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1. Vollständiges Lehrbuch der allgemeinen Geographie - S. 112

1829 - Darmstadt : Heyer
112 Politische Geographie. edlen Metallen und Papieren handelt, heißt Bankier. — Hinsichtlich des Ortes, woher die Maaren kommen und wohin sie gehen, theilt sich der Handel in den innern Konsumtionshandel, mit inländischen Maaren im Lande selbst, den ausländischen Kon- sumtionshandel, mir fremden Maaren im Jnlande oder inländischen Maaren im Auslande; und den Zwi- schenhandel, mit Maaren, die von auswärts kommen und auswärts gehen. Dieser erscheint alskommissions- handel im Kaufe und Verkaufe aus Auftrag für auswärtige Kaufleute, oder als Speditionshandel, durch welchen fremde Maaren nach auswärts versendet werden, und also der Transito- oder Durchgangs- handel erzeugt wird. — Nach der Art der Thätigkeit, mit welcher der Handel getrieben wird, unterscheidet man den Aktiv Handel, wenn die Einwohner eines Staates inländische oder fremde Maaren den Ausländern zuführen; und den Passivhandel, wenn Bewohner eines fremden Staates ihre Maaren ins Land bringen und dort verkaufen, wodurch das Geld auswärts geht. Der Handel zu Lande wird mittelst des Trans- ports auf der Achse oder auf Fluß- und Kanalschiffen, Dampfbooten rc. (Frachtfuhr genannt) getrieben, in Asien und Afrika meistens auf Kameelen, und zwar in Karawanen oder großen Reisegesellschaften; der See- handel vermittelst größerer oder kleinerer Kauffahrtei- schiffe , auf welchen die Maaren in fremde Länder zur See transportirt werden (Frachrfahrt) oder auch durch Küstenfahrt, aus einem Hafen des Landes in den andern. Schiffsladungen werden nach Tonnen zu 20 Centner oder 2000 Pfund oder nach Lasten zu 40 Cntr. oder 4000 Pfd. berechnet. Zugleich bestimmt man hierdurch die Größe der Schiffe, indem man eine Tonne für einen Raum von 42 Quadratfuß annimmt. Bei Tonnenwaaren (z. B. Häringen, Theer, Steinkoh- len rc.) wird die Last in-12 Tonnen eingetheilt.

2. Die Geographie in der Volksschule - S. 109

1897 - Gera : Hofmann
A. Nordwesteuropa. Iii. Die britischen Inseln. 109 ä) Weshalb ist die Natur der beschriebenen englischen Ostküste dem Seehandel wenig günstig? — Sie eignet sich nicht zu bedeutenden Hafen- anlagen. In der That findet man von der Humber- bis zur Themsemündung keinen bedeutenden Seehafen. Und welchem Umstände ist es nur zuzu- schreiben, daß an den genannten beiden Küstenpunkten bedeutende Seehäfen liegen? — Ihre Anlage wurde durch die breiten und tiefen Flußmündungen ermöglicht. — Welche dieser beiden Seehandelsstädte haben wir noch nicht näher betrachtet? — Die Hauptstadt London am untern Lauf der Themse. — Sie ist die Residenzstadt der englischen Königin. Das Königtum ist nämlich in England anch in weiblicher Linie erblich. Es wird durch das Parlament, welches die Rechte der verschiedenen Stünde des Volkes vertritt, sehr be- schränkt. (Wiederholen!) Obwohl die Stadt über 75 km vom Meere liegt, dringt die Flut in dem breiten tiefen Strombett doch bis London, so daß die größten Seeschiffe dahin gelangen können. London ist die volkreichste Stadt der Erde. Sie hat fast 4^/2 Millionen Bewohner, (der Polizeibezirk sogar 51/2) fast 1h vom ganzen Jnselreich. Wieviel mal so groß ist sie wohl als Berlin? — Über dreimal. — Sie hat mehr Bewohner als manches Königreich. — So haben z. B. Dänemark und Württemberg noch nicht 1/2 so viel Bewohner als London, Sachsen hat nur 31/2 Millionen, und Holland und Schweden haben nur so viel Einwohner als das eigentliche London. London ist die größte Seehandelsstadt und bedeutendste Fabrik- und Industrie- stadt des Jnselreichs und der ganzen Erde. Suchen wir einzelne Gründe für diese Größe Londons! Aus welchem einfachen Grunde schon nimmt London unter allen Städten Englands die erste Stelle ein? — Es ist die Hauptstadt des ganzen Reiches. — In der Hauptstadt eines Landes vereinigen sich aber vielerlei Kulturbestrebungen des Volkes. (Denkt an Berlin!) Außerdem hat London eine äußerst günstige Lage. Nennt andere englische Städte, deren geographische Lage mit der von London Ähnlichkeit hat? — Hüll, Liverpool, Bristol; denn sie liegen auch im Mündungsgebiet von Flüssen, welche bis zu den Städten sür große Seeschiffe fahrbar sind. — Was aber hat London in dieser Be- ziehung voraus? — Es liegt am größten Flusse des Landes, in einer weiten Tiefebene. — Weshalb ist diese Lage für den Binnenverkehr von großem Vorteil? — Auf der Themse gelangen die Flußschiffe ins Innere des Landes, und durch Kanäle, die leicht anzulegen waren, steht ganz Mittel-England mit London in Verbindung. — Welche andere für den Verkehr wichtigen Kunst- straßen waren dort ohne Schwierigkeiten anzulegen? — Viele Eisenbahnen. — Aber auch für auswärtigen Seehandel hat London eine sehr günstige

