Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 207

1899 - Gera : Hofmann
— 207 — Handelsstädte Genua und Venedig ihre Bedeutung; Portugiesen und Spanier teilten sich in die neuentdeckten Länder und rissen den Großhandel an sich. Aber schon um 1600 wurde diesen von den Hol- ländern und später letzteren von den Engländern die Herrschaft auf dem Weltmeer genommen. Die vielen Bodenerzeugnisseder Kolonien, besonders die später in Europa angepflanzten, wie: Mais, Tabak, Kar- toffeln, und die nur eingeführten, als: Kaffee, Zucker, Kakao, Vanille, Baumwolle, riefen neue Bedürfnisse wach, veränderten die Lebensweise und erzeugten eine große Rührigkeit in allen geschäftlichen und gewerb- lichen Verhältnissen. Die hinzuströmende Masse edler Metalle (aus Mexiko und Peru) verringerte den Geldwert und steigerte die Preise. 11. Das Aufblühen der Wissenschaften und Künste. Die Aus- schließung so vieler fremder Länder gestaltete einzelne Wissenschaften, besonders die Erd- und Naturkunde, völlig um und erweiterte Zn hohem Maße den bisherigen Gesichtskreis. Kopernikus in Thorn beseitigte den Jahr- tausende alten Irrtum, daß sich die Sonne um die stillstehende Erde bewege. Kepler erforschte die Gesetze des Planetenlaufes. Der Italiener Galilei entdeckte die Pendel- gesetze und wurde der Begründer der wissenschaftlichen Naturlehre (Physik). — Dazu gesellte sich das neu erwachte Studium des griechischen und rö- mischen (klassischen) Altertums und die Pflege der Kunst, zunächst in Italien, später in Deutschland. Schon im 14. Jahr- hundert hatte der große italienische Dichter Dante (f 1321 in Ravenna) einem neuen, edeln Geschmack in der 1321 Litteratur durch seine Anlehnung an die klassischen Dichter der Römer .den Weg gebahnt. Sein berühmtes Hauptwerk „die göttliche Komödie" ist eine der tiefsinnigsten Dichtungen aller Zeiten. In seinen Wegen war dann der berühmte italienische Dichter Petrarca gewandelt. Mit großer Begeisterung hatte sich dieser den humanistischen Studien, d. h. dem Studium des klassischen Altertums aus dessen Werken, zugewandt und den Anlaß zur weiteren Verbreitung dieser Studien gegeben. In vielen seiner Gedichte besang er in zarter, inniger Weise seine Laura. Er sah sie zum erstenmal in der Kirche zu Avignon, feierte sie lebenslang als weibliches Idealbild und verlor sie nach 21 Jahren durch den Tod. Als nach der Eroberung Konstantinopels durch die Türken (1453) 1453 flüchtige Gelehrte nach Italien kamen und die Pflege der griechischen Litteratur und Philosophie anregten, da entfalteten sich auf dem Boden Italiens von neuem die Wissenschaften und Künste zu schöner Blüte. In Deutschland waren die hervorragendsten Humanisten Reuchlin, Erasmus und Ulrich von Hutten. Die erwachende Studienlust ließ neue Universitäten erstehen und alte sich verjüngen. Den altberühmten Städten Paris, Bologna und Salerno reihten sich 4 i i " 3! , 4

2. Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte - S. 549

1894 - Gera : Hofmann
Iii. Deutsches Leben zur Zeit der fränk. u. stauf. Kaiser. 7. Eine deutsche Stadt. 549 unserem Maitrank; fremder Würzwein, kunstvoll aus französischem Rotwein verfertigt, wurde als Claret und Hippokras eingeführt; über Maulbeeren abgezogener Wein hieß Moraß; außerdem wurden viele andere Arten von aromatischen Tränken verfertigt, auch mit gekochtem Wein, zum Teil nach Rezepten, die aus dem römischen Altertum stammten; sie galten für medizinisch hilfreich, waren auch von Frauen begehrt, mehr als jetzt die Liköre. Im Süden des Thüringer Waldes machte dem Landwein der Birnmost und Äpfelwein Konkurrenz, er war z. B. der herrschende Trank in Bayern, wo erst später das Bierbrauen überhand nahm, der Bock aus der Stadt Einbeck erlernt wurde. Von ungemischten Weinen waren außer dem deutschen vom Rhein und der Mosel, vom Neckar und dem Würzburger vom Main, noch der von Rivoglio (Reifall genannt) und von Botzen, die ftanzösischen Mnscatel und Malvasier und der Osterwein aus Ungarn wohlbekannt, außerdem viele italienische Sorten, von Ancona, von Tarent u. s. w., endlich griechische Weine, darunter der berühmte Cyprer. Ulm war der große Weinmarkt, von dort gingen die Fässer bis hinauf in das Ordensland Preußen und in die fernsten Handelsstationen der Ostsee. Auf der Straße und in der Trinkstube wurde das Leben genossen. Darum füllten sich die Marktplätze und Straßen der Stadt am Abend, der Handwerksgesell und der junge Schreiber gaffierten und zeigten sich den Mädchen, die an Fenster und Thüre standen, und die Grüße und Scherzreden empfingen. Bei solchem Durcheinander der Männer wurden die Neuigkeiten ausgetauscht, was ein Reisender aus der Ferne zugetragen hatte, daß auf einem Dorfe in der Nähe ein unförmliches Kind geboren war, daß in Bern ein Weib mit einem Mann im Gottesgericht gekämpft, der Mann nach altem Recht mit dem halben Leib in einer Grube, das Weib mit ihrem Schlüsselbund bewaffnet, der Mann sei erschlagen. Und wieder, daß die reitenden Boten des Rates, der Christian und der Gottschalk, ausgeritten waren nach großen Nachbarstädten, um dort Kunde einzuziehen, ob man etwas Neues aus Frankreich wisse oder von dem Anzuge abenteuerlicher Schwärme von singenden Büßern. War ein Fehdebrief am Stadtthore abgegeben, dann war die Aufregung groß, wer einen Verwandten auf der Landstraße hatte, der wurde Mittelpunkt eines Kreises von Teilnehmenden und Neugierigen, ob der Reisende durch den Rat gewarnt sei, ob er gutes Geleit zu erhalten hoffe. Diese große Börse für Neuigkeiten verbreitete auch kleinen Familienklatsch, der in der abgeschlossenen Stadt die größte Bedeutung hatte, daß der alte Ratsherr Muffel von neuem heiraten werde, daß die Stromer und die Nützet sich wegen ihres gleichen Wappens auf der Gesellenstube heftig gezankt hätten. Auch das Regiment der Stadt war in diesen Stunden Gegenstand einen Beurteilung, die nicht immer wohlgeneigt blieb, und in unzufriedener Zeit wurde in den Haufen Empörung gemurmelt, die in den Schenken und Zunftstuben ausbrach und langgetragenem Leid und verstecktem Haß blutige Sühne verschaffte. War einmal etwas Merkwürdiges zu beschauen, dann kam die Stadt in helle Bewegung. Fremde und kunstfertige Tiere wurden gern bewundert.

3. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 512

1890 - Gotha : Behrend
512 Bilder aus der norddeutschen Tiefebene. süßer Milch befeuchtet worden sind. Grobes, schwarzes Brot liegt ans dem Tische; Fleisch giebt es nnr an gewissen Tagen. Als Lieblingsessen gelten in Milch gekochter, dicker Reis und braun gekochte Fische, die bei Hochzeiten, Begräbnissen und Kindelbier verspeist werden. Zu einer Gasterei bringt sich jeder fein Messer mit, die Fischköpfe und Gräten werden unter den Tisch geworfen. Die Gänsezucht ist sehr bedeutend; nächst den Dorfhnnden, welche einen Knüttel zwischen den Beinen führen, wird man von den Gänsen zuerst in den Dörfern begrüßt, und im Frühjahr, wo die Znchtgänse mit ihren Gänschen aus der Dorfstraße sich aufhalten, sieht man um diese zugleich die ganze kleine Dorfjugeund versammelt, die mit den älteren Geschwistern die junge Brnt bewahren müssen. Während in Thüringen, Sachsen :c. Stadt- und Landbewohner dieselbe Sprache reden, ist in Pommern Stadt und Land durch die hoch- und plattdeutsche Sprache getrennt. Das pommersche Plattdeutsch verkürzt und verkrümmt die Endsilben und Diphthongen. Man sagt ick (ich) ,wat so ick (was soll ich), weeß nich (weiß nicht). Das Platt- deutsch ist so abweicheud vou der hochdeutschen Sprache, daß der Pommer diese kaum versteht. Richter, aus fremden Provinzen nach Pommern versetzt, können sich den Bauern sehr schwer verständlich machen, und vor der hoch- deutschen Predigt merkt sich der Dorfbewohner oft nur die auge- führten Bibelsprüche und die handgreiflichsten Bilder; die Sprache mit gelehrten Ausdrücken geht über sein Gesichtskreis. Das Plattdeutsche ist uach der Scheidung der Provinzen in Vor- und Hinterpommern verschieden, auch uach deu Flußgrenzen, selbst nach Dörfern. Auf Rügeu und Neupommeru bis zur Peene spricht jeder ohue Ausnahme, wie in Mecklenburg, am liebsten Platt, aber diesers Platt ist leicht, behend, traulich und gemütlich, während das hinterpommersche Platt breit, gedehnt, voll und trüge klingt; in jenem arbeiten Zuuge und Lippe, in diesem Brnst, Kehle und Kinnbacken. Der Vorpommer sagt: de, Pierd, Steen, Koh, klock; der Hinterpommer: dei, Peird, Steihn, Kanh, klank (der, Pferd, Stein, Kuh, klug). Die bäuerlichen Eltern treten ihren Hof gewöhnlich schon bei guten Jahren an den Sohn oder Schwiegersohn ab und beschließen ihre Tage im Speicher (Spinker), einer znm Bauernhof gehörigen kleinen Wohnung. Da sie ein nicht unbedeutendes Deputat an Korn, Holz. Flachs und baarem Gelde erhalten, leben sie meist ihren Kindern zu lange, ein schlechter Zng im Charakter des Bauern. Im allgemeinen ist Pommern ein armes Land, wobei jedoch das Beste ist, daß sich der Bewohner desselben über ihre Armut zu trösten wissen. Wenn vordem Boote aus Wollin, Kammin oder Gollnow sich aus der See begegneten, so eröffneten sie ein kleines Gefecht mit Wasserspritzen gegen einander, und die Wolliner wurden dabei als „Stintköppe" begrüßt, die Kamminer als „Plunderköppe", die Gollnower als „Pomuffelsköppe"; aber „Plump aus Pommerland" hält darum doch fester zusammen als die mitteldeutschen Leute, die großenteils gar

