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1. Das erste Geschichtsbuch - S. 53

1892 - Gera : Hofmann
— 53 — Felder und Wiesen in den Niederungen der Oder, Warthe und Netze sah. Jeder Bauernsohn mußte vor seiner Verheiratung eine Anzahl Obstbäume anpflanzen. Kahle Höhen ließ er mit Maulbeerbäumen bepflanzen, um beit Seidenbau einzuführen. Da oft Hirsche und wilde Schweine die Felder der Bauern verwüsteten, so erließ der König scharfe Bestimmungen gegen den Wildschaden. Zum Anbau der Kartoffeln mußte er die Bauern zwingen. Sie wußten mit den fremden Knollen nichts anzufangen. Nettelb eck, der brave Verteidiger Kolbergs, erzählt aus seinen jungen Jahren: „Der König schenkte meiner Vaterstadt einen ganzen Wagen voll Kartoffeln. Kopfschüttelnd bot sie ein Nachbar dem andern. Man brach sie von einander und warf sie, natürlich roh, den Hunden vor. Diese schnoberten daran herum und verschmähten sie gleichfalls. Nun war ihnen das Urteil gesprochen. Die Dinger, hieß es, riechen nicht und schmecken nicht, und nicht einmal die Hunde wollen sie fressen. Was wäre uns damit geholfen?" Der König aber ruhte nicht, bis er feine Unterthanen von dem Werte der Erdäpfel überzeugt hatte. Er sandte Leute im Lande umher und ließ die Bauern im Kartoffelbau unterweifen. Auch Gewerbe und Verkehr hob der König auf jede Weise. Er verband die Flüsse durch Kanäle, legte einen Hafen an, besserte die Wege und ließ in Fabriken Tuch, Leinwand, Porzellan n. a. Waren herstellen. Berlin verschönerte er durch schöne Bauten und die Bildsäulen seiner liebsten Generale. Um das Schulwesen stand es damals noch schlecht. Die meisten Schulhäuser waren elende Hütten, die meisten Lehrer unwissende Kammerdiener, Handwerker oder ausgediente Unteroffiziere. Tief in Dummheit und Aberglauben steckte das Landvolk. Durch eine Land schnlo rdnung ordnete der König an, daß Schulen gebaut, ordentliche Lehrer angestellt und die Jugend fromm und geschickt erzogen würde. Musterschulen richtete damals Eberhard von Rochow auf seinen Dörfern ein. In Berlin wurde die erste Realschule gegründet. Besondere Sorgfalt verwandte Friedrich auf die Rechtspflege. „Ungerechte Richter find gefährlicher als eine Diebesbande!" jagte er. Das Prozeßverfahren kürzte er ab, die unmenschlichen Strafen beseitigte er, und das „Allgemeine Landrecht" ließ er ausarbeiten. Überall war sein scharfes Auge, um Mißstände zu entdecken, und seine milde Hand, um zu helfen. Um feinen Unterthanen viel geben zu können, war er selbst sehr sparsam. „Preußen ist arm, darum muß sein König sparen!" sagte er. Im Mai unternahm er Reisen in das ganze Land. Dabei schenkte er auch dem Geringsten Gehör und untersuchte alle Beschwerden. „Die armen Leute wissen, daß ich Landesvater bin, darum muß ich sie hören!" sagte er. Als er einst die Pferde wechseln ließ, drängte sich ein altes Mütterchen dicht an feinen Wagen. „Was wollt ihr, Mütterchen?" fragte der König. „Sie sehen, weiter nichts!" war die Antwort. Der König reichte ihr einige Goldstücke und und sagte: „Auf diesen Dingern konnt ihr mich ansehen, so oft ihr

