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1. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 189

1888 - Berlin : Hertz
Friedrich m. Kurfürst von Brandenburg, später Friedrich I. König in Preußen. (1688—1713.) 26. Friedrich'« Regierung big zur Ännahmc der Löniaskrone. (1688-1701.) Friedrich's Erziehung, Eigenschaften und Regierungsantritt. Friedrich, des großen Kurfürsten zweiter Sohn, welcher demselben zunächst als Kurfürst Friedrich Iii. folgte, war nicht einer der hervorragenden Fürsten, welche durch großartige Handlungen oder weise Einrichtungen dem Aufblühen ihrer Staaten neue Bahnen bereiten, aber er war dennoch bestimmt, eine wichtige Stelle in der Reibe der bobemollernschen Fürsten auszufüllen und durch einen bedeutsamen Schritt das gemeinsame Werk derselben weiter zu fördern. Die Macht, welche durch seine Vorfahren, besonders durch seinen ruhmreichen Vater begründet war, sollte durch ihn auch den ihr gebührenden Namen erhalten: an Einfluß und Ansehen standen die brandenburgischeu Regenten bereits weit über den übrigen Kurfürsten des Reiches, vielen selbstständigen Königen gleich, Friedrich war es vorbehalten, nun auch den königlichen Titel zu erwerben. Friedrich war am 11. Juni 1657 geboren, nicht als Kurprinz, denn es lebte damals noch ein älterer Sohn des großen Kurfürsten, der Kurprinz Karl Emil (geboren 1655). Beide Knaben waren dem trefflichen Geheimen Rathe Otto von Schwerin, einem wissenschaftlich gebildeten und praktisch bewährten Manne, übergeben, Friedrich aber erhielt in seinem sechsten Jahre den durch Studien und Reisen vielfach gebildeten Eberhard von Dankel-mann zum besonderen Lehrer und Erzieher. Der Prinz war mit einem schwächlichen und etwas verwachsenen Körper geboren und seine körperliche, wie geistige Entwickelung ging etwas langsam vor sich. Die zärtliche Mutter, Kurfürstin Luise Henriette, hörte zuerst mit Besorguiß, daß Daukelmann den zarten Prinzen bei den Lectionen öfters etwas anfahre, doch überzeugte sie sich, daß der Erzieher es gut meinte und nur darnach trachtete, den Knaben an eine ernstere Thätigkeit zu gewöhnen. Auch Kurfürst Friedrich Wilhelm erkannte Dankelmann's Verdienste um des Prinzen Erziehung gern an und gab ihm zum Lohne eine Stelle als Kammerrath. Friedrich erwarb in den Wissenschaften und in Sprachen gute Kenntnisse; sein Charakter nahm im Wesentlichen gleichfalls eine glückliche Richtung, nur entwickelte sich in ihm neben großer Gutmüthigkeit und Weichheit des Gemüthes frühzeitig ein

2. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 144

1888 - Berlin : Hertz
144 Hollands Blüthe. ^ besaß große Länderstrecken in Nordamerika, die schönsten Jnsetn in West« iudien, es hatte Brasilien erobert und vorlängst in Ostindien und Ceylon festen Fuß gefaßt, selbst die Goldküste Afrika's gehorchte weithin den Holländern; mit großen Kapitalien ausgerüstete Handelsgesellschaften in Amsterdam führten die Reichthümer aller dieser Länder nach Europa. Welch reger Verkehr,^ welches geistige Streben sthon dadurch nach Holland kam, ist leicht zu ermessen, und Gelehrsamkeit und jegliche Kunst blühte, wie nie zuvor, in dem mühsam dem Meere abgerungenen Ländchen. Auf der Universität Lehden wurden besonders die alten Sprachen getrieben, aber nicht minder fanden Naturwissenschaften, Mathematik, Astronomie und Physik in Holland die fruchtbarste Förderung. Der berühmte Hugo Grotius lehrte das Völkerrecht, und Holland wurde die Wiege aller Staats - und Finanzwissenschaft. Die großen Reichthümer des Landes weckten einen lebhaften Kunstsinn; Malerei, Baukunst und alle praktischen Künste, besonders auch die Gärtnerkunst, gelangten zu einer raschen Blüthe. Die holländischen Staatsmänner, halb Kaufleute, halb Diplomaten, standen in höchster Achtung, und die großen Dränier hatten ein vortreffliches Kriegsheer und eine wahre Pflanzschule für Feldherren und Seeoffiziere in's Leben gerufen. So lernte denn der junge Prinz in Holland die Erfolge kennen und bewundern, welche ein kleines Volk durch unermüdliche Thätigkeit und unter der Leitung tüchtiger Staatsmänner in jeder Beziehung erreicht hatte, und es erstarkte in ihm der Wille, auch in seinem Volk die Keime solchen ruhmvollen Gedeihens zu pflegen und aufzuziehen. Sein ganzes späteres Wirken giebt Zeugniß davon, wie sehr jene in der Fremde gesammelten Erfahrungen von ihm zum Heile seines Volkes benutzt wurdeu. Die meisten Staatseinrichtnngen, welche er nachher in seinen Ländern beförderte, waren Ergebnisse seines Umganges mit den holländischen Staatsmännern; besonders aber lernte der Prinz die Kriegsverfassung der großen Oranier kennen und entwickelte nach ihrem Beispiel das Feldherrvtalent, das später seinen Namen durch die ganze Mit- und Nachwelt trug. Nicht aber sein Geist und sein Wissen allein erstarkten bei dem Aufenthalt in Holland, auch sein Charakter und seine Willenskraft wurden in dem edeln Kampfe gegen jugendliche Leidenschaft gestählt; er lernte sich selbst beherrschen. In dem üppigen Haag war es, wo bei den Freuden nächtlicher Gelage öfter der Versuch gemacht wurde, den Jüngling zu unwürdigen Ausschweifungen zu verführen; aber sein fürstliches Ehrgefühl, gestärkt durch die Warnungen seines Erziehers, ließ ihn den Lockungen widerstehen. Er verließ, um den Versuchungen aus dem Wege zu gehen, lieber den Haag; „ich bin es meinen Eltern, meiner Ehre und meinem Lande schuldig," sagte er und begab sich in's Feldlager zum Prinzen von Oranien. Als dieser den Grund seiner plötzlichen Entfernung aus dem Haag erfuhr, klopfte er ihm beifällig auf die Schultern und sagte: „Eine solche Flncht ist Helden* müthiger, als wenn ich Breda eroberte. Vetter, ihr habt das gethan,, ihr werdet mehr thun. Wer sich selbst besiegen kann, der ist zu großen Unternehmungen fähig." Diese ehrenvolle Anerkennung des berühmten Orauiers machte einen tiefen Eindruck auf das empfängliche Herz des ehrbegierigen Jünglings, welcher nun um so mehr bemüht war, sich vor jeder Befleckung zu bewahren und die Prophezeiung des großen Fürsten zu erfüllen.

3. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 226

1888 - Berlin : Hertz
226 Friedrich Wilhelm und die Wissenschaft; die Volksschulen. Treiben eigentlich sehr wenig hielt: seine eigene geistige Ausbildung war zu mangelhaft, als daß er das Wesen der Wisseuschast so recht hätte würdigen können, und (ein einfacher, auf das Praktische gerichteter Sinn nahm Aergerniß an den oft spitzfindigen Forschungen, von denen er keinen rechten Nutzen absehen konnte. Die meist trockeue und pedantische Weise der damaligen Gelehrten bestärkte ihn in seinem Vorurtheile, u d er gab allerdings den Män-nern der Wissenschaft seine geringe Meinung oft auf eine sehr derbe und verletzende Weise zu erkennen. Die gelehrten Stifungen seines Vaters, die Universität Halle und die Akademie der Wissenschaften, ließ er zwar bestehen, aber er unterstützte sie bei Weitem nicht so thätig, wie jener. Von den Gelehrten der Akademie wurde es sehr übel aufgenommen, daß er ihnen nach Leibnitz's Tode den Paul von Guudliug zum Präsidenten gab, welcher zwar mannigfache Kenntnisse besaß, aber wegen der tollen Späße, welche er in des Königs ausgelasseueu Abendgesellschaften im halbtrunkenen Zustaude oft mit sich treiben ließ, in schlechtem Rufe stand. Es ist deshalb oft gesagt worden, der König habe der Akademie seinen Hofnarren zum Präsidenten gegeben, doch ist das eine unrichtige Auffassung, da Gundling beim Könige auch wegen seiner Kenntnisse und besonders wegen seiner Schriften über die brau-denbnrgischen Regenten viel galt. Friedrich Wilhelm hat gewiß die Akademie der Wissenschaften nicht durchaus gering geachtet; denn ihre Leistungen in den Naturwissenschaften und was sich davon für die Förderung der Gewerbe brauchen ließ, das wußte er wohl zu schätzen. Er ließ auch bei der Akademie eine chirurgische Anstalt einrichten, um in derselben die Aerzte für seine Armee ausbilden zu lassen; ebenso in allen Provinzen. Seine Auffassung von der Wissenschaft zeigte sich auch, als er der Akademie 2000 Bände aus den Fächern der Astronomie, der Mathematik, Physik und Medicin nebst seltenen Naturalien überwies und sie dabei ermahnte, allen Fleiß anzuwenden, um den Endzweck der Anstalt zu erreichen, nämlich die Natur und deren Kräfte zu erkennen und sich auf solche Erfindungen zu legen, welche Künste und Wissenschaften immer höher emporbringen und der Welt zum wahren Nutzen gereichen könnten, keineswegs aber in bloßer Windmacherei und in falschen Träumereien beständen, womit sich viele Gelehrte aufzuhalten pflegten. Für alles Nützliche war der König auch in wissenschaftlichen Dingen leicht zu gewinnen: so richtete er auch zuerst einen botanischen Garten in Berlin ein. Auch durch die Unterstützung der Gymuasieu zeigte Friedrich Wilhelm, daß er keineswegs geradezu ein Feind wissenschaftlicher Bildung sei, am meisten aber that er für die gewöhnlichen Volksschulen, in denen gelehrt werden sollte, was Jedem zu wissen nothwendig sei, nämlich die Anfangsgründe des Christenthums, des Leseus, Schreibens und Rechnens, liebernii wurden Schulen gestiftet und den Aeltern zur strengen Pflicht gemacht, ihre Kinder vom fünften bis zum zwölften Jahre zur Schule zu schicken. Schon damals wurde bestimmt, daß Niemand zum Confirmationsunterrichte zugelassen werden sollte, der nicht lesen könne. Alle Rekruteu sollteu außerdem bei ihren Regimentern schreiben und lesen lernen und im Christenthum unterrichtet werden. In der Provinz Preußen allein wurden über tausend neue Schuleu gegründet; wo Die Schulgebäude fehlten, wurden sie neu erbauet, wozu der König meistens die Baumaterialien gab. Es ist gewiß ein großes unsterbliches Verdienst