3. Deutsche Schulgeographie - S. 209

1908 - Gotha : Perthes
209 nika mündet und somit zum Kongogebiete gehört, während der Njassa seine Gewässer zum Sambesi sendet. Die ursprünglichen Bewohner sind ackerbautreibende Bantuneger, in deren Sprache die Vorschlagsilbe U das Land und Wa die Be- wohner bezeichnet (z. B. Uniamwesi und Waniamwesi). An der Küste haben sich seit dem Mittelalter auch Araber angesiedelt und am Ende des 17. Jahrhunderts ein Reich gegründet, das sich allmählich über einen großen Teil der «Manischen Ostküste ausdehnte und seinen Mittel- Punkt in Sansibar hatte. Sie betrieben den ergiebigen Handel mit Sklaven und Elfenbein und machten sich zum Teil auch im Innern Ostafrikas ansässig. Das Kisuaheli, die Sprache der Suaheli oder Küstenneger, wurde dadurch die Handelssprache in einem großen Teile von Ostafrika. Doch gelang es indischen Kaufleuten, den Handel in ihre Hände zu bringen, indem sie den Arabern große Vorschüsse gaben, die diese mit Elfenbein und Sklaven zurückzuzahlen gezwungen waren. Neben den Sklavenjagden hatten aber die binnenländischen Bantuneger auch unter dem Vordringen zweier viehzüchtenden und räuberischen Nomadenvölker zu leiden, der hamitischen Massai im N. und der den Kafsern verwandten Masiti südlich vom Rufidschi, denen sich auch einige Bantustämme angeschlossen hatten. § 251. Seit der Unterdrückung des Araberausstandes im Jabre 1890 ist die deutsche Herrschaft an der Küste fest begründet; im Innern halten weit zerstreute Militärstationen, die zum Teil auch den evange» lischen und katholischen Missionaren als Rückhalt dienen, den Frieden und die Ordnung ausrecht. Ostafrika ist noch immer vorwiegend Handels- kolonie, doch wird — und das gilt auch für Togo und Kamerun — ihre Entwicklung durch die mangelhaften Verkehrsmittel gehemmt^/ Alle Lasten werden noch von Menschen befördert; die wichtigsten Tauschartikel sind, ^vie im ganzen tropischen Afrika, Baumwollwaren. Unter den Ausfuhrartikeln stand früher Elfenbein an erster Stelle, aber durch die rücksichtslose Elefantenjagd ist es seltener geworden, und an seine Stelle traten die Walderzeugnisse, besonders Kautschuk, und Produkte der Jagd und Viehzucht (lebende Tiere, Felle und Häute). Die bedeutendsten Karawanenstraßen (allerdings nicht Straßen in unserem Sinne, sondern schmale Negerpfade) gehen von Daresfalam (salam; Friedensgau), der Haupt- und größten Stadt der Kolonie (20000 Einwohner), und von Bagomojo (bagamöjo; gegenüber Sansibar) nach dem Innern, wo sie sich von Tabora (taböra) aus nach dem Viktoria- und dem Tanganikasee verzweigen.' Die jetzt in Bau befindliche Eisenbahn von Daressalam nach Morogoro kann, wenn sie nach den großen Seen S u p a n, Deutsche Schulgeogrsphie. ij

