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1. Das erste Geschichtsbuch - S. 53

1892 - Gera : Hofmann
— 53 — Felder und Wiesen in den Niederungen der Oder, Warthe und Netze sah. Jeder Bauernsohn mußte vor seiner Verheiratung eine Anzahl Obstbäume anpflanzen. Kahle Höhen ließ er mit Maulbeerbäumen bepflanzen, um beit Seidenbau einzuführen. Da oft Hirsche und wilde Schweine die Felder der Bauern verwüsteten, so erließ der König scharfe Bestimmungen gegen den Wildschaden. Zum Anbau der Kartoffeln mußte er die Bauern zwingen. Sie wußten mit den fremden Knollen nichts anzufangen. Nettelb eck, der brave Verteidiger Kolbergs, erzählt aus seinen jungen Jahren: „Der König schenkte meiner Vaterstadt einen ganzen Wagen voll Kartoffeln. Kopfschüttelnd bot sie ein Nachbar dem andern. Man brach sie von einander und warf sie, natürlich roh, den Hunden vor. Diese schnoberten daran herum und verschmähten sie gleichfalls. Nun war ihnen das Urteil gesprochen. Die Dinger, hieß es, riechen nicht und schmecken nicht, und nicht einmal die Hunde wollen sie fressen. Was wäre uns damit geholfen?" Der König aber ruhte nicht, bis er feine Unterthanen von dem Werte der Erdäpfel überzeugt hatte. Er sandte Leute im Lande umher und ließ die Bauern im Kartoffelbau unterweifen. Auch Gewerbe und Verkehr hob der König auf jede Weise. Er verband die Flüsse durch Kanäle, legte einen Hafen an, besserte die Wege und ließ in Fabriken Tuch, Leinwand, Porzellan n. a. Waren herstellen. Berlin verschönerte er durch schöne Bauten und die Bildsäulen seiner liebsten Generale. Um das Schulwesen stand es damals noch schlecht. Die meisten Schulhäuser waren elende Hütten, die meisten Lehrer unwissende Kammerdiener, Handwerker oder ausgediente Unteroffiziere. Tief in Dummheit und Aberglauben steckte das Landvolk. Durch eine Land schnlo rdnung ordnete der König an, daß Schulen gebaut, ordentliche Lehrer angestellt und die Jugend fromm und geschickt erzogen würde. Musterschulen richtete damals Eberhard von Rochow auf seinen Dörfern ein. In Berlin wurde die erste Realschule gegründet. Besondere Sorgfalt verwandte Friedrich auf die Rechtspflege. „Ungerechte Richter find gefährlicher als eine Diebesbande!" jagte er. Das Prozeßverfahren kürzte er ab, die unmenschlichen Strafen beseitigte er, und das „Allgemeine Landrecht" ließ er ausarbeiten. Überall war sein scharfes Auge, um Mißstände zu entdecken, und seine milde Hand, um zu helfen. Um feinen Unterthanen viel geben zu können, war er selbst sehr sparsam. „Preußen ist arm, darum muß sein König sparen!" sagte er. Im Mai unternahm er Reisen in das ganze Land. Dabei schenkte er auch dem Geringsten Gehör und untersuchte alle Beschwerden. „Die armen Leute wissen, daß ich Landesvater bin, darum muß ich sie hören!" sagte er. Als er einst die Pferde wechseln ließ, drängte sich ein altes Mütterchen dicht an feinen Wagen. „Was wollt ihr, Mütterchen?" fragte der König. „Sie sehen, weiter nichts!" war die Antwort. Der König reichte ihr einige Goldstücke und und sagte: „Auf diesen Dingern konnt ihr mich ansehen, so oft ihr