2. Das erste Geschichtsbuch - S. 8

1892 - Gera : Hofmann
Prinz Wilhelm wurde mit seinem Bruder Heinrich nach einem bestimmten Stundenpläne von tüchtigen Lehrern unterrichtet. Außer den gewöhnlichen Schulfächern lernte er noch fremde Sprachen, reiten, fechten, schwimmen und rudern. Besonders liebte er die Wasferfahrten. Einmal wollte ihn ein Matrose fahren, der feine Jacke mit Teer beschmutzt hatte. „Mit einem so schmutzigen Menschen mag ich nicht fahren!" rief der Prinz. Da fagte ihm fein Erzieher: „Sie thun dem Manne unrecht, wenn Sie ihm feine fchmntzige Kleidung vorwerfen. Bei seinem Berufe geht es ohne Beschmutzung der Kleider nicht ab. Der Mann dient seinem Könige treu und verdient die Kränkung nicht." Da reichte der Prinz dem Matrosen die Hand und bat ihn um Verzeihung. Nicht in dem Gewühl der Großstadt, sondern in dem stillen Potsdam und auf dem Gute Bo rüste dt verlebte der Prinz feine erste Jugend. Einmal wollten seine Spielgenossen einen ärmlich gekleideten Knaben nicht mitspielen lassen. Da rief er entrüstet: „Dann will ich mit euch auch nicht spielen!" Der Prinz lernte fleißig und zeigte sich begabt und willensstark. Sein liebster Lehrer war der Geheimrat Hinzpeter, den er noch heute liebt und ehrt. Als Prinz Wilhelm 15 Jahre alt war, wurde er konfirmiert. In seinem Glaubensbekenntnisse sagte er: „Ich weiß, welche großen und schweren Aufgaben meiner warten, und ich will die Zeit meiner Jugend benutzen, um denselben gewachsen zu sein!" 3. Er bereitete sich gewissenhaft auf seinen Beruf vor. Der Prinz sollte vor seinen späteren Unterthanen nichts voraus haben; darum mußte er die Schule wie sie besuchen. Seine Eltern schickten ihn mit seinem Bruder Heinrich auf das Gymnasium in Kassel. Hier lebte und lernte er wie jeder andere Schüler. Jeden Tag ritt er von Schloß Wilhelmshöhe in die Stadt, saß im schlichten Anzuge auf der Schulbank, verrichtete wie jeder andere Schüler die kleinen Klassendienste, teilte wohl mit einem Mitschüler das Butterbrot und bestand endlich in ehrenvoller Weise die Schlußprüfung. Ja, er erhielt sogar wegen seines Fleißes eine der drei Denkmünzen, die an die würdigsten Schüler verteilt wurden. Glücklich rief er aus: „Wie freut mich diese Denkmünze! Ich habe meine Pflicht erfüllt und gethan, was ich konnte!" An feinem 18. Geburtstage führte ihn sein Großvater, Kaiser Wilhelm I., als Offizier in die Garde ein. Er richtete eine herzliche Ansprache an ihn, die mit den Worten schloß: „Nun geh und thu deine Pflicht, wie sie dir gelehrt werden wird. Gott sei mit dir!" Und als musterhafter Soldat hat er pünktlich und eifrig feine Schuldigkeit gethan. Auf der Hochschule zu Bonn am schönen Rheinstrome studierte der Prinz zwei Jahre lang die Rechts- und Staatswissenschaft. Fröhlich lebte und fleißig lernte er hier. Dann führte ihn der große Reichskanzler Fürst Bismarck in die Staatskunst, andere geschickte Beamte in alle Zweige der Verwaltung ein. So war er wohlvorbereitet ans sein hohes Amt, als ihn der Tod seines Vaters im 30. Lebensjahre auf den Thron rief.

