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1. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 660

1888 - Berlin : Hertz
660 Ausfall aus Paris. ganzen Zeit der Einschließung fortgesetzt, erreichten bald einen hohen Grad der Vollkommenheit. Größere und kleinere Erdwerke, Geschütz-Emplace-ments, Schützengräben, Barrikaden, Blockhäuser, Verhaue rc. erstanden in großer Zahl, Dörfer, Mauern, einzelne Gehöfte und Häuser, die im Einschließungsbereiche lagen, wurden mit allen Mitteln der Kunst befestigt, andere, die das Schußfeld behinderten oder dem Feinde als Stützpunkt dienen konnten, zerstört; aus gleichem Grunde legte man ganze Waldstrecken nieder,— nach allen Seiten wurden zahlreiche und gute Communi-katiouen hergestellt, schützende Brustwehren und Unterkunftsräume, zum Theil selbst bombensicher eingedeckt, für die Vorposten errichtet, an geeigneten Punkten Observatorien eingerichtet und die wichtigsten derselben mit den Hauptquartieren, so wie diese untereinander telegraphisch verbunden — kurz, es wurde Alles aufgeboten, um die Cerniruugsliuie undurchdringlich zu machen. Der erste größere Ausfall wurde von der Pariser Garnison am 30. September gegen die Front des 6. Armeecorps unternommen. Nach sehr heftigem mehrstündigem Feuer der Forts brachen Morgens 6 Uhr starke feindliche Colonnen gegen Chevilly und Choisy vor. Um 8 Uhr war dieser Angriff durch die 12. Infanterie-Division auf allen Punkten abgeschlagen. Dasselbe Schicksal hatte ein zweiter Angriff, welchen der Feind nach abermaliger heftiger Beschießung um 9 Uhr gegen Chevilly richtete. Auf französischer Seite nahmen an dem Ausfall mindestens zwei Divisionen vom Corps Binoy Theil; die Verluste derselben waren beträchtlich. Am 13. October wurde ein Ausfall gegen das 2. baiersche Corps bei Chatillou mit Leichtigkeit zurückgewiesen. An demselben Tage wurde das frühere kaiserliche Schloß in St. Cloud von den Franzosen selbst ohne jede ersichtliche Veranlassung in Brand geschossen. Am 21. October unternahm die Pariser Garnison mit etwa 12,000 Mann unter dem Schutze des Forts Mont Valerien einen Ausfall gegen die Vorposten der 10. Infanterie-Division bei La Malmaison und Buzanval, wurde jedoch nach mehrstündigem Gefechte, in welches auch einige von St. Germain herbeigeeilte Compagnien des 1. Garde-Landwehr-Regiments eingriffen, unter den Augen des Königs mit beträchtlichem Verluste zurückgewiesen. L e B o u r g e t. Am 28. October früh Morgens wurde die in Le Bourget als Beobachtungsposten stehende Compagnie des Garde-Corps von bedeutender Uebermacht angegriffen und aus dem Dorfe zurückgedrängt, bevor sie Unterstützung erhalten konnte. Der Feind zog dann beträchtliche Verstärkungen an sich und richtete sich in dem Dorfe zu hartnäckiger Vertheidigung ein. Ein am 29. gemachter Versuch, ihn durch Artillerie-Feuer zu vertreiben, hatte keinen Erfolg. Da Le Bourget der einzige Beobachtungsposten vor der ausgedehnten Front des Garde-Corps war, auch die Gefahr vorlag, daß der Feind, im Besitze dieses Ortes, sich mit schweren Batterien in der Höhe desselben etabliren und dadurch die Vertheidigungsstellung des Garde-Corps ernstlich beunruhigen würde, so befahl der Kronprinz von Sachsen, das Dorf dem Feinde unter allen Umständen wieder zu entreißen. In Folge dessen griff der General-Lieutenant von Budritzki am 30. October Morgens

2. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 663

1888 - Berlin : Hertz
Gefecht bei Villier-5. 663 kannten sächsischen Vorposten wurden zunächst aus Brie und Champigny zurückgedrängt und die Württembergische Division fast gleichzeitig bei Villiers in ein außerordentlich heftiges Gefecht verwickelt. Nachdem der feindliche Angriff auf das 6. Corps abgeschlagen war, eilte der General von Tümpling dem Württembergischen linken Flügel zu Hülse; auch die 7. Infanterie-Brigade (vom 2. Corps) setzte sich dahin in Marsch und griff erfolgreich in das Gefecht ein. Kurz nach 1 Uhr Nachmittags war der Angriff auf dem linken Flügel siegreich zurückgeschlagen, so daß nunmehr der General von Obernitz dem hart bedrängten rechten Flügel seiner (Württembergischen) Division Unterstützung zuführen konnte. Von der 24. (K. sächsischen) Division befanden sich, als der Angriff erfolgte, erst einige Bataillone auf dem linken Marne-Ufer, der Rest traf kurz nach Mittag ein. Der Kampf wurde bei Villiers mit großer Erbitterung bis nach Einbruch der Dunkelheit geführt und endete Abends mit der Behauptung der Stellung Villiers durch die an Zahl verhältnißmäßig nur schwachen deutscheu Truppen. Die Franzosen gingen mit ihren Hauptlasten^auf das rechte Marne-User zurück, behielten jedoch auf dem linken User festen Fuß in den, sonst von den deutschen Vorposten besetzten Dörfern Brie und Champigny. Außer dem Nebenangnfs gegen das 6. Corps erfolgten ant 30. andere auch gegen das 2. baiensche Corps, das Garde-Corps und das 4. Armee-Corps. Bei letzterem kam es zu einem ernsteren Kampfe um Epinay, welcher aber gleichfalls mit dem Rückzüge des Gegners endete. Um 6 Uhr Abends war der Kampf überall siegreich für die deutschen Waffen beendigt. Der Verlust der Franzosen war sehr bedeutend, der der deutschen Armeen gleichfalls erheblich. Am folgenden Tage (1. December) erbaten die Franzosen einen Waffenstillstand zur Beerdigung ihrer Gefallenen. Am 2. December wurden die vom Feinde seit dem 30. November festgehaltenen Stellungen bei Brie und Champigny mit Tagesanbruch von den Sachsen und Württembergern wieder genommen. Gegen 9 Uhr brach jedoch General Ducrot nochmals mit sehr überlegenen Kräften gegen dieselben Dörfer vor. Abermals mußten dieselben geräumt werden, da das Feuer der Forts und zahlreiche schwere Batterien das Thal bis nack Villiers hin beherrschten. Dagegen waren wiederum alle Anstrengungen des Feindes gegen Villiers vergeblich. Der Kampf wurde hier nochmals bis nach Einbruch der Dunkelheit mit außerordentlicher Heftigkeit geführt und zur Abwehr der immer von Neuem und mit frischen Kräften unternommenen Angriffe mußte außer den Württembergern und Sachsen auch das 2. preußische Corps (Fransecky) herangezogen werden. Auf feindlicher Seite focht die ganze Ii. Dncrotsche Armee. Der Kampf endete nach 6 Uhr Abends. Die Franzosen behielten wiederum Brie und die Hälfte von Champigny im Besitz, während die andere Hälfte dieses Ortes sich in den Händen der deutschen Truppen befand. Die Niederlage der französischen Armee war jetzt bereits entschieden. Am 3. December währten zwar die Kanonade und kleine Scharmützel noch fort, am 4. December Vormittags jedoch zog der Feind seine letzten

3. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 8

1888 - Berlin : Hertz
8 Bekehrungsversuche; Bisthümer. im Verlaufe unserer Erzählung sehen, wie von dieser Nordmark aus eine kräftige Herrschaft sich erst über ganz Brandenburg, dann immer weiter bis zur Ostsee und an den Niemen, später nach Westen bis über den Rhein hin erstreckte, wie aus der alten sächsischen Nordmark der große preußische Staat erwuchs. Die Bekehrungsversuche. Mit Waffengewalt allein und mit weltlichen Einrichtungen war aber der starre Widerstand der wendischen Völker nicht zu bezwingen; sie mußten den Deutschen unversöhnliche Feinde bleiben, wenn es nicht gelang, sie allmälig zu dem Glauben der Deutschen zu bekehren. Nur wenn sie mit dem Christenthum auch christliche Sitten und Gewohnheiten annahmen, konnte man hoffen, daß sie sich nach und nach williger den Deutschen anschließen würden. Vor Allem kam es also darauf an, die Wenden wirklich zum Christenthum zu bekehren, welches ihnen bis dahin nur als ein Zwang hatte auferlegt werden sollen. Otto I. erkannte diese Nothwendigkeit, urtu wie er die Unterwerfung der Wenden mit mächtigem Eifer durchgeführt hatte, so ließ er es auch an keiner Anstrengung fehlen, um jene innere Umwandlung der unterjochten Heiden durch das Licht des Evangeliums zu bewirken. Zu diesem Zweck stiftete er an den Grenzen des wendischen Landes christliche Bisthümer, von denen aus das Werk der Bekehrung geleitet werden sollte, besonders zu Zeitz, Merseburg, Oldenburg und Havelberg; diese Stiftungen, welchen meistens eine schützende Veste zur Seite stand, stattete er reichlich mit Güt&n aus (950). Auch im Innern des wendischen Landes, zu Brandenburg, dem alten Brannybor, errichtete er ein Bisthum, welches dem Erlöser und dem heiligen Petrus gewidmet wurde. Die Thätigkeit, welche von diesen Bisthümern ausging, hatte zuerst freilich nur einen zweifelhaften und langsamen Erfolg, weil die Mönche, welche zur Bekehrung der Heiden auszogen, bei großem Glaubenseifer und hingebender Begeisterung meistens nur geringe Weisheit und Einsicht bewährten. Sie traten unter die feindlich gestimmten Volkshausen, ohne deren Sprache zu kennen, und verkündigten ihnen das Kreuz mit Worten, von welchen die Wenden nichts begriffen; die neuen Ceremonien, welche die christlichen Sendboten vollzogen, blieben den Heiden unverständlich, aus dem Auftreten derselben konnten sie nur Eines deutlich entnehmen, nämlich, daß die christlichen Priester die heidnischen Götter und Heiligthümer mit Verachtung und Hohn behandelten. Dadurch wurde denn oft nur Wuth, nicht christlicher Glauben, in den Heiden erweckt, und nicht selten mußten die gläubigen Sendboten ihren Eifer mit dem Leben büßen. Nur in einzelnen Fällen übte die augenscheinliche Begeisterung, mit welcher die Missionäre ihr Werk verrichteten und selbst den Tod um des Kreuzes willen über sich ergehen ließen, einen gewaltigen Eindruck auf die erstaunten Heiden: weuu sie auch die Worte des christlichen Bekehrungspredigers nicht verstanden, so fühlten sie sich doch von stiller Ehrfurcht für den Gott ergriffen, welcher seinen Anhängern solche freudige Begeisterung und solchen aufopfernden Todesmuth zu geben vermochte. Auf diese Weise wurde manches Gemüth für den christlichen Glauben empfänglich gemacht, und wenn es gelang, etwa einen Mächtigen unter den Heiden zu bekehren, so zog sein Beispiel bald viele Andere nach sich. Unter Gero's Nachfolger in der Nordniark, dem Markgrafen Dietrich,

4. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 12

1888 - Berlin : Hertz
]2 Markgrasschaft Brandenburg; Jatzo. die Vesten gehabt hatte, wurde ihm vom Kaiser in seinen neuen Erwerbungen die volle Herzogsgewalt übertragen, dazu noch das Erzkämmereramt i m d e n t s ch e n Reich, wodurch er ganz in die Reihe der großen Reichsfürsten eintrat (1143). So war das brandenburgische Land die Grundlage neuer Macht und neuen Glanzes für ihn geworden und er fühlte, daß es nur von ihm abhiuge, durch Erweiterung und Befestigung seines neuen Besitzes eine noch glänzendere Zukunft für sich und seine Nachfolger zu begründen. Sein ganzes Bestreben war von jetzt auf die Unterwerfung der Länder bis an die Oder hin gerichtet, wozu ihm bald willkommene Hülfe geboten wurde. Als Kaiser Konrad im Jahre 1147 seinen Zug ins heilige Land unternahm, vereinigte sich Albrecht mit andern nordischen Fürsten, besonders mit Heinrich dem Löwen und dem König von Dänemark, so wie mit einer großen Anzahl geistlicher Fürsten, um seinerseits einen Kreuzzug in der Nähe auszuführen; sie beschlossen, dem Christenthum unter den Slaven eine größere Verbreitung zu verschaffen. Gleichzeitig führte zu diesem Zweck Heinrich der Löwe ein Heer gegen die Obotriten, Albrecht der Bär ein anderes nach Pommern hinein; aber der Erfolg ihres Unternehmens scheiterte zum großen Theil an der Eifersucht der einzelnen Theilnehmer, welche mehr auf eigene Ehre und Bereicherung, als auf die Förderung des Christenthums bedacht waren. Zwar machten die Pommern nach zweijährigem Kampf Frieden, und versprachen dem Christenthum treu zu bleiben, dagegen wurden die Obotriten noch lange vergeblich bekämpft. Selbst in dem von Albrecht bereits eroberten Lande, in Brandenburg, mußte noch einmal das Schwert gezogen werden. Als er sich nämlich zur Vermählung des großen Hohenstaufenkaisers, Friedrich l.z nachwürz-bnrg begeben hatte, empörte sich Jatzo (oder Jaczo), ein Neffe des verstorbenen Pribislav, und riß einen großen Theil der Wenden mit sich fort. Es gelang ihnen sogar, sich der Veste Brandenburg zu bemächtigen, — aber Albrecht eilte im Stnrm herbei, eroberte die Burg wieder und zerstreute das wendische Heer. Jatzo selbst mußte uach Pommern fliehen. An Jatzo's Namen knüpft sich eine alte Sage von dem sogenannten Schildhorn, einer Anhöhe auf einem Vorsprung der Havel in der Nähe von Pichelsdorf bei Spandau. Die Sage erzählt: Als es zwischen den Christen und den heidnischen Wenden in jenen Gegenden zum Kampf gekommen, sei den Heiden beim Anblick des Kreuzes auf den feindlichen Fahnen plötzlich aller Muth gesunken. Jatzo, als er alle die ©einigen fliehen sah, wollte gleichfalls davon sprengen, aber dicht von den Feinden gefolgt, sah er seinen Weg durch die Havel versperrt. Da ruft er den Gott der Christen um Rettung an und gelobt, ihm zu dienen, wenn er den Feinden entrinne. Jenseits sieht er einen Vorsprung weit in den Fluß hineinreichen und muthig stürzt er sich mit dem Roß und der schweren Rüstung in den Strom, um jenen Punkt zu erreichen. Wie durch ein Wunder trägt ihn das Pferd ans jenseitige Ufer; dort angekommen sinkt er voll Dank gegen den Christengott auf die Kniee und hängt seinen Schild an einem Baum auf zum Zeichen, daß er fortan nicht mehr gegen die Christen kämpfen wolle. Deshalb heißt der Ort das Schild Horn, und König Friedrich Wilhelm Iv. hat dort vor mehreren Jahren eine Säule mit einem Schild, von einem Kreuz überragt, errichten lassen. Albrecht der Bär führte in dem wieder eroberten Lande eine strenge

5. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 19

1888 - Berlin : Hertz
Otto mit dem Pfeile; Fehde mit Magdeburg; Gefangenschaft; Markgräfin Hedwig. 19 Otto mit dem Pfeile (1267 — 1308).— Das Vertrauen, welches die beiden Fürsten in ihre Kinder gesetzt hatten, wurde nicht getäuscht; denn die feste Einigkeit, welche unter diesen herrschte, ließ die Gefahren nicht aufkommen, welche sonst in einem getheilten Reiche unvermeidlich sind. Vielmehr blieb das Streben der Markgrafen ein gemeinsames und war in vieler Beziehung von glücklichem Erfolge begleitet. Der bekannteste unter den Söhnen Johann's und Otto's ist der älteste Otto Iv., welcher auch die Erzkämmererwürde erhielt und später Ottomitdempfeile genannt wurde. Auch er war durch Kriegsmuth und unternehmenden Geist ausgezeichnet, und wie auf dem Schlachtfelde, so glänzte er zugleich in den milderen Künsten des Friedens und erwarb sogar als Minnesänger hohen Ruhm. Auch seiner Frömmigkeit wegen ward er von den Zeitgenossen gelobt, doch hielt ihn dieselbe nicht ab, gegen die geistlichen Fürsten mit aller Kraft und Kühnheit aufzutreten. Der größte Theil seiner Regierungszeit war gerade durch die heftigsten Fehden mit dem Erzbisthum Magdeburg ausgefüllt, wobei ihn seine Brüder und Vettern treulich unterstützten. Der nächste Anlaß dieser Fehden war sein Wunsch, einen seiner jüngeren Brüder, Erich, welcher schon Domherr zu Magdeburg war, zum Erzbischof gewählt zu sehen. Da ihm dies mißlang und statt Erich's Graf Günther von Schwalenberg gewählt wurde, zog er ohne Weiteres zum Kampfe gegen Magdeburg aus. Schon war er bis dicht vor die Stadt gerückt, und, auf den hohen Dom derselben hinweisend, rief er übermüthig aus: „Dort wollen wir bald unsere Rosse füttern;" da holte der Erzbischof Günther das Banner des Schutzherrn von Magdeburg, des heiligen Mauritius, aus dem Dome, sammelte durch begeisterte Ansprache die Bürger der Stadt und viele Fürsten und Ritter um sich und zog muthig zum Vertheidigungskampfe hinaus. Der Markgraf Otto hatte vorzeitig gefrohlockt; denn seine Kriegsschaar wurde in die Flucht geschlagen und er selbst, obwohl ritterlich kämpfend, gerieth in die Gewalt der Feinde. Der Erzbischof, um seinen Stolz zu beugen, ließ ihn in einen engen Käfig von eichenen Bohlen sperren, in welchem er vor den Bürgern Magdeburgs ausgestellt und auf das Demüthigste behandelt wurde. Aus solcher tiefen Schmach errettete ihn seine treue Gemahlin, die Markgräfin Hedwig. Mit bittern Thränen hatte sie Otto's Geschick beklagt und mit sorgender Liebe auf Mittel und Wege gedacht, ihn aus der Gefangenschaft zu erlösen. Ein alter, braver Diener des fürstlichen Hauses, Johann von Buch, den Otto in einer Anwandlung von Heftigkeit wegen wohlgemeinter, aber lästiger Vorstellungen verstoßen hatte, wurde jetzt in der Stunde des Unglücks wieder der Gattin treuer und ergebener Rathgeber. Aus seinen Vorschlag verkaufte sie alle ihre Kostbarkeiten und eilte selbst nach Magdeburg, um von den geistlichen Herren die Freiheit ihres Gemahls zu erflehen mw nöthigen Falls zu erkaufen. Um 4000 Mark Silber wurde derselbe wirklich freigegeben; da sie aber eine so große Summe nicht besaß, so verpfändete Otto sein Ehrenwort, das Geld binnen vier Wochen zu zahlen oder in seine Haft zurückzukehren. Beglückt eilte er mit der trefflichen Hedwig in sein Land zurück ; aber noch lastete auf ihnen die schwere Sorge, wie sie das Geld herbeischaffen könnten Da half noch einmal der alte Johann von Buch. Er führte den Markgrafen in die Kirche zu Stendal und wies ihn auf einen eisernen

6. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 25

1888 - Berlin : Hertz
Klöster; Geistlichkeit. 25 gens gewährten ihnen die ballenstädtischen Markgrafen manche Rechte, welche sie anderswo nicht besaßen; sie durften selbst das Bürgerrecht in einzelnen Städten erwerben und Häuser besitzen, meist aber nur in einem abgegrenzten Stadttheil. Eigentliche Judenverfolgungen kamen unter den Ballenstädtern nicht vor. Zum Schluß werfen wir noch einen Blick auf den Zustand und den Einfluß des Christenthums und der Kirche in jener Periode. Es war die Zeit der höchsten Blüthe der geistlichen Gewalt, wo durch die Päpste vou Gregor Vii. bis Innocenz Iii. die weltliche Macht unter die Oberherrschaft des geistlichen Stuhls gebeugt werden sollte und zum Theil sich wirklich vor ihr beugen mußte. Mag auch bei diesem Streben der Päpste viel ungeistlicher Hochmuth und weltliche Herrschsucht eine Rolle gehabt haben, so darf doch nicht getäugnet werden, daß jene geistliche Obergewalt in vieler Beziehung eine Wohlthat für die Völker war; denn sie diente in den meisten Ländern der Willkür der Fürsten und der rohen Gewalt der Vornehmen zum heilsamen Zügel. Auch in den Ländern, deren Geschichte wir hier erzählen, war es zum Theil das Verdienst der Geistlichkeit, daß die Wenden, nachdem sie einmal zum Christeuthum bekehrt wordeu, wenigstens nicht in schlimmere Verhältnisse kamen, als sie in der heidnischen Zeit gehabt hatten. Freilich hatte die Kirche in Brandenburg weniger Gelegenheit als sonst, ihren mildernden Einfluß auf die Fürsten auszuüben, weil die Markgrafen selbst im Geiste christlicher Milde und Weisheit die Verhältnisse zu ordnen bemüht waren: wohl aber mögen in einzelnen Fällen die Geistlichen auch hier oft gewaltthäiiger Rohheit gewehrt haben. Im Allgemeinen gewann die Geistlichkeit in der Mark von vorn herein eine so bedeutende Gewalt nicht, wie in andern Ländern, weil die Markgrafen bei aller Frömmigkeit doch das Herrscheramt mit großer Kraft und Selbstständigkeit verwalteten; selbst als sie ihre Erbgüter von dem Erzbischof von Magdeburg zu Lehen genommen hatten, waren sie doch nicht im Geringsten geneigt, sich in ihren Rechten beeinträchtigen zu lassen. Dagegen förderten sie mit regem kirchlichem Sinn alle frommen Einrichtungen und Stiftungen, besonders die Gründung von Klöstern, welche sie mit reichem Grundbesitz ausstatteten. Gegen achtzig Klöster sollen den Ballenstädtern ihren Ursprung verdankt haben. Dieselben wurden nicht nur Pflanzstätten christlichen Glaubens für die umliegenden Gegenden, sondern vornehmlich auch Asyle für die christliche Mildthätigkeit, für die Pflege der Armen, der Kranken, der Reisenden, und so kamen die Besitztümer, womit man die Klöster ausstattete, dem Volke wieder zu Gute. Nicht minder wirkten die Klöster auf die Verbesserung des Landbaues, indem sie sich die Urbarmachung wüster Strecken zur Aufgabe stellten, besonders die in Wäldern und Wüsten errichteten Klöster in Pommern und in den Marken. Auch für die Pflege der Wissenschaft und der Volksbildung endlich waren die Klöster in der Mats nicht ganz unthätig, wiewohl sie hierin Bedeutendes nicht leisteten, weil die Mönche selbst zumeist nur eine geringe Bildung besaßen. Auch Nonnenklöster gab es in den brandenbnrgischen Landen; sie sollten besonders den unverheiratheten Töchtern der Fürsten und Edeln alc-Zuflncht dienen und wurden gleichfalls mit großem Besitz ausgestattet Die markgräslichen Töchter waren gewöhnlich ihre Aebtissinnen.

7. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 78

1888 - Berlin : Hertz
78 Bestrafung der Raubritter; Joachim's landesväterliche Thätigkeit. fahren. Da legten ihm die Verschworenen einst bei der Jagd auf der Köpe. nicker Haide einen Hinterhalt; der Fürst wurde jedoch von einem Bauern ge» warnt, ließ seine Reisigen herbeikommen, jagte die Verschworenen aus ihrem Hinterhalt auf und uahm eine große Anzahl derselben nebst ihrem Führer gefangen. Sie erlitten zur Warnung einen schrecklichen Tod. Um das Uebel gründlich auszurotten, schickte der Fürst eine Anzahl bewaffneter Reiter mit Henkersknechten überall im Lande umher, die Landbeschä-diger aufzugreifen und sofort zuhängen. In einem Jahre wurden auf diese Weise über siebzig Junker und Knechte zum schimpflichsten Tode gebracht. Selbst die Fürsprache der angesehensten Verwandten, auch fürstlicher Personen wurde von dem strengen Joachim nicht beachtet, und als sein Onkel, der Markgraf Friedrich von Anspach, an ihn schrieb, er möchte nicht fürder gegen den Adel seines Landes wüthen, antwortete er: „Adelich Blut habe ich nicht vergossen, sondern nur Schelme, Räuber und Mörder hinrichten lassen. Wären dieses redliche Edelleute gewesen, so würden sie kein Verbrechen begangen haben." Ein ander Mal, als ein Ritter aus dem Mecklenburgischen ergriffen worden war, baten dessen zahlreiche Verwandte, nebst vielen Fürsten und Joachim's eigene Gemahlin, sowie sein Bruder für denselben, auch bot der Ritter sein ganzes Vermögen als Lösegeld; Joachim aber sagte: „Es ziemt sich nicht, daß ein Fürst die Gerechtigkeit seil habe oder Strafbare um Geld freilasse, und wenn dieser und jeder andere als Verbrecher Ergriffene hundert tausend Gnlden geben könnte, so würde doch keiner meinen Spruch ändern." Natürlich waren die Bauern und die Städte sehr bereitwillig, dem Fürsten bei seinem Unternehmen zur Ausrottung der Räubereien allen Beistand zu leisten, und so gelang es seinen ernstlichen Bemühungen, denen sich auch die benachbarten Fürsten anschlossen, die innere Sicherheit endlich wieder herzustellen und durch fortgesetzte Strenge zu befestigen. Die Marken erholten sich nun zuseheuds von den Zeiten der Noth und der Bedrängniß, und der Kurfürst konnte nach wenigen Jahren des Friedens mit Genugthuung auf die wieder erblühenden Länder sehen, welche seinem Scepter unterworfen waren. Auch außerhalb Brandenburgs wurde sein Name mit Achtung und Ruhm genannt, und die Stadt Hamburg begab sich während eines Streits der Hansestädte mit Dänemark freiwillig uuter seinen Schutz. Joachim's landesvaterliche Thätigkeit. In der That verdiente Joachim solches Vertrauen, wie der ganze Verlauf seiner eben so vorsorglichen und landesväterlichen, als strengen Regierung erwies. Wir sehen ihn später durch das ganze Land reisen, um sich eine genaue Kenntniß von allen 93er* hältuissen zu verschaffen. Ueberall wird er mit Jubel empfangen: denn man weiß von ihm, wie ein alter Schriftsteller sagt, daß er „aus gnädiger Zuneigung und Wohlmeinung kommt, um sich überall nach dem Regiments und Wesen der Städte zu erkundigen und ferner gnädiglich zu helfen und zu rathen, damit Städte und Einwohner an ihrer Nahrung zunehmen, sich bessern, Friede, Gericht und Recht bei ihnen erhalten werden." Nach dieser Reise erließ Joachim eine allgemeine Städteordnnng, worin unter Anderem auch die Einführung gleicher Maaße und Gewichte in allen märkischen Landen

8. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 81

1888 - Berlin : Hertz
Judenverfolgung. 81 hohe Bühnen stufenweise über einander gebaut. Auf der obersten standen etliche „hochgelahrte und rechtsverständige Leute," ausser mittleren der Richter nebst feinen Schöppen, Schreibern, Zeugen und Anwälten, auf der untersten die angeklagten Juden nebst Paul Fromm. Nur Jacob war nicht da; er hatte schon früher angegeben, daß ihm eines Nachts die Jungfrau Maria erschienen sei, und war demzufolge zum Christenthum übergetreten, weshalb er eine mildere Behandlung als die übrigen Angeklagten erfahren sollte. Die Juden, in ihrer uralten Volkstracht und mit spitzen, theils gelben, theils weißen Hüten bekleidet, hatten unter Gesang die Gerichtsstätte betreten. Der Richter ließ die ganze Verhandlung laut verlesen und fragte sodann die Angeklagten, ob sie bei ihrer Aussage beharren wollten. Als sie dies bejaht hatten, beriethen sich d die Schöppen eine kurze Zeit und sprachen dann folgendes Urtheil ans: „Dieweil der böse Christ, Paul Fromm, sich an dem heiligen Sacrament vergriffen, dasselbe gestohlen und verkauft habe, darum so solle man ihn auf einen Wagen binden, die Gassenauf und nieder führen, mit Zangen reißen und darnach in ein Feuer legen. Und dieweil die boshaftigen, schnöden und verstockten Juden ihre böse Mißhandlung des heiligen Sacraments und ihren grausamen Mord an schuldlosen Christenkindern auch zu mehrmalen vor und außerhalb des Gerichts bekannt, darum so solle man sie zu Pulver verbrennen, darum, daß alle anderen ein Beispiel und Exempel an ihnen nehmen möchten, daß sie solche und dergleichen Uebelthat auch nicht begehen möchten." Sofort wurden die Angeklagten den Henkern zur Vollstreckung des Urtheils übergeben. Die Juden, nachdem sie den Todesspruch vernommen, rüsteten sich unter Ermahnung eines Rabbiners durch lauten Gesang in ihrer Väter Sprache zu dem grauenvollen Tode, dem sie entgegengingen. Das Volk aber meinte, daß die „schnöden Juden" durch neue Lästerungen den christlichen Gottesdienst verhöhnen wollten. Hinter dem Rabensteine hatte der Scharfrichter mit seinen Helfershelfern einen „wunderlichen Bau zu ihrer Straf" aufgerichtet, „dreier Mann hoch, aus hölzernen Rösten bestehend, die mit Stroh und Pech belegt waren." Auf diese befestigte er die acht und dreißig (Schlacht-Opfer mit Halseisen, nur Paul Fromm stand abgesondert von seinen Leidensgenossen an einen Pfahl gekettet. Als das gräßliche Todtenbett angezündet ward, da brachen viele der unglücklichen Juden in laute Lästerungen gegen das Christenthum aus und versuchten es, den anwesenden Priestern ins Angesicht zu speien. Bald verendeten sie unter fürchterlichen Qualen. Jakob, welcher die Taufe empfangen hatte, wurde am anderen Tage mit dem Schwerte hingerichtet. Damit war jedoch die Sache noch nicht beendigt, vielmehr wurden in Folge dieser Vorgänge alle Juden aus der Mark Brandenburg verbannt, nachdem sie Urphede geschworen, d. H. den Eid geleistet, nie wieder zu kommen'. Es ist möglich, daß ein Theil der Anklagen, welche gegen die Juden erhoben wurden und welche sie in den unerträglichen Folterqualen zugestanden, begründet war, es ist möglich, daß sie in dem Haß gegen die Christen, welcher durch ihre Bedrückung immer genährt wurde, sich zu fanatischer Entweihung christlicher Heiligthümer (schwerlich aber zu den Greuelthaten gegen christliche Kinder) hinreißen ließen; immerhin aber wendet sich der Blick mit schmerzlichen Gefühlen von einer Zeit ab, wo gegenseitiger Religionshaß zu Hahn, preutz. Gesch. 20. «ttff. g

9. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 29

1888 - Berlin : Hertz
Margarethe Maultasch. 29 Der König von Böhmen hatte für seinen Sohn Johann um die Hand der reichen Erbin von Kärnthen und Tyrol, Margaretha, geworben und dieselbe wirklich erlaugt. Aber Margaretha, wegen ihres häßlichen, ungestalteten Mundes Margarethe Maultasch genannt, eine übermüthige, launische Frau, welche durch ihren Wandel großen Anstoß gab, lebte mit dem ihr unfreiwillig angetranten Gemahl bald in Unfrieden. Sie hatte ihr Herz dem Markgrafen Ludwig vou Brandenburg zugewendet, welcher selbst so eben Wittwer geworden war, und ließ ihrem Mißvergnügen gegen Johann mit uuweiblicher Heftigkeit freien Lauf. Sie beschuldigte ihn liebloser Bernach-lässigung und leidenschaftlicher Härte und verlangte, von ihm geschieden zu werden. Die Tyroler stellten sich auf Margarethens Seite und vertrieben Johann, dieser wurde jedoch durch seinen Bruder, den Markgrafen Karl von Arähren, nach Tyrol zurückgeführt und Margarethe auf einer Bergveste gefangen gesetzt. Da entwich sie heimlich aus dem Gewahrsam und eilte zum Kaiser, dessen Schutz zu erflehen. Ludwig dem Baier war diese Gelegenheit willkommen, Tyrol durch die Vermählung der jungen Fürstin mit seinem Sohn, Ludwig von Brandenburg, an fein Haus zu bringen. Da er aber wegen seiner unaufhörlichen Streitigkeiten mit dem Papst nicht hoffen durfte, daß dieser die Ehe Margarethens mit Johann von Böhmen lösen würde, so beschloß er, aus eigener Machtvollkommenheit die Ehescheidung anszusprechen, obgleich dies gegen die seit Jahrhunderten von der Kirche ausgeübten Rechte verstieß. Ein von ihm niedergesetztes Gericht löste das Band zwischen Johann und Margarethe, und obwohl diese mit Markgraf Ludwig von Brandenburg überdies noch zu nahe verwandt war, um ihn nach den Kirchengesetzen heirathen zu dürfen, so fetzte der Kaiser sich auch hierüber hinweg und ertheilte die Erlaubniß zu der Vermählung, welche im Jahre 1342 mir großem Glauz auf der Bergveste Tyrol vollzogen wurde. Der Kaiser ahnte nicht, welchen Sturm er hiermit gegen sich heraufbeschworen; denn Fürsten und Volk, welche bisher mit Liebe und Treue aus seiner Seite gestanden, wurdeu jetzt an ihm irre, die Fürsten, weil sie mit Besorgniß die große Erweiterung der kaiserlichen Hausmacht sahen, das Volk, weil Ludwig sich durch die Verletzung der kirchlichen Satzungen offenbarer Ketzerei schuldig gemacht hatte. Die Bannstrahlen der Päpste, welche bis dahin keine Wirkung gegen ihn gehabt hatten, entfremdeten ihm nunmehr die allgemeine Liebe und Theilnahme. Die Luxemburger, durch fein Verfahren gegen Johann von Böhmen auf das Tiefste gekränkt und gereizt, fetzten Alles daran, seinen Sturz herbeizuführen; besonders erwies sich zu diesem Zweck der kluge Markgraf Karl von Mähren überaus thätig. Ihm kam es zu statten, daß auf den päpstlichen totnhl kurz vorher sein ehemaliger Lehrer (Siemens Vi. erhoben war ] dieser erneuerte durch eiue Bulle den Baunfluch gegen den abtrünnigen Kaiser, erklärte die Ehe des brandenbnrgischen Markgrafen mit Margarethe Maultasch als gottlos für null und nichtig und einsetzte den Kaiser Ludwig aller feiner Würden. „Ludwig von Baicni fei ehrlos, hieß es in der Bulle, und ein Ehrloser könne keine Reichswürden tragen. Alle Anordnungen, die er in angemaßter Kaiferwürde getroffen, feien ungültig. Niemand dürfe ihm Gehör schenken, kein Anwalt ihn ve theidigcii, kein Richter feine Klagen beachten. Der Fürsten Pflicht wäre es mit vereinter Macht den Verfluchten aus;u-

10. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 85

1888 - Berlin : Hertz
Joachim's Widerstand gegen die Reformation. 85 erst große Hindernisse überwunden werden, ehe sie zu einer bleibenden Stätte gelangen konnte; denn nicht, wie in Sachsen, wurde hier der Reformation von vorn herein die Unterstützung des Landesfürsten zu Theil, vielmehr gab es unter den Fürsten Norddeutschlands kaum einen entschiedeneren Gegner der neuen Lehre, als Kurfürst Joachim. Joachim's Widerstand gegen die Reformation. Das ganze eigenthümliche Wesen des brandenburgischeu Fürsten war der Art, daß er durch das erste Auftreten Lnther's verletzt und zum Widerstand herausgefordert werden mußte. Sein strenges und stolzes Fürstenbewußtsein fand es unerhört und unerträglich, daß ein armes Mönchlein, der Sohn eines niederen Bergmanns, sich erkühnte, mit so freimüthiger Strafpredigt gegen die gewaltigsten Kirchenfürsten aufzutreten. Noch dazu war es ja Erzbischof Albrecht, des Kurfürsten eigener Bruder, deu Luther's Angriffe zunächst trafen, und Joachim empfand den Schimpf, welchen Luther durch die Verwerfung des Ablaßkrams Jenem angethan, geradezu als eine Beleidigung seines kurfürstlichen Hauses. Er war empört über solche Anmaßung des Wittenberger Mönchs, und je mehr sich Luther's Derbheit und entschlossener Muth im Verlauf des großen Kampfes steigerten, desto höher stieg ancb der Unwille des stolzen Kurfürsten. Dazu kam, daß gleich am Beginn des Streits seine Frankfurter Universität, welche mit Eifersucht das Aufblühen des benachbarten Wittenberg betrachtete, sich der Vertheidigung Tetzel's gegen Luther angenommen hatte, wobei sie freilich keine Lorbeeren erntete: Joachim wurde auch hierdurch in seiner Feindschaft gegen die Wittenberger Sache bestärkt. Aber er hatte noch einen wichtigeren und weit ehrenvolleren Grund, um der Neuerung entgegen zu sein: er blickte nämlich mit Besorgniß und Entrüstung auf die Verirrungen, zu welchen die mißverstandenen Lehren der Reformation hier und da das niedere Volk aufregten. Bekanntlich war es nicht überall der Sinn für die evangelische Wahrheit allein, welcher die Verbreitung der neuen Lehre beförderte, sondern auch unlautere Leidenschaften und weltliche Freiheitsgelüste schlossen sich, wie es bei menschlichen Dingen immer zu gehen pflegt, der guten Sache an. Die Lehre Luther's von der evangelischen Freiheit, von der sittlichen Freiheit der im Glauben gerechtfertigten Kinder Gottes, wurde hier und da zu einem Evangelium des Aufruhrs und wilder Empörung verkehrt, woraus die beklagenswerthen Bauernaufstände, sowie das nichtswürdige Treiben der Wiedertäufer und anderer Seeten entstand. Solche Erscheinungen im Gefolge der Reformation waren für Joachim's strengen Herrschersinn ein hinreichender Beweis von der Gefährlichkeit und Verwerflichkeit der Luther'schen Lehre, welcher er darum mit allen Kräften widerstehen zu müssen glaubte. Er war an und für sich kein blinder Vertheidiger der damaligen Zustände der katholischen Kirche, erkannte vielmehr die Nothwendigkeit einer vielseitigen Verbesserung unumwunden an, aber er erwartete dieselbe auf friedlichem Wege durch ein allgemeines Kirchenconcil, wiewohl sich solche Erwartungen nachgerade als eitel erwiesen hatten. In dem Beginnen Luther's aber erkannte er eine verbrecherische Auflehnung gegen die kirchlichen und weltlichen Gewalten, und ließ es von Anfang an nicht an kräftigem Widerstand dagegen fehlen. Schon auf dem Reichstage zu Worms (1521), wo Luther mit so ergreifender Kraft Zeugniß für die von ihm erkannte Wahrheit ablegte, zeigte
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