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1. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 207

1899 - Gera : Hofmann
— 207 — Handelsstädte Genua und Venedig ihre Bedeutung; Portugiesen und Spanier teilten sich in die neuentdeckten Länder und rissen den Großhandel an sich. Aber schon um 1600 wurde diesen von den Hol- ländern und später letzteren von den Engländern die Herrschaft auf dem Weltmeer genommen. Die vielen Bodenerzeugnisseder Kolonien, besonders die später in Europa angepflanzten, wie: Mais, Tabak, Kar- toffeln, und die nur eingeführten, als: Kaffee, Zucker, Kakao, Vanille, Baumwolle, riefen neue Bedürfnisse wach, veränderten die Lebensweise und erzeugten eine große Rührigkeit in allen geschäftlichen und gewerb- lichen Verhältnissen. Die hinzuströmende Masse edler Metalle (aus Mexiko und Peru) verringerte den Geldwert und steigerte die Preise. 11. Das Aufblühen der Wissenschaften und Künste. Die Aus- schließung so vieler fremder Länder gestaltete einzelne Wissenschaften, besonders die Erd- und Naturkunde, völlig um und erweiterte Zn hohem Maße den bisherigen Gesichtskreis. Kopernikus in Thorn beseitigte den Jahr- tausende alten Irrtum, daß sich die Sonne um die stillstehende Erde bewege. Kepler erforschte die Gesetze des Planetenlaufes. Der Italiener Galilei entdeckte die Pendel- gesetze und wurde der Begründer der wissenschaftlichen Naturlehre (Physik). — Dazu gesellte sich das neu erwachte Studium des griechischen und rö- mischen (klassischen) Altertums und die Pflege der Kunst, zunächst in Italien, später in Deutschland. Schon im 14. Jahr- hundert hatte der große italienische Dichter Dante (f 1321 in Ravenna) einem neuen, edeln Geschmack in der 1321 Litteratur durch seine Anlehnung an die klassischen Dichter der Römer .den Weg gebahnt. Sein berühmtes Hauptwerk „die göttliche Komödie" ist eine der tiefsinnigsten Dichtungen aller Zeiten. In seinen Wegen war dann der berühmte italienische Dichter Petrarca gewandelt. Mit großer Begeisterung hatte sich dieser den humanistischen Studien, d. h. dem Studium des klassischen Altertums aus dessen Werken, zugewandt und den Anlaß zur weiteren Verbreitung dieser Studien gegeben. In vielen seiner Gedichte besang er in zarter, inniger Weise seine Laura. Er sah sie zum erstenmal in der Kirche zu Avignon, feierte sie lebenslang als weibliches Idealbild und verlor sie nach 21 Jahren durch den Tod. Als nach der Eroberung Konstantinopels durch die Türken (1453) 1453 flüchtige Gelehrte nach Italien kamen und die Pflege der griechischen Litteratur und Philosophie anregten, da entfalteten sich auf dem Boden Italiens von neuem die Wissenschaften und Künste zu schöner Blüte. In Deutschland waren die hervorragendsten Humanisten Reuchlin, Erasmus und Ulrich von Hutten. Die erwachende Studienlust ließ neue Universitäten erstehen und alte sich verjüngen. Den altberühmten Städten Paris, Bologna und Salerno reihten sich 4 i i " 3! , 4