4. Mittlere und neuere Geschichte - S. 76

1886 - Berlin : Hofmann
76 Zweiter Teil. Das Mittelalter. langte es nicht zu einer gleich hohen Entwicklung wie etwa in Frankreich oder in Italien. Die englische Sprache entwickelte sich zur Nationalsprache im Laufe des 14. Jahrhunderts. Als ihr Schöpfer (in dem Sinne, wie Luther der Schöpfer der deutschen, Dante derjenige der italienischen ist) kann der launige Dichter Geoffroy Chaucer gelten, der zugleich auch hinsichtlich der rythmischen Dichtformen neue Wege einschlug. — Für die Wissenschaften hat England einen der größten Gelehrten des Mittelalters hervorgebracht: Roger Bacon (1214—1294), den „aufgeklärtesten Mann seines Jahrhunderts". Sein Nachdenken hat sich über die verschiedensten Gebiete des menschlichen Wissens erstreckt und neue Methoden, die den Fortschritt der Erkenntnis erleichterten, hat er erfunden (besonders für die Naturwissenschaften und die Mathematik). Ii. Repetition (V. Periode ca. 1250—1517). § 38. 1453 Konstantinopel wird durch die Türken er- obert: Untergang des oströmischen Reiches. Wiederbelebung der Kenntnis des Griechischen im Abendlande. § 39. Deutsches Volksleben. Gedrückte Stellung der Bauern („Bundschuh"; „armer Konrad"). — Entartung und Verfall des Rittertums. — Eigennutz der Fürsten gegenüber der Krone. Neigung zur Ablösung vom Reich an den Grenzen: Abfall der Schweiz (Kämpfe der Schweizer gegen die österreichischen Herzöge bei Morgarten 1315 und Sempach 1386). — Vielversprechende Blüte der Städte; deren große Bedeutung für das Geistesund Kunstleben des Mittelalters. — Allgemeine Unzufriedenheit mit der Kirche. — Sektenbildung (Albigenser re.). Daneben Unglaube und Aberglaube (schwarzer Tod — Flagellanten). Alchymie. Astrologie. § 40. Maximilian I. 1493 — 1519. Er vermehrt die habsburgische Macht durch kluge Heiratspolitik: Maximilian — Maria von Burgund Ferdinand der Katholische v Jsabella von Castilien Philipp der Schöne, Erzherzog ti. Österreich Johanna die Wahnsinnige Kaiser Karl vs~1519—1556. Unter ihm große Reformen im Reiche: Reichsregiment; Ewiger Landfriede; Reichskammergericht; gemeiner Pfennig; Kreiseinteilung. § 41. Die großen Entdeckungen: 1) 1487 Bartolomäus Diaz entdeckt das Kap der guten Hoffnung. 2) 1498 Vasco de Gama entdeckt den Seeweg nach Ostindien. 3) 1492 Kolumbus entdeckt Amerika. a) ca. 1520 Eortez erobert Mexiko. L) ca. 1530 Pizarro erobert Peru. 4) 1520 erste Weltumsegelung (Magelhaens).

5. Mittlere und neuere Geschichte - S. 120

1886 - Berlin : Hofmann
120 Geschichte der neueren Zeit. Richardson (Clarissa), Fielding (Tom Jones), Sterne (Tristram Shandy), Goldsmith (Vikar of Wakefield). Auch die Wissenschaften fanden in England eine hingebende Pflege. Während in der Philosophie Francis Bacon von Vern-lam (f 1626) ganz neue Gesichtspunkte aufstellte und John Locke (t 1704) der Psychologie fruchtbare Anregungen gab, erhielt die Naturforschung eiue ganz und gar neue Grundlage durch die Entdeckungen des großen Newton (f 1727), der zugleich als Mathematiker epochemachend wirkte (Entdeckung des Gravitationsgesetzes!). Repetition. § 68. Revolution in England. Jakob I. (Stuart) 1603 — 1625 regiert, beraten durch Buckingham, zur Unzufriedenheit des Volkes (Pulververschwörung). Karl I., 1625—1649, gerät in Streit mit dem Parlament. Petition of right. Nach Buckinghams Ermordung beruft der König Strafford und Land und regiert vou 1629—1640 ohne Parlament. Willkürliche Besteuerung. Prozeß gegen Hampden. Endlich berufter, gezwungen, das sog. Lange Parlament 1640—1653. Strafford und Land hingerichtet. Bürgerkrieg zwischen König und Parlament. Oliver Cromwell siegt mit dem Parlamentsheere bei Marstonmoore und Naseby; Independenten. Karl, von den Schotten ausgeliefert, wird 1649 verurteilt und hingerichtet. — England Republik 1649 bis 1660. Cromwell, gestützt auf das Heer, wird Protektor. Gewaltige Machtstellung der Republik unter ihm. Navigationsakte gegen Holland 1651. Eromwells Tod 1658. — Sein Sohn Richard erbt seine Würde, ist aber seiner Aufgabe nicht gewachsen; dankt ab. General Monk führt die Stuarts zurück. § 69. Restauration der Stuarts und die zweite Revolution 1660 — 1688. Karl Ii., 1660 — 1685. Begünstigung der katholischen Kirche; Willkür in der Regierung. Whigs und Tories! Habeas-Corpus-Akte 1679. Jakob Ii., 1685—1688. Seine Begünstigung des Katholizismus zieht seine Vertreibung nach sich. Wilhelm Iii. von Oranien wird König von England 1689—1702. Durch ihn wird der Protestantismus in England gesichert und die Eintracht zwischen Thron und Volk wiederhergestellt: declaration of rights. Auf ihn folgt Königin Anna 1702—1714. § 70. Geistiges Leben in England: Milton, 1608—1674, „Das verlorene Paradies". Dryden. Swift. Addison. Fielding. Sterne. — In den Wissenschaften: Fr. Bacon, John Locke, Jsaac Newton. C. Pas Zeitalter des spanischen Kröfokge- und des nordischen Krieges. § 71. Der spanische Erbfolgekrieg 1701—1714. Das 18. Jahrhundert wurde durch einen großen westeuropäischen Krieg eröffnet, der das Verhältnis der Staaten insofern sehr