4. Mittelalter - S. 373

1911 - Kempten : Kösel
Die alten Preußen. 373 Methoden der Arzneimittelbereitung. Das Wort Elixier ist arabisch. Freilich wurde durch manche neue wunderbare Wirkung von Trnken auch dem Aber-glauben neue Wirkung gegeben, wie denn, ganz abgesehen von der Einwirkung der Kreuzzge auf Belebung der Wundergeschichten usw., berhaupt aberglubische Bruche und Anschauungen mit eingedrungen sind: Amulett, Talisman sind wieder arabisch. In der Poesie spielt jetzt ebenfalls nach orientalischem Vorbild das Zauberwesen eine grere Rolle. Anderseits ist aber das naturwissen-schaftliche Wissen durch die arabische Vermittelung der antiken Schriftsteller einigermaen gefrdert worden. Vor allem drang die Aristotelische Philosophie, obgleich Byzanz die Werke des Aristoteles bewahrte, erst wieder durch die Araber und infolge der greren Vertrautheit abendlndischer Gelehrter mit der arabischen Sprache in das abendlndische Geistesleben. Die ganze also herbeigefhrte Belebung der geistigen Kultur hat nun allerdings, dem Bildungsmonopol der Geistlichen entsprechend, zunchst nur auf diese gewirkt. Aber man kann in anderer Beziehung auch von einer geistig befreienden Wirkung auf die Laien-weit reden. Schon die bloe Erweiterung des rumlichen Horizonts bedeutete nicht minder eine solche des geistigen: die vielen neuen Erscheinungen und Ein-richtungen in den fremden Lndern, Tiere, Pflanzen, Produkte und Gensse waren gerade fr die Deutschen, die bisher isoliertesten unter den Kreuzfahrern, eine ungeheure geistige Bereicherung; sie schrften weiter die Beobachtung^ und Auffassungsgabe, sie fhrten durch Begleichung zur Kritik und bewirkten eine innere Erschtterung, ja sogar eine Abwendung von alten Anschauungen. Mag die Steigerung der Wundersucht, mgen sptere Erscheinungen eines verzckten Fanatismus in der durch jene Umwandlung herbeigefhrten gemtlichen Auf-regung ihren Ursprung haben, im ganzen brachte diese eine geistige Hebung und der Aufschwung der Phantasie eine knstlerische Blte. 21. Die alten Preußen. Ewald, Die Eroberung Preuens durch die Deutschen. (Halle, Buchhandlung des Waisenhauses.) Die alten heidnischen Preußen lebten in voller Freiheit und Unabhngig-feit. Es gab unter ihnen Fürsten, doch nahmen diese keine hohe Stellung ein, auch wird uns nicht berichtet, da Abgaben und Dienste zu leisten gewesen wird der Mastix zur Herstellung eines guten Firnisses, sowie zu Rucher- und Zahn-pulvern verwendet. Die zuckerartige Substanz des Manna wird von manchen Pflanzen (gewissen Eschen-, Eichen-, Tamarisken-, Lrchenarten u. a.) teils freiwillig, teils nach Verwundungen durch Einschnitte oder Insektenstiche ausgeschieden und zu Konfekt verarbeitet. Das Manna der Bibel stammt wahrscheinlich von einer Flechtenart.

5. Mittelalter - S. 372

1911 - Kempten : Kösel
372 Der Einflu der Araber auf die Entwicklung der Kultur im Abendland ?c. Aber auch die Ideenwelt wurde mchtig angeregt, insbesondere die Dich-tung. Diese erfuhr zugleich auch unmittelbare Einflsse in stofflicher Beziehung durch die Flle einstrmender Sagen und phantastisch-romantischer Geschichten, die zum Teil ganz neu waren, zum Teil bereits vorhandene hnlichen Inhalts frbten und umgestalteten. Sehr wichtig ist sodann die Frderung des abendlndischen Wissens durch die Araber, die hierin freilich das Beste der Antike verdankten. Ein beraus reges Schul- und Akademieleben, das sich in den Lndern des Islams seil dem achten Jahrhundert entwickelte, rief eine wirkliche Wissenschaft hervor, die die antiken Autoren nicht wie das Abendland nur um ihrer Form willen studierte, sondern auch aus ihnen neue Erkenntnis schpfte. Diese Gelehrsamkeit konnte auf das Abendland allerdings nur durch gelehrte Geistliche wirken, die sich denn auch frh, namentlich von Spanien aus, beeinflussen lieen. Die Astronomie, namentlich von den spanischen Arabern gepflegt, wurde eben durch deren Einwirkung auch in Westeuropa gehoben. Entsprechend wirkten die damit zusammenhngenden sehr bedeutenden arabischen Leistungen in der Mathematik. Namentlich das bloe Rechnen wurde jetzt weniger primitiv und mit der neuen, ursprnglich indischen Methode (neun Ziffern und die Null) kamen auch die arabischen Ziffern (das Wort Ziffer ist arabisch) ins Abendland, beides vorzugsweise wohl wieder durch den italienischen Handelsverkehr. Bekannt ist sodann die Belebung der europischen Heilwissen-schaft durch die Araber: Montpellier verdankt vielleicht seinen Aufschwung ihren Anregungen und das medizinische Studium gewann durch die von den Arabern bersetzten Schriften der antiken Autoren, eines Hippokrates^) und Galenos^), wie durch arabische Werke selbst auerordentlich. Auch neue Heilstoffe (Aloe, Galgant, Mastix, Manna3) usw.) kamen mit sonstigen Waren, ebenso neue t) s. Bd. I, S. 214. s) Claudius Galenos, geboren 131 n. Chr> zu Pergamon in Kleinasien, war nchst Hippokrates der berhmteste Arzt des Altertums und zugleich der fruchtbarste Schrift-steller auf dem Gebiete der Heilkunde. Er suchte die Lehrmeinungen des Aristoteles und Plato zu vereinigen und stellte zuerst ein vollstndiges Lehrgebude der Heilkunde auf. Den grten Teil seines Lebens verbrachte der weitgereiste Mann zu Rom als Leibarzt der Antonine und des Commodus. Seine Schriften, von denen etwa achtzig als von ihm herrhrend anerkannt werden, genossen das ganze Mittelalter hindurch bei Christen und Arabern das hchste Ansehen. 3) Die in verschiedenen Arten vorkommende Aloe gehrt zu den Liliaceen und hat ihre Heimat in Afrika und Indien. Der eingedichtete Saft war das ganze Mittelalter hindurch als Arzneimittel hochgeschtzt, das anregend und krftigend auf den mensch-lichen Organismus einwirken sollte. Die rotbraune, sehr harzreiche Galgantwurzel stammt aus China; sie schmeckt angenehm gewrzhaft und wird als aromatisches Reiz-mittel sowie gegen Zahnschmerz benutzt. Der Mastix ist ein grnlich gelbes Harz, das von einer Pistazienart stammt, die besonders auf Chios vorkommt. Er wird von den Orientalen getaut; auch wird ein beliebter Branntwein daraus bereitet. In Europa