2. Teil 1 = 2. Schulj - S. 144

1911 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
vom obersten Brett herunter zu Miek; „das ist etwas für die Kinder," und er teilte von den Mohnpielen aus. „Komm hierher, Griesegrau!" piepte Fellchen und guckte hinter der Mehltonne hervor, „hier gibt’s Gänsebraten, vorzüglich, sag’ ich dir, die reine Hafermast; wie Nuß knuspert sich’s." Griesegrau aber saß in der neuen Kiste an der Ecke, knabberte am Pfefferkuchen und sagte gar nichts. Die Mäusekinder balgten sich im Sandkasten und kriegten Mohnpielen. 3. „Papa," sagte das größte, „meine Zähne sind schon scharf; ich möchte lieber knabbern, das hört sich so hübsch an." „Ja, ja, wir wollen auch knabbern," sagten alle Mäusekinder, „Mohn- pielen sind uns zu matschig," und bald hörte man sie am Gänse- braten und am Pfefferkuchen. „Verderbt euch nicht den Magen," rief Fellchen, die Angst hatte, selbst nicht genug zu kriegen; „an einem verdorbenen Magen kann man sterben." Die kleinen Mäuse sahen ihre Tante erschrocken an; sterben wollten sie ganz und gar nicht, das mußte schrecklich sein. 4. Vater Kiek beruhigte sie und erzählte ihnen von Gott- lieb und Lenchen, die drinnen in ihren Betten lägen und ein Pferd und eine Puppe im Arm hätten, und daß in der großen Stube ein mächtiger Baum stände mit Lichtern und Flimmerstaat, und daß die ganze Wohnung herrlich nach frischem Kuchen röche. „Ach," sagte Fellchen, „erzähle nicht so viel, laß die Kinder lieber essen." Die aber lachten die Tante mit dem dicken Bauch aus und wollten noch viel mehr wissen, mehr als der gute Kiek selbst wußte. Zuletzt bestanden sie darauf, auch einen Weihnachtsbaum zu haben, und die zärt- lichen Mauseeltern liefen wirklich in die Küche und zerrten einen Ast herbei, der von dem großen Weihnachtsbaum abgeschnitten worden war. Das gab einen Hauptspaß. Die Mäusekinder quiekten vor Entzücken und fingen an, an dem grünen Tannen- holz zu knabbern; das schmeckte aber abscheulich, wie Terpentin, und sie ließen es sein und kletterten lieber in dem Ast herum, machten Männchen, lugten neugierig über die Bretter und spielten Versteck hinter den Gemüsebüchsen und den Einmachetöpfen. Was sollten sie auch mit dem dummen Weihnachtsbaum, an dem es nichts zu essen gab! Als aber das Kleinste ins Pflaumenmus ge- fallen war und von Mama Miek und Tante Fellchen abgeleckt werden mußte, wurde ihnen das Umhertollen untersagt, und sie mußten wieder artig am Pfefferkuchen knabbern.

3. Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte - S. 549

1894 - Gera : Hofmann
Iii. Deutsches Leben zur Zeit der fränk. u. stauf. Kaiser. 7. Eine deutsche Stadt. 549 unserem Maitrank; fremder Würzwein, kunstvoll aus französischem Rotwein verfertigt, wurde als Claret und Hippokras eingeführt; über Maulbeeren abgezogener Wein hieß Moraß; außerdem wurden viele andere Arten von aromatischen Tränken verfertigt, auch mit gekochtem Wein, zum Teil nach Rezepten, die aus dem römischen Altertum stammten; sie galten für medizinisch hilfreich, waren auch von Frauen begehrt, mehr als jetzt die Liköre. Im Süden des Thüringer Waldes machte dem Landwein der Birnmost und Äpfelwein Konkurrenz, er war z. B. der herrschende Trank in Bayern, wo erst später das Bierbrauen überhand nahm, der Bock aus der Stadt Einbeck erlernt wurde. Von ungemischten Weinen waren außer dem deutschen vom Rhein und der Mosel, vom Neckar und dem Würzburger vom Main, noch der von Rivoglio (Reifall genannt) und von Botzen, die ftanzösischen Mnscatel und Malvasier und der Osterwein aus Ungarn wohlbekannt, außerdem viele italienische Sorten, von Ancona, von Tarent u. s. w., endlich griechische Weine, darunter der berühmte Cyprer. Ulm war der große Weinmarkt, von dort gingen die Fässer bis hinauf in das Ordensland Preußen und in die fernsten Handelsstationen der Ostsee. Auf der Straße und in der Trinkstube wurde das Leben genossen. Darum füllten sich die Marktplätze und Straßen der Stadt am Abend, der Handwerksgesell und der junge Schreiber gaffierten und zeigten sich den Mädchen, die an Fenster und Thüre standen, und die Grüße und Scherzreden empfingen. Bei solchem Durcheinander der Männer wurden die Neuigkeiten ausgetauscht, was ein Reisender aus der Ferne zugetragen hatte, daß auf einem Dorfe in der Nähe ein unförmliches Kind geboren war, daß in Bern ein Weib mit einem Mann im Gottesgericht gekämpft, der Mann nach altem Recht mit dem halben Leib in einer Grube, das Weib mit ihrem Schlüsselbund bewaffnet, der Mann sei erschlagen. Und wieder, daß die reitenden Boten des Rates, der Christian und der Gottschalk, ausgeritten waren nach großen Nachbarstädten, um dort Kunde einzuziehen, ob man etwas Neues aus Frankreich wisse oder von dem Anzuge abenteuerlicher Schwärme von singenden Büßern. War ein Fehdebrief am Stadtthore abgegeben, dann war die Aufregung groß, wer einen Verwandten auf der Landstraße hatte, der wurde Mittelpunkt eines Kreises von Teilnehmenden und Neugierigen, ob der Reisende durch den Rat gewarnt sei, ob er gutes Geleit zu erhalten hoffe. Diese große Börse für Neuigkeiten verbreitete auch kleinen Familienklatsch, der in der abgeschlossenen Stadt die größte Bedeutung hatte, daß der alte Ratsherr Muffel von neuem heiraten werde, daß die Stromer und die Nützet sich wegen ihres gleichen Wappens auf der Gesellenstube heftig gezankt hätten. Auch das Regiment der Stadt war in diesen Stunden Gegenstand einen Beurteilung, die nicht immer wohlgeneigt blieb, und in unzufriedener Zeit wurde in den Haufen Empörung gemurmelt, die in den Schenken und Zunftstuben ausbrach und langgetragenem Leid und verstecktem Haß blutige Sühne verschaffte. War einmal etwas Merkwürdiges zu beschauen, dann kam die Stadt in helle Bewegung. Fremde und kunstfertige Tiere wurden gern bewundert.

4. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 512

1890 - Gotha : Behrend
512 Bilder aus der norddeutschen Tiefebene. süßer Milch befeuchtet worden sind. Grobes, schwarzes Brot liegt ans dem Tische; Fleisch giebt es nnr an gewissen Tagen. Als Lieblingsessen gelten in Milch gekochter, dicker Reis und braun gekochte Fische, die bei Hochzeiten, Begräbnissen und Kindelbier verspeist werden. Zu einer Gasterei bringt sich jeder fein Messer mit, die Fischköpfe und Gräten werden unter den Tisch geworfen. Die Gänsezucht ist sehr bedeutend; nächst den Dorfhnnden, welche einen Knüttel zwischen den Beinen führen, wird man von den Gänsen zuerst in den Dörfern begrüßt, und im Frühjahr, wo die Znchtgänse mit ihren Gänschen aus der Dorfstraße sich aufhalten, sieht man um diese zugleich die ganze kleine Dorfjugeund versammelt, die mit den älteren Geschwistern die junge Brnt bewahren müssen. Während in Thüringen, Sachsen :c. Stadt- und Landbewohner dieselbe Sprache reden, ist in Pommern Stadt und Land durch die hoch- und plattdeutsche Sprache getrennt. Das pommersche Plattdeutsch verkürzt und verkrümmt die Endsilben und Diphthongen. Man sagt ick (ich) ,wat so ick (was soll ich), weeß nich (weiß nicht). Das Platt- deutsch ist so abweicheud vou der hochdeutschen Sprache, daß der Pommer diese kaum versteht. Richter, aus fremden Provinzen nach Pommern versetzt, können sich den Bauern sehr schwer verständlich machen, und vor der hoch- deutschen Predigt merkt sich der Dorfbewohner oft nur die auge- führten Bibelsprüche und die handgreiflichsten Bilder; die Sprache mit gelehrten Ausdrücken geht über sein Gesichtskreis. Das Plattdeutsche ist uach der Scheidung der Provinzen in Vor- und Hinterpommern verschieden, auch uach deu Flußgrenzen, selbst nach Dörfern. Auf Rügeu und Neupommeru bis zur Peene spricht jeder ohue Ausnahme, wie in Mecklenburg, am liebsten Platt, aber diesers Platt ist leicht, behend, traulich und gemütlich, während das hinterpommersche Platt breit, gedehnt, voll und trüge klingt; in jenem arbeiten Zuuge und Lippe, in diesem Brnst, Kehle und Kinnbacken. Der Vorpommer sagt: de, Pierd, Steen, Koh, klock; der Hinterpommer: dei, Peird, Steihn, Kanh, klank (der, Pferd, Stein, Kuh, klug). Die bäuerlichen Eltern treten ihren Hof gewöhnlich schon bei guten Jahren an den Sohn oder Schwiegersohn ab und beschließen ihre Tage im Speicher (Spinker), einer znm Bauernhof gehörigen kleinen Wohnung. Da sie ein nicht unbedeutendes Deputat an Korn, Holz. Flachs und baarem Gelde erhalten, leben sie meist ihren Kindern zu lange, ein schlechter Zng im Charakter des Bauern. Im allgemeinen ist Pommern ein armes Land, wobei jedoch das Beste ist, daß sich der Bewohner desselben über ihre Armut zu trösten wissen. Wenn vordem Boote aus Wollin, Kammin oder Gollnow sich aus der See begegneten, so eröffneten sie ein kleines Gefecht mit Wasserspritzen gegen einander, und die Wolliner wurden dabei als „Stintköppe" begrüßt, die Kamminer als „Plunderköppe", die Gollnower als „Pomuffelsköppe"; aber „Plump aus Pommerland" hält darum doch fester zusammen als die mitteldeutschen Leute, die großenteils gar