2. Das erste Geschichtsbuch - S. 9

1892 - Gera : Hofmann
— 9 — 4. Von seinem Vater Kaiser Friedrich Iii. Der Vater unseres Kaisers war schon lange vor seiner Thronbesteigung der Liebling des deutschen Volkes. Er hatte eine schöne Gestalt, einen ritterlichen Mut und eine große Leutseligkeit. Als Feldherr erfocht er herrliche Siege über die Österreicher und Franzosen. Er zog in den Kamps mit den Worten: „Ich bin stolz darauf, Gut und Blut einzusetzen für die heiligsten Güter des Vaterlandes!" Sein Wahlspruch war: „Furchtlos und beharrlich!" Als Regent sagte er: „Ich kenne kein anderes Ziel meines Strebens als das Glück und die Wohlfahrt des Vaterlandes!" 2. Kaiser Friedrich Iii. Mit seiner Gattin Viktoria von England lebte er glücklich. Von seinen 8 Kindern starben 2 Söhne, einer, als der Vater gegen Österreich in den Krieg gezogen war. Er erzog sie einfach und streng. Auf feinem Gute Borustedt veranstaltete er oft Spiele für die Dorfkinder und spielte selbst mit ihnen. Ja einmal hielt er sogar Schule für den Lehrer, als diefer plötzlich zu feiner kranken Mutter reisen mußte. Armen und Unglücklichen half er mit Rat und That. Alle Werke des Friedens förderte, Künstler und Gelehrte ehrte und unterstützte er. Besonders lag ihm viel daran, das Handwerk zu heben. Er selbst hatte das Buchbinderhandwerk erlernt. Leider erkrankte der herrliche Mann 1887 an einem schweren Hals-übel. Vergebens suchte er Hilfe in der milden Luft Italiens. Vergebens feufzte fein greifer Vater Wilhelm I. nach dem fernen Sohne. Mit der Sorge um den einzigen Sohn und mit dem Schmerze über fein Unglück

3. Das erste Geschichtsbuch - S. 25

1892 - Gera : Hofmann
— 25 — \ v Das Niederwald-Denkmal. Er schlief auf einem schlichten Feldbette, das er auch auf Reisen mitnahm. Schlafrock und Schlafschuhe trug er niemals. Er stand sehr früh auf, las die eingegangenen Briefe und verhandelte mit den Ministern. Am Mittag stand er an dem Eckfenster feines Schlosses und sah zu, wie die Wache aufzog. Vieles Volk strömte um diese Zeit zusammen, um ihn zu fehen und zu begrüßen. Er war eine hohe, königliche Erscheinung. Milder Ernst und herzliche Freundlichkeit lagen aus seinem Antlitz. Manche kamen weit her. Ost hielten sie Bittschriften in die Höhe. So einst ein armer Weber, dem der Webstuhl

