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6141. Schul-Lesebuch - S. 148

1863 - Berlin : Stubenrauch
148 Er unser Land vor solchen Gräueln, wie sie unsere Väter haben erleben müssen! — Ueber zwanzig Jahre wüthete nun schon der Krieg, welcher nachmals der dreißigjährige genannt worden ist, und noch war sein Ende nicht abzusehen. Um des Glaubens wil- len war er begonnen worden; für das Evangelium und das lau- tere Wort Gottes stritten die evangelischen Fürsten und Völker wider die Katholiken, an deren Spitze der Kaiser stand, und die darauf aus waren, die evangelische Kirche von der Erde zu ver- tilgen. Und für ihren Glauben haben unsere Vorfahren Gut und Blut darangesetzt und so Schreckliches erduldet, daß es kaum glaubt, wer es hört. Es ist gut, daß das Geschlecht, das heute lebt, und die, so nach uns kommen werden, dessen nimmer ver- gessen. — Aber im Kriege verwildert der Mensch. Es ist am Ende des Krieges, als das Blut schon in Strömen geflossen war, vom Glauben nicht groß mehr die Rede gewesen. Da haben die Soldaten, die doch den Christennamen trugen, ärger gehaust, denn Heiden pflegen, und kann man nicht sagen, wer es ärger getrie- den hat, die Katholiken oder Evangelischen. Wie grauenhaft zumal sah es in dem Stammlande des jun- gen Kurfürsten aus, als er die Regierung antrat! Wer da das Land durchzog, dem kamen die Thränen in die Augen über den Gräuel der Verwüstung. Wo vor wenig Jahren noch Dörfer gestanden hatten, sah der Wandersmann nichts denn Schutt, und das Gras wuchs über den Trümmern. Auch die Gotteshäuser waren ein Raub der Flam- men geworden; kaum daß die Mauern derselben noch standen. Wenn der Frühling in's Land kam, kehrten die Störche und Schwalben wohl wieder zurück; aber das Dach, welches sie so lange beherbergt hatte, fanden sie nicht. Im Sommer wurden die Bäume zwar grün; aber kein Saatfeld erfreute des Menschen Herz, und der Landmann konnte nicht voller Dank und Hoffnung auf den Segen der Felder blicken. Sie lagen brach und wüst. Wußte doch keiner, ob's ihm vergönnt sein würde, die Ernte sicher einzubringen; und wenn's auch geschah, wer konnte sagen, ob mor- gen nicht schon die Feinde ihre Lust daran finden würden, die Scheunen in Brand zu stecken? Dazu fehlte es an Händen, die Felder zu bebauen. Zu Tausenden hatte der Krieg die Menschen hingerafft; was das Schwert nicht fraß, das riß Hungersnoth und Pest in's Grab. In den Städten lugte auch das Elend in's Fenster hinein. Es standen 200 Häuser in der Hauptstadt leer und hatten keine Bewohner, da Friedrich Wilhelm Kurfürst ward. Es war freilich überall so in deutschen Landen; vom Rhein bis über die Oder, von der Nord- und Ostsee bis tief nach Süden hin, wo der Donaustrom fließt, war ein grenzenloses Elend eingekehrt. Denn durch das ganze deutsche Land waren die wil-

