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1. Das erste Geschichtsbuch - S. 57

1892 - Gera : Hofmann
— 57 — verunglückte, verkommene und verdorbene Menschen ließen sich freiwillig anwerben. Andere wurden beschwatzt oder betrunken gemacht oder gewaltsam weggeführt. Auf solche Soldaten war natürlich kein Verlaß. Vaterlandsliebe kannten sie nicht. Sobald es ihnen nicht mehr anstand, desertierten oder entflohen sie um anderswo aufs neue Handgeld zu nehmen. Sie wurden darum streng überwacht. Sobald einer entfloh, donnerten die Kanonen hinter ihm her und stürmten die Glocken in den Dörfern. Jedermann war bei harter Strafe verpflichtet, den Ausreißer zu fangen und einzuliefern. Der Ärmste mußte dann durch die Gasse laufen. Die Soldaten stellten sich m zwei Reihen auf. Jeder erhielt eine fpitz auslaufende Rute. Der Sträfling mußte stch bis zum Gürtel entblößen und die Hände auf den Rücken binden lassen. Dann lief er mehrmals durch die 2 m breite Gasse und erhielt von jedem Soldaten einen Hieb auf den bloßen Rücken. Bald rann das Blut in strömen und hing das Fleisch in Fetzen nieder. Mehrmaliges Spießrutenlaufen hatte oft den Tod zur Folge. Die Soldaten trugen blaue Röcke, weiße Hosen, lange lederne Gamaschen, hohe Hüte und hinten einen langen künstlichen Haarzopf. Die Gamaschen und der Zopf waren die Qual der Soldaten. Die Gamaschen mußten immer geschwärzt und ohne Falten ganz eng an die Beine geknöpft, der Zopf geflochten und gewichst, die Haarlocken an der Seite gepudert sein. _ Die ganze Nacht vor einer Parade saßen die Soldaten in vollem Anzuge mit gedrehtem Zopfe und gestreckten Beinen, steif wie Puppen, auf Stühlen, damit der mühsame Aufputz nicht zerstört würde. Noch heute bezeichnet man mit Gamaschendienst eine kleinliche und peinliche Quälerei und mit dem Zopf eine lästige, veraltete Einrichtung. Durch sein eigenes Beispiel und die strengste Überwachung hat der König einen Beamten st and erzogen, der sich durch Fleiß, Gehorsam und Zuverlässigkeit auszeichnet. Er selber arbeitete eine Geschäftsvorschrift für die Beamten aus. Bei knapper Besoldung verlangte er viele Arbeit und die größte Pflichttreue. Die allgemeine Schulpflicht der Kinder stammt aus seiner Zeit. Bis dahin ging nur in die Schule, wer wollte. Nun mußten alle Eltern ihre Kinder vom 5. bis 12. Jahre in die Schule schicken. Hier wurden sie in der Religion, im Lesen, Schreiben und Rechnen unterwiesen. Über 2000 Schulen hat der König gebaut und sogar ein Lehrerseminar gegründet, damit die Lehrer für ihr schweres Amt recht vorbereitet würden. Der König besuchte sehr oft Schulen und prüfte die Kinder. Er wird darum auch der Vater der preußischen Volksschule genannt. Von diesem merkwürdigen Fürsten wollen wir nun noch mehr hören. 2. Der schlichte Charakter. Friedrich Wilhelm I. ist der Sohn des ersten Königs von Preußen. Er wurde im Todesjahre seines Großvaters, des großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm, 1688 geboren. Die 52 Jahre seines Lebens liegen zwischen dem Todesjahre des größten Kurfürsten und dem Regierungsantritt des größten Königs aus dem Hause Hohenzollern. Sein Vater liebte die Pracht, er aber haßte jeden Prunk und jede Bequemlichkeit. Einen goldgestickten Schlafrock warf er ins Feuer. Allerlei Schmucksachen verkaufte er und bezahlte damit Schulden seines Vaters. Über alle Einnahmen und Ausgaben

2. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 124

1899 - Gera : Hofmann
124 ihren Fahrzeugen auf den Flüssen bis in das Herz von Deutschland und Frankreich hinein. Sie eroberten die Normandie in Frankreich, brandschatzten Paris, plünderten Köln, verbrannten Hamburg. Im Osten beunruhigten die Slaven an der Elbe die deutschen Grenzgebiete. Ludwigs Leben war so ein fortwährender Kampf. 4. Das rühmlose Ende der Karolinger. Karl der Dicke, Ludwigs Sohn, vereinigte noch einmal alle Länder Karls des Großen, aber die Krone war seinem stets schmerzenden Haupte zu schwer. Den Normannen kaufte er zweimal den Frieden ab. Da setzten ihn Deutsche und Franken ab. Sein Neffe Arnulf, der sich hohen Kriegsruhm im Kampfe mit den Slaven erworben hatte, wurde gewählt. Er schlug bei Löwen an der Dyle die Normannen bis zur Vernichtung und bändigte den wilden Mährenherzog. Er hinterließ Krone und Reich seinem sechs- 899 jährigen Sohne Ludwig dem Kinde. Die deutschen Länder wurden von auswärtigen Feinden, den Ungarn, überschwemmt, und im Innern tobten die Fehden der Großen. Weinend über des Reiches Unglück, 911 starb Ludwig das Kind (911), und mit ihm erlosch das Geschlecht der Karolinger in Deutschland. Unter den Karolingern wurden nach und nach die einzelnen großen Stämme der Deutschen selbständig. Ihre Führung übernahmen Männer, die sich durch Adel, Tapferkeit und großen Grundbesitz auszeichneten, die Herzöge, die in ihren Gebieten nahezu königliche Gewalt ausübten. So entstanden fünf Herzogtümer: Sachsen, Bayern, Schwaben, Franken und Lothringen. 5. Frauenleben in der Karolingerzeit. Der Mann warb um die Braut bei den Eltern und Verwandten. Viel galt dabei die Eben- bürtigkeit. „Sitte, Recht und Ehre fordern, daß ein Mann die Frau nur mit beider Wollen nimmt." Mit einem Goldring verlobten sich Braut und Bräutigam. Verwandte erhielten Geschenke, die Braut eine Morgengabe. Die Eheschließung erfolgte im Ringe der Verwandten, die kirchliche Einsegnung hinterher. Die Ausstattung und Mitgift der Braut hieß Brautmiete. Das Gesinde, das ihr aus dem Elternhause folgte, Heimgesinde. In der Ehe vertrat der Mann in allem die Rechte der Frau. Starb er, so erbte sie nach 30tägiger Trauer einen Teil der Hinter- lassenschaft und konnte sich wieder verheiraten. Die Frau lebte mit den Mägden und den Töchtern in der Kemenate (von Kamin), einem heizbaren Frauengemach, das unverletzlich und Fremden unzugänglich war. Hier beschäftigten sich die Frauen fleißig mit Spinnen, Weben, Wirken, Nähen und Sticken von Gewändern aus Wolle und Leinen und vertrieben sich, die Zeit mit fröhlichem Geplauder. Keine kleine Rolle spielte dabei die Putzfrage. Man wußte schon damals, „wie willig sich die Mägdlein putzen". Die Kleider von Leinen, Wolle, Samt und Seide, welche Händler aus dem Morgenlande brachten, waren durch Steppwerk und Stickerei, mit Goldfäden durchwirkt, sowie durch Borten und edles Gestein geziert und durch blanke Knöpfe und Nägel geschmückt. Auch Haare uüd Haupt schmückten die Mägdlein mit Krone und Kränz-

3. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 159

1899 - Gera : Hofmann
159 nehmen Geschlechtern gewählt. Die Gemeinen oder die niedere Bürger- schaft schlossen sich nach den einzelnen Gewerken zu Zünften (Gilden und Innungen) zusammen, hatten aber keinen Anteil an der Leitung des Stadtwesens. Sie wurden vielfach von den herrschenden Geschlechtern bedrückt und mußten alle Lasten und Steuern tragen. Gegen die Willkür und Herrschaft der Geschlechter erhoben sich die Zünfte und erzwangen nach schweren Kämpfen die Aufnahme zünftiger Mitglieder in den Rat. Trotz dieser inneren Kämpfe blühten die Städte auf. Die Handwerker suchten ihren Erzeugnissen eine immer größere Voll- kommenheit zu geben. Auf den Märkten floß zusammen, was Stadt und Land hervorbrachte. Immer behaglicher, ja üppiger wurde das Leben, prunkvoll die Kleidung, schwelgerisch das Mahl, besonders bei Taufen, Hochzeiten und Begräbnissen. Durch Ratsverordnungen mußte endlich festgesetzt werden, wie viele Schüsseln aufgetragen, was an Wein und Geschenken gegeben, wie viele Spielleute,, geworben werden durften. Auch strenge Kleiderordnungen wurden erlassen, um dem unsinnigen Luxus zu wehren. Mit besonderer Lust wurden bei Trunk und Schmaus, Gesang, Spiel und Tanz die Frühlings- und Schützenfeste im Freien gefeiert. — Noch einen Blick werfen wir auf das häusliche Leben der Frauen in der Hohenstaufenzeit! Tie Frauen liebten wohlriechende warme Bäder, strählten sorgfältig ihre Haare, durchflochten sie mit seidenen Bändern, umwanden sie mit Schleiern oder Kopftüchern und setzten Hüte oder Schapel auf das Haupt. Die weißen Hemden wurden kunstvoll gesäumt und gestickt, die langen, wallenden Kleider mit einem Gürtel zusammengehalten, darüber eine Pelzjacke und ein Mantel getragen und auf wohlgeformte Schuhe Wert gelegt. In den Ohren blitzten Schmuck- gehänge, an den Armen goldene Bänder und Ringe, auf der Brust Spangen und an den Fingern Reise. Handschuhe wurden über die wohlgepflegten Hände gezogen und Riechfläschchen am Gürtel getragen. Auch der Spiegel aus Glas, Metall oder Elfenbein, ja Schminke und allerlei „Falschheit" kam in Gebrauch. Die Verlobung wurde von den Eltern vereinbart, der Verspruch und Ringewechsel vor Verwandten gethan. Sodann wurde das Heirats- gut verabredet und die Vermählung im Ringe der „Sippen" durch ein Ja der Braut und den Ringewechsel geschlossen. Die kirchliche Ein- segnung folgte den Morgen darauf, ebenso die Hochzeitfeier und die Aus- stattung der Braut mit einer Morgengabe. Die Frau blieb unter der Gewalt des Mannes; er war ihr Herr und Vormund, ja durfte sie un- gestraft züchtigen. Die Kinder erhielten bei der Taufe Patengeschenke. Sie spielten mit „Docken" oder Puppen, mit Steckenpferden und Armbrüsten, mit Schaukeln und Kreiseln, mit Bällen und Ringeln, das Ballspiel besonders im Frühling. „Spielten doch Mägdlein erst Straßen entlang Ball, o so kehrte der Vöglein Gesang!" singt Walther von der Vogelweide. Nur Kinder vornehmer Häuser erhielten von Geistlichen oder in Klöstern ge- ordneten Unterricht. Meist verstanden die Ritterfrauen besser zu lesen

4. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 328

1899 - Gera : Hofmann
828 Immer bedeutsamer wurde die Stellung der Frauen am Anfänge dieses Jahrhunderts. Ihre Teilnahme am öffentlichen Leben und ihr Einfluß auf die Litteratur und die Volkswohlfahrt wuchsen von Jahr zu Jahr. In den Befreiungskriegen brachten sie begeistert die größten Opfer. Preußische Prinzessinnen erließen am 1. April 1813 einen Aufruf an die Frauen aller Stände, worin sie zur Mitarbeit an der Rettung des Vaterlandes aufforderten durch regelmäßige Gaben an Geld, Schmucksachen, Verbandstoffen, Wollen- und Leinenzeugen, durch Pflege der Verwundeten, Erquickung der Kämpfer u. s. w. Der Erfolg war ein großartiger, der Anteil der Frauen an der Befreiung des Vaterlandes ein reich gesegneter. Als Schutzgeist begleitete die Freiheitskämpfer das Bild der verklärten Königin Luise. Die arme, aber edelgesinnte Ferdinande von Schmettau opferte ihr reiches, schönes Lockenhaar auf dem Altar des Vaterlandes. Hofrat Heun ließ daraus Uhrbänder und Ringe Herstellen und löste dafür 3600 Mark. Eleonore Prohaska, die Heldenjungfrau, trat als „Jäger August Renz" in das Lützow'sche Freikorps, focht und fiel als Heldin in dem Gefechte an der Göhrde in Hannover. Glücklicher war die Mecklenburgerin Friederike Krüger. Sie brachte es im Aork'schen Korps zum Unteroffizier und kehrte, mit dem eisernen Kreuze und einem russischen Orden geschmückt, heim. Johanna Stegen half das Gefecht bei Lüneburg siegreich entscheiden, indem sie den Preußen, die sich schon zurückziehen wollten, aus einem umgestürzten französischen Munitionswagen im Kugelregen Patronen in der Schürze zutrug. Begeistert pries ein Rück er t den Opfermut der deutschen Frauen. Die Dichtkunst in ihrer schönsten Blütezeit haben deutsche Frauen wesentlich beeinflußt. Es braucht bloß erinnert zu werden an Goethes Mutter, die Frau Rat, an Schillers Gattin Charlotte von Lengefeld, an die Herzogin Amalie von Weimar und an die herrlichen Frauen- gestalten, die Goethe und Schiller in ihren Meisterwerken gezeichnet haben. Auch um die Volkswohlfahrt erwarben sich Frauen die größten Verdienste. Luise Scheppler, die treue Dienstmagd des Pfarrers Ob erlin im Stei nthale, führte zuerst den Gedanken der Kleinkinder- Bewahranstalten aus. Weitere Verbreitung erhielten diese wohlthätigen Anstalten durch die edle Fürstin Pauline von Lippe-Detmold. Als Gründerin der so segensreichen Frauenvereine muß Amalie Sieveking in Hamburg angesehen werden. Sie gründete in der Cholerazeit den Frauenverein „Tabea" für Armen- und Krankenpflege, der viel Elend gelindert hat. Auf ihren Wunsch wurde sie, wie ihre lieben Armen, in einem Sarge mit flachem Teckel begraben. Das Glück und Behagen des häuslichen Lebens hing haupt- sächlich von den Frauen ab. Sie entschieden über die innere Einrichtung des Hauses. Viel Porzellan, Zinngeschirr, Betten und Leinenzeug war ihr Stolz. Speise und Trank bereiteten sie selbst. Kaffee wurde der beliebte Früh- und Nachmittagstrunk. Immer rührten sie die fleißigen Hände, strickten, nähten, sotten Seife, gossen Lichte, schlissen Federn, spannen am Rade und besuchten sich in Spinustuben.

5. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 329

1899 - Gera : Hofmann
f — 329 — Die Trachten dieser Zeit ließen Hals, Nacken und Arme frei. Ein Gürtel umschloß die Gestalt. Ein farbiger Shawl ward übergeworfen. Die Haare flössen in Locken nieder oder wurden durch ein Stirnband gehalten. Ein kostbarer Strick- oder Arbeitsbeutel hing am Arme. Biblische Namen (wie Eva, Ruth, Rahel) oder Namen aus berühmten Dichtungen (wie Laura, Amalia, Luise) wurden Sitte. Die Erziehung der Mädchen war Sache der Mutter und des Hauses. Öffentliche Mädchenschulen waren noch immer selten. Im Zeichnen und in der Musik wurde durch Privatlehrer unterrichtet. Mädchen traten selten an die Öffentlichkeit. Bei der Eheschließung sprachen die Eltern das ent- scheidende Wort. Der Brautstand dauerte oft jahrelang. Hochzeitreisen waren noch nicht Sitte. — Deutschlands Zerrissenheit und Ohnmacht, die sich besonders auf dem kläglichen Bundestage zu Frankfurt in dessen langweiligen und nutzlosen Verhandlungen zeigte, war der große Schmerz eines jeden guten Deutschen. Die neununddreißig Bundesstaaten bekümmerten sich wenig umeinander, und der „Bund" ward zum Gespött. Das wach- gerufene und durch die siegreichen Kämpfe gekräftigte Nationalgefühl der Deutschen fand sich nirgends befriedigt. Friedrich Wilhelm Iii. starb, tief betrauert von seinem Volke, an: 7. Juni 1840 und liegt neben seiner unvergeßlichen Gemahlin Luise 1840 im Mausoleum zu Charlottenburg begraben. Sein Wahlspruch, mit dem auch sein Testament begann, lautete: „Meine Zeit in Unruhe, meine Hoffnung in Gott!" Schöne Merkworte von ihm sind: „Meine Sache ist die Sache meines Volkes!" — „Ich möchte um vieles nicht über ein Volk herrschen, welches keine Religion hätte." Fragen: Wie hat sich die Ohnmacht des deutschen Reiches entwickelt? — Warum scheiterte der russische Feldzug? — Was trieb zu der wunderbaren Er- hebung von 1813? — Wie zeigten die Frauen ihre Vaterlandsliebe? — Wodurch war Napoleon bei den Kämpfen im Vorteil? — Wie war das Reich der hundert Tage möglich? — Warum war die Kongrcßarbeit eine so verzweifelte? — „Der Brand von Moskau" von Stägemann. — „Aufruf" von Körner. — „Das Eiserne Kreuz", „Der Landsturm" und „Auf Scharnhorsts Tod" von Schenkendorf. — „Die Trommel" von Besser. — „Lützows wilde Jagd" von Körner. — „Karl Theodor Körner" von Förster. — „Der Trompeter an der Katzbach" von Mosen. — „Das Lied vom Feldmarschall" und „Die Leipziger Schlacht" von Arndt. — „Blücher am Rhein" von Kopisch. — „Belle-Alliance" und „Vor Blüchers Standbild" von Sturm. — „Ein Wort vom alten Blücher" von Hesekiel. — „Die Grenadiere" von Heine. — „Die nächtliche Heerschau" von Zedlitz. — „Die drei Gesellen" von Rückert. — „Der Tod Friedrich Wilhelms Iii." von Gruppe. 88. Friedrich Wilhelm Iv. (1840—1861) und die Revolutionen. 1. Allerlei Aufstände und Umwälzungen. Der Herd der Un- ruhen blieb Frankreich, wo der redliche Ludwig Xviii. beim besten Willen die Parteien nicht befriedigen konnte. Unter seinem eigensinnigen Bruder Karl X. brach in der Julirevolution (1830) der Thron der 1830 Bourbonen zusammen, und der „Bürgerkönig" Louis Philipp aus dem Hause Orleans suchte nun seine Regierung den Volkswünschen anzubequemen.

6. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 395

1890 - Gotha : Perthes
395 ward ein dem Gotte geweihtes Tier ernährt, gepflegt und angebetet. Aus golddurchwirkten Purpurdecken ruhten diese Tiere, welche man badete, salbte, mit Schmuck versah, mit Leckereien fütterte, nach dem Tode einbalsamierte und in heiligen Gräbern bestattete. Starb eine Katze, so schoren sich die Hausbewohner die Augenbrauen; starb ein Hund, so wurden Kopf und Leib rasiert. Reiche Leute verwendeten oft ihr ganzes Vermögen auf die Bestattung heiliger Tiere. Das heilige Krokodil vom See Möris lebte zahm im Tempel von Fleisch und Mehl, trug Glas- und Goldgehänge in den Ohren. Spangen an den Vorderbeinen, ward nach dem Tode einbalsamiert und in heiligem Sarge begraben. Viele hielten es für eine fromme That, dieses Krokodil mit Leckerei zu füttern. Die größte Verehrung genoß der schwarze Ochse Apis, der besondere Kennzeichen hatte. Ihm ähnliche Stiere durften nicht getötet werden, und sein eigener Tod ward tief betrauert, dann aber suchten Priester nach einem neuen Apis. War er gesunden, so schickte man ihn 40 Tage auf schöne Weide, und dann dursten ihn auch Frauen sehen. Endlich führte man ihn in einem Boote, welches eine goldene Kapelle trug, nach Memphis, wo man seine Ankunft sieben Tage mit Aufzügen, Festen und Schmausereien feierte. Fröhlich ward das Fest der Göttin der Fruchtbarkeit gefeiert. Männer und Frauen kamen zu Schiffe nach Babustis; auf allen Böten ertönte Flötenmusik, Weiber lärmten mit Klappern, die anderen schlugen in die Hände und sangen dazu. In jeder Stadt ward gelandet, die Straßen unter Neckerei, Tanz und Geschrei durchzogen, in Babustis große Opfer gebracht und viel Wein getrunken, weil an 70 000 Männer und Frauen hier sich einzufinden pflegten. Osiris und Isis verehrte man im ganzen Lande, jenen als Herrn der Welt uni) des Lebens, diese als Göttin der Fruchtbarkeit. Der Feind beider war Typhon, die ausdörrende Hitze, Unfruchtbarkeit und

7. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 83

1890 - Gotha : Perthes
83 und Speer besaß nur der König, denn sie waren kostbare Güter, das übrige Volk trug nur Spieße oder Stecken, folgte dem Könige zwar in den Krieg, trat aber nur dann ein in den Kampf, wenn es galt, den König oder dessen Leiche zu retten. Der König fuhr in zweirädrigem, hinten offenem Karren mit 2 4 Pferden und einem Wagenlenker seinem Haufen voran, suchte sich einen Gegner aus, nannte unter stehenden Redensarten seinen Namen und zählte seine Vorfahren auf, um dann den Gegner nach seinem Namen zu fragen und zugleich auszuschimpfen, welcher auf gleiche Weise verfuhr. Man warf nun die Lanze aufcinanbcr, welche man mit dem hölzernen Schilde auffing, den man mit mehreren Rindhäuten überzogen und mit einem Bronzerand und einer Bronzekuppe in der Mitte versehen hatte, fehlte man, oder blieb der Wurf wirkungslos, so sprang man vom Wagen und griff sich mit dem kurzen Schwerte an, oder warf sich mit großen Feldsteinen. Erlag ein Kämpfer, so beeilte sich der Sieger, dessen Gespann zu nehmen und dem Gefallenen die Rüstung abzuziehen, was der Volkvhaufen und herbeieilende Fürsten zu hindern suchten, so daß um Gefallene stets ein heftiger Kampf entstaub. Konnte man die Leiche des Gegners fortschleppen, so warf man sie den Geiern und Schakals vor, machte also ehrenvolle Verbrennung auf bcm Scheiterhaufen, Bestattung und Wettkämpfe babei unmöglich, was für die größte Beschimpfung galt. Kleibung und Hausgerät waren sehr einfach. Man trug einen Leibrock, etwa eine Art Staubkittel, barüber ein längeres Oberkleib ohne Ärmel, entbehrte der Beinkleiber und trug statt Strümpfe und Stiefeln nur Sanbalen, bereu Bänber man schmückte und geschmackvoll um den Fuß wanb. Beim Essen saß jeder vor einem besonderen Tischchen, erhielt das Fleisch geschnitten, aß mit den Händen, welche er daher vorher und nachher wusch, und genoß dazu eine Art Brotkuchen. Weiter 6*

8. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 176

1890 - Gotha : Perthes
176 König fein Verhängnis. Als seine Tochter Kleopatra mit dem Epeirotenfürsten Alexandros in Ägä Hochzeit feierte, waren viele Gäste eingeladen, kamen von allen Städten und Landschaften Neugierige, folgten Feste, Theater, Wettkämpfe u. dgl. mehrere Tage aufeinander. Da gelang es den Lynkastischen Brüdern, einen jungen, schönen Gardisten, Pausanias mit Namen, der von Attalos schwer beleidigt war und bei Philipp keinen Schutz fand, dahin zu bringen, daß er den König ermordete. Als Pausanias einst fragte: „Wie erlangt man den höchsten Ruhmd" antwortete der Mitverschworene: „Ermorde den, welcher das Höchste vollbracht hat!" Als nun ein großes Wagenrennen stattfinden sollte, und schon am Morgen die Straßen voll Schaulustiger waren, beschloß Pausanias. den Philipp zu ermorden. Bald erschien dieser, umgeben von Edelknaben und Leibgardisten, welche er aber voraus nach dem Theater sandte, weil er sich unter die Menge mischen und die Volkslust beobachten wollte. Da trat rasch Pausanias auf ihn zu und stieß ihm einen Dolch ins Herz, so daß Philipp lautlos niedersank und sofort starb. Die dadurch verursachte Verwirrung benutzte Pausanias zur Flucht, doch einige Gardisten verfolgten ihn und töteten ihn in ihrer Wut, als er auf der Flucht strauchelte und zu Boden stürzte. Alexander wurde König, Olympia ließ aber ihre Rache zunächst an der Kleopatra aus, in deren Armen man ihren Säugling erstach und sie selbst zwang, sich an ihrem Gürtel aufzuhängen. Dann forschte man nach den Königsmördern, bekam einige in die Gewalt und richtete sie an Philipps Grabe hin.

