112
Politische Geographie.
edlen Metallen und Papieren handelt, heißt Bankier.
— Hinsichtlich des Ortes, woher die Maaren kommen
und wohin sie gehen, theilt sich der Handel in den
innern Konsumtionshandel, mit inländischen
Maaren im Lande selbst, den ausländischen Kon-
sumtionshandel, mir fremden Maaren im Jnlande
oder inländischen Maaren im Auslande; und den Zwi-
schenhandel, mit Maaren, die von auswärts kommen
und auswärts gehen. Dieser erscheint alskommissions-
handel im Kaufe und Verkaufe aus Auftrag für
auswärtige Kaufleute, oder als Speditionshandel,
durch welchen fremde Maaren nach auswärts versendet
werden, und also der Transito- oder Durchgangs-
handel erzeugt wird. — Nach der Art der Thätigkeit,
mit welcher der Handel getrieben wird, unterscheidet
man den Aktiv Handel, wenn die Einwohner eines
Staates inländische oder fremde Maaren den Ausländern
zuführen; und den Passivhandel, wenn Bewohner
eines fremden Staates ihre Maaren ins Land bringen
und dort verkaufen, wodurch das Geld auswärts geht.
Der Handel zu Lande wird mittelst des Trans-
ports auf der Achse oder auf Fluß- und Kanalschiffen,
Dampfbooten rc. (Frachtfuhr genannt) getrieben, in
Asien und Afrika meistens auf Kameelen, und zwar in
Karawanen oder großen Reisegesellschaften; der See-
handel vermittelst größerer oder kleinerer Kauffahrtei-
schiffe , auf welchen die Maaren in fremde Länder zur
See transportirt werden (Frachrfahrt) oder auch durch
Küstenfahrt, aus einem Hafen des Landes in den
andern. Schiffsladungen werden nach Tonnen
zu 20 Centner oder 2000 Pfund oder nach Lasten zu
40 Cntr. oder 4000 Pfd. berechnet. Zugleich bestimmt
man hierdurch die Größe der Schiffe, indem man eine
Tonne für einen Raum von 42 Quadratfuß annimmt.
Bei Tonnenwaaren (z. B. Häringen, Theer, Steinkoh-
len rc.) wird die Last in-12 Tonnen eingetheilt.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
A. Nordwesteuropa. Iii. Die britischen Inseln.
109
ä) Weshalb ist die Natur der beschriebenen englischen Ostküste dem
Seehandel wenig günstig? — Sie eignet sich nicht zu bedeutenden Hafen-
anlagen.
In der That findet man von der Humber- bis zur Themsemündung
keinen bedeutenden Seehafen. Und welchem Umstände ist es nur zuzu-
schreiben, daß an den genannten beiden Küstenpunkten bedeutende Seehäfen
liegen? — Ihre Anlage wurde durch die breiten und tiefen Flußmündungen
ermöglicht. — Welche dieser beiden Seehandelsstädte haben wir noch nicht näher
betrachtet? — Die Hauptstadt London am untern Lauf der Themse. —
Sie ist die Residenzstadt der englischen Königin. Das Königtum ist nämlich
in England anch in weiblicher Linie erblich. Es wird durch das Parlament,
welches die Rechte der verschiedenen Stünde des Volkes vertritt, sehr be-
schränkt. (Wiederholen!)
Obwohl die Stadt über 75 km vom Meere liegt, dringt die Flut in
dem breiten tiefen Strombett doch bis London, so daß die größten Seeschiffe
dahin gelangen können. London ist die volkreichste Stadt der Erde.
Sie hat fast 4^/2 Millionen Bewohner, (der Polizeibezirk sogar 51/2) fast 1h
vom ganzen Jnselreich. Wieviel mal so groß ist sie wohl als Berlin? —
Über dreimal. — Sie hat mehr Bewohner als manches Königreich. — So
haben z. B. Dänemark und Württemberg noch nicht 1/2 so viel Bewohner
als London, Sachsen hat nur 31/2 Millionen, und Holland und Schweden
haben nur so viel Einwohner als das eigentliche London. London ist die
größte Seehandelsstadt und bedeutendste Fabrik- und Industrie-
stadt des Jnselreichs und der ganzen Erde. Suchen wir einzelne
Gründe für diese Größe Londons!