6142. Schul-Lesebuch - S. 149

1863 - Berlin : Stubenrauch
149 den Kriegsschaaren gezogen, und ihre Spur konnte man verfolgen an den rauchenden Trümmerhaufen, welche sie zurück ließen. Mag- deburg, das Tilly zerstört und verbrannt hatte, wußte davon zu er- zählen; da klagten die Steinhaufen die Menschen an wegen ihres wilden Grimckes. Der Kurfürst Georg Wilhelm war ein schwacher Mann ge- wesen und der bösen Zeit nicht gewachsen, welche ein starkes Herz und einen kühnen Muth verlangte. — Er war ein evangelischer Fürst. Jeder hätte denken sollen, daß es leicht müsse gewesen sein, zu wissen, für welche Sache er sein Schwert zu ziehen habe. Er aber hatte gemeint, es sei am besten für ihn und sein Land, wenn er es mit keiner Partei verdürbe. Es war ihm vas theuer genug zu stehen gekommen. Der Sturm, der durch Deutschland brauste, hatte dennoch seine Länder verheert, und wie schrecklich verheert! Gleich zu Anfange des Krieges waren Kosackenbanden durch die Marken gezogen; die kamen aus Polen und sollten dem Tilly zu Hülse ziehen. Kaum waren sie durch, so rückten die evange- lischen Dänen von Norden her unter ihrem Könige Christian ein, um nach Schlesien zu dringen? „Wer nicht mit mir ist, ist wider mich", hatten die Feldherrn gesagt, und ihre Schaaren wirthschaf- teten ärger, denn Heiden, und gedachten nimmer daran, daß doch die Märker auch gute evangelische Christen waren. Es war nicht gut gethan, ihnen zuwider zu sein, wenn sie unverschämt forder- ten. Die Stadt Nauen, die es versuchte, hatten sie angesteckt. — Dann war gleich nach den Dänen wieder der Wattenstein gekom- men. Es hatte nicht geholfen, daß der Kurfürst Georg Wilhelm mit dem Kaiser sich verständigte und versprach, die kaiserlichen Heere mit Lebensmitteln zu unterstützen. Die Wallensteinischen geberdeten sich wie Herren, und ihre Generale verzehrten das Mark des Landes. Wer Kleider, Stiefeln, Geld und Nahrung nicht gutwillig gab, dem ward's genommen. Mancher Bauersmann ist dazumal erschlagen worden, und sein Haus haben sie in Brand ge- steckt. — Eine Weile hat die Mark aufgeathmet, als Gustav Adolph, der Schwevenkönig, kam; aber in der Lützener Schlacht hatte er seinen Tod gefunden. Da waren die schlimmsten Zeiten gekommen. Georg Wilhelm hatte mit den Schweden ein Bünd- niß schließen müssen. Nun ließ Wallenstein das Land seinen Zorn fühlen. Seine schrecklichen Schaaren hausten noch ärger, als Hei- den und Türken. Sie waren aus aller Herren Ländern zusammen- gelaufen, aus Polen und Italien, aus Ungarn und Irland, mid wer weiß, woher noch. Es war eine schreckliche Rotte. Welche Frevelthaten haben sie ausgeübt! Lebendigen Menschen haben sie Riemen aus der Haut geschnitten, und wenn sie arme Unglückliche an den Fußsohlen geschunden hatten, haben sie dieselben in glü-

6143. Schul-Lesebuch - S. 153

1863 - Berlin : Stubenrauch
153 27. Die Schlacht bei Fehrbellin. (Der 18. Juni 1675^ Der gefährlichste Feind Deutschlands zur Zeit des großen Kurfürsten war König Ludwig Xiv. von Frankreich. Tiefe Wun- den hat er dem deutschen Reiche geschlagen. Gegen ihn führte Friedrich Wilhelm seine Brandenburger an den Rhein, um das deutsche Land zu vertheidigen. Ans Rache dafür war Ludwig rastlos bemüht, dem Kurfür- sten einen gefährlichen Feind im Rücken zu erwecken. Es gelang ihm endlich, die Schweden zu einem Einfalle in's brandenburgifche Land zu bewegen. Im November 1674 rückten die Truppen der- selben, während Friedrich Wilhelm am Rheine weilte, ans Pom- mern und Mecklenburg in die Ukermark und bald auch in die Mittelmark ein. Ungestraft erlaubten sie sich die größten Be- drückungen. Dem Kriegsvolke war jeder Frevel und jede Grau- samkeit gestattet, und die Gräuel des dreißigjährigen Krieges kehrten wieder. Die schwedischen Soldaten plünderten die Dörfer, ver- wüsteten die Saaten, trieben das Vieh weg und erpreßten von den Einwohnern Geld dubch die abscheulichsten Martern. Mit Mühe nur hielten sich die schwachen Besatzungen, welche der Kur- fürst in Berlin und in den festen Plätzen des Landes zurückge- lassen hatte. Seufzend wünschte das mißhandelte Volk seinen Retter herbei. Hin und wieder ergriff es die Waffen, um sich seiner Dränger zu erwehren. Die Bauern ordneten sich in Schaaren, deren Fahnen die Inschrift trugen: „Wir sind Bauern von geringem Gut und dienen unserm gnädigsten Kurfürsten mit unserm Blut." Das ganze Land war der Schauplatz kleiner blu- tiger Gefechte und gräuelhafter Verwüstung. Da beschloß Friedrich Wilhelm, den Feind aus den Marken zu treiben. Zu Ende Mai 1675 brach er plötzlich aus Franken auf, und schon am 11. Juni hatte er in Schnellmärschen Magde- burg erreicht. Sogleich wurden hier alle Thore geschlossen und Wachen aufgestellt, damit kein Bote die Nachricht von seiner An- näherung den Schweden überbringen könnte. Diese lagen Im be- nachbarten Havellande sorglos zerstreut. — Für alle seine Unter- thanen ordnete der Kurfürst einen Fasttag an und schrieb als Text zur Predigt vor Jerem. 20, 11: „Aber der Herr ist bei mir wie ein starker Held. Darum werden meine Verfolger fallen und nicht obliegen, sondern sollen sehr zu Schanden werden." Auch für seine Truppen in Magdeburg ward ein feierlicher Got- tesdienst gehalten. — Im Dunkel der Nacht zog darauf eine Schaar von 5600 Reitern von hier ab, mit ihnen auf 146 Wa- gen 1000 Mann ausgewählten Fußvolks und 13 Stück Geschütz. Das kleine Heer setzte über die Elbe und zog auf Nebenwegen