3. Kurzer Abriß der neuen Geographie - S. uncounted

1831 - Frankfurt am Main : Wilmans
erlaubt wäre, darin zurückzubleiben. — Durch den abwechselnden Vorrrag aller bis jetzt bekannten Merkwürdigkeiten und Wunder des Himmels, hat der Verfasser gesucht, die Aufmerksamkeit sei- ner Leser zu beleben; seinem Publicum durch ein anständiges und zierliches Gewand der Herausgabe ihre Achtung zu bezeigen ist die Sorge der Verlagshandlung gewesen. Charaktere aus dem häuslichen Leben; ein Lesebuch für Kinder von reiferem Atter. Von der Verfasserin der Sammlung kle ner Erzählungen für Sophie, Marie und Friedrich, von ih- rer Mutter. 8. geh. 18 gr., oder i fl. 2i kr. Die würdige Verfasserin dieser interessanten Gemälde aus dem häuslichen Leben gibt h>er den schon mehr erwachsenen Kindern, sowohl Knaben als Mädchen, ein Lesebuch in die Hände, welches, in l.hrreich » Geschichtchen und Erzählungen abgefaßt, dadurch vor vielen andern Lesebüchern sich auszeichnet, daß cs, in rein kindlich- verständiger Sprache durch alle gegebene Beispiele lehrt: Fromm, gut und tugendhaft zu werden und den Eltern zu gifallen. Grimm, A. L., Christblumen. Eine Weihnachrsgabe für Kin- der. Auch unter dem Süd: Sammlung kleiner Geschichten für das zartere Alter. 2 Bände. 12. Mit 12 illuminirten Kupfern, geb. 3 Thlr. , oder 5 fl. 24 kr. — — Fabel-Bibliothek für die Jugend. Sammlung der aus- erlesensten Fabeln alter und neuer Zeit. 3 Bände. 6. geh. 2 Lhlr., «der 3 fl. 36 kr. — — Lina'ö Mährchenbuch. Eine Weihnachksgabe. 2 Bände. 8. geh. Ausgabe auf Velinpapier mit Kupfern 2 Thlr., oder 3 fl. 36 kr. Wohlfeile Ausgabe auf Druckpapier ohne Kupfer i Thlr. 8 gr., oder 2 fl. 24 kr. Für die Phantasie der Kinder haben Mährchen einen eigenen Reiz, doch oft fehlt cs an einem Erzähler, und ist auch dieser vor- handen , so gehen ibm noch öfter die Eigenschaften ab, welche er- forderlich sind, wenn den Kleinen dieser G>nuß auf eine anziehend-e und unschädliche W-ttc bereitet weiden soll. Lina's Mährchenbuch genügt dieser Forderung. Es giebt zum The l Geschicbr.n, die seit langer Ae t im Munde des Volks leben, in möglichst ursprüngli- cher, von neuern Zusätzen nicht verfälschter Form; th ilö eigene Dichtung des Verfassers, die sich durch glückliche Ersindung an das beste anreiht, was wir in dieser Gattung besitzen. Der tyl ,st dem Gegenstände gänzlich angemessen, und die Kinderwclt wird dem Mährchenerzähler nicht allein danken, sondern ihn auch lieb gewinnen. — >— Mährchen-Bibliothek für Kinder. Aus den Mährchen aller Zeiten und Völker ausgewählt und erzählt. Auch unter dem Ti- telt Mährchen der Tausend und Einen Recht, sür Kinder. 5 Bände. Mit Kupfern. 8. Auf Velinpapier, geh. 7 Thlr. 12 gr., oder lä fl. 30 kr. Zeder Band einzeln 1 Thlr. 2 gr., oder 2 fl. 42 kr. Dieselbe, 6. und 7. Band. Auch unter dem Titel: Mährchen der alten Griechen und .Römer. Mit Kupfern. 3. Auf Velinpapier, geh, 3 Thlr., oder 5 fl. 24 h-