Aus welchem einfachen Grunde schon nimmt London unter allen
Städten Englands die erste Stelle ein? — Es ist die Hauptstadt des ganzen
Reiches. — In der Hauptstadt eines Landes vereinigen sich aber vielerlei
Kulturbestrebungen des Volkes. (Denkt an Berlin!) Außerdem hat London
eine äußerst günstige Lage. Nennt andere englische Städte, deren geographische
Lage mit der von London Ähnlichkeit hat? — Hüll, Liverpool, Bristol; denn
sie liegen auch im Mündungsgebiet von Flüssen, welche bis zu den Städten
sür große Seeschiffe fahrbar sind. — Was aber hat London in dieser Be-
ziehung voraus? — Es liegt am größten Flusse des Landes, in einer weiten
Tiefebene. — Weshalb ist diese Lage für den Binnenverkehr von großem
Vorteil? — Auf der Themse gelangen die Flußschiffe ins Innere des Landes,
und durch Kanäle, die leicht anzulegen waren, steht ganz Mittel-England mit
London in Verbindung. — Welche andere für den Verkehr wichtigen Kunst-
straßen waren dort ohne Schwierigkeiten anzulegen? — Viele Eisenbahnen.
— Aber auch für auswärtigen Seehandel hat London eine sehr günstige
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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Extrahierte Personennamen: B._Dänemark
Extrahierte Ortsnamen: Nordwesteuropa Humber- London England London Berlin London Sachsen Holland Schweden London Londons London Englands Berlin London London Liverpool Bristol London London London
209
nika mündet und somit zum Kongogebiete gehört, während der Njassa
seine Gewässer zum Sambesi sendet.
Die ursprünglichen Bewohner sind ackerbautreibende Bantuneger,
in deren Sprache die Vorschlagsilbe U das Land und Wa die Be-
wohner bezeichnet (z. B. Uniamwesi und Waniamwesi). An der Küste
haben sich seit dem Mittelalter auch Araber angesiedelt und am Ende
des 17. Jahrhunderts ein Reich gegründet, das sich allmählich über
einen großen Teil der «Manischen Ostküste ausdehnte und seinen Mittel-
Punkt in Sansibar hatte. Sie betrieben den ergiebigen Handel mit
Sklaven und Elfenbein und machten sich zum Teil auch im Innern
Ostafrikas ansässig. Das Kisuaheli, die Sprache der Suaheli oder
Küstenneger, wurde dadurch die Handelssprache in einem großen Teile
von Ostafrika. Doch gelang es indischen Kaufleuten, den Handel in
ihre Hände zu bringen, indem sie den Arabern große Vorschüsse gaben,
die diese mit Elfenbein und Sklaven zurückzuzahlen gezwungen waren.
Neben den Sklavenjagden hatten aber die binnenländischen Bantuneger
auch unter dem Vordringen zweier viehzüchtenden und räuberischen
Nomadenvölker zu leiden, der hamitischen Massai im N. und der
den Kafsern verwandten Masiti südlich vom Rufidschi, denen sich auch
einige Bantustämme angeschlossen hatten.
§ 251. Seit der Unterdrückung des Araberausstandes im Jabre
1890 ist die deutsche Herrschaft an der Küste fest begründet; im Innern
halten weit zerstreute Militärstationen, die zum Teil auch den evange»
lischen und katholischen Missionaren als Rückhalt dienen, den Frieden
und die Ordnung ausrecht. Ostafrika ist noch immer vorwiegend Handels-
kolonie, doch wird — und das gilt auch für Togo und Kamerun —
ihre Entwicklung durch die mangelhaften Verkehrsmittel gehemmt^/ Alle
Lasten werden noch von Menschen befördert; die wichtigsten Tauschartikel
sind, ^vie im ganzen tropischen Afrika, Baumwollwaren. Unter den
Ausfuhrartikeln stand früher Elfenbein an erster Stelle, aber durch die
rücksichtslose Elefantenjagd ist es seltener geworden, und an seine Stelle
traten die Walderzeugnisse, besonders Kautschuk, und Produkte der Jagd
und Viehzucht (lebende Tiere, Felle und Häute). Die bedeutendsten
Karawanenstraßen (allerdings nicht Straßen in unserem Sinne, sondern
schmale Negerpfade) gehen von Daresfalam (salam; Friedensgau),
der Haupt- und größten Stadt der Kolonie (20000 Einwohner), und
von Bagomojo (bagamöjo; gegenüber Sansibar) nach dem Innern,
wo sie sich von Tabora (taböra) aus nach dem Viktoria- und dem
Tanganikasee verzweigen.' Die jetzt in Bau befindliche Eisenbahn von
Daressalam nach Morogoro kann, wenn sie nach den großen Seen
S u p a n, Deutsche Schulgeogrsphie. ij
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
152
§ 161.