6144. Schul-Lesebuch - S. 202

1863 - Berlin : Stubenrauch
202 von Sachsen durch hohe Gebirge getrennt. Napoleon hatte den General Vandamme mit 30,000 Mann vorausgeschickt, um ihnen den Rückzug abzuschneiden. Die Lage der Verbündeten war ge- fährlich; aber wie mn Held hielt der russische General Ostermann mit nur 8000 Russen die Angriffe der Franzosen bei Culm aus, und unser König Friedrich Wilhelm Iii, führte ihm selbst ein Re- giment zur Unterstützung zu. So behaupteten die Russen, obgleich die Hälfte von ihnen fiel, einen ganzen Tag lang den Platz. Am 30. August griffen die Verbündeten, welche sich wieder verstärkt hatten, die Franzosen heftig an; aber diese hielten Stand, bis der General Kleist, der mit seinen Preußen die Nollendorfer Höhen erstiegen hatte, dem Feinde in den Rücken kam, ihn umzingelte und 10,000 Mann gefangen nahm, den Vandamme mit. 34. Die Schlacht bei Dennewitz. (Der 6. September 1813.) Napoleon wollte mit Gewalt einen Sieg haben und Berlin erobern. Einmal war es nicht gelungen, die Hauptstadt zu neh- men. Nun erhielt der tapfere Marschall Ney Befehl, in die Mark einzufallen und Berlin in seine Gewalt zu bringen. Er brach mit 80,000 Mann von Wittenberg auf. Unsere Nord - Armee war zwischen Belzig und Jüterbog zerstreut. In und bei Jüterbog lag als äußerster linker Flügel das Corps des Generals Tauenzien. Das wollte Ney mit aller Gewalt über die Seite schieben und sich so die Straße nach Berlin erzwingen. Sobald Bülow, der mit seinem Corps nach Belzig zu stand, Neys Vorhaben durch- schaute und erfuhr, daß Tauenzien bis Jüterbog zurückgedrängt sei, entschloß er sich, aus seiner Stellung schleunigst auf die Straße zwischen Jüterbog und Wittenberg zu rücken, um dem Feinde in die linke Flanke zu fallen. Er marschirte mit seinen Preußen den 5. September Abends ab und die ganze Nacht durch. Am 6. September Morgens um 8 Uhr setzten sich die Fran- zosen in Bewegung; sie hatten keine Ahnung davon, daß Bülow ihnen so nahe war, uno marschirten deshalb in großer Sorglosig- keit. General Bertrand traf zuerst auf Tauenzien in den Wein- bergen von Jüterbog. Die Kanonen begannen alsbald zu spielen, und die Bataillone rückten zum Kampfe. Tauenzien hielt sich bald angreifend, bald vertheidigend und wartete mit Sehnsucht auf Bülow. Mittags um 1 Uhr erdröhnte rechts von Dennewitz herüber Kanonendonner. Die Franzosen erstaunten; Tauenzien aber benutzte diesen Augenblick zu einem stürmischen Reiterangriff, der die Franzosen ganz außer Fassung brachte. — Indeß war man bei Dennewitz hart aneinander. Anfangs waren die Preußen nicht glücklich. Ein heftiges Kartätschenfeuer brachte ihr erstes Treffen zum Weichen. Da sprengte General Thümen selbst gegen die