4. Heimatkunde von Ostpreußen - S. 57

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
Bilder aus Ostpreußens Vergangenheit. 57 geordnet und zur Ausführung gebracht. Weder an borgen und Mühen noch an bedeutenden Ausgaben, an Versprechungen oder Belohnungen hat er es fehlen lassen, um Glück und Leben einer halben Million Menschen sicherzu- stellen, die nur ihm allein ihre Wohlfahrt und die Mittel zu ihrem Unterhalt verdanken." --- 6. Aus Herders Jugend. Wo man die bedeutendsten deutschen vichter erwähnt, da wird auch der Name unseres Landsmannes Johann Gottfried Herder genannt werden. Venn er steht neben Schiller und Goethe und hat wie sie das deutsche Volk durch seine Schriften erbaut und belehrt. vas kleine Städtchen Mohrungen im preußischen Gberlande ist sein Geburts- ort. vort wurde er im Jahre 1744 als Sohn eines armen Schullehrers, der vorher Tuchmacher und Küster gewesen war, geboren. Christlicher und frommer Sinn walteten in seinem Elternhause. Jeder Tag ward in stiller Tätigkeit verlebt und mit einem geistlichen Liede begonnen und beschlossen. Kaum hatte der Knabe lesen gelernt, so öffneten ihm die treuen Eltern Bibel und Gesangbuch. Er las gern darin und prägte sich vermöge seines guten Gedächtnisses manchen schönen Spruch ein. ven ersten Unterricht empfing Herder in der Schule seiner Vaterstadt, ver strenge Rektor Grimm unterwies ihn nebst andern begabten Mitschülern an schulfreien Nachmittagen in der griechischen und hebräischen Sprache. Herders Lerneifer wuchs mit jedem Tage. Wo er ging und stand waren Lücher seine Begleiter. Besonders gerne verweilte'er in dem Paradieswäldchen am Mohrunger See. vort erkletterte er die Gipfel hoher Bäume, um in dem leisen Gelispel der Blätter ungestört lesen zu können. Mit seinem Bücherriemen hatte er sich festgebunden, um nicht herunterzufallen. Selbst bei Tische konnte er nicht ohne Bücher sein, und wenn er später in Königsberg ein Luch am Kenster liegen sah, ging er wohl nicht selten in das Haus und bat, es ihm zu leihen. Venn damals waren die Lücher noch seltener und teurer als heute. Nach dem Tode des freundlichen Mohrunger Predigers Willamov nahm sich dessen Nachfolger Trescho des lernbegierigen Knaben an. Dieser schreibt über den vierjährigen Herder: „Immer fand ich ihn ernst und ganz allein, wenn auch Kinder der Nachbarschaft in seiner Nähe waren. Laufen, Springen, Schreien ward ich nie an ihm gewahr. Nie sprach er etwas mit dreister Gebärde, sondern antwortete meist schüchtern. Seine Stimme war nur halblaut- er blieb tief in sich verschlossen, und es war ihm nichts zu entlocken, woraus ich ihn für etwas mehr als ein gewöhnliches Menschenkind hätte halten können." va Herders Eltern arm waren, so hatte ihn Trescho in sein Haus genommen und lieh ihn allerlei kleine vienste verrichten. Als eine besondere Gunst erwies es sich da für Herder, daß er in dem Bücherzimmer seines väterlichen Freundes schlafen durfte, von seinem geringen Zrühstücksgelde kaufte er Licht und (Di und studierte insgeheim des Nachts, wenn alles im Hause schlief. So traf ihn Trescho einst- vom Schlafe übermannt, lag er auf dem veckbette ausgestreckt, um ihn her eine Menge Bücher, zum Teil aufgeschlagen, auf dem Zutzboden, in der Mitte das brennende Licht. Trescho durchsah die Bücher, löschte das Licht aus und ging. 5lm andern Morgen nach einer kurzen Warnung befragt, ob er fähig sei, die in fremden Sprachen geschriebenen Bücher zu benutzen, ant- wortete er, dah er sich Mühe gebe, sie zu verstehen. Zwar freute sich Trescho 6eorg-t rkert-1 nstjtuf fer tnterr»ntionala Schulbu*.. . hur»# fcfo. I.. .g ***ulbcicnoiofn.4l»«tc

5. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 73

1899 - Gera : Hofmann
— 73 — 6h. Rom mit dem Aapitol zur Zeit der Republik. Nach der Rekonstruktion des Prof. Bühlmann (Roth, Rom. Geschichte.) die Strenge der Censoren, als Wächter der Sitten, konnte dem Ver- derben keinen Einhalt thun. Der strenge Cato seufzte: „Einer Stadt, wo ein Fisch mehr kostet als ein Ochse, ist nicht mehr zu helfen." 3. Die beiden Gracchen und ihre Mutter Cornelia. Tiberius und Gajus Gracchus waren die edlen Söhne der vortrefflichen Cornelia. Diese edle Römerin war die Tochter des älteren Scipio Africanus. Sie wurde früh Witwe, schlug aber die Hand des ägyp- tischen Königs aus, um sich nur der Erziehung ihrer Söhne zu widmen. Als sie einst nach ihrem Schmucke gefragt wurde, wies sie auf ihre Söhne und sprach: „Diese sind mein Schmuck!" Sie war durch ihre Bildung berühmt. Ihre Briefe wurden als Muster schöner Sprache bewundert. Zu ihren Söhnen sagte sie einst: „Noch immer nennt man mich die Tochter Scipios; wann wird man mich die Mutter der Gracchen nennen?" Das dankbare römische Volk ehrte sie später als „Mutter der Gracchen" durch eine Bildsäule. Aus Mitleid mit dem Volke wollten beide Brüder ein altes Ackergesetz erneuern und durch allerlei volks- freundliche Einrichtungen einen tüchtigen Mittelstand schaffen, die Herrschaft der Aristokraten und Reichen aber stürzen. Nach jenem Ackergesetz sollte kein Reicher über 500 Morgen Staatsländereien be- sitzen. Die übrigen Staatsländereien sollten jetzt zu je 30 Morgen an die Ärmeren verlost werden, damit ein freier Bauernstand sich bildete. In den darauf folgenden Unruhen, die 12 Jahre dauerten, wurden beide Brüder getötet. Die Aristokraten bauten aus Dankbarkeit „der Eintracht" einen Tempel. Die Staatsländereien wurden durch Volks- beschluß zinsfreies Privateigentum der Inhaber. Wie sehr Ehre und Sitte in Rom gesunken waren, zeigt das Beispiel

6. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 83

1899 - Gera : Hofmann
✓ — 83 — andere wilde Tiere wurden durch Hunger, Peitschenknallen, Verwundung durch Fackeln oder Stacheln zur Wut gereizt und auf den Fechter zu einem Kampfe auf Leben und Tod losgelassen. Das gegenseitige Zer- fleischen von Mensch und Tier war Augenweide für das entartete Volk. Je mehr Blut floß und je mehr Tiere und Menschen fielen, — oft viele hundert —, desto gelungener war das Schauspiel! Unter den prächtigen Marktplätzen zeichnete sich der Tr ajan s mit einer Ehrensäule aus, die mit allerlei Bildwerk und Inschriften bedeckt war. Den Kaisern Titus und Konstantin wurden später schöne Triumphbogen errichtet (vergl. Abb. 81). Sehr ge- schickt und dauerhaft waren die Heer- straßen angelegt. Sie gingen von dem goldenen Meilensteine auf dem Forum Romanum aus und liefen nach allen Teilen des weiten Reiches. Großartig waren die Wasser- leitungen, prachtvoll und vielbenutzt die öffentlichen Badehäuser. Alle diese Bauwerke finden sich noch heute in Rom entweder in Trümmern oder in veränderter Benutzung. Neben dem unsinnigsten Luxus der Reichen in Rom seufzte das Elend der zahlreichen Armen. Die Sitten verfielen immer mehr. Die Götter wurden verlacht, die Ehen gebrochen, das Familienleben zerstört, die ehrliche Arbeit verachtet, die unsinnigsten Schwelgereien getrieben, Mitleid und Erbarmen gegen Unglückliche vergessen und täglich neuen Vergnügen nachgelaufen. Ein Dichter seufzte angesichts dieser Sittenverderbnis: „Es ist schwer, kein Spottgedicht zu schreiben!" 3. Seine kluge Regierung. Der Wille eines Einzigen lenkte die ungeheure Staatsmaschine. Aber klug ließ er die Republik zum Schein fortbestehen und begnügte sich, alle höheren Ämter in seiner Person zu vereinigen und sie sich jährlich erneuern zu lassen. Dem ruhebedürftigen Volke gab er Brot und Spiele. Den Erpressungen der Beamten wehrte er und führte feste Gehälter ein. Künste und Wissenschaften wurden besonders von seinem hochgebildeten Freunde Mäcenas gefördert. Vir- gilius dichtete die Änöide, Horatius seine Oden, Ovidius die Meta- morphosen und Phädrus seine Fabeln. Man nennt diese Zeit das Augusteische oder goldene Zeitalter der Litteratur. Das glückliche Volk nannte Augustus den „Vater des Vaterlandes". Seinen Nachfolgern rief man zu: „Sei glücklicher als Augustus und besser als Trajan!" Mon der römischen Schrift. Griechen und Römer schrieben auf Wachstafeln und Papyrusrollen, in den Zeiten nach Christi Geburt auch 6*

7. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 282

1899 - Gera : Hofmann
282 2;5. Friedrich der Große. Nach dem Gemälde von Chodowiecki. Mannes geweckt und gestählt wurde. Sein Vater wollte einen guten, biederen Deutschen ans ihm machen, aber seine treffliche Erzieherin Frau von Rocoule und sein geistvoller Lehrer Duhan de Jandun flößten dem hochbegabten Knaben schon früh eine Vorliebe für die französische Sprache und Litteratur ein. Deutsch hat er nie richtig sprechen und schreiben gelernt, doch war seine Gesinnung gut deutsch. Sein Vater wollte ihn zur Frömmigkeit erziehen, wandte aber dabei verkehrte Mittel an. Durch lange Hausandachten wurde der lebhafte Knabe ermüdet, durch einen überaus trockenen Religions- unterricht gelangweilt und durch ein strafweises Auswendiglernen von Psalmen mit Ekel gegen die religiösen Stoffe erfüllt. Er hat nie Liebe und Verständnis für ihren tiefen Lebensgehalt gewonnen, dagegen die Lehren der französischen Aufklärer mit Beifall in sich ausgenommen. Auch das Bemühen des Königs, ihn einfach, ordentlich und sparsam zu machen, war ohne rechten Erfolg. Der Kronprinz hatte einen Hang zum Leichtsinn, mochte nicht knausern, zog lieber einen bequemen Schlaf- rock als den knappen Soldatenrock an und trug lieber einen französischen Haarbeutel als einen steifen Soldatenzopf. Ter König geriet oft in Zorn über den „weibischen Kerl" und warf eines Tages den gestickten Schlafrock ins Feuer. Vor allem aber sollte der Kronprinz ein guter Soldat werden; doch das schien am wenigsten zu glücken. Der pein- liche Zwang, die rohe Behandlung der Soldaten, der derbe Ton und

8. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 271

1899 - Gera : Hofmann
271 An allen künstlerischen Schöpfungen nahm sie den lebhaftesten Anteil. Von den Dichtern liebte sie besonders die Franzosen Racine, Corneille und Moliöre. Die damaligen geistlosen deutschen Reimereien konnten einen so lebhaften, feinen Geist nicht fesseln. Ihre geistvollen Briefe sind in einem vorzüglichen Französisch geschrieben, die meisten und besten an Leibniz und ihre Freundin Fräulein von Pöllnitz. Der letzteren schrieb sie einmal: „Ich will lieber, daß Sie an meinem Verstände, als daß Sie an meiner Freundschaft zweifeln." Besondere Liebe und Sorgfalt verwandte sie auf die Erziehung ihres Sohnes, der später als König Friedrich Wilhelm 1. den Thron bestieg. Als Erzieherin wählte sie die feingebildete französische Prote- stantin Frau von Rocoule, die dann auch den großen Friedrich erzogen hat. Der Sohn war beiden Eltern unähnlich und ließ sich wenig beeinflussen. Er war eine tüchtige, eigenartige Natur, aber maßlos heftig und eigensinnig. Auch die beste der Mütter konnte seine starre Eigenart nicht beugen. Er ärgerte sich über seine zarte Gesichtsfarbe, rieb deshalb das Gesicht mit einer Speckschwarte ein und legte sich in die Sonne, um braun zu brennen. Eine Schnalle verschluckte er, um sie nicht herzugeben. Er drohte sich aus dem Fenster zu stürzen, als seine Erzieherin ihm nicht den Willen that. Der so ganz anders ge- artete und doch geliebte Sohn ging später zu seiner Ausbildung auf Reisen. Mit Weh im Herzen ließ sie ihn ziehen und sah ihn auf Erden nicht wieder. Auf einer Reise nach Hannover zu ihren Eltern erkrankte sie und starb im Alter von 37 Jahren. Die Königskrone hatte sie nur 5 Jahre getragen. Schön und friedlich wie ihr Leben war auch ihr Sterben. Nicht eine Spur von Todesfurcht zeigte sie. Zu der weinen- den Freundin am Sterbelager sagte sie: „Haben Sie denn geglaubt, daß ich unsterblich sei?" Dem Geistlichen sagte sie: „Ich habe 20 Jahre über die letzten Dinge nachgedacht. Ich kenne keine Furcht vor dem Tode und hoffe, mit meinem Gott gut zu stehen!" König Friedrich war untröstlich über den unersetzlichen Verlust und suchte wenigstens in der düstern Pracht der Begräbnisfeierlichkeiten seinem Schmerze Ausdruck zu geben. Sophie Charlotte ist eine von den glücklichen Kronenträgerinnen gewesen, denn sie hat ihren Kreis ausgefüllt und ihre edle Natur rein und voll ausgelebt. 7. Friedrich I. starb gottergeben. Friedrichs Lebensabend war durch häusliche Kümmernisse und durch eine furchtbare Pest in Preußen getrübt. Seine letzte Freude war die Geburt eines Enkels, der bei dem glänzenden Tauffeste den Namen Friedrich erhielt. Die Nachwelt hat diesen den Großen genannt. Auf seinem Totenbette sprach Friedrich I.: „Die Welt ist nur ein Schauspiel, das bald vorübergeht. Wer nichts als dieses hat, ist übel dran." — „Gott ist gewißlich meines Lebens Kraft gewesen von Jugend auf; ich fürchte mich nicht vor dem Tode; denn Gott ist mein Licht und Heil." In einer Anweisung für die Erziehung des Kronprinzen sagt er: „Gleichwie andere Menschen durch Belohnungen und Strafen der höchsten Obrigkeit vom Bösen ab- und zum Guten angeführt

9. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 356

1899 - Gera : Hofmann
356 256. Kaiser Wilhelm Ii. und seine Gemahlin Auguste Viktoria. kann." Einer Abordnung des Landtages sagte der glückliche Vater: „Wenn Gott meinem Sohne das Leben erhält, so wird es meine schönste Aufgabe sein, ihn in.den Gesinnungen und Gefühlen zu erziehen, welche mich an das Vaterland ketten." In einem glücklichen Familienleben und in treuer Gemeinschaft mit seinem Bruder Heinrich wuchs Prinz Wilhelm heran. Seine Zeit war sorgfältig zwischen Arbeit und Er- holung, geistiger Anstrengung und körperlicher Übung eingeteilt. Wie jedes Bürgerkind wurde er an Gehorsam, Fleiß und Einfachheit gewöhnt. Vortrefflich leitete sein Erzieher vr. Hinzpeter die Ausbildung des be- gabten, Willensstärken Prinzen. Um gewisse Mängel der Einzelerziehung zu vermeiden, ließen ihn seine Eltern von 1874—77 das Gymnasium in Kassel besuchen. Hier bewährte er die hohenzollernsche Tugend der Pflichttreue und Leutseligkeit gegen Lehrer und Mitschüler und wurde wegen seines Fleißes durch einen Preis ausgezeichnet. Mit Ehren bestand er die Abgangsprüfung und studierte dann zwei Jahre lang auf der Universität Bonn. Hierauf widmete er sich mit ganzer Seele dem Soldatenstande.

