Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 81

1888 - Berlin : Hertz
Judenverfolgung. 81 hohe Bühnen stufenweise über einander gebaut. Auf der obersten standen etliche „hochgelahrte und rechtsverständige Leute," ausser mittleren der Richter nebst feinen Schöppen, Schreibern, Zeugen und Anwälten, auf der untersten die angeklagten Juden nebst Paul Fromm. Nur Jacob war nicht da; er hatte schon früher angegeben, daß ihm eines Nachts die Jungfrau Maria erschienen sei, und war demzufolge zum Christenthum übergetreten, weshalb er eine mildere Behandlung als die übrigen Angeklagten erfahren sollte. Die Juden, in ihrer uralten Volkstracht und mit spitzen, theils gelben, theils weißen Hüten bekleidet, hatten unter Gesang die Gerichtsstätte betreten. Der Richter ließ die ganze Verhandlung laut verlesen und fragte sodann die Angeklagten, ob sie bei ihrer Aussage beharren wollten. Als sie dies bejaht hatten, beriethen sich d die Schöppen eine kurze Zeit und sprachen dann folgendes Urtheil ans: „Dieweil der böse Christ, Paul Fromm, sich an dem heiligen Sacrament vergriffen, dasselbe gestohlen und verkauft habe, darum so solle man ihn auf einen Wagen binden, die Gassenauf und nieder führen, mit Zangen reißen und darnach in ein Feuer legen. Und dieweil die boshaftigen, schnöden und verstockten Juden ihre böse Mißhandlung des heiligen Sacraments und ihren grausamen Mord an schuldlosen Christenkindern auch zu mehrmalen vor und außerhalb des Gerichts bekannt, darum so solle man sie zu Pulver verbrennen, darum, daß alle anderen ein Beispiel und Exempel an ihnen nehmen möchten, daß sie solche und dergleichen Uebelthat auch nicht begehen möchten." Sofort wurden die Angeklagten den Henkern zur Vollstreckung des Urtheils übergeben. Die Juden, nachdem sie den Todesspruch vernommen, rüsteten sich unter Ermahnung eines Rabbiners durch lauten Gesang in ihrer Väter Sprache zu dem grauenvollen Tode, dem sie entgegengingen. Das Volk aber meinte, daß die „schnöden Juden" durch neue Lästerungen den christlichen Gottesdienst verhöhnen wollten. Hinter dem Rabensteine hatte der Scharfrichter mit seinen Helfershelfern einen „wunderlichen Bau zu ihrer Straf" aufgerichtet, „dreier Mann hoch, aus hölzernen Rösten bestehend, die mit Stroh und Pech belegt waren." Auf diese befestigte er die acht und dreißig (Schlacht-Opfer mit Halseisen, nur Paul Fromm stand abgesondert von seinen Leidensgenossen an einen Pfahl gekettet. Als das gräßliche Todtenbett angezündet ward, da brachen viele der unglücklichen Juden in laute Lästerungen gegen das Christenthum aus und versuchten es, den anwesenden Priestern ins Angesicht zu speien. Bald verendeten sie unter fürchterlichen Qualen. Jakob, welcher die Taufe empfangen hatte, wurde am anderen Tage mit dem Schwerte hingerichtet. Damit war jedoch die Sache noch nicht beendigt, vielmehr wurden in Folge dieser Vorgänge alle Juden aus der Mark Brandenburg verbannt, nachdem sie Urphede geschworen, d. H. den Eid geleistet, nie wieder zu kommen'. Es ist möglich, daß ein Theil der Anklagen, welche gegen die Juden erhoben wurden und welche sie in den unerträglichen Folterqualen zugestanden, begründet war, es ist möglich, daß sie in dem Haß gegen die Christen, welcher durch ihre Bedrückung immer genährt wurde, sich zu fanatischer Entweihung christlicher Heiligthümer (schwerlich aber zu den Greuelthaten gegen christliche Kinder) hinreißen ließen; immerhin aber wendet sich der Blick mit schmerzlichen Gefühlen von einer Zeit ab, wo gegenseitiger Religionshaß zu Hahn, preutz. Gesch. 20. «ttff. g

2. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 144

1888 - Berlin : Hertz
144 Hollands Blüthe. ^ besaß große Länderstrecken in Nordamerika, die schönsten Jnsetn in West« iudien, es hatte Brasilien erobert und vorlängst in Ostindien und Ceylon festen Fuß gefaßt, selbst die Goldküste Afrika's gehorchte weithin den Holländern; mit großen Kapitalien ausgerüstete Handelsgesellschaften in Amsterdam führten die Reichthümer aller dieser Länder nach Europa. Welch reger Verkehr,^ welches geistige Streben sthon dadurch nach Holland kam, ist leicht zu ermessen, und Gelehrsamkeit und jegliche Kunst blühte, wie nie zuvor, in dem mühsam dem Meere abgerungenen Ländchen. Auf der Universität Lehden wurden besonders die alten Sprachen getrieben, aber nicht minder fanden Naturwissenschaften, Mathematik, Astronomie und Physik in Holland die fruchtbarste Förderung. Der berühmte Hugo Grotius lehrte das Völkerrecht, und Holland wurde die Wiege aller Staats - und Finanzwissenschaft. Die großen Reichthümer des Landes weckten einen lebhaften Kunstsinn; Malerei, Baukunst und alle praktischen Künste, besonders auch die Gärtnerkunst, gelangten zu einer raschen Blüthe. Die holländischen Staatsmänner, halb Kaufleute, halb Diplomaten, standen in höchster Achtung, und die großen Dränier hatten ein vortreffliches Kriegsheer und eine wahre Pflanzschule für Feldherren und Seeoffiziere in's Leben gerufen. So lernte denn der junge Prinz in Holland die Erfolge kennen und bewundern, welche ein kleines Volk durch unermüdliche Thätigkeit und unter der Leitung tüchtiger Staatsmänner in jeder Beziehung erreicht hatte, und es erstarkte in ihm der Wille, auch in seinem Volk die Keime solchen ruhmvollen Gedeihens zu pflegen und aufzuziehen. Sein ganzes späteres Wirken giebt Zeugniß davon, wie sehr jene in der Fremde gesammelten Erfahrungen von ihm zum Heile seines Volkes benutzt wurdeu. Die meisten Staatseinrichtnngen, welche er nachher in seinen Ländern beförderte, waren Ergebnisse seines Umganges mit den holländischen Staatsmännern; besonders aber lernte der Prinz die Kriegsverfassung der großen Oranier kennen und entwickelte nach ihrem Beispiel das Feldherrvtalent, das später seinen Namen durch die ganze Mit- und Nachwelt trug. Nicht aber sein Geist und sein Wissen allein erstarkten bei dem Aufenthalt in Holland, auch sein Charakter und seine Willenskraft wurden in dem edeln Kampfe gegen jugendliche Leidenschaft gestählt; er lernte sich selbst beherrschen. In dem üppigen Haag war es, wo bei den Freuden nächtlicher Gelage öfter der Versuch gemacht wurde, den Jüngling zu unwürdigen Ausschweifungen zu verführen; aber sein fürstliches Ehrgefühl, gestärkt durch die Warnungen seines Erziehers, ließ ihn den Lockungen widerstehen. Er verließ, um den Versuchungen aus dem Wege zu gehen, lieber den Haag; „ich bin es meinen Eltern, meiner Ehre und meinem Lande schuldig," sagte er und begab sich in's Feldlager zum Prinzen von Oranien. Als dieser den Grund seiner plötzlichen Entfernung aus dem Haag erfuhr, klopfte er ihm beifällig auf die Schultern und sagte: „Eine solche Flncht ist Helden* müthiger, als wenn ich Breda eroberte. Vetter, ihr habt das gethan,, ihr werdet mehr thun. Wer sich selbst besiegen kann, der ist zu großen Unternehmungen fähig." Diese ehrenvolle Anerkennung des berühmten Orauiers machte einen tiefen Eindruck auf das empfängliche Herz des ehrbegierigen Jünglings, welcher nun um so mehr bemüht war, sich vor jeder Befleckung zu bewahren und die Prophezeiung des großen Fürsten zu erfüllen.