4. Das erste Geschichtsbuch - S. 59

1892 - Gera : Hofmann
— 59 — Thonpfeifen; in geflochtenen Körbchen stand holländischer Tabak, und in kleinen Pfannen glimmte Torf zum Anzünden der Pfeifen. Auf einem Seiteutifche stand ein kräftiger Imbiß und an jedem Platze ein tüchtiger Bierkrug. Es wurde zwanglos gegessen, getrunken, geraucht, gescherzt und geneckt. Der König liebte die größte Offenheit und nahm es nicht übel, wenn er selbst geneckt wurde. Hier ließ er sich vieles sagen, was er draußen sehr übel genommen hätte. Besonders laut, lebhaft und derb war der alte Dessauer. Doch nicht nur Witz und Scherz trieb man im Tabakskollegium, sondern es wurden auch die Zeitungen vorgelesen und wichtige Angelegenheiten besprochen. 3. Der unermüdliche Regent. Der König sorgte wie ein Vater für das Wohl seiner Unterthanen und ermüdete niemals in der Erfüllung seiner Pflichten. Er sagte: „Zur Arbeit sind die Regenten erkoren, nicht aber, um ihre Tage im Genuß zuzubringen. Will ein Fürst in Ehren seine Regierung führen, fo muß er alle feine Geschäfte selbst vollziehen." Er brachte strenge Ordnung in die Verwaltung, erhöhte die Einnahmen, füllte deu Staatsschatz, hob die Bildung des Volkes und schuf ein schlagfertiges Heer. Den Ackerbau, das Handwerk und die Armee hielt er für die Säulen des Staates. Im ganzen Lande bekümmerte er sich um den Ackerbau und die Viehzucht. Wo es nötig war, unterstützte er die Landleute mit Saatkorn, Vieh und Holz. Seine Staatsgüter machte er zu Musteranstalten der Landwirtschaft und befreite die Bauern darauf von der Hörigkeit. Das verödete Ostpreußen verwandelte er durch die fleißigen Ansiedler in ein blühendes Land. Den „kleinen Mann" schützte er gegen die Übergriffe der Beamten. So befahl er: „Ich will nicht, daß die Herren Räte mit den Pferden meiner Bauern spazieren fahren." Alle Zweige der Gewerbthätigkeit förderte er kräftig. Seine Unterthanen sollten nur inländische Erzeugnisse kaufen, damit das Geld im Lande bleibe. Seine Soldaten trugen nur preußische Tuche. Fremde Waren wurden hoch besteuert, ja die Einfuhr gewebter Stoffe verboten. Den Handwerksmeistern schrieb er genau vor, wie sie ihre Lehrlinge halten follten. Den Hökerinnen auf Markt und Straßen befahl er, nicht Maulaffen feil zu halten, sondern neben ihrem Kram zu spinnen, zu stricken und zu nähen. Die Stadt Berlin erweiterte und verschönerte er. Alle Häuser, die ihm mißfielen, mußten weggerissen und durch neue ersetzt werden. Armeren Bürgern gab er dazu Bauplätze und Bauholz, bei reicheren sagte er kurzweg: „Der Kerl hat Geld, muß bauen!" Nach Tische ritt er meistens aus und besah die Bauten. Er hielt auf Recht und Gerechtigkeit. Von den Kniffen der Rechtsgelehrten wollte er aber nichts wissen. In Minden hörte er bei einer Gerichtsverhandlung zu, wie ein Rechtsanwalt einen Angeklagten verteidigte. „Der Kerl hat recht!" rief der König. Nun trat aber der Anwalt der Gegenpartei auf und sprach ebenso geschickt. Da rief