6. Bd. 2 - S. 933

1837 - Eisleben : Reichardt
Inneres Südafrika. 933 die Sitte der Zweiweiberei bei ihnen Stattfindet. Übrigens werden die Mädchen schon als Kinder verlobt, wobei dasselbe keine Stimme hat; vielmehr wird das Geschäft bloß mit den Eltern abgemacht. Zwei bis 3 Jahre nach der Verlobung zieht gewöhnlich das Mädchen aus der Hütte ihrer Mutter in die des Bräutigams ein und Burchell sah unter ihnen Mädchen die schon Mütter waren und nicht über 10—12 Jahre alt seyn konnten. Aber auch 5—6 Jahre, nachdem sie mannbar geworden sind, weicht die frische Jugendfülle den Run- zeln des Alters und sie erscheinen dann als die ekelhaftesten menschli- chen Wesen. Die Ursachen ihres schnellen Verblühens liegen mehr in ihrer harten Lebensart, die sie häufigen Entbehrungen und der rau- hen Witterung aussetzt, und in der mit den Jahren zunehmenden Un- reinlichkeit, als in der Beschaffenheit des Klimas. Da die Buschmänner keinen Landbau und auch geringe Vieh- zucht treiben; denn sie haben nur wenige Rinder und Schafe, am meisten noch Ziegen: so suchen sie verschiedene eßbare wilde Wurzeln und knollige Gewächse auf und verzehren nicht allein das Fleisch dör in ihrem Lande lebenden wilden Thiere, z. B. Rhinozerosse, Antilo- pen rc. sondern auch Heuschrecken, Eidechsen, Schlangen, Ameiseneier, und Hunger ist oft ihr Loos. Ein Lieblingsgenuß derselben ist das Rauchen von Tabak oder Dakka (Hans) und man kann sie nicht fröh- licher und leichter sich zu Freunden machen, als wenn man sie mit diesem Gegenständen beschenkt. Sie sind danach so begierig, daß sie alle ihre Habseligkeiten veräußern könnten, um zum Besitz dergleichen zu gelangen. So erzählt Burchell in seiner Reisebeschreibung*): „Als die Buschmänner hörten, daß sie sämmtlich ein Geschenk an Tabak er- halten sollten, äußerte sich ihre Freude so naiv wie bei Kindern. Roch lebhafter wurden sie, als sie bemerkten, daß ich die Vertheilung beginnen wollte; allein die Weiber waren weit lauter und ausgelassener als die Männer, und der Häuptling konnte erst nach geraumer Zeit ihr fröh- liches Geschrei zum Schweigen bringen. Der Häuptling erhielt 3 Zoll Tabak, ein jeder Mann etwa 1 ^oll und die Weiber nicht ganz so viel. Durch diese geringe Quantität waren sie, bei ihrer großen Genügsamkeit, vollkommen zufrieden gestelt, und Entzücken malte sich auf ihren Gesichtern." Eben so armselig wie ihre Nahrung, ist auch ihre Kleidung. Die Männer tragen einen Mantel von Schaffell (Karoß) oder gehen auch wohl nackt. Die Mitte des Leibes bedeckt ein sogenannter Schackal (ein Stück Leder, gewöhnlich von dem Felle dieses Thieres), der von dem ledernen um die Lenden befestigten Gürtel herabhangt. Dabei hangt ihnen an einem über die Schulter geschlagenen Riemen ein lederner Sack oder Ranzen, mit einer großen Anzahl von Schnu- *) William Burchell Reisen in das Innere von Südafrika Aus dem Englischen. Weimar. I. Band 1822. Ii. Band 1825.