Iv. Aiautschou.
Lage? — Aus welcher Halbinsel? — Grenzen? — Vergleiche die
geographische Breite mit europäischen Gebieten!
Größe- 920 qkm (mit dem Wasserbecken). — Vergleiche mit
Württemberg!
Küstengliederung: Bucht mit mehreren Landzungen und Inseln;
Eingang durch Halbinseln verengt (3|kra breit).
Küste mit starkem Seegaug, zu Häfen vorzüglich geeignet.
Bodendeschaffenheit und Bewässerung! Im Süden und an den
Halbinseln (rechts Lauschaugebirge, 1490 m hoch) der Einfahrt steile
Küste, sonst flach.
Das Land sonst abgedacht, landschaftlich eintönig, zum Teil der-
fandet und sumpfig.
Flüsse olme Bedeutung, sandige Betten und nur für kleine Boote
fahrbar.
Klima u. s. w.: Geschützte Lage, für Europäer gesund, viel Regen
und Nebel, Sommer sehr warm, doch durch Seewind gemäßigt, im
Winter Frost und Schnee.
Der Wald ist verwüstet.
Bewohner: 84000 Eimv., sauber, gutmütig, freundlich, zudring
üch, geistig regsam, mit wenig Handelsgeist und gewerblicher Tätigkeit
(Töpferei, Farben-, Glas-, Seidenindustrie); — bedeutender Ackerbau
sreis, Weizen, Gerste, Hirse, Baumwolle, Mohn, Tabak).
Natürliche Bodenschätze: Ausgedehnte Kohlenlager, ob sich sonst
Bergbau verlohnt, muß die Zukunft lehren.
Kiautschou wurde März 1898 auf 99 Jahre gepachtet.
Hinter dem schmalen deutschen Gebiet liegt eine 50 km breite ueu-
trale Zone (7100 qkm), in der die Chinesen ohne des Deutschen Reiches
Einwilligung keine Maßnahmen treffen dürfen.
Zweck der Erwerbung war nicht Gebietsvergrößerung, wie manche
Nörgler glauben machen wollen, sondern Gewinnung „eines Stapel-
Platzes für deutsche Ware, einer Zentralstelle für deutschen Unter-
nehmungsgeist und deutsches Kapital, einer Einfallspforte und endlich
einer hervorragenden Flotten- und Kohleustation".
Sitz des Gouverneurs: T sing tau, Freihafen; dort auch ein
Seebataillon.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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189
Augenblick waren ganze lange Gassen voll Häusern mit^allem was
darin wohnte und lebte, zerschmettert und in einen Steinhaufen
zusammengestürzt oder entsetzlich beschädigt. Viele hundert Men-
schen wurden lebendig und todt unter diesen Trümmern begraben
oder schwer verwundet. Drei Schulhäuser gingen mit allen Kindern,
die darin waren, zu Grunde, Menschen und Thiere, welche in der
Nähe des Unglücks auf der Straße waren, wurden von der Ge-
walt des Pulvers in die Luft geschleudert und kamen in einem
kläglichen Zustande wieder aus die -Erde. Zum Unglück brach auch
noch eine Feuersbrunst aus, die bald an allen Orten wüthete, und
konnte fast- nicht gelöscht werden, weil viele Vorrathshäuser voll
Oel und Thran mit ergriffen wurden.- Achthundert der schönsten
Häuser stürzten ein oder mußten niedergerissen werden. Da sah
man auch, wie es am Abend leicht anders werden kann, als es
am frühen Morgen war, nicht nur mit einem schwachen Menschen,
sondern auch mit einer großen volkreichen Stadt. Der König von
Holland setzte sogleich ein nahmhaftes Geschenk auf jeden Menschen,
der noch lebendig gerettet werden konnte. Auch die Todten, die
aus dem Schutt hervorgegraben wurden, wurden auf das Rathhauö
gebracht, damit ste von den Ihrigen zu einem ehrlichen Begräbniß
konnten abgeholt werden. Viele Hülfe wurde geleistet. Obgleich
Krieg zwischen England und Holland war, so kamen doch von
London ganze Schiffe voll Hülfsmitteln und große Geldsummen für
die Unglücklichen, und das ist' schön — denn der Krieg soll nie
in's Herz der Menschen kommen. Es ist schlimm genug, wenn er
außen vor allen Thoren und vor allen Seehäfen donnert.