4. Lernbuch der Erdkunde - S. 152

1902 - Gotha : Perthes
152 § 161. Iv. Aiautschou. Lage? — Aus welcher Halbinsel? — Grenzen? — Vergleiche die geographische Breite mit europäischen Gebieten! Größe- 920 qkm (mit dem Wasserbecken). — Vergleiche mit Württemberg! Küstengliederung: Bucht mit mehreren Landzungen und Inseln; Eingang durch Halbinseln verengt (3|kra breit). Küste mit starkem Seegaug, zu Häfen vorzüglich geeignet. Bodendeschaffenheit und Bewässerung! Im Süden und an den Halbinseln (rechts Lauschaugebirge, 1490 m hoch) der Einfahrt steile Küste, sonst flach. Das Land sonst abgedacht, landschaftlich eintönig, zum Teil der- fandet und sumpfig. Flüsse olme Bedeutung, sandige Betten und nur für kleine Boote fahrbar. Klima u. s. w.: Geschützte Lage, für Europäer gesund, viel Regen und Nebel, Sommer sehr warm, doch durch Seewind gemäßigt, im Winter Frost und Schnee. Der Wald ist verwüstet. Bewohner: 84000 Eimv., sauber, gutmütig, freundlich, zudring üch, geistig regsam, mit wenig Handelsgeist und gewerblicher Tätigkeit (Töpferei, Farben-, Glas-, Seidenindustrie); — bedeutender Ackerbau sreis, Weizen, Gerste, Hirse, Baumwolle, Mohn, Tabak). Natürliche Bodenschätze: Ausgedehnte Kohlenlager, ob sich sonst Bergbau verlohnt, muß die Zukunft lehren. Kiautschou wurde März 1898 auf 99 Jahre gepachtet. Hinter dem schmalen deutschen Gebiet liegt eine 50 km breite ueu- trale Zone (7100 qkm), in der die Chinesen ohne des Deutschen Reiches Einwilligung keine Maßnahmen treffen dürfen. Zweck der Erwerbung war nicht Gebietsvergrößerung, wie manche Nörgler glauben machen wollen, sondern Gewinnung „eines Stapel- Platzes für deutsche Ware, einer Zentralstelle für deutschen Unter- nehmungsgeist und deutsches Kapital, einer Einfallspforte und endlich einer hervorragenden Flotten- und Kohleustation". Sitz des Gouverneurs: T sing tau, Freihafen; dort auch ein Seebataillon.