6145. Schul-Lesebuch - S. 164

1863 - Berlin : Stubenrauch
164 32. Friedrich der Große (1740 bis 1786). L Friedrichs des großen Iugendjahre. Friedrich der Große, der dritte König von Preußen, ward von seinem Volke, das ihn den „alten Fritz" zu nennen pflegte, hoch geliebt und geehrt. Und noch heute schlägt jedes Preußen Herz höher, wenn er von den Thaten des Heldenkönigs hört. Friedrich ward am 24. Januar 1712 zu Berlin geboren. Sein Vater, Friedrich Wilhelm I., war ein gestrenger und spar- samer Herr. Dieser hatte seine größte Freude an dem Kriegs- heere, besonders an dem berühmten Leibregimente, das aus sehr großen Leuten bestand, die man gewöhnlich nur die „großen Pots- damer" hieß. Der König nannte aber die Soldaten „seine lieben blauen Kinder." Er wünschte, daß der Kronprinz zu einem tüch- tigen Soldaten erzogen werden sollte. Als der kleine Prinz, von seiner Schwester Wilhelmine aufgefordert, ihren Puppenwagen zu ziehen, einst antwortete: „Gut Trommeln ist mir besser, als Spielen, und lieber, als Blumen," war dies ganz nach des Königs Sinne. Schon im achten Jahre mußte er mit der Flinte exerciren und im zehnten bei Wind und Wetter Schildwacht auf dem Schloß- hofe stehen. Anfangs gefiel dem Prinzen das Soldatenspiel; aber als er älter ward, wurden ihm die Waffenübungen lästig; denn er hatte ausgezeichnete Anlagen und einen mächtigen Trieb zum Lernen. Besonders liebte er Dichtkunst und Musik. Das war dem Vater gar nicht recht. Die Mutter aber unterstützte im Geheimen die Neigungen des Sohnes. Einst hatte der Kronprinz nach vollendeter Waffenübung sich einen goldgestickten Schlasrock angezogen, die Haare gebrannt und übte sich unter Leitung seines Lehrers Quanz im Flötenspiele. Da heißt es auf einmal: „Der König kommt!" Eilig flüchtet Quanz hinter den> Kaminschirm, und der Prinz hat kaum Zeit, die Uniform anzuziehen, als der König auch schon eintritt. Gar leicht erkennt er, was vorgegangen ist. Der Schlafrock wurde in's Kaminfeuer geworfen, und dann erhielt der Prinz eine strenge Strafpredigt. Die Bücher wurden verkauft, und der Hofchirurgus mußte die schönfrisirten Haare abschneiden. Nur mit Mühe verbarg der Prinz seinen Mißmuth, und der König reizte durch Spottreden den Unmuth seines Sohnes immer mehr auf. „Fritz ist ein Querpfeifer," pflegte er zu sagen, „er macht sich nichts aus den Soldaten und wird mir meine ganze Arbeit verderben." Endlich wollte der König den Kronprinzen wider seinen Wil- len vermählen. Da beschloß dieser, nach England zu entfliehen. Auf einer Reise, welche der König nach dem Rheine unternahm, sollte die Flucht ausgeführt werden. Alles war vorbereitet. Da ward ein Brief Friedrichs an seinen Freund Katte, worin der