211. Der unterirdische Wald.
Im Jahr 1808 wurde in England in Folge einer starken
Ebbe und Fluth einer der Dämme der Themse durchbrochen. Die
Gewalt des Wassers war so groß, daß es einen Kanal auswühltc,
der 300 Fuß breit und 20 tief war. Diese Ueberschwemmung, die
seit undenklichen Zeiten nicht ihres Gleichen gehabt hatte, setzte
alle Bewohner des Landes in Erstaunen; aber eine noch größere
Überraschung war ihnen aufbehalten; denn als das Wasser wieder
abgeflossen war, erblickten sie in dem neuen Kanäle eine Menge
großer Bäume, die seit Jahrhunderten hier vergraben gewesen
waren. Alle, mit Ausnahme einer großen Eiche, deren Rinde,
Wipfel und Wurzeln größtentheilö noch im vollkommensten Zustande
sich befanden, waren Erlen. Sie waren schwarz, hart und zähe
geworden, und alles bewiest, daß sie in dem sumpfigen Boden, in
dem man sie fand, und auf dessen Oberfläche sie sich in horizontaler
Richtung erhoben, alt geworden waren; eine dicke Lage Düngererde
hielt ge verborgen. Das Verschwinden der Bäume rührte ent-
weder von der Sündfluth oder von einer Ueberschwemmung der
Themse her.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
TM Hauptwörter (200): [T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
Extrahierte Ortsnamen: Holland England Holland London England
193
unter der Erde gegraben, auch keine Viadukte über Thäler und
Schluchten weggeführt worden, der Boden war vielmehr im Ganzen
dem Werke sehr günstig. Dafür ist die Bahn aber eine der frequen-
testen und durch ihre sorgfältige Verwaltung vor allen Unfällen ge-
schützt worden, während in England, Frankreich und noch mehr in
Amerika die Eisenbahn-Fahrten oft sehr unglücklich ablaufen. Denn bei
der ungeheuren Schnelligkeit, womit die Lokomotive den Wagenzug
auf einer Eisenbahn forttreibt, muß die geringste Abweichung aus der
Bahn oder der Zusammenstoß mit irgend einem entgegenstehenden
Körper die schrecklichste Erschütterung zur Folge haben. Und Was
noch schrecklicher ist, es sind schon ganze Wagenzüge in Brand ge-
rathen und Menschen und Waaren sind mit allen Fuhrwerken in Asche
verwandelt worden. Bei gehöriger Vorsicht aber gleiten die Wägen,
von der Dampfmaschine gezogen, über die eisernen Schienen, wie
Schlittschuhe über das spiegelglatte Eis, und man legt auf diese Weise
8 Wegstunden in einer Zeitstunde zurück. Die Einrichtung der Bahn-
höfe zu Mainz und Frankfurt ist sehenswerth. Das Getümmel der
mit den Dampfbooten auf dem Rhein ankommenden und mit der
Eisenbahn weiter gehenden Fremden unterhält auch den Zuschauer;
ältere Leute aber staunen, daß es jetzt durch Hülfe der Dampfmaschinen
möglich ist, von Frankfurt nach Elberfeld, einen Weg von 30 Meilen
in einem einzigen Tage zurückzulegen, und zwar ohne die Beschwerden
und Strapatzen früherer Reifen.