3. Alte Geschichte - S. 54

1886 - Berlin : Hofmann
54 Erster Teil. Das Altertum. Zerrbild ihrer Schwächen vorhielt. Gegen diese Schwächen und ihre Träger richteten sich die einzelnen Stücke. So verspottete Aristophanes z. B. in den Rittern in der Person des Kleon (vgl. § 18) die zur Zeit des peloponnesischen Krieges ihr Haupt erhebende Demagogie, in den Wolken in der Person des Sokrates, von dessen Bedeutung er offenbar eine unrichtige Vorstellung hatte, die Sophisten (vgl. unten „Philosophie"), in den Wespen die Leidenschaft der Athener, in den Gerichtssitzungen als Richter ihre Zeit zu verthun, in den Vögeln den schwindelhaften Unternehmungsgeist, welcher seine Landsleute zu der Mischen Expedition trieb. Ost wurde er in seinen Stücken auch der Herold der öffentlichen Meinung hinsichtlich gewisser politischer Maßnahmen; so dienten z. B. die Lustspiele „die Acharner" und „Lysistrate" den Bestrebungen für das Zustandekommen des Friedens. Von anderen Stücken sind hervorzuheben: die Thesmophoriaznsen, worin einmal der Tragöde Euripides und dann die Sittenverderbnis besonders der Frauenwelt verspottet wird, die Frösche, in denen er ebenfalls dem Euripides als Vertreter einer verweichlichten und künstlichen Dichtung entgegentritt, die Ekklesiazusen, in denen die Nenernngssncht der Athener den Angriffspunkt bildet. — Von den übrigen Lustspieldichtern heben wir noch den der „neueren Komödie" angehörenden Men an der hervor. Er war ein Liebhaber des harmlosen Scherzes und ohne satirische Einzel-beziehungen. Seine Stücke sind nicht erhalten, doch haben sie dem römischen Dichter Terenz als Muster gedient, so daß man wenigstens doch seine Stoffe kennt. 5» Philosophie. Die Philosophie, d. H. die Erforschung der letzten Gründe des Daseins, zog den lebendigen Geist der Griechen vor allen Dingen an. Nachdem Thales den Urstoff der Welt in dem Wasser, A n a x i m e n e s in der Luft, H e r a k l i t im Feuer gesucht; nachdem andere wieder den Grund der Erscheinungen durch ein Unbestimmtes (Anaximand er), durch einen allleitenden Verstand (Anaxagoras) oder auch durch das harmonische Verhältnis der Zahlen (Pythagoras) hatten erklären wollen, aber alle auf diefem Wege nicht zu der rechten Befriedigung vordrangen, übten die Zeiten des peloponnesischen Krieges wie auf alles Streben, so auch auf das Suchen der Wahrheit einen verwirrenden Einfluß. Es trat eine Klasse von Männern auf, welche philosophische Studien nicht mehr aus idealem Wissensdrang betrieben, sondern aus per-