5. Deutsche Geschichte - S. 110

1914 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
110 4. Leben und Treiben. Das Leben in Frankfurt bot damals aller-Hand Abwechslung. Am lebhaftesten ging es in den beiden Messen zu. Sie waren in ganz Europa berhmt. Ja, man zhlte sie wohl zu den Weltwundern. Tausende von Kaufleuten strmten hierher und boten ihre Waren seil. Da konnte man die kostbarsten Seidenstoffe, die feinsten Tuche, Romanisches Haus in Gelnhausen. die herrlichsten Schmucksachen und Pelze kaufen, auch Pferde und Wein. Ganz Frankfurt verdiente dabei. Die Stadt erhob Abgaben, die Brger vermieteten ihre Rume an die Mefremden, die Wirte lsten viel Geld, die Znftler fetzten ihre Waren ab, und sogar die Tagelhner hatten reichliche Einnahmen. Ein Festtag fr die Brgerschaft war das Einholen der Me-fremden. Bewaffnete Scharen zogen ihnen bis an die Frankfurter Grenze

6. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 7

1911 - Leipzig [u.a.] : Teubner
6. gyptisches ,felfetiarab mit Bieroalvpben. sahen die gypter als ihre ewigen Wohnungen", die Huser der Lebendigen nur als Herbergen" an. Unter den ebenfalls riesenhaften Werken der Bildhauerkunst ist die Memnonsule bei Theben am bekanntesten ge-worden, weil sie bei Sonnenaufgang infolge des Durchgangs der Luft durch die Poren des Steins geklungen hat. Sie ist die nrdliche von zwei nebeneinander befindlichen Bildsulen, die beide ein und denselben alten König sitzend darstellen. c) Die Wissenschaft war tiefsinnig und umfassend. Das be-zeugen die jetzt entrtselten Hieroglyphen, die ein deutliches Bild des gyptischen Lebens geben. Sie sind die lteste Schrift des Volkes, die Laute, Vorstellungen und ganze Vorstellungsreihen durch Bilder aller Art darstellt. Die Gelehrten kennen jetzt den Schlssel zu dieser Schrift und vermgen die alten Papyrusrollen und die Inschriften der Baudenkmler zu lesen. Die Berechnung der Nilberschwemmungen schuf die Astro-nomie, die Regelung der Grenzen die Geometrie. Auerdem wurden Gesetzes- und Heilkunde gepflegt, Von Poesie finden sich Hymnen, Lieder, Epen und Mrchen. Musik wurde eifrig getrieben. Sngerchre trugen die Hymnen zu Ehren der Götter unter Begleitung von Harfen- und Fltenspiel vor. Als Erzeugnisse des Gewerbefleies verdienen die kst-lichen Gewebe aus Byssus (Baumwolle), das Schreibmaterial aus der Papyrusstaude, farbige Glser und verzierte Lederarbeiten Erwhnung. d) Die Lebensweise des Volkes war einfach und gesund. Als Nahrungsmittel dienten Brot, (aus Weizen, Durra), Fleisch (aber nicht von Schweinen), Obst und Gemse, als Getrnke Nilwasser, Bier und Wein. Die rmeren gypter wohnten in Htten, die aus getrockneten Nilschlammzieg^n hergestellt waren, die reichen in groen, buntbemalten