20. Der Brand von Hamburg.
Es war Donnerstag, am fünften Mai 1842, am Tage der
Himmelfahrt des Erlösers, eine Stunde nach Mitternacht, als die
Feuerglocken in der alten Hansastadt erschallten. Es brannte im Niko-
laikirchspiele in der Deichgasfe. Ein verjährtes Vorurtheil, überkommen
aus alten Zeiten, als wären die Löschanstalten von Hamburg die besten
der Welt, ließ die Bürger ruhig schlummern, oder das Feuerzeichen
als einen unnützen Lärm betrachten. Diese blinde Zuversicht ließ die
Bewohner von Hamburg selbst da noch nicht an die furchtbare Größe
des nahenden Unglücks glauben, als wenige Stunden nach dem Aus-
bruche des Feuers ein Südwestwind sich erhob und die Flammen an
einen Speicher trieb, in welchem sich mehrere hundert Küsten Schellack
befanden, und als bald auch einige andre mit Steinkohlen und Stein-
kohlentheer angefüllte Gebäude von denselben ergriffen wurden. Doch
als die Gluthen auch aus den Speichern des Rödingsmarktes empor-
leuchteten, schwand die thörichte Sicherheit, und man suchte endlich mit
aller Kraft sich dem verderbenden Elemente entgegenzustellen. Doch
schon war der Mensch der Gefahr nicht mehr gewachsen. Das Feuer,
welches bereits an verschiedenen Stellen und in verschiedenen Straßen
aufleuchtete, theilte das Zusammenwirken der Löschanstalten und hemmte
um so mehr die Gesammtanstrengungen, da bereits brennendes Oel und
brennender Spiritus in die Kanäle'floß. Einige Stunden vor Mittag
brannten bereits die Häuser und die hölzernen Fleischerstände ves Hopfen-
marktes, und die Flammenwogen näherten sich der Nikolaikirche. Der
Himmel war mit finstern Rauchwolken bedeckt. Die Bevölkerung von
13
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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Extrahierte Ortsnamen: England Frankreich Amerika Mainz Frankfurt Rhein Frankfurt Elberfeld Hamburg Niko- Hamburg Hamburg Nikolaikirche
367
37. Johanna Sebns.
(Zum Andenken der 17 jährigen Schönen, Guten aus dem Dorfe Briemen,
die am 13. Januar 1809 bei dem Eisgange des Rheins und dem großen Bruche
des Dammeö von Cleverham Hülfe-reichend unterging).
Der Damm zerreißt, das Feld erbraust;
Die Fluthen spülen, die Fläche saust.
„Ich trage dich Mutter durch die Fluth.
Noch reicht sie nicht hoch; ich wate gut."
Auch uns bedenke, bedrängt wie wir sind,
Die Hausgenossin, drei arme Kind,
Die schwache Frau! ... Du gehst davon?" —
Sie trägt die Mutter Durch's Wasser schon.
Zum Bühle da rettet euch! harret derweil!
Gleich kehr' ich zurück; uns Allen ist Heil.
Zum Bühl' ift'g noch trocken, und wenige Schritt',
Doch nehmt auch mir meine Ziege mit." —
Der Damm zerschmilzt, das Feld erbraus't,
Die Fluthen wühlen, die Fläche saust.
Sie setzt die Mutter auf sichres Land.
Schön Hannchen, gleich wieder zur Fluth gewandt. .
„Wohin? Wohin? die Breite schwoll.
Des Waffer's ist's hüben und drüben voll.
Verwegen in's Tiefe willst du hinein?" —
„Sie sollen und müssen gerettet sein!" —
Der Damm verschwindet, die Welle braust,
Eiue Meereswoge, sie schwankt und saust.
Schön Hannchen schreitet gewohnten Steg,
Umströmt auch gleitet sie nicht vom Weg;
Erreicht den Bühl und die Nachbarin,
Doch der und den Kindern ist's kein Gewinn! —
Der Damm verschwand, ein Meer erbraus'ts,
Den kleinen Hügel im Kreis umsausts.
Da gähnt und wirbelt der schäumende Schlund
Und zieht die Frau mit den Kindern zu Grund.
Das Horn der Ziege faßt das ein';
So sollten sie Alle verloren sein!