9. Lebensspiegel für Landleute - S. 411

1844 - Darmstadt : Ollweiler
1 411 Kämpfen muß man über ihre Wuth erstaunen; sie lassen sich eher die Beine ausreißen, als daß sie nachgaben; oft bleiben abgerissene Köpfe oder ganze Tod.te an den Beineu der fortlaufenden hangen, so sehr haben sie sich eingebissen. Die größeru Ameisen greifen die kleinen unversehens an, fassen sie oben auf dem Leibe, und er- würgen sie mit den Kiefern; merken es aber die kleinen vorher, so holen sie die andern, welche in Masse herbeiströmen. Die Roß- ameisen kommen aus ihrem Bau bis vor die Thore der blutrothen, welche um die Hälfte kleiner, aber viel zahlreicher sind, sich auch tapfer wehren, aber doch größteniheilt zu Grunde gehen, und dann oft über 50 Schuh weit ihre Wohnung verlegen, indem sie Alles mitnehmen, was ihnen werth ist. Unterwegs werden kleine Trup- pen als Wachen ausgestellt, welche eine ankommende Roßameise sogleich anpacken; eine springt ihr auf den Leib, klammert sich um ihren Kopf, und übergießt sie mit ihrem Gift; dabei wälzen sie sich über und über; endlich kommen andere zu Hilfe, und beißen sie todt, oder nehmen sie gefangen. Will man aber regelmäßige Kriege sehen, so muß man in die Wälder gehen, wo die rothbraunen Ameisen ihre Herrschaft über alle vorbeigehenden Insekten behaupten, und mit ihresglei- chen von verschiedenen Nestern Krieg führen, wie es im Mittel- alter benachbarte Städte gethan haben. Manchmal rücken aus zwei Haufen, die über 100 Schritte von einander entfernt liegen, die Heere so zahlreich gegeneinander, daß sie den ganzen Weg zwei Schuh breit bedecken, und in der Mitte mit einander kämpfen. Tausende ringen einzeln mit einander, und suchen sich mit den Kie- fern in die Gefangenschaft zu schleppen. Das eigentliche Schlacht- feld hat gegen 3 Fuß ins Gevierte, und riecht stark nach Ameisen- säure; überall liegen todte mit Gift bedeckt herum, während gauze Truppen sich an Beinen und Kiefern stalten und sich hin und her zerren. Der Kampf beginnt gewöhnlich zwischen zwei, die sich mit den Kiefern packen, sich gegen einander aufrichten, um das Gift 'wechselseitig nach dem Feinde zu spritzen; dann fallen sie aus die Seite, und ringen lange mit einander im Staube, bis endlich eine dritte herbeikommt und den Sieg entscheidet; aber bisweilen eilen mehrere dazu, und packen sich an den Füßen, so daß oft 0 bis 10 an einander hängen. Gegen die Nacht ziehen sich beide Heere all- mählich in ihre Städte zurück, indem sie die Todten liegen lassen, die Gefangenen aber mitnehmen. Vor Sonnenaufgang rücken sie aber wieder noch viel wüthender gegen einander, und das Schlacht- feld wird 0 Fuß breit; gegen Mittag kann der siegende Theil das Schlachtfeld 10 Schuh weiter gerückt haben. Die Kampfbegier ist so heftig, daß man sie stören kann, ohne daß sie au einem hinaus- laufen. Das Wunderbarste dabei ist, daß sich die Ameisen erken- nen, und die Freunde von den Feinden zu unterscheiden wissen. Sie gehen zwar immer mit offenen Kiefern aufeinander los, greifen sich auch manchmal an, lassen aber gleich wieder ab, streichle» sich mit den Fühlhörnern, wenn sie zu einem Stocke gehören. Wäh-