4. Alte Geschichte - S. 58

1886 - Berlin : Hofmann
58 Erster Teil. Das Altertum. neun Bücher, die nach den neun Musen genannt sind, und von Herodot am Abend seines Lebens in Thurii (Italien) niedergeschrieben wurden. Über dem Ganzen liegt eine heitere Ruhe und Behaglichkeit ausgebreitet, die den Leser überaus angenehm berührt. 470 Ganz anders tritt uns Thukydides entgegen (470—400), der Geschichtschreiber des peloponnesischen Kriegs.' Thukydides, des Oloros Sohn, aus einem thrakischen, aber in Athen ansässigen Geschlechte, hat selbst als Feldherr mit eingegriffen in die Geschichte seiner Zeit, wurde aber wegen eines Mißerfolges auf 20 Jahre aus Athen verbannt. Dieses Exil, das er in Thrakien verbrachte, benutzte er zur Abfassung feines berühmten Gefchichtswerkes. In schwerer, gedankenreicher Sprache entwirft er ein auf genauester Erkundigung beruhendes, durch ruhige Kritik und kühle Reflexion abgeklärtes Bild des verhängnisvollsten Krieges bis zum Jahre 411 v. Chr. Besonders lebendig wird seine Darstellung durch die eingeflochtenen glänzenden Reden, in welchen er die handelnden Personen ihre Grundsätze und Anschauungen auseinandersetzen läßt. Als dritten unter den bedeutenden griechischen Historikern, wenn auch an die vorhergenannten nicht heranreichend, nennen wir £e= 446 nophon (446—356). Er setzte seine hellenische Geschichte etwa mit der Zeit ein, in welcher Thukydides abbrach, und führte b sie bis zur Schlacht bei Mcmtinea, ein Werk, das wegen der gefälligen Darstellung sehr beliebt war, wenngleich es an einer einseitigen, fpartafreunmichen Auffassung leidet. Berühmter ist seine Anabasis, in welcher er den gefahrvollen Rückzug der von ihm geführten 10 000 Griechen nach der Schlacht bei Kunaxa darstellte (vgl. § 19a). In feiner Cyropädie, d. H. Erziehungsgefchichte des (älteren) Cyrus, entwarf er das Idealbild einer guten Erziehung, unbekümmert ob das Bild dem Original entsprach. Außer einigen kleineren Schriften verfaßte er noch die sehr interessanten M emo -rabilien, Denkwürdigkeiten, die die Lehrweife und das Leben seines Lehrers Sokrates schildern, sowie ferner das Symposion (Gastmahl) der Philosophen, worin er den segensreichen Einfluß des Sokrates auf feine Umgebung zur Anschauung brachte. Repetition: Aufschwung des griechischen Geisteslebens nach den Perserkriegen, zumal im Zeitalter des Perikles? 1. Baukunst. Akropolis, Propyläen, Parthenon. Erechtheion. Odenm. Namen berühmter Baumeister: Muesikles, Jktiuus, Kallikrates. 2. Bildhauerkunst. Phidias schuf u. a.: Athene Promachos, Athene Parthenos, Zeus von Olympia; Tempelfriese des Parthenon. —

