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1. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 189

1888 - Berlin : Hertz
Friedrich m. Kurfürst von Brandenburg, später Friedrich I. König in Preußen. (1688—1713.) 26. Friedrich'« Regierung big zur Ännahmc der Löniaskrone. (1688-1701.) Friedrich's Erziehung, Eigenschaften und Regierungsantritt. Friedrich, des großen Kurfürsten zweiter Sohn, welcher demselben zunächst als Kurfürst Friedrich Iii. folgte, war nicht einer der hervorragenden Fürsten, welche durch großartige Handlungen oder weise Einrichtungen dem Aufblühen ihrer Staaten neue Bahnen bereiten, aber er war dennoch bestimmt, eine wichtige Stelle in der Reibe der bobemollernschen Fürsten auszufüllen und durch einen bedeutsamen Schritt das gemeinsame Werk derselben weiter zu fördern. Die Macht, welche durch seine Vorfahren, besonders durch seinen ruhmreichen Vater begründet war, sollte durch ihn auch den ihr gebührenden Namen erhalten: an Einfluß und Ansehen standen die brandenburgischeu Regenten bereits weit über den übrigen Kurfürsten des Reiches, vielen selbstständigen Königen gleich, Friedrich war es vorbehalten, nun auch den königlichen Titel zu erwerben. Friedrich war am 11. Juni 1657 geboren, nicht als Kurprinz, denn es lebte damals noch ein älterer Sohn des großen Kurfürsten, der Kurprinz Karl Emil (geboren 1655). Beide Knaben waren dem trefflichen Geheimen Rathe Otto von Schwerin, einem wissenschaftlich gebildeten und praktisch bewährten Manne, übergeben, Friedrich aber erhielt in seinem sechsten Jahre den durch Studien und Reisen vielfach gebildeten Eberhard von Dankel-mann zum besonderen Lehrer und Erzieher. Der Prinz war mit einem schwächlichen und etwas verwachsenen Körper geboren und seine körperliche, wie geistige Entwickelung ging etwas langsam vor sich. Die zärtliche Mutter, Kurfürstin Luise Henriette, hörte zuerst mit Besorguiß, daß Daukelmann den zarten Prinzen bei den Lectionen öfters etwas anfahre, doch überzeugte sie sich, daß der Erzieher es gut meinte und nur darnach trachtete, den Knaben an eine ernstere Thätigkeit zu gewöhnen. Auch Kurfürst Friedrich Wilhelm erkannte Dankelmann's Verdienste um des Prinzen Erziehung gern an und gab ihm zum Lohne eine Stelle als Kammerrath. Friedrich erwarb in den Wissenschaften und in Sprachen gute Kenntnisse; sein Charakter nahm im Wesentlichen gleichfalls eine glückliche Richtung, nur entwickelte sich in ihm neben großer Gutmüthigkeit und Weichheit des Gemüthes frühzeitig ein

2. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 157

1888 - Berlin : Hertz
Derfslinger. 157 weil ihn der Gedanke quäle, ob er wohl in der Welt noch ein General werden möchte. „Ach was!" rief der Andere, „lieg und schlaf! ein Lumpenhund magst Du wohl noch werden, aber kein General!" Dreißig Jahre nachher, als er schon Feldmarschall war, kam er in ein Städtchen, wo der Name des Bürgermeisters ihn an jenen Kameraden erinnerte. Er fuhr sogleich vor dessen Wohnung, und als derselbe eiligst mit der Mütze in der Hand hervorstürzte, rief Derfslinger, ihn auf den ersten Blick wiedererkennend, mit starker Stimme: „Kamerad, kennen wir uns wohl noch?" — „Ja," erwiderte der Bürgermeister mit Zögern. — „Und wie ist's mit der Prophezeihuug geworden?" fuhr Derfslinger fort, indem er ihm die Worte jener Nacht zurückrief. Der Bürgermeister entschuldigte sich, nach so langer Zeit könne er sich der Worte, die er damals gebraucht, so genau nicht mehr erinnern, bäte aber um Verzeihung, wenn unter ihnen als Zeltkameraden damals so Etwas vorgekommen. „Wenn's einmal Lumpenhund sein muß," rief Derffliuger, „so mag's drum sein; aber wer ist denn nun der größte geworden, ich oder Du?" Der Bürgermeister wußte sich in seiner Verwirrung kaum zu fassen, der Feldmarschall aber sprang aus dem Wagen, umarmte ihn brüderlich, klopfte ihm auf die Schultern und sagte, ob er was Gutes zu essen habe? Jener antwortete: Schinken, geräucherte Würste, Fische und Krebse habe er im Hause. „Und ich," sagte Derffliuger, „habe guten Rheinwein bei mir." Und so gingen sie zusammen hinein, aßen und tranken vergnügt mit einander und unterhielten sich mit alten Schnurren und Streichen aus jener frühen Zeit. Derfflinger lebte seine letzten Jahre im Schooße seiner Familie, jeder Sorge enthoben, in stillem Frieden. Man erzählt, daß er einst an der Wiege des Kurprinzen, nachherigen Königs Friedrich Wilhelm des Ersten, stand, ganz in Betrachtung versenkt. Der Kurfürst fragte ihn: „Nun, alter Derfflinger, was denkt Er denn so nach?" Der Feldmarschall fuhr auf, war zuerst etwas verlegen, faßte sich aber gleich und sagte mit munterer Geradheit: „Indem ich den Prinzen ansah, dachte ich mir und sagte im Stillen zu ihm: Dein Großvater hat mich gehudelt, Dein Vater hat mich gehudelt, aber Du wirst mich wohl ungehudelt lassen." Der Kurfürst lachte und ließ es gut sein. Derfflinger war übrigens ein Mann von aufrichtiger Frömmigkeit, der protestantischen Glaubenslehre eifrig ergeben: er ließ sich in seinen letzten Lebensjahren aus dem trefflichen Erbauungsbuche Johann Arud's „wahres Christenthum" fleißig vorlesen. An Altersschwäche starb er am 4. Februar 1695 im neunzigsten Lebensjahre. 22. Der schwedisch-polnische Lrieg; das Her^ogthum Preußen rvird unabhängig von Polen. Ausbruch des schwedisch-polnischen Krieges; des Kurfürsten Politik. Das Heer, welches Friedrich Wilhelm mit Anstrengung aller Kräfte seines Landes gebildet und vermehrt hatte, fand sehr bald Gelegenheit, seine Tüchtigkeit zu erproben: im Jahre 1654 brach ein Krieg zwischen Schweden und Polen aus, welcher für den großen Kurfürsten nicht gleichgültig bleiben konnte, vielmehr auf das Schicksal seiner Staaten einen großen Einfluß übte. Der Klugheit und Umsicht, womit Friedrich Wilhelm sich während dieses

3. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 216

1888 - Berlin : Hertz
216 Friedrich Wilhelm's I. Kinderjahre. dunkle schwarze Haar Stärke und Fülle andeutete, durch den Gegensatz Wechsel« fettig gehoben und gemildert. Auch durch milde, ächte Wohlthätigkeit erwarb sich die Fürstin die Liebe und Dankbarkeit des Volkes. Ihr bleibendes Verdienst liegt jedoch darin, daß sie zuerst in unserem Vaterlande die geistigen Bestrebungen in den höheren Kreisen anregte und aufmunterte. Die Verbreitung feinerer Lebenssitte und besserer geselliger Neigungen ist ihr wesentlich zu danken, und ihr Einfluß hat in dieser Beziehung auf Berlin und von da aus auf die Proviuzeu weit hinaus gewirkt. 30. Friedrich Wilhelm I. König von Preußen (1718—1740). Friedrich Wilhelm's frühere Jahre. Am 4. August 1688 hatte Sophie Charlotte ihrem Gemahle Friedrich einen Prinzen geboten, welcher als Thronerbe freudig begrüßt wurde. In Berlin und bei den Großältern in Hannover war gleiche Freude über das erwünschte Ereigniß, und die Herzogin Sophie, die Mutter Sophie Charlotten's, kam eigens von Hannover nach Berlin, um ihren Enkel zu sehen. Als er ihr gebracht wurde, so stark und kräftig, so offenen und trotzigen Blickes, wußte sie ihrer Freude keine Grenzen. Sie küßte ihn tausendmal unter Weinen und Lachen, rühmte immer auf's Neue sein gutes Aussehen und mochte sich gar nicht mehr von ihm trennen. Sie ließ nicht nach mit Bitten, die Aeltern möchten ihr das Kind mit nach Hannover geben, doch wollte Friedrich nur versprechen, später ihren Wünschen zu willfahren. Sophie Charlotte, so sehr ihr Geist sich sonst gern in hochfliegenden Bildern und Wünschen bewegte, stellte sich bei der Erziehung des Kronprinzen nur die schlichte und strenge Ausgabe, einen rechtschaffenen Mann und tüchtigen Fürsten ans ihm zu machen. Die erste Warte und Pflege des Prinzen wurde einer Frau von Roucoulles übertragen, welche sich als flüchtige Protestantin mit Muth und Kühnheit aus Frankreich gerettet hatte, und in jenen Tagen der Gefahr zugleich die Retterin ihrer Mutter und ihrer beiden Töchter geworden war. Ihr fester, edler Charakter flößte Sophie Charlotte großes Zutrauen ein. Bei dem jungen Friedrich Wilhelm reichte jedoch weibliche Aussicht nicht lange hin, frühzeitig entwickelte sich mit der Körperkraft fein lebhafter Geist und starker Wille, und Auftritte und Heftigkeit und Trotz erschreckten oft die Mutter und die Erzieherin. Dem früheren Versprechen gemäß zum Besuche nach Hannover gebracht, vertrug er sich mit dem dortigen kleinen Kurprinzen so schlecht und machte seiner Großmutter so viel zu schaffen, daß man ihn nach Berlin zurücknehmen mußte. Es wurde daher die Wahl eines Erziehers beschlossen; dieselbe fiel auf den Generallieutenant Burggrafen zu Dohna, einen Mann von feiner Bildung und strengen Sitten, rechtschaffen und ehrenfest, dabei stolz und gebieterisch, durch sein ganzes Benehmen Ehrfurcht und Gehorsam einflößend. Die Wahl der Lehrer war weniger glücklich: sie traf einen Franzosen Rebenr, der sich lässig und ungeschickt erwies und dem Prinzen das Lernen verleidete, und Cramer, einen gelehrten Pedanten, welcher sein Hauptbestreben darein setzte, seinem Zöglinge das Französische verhaßt zu machen. Die Entwickelung, des Knaben nahm keineswegs die Richtung, welche die Mutter erwartete; seine Fähig-

4. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 234

1888 - Berlin : Hertz
Viertes Luch. Friedrich der Große. (1740—1786.) 31. Friedrich des Großen Jugendjahre. Die Kinderzeit. Friedrich Ii., der Große oder der Einzige, war am Sonntag, 24. Januar 1712, gegen Mittag zu Berlin geboren. Mit großer Freude wurde seine Erscheinung von dem Vater Friedrich Wilhelm und dem Großvater Friedrich I. begrüßt, denn nach dem Tode zweier junger Prinzen war kein anderer Thronerbe aus der braudeubnrgischen Linie der Hohenzollern mehr vorhanden, und aus ihm ruhete oaher zunächst die Hoffnung ans die Fortpflanzung des Herrscherhauses. Friedrich I. gab seiue Freude durch Anordnung großer Festlichkeiten kund, welche besonders bei der Taufe des jungen Thronerben stattfanden. Unter dem Läuten aller Glocken und dem Donner ier Geschütze fand die heilige Handlung statt, bei welcher der junge Prinz, dessen Pathen die größten Fürsten Europas, unter andern auch der Kaiser, waren, die Namen Karl Friedrich erhielt, doch wurde er von früh auf nur Friedrich und an dem einfach bürgerlichen Hofe seines Vaters kurzweg Fritz genannt. Die erste Erziehung des königlichen Knaben war ganz der Mutter überlassen, der wohlwollenden, milden und gebildeten Königin Sophie Dorothea, welche sich dabei des Raths und Beistands ihrer Ehrendame, Frau von Kamecke, bediente. Als eigentliche Gouvernante wurde wiederum Frau von Roncoulles angenommen, welche durch ihren edlen Sinn und ihre treue Anhänglichkeit es wohl verdiente, daß ihr nun noch einmal das ehrenvolle Geschäft der Erziehung des Thronfolgers übertragen wurde. Sie widmete dem jungen Prinzen in jeder Beziehung die zärtlichste Sorgfalt, wofür er sie bis an ihren Tod durch treue Dankbarkeit ehrte. Friedrich bedurfte solcher Sorgfalt um so mehr, da seine Gesundheit zuerst sehr schwankend war; es mochte hiermit zusammenhängen, daß er ein sehr stilles, fast schwermüthiges Wesen hatte. Nur mit seiner Schwester Wilhelmine, die er schon damals und bis an ihr Ende zärtlich liebte, gab er sich gern auch heiteren Spielen hin. Der Vater kümmerte sich damals wenig um die Erziehung, doch war er gern im Schooße der Familie und freute sich an den Spielen der Kinder. Recht nach sein-m Sinne war ein Zug aus Friedrich's ersten Jahren. Der Prinz

5. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 359

1888 - Berlin : Hertz
Das sürstl. Vorbild innigen Familienlebens; die gnädige Frau von Paretz. 359 Bald nach Beendigung jenes Feldzuges, Anfangs December, kehrte der Kronprinz nach Berlin zurück, und kurze Zeit darauf schied seine Braut aus ihrem Familienkreise, um sich nach der Hauptstadt des Reiches zu begeben, dessen hochgefeierte Königin sie werden sollte. Unter großen Festlichkeiten wurde sie von der erfreuten Bürgerschaft eingeholt. Bald wurde das ganze Land von dem Ruhme der Schönheit und der Herzensgute Luisen's erfüllt. Vor Allem wnrde jene fürstliche Ehe das hohe, weithin durch das Land leuchtende Vorbild eines wahrhaft deutschen Familienlebens, wie es in solch reiner Liebe sich an den Höfen immer seltener kund gegeben hatte, seitdem man sich statt in guter vaterländischer Sitte immer mehr in der französischen Galanterie gefiel. Die Neuvermählten lebten nur für einander, und gleichwie Luise sich nachher auf dem Throne als eine wahrhaft deutsche Königin bewährte, ebenso stand sie als Kronprinzessin ihrem Gemahle als eine wahrhaft deutsche Hausfrau zur Seite. Nicht bei Hofe, sondern nur zu Haufe fühlten sich der Kronprinz und feine Gemahlin recht heimisch. Die gemüthlichsten Tage verlebte das fürstliche Paar aus dem Gute Paretz, welches der Kronprinz eigens zu einem stillen Landaufenthalte ausersehen hatte. Dort wollte er selbst am liebsten nur als „Schulze von Paretz" angesehen sein, und seine Gemahlin gefiel sich gleichfalls ausnehmend als „gnädige Frau von Paretz." Friedrich Wilhelm's vertrauter Freund, der General von Kockeritz, schreibt: „Ich habe mit unserer gnädigen Herrschaft auf ihrem Landgute Paretz, zwei Meilen von Potsdam, frohe Tage verlebt. — Sie genossen mit einem heiteren Herzen so ganz das Einfache der Natur. Entfernt von allem Zwange nahmen sie herzlichen Antheil an den naiven Aeußerungen der Freude des Landvolkes, besonders bei dem fröhlichen Erntefeste. Die hohe schone königliche Frau vergaß ihre Hoheit und mischte sich in die lustigen Tänze der Bauernsöhne und Töchter und tanzte vergnügt mit. Hier war im eigentlichen, aber besten Sinne „Freiheit und Gleichheit." Die schönen Tage, welche Friedrich Wilhelm an der Seite seiner Gemahlin in Paretz verlebte, blieben ihm unvergeßlich. Er bewahrte deshalb eine dauernde Vorliebe für diesen stillen Landsitz. Der hohe Sinn der Fürstin konnte sich erst recht in vollem Maße bewähren, als sie mit ihrem Gemahle den Thron bestiegen hatte: von dem An* beginn ihrer Regierung bis an ihr frühes Ende gab es keinen Tag, welcher nicht durch Wohlthun bezeichnet gewesen wäre. Auf den Reisen, welche sie mit Friedrich Wilhelm zur Huldigung der Provinzen unternahm, gewann sie durch ihr ungekünstelt herzliches und wohlwollendes Wesen Aller Herzen, und überall hörte man die begeistertsten Segenswünsche für das Königspaar. Aber auch als Königin lebte sie, so oft es anging, am liebsten in stiller Häuslichkeit in Potsdam, Paretz oder Charlottenburg. Da führte sie ganz das Leben der Gattin und Mutter und erfüllte ihre Pflichten mit größter Treue und zugleich mit der ihr eigenen Anmuth. In der Muße, die ihr diese Zciteit gewährten, reifte auch ihr Geist immer mehr. Ein tiefer frommer Sinn, ein treffender Verstand, ein frisches, frommes und ernstes Streben nach Erkenntniß des Guten und Schonen hatte die Königin von Kinbheit an ausgezeichnet. Früh schon hatte sie nicht nach Schein, sonbern nach Wahrheit

6. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 539

1888 - Berlin : Hertz
Besitznahme von Hannover. 539 Zurücklassung einer geringen Truppenzahl über Lüneburg nach Hannover vorgerückt, wo er am 18. eintraf. Dort war inzwischen am 17. Abends General von Falckenstein von Minden her mit der Göbenschen Division eingerückt. König Georg hatte bereits am 16. mit dem Kronprinzen und mit seinen Truppen die Hauptstadt verlassen. Der Ausmarsch erfolgte in der höchsten Ueberftürzung und Verwirrung. General von Falckenstein traf alsbald Anordnungen für die einstweilige Regierung des Landes. Die preußischen Truppen aber folgten den Hannoveranern über Hildesheim nach Göttingen, wohin sich König Georg zunächst zurückgezogen hatte, und wo seine ganze Armee sich sammeln sollte. In der That eilten die Truppen von allen Seiten mit großem Eifer und mit Pflichttreue herbei. Wäre König Georg von dort nnverweilt weiter südlich gezogen, so hätte er sich mit hessischen und baierschen Truppen vereinigen und sodann ernsten Widerstand leisten sönnen. Aber er blieb drei Tage in Göttingen in der trügerischen Hoffnung, daß baier-sche Truppen von Süden her zu ihm stoßen würden. Als diese Hoffnung schwand, inzwischen aber die preußische Division Beyer sich von Kassel her in Bewegung setzte, wandte sich der König ant 21. Juni von Göttingen östlich, um sich mit seiner ganzen Armee durch die preußische Provinz Sachsen und durch Thüringen nach Baiern durchzuschlagen. Ueber Heiligenstadt und Mühlhausen ging der Zug auf Gotha zu. Die Hannoversche Armee unter dem Oberbefehle des Generals von Arentsschild bestand aus mehr als 18,000 Mann mit 52 Geschützen, tüchtige Truppen mit guter Uebung und Disciplin, namentlich eine trefflich berittene Kavallerie. Um derselben den Abzug durch Thüringen zu verlegen, besetzten die Preußen und die mit ihnen vereinigten kobnrg-gothaischen Truppenjoen Werraübergang, sowie Eisenach und Gotha. Mit großer Beschleunigung wurden Besatzungstruppen aus Magdeburg, Aschersleben, Torgäu, Naumburg herangezogen, um die Hannoveraner, die sich bei Langensalza vereinigten, von allen Seiten zu umstellen. König Georg schickte am 23. einen seiner Adjutanten nach Gotha, um über ein ehrenvolles Abkommen mit Preußen zu verhandeln. König Wilhelm von Preußen, welcher ein Blutvergießen zwischen seinen und den Hannoverschen Truppen verhindern wollte, schickte zum Zwecke der Verhandlungen gleichfalls einen seiner Adjutanten nach Gotha; als derselbe jedoch dort ankam, hatte der König Georg seinerseits die Verhandlungen wieder abgebrochen. Von preußischer Seite wurde noch eine Bedenkzeit und Waffenruhe bis zum 26. Mittags angeboten: König Georg sollte sich entscheiden, ob er für sich und den Kronprinzen, sowie für sämmtliche Offiziere mit Waffen und Pferden freien Abzug, für die Soldaten dagegen Entlassung in die Heimath annehmen wolle. Er verlangte jedoch freien Durchzug für sich und sein ganzes Heer nach Süd-deutschlaud, um mit Oesterreich gegen Italien zu kämpfen. Dies mußte von Preußen zurückgewiesen werden. Inzwischen näherte sich ein baierfches Corps über Hessen, und es entstand für Preußen die Gefahr, daß dasselbe sich mit den Hannoveranern vereinige. Jede Verzögerung der Entscheidung konnte bedenklich werden; ant 26. Vormittags wurde deshalb dem König Georg nochmals ein Buudniß mit Preußen unter Sicherung des hannoverschen Besitzstandes und unter Annahme der preußischen Vorschläge für eine neue Bundesreform angetragen. Aber der in verhängnisvollen Täuschungen be-

7. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 397

1888 - Berlin : Hertz
Luisen's Tod; allgemeine Trauer um dieselbe. 397 äußersten Lebensgefahr. Am folgenden Tage traf der berühmte Arzt Heim aus Berlin ein und erklärte, daß diese krampfhafte Steigerung der Krankheit nur einen Ausgang haben könne — den Tod. In der Nacht vom 18. zum 19. traten die Brustbeklemmungen wieder ein. In dieser schweren Nachtstunde sagte sie zu Heim: „Ach, bedenken Sie, wenn ich dem Könige und meinen Kindern stürbe." Früh gegen 4 Uhr traf der König mit seinen beiden ältesten Söhnen ein. Welche Freude — es war die letzte für die sterbende! Der König schien wie zermalmt von Schmerz. Alles, was er bis dahin vom Schicksal hatte erdulden müssen, stand in keinem Vergleiche zu dem Leide der Gegenwart. Nicht Herr seiner Gefühle, eilte er auf Augenblicke hinaus, um Fassung zu sammeln. Da sagte die Königin: „Der König thut, als ob er Abschied von mir nehmen wolle; sagt ihm, er solle das nicht, ich sterbe sonst gleich." Man wollte den König trösten, es sei ja noch Hoffnung da. „Ach," sagte er, „wenn sie nicht mein wäre, würde sie leben, aber da sie meine Frau ist, stirbt sie gewiß." So nahete die neunte Stunde — die Todesstunde. Es trat wieder ein heftiger Anfall ein. „Ach, mir hilft nichts mehr, als der Tod," rief die Leidende. Der König saß an ihrem Bette, er hatte ihre rechte Hand ergriffen. Gegenüber kniete ihre Schwester, die Prinzessin Solms, und die Freundin der Königin, Frau vou Berg, an deren treuer Brust das Haupt der Sterbenden ruhte. Die Aerzte standen um das Bett, die ganze Familie war in dem Zimmer versammelt. Es war zehn Minuten vor neun Uhr, als vre Köuigin sanst das Haupt zurückbog, die Augen schloß und ausrief: „Herr Jesus, mach' es kurz." Noch einmal athmete sie aus; mit diesem stillen Seufzer endete ihr Leben. Der König war zurückgesunken: er raffte sich bald wieder auf und hatte noch die Kraft, seiner Luise die Augen zuzudrücken, — „seines Lebens Sterne, die ihm auf seiner dunkeln Bahn so treu geleuchtet." Preußen und ganz Deutschland trauerte mit dem Könige, mit dem Königshause um Luise. Der tiefste Schmerz eines ganzen Volkes begleitete ihren Leichenzug nach Berlin und Charlottenburg, wo ihr der edle Gemahl eine Ruhestätte bereitet hat, wie sie ihrer und seiner würdig ist, ein Heilig« thum ächter Fürsten- und Menschengröße. „Und so ruhe denn, erhabener Geist," ruft ihr die Freundin in ihren Gedenkblättern nach, — „ruhe von Deinen Mühen und Sorgen hier auf Erden! Deine eigentliche Heimath war ja der Himmel, und der Erde warst Du nur geliehen, daß Du sie aus kurze Zeit verherrlichen solltest und ihr offenbaren die ewige Kraft des Heiligen und seine Bebeutung und sein Fortwirken auch nach seinem irbischen Vergehen; und daß Du solltest verkünbigen ans Erben bte Liebe, welche vom Himmel kommt und zu dem Himmel führt Und die Zeiten trägt und hält. Nun sei und bleibe Deinem Volk ein leuchtender und leitender Stern durch die ferne Nacht der Zeiten, welche unserm Auge noch verhüllt sind." Im Hinblicke auf das herrliche, unvergleichliche Marmorbild der schlafenden Königin, welches der Bildhauer Rauch für das Mausoleum in Charlottenburg geschaffen hat, sang Theodor Körner:

8. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 486

1888 - Berlin : Hertz
Wilhelm L Regent 1858 — 1861, König feit 1861. 56. Sis ;ur Uebernahme der Regentschaft. Die Jugendzeit. Wilhelm, der Nachfolger seines kinderlosen Bruder-Friedrich Wilhelm Iv., ist am 22. März 1797 im damaligen kronprinzlichen Palais zu Berlin (im jetzigen Palais seines Sohnes, des Kronprinzen) geboren, der zweite Sohn Friedrich Wilhelm's Iii., welcher wenige Monate darauf den Thron bestieg In der Taufe (am 3. April) erhielt er die Namen Friedrich Wilhelm Ludwig, nach dem zweiten dieser Namen wurde er bis zum Jahre 1840 stets Prinz Wilhelm genannt („der junge Prinz Wilhelm" zum Unterschied vom „alten Prinz Wilhelm," dem Bruder des Königs Friedrich Wilhelm Iii.). In Gemeinschaft mit dem nur anderthalb Jahre älteren Kronprinzen verlebte er seine Jugendzeit unter der liebevollen Pflege und Obhut der Königin Luise: seine schwächliche Körperbeschaffenheit flößte derselben manche schwere Besorgniß ein, erst im Jünglingsalter entwickelte er sich zu größerer Kraft, die dann zu überraschender Rüstigkeit fortschritt. Wie der Kronprinz, so wuchs auch Prinz Wilhelm unter dem segensreichen Einfluß jener edelsten Fürstin auf, welche auch in ihm die Keime schlichter Frömmigkeit, sittlicher Tüchtigkeit, ächten Wohlwollens und herzlicher Menschenliebe zu wecken und zu pflegen suchte. Mit richtigem klaren Blick erkannte die Fürstin schon früh das Wesen des Prinzen, von dem sie in jenem mehrfach erwähnten herrlichen Briefe an ihren Vater schrieb: „Unser Sohn Wilhelm wird, wenn mich nicht Alles trügt, wie sein Vater, einfach, bieder und verständig." Selten hat sich eine Charakteristik aus erster Jugendzeit so bewährt, wie diese. Der Erzieher des Kronprinzen, Delbrück, leitete zuerst auch die Ausbildung des Prinzen Wilhelm, nach demselben seit 1809 ein Professor 9?eint an n. Während des Aufenthalts in Königsberg wurde der Major von Pirch zum militärischen Gouverneur der beiden ältesten Prinzen ernannt, seit 1810 aber erhielt Prinz Wilhelm den Unterricht des damaligen Cadet-tenlehrers (späteren Generals) von Reiche, welcher ihm schnelles Auffassen und einen praktischen Verstand, große Ordnungsliebe, Talent zum Zeichnen und einen für sein Alter ernsten und gesetzten Charakter nachrühmte. „Es lag in ihm," schrieb Reiche später, „der wahre, zuverlässige Soldat und Anführer, wie er es nachher auch im vollen Maße geworden ist." Es wird ferner berichtet, daß der Prinz sich vielfach mit den Schriften Friedrich's des Großen,

9. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 487

1888 - Berlin : Hertz
Theilnahme des Prinzen am Feldzuge von 1814. 487 namentlich der „beschichte meiner Zeit" und der „Geschichte des siebenjährigen Krieges" beschäftigt habe. Die Eindrücke der schweren, trüben Zeit, deren Bedeutung für des Kronprinzen geistige Entwickelung oben angedeutet worden ist, wirkten unzweifelhaft nicht minder ernst und tief auf Prinz Wilhelm. Als die große Wendung der vaterländischen Geschicke nach der russischen Katastrophe von 1812 eintrat, soll der Prinz zuerst in sehr gedrückter Stimmung gewesen sein, der Major von Pirch aber belebte seine Hoffnungen, und bald theilte er die Begeisterung, von welcher das ganze preußische Volk ergriffen war. Im Januar 1813 folgte er dem Könige nach Breslau, wo die kräftigsten und thätigsten Beförderer der nationalen Wiederbelebung vereinigt waren. Als dann gegen Ende März 1813 die kriegerische Bewegung begann, wäre Prinz Wilhelm gern mit dem Kronprinzen zur Armee abgegangen. Seine militärische Laufbahn hatte hergebrachter Maßen früh begonnen: schon am Neujahrstage 1807 hatte ihn der König zum Offizier ernannt und ihm eine Uniform gegeben, den ersten Dienst hatte er am 3. October 1807 zugleich mit dem Kronprinzen in Memel bei der neu formirten Garde zu Fuß gethan, Bei deren Leibcompagnie er am 24. December 1807 Secondelieutenant wurde. Nach der Rückkehr des Hofes nach Berlin stand er bei dem in dieser Hauptstadt verbleibenden Bataillon seines Regiments. Als nun dasselbe ins Feld zog, wünschte der Prinz lebhaft, sofort an der Campagne Theil zu nehmen, sein königlicher Vater aber versagte es ihm, weil sein Körperzustand nach der Meinung aller Nahestehenden den Anstrengungen eines Feldzugs noch nicht gewachsen war. Erst nach der Schlacht bei Leipzig erfreute ihn der König bei einem Besuche in Breslau mit der Nachricht, daß er ihn mit in's Feld nehmen wolle, indem er ihm zugleich das Patent als Capitän überbrachte. Im November 1813 ging denn der Prinz mit dem Könige zur Armee; bald darauf finden wir ihn im York'schen Corps vor Mainz, am 1. Januar 1814 ging er mit dem Könige bei Mannheim über den Rhein, und begleitete denselben ununterbrochen bis zum Einzug in Paris und bis zur Rückkehr nach Berlin. Der damalige Oberst, spätere General von Natzmer gab ihm über alle Operationen näheren Aufschluß. Der Prinz wohnte mit dem Könige der siegreichen Schlacht bei La Rochiere bei. Die ersten rühmlichen Erinnerungen für seine Person knüpfen sich an die Schlacht bei Bar sur Aube (27. Febr.), während welcher er mitten in heftigem Gewehrfeuer die Aufträge seines Vaters mit großer Unerschrockenheit ausführte, wofür ihm das eiserne Kreuz und der russische St. Georgcnorden verliehen wurden. Auch der Schlacht vor Paris wohnte der Prinz bei, und am 31. März 1814 war er beim Einzug in Paris an des Königs Seite. Nachdem er diesen sodann auch bei dem Besuch in London und aus einer Reise nach Nenschatel begleitet hatte, kehrte er nach Berlin zurück. Hier nahm er unter der Leitung des Oberst von Brause die unterbrochenen Studien wieder auf und bereitete sich bei dem Oberhofprediger Ehrenberg zu der wegen des Feldzugs aufgeschobenen Konfirmation vor. Am 8. Juni 1815 fand die Einsegnung in der Kapelle in Charlotten-burg in feierlicher Weise statt; das von dem jungen Prinzen damals abgelegte „Glaubensbekenntniß" athmet den Geist ernster, demüthiger Gottes-

10. Geschichte - S. 158

1913 - Berlin : Oehmigke
— 158 — Nenn ihn, Garde!" „Die Höhen von Chlum." „Ein guter Reim, ich salutier'. Preußische Garde passier', passier'." Glocken läuten, Fahnen wehn, die Sieger drinnen am Tore stehn. Eine Siegesgasse ist aufgemacht: östreichsche Kanonen, zweihundertundacht. Und durch die Gasse die Sieger ziehn. — Das war der Einzug in Berlin. Theodor Fontane. 59. Am Is. Juli 1870. 1. Zu Charlottenburg im Garten in den düstern Fichtenhain tritt, gesenkt das Haupt, das greise, unser teurer König ein. 2. Und er steht in der Kapelle — seine Seele ist voll Schmerz —, drin zu seiner Eltern Füßen liegt des frommen Bruders Herz. 3. An des Vaters Sarkophage lehrtet König Wilhelm mild, und sein feuchtes Auge ruhet auf der Mutter Marmorbild. 4. „Heute war's vor sechzig Jahren," leise seine Lippe spricht, „als ich sah zum letzten Male meiner Mutter Angesicht. 5. Heute war's vor sechzig Jahren, als ihr deutsches Herze brach um den Hohn des bösen Feindes, um des Vaterlandes Schmach.
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TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
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