6146. Schul-Lesebuch - S. 215

1863 - Berlin : Stubenrauch
215 Er leuchtete vor wie ein strahlender Stern; dem folgten wir treu, dem folgten wir gern, dem schlug unser Herz, von Liebe entbrannt. Den mächtigen Feldherrn, den hab' ich gekannt! Wir haben den Helden der Freiheit gekannt; er hat sich auf Lorbeer'n gebettet. ' Wir haben ihn Vater Blücher genannt; uns Alle hat er gerettet. Die fränkischen Ketten, er riß sie entzwei; er wünschte das Vaterland glücklich und frei. Nun ist er gestorben und ruht unterm Sand. — Wir haben den Helden der Freiheit gekannt! 65. Zwei Proklamationen des Königs. An Mein Volk. Beendigt ist der Kampf, zu dem Mein Volk mit Mir zu den Waffen griff, glücklich geendigt durch die Hülfe Gottes, durch Unserer Bundesgenossen treuen Beistand, durch die Kraft, den Muth, die Entbehrungen, d-ie Jeder, der Preuße sich nennt, in diesem schweren Kampfe bewiesen hat. Nehmt Meinen Dank da- für! Groß sind eure Anstrengungen, eure Opfer gewesen! Ich kenne und erkenne sie, und auch Gott, der über uns waltet, hat sie erkannt. Errungen haben Wir, was Wir erringen wollten. Mit Ruhm gekrönt, steht Preußen vor Mit- und Nachwelt da, selbstständig durch bewiesene Kraft, bewährt im Glück und Unglück. Allesammt, Einer wie Alle, eiltet ihr zu den Waffen. Im ganzen Volke nur ein Gefühl! So auch war der Kampf! Solchen Sinn, sprach Ich damals, lohnet Gott. Er wird ihn jetzt lohnen durch den Frieden! Nicht für Fremde wird der Landmann säen; er wird ernten für sich! Handel, Kunstfleiß und Wissenschaft werden wie- der aufleben; der Wohlstand aller Klassen wird sich wieder grün- den, und in einer neuen Ordnung werden die Wunden heilen, die langes Leiden euch schlug. Friedrich Wilhelm. An Mein Heer. Als Ich euch aufforderte, für das Vaterland zu kämpfen, hatte Ich das Vertrauen, ihr würdet zu siegen oder zu sterben verstehen. Krieger! Ihr habt Mein Vertrauen, des Vaterlandes Er- wartung nicht getäuscht. Fünfzehn Hauptschlachten, beinahe täg- liche Gefechte, viele mit Sturm genommene Städte, viele er- oberte feste Plätze in Deutschland, Holland, Frankreich bezeichnen euren Weg von der Oder bis zur Seine, und keine Gräuelthat hat ihn befleckt. Nehmt Meine Zufriedenheit und des Vaterlan- des Dank! Ihr habt seine Unabhängigkeit erkämpft, seine Ehre bewahrt, feinen Frieden begründet.

6147. Schul-Lesebuch - S. 186

1863 - Berlin : Stubenrauch
186 tigste Erziehung genossen. Was aber das Beste war, ihr Herz ward von einer treuen Erzieherin früh auf Den gewiesen, der da bleibet, wie Er ist, und Dessen Jahre kein Ende nehmen. Sein Wort wurde früh ein Licht auf ihren Wegen. Es ist das gut gewesen für ihre späteren Jahre; sie wußte nun in den Tagen der Trübsal, woher ein Christenherz allezeit sich Trost zu holen hat. Aber sie lernte auch von Kindheit auf den rechten Gottesdienst üben, von dem Jacobus schreibt (K. 1, 27). An der Hand ihrer Erzieherin verließ sie oft den Palast ihres Vaters und pilgerte in die Hütten der Armuth, und das holde Fürstenkind erschien den Dürftigen und Leidenden als ein Engel der Milde. Im Jahre 1793 fügte es sich, daß sie in der Stadt Frankfurt am Main mit dem da- maligen Kronprinzen von Preußen, dem nachmaligen König Frie- drich Wilhelm Hi., zusammentraf. Der aber hat die edle Fürsten- tochter sogleich in seinem Herzen zu seiner Gemahlin erkoren, und ehe das Jahr um war, war sie Kronprinzessin von Preußen. Das war ein Jubel in der Stadt Berlin, als die junge Prinzessin ein- zog! Sie wußten kaum, wie sie ihr huldigen sollten. Hätten sie Blumen gehabt in den kalten Dezembertagen, sie hätten in ihrer Liebe ihr den Weg damit reichlich bestreut. Sie ließen es auch so nicht fehlen, den Einzug.zu feiern, und das ganze Land freute sich mit. Denn so ist es immer gewesen in Preußen: die Festtage des hohen Fürstenhauses sind auch die Festtage des Volks. Das war eine gesegnete Ehe, welche das neuvermählte Paar führte. Nirgends weilten sie lieber, denn daheim in ihrer Häus- lichkeit. An den Festlichkeiten, so man an Fürstenhösen feiert, hing ihr Herz nicht. Der Kronprinz war froh, wenn seine Ge- mahlin die stattlichen Gewänder abgelegt hatte, und wenn sie wie- der vor ihm stand in einfachem, schlichtem Hauskleide. Da freute er sich ihres Besitzes. Dem Volke aber gefiel es, daß Luise ein mildes Herz hatte für die Leiden und die Noth der Armen; ihre Leutseligkeit und ihr mildes Wesen gewannen ihr Aller Herzen. Das hohe Paar verkehrte auch gern mit gewöhnlichen Leuten; das blieb noch so, als der Kronprinz schon König geworden war. — Nicht weit von Potsdam liegt das Gut Paretz. Daselbst weilten Friedrich Wilhelm und Luise oft und gern und verlebten dort ge- müthliche Tage. Der König ließ sich am liebsten als den „Schul- zen von Paretz" ansehen, und seine Gemahlin hieß „die gnädige Frau von Paretz." Die hohe königliche Frau verkehrte leutselig mit den schlichten Landleuten. Wenn sie die Garben eingebracht hatten und das Erntefest feierten bei Spiel und Tanz, so hielt sie sich nicht für zu hoch, sondern mischte sich unter die lustigen Tänze der jungen Bauernsöhne und -Töchter und tanzte ver- gnügt mit. Auch sonst, wenn sie ein Dorffest feierten in Paretz, verkehrte sie fröhlich mit den Bauersleuten, und die liebe