5. Alte Geschichte - S. 55

1886 - Berlin : Hofmann
§ 22. Die griechische Kunst und Wissenschaft in der dritten Periode. 55 sönlicher Eitelkeit und besonders aus Habsucht. Indem sie ihre Verstandeskräfte an allerlei Spitzfindigkeiten übten und jedes Ding bald so bald so betrachteten, brachten sie es schießlich dahin, daß sie durch scheinbar unanfechtbare Trugschlüsse die Wahrheit verkehrten. Besonders auf Recht und Gericht war der Einfluß dieser Sophisten*) ein durchaus unheilvoller. Dazu kam, daß die Jugend zu den Vorträgen dieser Leute in hellen Haufen strömte. Das Verdienst, diesen Schwindel in seiner Haltlosigkeit aufgedeckt zu haben, gebührt dem großen Philosophen Sokrates (469—399). 469 Durch Gespräche, in welchen er sich, anknüpfend an ganz gleich- ^9 giltige Dinge, über die höchsten Fragen des menschlichen Lebens " verbreitete, und welche er unentgeltlich mit begabten Jünglingen zu hallen pflegte, erweckte er Scheu vor den Göttern und ihren im Gewissen erklingenden Befehlen (Daimonion), Liebe zur Wahrheit und Achtung vor den Gesetzen. Die talentvollsten Athener (Alki-biades, Kritias, Platon n. a.) hingen dem äußerlich unscheinbaren, ja häßlichen Manne an, zumal sie sahen, wie er selbst in seinen: Leben das vollendetste Vorbild für die von ihm gepredigten Tugenden war. Aber das alles erregte den Haß der Sophisten und Demokraten: er wurde in verleumderischer Weise angeklagt, die Jugeud verführt und die Götter geleugnet zu haben. Verurteilt, war er zu stolz, um Begnadigung zu bitten oder die Flucht zu ergreifen (Kriton), und er trank, bejammert von seinen zahlreichen Freunden und seiner Frau Xanthippe, den Giftbecher (399 v. Chr.). An Sokrates, von dem wir nichts Schriftliches besitzen, schloß sich außer Xeuophon, dessen „Memorabilien" wir das treueste Bild von Sokrates' Leben und Lehrweise verdanken, vor allen Plato (429—348) an, der nun die Lehren seines Meisters in 429 durchaus eigenartiger tiefsinniger Weise ausbildete. Der Kern seiner . bis Gedanken war die sogenannte Jdeenlehre: rein und vollkommen 348 schweben über der Welt die Ideen, von denen die Dinge bloß ein schwaches Abbild sind; bei ihnen war ursprünglich die menschliche Seele, zu ihnen sehnt sie sich zurück (Idealismus). Die Ideen des Guten, Wahren, Schönen sind die Abbilder der Gottheit. Die Ideen sind ewig, alles Körperliche vergeht. Die Menschenseele selbst hat an ihnen teil und ist unsterblich (Dialog Phädon). Über viele andere *) Anfangs war übrigens mit diesem Namen noch kein schlimmer Sinn verbunden.

6. Alte Geschichte - S. 56

1886 - Berlin : Hofmann
56 Erster Teil. Das Altertum. Gebiete (Politik, Physik re.) erstreckte sich das Denken Platos. Seine Schriften sind meist in Form von Zwiegesprächen gekleidet, welche mit hervorragender Kunst der Entwickelung der Gedanken dient (Titel einiger Dialoge: Gorgias, Protagoras, Menon u. ct.). 385 Ein Schüler des Plato war Aristoteles aus Stagira (385—322), 322 der umfassendste Gelehrte und Denker des Altertums. Sein Jn-teresse ging mehr der Erforschung der wirklichen Dinge zu (Realismus), und für die Erkenntnis der Gesetze des Denkens, der Kunst, der Natur, des staatlichen Lebens, der Moral hat er die weittragendsten Anregungen gegeben. Aber auch die höchsten Fragen,' mit denen sich Plato vorwiegend beschäftigte, hat Aristoteles mit tiefem Eindringen behandelt (Metaphysik). Wie Plato in dem Hain Akademos lehrte und daher der Stifter der Akademie wurde, fo trug Aristoteles seine Lehren in dem Lykeion zu Athen auf Spaziergängen (Peripatos) vor. woher seine Anhänger die Peripatetiker heißen. — (Der Unterschied in dem Charakter beider Philosophen ist von Raffael auf seinem Bilde „die Schule von Athen" dargestellt.) Von den Philosophenschulen nach Plato und Aristoteles seien erwähnt: 380 a) Die kyrenaische, gegründet von Aristippos (ca. 380), welche heiteren Genuß des Lebens als den Zweck desselben hinstellte und übte; 300 b) die epikureische (ca. 300), gegründet von dem Samier Epikur. Nach ihrer Lehre besteht die Glückseligkeit in dem klugen und maßvollen Genusse, zumal dem geistigen. Aber bald artete das Leben der Epikuräer geradezu in Genußsucht aus; e) die cynische, deren Stifter Antisthenes, deren Hanpt-350 Vertreter aber der berüchtigte Diogenes von Sinope (ca. 350) war, der das Glück zu erreichen vermeinte, indem er alle Bedürfnisse der Menschen verurteilte und wie ein Tier lebte; 330 d) die stoische, gestiftet von Zenon (ca. 330). Sie sah den sichersten Weg zum Glücke in unbedingtem Gleichmut dem Schicksale gegenüber. Alles, was geschieht, ist ihr eine Naturnotwendigkeit, gegen die weder der Mensch noch die Götter ankämpfen können. „Stoischer Gleichmut"; „stoische Weltverachtung"; 6) die skeptische. Die Skeptiker zogen alles Bestehende, alle Wahrheit in Zweifel, ohne darum im Zweifel die Wahrheit zu finden.