6. Mittlere und neuere Geschichte - S. 79

1886 - Berlin : Hofmann
§ 45. Renaissance und Humanismus. 79 Boccaccio und Petrarca. Dazu kam durch die Gelehrten, welche nach der Eroberung von Konstantinopel (1453) nach Italien sich flüchteten, die Kenntnis auch der griechischen Schriftsteller. Indem nun der Geist des Altertums allmählich in die gebildeten Klassen eindrang und alle Gebiete des geistigen Lebens befruchtete, entstanden ganz und gar neue Strebungen in der Kunst wie in der Litteratur. Wie Italien der Ausgangspunkt dieser neuen Bewegung war, so bildete dieses Land dieselbe auch bereits zu einer hohen Blüte aus: man nennt daher diese Zeit die der italienischen Renaissance. Unter der Einwirkung derselben erzeugte sich eine ungeahnte Blüte der italienischen National - Litteratur (Boccaccio, Petrarca, Ariosto, Tafso), wie der - Kunst (Leonardo da Vinci, Bramante, Michel Angelo Buonarotti, Raffael Sanzio, Correggio, Tizian n. a.). In Deutschland hatte die Wiederbelebung des klassischen Altertums nicht sowohl einen Aufschwung der schönen Litteratur zur Folge, als vielmehr eine staunenswerte Entwicklung der kritischen Gelehrsamkeit. Man studierte die Schriften des Altertums, und wie dieselben noch heutigen Tages die besten Mittel sind, den Geist zu schulen und zur Selbständigkeit des Urteilens anzuleiten, so wurde ihr Studium auch damals ein gewaltiges Hilfsmittel, um die vielen Vorurteile zu beseitigen, mit welchen im Mittelalter der menschliche Geist behaftet gewesen war. Vor allem wandten sich die deutschen Gelehrten, nachdem das Griechische wie das Hebräische in unserem Vaterlande besonders durch den großen Renchlin wieder bekannt geworden, dem Studium der Urkunden unseres Glaubens, d. h. der Bibel, zu. Man erkannte so allmählich, daß die Lehren und Gebräuche der katholischen Kirche vielfach in Widerspruch zu dem standen, was in den Schriften der Evangelisten und Apostel gelehrt wurde. Zu dieser Überzeugung der Gelehrten von der Unhaltbarkeit der römisch-katholischen Lehre trat andererseits im Volke eine oft geäußerte Unzufriedenheit mit den schreienden Mißbräuchen in der Kirche. Und da man für diese Mißbräuche mit Recht in letzter Stelle den Papst und die Geistlichkeit verantwortlich machte, so erzeugte sich ein Widerwille gegen die Herrschaft derselben, der sich auch in manchen Erscheinungen der Litteratur Luft machte (Sebastian Brants „Narrenfchiff"; Reineke Vosj Litterae obscurorum virorum „Dunkelmännerbriefe"). 1453