6148. Schul-Lesebuch - S. 188

1863 - Berlin : Stubenrauch
188 war auf der Flucht, und dis Franzosen jagten es bis Lübeck hinauf. Die Festungen des Landes wurden verrätherisch dem Feinde über- geben. Wie Heuschrecken ein Erntefeld überziehen und Alles ver- nichten bis auf den nackten Halm, so zogen die Franzosen über unser Vaterland, zehrten von des Landes Mark und sogen es aus. — Die Königin war auch mit in den Krieg gezogen; denn sie wollte ihren Gemahl nicht verlassen in seinen Sorgen. Als aber nach der Schlacht bei Jena die Franzosen schnell das ganze Land besetzten, mußte sie fliehen. Kaum hatte sie noch Zeit, ihre Sachen einzupacken. Sie eilte mit ihren Kindern bis an die fernste Grenze des Reiches. Wer hat die Thränen gezählt, welche die Königin damals geweint hat! Edle Frauen fühlen den Schmerz noch tiefer, als die Männer, welche in dem Drang der Sorgen und der Arbeit nicht Zeit finden, den Leiden nachzudenken und nachzusinnen. In jenen Tagen des Verraths, als eine Schreckens- nachricht die andere jagte und es ganz aus zu sein schien mit dem Vaterlands, sprach sie zu ihren Kindern: „Ihr seht mich in Thrä- nen: ich beweine den Untergang meines Hauses und den Verlust de§ Ruhmes, mit dem eure Ahnen und ihre Generals den Stamm Hohenzollern gekrönt haben. Das Schicksal zerstörte in einem Tage ein Gebäude, an dessen Erhöhung große Männer zwei Jahr- hunderte hindurch gearbeitet haben. Es giebt keinen preußischen Staat, keine preußische Armee mehr. Ruft künftig, wenn eure Mutter und Königin nicht mehr lebt, diese unglücklichen Stunden in euer Gedächtniß zurück und weint meinem Andenken Thränen. Aber begnügt euch nicht mit Thränen, sondern handelt. Werdet Männer und -geizet nach dem Ruhm großer Feldherren und Helden!" — Das Schlimmste war noch nicht vorüber. Auch nach der Provinz Preußen trugen die Franzosen den Krieg. An einem kal- ten Wintertage, am 7. Februar 1807, trafen die Preußen und die mit ihnen verbündeten Russen mit den Franzosen zusammen. Sie achteten nicht der bittern Kälte, des Schnees und des Winterstur- mes; aber einen Sieg erfochten sie nicht, wenngleich sie tapfer und des preußischen Namens würdig stritten. Dann schlug man sich in den heißen Tagen des Juli noch einmal bei Friedland von früh bis Mitternacht. Die Franzosen blieben Sieger. Der Kö- nig mußte am 9. Juli den unseligen Frieden zu Tilsit schließen, welcher ihm die Hälfte seiner Staaten kostete, vor allem die frucht- baren und blühenden Länder zwischen der Elbe und dem Rhein. Auch ein Stück der Altmark, sowie Polen und Danzig mußte er abtreten und dem Kaiser Napoleon noch viele Millionen Thaler Kriegsfteuer Zahlen. — Das brach dem edlen Königspaars das Herz.
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