7. Bd. 2 - S. 536

1837 - Eisleben : Reichardt
536 Asten. Zitronensaft, Salz und Pfeffer, wozu man öfter noch Reiß hinzufügt. Niemals aber werden dabei starke Getränke genossen; viele jedoch brin- gen hohle Bambusrohre mit, in welches sie das Blut auffangen und es trinken. Die Hinrichtung geschieht öffentlich, es ist aber nur den Männern erlaubt, dabei zu seyn, und den Weibern der Genuß des Menschenfleisches verboten; doch sagt man, daß sie zuweilen ein Stück- chen verstohlen naschen. Man versichert, daß die Battas im Allgemei- nen Menschenfleisch jedem andern vorziehen, allein dessen ungeachtet be- friedigen sie ihr Gelüste darnach nur in den gesetzlich vorgeschriebenen Fallen. Auch werden diese Exekutionen mit größter Heiterkeit und ohne Erbitterung oder Rache vollzogen. Nur Kriegsgefangene werden mit Wuth angefallen, und sogar ihre Knochen werden, selbst schon be- graben, noch benagt. ■ Vormals waren die Battas gewohnt, ihre Ver- wandten und Eltern zu schlachten und zu verzehren, sobald sie zu alt und zur Arbeit untauglich waren^ Kummerlos suchten sich die Alten selbst einen Baumast aus, an dem sie sich mit den Handen aufhingen, während ihre Kinder um sie herum tanzten und sangen: „Wenn die Frucht reif ist, fällt sie ab." Diese Ceremonie fand zur Zeit der Citro- ncnreife Statt, in welcher auch Salz und Pfeffer im Überfluß vorhanden ist. Sobald die Alten sich nicht mehr schwebend am Baume erhalten konnten und herabfielen, stürzten ihre Kinder und Verwandten über sie her, hieben sie in Stücke und verzehrten ihr Fleisch mit dem größten Appe- tite. Diese gräuliche Sitte ist indeß abgekommen, was ein Schritt mehr zur Civilisation ist und hoffen laßt, daß das ganze abscheuliche Her- kommen völlig auf dieser Insel verschwinden wird, allein gegenwärtig werden ln Friedenszeit jährlich noch gegen 100 Battas gefressen. So erzählt uns von diesem Volke der schon oben genannte Sir Stam- ford Raffles, der letzte Brittifche Gouverneur von Benkulen in Sumatra, der sich überhaupt um die nähere Kenntniß dieser Insel große Verdienste erworben hat, und auch einstens selbst von den in der Nähe von Tappanuli wohnenden Battas eingeladen wurde, der Hinrichtung eines Battas beizuwohnen, der überwiesen war die Frau seines Nachbars verführt zu haben. Naffles lehnte zwar diese Einla- dung ab; dagegen waren sein Sekretär und ein Brittischer Offizier Augenzeuge davon. Sie fanden an dem bezeichneten Orte eine große Volksmenge und den Verbrecher mit ins Kreuz ausgestreckten Armen an einen Baum gebunden. Der Justizminister, ein Häuptling von einem gewissen Range ging mit einem großen Messer in der Hand auf ihn los, und schwang es einige Male, indem er sich dem Schlacht- opfer näherte. Neben ihm ging einer, der eine Schüssel trug, in der sich eine Mischung von Citronensast, Salz und Pfeffer befand. Der Justizminister rief nun den Gatten der entehrten Frau vor und fragte ihn, welches Stück er vorzugsweise beliebe ? Das rechte Ohr, war die Antwort, und sogleich war dasselbe mit einem einzigen Schnitte vom Kopfe getrennt, worauf es dem Manne überreicht wurde, der es in