5. Lebensspiegel für Landleute - S. 189

1844 - Darmstadt : Ollweiler
189 Augenblick waren ganze lange Gassen voll Häusern mit^allem was darin wohnte und lebte, zerschmettert und in einen Steinhaufen zusammengestürzt oder entsetzlich beschädigt. Viele hundert Men- schen wurden lebendig und todt unter diesen Trümmern begraben oder schwer verwundet. Drei Schulhäuser gingen mit allen Kindern, die darin waren, zu Grunde, Menschen und Thiere, welche in der Nähe des Unglücks auf der Straße waren, wurden von der Ge- walt des Pulvers in die Luft geschleudert und kamen in einem kläglichen Zustande wieder aus die -Erde. Zum Unglück brach auch noch eine Feuersbrunst aus, die bald an allen Orten wüthete, und konnte fast- nicht gelöscht werden, weil viele Vorrathshäuser voll Oel und Thran mit ergriffen wurden.- Achthundert der schönsten Häuser stürzten ein oder mußten niedergerissen werden. Da sah man auch, wie es am Abend leicht anders werden kann, als es am frühen Morgen war, nicht nur mit einem schwachen Menschen, sondern auch mit einer großen volkreichen Stadt. Der König von Holland setzte sogleich ein nahmhaftes Geschenk auf jeden Menschen, der noch lebendig gerettet werden konnte. Auch die Todten, die aus dem Schutt hervorgegraben wurden, wurden auf das Rathhauö gebracht, damit ste von den Ihrigen zu einem ehrlichen Begräbniß konnten abgeholt werden. Viele Hülfe wurde geleistet. Obgleich Krieg zwischen England und Holland war, so kamen doch von London ganze Schiffe voll Hülfsmitteln und große Geldsummen für die Unglücklichen, und das ist' schön — denn der Krieg soll nie in's Herz der Menschen kommen. Es ist schlimm genug, wenn er außen vor allen Thoren und vor allen Seehäfen donnert. 211. Der unterirdische Wald. Im Jahr 1808 wurde in England in Folge einer starken Ebbe und Fluth einer der Dämme der Themse durchbrochen. Die Gewalt des Wassers war so groß, daß es einen Kanal auswühltc, der 300 Fuß breit und 20 tief war. Diese Ueberschwemmung, die seit undenklichen Zeiten nicht ihres Gleichen gehabt hatte, setzte alle Bewohner des Landes in Erstaunen; aber eine noch größere Überraschung war ihnen aufbehalten; denn als das Wasser wieder abgeflossen war, erblickten sie in dem neuen Kanäle eine Menge großer Bäume, die seit Jahrhunderten hier vergraben gewesen waren. Alle, mit Ausnahme einer großen Eiche, deren Rinde, Wipfel und Wurzeln größtentheilö noch im vollkommensten Zustande sich befanden, waren Erlen. Sie waren schwarz, hart und zähe geworden, und alles bewiest, daß sie in dem sumpfigen Boden, in dem man sie fand, und auf dessen Oberfläche sie sich in horizontaler Richtung erhoben, alt geworden waren; eine dicke Lage Düngererde hielt ge verborgen. Das Verschwinden der Bäume rührte ent- weder von der Sündfluth oder von einer Ueberschwemmung der Themse her.