10. Lehrbuch der Geschichte für die Ober-Secunda höherer Lehranstalten - S. 99

1895 - Gotha : Perthes
99 Befehl des Kaisers Tiberius Germanien. (der die rmischen Festungen und Provinzen am Rhein vgl. Mittelalter S. 14.) Eine unmittelbare Folge der Beruhigung und Neuordnung des Reiches war in Rom die Hingabe an Litteratur und Kunst, die sich unter dem Einflu der griechischen Bildung entfalteten. b) Die Blte der Litteratur und Kunst. Seit mehr als einem Jahrh. begannen in Rom griechische Litteratur und Sprache heimisch zu werden; durch die Einwirkung des griechischen Geistes gestaltete sich die rmische Prosa, wie sie in schlichter Klarheit in seinen Kommentarien der den gallischen Krieg C. Julius Csar und in hoher Vollendung in seinen Schriften M. Tullius Cicero anwendet; die Redekunst, die Cicero namentlich bte und von der 56 noch erhaltene Reden Zeugnis ablegen, nutzte freilich, da ihr Lebenselement die Freiheit des Forums war, mit der Republik untergehn, dagegen lie der Principat des Augustus, der die republikanischen Erinnerungen schonte, eine die Grothaten der Republik darstellende Geschichtschreibung zu; so entstand das gewaltige Geschichtswerk des Titus Livius aus Patavium (Padua) (59 v. bis 17 n. Chr.). Vor allem aber wandte man sich der Poesie zu und suchte hier die griechischen Vorbilder nachzuahmen2). Der sprachgewandteste, aber auch leichtfertigste Dichter war P. Ovidius Naso (43 v. bis 17 n. Chr.); fr seine Erzhlungskunst fand er den gnstigsten Stoff in den Verwandlungen (Metamorphosen), welche die griechischen Mythen ihm darboten. Den Frieden des Landlebens und Liebessehnsucht atmen die Elegien des Tibullus (etwa 5419 v. Chr.); feuriger und leidenschaftlicher sind die des Propertius (etwa 4915 v. Chr.); dieser gehrte zu den Lieblingen des Mcenas, eines Freundes des August, der sich die Pflege der Dichtkunst besonders angelegen sein lie. Des Mcenas Freund war auch Q. Horatius Flaccus aus Venusia (658 v. Chr.); er bewegt sich in seinen Oden vollkommen frei in der griechischen Strophenform3) und wei in ihnen nicht nur den heiteren, mavollen Lebensgenu mit Anmut zu preisen, sondern die eigentmlichen Tugen-den der Rmer und ihre Gre zu verherrlichen. Am deutlichsten aber spiegelt den Geist des augusteischen Zeitalters P. Vergilius Maro aus dem Dorfe Andes bei Mantua (7019 v. Chr). Infolge seiner bukolischen Dichtung nach dem Vorbilde Theokrits trat er den hohen litterarischen Kreisen nahe; auf Anla des Mcenas verfate er die Georgica (4 Bcher der den Landbau), ein Werk, das die den Rmern eigentmlichste Beschftigung schildert; endlich 1) Er hat die Heimat, das volskifche Arpinum, mit Marius und das Geburtsjahr (106) mit Pompejus gemeinsam. 2) Der erste, der die griechische Litteratur in Rom einbrgerte, war der Grieche Andro-mkos, der als Knabe aus dem eroberten Tarent (272) nach Rom in das Hans des Livius Salinator kam und dann die Freiheit erhielt (Livius Andronicus); er bersetzte, um fr seinen Unterricht ein lateinisches Schulbuch zu schaffen, die Odyssee in saturnischem (dem ltesten italischen) Versma. Statt des saturnischen Verses wandte den Hexameter an in seinen Annaleu, einer Darstellung der rmischen Geschichte, Q. Ennius aus Rudi in Kalabrien (239168). Der rmische Homer" schuf mit seinen Jahrbchern das nationale Lesebuch der rmischen Geschichte. Die Luftspiele der neueren attischen Komdie bertrugen in das Lateinische in Rom der Umbrer T. Maccius Plautus (+ 184) und P. Tereutius ser, der um 180 als Knabe aus Afrika in das Haus des Senators Terentius Lucanus eintrat und von ihm freigelassen wurde. 3) Der erste rmische Lyriker, der sich der griech. Versmae mit Erfolg bediente, war Q. Valerius Catullus (8754 v. Chr.). 7*
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