5. Das erste Geschichtsbuch - S. 57

1892 - Gera : Hofmann
— 57 — verunglückte, verkommene und verdorbene Menschen ließen sich freiwillig anwerben. Andere wurden beschwatzt oder betrunken gemacht oder gewaltsam weggeführt. Auf solche Soldaten war natürlich kein Verlaß. Vaterlandsliebe kannten sie nicht. Sobald es ihnen nicht mehr anstand, desertierten oder entflohen sie um anderswo aufs neue Handgeld zu nehmen. Sie wurden darum streng überwacht. Sobald einer entfloh, donnerten die Kanonen hinter ihm her und stürmten die Glocken in den Dörfern. Jedermann war bei harter Strafe verpflichtet, den Ausreißer zu fangen und einzuliefern. Der Ärmste mußte dann durch die Gasse laufen. Die Soldaten stellten sich m zwei Reihen auf. Jeder erhielt eine fpitz auslaufende Rute. Der Sträfling mußte stch bis zum Gürtel entblößen und die Hände auf den Rücken binden lassen. Dann lief er mehrmals durch die 2 m breite Gasse und erhielt von jedem Soldaten einen Hieb auf den bloßen Rücken. Bald rann das Blut in strömen und hing das Fleisch in Fetzen nieder. Mehrmaliges Spießrutenlaufen hatte oft den Tod zur Folge. Die Soldaten trugen blaue Röcke, weiße Hosen, lange lederne Gamaschen, hohe Hüte und hinten einen langen künstlichen Haarzopf. Die Gamaschen und der Zopf waren die Qual der Soldaten. Die Gamaschen mußten immer geschwärzt und ohne Falten ganz eng an die Beine geknöpft, der Zopf geflochten und gewichst, die Haarlocken an der Seite gepudert sein. _ Die ganze Nacht vor einer Parade saßen die Soldaten in vollem Anzuge mit gedrehtem Zopfe und gestreckten Beinen, steif wie Puppen, auf Stühlen, damit der mühsame Aufputz nicht zerstört würde. Noch heute bezeichnet man mit Gamaschendienst eine kleinliche und peinliche Quälerei und mit dem Zopf eine lästige, veraltete Einrichtung. Durch sein eigenes Beispiel und die strengste Überwachung hat der König einen Beamten st and erzogen, der sich durch Fleiß, Gehorsam und Zuverlässigkeit auszeichnet. Er selber arbeitete eine Geschäftsvorschrift für die Beamten aus. Bei knapper Besoldung verlangte er viele Arbeit und die größte Pflichttreue. Die allgemeine Schulpflicht der Kinder stammt aus seiner Zeit. Bis dahin ging nur in die Schule, wer wollte. Nun mußten alle Eltern ihre Kinder vom 5. bis 12. Jahre in die Schule schicken. Hier wurden sie in der Religion, im Lesen, Schreiben und Rechnen unterwiesen. Über 2000 Schulen hat der König gebaut und sogar ein Lehrerseminar gegründet, damit die Lehrer für ihr schweres Amt recht vorbereitet würden. Der König besuchte sehr oft Schulen und prüfte die Kinder. Er wird darum auch der Vater der preußischen Volksschule genannt. Von diesem merkwürdigen Fürsten wollen wir nun noch mehr hören. 2. Der schlichte Charakter. Friedrich Wilhelm I. ist der Sohn des ersten Königs von Preußen. Er wurde im Todesjahre seines Großvaters, des großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm, 1688 geboren. Die 52 Jahre seines Lebens liegen zwischen dem Todesjahre des größten Kurfürsten und dem Regierungsantritt des größten Königs aus dem Hause Hohenzollern. Sein Vater liebte die Pracht, er aber haßte jeden Prunk und jede Bequemlichkeit. Einen goldgestickten Schlafrock warf er ins Feuer. Allerlei Schmucksachen verkaufte er und bezahlte damit Schulden seines Vaters. Über alle Einnahmen und Ausgaben

6. Geschichts-Cursus für die mittleren Klassen der Gymnasien und Realschulen - S. 119

1865 - Eisleben : Reichardt
1 — 119 — 1519—1522 Erste Weltumseglung unter dem Portu- giesen Magelhaen. Er stand in spanischen Diensten und wollte eine Durch- fahrt durch Amerika entdecken. Fährt durch die Magel- haensstraße, wird ans den Philippinen erschlagen. Eins seiner Schisse kam nach Spanien zurück. 1580 zweite Weltumsegelung durch den Engländern Franz Drake. (Kartoffeln.) 1530 Franz Pizarro erobert das goldreiche Peru. Der Inka treulos gefangen und hingerichtet, trotz des un- geheuren Lösegcldes. Der grausame Pizzaro wurde von den Anhängern des von ihm Hingerichteten Almagro (des Entdeckers von Ehile) ermordet. -