6. Das Vaterland - S. 193

1856 - Darmstadt : Diehl
193 unter der Erde gegraben, auch keine Viadukte über Thäler und Schluchten weggeführt worden, der Boden war vielmehr im Ganzen dem Werke sehr günstig. Dafür ist die Bahn aber eine der frequen- testen und durch ihre sorgfältige Verwaltung vor allen Unfällen ge- schützt worden, während in England, Frankreich und noch mehr in Amerika die Eisenbahn-Fahrten oft sehr unglücklich ablaufen. Denn bei der ungeheuren Schnelligkeit, womit die Lokomotive den Wagenzug auf einer Eisenbahn forttreibt, muß die geringste Abweichung aus der Bahn oder der Zusammenstoß mit irgend einem entgegenstehenden Körper die schrecklichste Erschütterung zur Folge haben. Und Was noch schrecklicher ist, es sind schon ganze Wagenzüge in Brand ge- rathen und Menschen und Waaren sind mit allen Fuhrwerken in Asche verwandelt worden. Bei gehöriger Vorsicht aber gleiten die Wägen, von der Dampfmaschine gezogen, über die eisernen Schienen, wie Schlittschuhe über das spiegelglatte Eis, und man legt auf diese Weise 8 Wegstunden in einer Zeitstunde zurück. Die Einrichtung der Bahn- höfe zu Mainz und Frankfurt ist sehenswerth. Das Getümmel der mit den Dampfbooten auf dem Rhein ankommenden und mit der Eisenbahn weiter gehenden Fremden unterhält auch den Zuschauer; ältere Leute aber staunen, daß es jetzt durch Hülfe der Dampfmaschinen möglich ist, von Frankfurt nach Elberfeld, einen Weg von 30 Meilen in einem einzigen Tage zurückzulegen, und zwar ohne die Beschwerden und Strapatzen früherer Reifen. 20. Der Brand von Hamburg. Es war Donnerstag, am fünften Mai 1842, am Tage der Himmelfahrt des Erlösers, eine Stunde nach Mitternacht, als die Feuerglocken in der alten Hansastadt erschallten. Es brannte im Niko- laikirchspiele in der Deichgasfe. Ein verjährtes Vorurtheil, überkommen aus alten Zeiten, als wären die Löschanstalten von Hamburg die besten der Welt, ließ die Bürger ruhig schlummern, oder das Feuerzeichen als einen unnützen Lärm betrachten. Diese blinde Zuversicht ließ die Bewohner von Hamburg selbst da noch nicht an die furchtbare Größe des nahenden Unglücks glauben, als wenige Stunden nach dem Aus- bruche des Feuers ein Südwestwind sich erhob und die Flammen an einen Speicher trieb, in welchem sich mehrere hundert Küsten Schellack befanden, und als bald auch einige andre mit Steinkohlen und Stein- kohlentheer angefüllte Gebäude von denselben ergriffen wurden. Doch als die Gluthen auch aus den Speichern des Rödingsmarktes empor- leuchteten, schwand die thörichte Sicherheit, und man suchte endlich mit aller Kraft sich dem verderbenden Elemente entgegenzustellen. Doch schon war der Mensch der Gefahr nicht mehr gewachsen. Das Feuer, welches bereits an verschiedenen Stellen und in verschiedenen Straßen aufleuchtete, theilte das Zusammenwirken der Löschanstalten und hemmte um so mehr die Gesammtanstrengungen, da bereits brennendes Oel und brennender Spiritus in die Kanäle'floß. Einige Stunden vor Mittag brannten bereits die Häuser und die hölzernen Fleischerstände ves Hopfen- marktes, und die Flammenwogen näherten sich der Nikolaikirche. Der Himmel war mit finstern Rauchwolken bedeckt. Die Bevölkerung von 13

7. Das Vaterland - S. 367

1856 - Darmstadt : Diehl
367 37. Johanna Sebns. (Zum Andenken der 17 jährigen Schönen, Guten aus dem Dorfe Briemen, die am 13. Januar 1809 bei dem Eisgange des Rheins und dem großen Bruche des Dammeö von Cleverham Hülfe-reichend unterging). Der Damm zerreißt, das Feld erbraust; Die Fluthen spülen, die Fläche saust. „Ich trage dich Mutter durch die Fluth. Noch reicht sie nicht hoch; ich wate gut." Auch uns bedenke, bedrängt wie wir sind, Die Hausgenossin, drei arme Kind, Die schwache Frau! ... Du gehst davon?" — Sie trägt die Mutter Durch's Wasser schon. Zum Bühle da rettet euch! harret derweil! Gleich kehr' ich zurück; uns Allen ist Heil. Zum Bühl' ift'g noch trocken, und wenige Schritt', Doch nehmt auch mir meine Ziege mit." — Der Damm zerschmilzt, das Feld erbraus't, Die Fluthen wühlen, die Fläche saust. Sie setzt die Mutter auf sichres Land. Schön Hannchen, gleich wieder zur Fluth gewandt. . „Wohin? Wohin? die Breite schwoll. Des Waffer's ist's hüben und drüben voll. Verwegen in's Tiefe willst du hinein?" — „Sie sollen und müssen gerettet sein!" — Der Damm verschwindet, die Welle braust, Eiue Meereswoge, sie schwankt und saust. Schön Hannchen schreitet gewohnten Steg, Umströmt auch gleitet sie nicht vom Weg; Erreicht den Bühl und die Nachbarin, Doch der und den Kindern ist's kein Gewinn! — Der Damm verschwand, ein Meer erbraus'ts, Den kleinen Hügel im Kreis umsausts. Da gähnt und wirbelt der schäumende Schlund Und zieht die Frau mit den Kindern zu Grund. Das Horn der Ziege faßt das ein'; So sollten sie Alle verloren sein! Schön Hannchen steht noch strack und gut. Wer rettet das junge, das edelste Blut? Schön Hannchen steht noch wie ein Stern; Doch alle Werber sind alle sern. Rings um sie her ist Wasserbahn, Kein Schifflein schwimmt zu ihr heran. Noch einmal blickt sie zum Himmel hinauf, Da nehmen die schmeichelnden Fluthen sie auf. — Kein Damm, kein Feld! nur hier und dort Bezeichnet ein Baum, ein Thurm den Ort. Bedeckt ist Alles mit Wasserschwall; Doch Hannchens Bild schwebt überall. —

8. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 539

1890 - Gotha : Behrend
Der Jnselkranz Ostfrieslands. 539 werte Opfer gefordert. So gingen vor einigen Jahren an einem Sonntagnachmittag zwei Knaben vom Dorf Westerbur anfs Watt zu den Muschelbänken, um Muscheln zu holen. Ein dichter Nebel über- raschte sie, sie verloren den Weg und trieben später als Leichen an den Strand der Insel. Ebenso schrecklich erging es einem jungen Steuer- mann, der am 23. Dezember 1866 von der Navigationsschule in Timmel nach Baltrum reiste, um bei seiner Schwester Weihnachten zu feiern. Ein Schiffer fuhr ihn hinüber und setzte ihn aus, als er nach seiner Meinung den Strand des heimatlichen Eilandes erreicht hatte. Aber er stand auf einer Sandplatte und mußte sehen, wie mit der Flut das Wasser bei ihm emporstieg. Er nahm ein Blatt aus seinem Notizbuch und meldete seinen Lieben sein tragisches Ende, dem er nicht entgehen konnte, wie ihm das Wasser bis an die Brust gekommen sei und er seine Seele Gott empfohlen habe. Er legte das Blatt in die Zigarren- kiste, in der er seinem Neffen hatte Geschenke überbringen wollen; die Flut warf sie au den Strand, die Leiche aber hat man nicht gefunden. Bei allen Inseln ist die Nordwestspitze der vorzugsweise ange- griffene Punkt, der zugleich auch die höchsten Dünen trägt und mit den stärksten Bastionen beschirmt ist. Der Nordwestwind erscheint über- Haupt bei allen Formationen und Vorkommnissen als der Hauptmacher. Alle Seegaten laufen ihm entsprechend in südöstlicher Richtung, indem sie von Norden einsetzen und dann nach Südosten umwenden. Auf dem Watt verästeln sie sich zu Balgen, in welchen die Flut zum Watt steigt und das Wasser beim Ebben wieder zum Meere zurückstießt; sie verlaufen auch sämtlich in südöstlicher Richtung. Von Nordwesten sind auch die Sturmfluten mit ihrer zerstörenden Gewalt gegen das Fest- land vorgedrungen, darum liegen die Hauptachsen der Zuidersee, des Dollart und der Jade nach Südosten, wie man bei niedrigem Wasser deutlich bemerken kann. Auch im kleinen läßt sich die Herrschaft des Nordwestwindes nachweisen; nicht nur der Dünenhalm nickt nach Süden, auch die Bäume, an denen die Inseln so arm sind — das 5 Stunden lange Juist hat deren nur zwei — gedeihen nur an der Südseite der Häuser und übersteigen nicht die Höhe des Daches; sobald sie frei wachsen, senken alle ihre Kronen nach Südosten, wie z. B. in den künstlichen Anpflanzungen auf Nordernei. Was nun schließlich den Menschen und seine Lebensverhältnisse auf den Inseln anbelangt, so finden wir hier wieder viel Ähnliches. Das Dorf steht überall auf der Südseite hinter dem schützenden Dünen- wall^ und zwar der Westspitze näher gerückt, weil hier hinter den stärksten Dünen Dorf und Kirchlein sicherer stehen und das Seegatt die Schiffahrt ermöglicht (viele Karten zeigen das Jnseldorf zu weit nach Osten). Auf Juist liegt es jetzt östlicher als einst, aber nur durch Katastrophen wurden die Bewohner von der Nordwestspitze, „Bill" ge- nannt, vertrieben. Noch jetzt findet man dort alte Bruuueu und Fensterblei, und nach den Aussagen der Insulaner soll die Sturmflut im Jahre 1825 den alten Kirchhof unter den Dünen aufgedeckt haben. In allen Häusern der Insulaner stndet man eine fast holländische

9. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 458

1890 - Gotha : Behrend
458 Bilder aus der norddeutschen Tiefebene. Unmittelbar vor der Hamburger Vorstadt St. Pauli, mit dieser sast ohue Unterschied zusammenfließend, breitet sich die volkreichste und bedeutendste Stadt der Provinz Schleswig-Holstein, Altona, aus, ein Freihafen, der die güustige Lage an dem mächtigen Elbstrom mit der stolzen Nachbarstadt teilt. Die Höhen des holsteinischen Landrückens treten hier aus eine Strecke von mehreren Stunden uumittelbar au die Elbe heran und verleihen dem User derselben einen hohen land- schastlichen Reiz. Neben der Straße am Fnße des Höhenrückens an der Elbe entlang sührt von Altona und seinem Vorort Ottensen aus auch eiue Chaussee auf den Höhen hin, die zu den schönsten Deutschlands gehört. Natur und Kunst haben sich hier vereint, um diesen Weg mir ausgesuchten Reizen zu schmücken. Villen und Schlösser, Gartenanlagen, Parks und herrliche Fernsicht über deu von Schiffen aller Art belebten Strom, bis zu den in blauem Duft schimmernden Höhen des Hannover- schen Heiderückens entzücken das Auge. Deu Endpunkt dieser Prome- nade bildet das holsteinische Dorf Blankenese, am Fnße und Abhang des 90 m hohen Süllberges. Die zahlreichen Bewohner (der Ort zählt 5000 Einw.) sind großenteils Schiffer und gehören zu den unter- nehmendsten und kühnsten Seeleuten der Welt. Sie sind im Besitz einer ansehnlichen Handelsflotte und besuchen mit ihren Schiffen die Seehandelsplätze aller Nationen. Unterhalb Blankenese, wo sich die Arme der Elbe wieder zu einem einzigen 3 km breiten Strome ver- einigt haben, wenden sich die holsteinischen Höhen von dem Ufer ab, und nun durchfließt die Elbe, bis zu ihrer Mündung an Breite immer wachsend, eiu weites Flachland, in dem kein Höhenzug, kein Hügel den Blick in die Ferne hemmt, in dem sich Weide an Weide, Acker an Acker reiht, und das von zahlreichen Dörfern und stattlichen Einzelge- höften besetzt ist. Es sind die ihrer Frnchtbarkeit wegen weitgerühmten Elbmarschen. Zur Rechteu der Elbe erstrecken sich, durch die Stör von einander getrennt und teilweise durch kostspielige Deiche geschützt, die Cremper und Wilster Marsch, deren Bewohner dem sächsischen Stamme angehören und vorherrschend mit Ackerbau und Viehzucht sich beschäftigen. Denn nur Glückstadt und weiter abwärts Brunsbüttel treiben Schiffahrt und nennenswerten Handel. Gegenüber auf dem linken Ufer der Elbe eutsprechen den holsteinischen Marschen zunächst bei Harburg das schou beschriebene Alte Land, das infolge feiner reichen Obstkultur zur Zeit der Blüte wie der Fruchtreife einen Herr- lichen Anblick gewährt; dann bis zur Oftemündnng das Marschland Kehdingen und von da bis zu dem hamburgischen Amte Ritzebüttel das Laud H adeln, beide mit niedersächsischer Bevölkerung und beide Landstriche im Sommer ein wogendes Saatenmeer mit goldgelben Raps- feldern, köstlichen Weizenäckern, saftiggrünen Roggenfluren, die mit üppigen Wiesen wechseln. Zwischen diesen Fluren verstreut liegen, jedes- mal umgeben von den zugehörigen Ländereien, die großen Höfe mit ihren Gebäuden, von reichem Baumwuchs umgrünt und von einem breiten Grabeu oder einer frifchgrünen Hecke umschlossen. Die wenigen größeren Ortschaften, wie Buxtehude und Stade, liegen meistens