10. Geschichts-Leitfaden für Bürger- und Mittelschulen - S. 93

1892 - Gera : Hofmann
93 Meiereien, auf denen er sich um alles kmmerte. Aus den Krongtern oder Domnen bezog er seine Einknfte. Karl hatte auch den fr jene Zeit gewaltigen Plan, den Rhein mit der Donau durch einen Kanal zu verbinden. Sein Ruhm erscholl in alle Welt. Der Kalif Harun al Raschid in Bagdad sandte ihm Geschenke, z. B. eine knstliche Wasseruhr und einen gelehrigen Elefanten. Karls Gegen-geschenke waren abgerichtete Pferde und Hunde. 3) Nord, Ost, West und Sd. 1. Wintermonat, 2. Hornung (weil die Hirsche im Februar ihr Geweih ablegen?), 3. Lenzmonat, 4. Ostermonat, 5. Wonnemonat, 6. Brachmonat (weil im Juni das brachgelegene Feld gepflgt wurde), 7. Heumonat, 8. Erntemonat, 9. Herbstmonat, 10. Weinmonat, 11. Windmonat, 12. Christmonat. 4) Die Pfalz (Palast) = Wohnung, Schlo des Kaisers. 10. Sein frommes Ende. Karl hatte den Schmerz, da zwei begabte Shne vor ihm starben. Den berlebenden Ludwig lie er zu Aachen, seiner Lieblingsstadt, in der er neunzehnmal Weih-nachten gefeiert hat, krnen und ermahnte ihn, Gott zu frchten, sein Volk zu lieben, die Armen zu untersttzen, getreue Beamten einzusetzen und sich von der Welt unbefleckt zu erhalten. Ein halbes Jahr darauf erkrankte er im 70. Lebens- und 46. Regierungsjahre an einem er-neuten Fieberanfalle und starb nach Empfang des heil. Abendmahles mit den Worten: Vater, in deine Hnde befehle ich meinen Geist!" (814.) 814 Sein Leichnam wurde einbalsamiert und im kaiserlichen Schmucke auf-recht in der Gruft des Domes zu Aachen beigesetzt. Auf goldenem Stuhl sitzend, die Krone auf dem Haupte, das Evangelienbuch auf den Kuieeu, die goldene Pilgertasche an der Hfte, Zepter und Schild zu Fen, die Gruft mit Spezereieu (= duftenden, kostbaren Ge-wrzen) gefllt, so fand ihn im Jahre 1000 Kaiser Otto Hi., der das Gewlbe ffnen lie, um den groen Toten zu schauen. Fragen: Weshalb heit Karl der Groe"? Die Grenzen und Teile seines Reiches! Warum fhrte er die vielen Kriege? Wie war damals das Verhltnis zwischen Papst und Kaiser? Weshalb zogen sich die Sachsen-kriege so in die Lnge? Was hatten die verschiedenen Grafen" zu bedeuten? Die Bedeutung der Marken! Die Entwicklung der Nordmark (Branden-brg), Ostmark (sterreich) und der Mark Meien (Sachsen)! Pippin der Kurze" von Bauer. Die Schule der Stutzer" von Simrock. Wie Kaiser Karl schreiben lernte." Wie Kaiser Karl Schulvisitation hielt." Wie Kaiser Karl Besuch bekam," und Wie Kaiser Karl in Bchern las" von Gerok. Frankfurts Grndung" von Kopisch. Das weie Ro" von M v. Der. Wittekind" von Platen. König Karls Meerfahrt," Klein Roland" und Roland Schildtrger" von Ithland! Der sterbende Roland" von Stber. Rheinsage" von Geibel. 38. Die Karolinger. 1. Der schwache Ludwig der Fromme. Er konnte die Zgel der Regierung eines so groen Reiches nicht führen. Die Geistlichen, die Groen des Reiches und feine eigenen Shne entwanden sie ihm. Er lie sich zu einer Teilung des Reiches unter seine drei Shne
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TM Hauptwörter (200)200

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