die zum Tode bestimmt seien7). An 40 Senatoren, 1600 Ritter und überhaupt an 100,000 Menschen wurden damals in Italien getödtet. Die Güter der Geächteten wurden eingezogen, selbst die Kinder derselben für enterbt und zu jedem öffentlichen Amte unfähig erklärt. Darauf aber unternahm es Sulla, im aristokratischen Sinne den Staat wieder aufzubauen8), indem er nament- ») Liv. Ep. Lxxxiii. App. bell. civ. 1,78. Veil. Ii, 24. 2) App. I, 79. 3) Plut.pomp. 5—7. 4) beim Berge Tifata, bei Sacriportus und vor Praeneste. 5) App. I, 93. Plut.sull.29—30. Veil. Ii, 27. 6) Dictator reipublicae constituendae. 7) lex de proscribendis malis civibus. Plut. Sulla 31—32. App. I, 95—97. Oros.v, 21. Flor.111,21. Veil. 11,28. Liv.ep.lxxxviii. Lxxxix. 8) App. I, 98—103. Liv. Epit. Lxxxix.

10. Das Alterthum - S. 256

1876 - Berlin : Weidmann
256 Untergang des Iuliseh-Claudischen Hauses. heit seines finsteren Gemüthes *) und wie man meinte, allen Lüsten noch als Greis hingegeben, auf Capri: bis er auf einer Reise in Misenum erkrankte, und (da man eine Ohnmacht, die ihn befallen, für den Tod genommen und dem Nachfolger schon gehuldigt hatte) von Macro unter den Kissen seines Bettes erstickt wurde2), 37 n. Chr. § 185. Der Untergang des Iulisch-Claudischen Hauses. I. Durchgehende Quellen Dio und Sueton; das Nähere bei jedem einzelnen Kaiser in den Anmerkungen. Ii. Höck I, 3, S. 1 Im—406. Peter Iii, Abth. 1, S. 231—334. Merivale V u. Vi. Von den Söhnen des Germaniens und der unglücklichen Agrip-pina hatte nur Gaius3), einst als Kind von den rheinischen Legionen schmeichelnd Caligula4) (Comissstiefelchen) genannt, durch knechtisches Wesen unter Tiberius Augen sein Leben gefristet5). Jetzt auf den Thron erhoben (reg. 37—41 n. Chr.) füllte er das aufathmende Rom mit malslosem Jubel, mit Geschenken und Festesfreuden. Aber in sinnloser Verschwendung vergeudete er den Staatsschatz von 3,300 Mil. Sest. (an 600,000 Mark) in neun Monaten6). Dann ging er von der Grausamkeit der Circusspiele7) zu jeder Grausamkeit gegen Menschen über8), und seine ganze Regierung ist nur ein wahnsinniges Gemessen aller Lüste, ein Spott mit allem Heiligen und Ehrwürdigen und ein Wüthen gegen die menschliche Gesellschaft9) wie gegen seine Familie. Von einem Kriegszuge gegen Germanien und Britannien brachte er keine Trophäen als am Strande aufgelesene Muscheln10), und als Deutsche verkleidete Sklaven heim. Zuletzt liess er sich göttlich verehren, bis er durch eine Prätorianerverschwörung, an deren Spitze der Tribun Cassius Chaerea stand, im Circus erschlagen wurde11). Als die Germanen der Leibwache, den Gaius zu rächen, durch den kaiserlichen Palast wütheten, fanden sie einen zitternd sich verkriechenden Mann: es war Tiberius Claudius, der Bruder des Germaniens, des Gaius Oheim, den dieser zum Spott seiner Laune am Leben erhalten12); sie huldigten ihm und hoben ihn auf den !) Tac. Ann. Vi, 12: Quid scribam vobis, patres conscripti, aut quo modo scribam aut quid omnino non scribam hoc tempore, di me deaeque peius per-dant quam perire me cotidie sentio, si scio. Ebenso Suct. Tib. 67. 2) Tac. Ann. Vi, 56. Dio Lviii, 28. 3) Diolix. Sueton, Gai. Iosephus, Archaeol. Xix. Philo, leg. ad Gaium und adv. Flacc. Plinius, hist. nat. Seneca an versch. Stellen. Zonaras Xi, 5—7. 4) Tac. Ann. I, 41. Suet. Gai. 9. Dio Lvii, 5. 5) Suet. Gai. 10: ut non immerito sit dictum, nec servum meliorem ullum, nec deteriorem dominum fuisse. Tac. Ann. Vi, 20 (26). 45 (51). 6) Dio Lix, 2. Geringer Suet. Gai. 37 (2,700 Mill.sest.). 7) Suet. Gai. 11.54. Dio Lix, 14. 8) Suet. Gai. 22: hactenus quasi de principe, reliqua ut de monstro narranda sunt. 9) Suet. Gai. 30. 10) spolia Oceani. Suet. Gai. 47. Diolix, 21. “) Diolix, 29—30. Suet. Gai. 58—60. 12) Suet. Gai. 23: Claudium pa- truum non nisi in ludibrium reservavit.
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