7. Bd. 2 - S. 933

1837 - Eisleben : Reichardt
Inneres Südafrika. 933 die Sitte der Zweiweiberei bei ihnen Stattfindet. Übrigens werden die Mädchen schon als Kinder verlobt, wobei dasselbe keine Stimme hat; vielmehr wird das Geschäft bloß mit den Eltern abgemacht. Zwei bis 3 Jahre nach der Verlobung zieht gewöhnlich das Mädchen aus der Hütte ihrer Mutter in die des Bräutigams ein und Burchell sah unter ihnen Mädchen die schon Mütter waren und nicht über 10—12 Jahre alt seyn konnten. Aber auch 5—6 Jahre, nachdem sie mannbar geworden sind, weicht die frische Jugendfülle den Run- zeln des Alters und sie erscheinen dann als die ekelhaftesten menschli- chen Wesen. Die Ursachen ihres schnellen Verblühens liegen mehr in ihrer harten Lebensart, die sie häufigen Entbehrungen und der rau- hen Witterung aussetzt, und in der mit den Jahren zunehmenden Un- reinlichkeit, als in der Beschaffenheit des Klimas. Da die Buschmänner keinen Landbau und auch geringe Vieh- zucht treiben; denn sie haben nur wenige Rinder und Schafe, am meisten noch Ziegen: so suchen sie verschiedene eßbare wilde Wurzeln und knollige Gewächse auf und verzehren nicht allein das Fleisch dör in ihrem Lande lebenden wilden Thiere, z. B. Rhinozerosse, Antilo- pen rc. sondern auch Heuschrecken, Eidechsen, Schlangen, Ameiseneier, und Hunger ist oft ihr Loos. Ein Lieblingsgenuß derselben ist das Rauchen von Tabak oder Dakka (Hans) und man kann sie nicht fröh- licher und leichter sich zu Freunden machen, als wenn man sie mit diesem Gegenständen beschenkt. Sie sind danach so begierig, daß sie alle ihre Habseligkeiten veräußern könnten, um zum Besitz dergleichen zu gelangen. So erzählt Burchell in seiner Reisebeschreibung*): „Als die Buschmänner hörten, daß sie sämmtlich ein Geschenk an Tabak er- halten sollten, äußerte sich ihre Freude so naiv wie bei Kindern. Roch lebhafter wurden sie, als sie bemerkten, daß ich die Vertheilung beginnen wollte; allein die Weiber waren weit lauter und ausgelassener als die Männer, und der Häuptling konnte erst nach geraumer Zeit ihr fröh- liches Geschrei zum Schweigen bringen. Der Häuptling erhielt 3 Zoll Tabak, ein jeder Mann etwa 1 ^oll und die Weiber nicht ganz so viel. Durch diese geringe Quantität waren sie, bei ihrer großen Genügsamkeit, vollkommen zufrieden gestelt, und Entzücken malte sich auf ihren Gesichtern." Eben so armselig wie ihre Nahrung, ist auch ihre Kleidung. Die Männer tragen einen Mantel von Schaffell (Karoß) oder gehen auch wohl nackt. Die Mitte des Leibes bedeckt ein sogenannter Schackal (ein Stück Leder, gewöhnlich von dem Felle dieses Thieres), der von dem ledernen um die Lenden befestigten Gürtel herabhangt. Dabei hangt ihnen an einem über die Schulter geschlagenen Riemen ein lederner Sack oder Ranzen, mit einer großen Anzahl von Schnu- *) William Burchell Reisen in das Innere von Südafrika Aus dem Englischen. Weimar. I. Band 1822. Ii. Band 1825.