7. Alte Geschichte - S. 57

1886 - Berlin : Hofmann
§ 22. Die griechische Kunst und Wissenschaft in der dritten Periode. 57 6. Redekunst. Da das öffentliche Leben des athenischen Gemeinwesens der einzelnen Persönlichkeit ungemein viel Spielraum gewährte, so war naturgemäß die Beredsamkeit von größter Bedeutung. Durch sie beherrschte man das Volk, welchem die Verhandlungen der Versammlungen anzuhören eins der interessantesten Schauspiele war. Während die Redekunst der älteren Zeit (Themistokles, Perikles) Einfachheit der Worte und Gedanken liebte und weniger auf die Schönheit als auf die Wahrheit und Überzeugungskraft des Gesagten sah, fing man seit der Zeit der Sophisten an, die Rede kunstvoll zu feilen und oft die Form dem Inhalte gegenüber zu überschätzen. Bei manchen Rednern, wie Jsokrates (Panegyrikos d. i. Lobrede auf die Athener) und Jsäos, artete dieses Streben zu einer gewissen gesuchten Künstlichkeit aus. Gleichwohl fällt in diese Periode das Wirken des größten aller antiken Redner, Demosthenes (385—322). Bei ihm 385 sind Form und Inhalt durchaus im Einklang, und alles, was er 6i§ sagte, ist der Ausdruck einer idealen tiefgewnrzelten Überzeugung. 322 Er strebte durch seine Reden, von denen die berühmtesten die Philippiken (d. i. die gegen Philipp von Makedonien gerichteten) und die „Rede für den Kranz" sind, die Griechen zum Widerstände gegen das Eindringen der makedonischen Macht aufzufordern. Aber ivie wenig sein Streben Erfolg hatte, haben wir schon gesehen (§ 21). Ein hochbegabter und gewandter Redner war auch Äschi-n e s, des Demosthenes Gegner; aber seine unpatriotische, makedonische Gesinnung drückt seinem Charakter einen Makel auf. 7. Geschichtschreibung. Die Geschichtschreibung nahm durch die Perserkriege einen mächtigen Aufschwung. Während früher nur die Geschichte einzelner Orte oder Landschaften aufgezeichnet war und zwischen Sage und Geschichte nicht unterschieden wurde, trat )etzt in .Aerodot (484 408) ein Mann auf, der in seiner Ge-484 schichte der Kriege zwischen Hellenen und Persern feinen bis Gesichtskreis über ganz Griechenland erweiterte. In schlichter, treu- 408 herziger Sprache entwirft er ein treffliches Bild des glorreichen Kampfes. Aber er fügt auch episodenweis alles ein, was er auf seinen großen Reisen nach Ägypten (Buch Ii), Kleinasien, Syrien, Babylonien, Persien, in die Donauländer rc. gesehen und gehört hatte.' Fremden Mitteilungen gegenüber ist er von großer Leichtgläubigkeit, wenngleich er bei besonders unwahrscheinlichen Überlieferungen seine Zweifel doch nicht zurückhält. Das Werk ist eingeteilt in