8. Altertum - S. 503

1909 - Kempten : Kösel
Leben und Treiben im alten Pompeji. 503 von Bronze und Silber, auch Helme, Schwerter und andere Waffen mit damaszierter Arbeit. Selbst das kleinste und gewhnlichste Stck ist anziehend durch den knstlerischen Geschmack, welcher durch sinnige Anwendung irgend einer schnen und zugleich passenden Form oder Verzierung aus dem Erzeug-nis des Handwerks ein Kunstwerk gemacht hat. Doch wir sind von der langen Wanderung ermdet; die Sonne steht hoch und wir sind froh in der nchsten Strae einige Schenken anzutreffen, deren mit Laubwerk'und Blumen geschmckte Eingnge sehr einladend aussehen. Vor den steinernen, mit bunten Marmorstcken bekleideten Schenktischen stehen im Schatten eines Zeltdaches viele Männer, meist den arbeitenden Klassen an-gehrig, und nehmen eine Erfrischung zu sich. Andere haben sich im Innern, das man ganz und gar bersehen kann, auf Bnken und Sthlen an hlzernen Tischen niedergelassen und sprechen mit lauter Frhlichkeit dem roten Weine zu, der in Tonkrgen und grnsarbigen Glsern vor ihnen steht. Auf unser Begehren bringt uns die Wirtin Falerner in einem bauchigen, doppel-henkligen Kruge, auf dem die Sorte und das Ma nebst den Namen der Kon-suln, in deren Jahre er gekeltert ist, verzeichnet steht. Eine groe Zahl von Leuten, deren viele mit Kncheln und Wrfeln spielen, erfllt die Schenke, so da der bedienende Knabe Mhe hat alle zu befriedigen. Die Wirtin selbst hat nicht nur am.schenktisch, sondern auch an dem kleinen Herde zu tun, auf dem mit Honig und Gewrzen gemischte heie Getrnke bereitet werden. Speisen, die besonders beliebt sind, befinden sich auf Tischchen oder sind an Stangen aufgehngt: Zwiebeln und Lauch, Wrste, Kse, Salz-fleisch und gerucherte Fische. Die Wnde sind mit roh gemalten Bildern, Wirtshausszenen darstellend, und mit Kritzeleien der Gste bedeckt. Neben dem Eingange befindet sich, in das Mauerwerk eingelassen, eine schachbretthnliche Mosaiktafel zum Zeichen, da hier gespielt werden kann. berall herrscht Lust, Freude und reges Leben; niemand ahnt das entsetz-liche Verhngnis, das in den Tiefen der Erde sich vorbereitet um in wenigen Augenblicken die blhende Stadt und ihre Bewohner zu vernichten!1) !) Im Jahre 79, unter der Regierung des Kaisers Titus, fand der furchtbare Ausbruch des Vesuv statt, durch den die Städte Pompeji, Herkulaneum und Stabi verschttet wurden. Ein heftiges Erdbeben erffnete die Katastrophe. Dann erhob sich aus dem Krater eine gewaltige Wolke, hauptschlich aus weiem Wasserdampfe bestehend, aber vielfach durch ausgeworfene Steine und vulkanische Asche schwarz gefrbt. Diese Asche und die zahllosen kleinen Steinchen, die sog. Lapilli, wurden durch das Wasser der aus der Kraterwolke herabstrzenden Regengsse zu einer schlammigen Masse umgewan-delt, die sich stromartig den Berg herabwlzte und die genannten Städte begrub. Die Ausgrabungen auf der Sttte des zerstrten Pompeji begannen im Jahre 1748 und sind seitdem bis auf den heutigen Tag fortgesetzt worden.
   bis 8 von 8
8 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 8 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 1
2 0
3 0
4 2
5 4
6 0
7 1
8 0
9 1
10 1
11 0
12 0
13 1
14 0
15 2
16 3
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 0
27 0
28 0
29 0
30 1
31 0
32 0
33 1
34 0
35 0
36 1
37 0
38 0
39 0
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 3
46 0
47 0
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 5
1 91
2 14
3 36
4 23
5 5
6 5
7 28
8 30
9 93
10 4
11 5
12 15
13 41
14 27
15 14
16 100
17 312
18 11
19 102
20 25
21 48
22 14
23 231
24 15
25 134
26 20
27 4
28 36
29 25
30 10
31 31
32 16
33 8
34 17
35 38
36 19
37 23
38 40
39 148
40 10
41 54
42 38
43 85
44 3
45 107
46 57
47 5
48 4
49 7
50 1
51 40
52 86
53 11
54 47
55 37
56 29
57 3
58 14
59 43
60 13
61 4
62 2
63 14
64 20
65 55
66 25
67 15
68 60
69 25
70 3
71 112
72 19
73 28
74 13
75 47
76 72
77 107
78 9
79 8
80 15
81 6
82 87
83 176
84 16
85 37
86 14
87 81
88 38
89 20
90 14
91 51
92 288
93 7
94 106
95 20
96 33
97 9
98 126
99 12