7. Lesestücke für die beiden oberen Abtheilungen der Volksschulen - S. 235

1843 - Darmstadt : Jonghaus
235 zeichen erwarb. Bei der Eroberung von Korioli, einer festen Stadt der mächtigen Volksker, that er sich so sehr hervor, daß ihm der Ehren- name Koriolan, den er seitdem beständig führte, beigelegt ward. Was ihn aber noch mehr, als seine kriegerischen Thaten auszeichnete, war seine kindliche Liebe und Verehrung gegen seine Mutter Betuna. Von früher Kindheit an war es sein Bestreben gewesen, ihren Beifall zu gewinnen, und jede Auszeichnung, die ihm späterhin zu Theil wurde, war vorzüglich auch deßhalb seinem edlen Herzen so werth, weil erste auf dem Altare der kindlichen Liebe niederlegen und dadurch den Lebens- abend der theuren Mutter verschönern konnte. Wie viel sie aber über ihn vermochte', das sollte sich bald auf recht auffallende Weise zeigen. Wiewohl Äorivlans Verdienste allgemein anerkannt waren, so be- saß er doch nicht die Liebe des Volkes. Sein Stolz, seine gering- schätzige Behandlung der Niedrigen im Volke, sein starres Festhalien an ererbten Vorzügen entfremdeten ihm die Herzen. Als er daher zum Cónsul, worauf Niemand gerechter» Anspruch zu haben glaubte, als er, erwählt werden sollte, widersetzten sich die Bolkstribuncn und hintertrieben die Wahl. Dadurch erbittert, sprach er in der Senats- versammlung bei Gelegenheit einer Getreidevcrtheilung unter das Volk ganz unverhohlen und in derbsten Ausdrücken seine Abneigung gegen das wachsende Ansehen der Bolkstribuncn aus. Von diesen ward er deßhalb zur Verantwortung gezogen und durch einen Volks- beschlnß auf ewige Zeit aus dein Vaterlande verbannt. Racheglühend verließ er Rom und wandte sich zu den Volskern, den mächtigsten und erbittertsten Feinden der Römer. Hier wurde er als ein so er- fahrner Feldherr, dessen Tapferkeit sie selbst bei so vielen Gelegenhei- ten empfunden hatten, mit offenen Armen aufgenommen. Seiner Uebcrredungökunst gelang es leicht, ihren gesunkenen Muth anzufeuern, und sie zur Unternehmung eines neuen Krieges gegen die Römer, der unter den damaligen Umständen den glücklichsten Erfolg versprach, zu bewegen. Ueber eine Heeresabtheilung, die größtentheils aus Frei- willigen bestand, und die sich bet jedem Schritte vorwärts vergrößerte, ward ihm der Oberbefehl anvertraut. Unaufhaltsam drang nun Ko- riolan vor, die wichtigsten Städte und Plätze waren bald in seiner Gewalt, und nicht lange, so stand er im Angesichte Roms. Je mehr er sich Rom näherte, desto mehr nahm in der Stadt Schrecken und Berwirruug zu; unfähig, einen Entschluß zu ihrer Vertheidigung zu fassen, brachte das Volk und dessen Häupter die Zeit mit vergeblichen Vorschlägen und unnützen Vorwürfen zu, indeß das Geheul der Weiber und Kinder in den Straßen der Stadt immer ängstlicher wurde, und die Greise mit den Priestern in den Tempeln der Götter um Hülfe flehten. Zwei Gesandtschaften, welche Koriolan um Beilegung des Kriegs und um friedliche Rückkehr ins Vaterland bitten sollten, wurden fruchtlos ins Lager gesendet; die eine bestand aus den angesehensten Männern des Staats, fast lauter Verwandte und Freunde des Be- leidigten, die andere aus allen Priestern der Stadt in feierlicher Amts- kleidung unter Vortragung der Heiligthümer. Koriolan blieb, wiewohl er sie mit Anstand und Achtung empfing, unerbittlich, und machte mit