8. Bd. 2 - S. 536

1837 - Eisleben : Reichardt
536 Asten. Zitronensaft, Salz und Pfeffer, wozu man öfter noch Reiß hinzufügt. Niemals aber werden dabei starke Getränke genossen; viele jedoch brin- gen hohle Bambusrohre mit, in welches sie das Blut auffangen und es trinken. Die Hinrichtung geschieht öffentlich, es ist aber nur den Männern erlaubt, dabei zu seyn, und den Weibern der Genuß des Menschenfleisches verboten; doch sagt man, daß sie zuweilen ein Stück- chen verstohlen naschen. Man versichert, daß die Battas im Allgemei- nen Menschenfleisch jedem andern vorziehen, allein dessen ungeachtet be- friedigen sie ihr Gelüste darnach nur in den gesetzlich vorgeschriebenen Fallen. Auch werden diese Exekutionen mit größter Heiterkeit und ohne Erbitterung oder Rache vollzogen. Nur Kriegsgefangene werden mit Wuth angefallen, und sogar ihre Knochen werden, selbst schon be- graben, noch benagt. ■ Vormals waren die Battas gewohnt, ihre Ver- wandten und Eltern zu schlachten und zu verzehren, sobald sie zu alt und zur Arbeit untauglich waren^ Kummerlos suchten sich die Alten selbst einen Baumast aus, an dem sie sich mit den Handen aufhingen, während ihre Kinder um sie herum tanzten und sangen: „Wenn die Frucht reif ist, fällt sie ab." Diese Ceremonie fand zur Zeit der Citro- ncnreife Statt, in welcher auch Salz und Pfeffer im Überfluß vorhanden ist. Sobald die Alten sich nicht mehr schwebend am Baume erhalten konnten und herabfielen, stürzten ihre Kinder und Verwandten über sie her, hieben sie in Stücke und verzehrten ihr Fleisch mit dem größten Appe- tite. Diese gräuliche Sitte ist indeß abgekommen, was ein Schritt mehr zur Civilisation ist und hoffen laßt, daß das ganze abscheuliche Her- kommen völlig auf dieser Insel verschwinden wird, allein gegenwärtig werden ln Friedenszeit jährlich noch gegen 100 Battas gefressen. So erzählt uns von diesem Volke der schon oben genannte Sir Stam- ford Raffles, der letzte Brittifche Gouverneur von Benkulen in Sumatra, der sich überhaupt um die nähere Kenntniß dieser Insel große Verdienste erworben hat, und auch einstens selbst von den in der Nähe von Tappanuli wohnenden Battas eingeladen wurde, der Hinrichtung eines Battas beizuwohnen, der überwiesen war die Frau seines Nachbars verführt zu haben. Naffles lehnte zwar diese Einla- dung ab; dagegen waren sein Sekretär und ein Brittischer Offizier Augenzeuge davon. Sie fanden an dem bezeichneten Orte eine große Volksmenge und den Verbrecher mit ins Kreuz ausgestreckten Armen an einen Baum gebunden. Der Justizminister, ein Häuptling von einem gewissen Range ging mit einem großen Messer in der Hand auf ihn los, und schwang es einige Male, indem er sich dem Schlacht- opfer näherte. Neben ihm ging einer, der eine Schüssel trug, in der sich eine Mischung von Citronensast, Salz und Pfeffer befand. Der Justizminister rief nun den Gatten der entehrten Frau vor und fragte ihn, welches Stück er vorzugsweise beliebe ? Das rechte Ohr, war die Antwort, und sogleich war dasselbe mit einem einzigen Schnitte vom Kopfe getrennt, worauf es dem Manne überreicht wurde, der es in

9. Realienbuch - S. 49

1907 - Leipzig [u.a.] : Teubner
I Geschichte. 49 so wurde daher fast immer die ganze Stadt in Schutt und Rsche gelegt. Die Be- wohner trieben auch Landwirtschaft, und in fast allen Häusern wurde Vieh gehalten. Deshalb waren die ungepflasterten Straßen, auf denen häufig die Schweine umherliefen, sehr schmutzig und bei Regenwetter kaum gangbar. Es konnte darum nicht aus- bleiben, daß das Wasser der Brunnen verunreinigt wurde. Infolgedessen verbreiteten sich ansteckende Krankheiten mit furchtbarer Schnelligkeit und rafften zahlreiche Menschen hinweg. Im l 4. Iahrhundert wurde Deutschland z. B. von dem „schwarzen Tode", einer schrecklichen Pest, heim- gesucht. Beim Rusbruche von Seuchen wurden in der Regel die Juden be- schuldigt, die Brunnen vergiftet zu haben, und dann grausam verfolgt. Durch die Rreuzzüge war der Russatz nach dem Rbendlande eingeschleppt worden. Um die Ge- sunden vor Rnsteckung zu bewahren, errichtete man vor den Stadttoren Kran- kenhäuser für Aussätzige. In allen Städten gab es zahlreiche Badestuben, die fleißig benutzt wurden.— Der Hausrat der Bürger war zuerst sehr einfach. Rls aber durch Handel und Gewerbe der Wohlstand wuchs, schmückte man auch die Wohnungen. Die Ofen wurden aus bun- ten Kacheln gebaut, und die Fenster mit farbigen oder bemalten, kreisrun- den Glasscheiben geziert, die in Blei gefaßt waren. Statt des hölzernen oder tönernen Geschirres kamen Gesäße in Gebrauch, die aus Zinn ge- gossen oder sogar aus Silber getrieben waren. Die Kleidung wurde reicher; der wohl- habende Bürger ging in Gewändern aus Seide und Samt einher. Bei der Bereitung der Speisen verwendete man mit Vorliebe fremde Gewürze, wie Pfeffer, Zimt und Muskatnuß. Ruch der wein, den man damals fast überall in Deutschland baute, wurde gewürzt. Das Bier mancher Städte war wegen seiner Güte weit und breit berühmt. Des Rbends ver- sammelten sich die Bürger in den Trinkstuben; doch hielten sich die Geschlechter streng von den Handwerkern gesondert. Erklang um 10 Uhr die Ratsglocke, so begab sich jeder nach Hause; denn tiefe Dunkelheit herrschte nachts in den engen Gassen, und Eine Straße in Nürnberg.