7. Alte Geschichte - S. 96

1886 - Berlin : Hofmann
96 Erster Teil. Das Altertum. durch seine von Angnstus aus unbekanntem Anlaß verfügte Verbannung nach dem Schwarzen Meere gezwungen war. Die dichterischen Vorzüge des Ovid sind: Leichtigkeit und Eleganz in der Handhabung der Sprache und des Verses (Hexameter und Distichen), außerordentliches Geschick im Erzählen und Beschreiben vermöge einer überaus beweglichen und schöpferischen Phantasie. — Außer diesen Dichtern merke man sich noch die bedeutenden Lyriker Catnll, Tibull, Proper z. Die prosaische Litteratur der Römer ist ungleich reicher. In ihr herrschen, dem römischen Charakter gemäß, historische uni) staatswissenschaftliche Stoffe vor. Einer der besten römischen Prosaschriftsteller ist Marcus Tullius 106 Cicero, der berühmte Redner (106—43 v. Chr.). Durch seine Reden, die in großer Zahl auf uns gekommen find, nahm er lebhaften Anteil an dem staatlichen Leben seiner Zeit, wenn auch nicht immer in gleich mutiger und fester Weise. In der obenerwähnten Entlarvung der verbrecherischen Umtriebe des Catilina (gegen welchen er einige seiner berühmtesten Reden hielt), sahen seine Zeitgenossen eine förmliche Rettung des Vaterlandes. Seine Reden z. B. für die Übertragung des Oberbefehls gegen die Seeräuber und gegen Mithridates an Pompejus, ferner die gegen Verres und besonders die sog. Philippika gegen Antonius sind von höchster Vollkommenheit des lateinischen Stils und von ungemein klarer Anordnung und Entwicklung der Gedanken, weshalb ihr Studium noch heute zu den vorzüglichsten Mitteln der Schulung im Denken gehört. — Auch theoretisch hat Cicero sich mit der Redekunst beschäftigt und ihre Gesetze und Regeln in besonderen Schriften entwickelt. Auch die Philosophie und Staatslehre beschäftigten ihn, und wenn er in diesen Wissenschaften nicht ein schöpferischer Denker war, so hat tr doch die Gedanken anderer in geschickter Weise in einander verarbeitet (Eklektiker). Von den philosophischen Schriften sind die tnsknlanischen Abhandlungen (fo genannt von seinem Landgut in Tuskulum) die bedeutendsten. — Für die Einsicht in das Leben ihres Verfassers sowohl als auch in die allgemeinen Zustände der letzten Zeit der Republik sind sehr wichtig die Briefe des Cicero. (Lehrreich ist das Buch von Boissier: Cicero und seilte Freunde, deutsch bearbeitet von Döhler. Leipzig 1869.) Von den Geschichtsschreibern sind zu merken: 1. Titus Livius aus Padua. Er schrieb eine umfangreiche