8. Lesestücke für die beiden oberen Abtheilungen der Volksschulen - S. 29

1843 - Darmstadt : Jonghaus
29 und seine gleichfalls hochbetagte Frau um eine Unter- stützung bat, da sie ganz arm und wegen ihres hohen Alters auch zu kraftlos seien, durch ihrer Hände Arbeit etwas zu verdienen. Sie würden, war weiter in der Bittschrift gesagt, schon bisher im Elend haben verküm- mern müssen, wenn nicht ihr seit 8 Jahren im ersten In- fanterie - Regiment als Einsteher dienender Sohn ihrer Noth durch eigene Entbehrung einigermaßen zu steuern gesucht hätte. Der gute Sohn habe von seinem Einstands- kapital ihnen zwei Grundstücke gekauft, aus welchen sie für einige Zeit des Jahres Lebensmittel gewonnen hätten. Ja er habe noch mehr gethan und ihnen von seiner in 7 Kreuzern bestehenden Löhnung täglich 1 % Kreuzer ver- abreicht. Es sei ihnen aber zu drückend und thue ihrem Herzen zu wehe, von ihrem Sohne länger annehmen zu sollen, was ihm doch selbst unentbehrlich sei — Ich war, setzte der Fürst hinzu, von diesem schönen Zuge kindlicher Liebe innigst gerührt und habe einen wahren Drang empfunden/den guten, höchst achtungswerthen Menschen per- sönlich kennen zu lernen." — Dieser wurde nun vorgerufen,, bei seinem Eintreten in das Zimmer von seinem Fürsten sehr freundlich empfangen und also angeredet: "Ich habe ge- hört, wie vortrefflich du gegen deine arme Aeltcrn ge- handelt, wie du von deinem Wenigen ihre kummervollen Tage erleichtert hast; das macht dir Ehre und wird dir Segen bringen. Auch freut es mich, daß du dir das Zeugniß eines braven Soldaten erworben hast. Da du nun bei deinem kleinen Einkommen bisher deine Aeltern mit eigener Entbehrung unterstützt hast, so glaube ich mich verpflichtet, für die ihnen gebrachten Opfer dich einiger- maßen zu entschädigen." Hierbei überreichte ihm der gnädige Fürst mit sichtbarer Rührung ein Päckchen mit Geld und versprach, auch fernerhin an ihn zu denken und für ihn zu sorgen. Der hochbeglückte Mann war tief bewegt und konnte kein Wort hervorbringen; nur seine Thränen sprachen. Er wurde huldvoll entlassen. Der einige Minuten später sich entfernende Offizier eilte ihm nach, und traf ihn noch in Thränen, welche über die braunen Wangen herabrollten. Das Päckchen war noch uneröffnet, fest von f.iner Hand umschlossen, und diese nun emporhebend brachte er mit zitternder Stimme kaum I

9. Lesestücke für die beiden oberen Abtheilungen der Volksschulen - S. 140

1843 - Darmstadt : Jonghaus
140 fünf bis sechs Pud, und ein einzelner Mann kann auf diese Weise bei schlechten Wegen dreißig bis vierzig, bei guten aber achtzig bis hundert und vierzig Wersten *) in einem Tage zurücklegen. Die Art, wie die Thiere zu ihrer seltsamen Bestimmung erzogen werden, ist höchst son- derbar. Zu eigentlichen Zughunden sucht man vorzüglich diejenigen aus, welche hohe Füße, lange Ohren, eine spitze Schnantze, ein breites Kreuz und dicke Köpfe haben, und eine größere Munterkeit verrathen. Sobald diese Thiere sehen können, werden sie in eine finstere Grube ge- worfen, wo sie lange eingeschlossen bleiben, bis man sie für stark genug hält, einen Versuch mit ihnen anstellen zu können. Alsdann spannt man sie mit andern, schon abge- richteten Hunden an den Schlitten, vor welchem sie aus allen Kräften laufen, weil sie durch das Licht und durch so viele unbekannte Gegenstände in Schrecken gesetzt sind. Nach dieser kurzen Probe werden sie abermals in ihren finstern Kerker gesperrt, und diese Uebung wird so lange wiederholt, bis sie des Ziehens gewohnt und ihrem Führer folgsam geworden sind. Bon diesem Augenblick beginnt ihr härtestes Schicksal; das nur durch die kurze Erholung gemil- dert wird, die ihnen der Sommer gewährt. Da sie näm- lich in dieser Jahreszeit von keinem Nutzen sind, so bekümmert sich auch Niemand um sie, sondern sie genießen eine völlige Freiheit, welche sie vorzüglich zur Stillung ihres Hungers benutzen. Ihre einzige Nahrung besteht in Fischen, denen sie diese ganze Zeit über an den Flüssen auflauern, und die sic mit vieler Behendigkeit und List zu fangen wissen. Wenn sie einen Ueberfluß an denselben haben, fressen sie, gleich den Bären, nur die Köpfe und lassen den Ueberrest liegen. Doch diese Ruhe dauert nur bis in den Oktober; denn dann versammelt jeder Eigen- thümer seine Hunde und bindet sie in der Nähe seiner Woh- nung an, wo sie zuerst weidlich hungern müssen, um sich ihres überflüssigen Fettes zu entladen, und dadurch zum Laufen behender zu werden. Sobald der erste Schnee fällt, geht ihre Plagezeit an, und dann hört man Tag und Nacht ihr schreckliches Geheul, durch welches sie gleich- sam ihr hartes Schicksal zu beklagen scheinen. Bei dem *) 7 Werste s=s eine deutsche Meile.