10. Bilder aus Europa mit Ausschluss des Deutschen Reiches - S. 253

1890 - Gotha : Behrend
Lissabon. 253 immer in den glücklichen Kreisen des europäischen Südens ist; kein Lüftchen regte sich; aber 57 Minuten auf 10 Uhr hörte man es in den Straßen rollen, gleich als ob Karossen hinabrollten; zugleich bebte die Erde mit gewaltig wogender Bewegung. Es war gerade der Festtag Allerheiligen; die Einwohner hatten sich zahlreich in den Kirchen ver- sammelt, als das Unglück losbrach. Die kurze Zeit von zehn Minuten war hinreichend, die schönsten Paläste, die herrlichsten Kirchen und Privatgebäude in bejammernswürdige Trümmer zu verwandeln, unter denen Tausende ihren Tod fanden. Gleich bei der ersten Erschütterung stürzte die „Easa sauta", das Haus der Inquisition, ein; dem könig- lichen Palast ging es nicht besser, er ward mit allen Kostbarkeiten, die er enthielt, von der Erde verschlungen, ein Verlust, den man allein auf zwölf Millionen Mark berechnete. Zum Glück befand sich die königliche Familie zu Belem, dem reichen Kloster au der Mündung des Tajo, westlich von Lissabon. Das prächtige Jesuileukollegium begrub unter seinen Trümmern alle darin befindlichen Mitglieder der Gesellschaft. Größeres Unglück und ein nicht zu berechnender Verlust brach in der Nähe des Zollhauses aus, wo ein großer Quai war; auf ihm hatten die köstlichen Flotten von Brasilien, Ostindien und Afrika Ballen, Kisten und Säcke voll seltener Erzeugnisse für den Gebrauch der nördlichen Welt aufgehäuft; hier lagen Millionen in Waren, und um diese Güter schwärmten von Tagesanbruch bis in die Nacht an sechshundert Reeder, Schiffer, Diener, Beamte, Matrosen aus allen Ländern. Die Erde bebt, und binnen einer Minute versinkt dieser Quai, ohne daß nur eine Seele entkommt, Wasser tritt an die Stelle, jede Spur des großen Platzes ist verschwunden. Der Schrecken, das Jammern und Wehklagen, das vou allen Seiten ertönte, geht über alle Beschreibung; die Leute liefen in die Straßen und streckten ihre Arme gen Himmel, um Guade stehend; viele suchten einen der offenen Plätze oder die Landstraße zu erreichen und rannten, zum Teil halb nackt, über die Trümmer hinweg. Greise, Frauen, Kinder, Kranke, die noch in ihren Betten lagen, wurden erstickt, ohue daß man ihnen Hilfe leisten konnte, oder wurden zer- schmettert, verschüttet und so zum schmählichsten, schaudervollsten Tode, dem Tode des Hungers, verdammt. Pferde und Rinder waren uuhalt- bar, zerrissen die Stränge und suchten vergeblich mit ihren Reitern der Zerstörung zu eutslieheu, die unvermeidlich schien. Ganze Gruppen, die sich auf der Flucht befaudeu, wurden vom Hagel der Ziegelsteine und Werkstücke erreicht oder von dem Falle erschütterter Gebäude zer- malmt. Ein Haufe lief nach der Terra de Passa, dem Platze am königlichen Palaste, um von hier auf die Schiffe zu eilen; aber sie stürzten schnell zurück, weil der Tajo sich plötzlich zu eiuer Höhe von 20^ bis 30 Fuß erhob. Es gehört unter die gräßlichsten Wunder dieses Tages, daß der Fluß blitzähnlich so anschwoll und dann eben so geschwind zurücktrat; Schiffe, die in sechs Klafter Tiefe gelegen hatten, wurden auf den nackten Boden gesetzt. Diese über allen Aus- druck grausenvolle Flut und Ebbe kehrte an diesem Tage vielmal zurück. Etliche Boote wurden gleich verschluugen; aus der königliche»« Werst
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