8. Alte Geschichte - S. 97

1886 - Berlin : Hofmann
§ 48. Die römische Kunst und Wissenschaft. 97 und planmäßige Geschichte Roms von den sagenhaften Anfängen bis auf seine Zeit. Von seinem Werke besitzen wir nur noch einen verhältnismäßig kleinen Teil. Wenngleich Livins über die frühere Geschichte Roms manche unzutreffenden Vorstellungen hat, so ist doch sein Werk wegen der vortrefflichen Darstellung und des edlen patriotischen Geistes unschätzbar. 2. Sallustius, von dem wir noch zwei kleine, aber künstlerisch vollendete, geistvolle Schriften (über die eatilinarische Verschwörung und über den jugnrthinischen Krieg) besitzen. 3. Julius Cäsar. Dieser große Staatsmann hat einen Teil seiner eigenen Thaten in seinen Commentarien der Nachwelt erzählt; besonders die über den gallischen Krieg (de bello gallico) zeichnen sich durch eine seltene Klarheit, Einfachheit und Vollendung der Sprache aus. Der berühmteste Geschichtsschreiber des römischen Altertums war der im I. Jahrhundert nach Christo lebende 4. Cornelius Tacitus, der in seinen „Historien" und „Annalen" eine glänzende und tiefsinnige Darstellung der Geschichte seiner Zeit gegeben hat. Für uns Deutsche hat fein kleines Büchlein „über die Lage und die Sitten Deutschlands" am meisten Interesse; es sind die ersten eingehenderen Nachrichten, welche wir über unsere Vorfahren vernehmen. (Kurzweg genannt „Tacitus' Germania".) Von den übrigen Schriftstellern der ersten Kaiserzeit seien noch erwähnt: 1. Plinius der Ältere, der in einem großen und fleißigen Sammelwerke das damalige Wissen von der Natur zusammentrug (historia naturalis). 2. Plinius der Jüugere, von dem wir noch wichtige Briefe an den Kaiser Trojan besitzen (eine der ersten Erwähnungen der Christen seitens eines römischen Schriftstellers). 3. Seueca, der durch seine philosophischen Schriften Ruhm gewann, in denen er ein schönes Ideal sittlichen Strebens entwickelte. Repetition: Römischelitteratnr unter griechischem Einfluß. Lustspieldichter: tßlautus (Miles gloriosus u. a.). Terenz (Mädchen von Andros). Blüte der römischen Litteratur im Zeitalter des Angustus. — Dichter: 1. Publius Vergilius Maro (Virgil): Äneide, Georgika, Eklogen. 2. Quiutus Horatius Flaccus (Horaz): Oden, Epoden, Satiren, Episteln. 3. Publius Ovidius Naso (Ovid): Metamorphosen. Briefe aus dem Pontus. Wychgram, Lehrbuch der Geschichte, i. 7

9. Alte Geschichte - S. 58

1886 - Berlin : Hofmann
58 Erster Teil. Das Altertum. neun Bücher, die nach den neun Musen genannt sind, und von Herodot am Abend seines Lebens in Thurii (Italien) niedergeschrieben wurden. Über dem Ganzen liegt eine heitere Ruhe und Behaglichkeit ausgebreitet, die den Leser überaus angenehm berührt. 470 Ganz anders tritt uns Thukydides entgegen (470—400), der Geschichtschreiber des peloponnesischen Kriegs.' Thukydides, des Oloros Sohn, aus einem thrakischen, aber in Athen ansässigen Geschlechte, hat selbst als Feldherr mit eingegriffen in die Geschichte seiner Zeit, wurde aber wegen eines Mißerfolges auf 20 Jahre aus Athen verbannt. Dieses Exil, das er in Thrakien verbrachte, benutzte er zur Abfassung feines berühmten Gefchichtswerkes. In schwerer, gedankenreicher Sprache entwirft er ein auf genauester Erkundigung beruhendes, durch ruhige Kritik und kühle Reflexion abgeklärtes Bild des verhängnisvollsten Krieges bis zum Jahre 411 v. Chr. Besonders lebendig wird seine Darstellung durch die eingeflochtenen glänzenden Reden, in welchen er die handelnden Personen ihre Grundsätze und Anschauungen auseinandersetzen läßt. Als dritten unter den bedeutenden griechischen Historikern, wenn auch an die vorhergenannten nicht heranreichend, nennen wir £e= 446 nophon (446—356). Er setzte seine hellenische Geschichte etwa mit der Zeit ein, in welcher Thukydides abbrach, und führte b sie bis zur Schlacht bei Mcmtinea, ein Werk, das wegen der gefälligen Darstellung sehr beliebt war, wenngleich es an einer einseitigen, fpartafreunmichen Auffassung leidet. Berühmter ist seine Anabasis, in welcher er den gefahrvollen Rückzug der von ihm geführten 10 000 Griechen nach der Schlacht bei Kunaxa darstellte (vgl. § 19a). In feiner Cyropädie, d. H. Erziehungsgefchichte des (älteren) Cyrus, entwarf er das Idealbild einer guten Erziehung, unbekümmert ob das Bild dem Original entsprach. Außer einigen kleineren Schriften verfaßte er noch die sehr interessanten M emo -rabilien, Denkwürdigkeiten, die die Lehrweife und das Leben seines Lehrers Sokrates schildern, sowie ferner das Symposion (Gastmahl) der Philosophen, worin er den segensreichen Einfluß des Sokrates auf feine Umgebung zur Anschauung brachte. Repetition: Aufschwung des griechischen Geisteslebens nach den Perserkriegen, zumal im Zeitalter des Perikles? 1. Baukunst. Akropolis, Propyläen, Parthenon. Erechtheion. Odenm. Namen berühmter Baumeister: Muesikles, Jktiuus, Kallikrates. 2. Bildhauerkunst. Phidias schuf u. a.: Athene Promachos, Athene Parthenos, Zeus von Olympia; Tempelfriese des Parthenon. —

