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1. Elemente der Astronomie und mathematischen Geographie - S. 54

1911 - Berlin : Winckelmann
54 Die Fixsterne und Nebelflecke. monde, die rasche Umlaufsbewegung des innersten Marssatelliten sprechen vor- läufig gegen die Theorie. Sie vermag dafür besser als jede andere bis jetzt auf- gestellte Hypothese die Entstehung unseres Sonnensystems, die Übereinstimmung der Planeten und der meisten Trabanten in bezug auf Umlaufsrichtung und Bahnebene zu erklären, so daß man ihr auch heute noch eine große Bedeutung nicht absprechen kann. Wahrscheinlich sind aber die Vorgänge bei der Planeten- und Trabantenbildung nicht so einfach gewesen, wie sie die Nebularhypothese voraussetzt.

2. Elemente der Astronomie und mathematischen Geographie - S. 3

1911 - Berlin : Winckelmann
Vorwort zur sechsten Ruflage. Das vorliegende Werk stellt in knapper Form das Wissenswerteste aus der Astronomie und mathematischen Geographie zusammen. An mathematischen Vorkenntnissen wird, da das Buch zum Selbstudium geeignet sein soll, nur soviel vorausgesetzt, wie ein Schüler höherer Lehranstalten beim Eintritt in die Prima zu besitzen pflegt. Das Schriftchen dürfte deshalb als eine Ergänzung der meisten Lehrbücher der Physik beim Unterrichte dienen können. Dem von dem Unterzeich- neten herausgegebenen Grundriß der Physik von Jochmahn-Hermes wird es als Anhang beigefügt; jedoch sind die für die Astronomie wichtigsten physikalischen Abschnitte in diese Sonderausgabe mit- aufgenommen worden. Verfasser dieser Elemente ist der im vorigen Jahre verstorbene Prof. Dr. O. Hermes, der sie, teilweise in Anlehnung an nachgelassenes Manuskript von E. Jochmann, zuerst im Jahre 1876 herausgegeben hat. Von der fünften Auflage an ist, ebenso wie bei den letzten Auflagen jenes Grundrisses, der Unterzeichnete als Autor miteingetreten. Zu besonderem Danke fühlt er sich verpflichtet gegenüber dem Astronomen an der Hamburger Sternwarte Herrn Dr. K. Graff für seine Mitarbeit an dieser neuen Auflage, die nicht nur die durch den Fortschritt der Wissenschaft gebotenen Änderungen aufweist, sondern sich auch durch eine zweckmäßigere Anordnung des Stoffes von den früheren Auflagen unterscheidet. Zu danken ist ferner der Verlagshandlung für die Bereit- stellung der Mittel zu den Autotypietafeln, die hoffentlich den Beifall der Fachgenossen finden werden. Posen, im März 1911. Prof. Dr. Paul Spies.

3. Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zur Gegenwart - S. 25

1911 - Berlin : Winckelmann
.Schweben^ 'Mindert [Hildes h\ei rrv ( Halbe.rsta.clt Det in old ysünstero ' T*Pc*a Löwen ol Zw Heristaljj~o Re gensb'g Ormandi* \ Xx^<1 Verguß ly? Paris ^i'kbswrtkii ]), 'Bayern •Gundsrt^ »Aquitanien Frankfurt ~M\Vy^.W "öltv lafcrmjt o Kaiserslauter} — 25 — beamten derselben zu prüfen hatten. Es reisten in der vorgeschriebenen Zeit stets zwei Sendgrafen (ein weltlicher und ein geistlicher) in dem ihnen zugewiesenen Sprengel umher. Sie untersuchten die Beschwerden der Gemeinden, überzeugten sich von der Verwaltung der Krongüter und von dem Zustand der Kirchen. — An den Grenzen bestanden die M a r k e n , die von Mark- Reich Der Karolinger 1-18000000 grasen verwaltet wurden. Auf deu R e i ch s v e r s a m m l n n -gen, an welchen die Großen des Reiches teilnahmen, wurden neue Gesetze gegeben. Karls Petschaft war in seinen Degenknopf eingegraben. Hatte er nun einen Befehl an einen halsstarrigen Vasallen untersiegelt, so pflegte er wohl zu sagen: „Hier ist mein Befehl, und hier" — indem er das Schwert schüttelte — „der, der ihm Gehorsam schaffen soll!" Dabei ist aber nicht zu vergessen, daß er jedem seiner Völker die einheimischen Gesetze, die Sitten und Sprache ließ; er wollte nicht verschiedenartige Völker in eine Form zwängen. — Karl förderte den Handel und richtete in den größeren £rten Jahrmärkte ein. Auch die Baukunst fand ihre Pflege, und es entstanden der Dom zu Aachen, sowie an

4. Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zur Gegenwart - S. 176

1911 - Berlin : Winckelmann
— 176 — sandte, mit dem Befehl, man möge sofort auseinander gehen, rief Graf M i -r a b e a u, der ebenfalls zum dritten Stande übergetreten war, dem Boten des Königs zu: „Geh, und sage denen, die dich abschickten, daß wir hier na ch demwillen desvolkes versammelt sind und nur der Gewalt der Bajonette weichen werden." Als der gutmütige König nun keine Gewaltmaßregeln ergriff und sogar gestattete, daß Adel und Geistlichkeit sich mit dem dritten Stande vereinigten, da brach der Volksaufstand los. Bald ertönten die Sturmglocken: lärmend zogen bewaffnete Haufen nach der B a st i l Le (dem alten Staatsgefängnis), erstürmten diese und steckten den Kopf des getöteten Kommandanten auf eine Stange. Darauf hob die Nationalversammlung den Unterschied aller Stände auf. Unter dem Mordgeschrei: „An die Laterne", schleppte man viele verhaßte Männer fort und erhängte sie. Durch das Land aber zogen bewaffnete Horden und plünderten die Häuser der Edelleute und Geistlichen. „Krieg den P a l ä st e n! Friede den Hütten!" war ihre Losung. Viele Vornehme flohen nun aus dem Lande, hielten sich unter dem Namen Emigranten (Auswanderer) in der Fremde auf und verdienten oft mit saurer Mühe ihr tägliches Brot. Der Zug nach Versailles. In Paris stieg die Aufregung immer höher, und als daselbst eine große Brotteuerung eintrat, stürmte ein Haufe von rohen Weibern unter dem Geschrei: „Brot! Brot! nach Versailles! nach Versailles!" durch die Stadt. Besonders taten sich hierbei die Fischweiber (die sogenannten Damen der Halle) hervor. Viel Pöbel schloß sich ihnen an, und so zog man singend und trommelnd nach Versailles. Vor dem Hause der Nationalversammlung ries ein roher Mensch: „Wir haben kein Brot und wissen, der König sowie seine Minister sind Verräter; doch der Arm des Volkes wird sie zerschmettern." Unter Flücheu und Schimpfreden mischte man sich unter die Abgeordneten, welchen es nicht gelang, die Masse zu beruhigen. Auch gegen die eingetroffene Nationalgarde wandte sich die Wut des Volkshaufens. Als man nach dem Schloß gezogen war und die königlichen Leibwächter gemordet hatte, zeigte sich der König auf Verlangen des Pöbels. Da schrie der Haufe: „Nach Paris, nach Paris!" — Ludwig gab dem Drängen nach, und in einer Kutsche fuhr er mit der Königin Maria Antoinette und feinen Kindern nach der Hauptstadt, umgeben von der lärmenden Volksmenge. Nach sechs Stunden langte man in Paris an, wohin sich auch die Nationalversammlung begab. Unter dieser befand sich eine aufrührerische Partei, deren Mitglieder sich Jakobiner nannten und eine rote, langherabhängende Mütze trugen. — Bald hörte alle Ordnung auf, und der König mußte wie ein Gefangener leben. Flucht und Gefangennahme des Königs. 1791. Als die Gefahr für ihn immer größer wurde, beschloß Ludwig zu entfliehen. Still fuhr er mit seiner Familie ab, wurde aber in einer Stadt, wo man die Pferde wechselte, von dem Sohne des Postmeisters ersannt. Dieser junge Mann eilte zu Pferde nach der nächsten Stadt und meldete, daß der König unterwegs sei. Sobald Ludwigs Wagen nun ankamen, wurden sie angehalten. Daraus brachte man den König mit den Seinen, umgeben von Soldaten und einem Pöbelhausen, nach Paris zurück, wo man ihn ganz wie einen Gefangenen behandelte. Absetzung des Königs. Nachdem die Nationalversammlung eine neue Verfassung ausgearbeitet hatte, sah der König sich genötigt, dieselbe zu be-

5. Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zur Gegenwart - S. 107

1911 - Berlin : Winckelmann
— 107 — Die bildenden Künste fanden ebenfalls ihre Pflegestätten. Vorzugsweise war Nürnberg der Hauptort für Erzarbeiten. Dort fchnf Adam kraft die „sieben Stationen" auf dem Wege zum Johanniskirchhofe, in welchen das siebenmalige Hinfallen des Heilandes unter der Kreuzeslast in wirkungsvollem Relies dargestellt wird. Peter vischer hat sich durch das Grabdenkmal des h l. S e b a l d u s , das noch heute in der Sebalduskirche zu Nürnberg bewundert wird, berühmt gemacht. — In der Malerei glänzten in Italien: Leonardo da Vinci (das Abendmahl), Inichel Angelo (das jüngste Gericht), Rafael (Sixtinische Madonna, jetzt in Dresden). In Augsburg wirkte Hans Holbein der Ältere. Berühmt sind seine Darstellungen auf dem Sebastianaltar in München. Ans der Mitteltafel sieht man den heiligen Sebastian an einen Baum gebunden, als Zielscheibe für die Schützen; auf den Seitenflügeln stehen die anmutigen Gestalten der heil. Barbara und der Landgräfin Elisabeth. — Von Hans Holbein dem Jüngern in Augsburg nennen wir: Die Madonna des Bürgermeisters Meier, ferner den Totentanz (ein Holzschnittwerk). — Albrecht Dürer in Nürnberg war Maler, Holzschneider und Kupferstecher. Von ihm sind folgende Bilder zu nennen: Die vier apokalyptischen Reiter (nach der Offenbarung Johannes); der Kampf des Erzengels Michael mit dem Drachen; die Passion Christi und das M a r i e n l e b e n in einer Reihe von Holzschnittbildern; der Kupferstich Ritter Tod ii n d Teufel. — Lukas (Lranach in Wittenberg malte die Bildnisse Luthers, Melanchthons und der Katharina von Bora. Astronomie. Berühmt ist der Preuße Nikolaus Kopernikus. Er wurde (1473) zu Thorn geboren, erhielt dort eine gute Schulbildung und bezog als Jüngling die Universität zu Krakau, wo er besonders Astronomie und Heilkunde studierte. Später setzte er seine Studien in Italien fort und wurde Doktor der Medizin. — Zu Rom hielt er unter großem Beifall Vorträge über Astronomie. Endlich wurde er Domherr zu Frauenburg. In dieser Stadt beobachtete er von seiner Wohnung aus den Sternenhimmel und schrieb ein Werk: „Von den Bewegungen der Himmelskörper." In diesem Buche widerlegte er die bisherige Ansicht, daß die Sonne und die Zeughaus zu Danzig. Holländische Renaissance.

6. Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zur Gegenwart - S. 119

1911 - Berlin : Winckelmann
— 119 — Vergangenheit, und sie sahen die reichen Ernten ihrer Kindheit wiederkehren. Im Geiste erblickten sie die dichtbevölkerten Dörfer, die lustigen Sonntage unter der großen Torflinde und die guten Stunden, die sie mit ihren Verwandten und Jugendgenossen verlebt hatten. Die im Kriege verwilderte Jugend aber empfand das Nahen einer wunderbaren Zeit, die ihm wie ein Märchen aus fremden Landen vorkam. Man sprach von der Zukunft, in der auf jedem Ackerstück gelbe Ähren wogen, wo im Stalle die Kühe brüllen, in jedem Koben ein rundes Schweinchen liegen sollte, wo sie selbst mit zwei Pferden unter lustigem Peitschenknall auf das Feld fahren würden, wo sie nicht mehr mit Heugabeln und Flinten den Nachzüglern im Busch auflauern, nicht mehr nls Flüchtlinge in unheimlicher Waldesnacht auf Gräbern der Erschlagenen sitzen würden, wo die Dächer der Häuser ohne Löcher sein sollten. Man freute sich auf die zukünftige Zeit, wo die Dorfkirche wieder Glasfenster und Glocken haben und wo wieder Braut und Bräutigam vor dem Altar knien würden. Eine leidenschaftliche, schmerzliche Freude zuckte damals durch alle Seelen. 73. Städte und Dörfer nach dein 30jährigen Ariege. Ltädte. Nach dem großen Kriege befanden sich die meisten Städte in einem elenden Zustande; denn die Feinde hatten in ihnen große Verwüstungen angerichtet. Während kleine Städte oft ganz in Trümmern lagen, hatten die größeren und stärker befestigten dem Ansturm der fremden Heere mehr Trotz geboten. Freilich waren sie durch Belagerungen oft geängstigt, durch Abgaben und Brandschatzungen erschöpft, durch Hunger und Pest entvölkert worden. Viele Häuser, die in Schutt und Asche lagen, baute man nicht mehr aus, weil es an Mitteln dazu gebrach. Gesellschaftliche Zustände. Während sich früher die Städte selbst verwalteten, war jetzt jede Selbständigkeit verschwunden; denn die Beamten des Landesherrn führten die Herrschaft. Meistens konnten nur die Residenzen der einzelnen Fürsten das Ansehen von echten Städten behaupten. Aber auch nur der Hof bestimmte das städtische Leben; seine Beamten wurden ein einflußreicher Stand, an den sich viele Bürger kriechend drängten. Durch die Garnisonen der kleinen Heere, die nun allgemein wurden, kam ein wenig Abwechselung in eine solche Stadt, während die früheren Volksfeste verkümmerten. Wegen Mangel an Geld konnten nur wenig öffentliche Gebäude, Kirchen, Rathäuser und der gl. erbaut werden. Dagegen erhoben sich die fürstlichen Lustschlösser um so zahlreicher und prächtiger. Neue Bürgerhäuser führte man nur in ärmlicher Weise und nüchterner Gradliuigkeit aus. Verfallen waren Handel und Gewerbe; Kunst und Wissenschaft schienen im Bürgertum untergegangen zu sein. Dörfer. In unserem Vaterlande lagen die Dörfer größtenteils in Trümmern und Asche. Wollte der Bauer nach geschlossenem Frieden ein Stück seines Landes beackern, so mußte er sich selbst vor den Pflug spannen; hatten doch die Soldaten fast jedes Stück Vieh mit sich fortgetrieben. Auf den unbebauten Feldern wuchs nur Unkraut und Gesträuch; ja oft hatten sich auf den Landflächen von selbst Wälder gebildet. War es fleißigen Händen gelungen, etwas anzupflanzen, so wurde es von massenhaft umherlaufendem Wild wieder vernichtet. Hunger und Pest taten auch das Ihrige, um Men-

7. Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zur Gegenwart - S. 121

1911 - Berlin : Winckelmann
— 121 — deutscher Dichtung. Sie sind voll Kraft und Innigkeit und in einem einfachen kindlichen Volkston gehalten; es seien nur genannt: „Befiehl du deine Wege" — „Nun ruhen alle Wälder" — „Wie soll ich dich empfangen!" Paul Gerhardts Zeitgenossen. Zu den Zeitgenossen Gerhardts gehörte Martin Hinifart, ein sächsischer Prediger, dessen Lied: „Nun danket alle Gott," viel gesungen wird. Heinrich Albert, Domorganist in Königsberg, dichtete: „Gott des Himmels und der Erden." Michael Schirmer in Berlin: „O heilger Geist, kehr bei uns ein." Georg Heumars in Weimar: „Wer nur den lieben Gott läßt walten". Johann Scheffler, anfangs evangelisch, später-katholischer Priester, verfaßte das köstliche Lied: „Mir nach, spricht Christus, unser Held." — Der Jesuit Friedrich von Spee dichtete viele anmutige Lieder, die von einer inbrünstigen Liebe zum Heilande Zeugnis ablegen. Ter Simplizissimus. Zu denjenigen Erzählungen, welche das Landstreicherleben des 30jährigen Krieges schildern, gehört auch der abenteuerliche „ S i m p l i z i s s i m u s " von C h r i st o f f e l von Grimmelshausen, der in jener Zeit lebte. — Der Held, welcher seine Geschichte selbst erzählt, ist ein Bauernsohn aus dem Spessart. Unter den Greueln des 30jährigen Krieges wurde er von seinen Eltern getrennt und bei einem Einsiedler aufgezogen. Umherstreifende Kriegsscharen griffen später den Jungen auf und führten ihn nach Hanau zum Kommandanten der Stadt. Nachdem letzterer den Mutterwitz und die Eulenspiegeleien des Knaben kennen gelernt hatte, ließ er ihn zum Narren ausbilden. Darauf fiel er den Kroaten in die Hände, und nach allerlei Gaunereien und Schalkheiten wurde er Soldat und gelangte zu Ansehen und Reichtum. Nun ging er als hoher Herr nach Paris und führte ein üppiges Leben. Seine Ehe, die er einging, schlug übel aus; er verlor sein Geld, und die Blattern entstellten sein Gesicht. Hierauf wurde er wieder Soldat und ergab sich dem Räuberleben. Endlich aber hatte er Gewissensbisse und entschloß sich, einen ordentlichen Lebenswandel zu führen. Nachdem er nuu eine Zeitlang auf einem Bauernhöfe sein Dasein verbracht hatte, ging er abermals auf Abenteuer aus, bis er schwach und matt wurde. Schließlich bekehrte er sich, und verlebte den Abend seines Lebens als Einsiedler. 75. Aberglaube und Hexenwahn im 1(6. und \7. Jahr hundert. Aberglaube. In der Zeit des 16. und 17. Jahrhunderts herrschte in Deutschland ein finsterer Aberglaube. Das Kriegsvolk wähnte, es gebe ein Mittel, sich wider Stich, Hieb und Schuß unverwundbar zu machen. An verschiedenen Orten grub man unter allerlei aberwitzigen Sprüchen und Bräuchen nach Schätzen. Der Glaube an Sterndenterei und Wahrsagerei war sehr verbreitet. Bedeutende Erfolge, die ein Menfch im Leben erreichte, schrieb man feinem Bündnis mit dem Teufel zu. He^enwahn. Besonders beherrschte der entsetzliche Wahn, daß es Hexen und Zauberer gebe, fast alle Köpfe. Schon das finstere unheimliche Aussehen einer Frau oder eines Mädchens genügte, um eine solche unglückliche Person bei dem Volke als eine Hexe zu verdächtigen und dem peinlichen Gericht zur Folter und zum Feuertode zu übergeben. In allen deutschen Ländern

8. Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zur Gegenwart - S. 122

1911 - Berlin : Winckelmann
machte man auf bic vermeintlichen Hexen Jagd, und so wurden viele unglückliche Personen auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Hexenhammer. In einem Gesetzbuche, dem sogenannten Hexen-Hammer, wurde den Richtern Anweisung gegeben, wie sie sich in den Hexenprozessen zu verhalten hätten. Es war auf die Fragen hingewiesen, welche man an die Angeklagten zu richten hatte, um zu erfahren, ob sic mit dem Teufel im Bunde ständen. Beteuerten die armen Opfer ihre Unschuld, so wurden ihnen durch entsetzliche Folterqualen etwa folgende Geständnisse ausgepreßt: Ja, wir haben wirklich mit dem Teufel Umgang gepflogen; wir sind wirklich durch bic Luft zum Hexensabbat geritten; wir haben den höllischen Festen beigewohnt; ja, wir haben alles getan, was ihr wollt, macht nur, daß uns der Tod enblich von den Qualen erlöse. — Jebe Stadt und jebes Torf wollte seinen „Hexenbranb" haben, und man schätzt die Zahl der Menschen, bic in Deutschland wegen Hexerei angeklagt und unschulbig zum Scheiterhaufen geschleppt würden, ans 50 000. Friedrich von Tpee,*) ein Jesuit, war einer der ersten Bekämpser der Hexenprozesse. Als Geistlicher mußte er in ein paar Jahren gegen 200 vermeintliche Hexen zum Tode vorbereiten und ihnen auf ihrem letzten Gange zum Scheiterhaufen beistehen. Ta überzeugte sich der eble Mann von der Unschnlb dieser Opfer, und er würde durch das Verfahren der Richter tief erschüttert. Als man ihn einst fragte, wie es käme, daß er schon vor dem vierzigsten Lebensjahre graue Haare habe, antwortete er: „Der Gram hat mein Haar grau gemacht, weil ich so viele Hexen habe zur Richtstatt begleiten müssen, und ich habe unter allen keine gefunden, die schnlbig gewesen ist." Er schrieb ein Buch über das grausame Verfahren der Hexenrichter und schilberte bic entsetzlichen Folgen des Aberglaubens in den lebhaftesten Farben. Leiber erlosch der Hexenwahn in Tentschlanb bamals noch nicht. Erst unter dem Könige Friedrich Wilhelm I. sinb in Preußen die Hcxcnprozcssc völlig abgeschafft worben. Brandenburgisch-preussische und deutsche Geschichte. Die Zeit bis zu den ^ohenzollern. 76. Die Scntnonen und Ivenden in der Zitats Brandenburg. Tie Lernnonen. In der Urzeit wohnten zwischen der Weichsel, Elbe und Saale die S u e v e n, welche sich unter den verschiedenen deutschen Völkern zu einem Bunde vereinigt hatten und in 100 Gaue geschieden waren. — Sie trugen ihr Haupthaar auf dem Scheitel zusammengefaßt und in einen Knoten gebunden. Dennoch aber fiel es in reicher Fülle auf Schultern und *) Geb. 1595 zu Kaiserswerth am Rhein, gest. 1635 zu Trier.

9. Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zur Gegenwart - S. 197

1911 - Berlin : Winckelmann
— 197 — ein. Es gelang ihm auch, im schnellen Zuge tief in dasselbe vorzudringen, die Russen in einer großen Schlacht bei B o r o d i n o an der Moskwa (am 7. September) zu schlagen und (am 14.) in die alte Hauptstadt Moskau seinen Einzug zu halten. Er hoffte, den Winter hindurch von den großen Vorräten dieser Stadt sein Heer zu erhalten und, wenn der Kaiser Alexander nicht schnell Frieden schlösse und ganz seinen Willen zu hm verspräche, im nächsten Jahre nach Petersburg zu ziehen. Allein diesmal betrog ihn seine Berechnung gänzlich. Brand von Moskau. Als Napoleon nämlich in Moskau eingezogen war, begann sein Unheil. Zum Schrecken der Franzosen stand die Stadt plötzlich an vielen Stellen zugleich in Flammen; denn losgelassene russische Verbrecher hatten sie angezündet. An ein Löschen war nicht zu denken; alle Vorräte wurden ein Raub des Feuers. Ter Rückzug. In der großen Brandstätte von Moskau konnte er nicht bleiben. Vorräte für das Heer aus der umliegenden Gegend zusammenzubringen, war nicht möglich; denn die Russen hatten alles verheert. Daher mußte er im Oktobermonat eiligst den Rückzug antreten. Er hoffte, noch vor Einbruch des Winters die Gegenden von Polen und Preußen zu erreichen, wo sein Heer Unterhalt finden konnte. Doch früher als gewöhnlich brach der Winter herein, der in den öden Steppen Rußlands furchtbar ist. Bald war alles mit tiefem Schnee bedeckt, und der schneidende Wind wehte über die unabsehbaren Flächen. Die Häuser und Dörfer, die an dem Wege lagen, hatten die Franzosen schon auf dem Hinwege zerstört, weil sie in ihrem Übermut nur an Sieg und Vordringen dachten. Nun fanden sie nirgends ein Obdach, um sich gegen die grimmige Kälte zu schützen, und keinen Bissen Brot, um den nagenden Hunger zu stillen. Das rohe Fleisch der gefallenen Pferde war ihre einzige Nahmng, und an jedem Morgen lagen Hunderte, ja Taufende von ihnen erfroren auf den mit Schnee bedeckten Feldern. Dazu kamen die Russen, die an die Schrecknisse ihres Winters besser gewöhnt waren, und ließen ihnen weder Tag, noch Nacht Ruhe. Wer nur irgend von dem geschlossenen Zuge zurückblieb, wurde von ihnen niedergehauen oder gefangen genommen. So schmolz das französische Heer mit jedem Tage mehr zusammen. Alle Ordnung schwand, und das Unglück stieg zu einer schaurigen Höhe, daß die Worte fehlen, um es zu schildern. Am Ende kamen von der halben Million Menschen, die der unersättliche Eroberer nach Rußland geführt hatte, kaum 30 000 Gesunde und Waffenfähige über die preußische Grenze zurück, oft zerlumpt und in Frauenröcken. Spottweise sang der Volksmund ihnen nach: Mit Mann und Roß und Wagen, So hat sie Gott geschlagen. Trommler ohne Trommelstocf, Kürassier im Weiberrock, Ritter ohne Schwert, Reiter ohne Pferd. Der erste und zweite Befreiungskrieg. *813—*8*4. 112. ssreustens Erhebung. General York befand sich an der Spitze des preußischen Hilssheeres, das mit den Franzosen gegen Rußland hatte ziehen müssen. Schon unter Friedrich

10. Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zur Gegenwart - S. 201

1911 - Berlin : Winckelmann
— 201 — stillstandes zuwider nicht rechtzeitig auf preußisches Gebiet zurückkehrte, so gab Napoleon den Befehl: „Die Räuberbaude der Schwarzen Schar soll eingefangen und niedergehauen werden." Unweit Leipzig wurde Lützow vou Württembergern überfallen und entkam nur mit wenigen Reitern, während seine übrigen Geführten fast alle erlagen. — Zu seinem größten Ärger mußte es Napoleon erleben, bei Wiedereröffnung des Feldzuges die Lützowsche Freischar, die er gänzlich vernichtet wähnte, gleichsam von den Toten auferstanden zu sehen. Eleonore Prochaska. Zu den Jungfrauen, die sich zur Zeit der Befreiungskriege unter mancherlei Verkleidungen zu den Waffen drängten, gehörte auch Eleonore Prochaska, die Tochter eines Unteroffiziers aus Potsdam. Heimlich verließ sie ihre Eltern und trat in Männerkleidung unter dem Namen Renz in das Lützowsche Freikorps als Jäger zu Fuß. An ihren Bruder schrieb sie aus dem Felde: „Ich bin überzeugt, keine leichtsinnige Tat begangen zu haben; denn sieh nur, wie die Mädchen in Spanien und Tirol handeln. Wir exerzieren und schießen recht fleißig. Lebe wohl! Ehrenvoll oder nie siehst Du mich wieder. Komme ich nicht zurück, so sage ich Dir in diesem Briefe das letzte Lebewohl!" Und sie kam wirklich nicht mehr in ihre Heimat; denn im Gesecht an der G ö r d e bei Lüneburg wurde ihr (am 16. September 1813) der rechte Schenkel von einer Kanonenkugel zerschmettert. Nun gab sie sich einem ihrer Waffengenossen als Mädchen zu erkennen und sprach: „Mein Volk war meine Liebe! Dem Vaterland gehört mein Herz und B l n t." Und so starb sie unter schweren Leiden den schönen Tod fürs Vaterland. In Potsdam hat man dieser Heldenjungfrau in jüngster Zeit ein Denkmal gesetzt. 115. Liebe-opfer der deutschen Frauenwelt. 1813. Frauenverein. Neun Prinzessinnen, an der Spitze die hochherzige Prinzessin Marianne, die Gemahlin des Prinzen Wilhelm von Preußen, welcher des Königs jüngster Bruder war, gründeten einen Frauenverein zum Wohle des Vaterlaud es und erließen einen Aufruf au die Frauen im Preußischen Staate. Sogleich gab auch das weibliche Geschlecht alles hin, worauf es doch sonst hohen Wert legt, jede Art von Schmuck, jedes Kleinod, jedes Ersparte. Eine junge Frau, deren Gatte als Freiwilliger eintrat, sandte ihren Brautschmuck mit den Worten: „Gold und Schmuck dürfen für eine preußische Bürgerin keinen Wert mehr haben, als den, es dem Vaterlande zum Opfer zu bringen." Von einer Jungfrau wurden ein Paar goldene Ohrringe gespendet mit der Zuschrift: „In dem Augenblicke, wo es gilt, für König und Vaterland zu handeln, ist es schmerzhaft, keine Reichtümer zu besitzen. So lege ich diese geringe Gabe auf den Altar des Vaterlandes nieder mit dem Wunsche, daß jede Tochter des Staates eilen möge, sich ihres entbehrlichen Schmuckes zu entäußern." Ein Mädchen schrieb: „Mit dem Spruche: Gebet dem Herrn, was euch am liebsten ist, gebe ich auch, was mir das liebste war: eine kleine Uhr." Ferdinande von Schmettan. Ein glänzendes Beispiel von Vaterlandsliebe gab in Schlesien die fünfzehnjährige Jungfrau Ferdinande von Schmettan. Sie war die Tochter eines Regimentskommandeurs, der infolge einer Verwundung ans dem Dienste geschieden war und bei Ohlan ein
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