10. Für das sechste und siebente Schuljahr - S. 95

1915 - Leipzig [u.a.] : B. G. Teubner (Theodor Hofmann)
95 der fleißige Chinese in jenem fernen Lande für uns pflanzt und der Neger für uns unter der Tropensonne arbeitet. Ja, das nicht allein, die großen Dampfer durchbrausen für uns in Sturm und Wogenschwall den mächtigen Ozean, und die Karawanen ziehen durch die brennende Wüste. Der stolze, millionenreiche Handelskönig, der in Hamburg in einem Palaste wohnt und am Ufer der Elbe einen fürstlichen Landsitz sein nennt, muß uns einen Teil seiner Sorge zuwenden, und wenn ihm der Handel schlaflose Nächte macht, so liegen wir behaglich hingestreckt und träumen von schönen Dingen und lassen ihn sich quälen, damit wir zu unserem Tee und unserem Tabak gelangen. Es schmeckt mir noch einmal so gut, wenn ich daran denke/ Ach, er bedachte nicht, daß wohl der größte Teil dieses Tees an dem Ufer eines träge dahinfließenden Baches gewachsen war, und daß dieser Tabak im besten Falle die Uckermark sein Vaterland nannte, wenn er nicht gar in Magdeburgs fruchtbaren Gefilden von derselben Rübe seinen Ur- sprung nahm, die die Mutter des Zuckers war, mit dem wir uns den Tee versüßt hatten. So ging dieser Abend heiter und friedlich zu Ende. ¥r * * 4 Auf dem Hinwege zu der jetzigen Wohnung meines Freundes hatte ich mir diese und ähnliche harmlose Erlebnisse aus jener ftöhlichen Zeit wieder ins Gedächtnis gerufen, und eine Sehnsucht hatte mich befallen nach jenen Tagen, die nicht wiederkehren. Und wie würde ich meinen Freund wiederfinden? Er sollte in der Gartenstraße wohnen, allein über die Hausnummer war ich nicht im klaren. Schon wollte ich in ein Haus gehen, das ich für das richtige hielt, und mich erkundigen, als ich auf zwei nette, reinliche Kinder von fünf und sechs Jahren aufmerksam wurde, die sich vor der benachbarten Haustür auf eine für sie scheinbar köstliche Art vergnügten. Es war ein trüber Sommertag gewesen, und nun fing es an, ganz sanft zu regnen. Da hatte nun der Knabe, als der ältere, den herrlichen Spaß ent- deckt, das Gesicht gegen den Himmel zu richten und es sich in den offenen Mund regnen zu lasten. Mit jener Begeisterung, die Kinder solchen neuen Erfindungen entgegenbringen, hatte das Mädchen dies sofort nach- geahmt, und nun standen sie beide dort, von Zeit zu Zeit mit ihren fröh- lichen Kinderstimmen in hellen Jubel ausbrechend über dieses ungekannte und kostenlose Vergnügen. Mich durchzuckte es wie ein Blitz: „Das sind Hühnchens Kinder!" Dies war ganz in seinem Geiste gehandelt. Ich fragte den Jungen: „Wie heißt dein Vater?" „Unser Vater heißt Hühnchen," war die Antwort „Wo wohnt er?" „Er wohnt in diesem Hause, drei Treppen hoch." ,Hch möchte ihn besuchen," sagte ich, indem ich dem Knaben den reinlichen Blondkopf streichelte.
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