10. Lesestücke für die beiden oberen Abtheilungen der Volksschulen - S. 213

1843 - Darmstadt : Jonghaus
213 birge emporbäumte und gegen die Stadt heranwälzte. „Das Meer, das Meer! Wir sind des Todes!" riefen viele Tausende und flohen den Straßen zu, in welchen ihnen durch niederfallendes Gemäuer ein anderer Tod drohte. Wild brauste das Wasser in die Stadt; die an dem Ufer ankernden Schiffe wurden losgerissen, und meh- rere derselben von dem Strudel verschlungen. Viele Men schen fanden hier ihren Tod. Diese fürchterliche Erschei- nung erneuerte sich bald darauf mit dem dritten Erdstoß auf dieselbe Weise, und wiederholte sich bei jedem folgenden. Zu diesen Schrecken der Natur gesellte sich das Feuer, welches aus dem Schutte der eingestürzten Häuser an allen Enden ausbrach, und das verzehrte, was das Erdbeben und das Wasser verschont hatte. Was nicht erschlagen war, oder mit dem Tode rang, floh jetzt aus der Stadt. Auf den Feldern umher lagerten die unglücklichen Bewoh- ner Lissabons zu Tausenden ohne Obdach, ohne Nahrung und zum Theil ohne Kleidung einein fast ununterbrochenen Regen ausgesetzt. Denn die benachbarten Städte und Dör- fer, in welchen sie Zuflucht hätten finden können, hatten selbst durch die Verheerungen des Erdbebens gelitten. Un- säglich war das Elend, das über die Stadt Lissabon ge- kommen war; 16000 Gebäude lagen darnieder, unter ihnen das königliche Schloß, alle Haupt- und Pfarrkirchen, die Klöster, die Krankenhäuser und fast alle öffentlichen Ge- bäude; nur wenige waren verschont geblieben. Lissabon war ein Schutthaufen, unter welchem das Glück von 200,000 Bewohnern und die Leichname von 40,000 Er- schlagenen begraben lagen. Der Schaden der Einwohner betrug über tausend Millionen Gulden. So groß jedoch das Unglück war, welche/über Lissa- von jetzt lag, und so traurig der Jammer, unter welchen! sie seufzten, so boten doch diese Tage des Schreckens und des Elends manches rührende und erhebende Bild edler Menschlichkeit, heldenmüthiger Aufopferung und ächt christ- lichen Sinnes dar. In den ersten Augenblicken, wo fast Jedermann nur auf Erhaltung des eigenen Lebens bedacht war, sah man Einzelne mit der Errettung ihrer unglück- lichen Mitbürger beschäftigt; da wo die Gefahr sich am größten zeigte, bemerkte man Andere, die sich mit kühnem Muth in die Gefahr wagten, um Menschen, die ihnen
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