10. Alte Geschichte - S. 59

1886 - Berlin : Hofmann
§ 23. Alexander der Große. 59 Andere Bildhauer : Polyklet (Speerträger, Original der Juno Ludovisi). S k o p a s (Apollo Musagetes). Praxiteles (Niobidengruppe?) Zur Zeit Alexanders: Lysippos. — Nach Alexander die rhodische und die pergamenische Schule. 3. Malerei: Polygnotns, Zeuxis, Parrhasius, Apelles, Pausias. 4. Dramatische Litteratur. Tragödiendichter: Äschylos^ Sophokles, Euripides. — Lustspieldichter: Aristophanes, Me-n a n d e r. 5. Philosophie: Gegen die Sophisten trat Sokrates auf, f 399. — Plato und Aristoteles bilden eigenartige große Systeme aus („Ideen-lehre" Platos). 6. Redekunst: Themistokles, Perikles, Jsokrates, Jsäus. Größter Redner der Griechen: Demosth enenes, f 322 (Philippiken). Äschines. 7. Geschichtschreibung: Herodot (Perserkriege), Thnkydides (peloponnesischer Krieg), Xenophon (Auabasis, hellenische Geschichte, Denkwürdigkeiten des Sokrates). Iv. Periode. Wom Untergänge der griechischen Freiheit bis zur Zerstörung von Korinth. 338—146 o. Chr. § 23. Alexander der Große. Von seinem Vater erbte der junge, feurige Alexander den Gedanken, an der Spitze der Makedonier und Griechen das persische Reich zu zertrümmern. Zu diesem Ende überschritt er den Helles-pont (334) und, nachdem er auf der Stätte des alten Troja dem 334 Achilleus und Patroklos, seinen und seines Freundes Hephästion Idealen, Gedenkopfer gebracht, zog er an der kleinasiatischen Küste entlang, schlug die Perser am Gr a nikus (334), wobei ihn sein Freund 334 Klitus aus Todesgefahr rettete, und gelangte nach Gor diu m (Zerhauuug des gordischen Knotens). Von hier aus zog er mit vereinigten Streitkräften durch die cilicischen Pässe des Taurus (Bad im Kyduos, der Arzt Philippos). Am Eingang von Syrien stellte sich ihm Darins, der Perserkönig, entgegen, den er aber bei Jssus (333) in die Flucht schlug (edle Behandlung von dessen 333 Gemahlin und Tochter). Nachdem er dann das feste Tyrns erobert (332) und die Juden sich ihm unterworfen, folgte er nicht 332
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