8. Das erste Geschichtsbuch - S. 9

1892 - Gera : Hofmann
— 9 — 4. Von seinem Vater Kaiser Friedrich Iii. Der Vater unseres Kaisers war schon lange vor seiner Thronbesteigung der Liebling des deutschen Volkes. Er hatte eine schöne Gestalt, einen ritterlichen Mut und eine große Leutseligkeit. Als Feldherr erfocht er herrliche Siege über die Österreicher und Franzosen. Er zog in den Kamps mit den Worten: „Ich bin stolz darauf, Gut und Blut einzusetzen für die heiligsten Güter des Vaterlandes!" Sein Wahlspruch war: „Furchtlos und beharrlich!" Als Regent sagte er: „Ich kenne kein anderes Ziel meines Strebens als das Glück und die Wohlfahrt des Vaterlandes!" 2. Kaiser Friedrich Iii. Mit seiner Gattin Viktoria von England lebte er glücklich. Von seinen 8 Kindern starben 2 Söhne, einer, als der Vater gegen Österreich in den Krieg gezogen war. Er erzog sie einfach und streng. Auf feinem Gute Borustedt veranstaltete er oft Spiele für die Dorfkinder und spielte selbst mit ihnen. Ja einmal hielt er sogar Schule für den Lehrer, als diefer plötzlich zu feiner kranken Mutter reisen mußte. Armen und Unglücklichen half er mit Rat und That. Alle Werke des Friedens förderte, Künstler und Gelehrte ehrte und unterstützte er. Besonders lag ihm viel daran, das Handwerk zu heben. Er selbst hatte das Buchbinderhandwerk erlernt. Leider erkrankte der herrliche Mann 1887 an einem schweren Hals-übel. Vergebens suchte er Hilfe in der milden Luft Italiens. Vergebens feufzte fein greifer Vater Wilhelm I. nach dem fernen Sohne. Mit der Sorge um den einzigen Sohn und mit dem Schmerze über fein Unglück

9. Das erste Geschichtsbuch - S. 25

1892 - Gera : Hofmann
— 25 — \ v Das Niederwald-Denkmal. Er schlief auf einem schlichten Feldbette, das er auch auf Reisen mitnahm. Schlafrock und Schlafschuhe trug er niemals. Er stand sehr früh auf, las die eingegangenen Briefe und verhandelte mit den Ministern. Am Mittag stand er an dem Eckfenster feines Schlosses und sah zu, wie die Wache aufzog. Vieles Volk strömte um diese Zeit zusammen, um ihn zu fehen und zu begrüßen. Er war eine hohe, königliche Erscheinung. Milder Ernst und herzliche Freundlichkeit lagen aus seinem Antlitz. Manche kamen weit her. Ost hielten sie Bittschriften in die Höhe. So einst ein armer Weber, dem der Webstuhl

10. Ausgewählte Uebungsstücke aus deutschen Musterdichtern für die Declamationsübungen in höheren Bürgerschulen und in den unteren Klassen der Gymnasien - S. 89