Schön Hannchen steht noch strack und gut.
Wer rettet das junge, das edelste Blut?
Schön Hannchen steht noch wie ein Stern;
Doch alle Werber sind alle sern.
Rings um sie her ist Wasserbahn,
Kein Schifflein schwimmt zu ihr heran.
Noch einmal blickt sie zum Himmel hinauf,
Da nehmen die schmeichelnden Fluthen sie auf. —
Kein Damm, kein Feld! nur hier und dort
Bezeichnet ein Baum, ein Thurm den Ort.
Bedeckt ist Alles mit Wasserschwall;
Doch Hannchens Bild schwebt überall. —
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TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Der Jnselkranz Ostfrieslands.
539
werte Opfer gefordert. So gingen vor einigen Jahren an einem
Sonntagnachmittag zwei Knaben vom Dorf Westerbur anfs Watt zu
den Muschelbänken, um Muscheln zu holen. Ein dichter Nebel über-
raschte sie, sie verloren den Weg und trieben später als Leichen an den
Strand der Insel. Ebenso schrecklich erging es einem jungen Steuer-
mann, der am 23. Dezember 1866 von der Navigationsschule in Timmel
nach Baltrum reiste, um bei seiner Schwester Weihnachten zu feiern.
Ein Schiffer fuhr ihn hinüber und setzte ihn aus, als er nach seiner
Meinung den Strand des heimatlichen Eilandes erreicht hatte. Aber
er stand auf einer Sandplatte und mußte sehen, wie mit der Flut das
Wasser bei ihm emporstieg. Er nahm ein Blatt aus seinem Notizbuch
und meldete seinen Lieben sein tragisches Ende, dem er nicht entgehen
konnte, wie ihm das Wasser bis an die Brust gekommen sei und er
seine Seele Gott empfohlen habe. Er legte das Blatt in die Zigarren-
kiste, in der er seinem Neffen hatte Geschenke überbringen wollen; die
Flut warf sie au den Strand, die Leiche aber hat man nicht gefunden.
Bei allen Inseln ist die Nordwestspitze der vorzugsweise ange-
griffene Punkt, der zugleich auch die höchsten Dünen trägt und mit
den stärksten Bastionen beschirmt ist. Der Nordwestwind erscheint über-
Haupt bei allen Formationen und Vorkommnissen als der Hauptmacher.
Alle Seegaten laufen ihm entsprechend in südöstlicher Richtung, indem
sie von Norden einsetzen und dann nach Südosten umwenden. Auf
dem Watt verästeln sie sich zu Balgen, in welchen die Flut zum Watt
steigt und das Wasser beim Ebben wieder zum Meere zurückstießt; sie
verlaufen auch sämtlich in südöstlicher Richtung. Von Nordwesten sind
auch die Sturmfluten mit ihrer zerstörenden Gewalt gegen das Fest-
land vorgedrungen, darum liegen die Hauptachsen der Zuidersee, des
Dollart und der Jade nach Südosten, wie man bei niedrigem Wasser
deutlich bemerken kann. Auch im kleinen läßt sich die Herrschaft des
Nordwestwindes nachweisen; nicht nur der Dünenhalm nickt nach Süden,
auch die Bäume, an denen die Inseln so arm sind — das 5 Stunden
lange Juist hat deren nur zwei — gedeihen nur an der Südseite der
Häuser und übersteigen nicht die Höhe des Daches; sobald sie frei
wachsen, senken alle ihre Kronen nach Südosten, wie z. B. in den
künstlichen Anpflanzungen auf Nordernei.
Was nun schließlich den Menschen und seine Lebensverhältnisse
auf den Inseln anbelangt, so finden wir hier wieder viel Ähnliches.
Das Dorf steht überall auf der Südseite hinter dem schützenden Dünen-
wall^ und zwar der Westspitze näher gerückt, weil hier hinter den
stärksten Dünen Dorf und Kirchlein sicherer stehen und das Seegatt
die Schiffahrt ermöglicht (viele Karten zeigen das Jnseldorf zu weit
nach Osten). Auf Juist liegt es jetzt östlicher als einst, aber nur durch
Katastrophen wurden die Bewohner von der Nordwestspitze, „Bill" ge-
nannt, vertrieben. Noch jetzt findet man dort alte Bruuueu und
Fensterblei, und nach den Aussagen der Insulaner soll die Sturmflut
im Jahre 1825 den alten Kirchhof unter den Dünen aufgedeckt haben.