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 17
1 22
2 2
3 4
4 0
5 5
6 15
7 0
8 0
9 0
10 0
11 3
12 15
13 15
14 2
15 0
16 2
17 0
18 0
19 2
20 14
21 0
22 2
23 0
24 13
25 11
26 0
27 0
28 82
29 2
30 1
31 6
32 12
33 4
34 22
35 0
36 2
37 1
38 1
39 13
40 1
41 0
42 12
43 56
44 2
45 2
46 17
47 6
48 10
49 0
50 5
51 2
52 18
53 5
54 9
55 0
56 1
57 1
58 1
59 8
60 0
61 0
62 2
63 0
64 1
65 1
66 2
67 0
68 2
69 0
70 2
71 1
72 0
73 0
74 3
75 3
76 10
77 0
78 14
79 0
80 3
81 26
82 11
83 48
84 20
85 1
86 13
87 12
88 1
89 9
90 4
91 6
92 1
93 2
94 1
95 3
96 1
97 0
98 4
99 2
100 3
101 101
102 5
103 3
104 28
105 2
106 1
107 33
108 3
109 26
110 6
111 2
112 7
113 195
114 138
115 5
116 0
117 0
118 0
119 16
120 0
121 2
122 18
123 48
124 39
125 33
126 17
127 15
128 0
129 19
130 5
131 23
132 1
133 31
134 23
135 4
136 15
137 64
138 13
139 0
140 0
141 0
142 16
143 3
144 1
145 16
146 0
147 0
148 1
149 1
150 0
151 1
152 40
153 7
154 11
155 2
156 1
157 0
158 1
159 61
160 13
161 0
162 0
163 0
164 0
165 8
166 12
167 4
168 59
169 4
170 0
171 0
172 1
173 17
174 2
175 97
176 3
177 27
178 32
179 5
180 2
181 3
182 3
183 24
184 68
185 14
186 6
187 8
188 24
189 2
190 0
191 0
192 1
193 17
194 2
195 51
196 55
197 3
198 1
199 3