1822 - Berlin : Reimer
' Fabeln, Ts Daß wir bedrängten arck'en Mause Vor Mangel noch verderben müssen. Ei! sprach der Hàd, was hast du dich Der Hunde Speisen anzumaßen? Ein jedes lebt allein sür sich Iß du, was sonst eie Käfer aßen, Und was den Fliegen zugehört, Und laß uns Hunde ungestört. Ach! sprach die Maus, das muß ich wohn Du sackst dich übermäßig voll, Und zwingst mich noch, den kleinsten Thieren Ihr bischen Nahrung zu entführen. Mit Willen thät ich sicher nicht Zuwider meiner Mäusepsiicht: Doch ach! man kennt in höchster Noth Nicht Pflicht, noch Ordnung, noch Gebot z Und dieses Unheil, wie ich spüre, Rührt her vom Geitz -er reichen Lhiere. 26. Die Distel und drr Rosenstrauch. Ei Brüderchen! sprach einst zum Rosenstrauch Die Distel: Ei, du hast ja Stacheln auch, Ich glaubte, mir allein wär dieser Schmuck des schieden, ■ Allein ich seh', bin's aber wohl zufrieden, Laß die Natur uns beiden ihn gewährt. Fürwahr! ich freue mich; er giebt uns gleichen Werth? Sprich Brüderchen! du freuest dich doch auch? Msr giebt der Stachel keinen Werth, Erwiederte der Rosenstrauch; Ich werd' um meiner Blumen-willen, Die um mich her die Luft mit Wohlgeruch erfüllen, Und deren Färb' und Bau Bewunderung erregen, Nicht aber meiner Dornen wegen Gesucht, gepflegt, und überall geliebt. Wirst du nun ernst vergleichen Blumen tragen, ‘ orr>•.
   bis 10 von 504 weiter»  »»
504 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 504 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 2
1 36
2 2
3 5
4 44
5 31
6 1
7 16
8 0
9 11
10 195
11 12
12 14
13 0
14 43
15 0
16 15
17 1
18 1
19 3
20 10
21 9
22 12
23 8
24 1
25 5
26 5
27 28
28 16
29 1
30 2
31 4
32 3
33 47
34 1
35 0
36 14
37 173
38 0
39 9
40 1
41 0
42 4
43 6
44 0
45 346
46 6
47 7
48 4
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 34
1 602
2 89
3 199
4 86
5 13
6 29
7 112
8 203
9 414
10 44
11 10
12 90
13 98
14 144
15 81
16 653
17 2096
18 14
19 900
20 186
21 195
22 92
23 1075
24 79
25 738
26 202
27 17
28 143
29 366
30 93
31 166
32 103
33 33
34 110
35 292
36 142
37 178
38 338
39 1181
40 49
41 176
42 277
43 329
44 38
45 726
46 270
47 21
48 23
49 44
50 14
51 644
52 504
53 104
54 210
55 205
56 146
57 17
58 99
59 228
60 71
61 42
62 17
63 52
64 71
65 224
66 246
67 122
68 272
69 105
70 29
71 418
72 140
73 49
74 106
75 197
76 218
77 982
78 70
79 25
80 67
81 67
82 415
83 718
84 108
85 187
86 112
87 429
88 189
89 96
90 92
91 170
92 1486
93 24
94 1052
95 90
96 234
97 45
98 832
99 114

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 36
1 8
2 28
3 75
4 30
5 62
6 24
7 87
8 30
9 37
10 29
11 7
12 54
13 16
14 6
15 78
16 48
17 15
18 23
19 90
20 16
21 22
22 95
23 4
24 55
25 13
26 114
27 24
28 11
29 69
30 35
31 32
32 2
33 1111
34 11
35 65
36 1
37 60
38 0
39 84
40 122
41 14
42 32
43 111
44 27
45 16
46 46
47 35
48 55
49 125
50 64
51 88
52 102
53 16
54 323
55 43
56 14
57 7
58 270
59 762
60 27
61 55
62 97
63 53
64 62
65 128
66 1
67 47
68 26
69 13
70 2
71 105
72 34
73 154
74 323
75 62
76 11
77 88
78 14
79 56
80 49
81 671
82 75
83 12
84 19
85 62
86 7
87 9
88 24
89 13
90 1
91 153
92 66
93 7
94 4
95 10
96 1
97 19
98 60
99 16
100 399
101 1
102 80
103 51
104 14
105 10
106 61
107 5
108 13
109 25
110 31
111 74
112 28
113 10
114 30
115 43
116 61
117 3
118 11
119 4
120 88
121 43
122 8
123 62
124 55
125 22
126 18
127 329
128 42
129 25
130 2
131 206
132 31
133 8
134 39
135 4
136 2055
137 7
138 8
139 2
140 30
141 9
142 15
143 86
144 11
145 76
146 25
147 25
148 145
149 18
150 45
151 76
152 212
153 5
154 49
155 70
156 45
157 105
158 32
159 56
160 0
161 59
162 35
163 22
164 18
165 84
166 716
167 37
168 13
169 30
170 8
171 30
172 160
173 514
174 7
175 1084
176 38
177 1037
178 6
179 599
180 6
181 48
182 321
183 765
184 33
185 18
186 13
187 267
188 23
189 57
190 10
191 23
192 28
193 11
194 126
195 13
196 148
197 33
198 30
199 69