In allen Häusern der Insulaner stndet man eine fast holländische
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
458
Bilder aus der norddeutschen Tiefebene.
Unmittelbar vor der Hamburger Vorstadt St. Pauli, mit dieser
sast ohue Unterschied zusammenfließend, breitet sich die volkreichste und
bedeutendste Stadt der Provinz Schleswig-Holstein, Altona, aus, ein
Freihafen, der die güustige Lage an dem mächtigen Elbstrom mit der
stolzen Nachbarstadt teilt. Die Höhen des holsteinischen Landrückens
treten hier aus eine Strecke von mehreren Stunden uumittelbar au
die Elbe heran und verleihen dem User derselben einen hohen land-
schastlichen Reiz. Neben der Straße am Fnße des Höhenrückens an
der Elbe entlang sührt von Altona und seinem Vorort Ottensen aus
auch eiue Chaussee auf den Höhen hin, die zu den schönsten Deutschlands
gehört. Natur und Kunst haben sich hier vereint, um diesen Weg mir
ausgesuchten Reizen zu schmücken. Villen und Schlösser, Gartenanlagen,
Parks und herrliche Fernsicht über deu von Schiffen aller Art belebten
Strom, bis zu den in blauem Duft schimmernden Höhen des Hannover-
schen Heiderückens entzücken das Auge. Deu Endpunkt dieser Prome-
nade bildet das holsteinische Dorf Blankenese, am Fnße und Abhang
des 90 m hohen Süllberges. Die zahlreichen Bewohner (der Ort zählt
5000 Einw.) sind großenteils Schiffer und gehören zu den unter-
nehmendsten und kühnsten Seeleuten der Welt. Sie sind im Besitz
einer ansehnlichen Handelsflotte und besuchen mit ihren Schiffen die
Seehandelsplätze aller Nationen. Unterhalb Blankenese, wo sich die
Arme der Elbe wieder zu einem einzigen 3 km breiten Strome ver-
einigt haben, wenden sich die holsteinischen Höhen von dem Ufer ab,
und nun durchfließt die Elbe, bis zu ihrer Mündung an Breite immer
wachsend, eiu weites Flachland, in dem kein Höhenzug, kein Hügel den
Blick in die Ferne hemmt, in dem sich Weide an Weide, Acker an
Acker reiht, und das von zahlreichen Dörfern und stattlichen Einzelge-
höften besetzt ist. Es sind die ihrer Frnchtbarkeit wegen weitgerühmten
Elbmarschen. Zur Rechteu der Elbe erstrecken sich, durch die Stör
von einander getrennt und teilweise durch kostspielige Deiche geschützt,
die Cremper und Wilster Marsch, deren Bewohner dem sächsischen
Stamme angehören und vorherrschend mit Ackerbau und Viehzucht sich
beschäftigen. Denn nur Glückstadt und weiter abwärts Brunsbüttel
treiben Schiffahrt und nennenswerten Handel. Gegenüber auf dem
linken Ufer der Elbe eutsprechen den holsteinischen Marschen zunächst
bei Harburg das schou beschriebene Alte Land, das infolge feiner
reichen Obstkultur zur Zeit der Blüte wie der Fruchtreife einen Herr-
lichen Anblick gewährt; dann bis zur Oftemündnng das Marschland
Kehdingen und von da bis zu dem hamburgischen Amte Ritzebüttel
das Laud H adeln, beide mit niedersächsischer Bevölkerung und beide
Landstriche im Sommer ein wogendes Saatenmeer mit goldgelben Raps-
feldern, köstlichen Weizenäckern, saftiggrünen Roggenfluren, die mit
üppigen Wiesen wechseln. Zwischen diesen Fluren verstreut liegen, jedes-
mal umgeben von den zugehörigen Ländereien, die großen Höfe mit
ihren Gebäuden, von reichem Baumwuchs umgrünt und von einem
breiten Grabeu oder einer frifchgrünen Hecke umschlossen. Die wenigen
größeren Ortschaften, wie Buxtehude und Stade, liegen meistens
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Lissabon.
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immer in den glücklichen Kreisen des europäischen Südens ist; kein
Lüftchen regte sich; aber 57 Minuten auf 10 Uhr hörte man es in
den Straßen rollen, gleich als ob Karossen hinabrollten; zugleich bebte
die Erde mit gewaltig wogender Bewegung. Es war gerade der Festtag
Allerheiligen; die Einwohner hatten sich zahlreich in den Kirchen ver-
sammelt, als das Unglück losbrach. Die kurze Zeit von zehn Minuten
war hinreichend, die schönsten Paläste, die herrlichsten Kirchen und
Privatgebäude in bejammernswürdige Trümmer zu verwandeln, unter
denen Tausende ihren Tod fanden. Gleich bei der ersten Erschütterung
stürzte die „Easa sauta", das Haus der Inquisition, ein; dem könig-
lichen Palast ging es nicht besser, er ward mit allen Kostbarkeiten, die
er enthielt, von der Erde verschlungen, ein Verlust, den man allein auf
zwölf Millionen Mark berechnete. Zum Glück befand sich die königliche
Familie zu Belem, dem reichen Kloster au der Mündung des Tajo,
westlich von Lissabon. Das prächtige Jesuileukollegium begrub unter
seinen Trümmern alle darin befindlichen Mitglieder der Gesellschaft.
Größeres Unglück und ein nicht zu berechnender Verlust brach in der
Nähe des Zollhauses aus, wo ein großer Quai war; auf ihm hatten
die köstlichen Flotten von Brasilien, Ostindien und Afrika Ballen, Kisten
und Säcke voll seltener Erzeugnisse für den Gebrauch der nördlichen
Welt aufgehäuft; hier lagen Millionen in Waren, und um diese Güter
schwärmten von Tagesanbruch bis in die Nacht an sechshundert Reeder,
Schiffer, Diener, Beamte, Matrosen aus allen Ländern. Die Erde
bebt, und binnen einer Minute versinkt dieser Quai, ohne daß nur eine
Seele entkommt, Wasser tritt an die Stelle, jede Spur des großen
Platzes ist verschwunden. Der Schrecken, das Jammern und Wehklagen,
das vou allen Seiten ertönte, geht über alle Beschreibung; die Leute
liefen in die Straßen und streckten ihre Arme gen Himmel, um Guade
stehend; viele suchten einen der offenen Plätze oder die Landstraße zu
erreichen und rannten, zum Teil halb nackt, über die Trümmer hinweg.
Greise, Frauen, Kinder, Kranke, die noch in ihren Betten lagen, wurden
erstickt, ohue daß man ihnen Hilfe leisten konnte, oder wurden zer-
schmettert, verschüttet und so zum schmählichsten, schaudervollsten Tode,
dem Tode des Hungers, verdammt. Pferde und Rinder waren uuhalt-
bar, zerrissen die Stränge und suchten vergeblich mit ihren Reitern der
Zerstörung zu eutslieheu, die unvermeidlich schien. Ganze Gruppen,
die sich auf der Flucht befaudeu, wurden vom Hagel der Ziegelsteine
und Werkstücke erreicht oder von dem Falle erschütterter Gebäude zer-
malmt. Ein Haufe lief nach der Terra de Passa, dem Platze am
königlichen Palaste, um von hier auf die Schiffe zu eilen; aber sie
stürzten schnell zurück, weil der Tajo sich plötzlich zu eiuer Höhe von
20^ bis 30 Fuß erhob. Es gehört unter die gräßlichsten Wunder
dieses Tages, daß der Fluß blitzähnlich so anschwoll und dann eben
so geschwind zurücktrat; Schiffe, die in sechs Klafter Tiefe gelegen
hatten, wurden auf den nackten Boden gesetzt. Diese über allen Aus-
druck grausenvolle Flut und Ebbe kehrte an diesem Tage vielmal zurück.
Etliche Boote wurden gleich verschluugen; aus der königliche»« Werst
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Extrahierte Personennamen: Schiffer
Extrahierte Ortsnamen: Lissabon Belem Lissabon Brasilien Ostindien Afrika