Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 203

1906 - München : Oldenbourg
36. Bayerns Anteil an der natnrwissenschaftl. Forschungsmethode im 17. Jahrh. 203 feit seines Prinzipes die Beobachtung an die Spitze der Forschung zu stellen. Ungeahnte Wunder enthüllten sich trotz der Mangelhaftigkeit seines Instrumentes dem sorgfältigen Beobachter. Er erkannte die gebirgige Oberfläche des Mondes und gab sofort eine Methode au die Höhe der Mondberge zu messen, die Milchstraße zerlegte sich vor seinen Blicken in unzählige Fixsterne und der Gürtel wie auch der Nebel des Orion erschienen ihm als Sternhaufen. Seine wichtigste Entdeckung aber war der Nachweis, daß der Planet Jupiter das Bewegungszentrnm von vier Monden sei, sowie die etwas später erfolgte Feststellung der Phasengestalten des Planeten Venus. Ob Galilei, wie er später behauptete, auch damals schon sein Fernrohr nach der Sonne gerichtet und auf ihr dunkle Flecken erkannt hatte, läßt sich nicht mehr absolut sicherstellen, jedenfalls aber fand er diese Beobachtung nicht? für besonders wichtig, denn in seinem ,,Nuntius sidereus“, durch den er noch im gleichen Jahre dieser Entdeckungen (1610) seine Resultate der Gelehrteuwelt bekannt machte, findet sich nichts darüber. Ungeheuer war das Aufsehen, welches das Erscheinen des „Boten aus der Sternenwelt" unter deu Astrouomen hervorrief. Wie sollte man auch einen Mond, der eine Erde wie die unselige mit Bergen und Tälern ist, wie die wechselnden Luftgestalten der Venns und wie erst gar ein Weltsystem im Kleinen, wie das des Jupiter, der von vier Planeten umkreist wird, mit den altehrwürdigen Anschauungen des Aristoteles von der Unveränderlichkeit des Himmels und mit den astronomischen Lehren eines Ptolemäns, für den es nur ein Bewegungszentrum, die Erde, gab, in Einklang bringen? Darüber zerbrachen sich die Anhänger des Stagiriten vergebens die Köpfe und hätte nicht Galilei in den Gärten des Kardinals Bandini zu Rom einer großen Gesellschaft berühmter Männer mit seinem Tubus die neuen Wunder gezeigt, mau würde sie sicher in das Reich der Fabel verwiesen haben. Drüben aber über den Alpen, im fernen Deutschland, fanden sich einige hellere Köpse, die, ohne durch den Augenschein überzeugt worden zu sein, den Worten des großen Gelehrten Glauben schenkten und sich sofort au die Arbeit machten seine Entdeckungen zu kontrollieren und womöglich durch neue zu bereichern. Zu diesen Männern gehörten drei, deren Wiege in dem heutigen Königreich Bayern stand; in erster Linie der berühmte Johann Kepler, der Astronom Simon Mayr (Marius) aus Gunzenhausen, der sogar die Jupiterstrabanten vor Galilei entdeckt haben wollte, und der Jesuitenpater Christoph Scheiuer, der damals als Professor der Mathematik und Astronomie an der Hochschule in Ingolstadt lehrte. Kepler war weniger als beobachtender denn als rechnender Astronom hervorragend und seine geniale Entdeckung der Gesetze der Planetenbeweguug hat ihm, wie weltbekannt, den Lorbeer der Unsterblichkeit auf die Stirne gedrückt. Simon Mayr ist in der Folgezeit wenig mehr hervorgetreten, dagegen sind Christoph Scheiners Verdienste namentlich in der beobachtenden Astronomie, also auf den von Galilei eingeschlagenen Wegen,

2. Die mittlere und neue Welt - S. 172

1873 - München : Lindauer
den weitesten Kreisen zu verbreiten, ward durch die Erfindung des Lumpenpapieres, welche in das erste Viertel des 14. Jahrhunderts fällt, und durch die Erfindung der Buchdruckerkunst von Johann Gutenb erg, Peter Sch eff er und Johann Fnft 1439 wesentlich gefordert. Die Grundlage der gelehrten Bildung wurde das Studium des' klassischen Altertums, zuerst in Italien für das römische Reich von Petrarka angeregt, nach dem Falle Konstantinopels durch flüchtige Griechen auf das griechische ausgedehnt, von den Päpsten und den Medici in Florenz kräftig gefördert, in Deutschland durch Rudolf Agrikola (f 1485), Konrad C eltc s (f 1508) und Jo haitu Nenchlin (f 1522) eingebürgert. In der Folge haben sich auf diesem Gebiete rühmlich hervorgethan: in Italien Paulus Miuutius (f 1574), C. Sigonius (f 1585) und Murettns (f 1585), in Deutschland Desiderins Erasmus (f 1536), Philipp Melanchthon (f 1560), Koiv rad Geßner (f 1565) und andere, in Frankreich Dionys Lambi^nns (f 1572), Heinrich Stephanus (f 1598), Joseph Stahliger (f 1609) und Isaak Kasau'bonns (t 1614). Die hollänbische (Leydener) Schule ward durch Justus Lipsius (t 1606) gegründet. — Um das Studium des römischen Rechts haben sich besonders Kniacins (f 1590) und Dionysius Goth osre^dus (1622) verdient gemacht.— In der Philosophie ward die Scholastik durch die Reformation vollends beseitigt, die Mystik wurde in hervorragender Weise von Paracelsus (Philipp Bombast von Hohenheim, f 1541) und dem Görlitzer Schuhmacher Jakob Böhme (-j-1624) betrieben; der Engländer Franz Bako von V er ul am (f 1626) ward Schöpfer eines neuen auf die Erfahrung und Praxis gerichteten Systems, in Frankreich kämpfte Des Eartes (Renatus Kartesius, geb. 1596, f 1650) gegen die Scholastik und wurde Gründer der neueren Philosophie. — In der Medizin haben außer dem obengenannten Paracelsus auch Andr 6 Vesa'lius aus Brüsset (f 1564) ititd Ger onimo Card ano aus Pavia, zugleich Mathematiker (f 1576), Großes geleistet; der Engländer Harvey entdeckte 1619 den Kreislauf des Blutes im menschlichen Körper. — Die Naturwissenschaften haben in dieser Zeit ungeheuere Fortschritte gemacht, namentlich die Astronomie. Der gelehrte Nikolaus Kope'ruikus aus Thoru (1473—1543) fanb bte wirkliche Beschaffenheit des Sonnensystems auf, eine Lehre, bte durch den Dänen Tyche Brache (1601) größere Klarheit, durch Johann Kepler aus Magstatt v.t Württemberg (f 1630) und den Ptsaiter Galileo Galilei (f 1642) Ausbildung gewann. Die Glasschleiferei ward 1285, \ das Fernrohr 1590 durch 'Jansen zu Middelburg in der Provinz Seeland erfunden und letzteres durch Galilei vervollkommnet. Verwertung in der Praxis fand die Astronomie durch die vom Papst' Gregor Xiii 1582 vorgenommene Berichtigung des Kalen-

3. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 43

1868 - München : Lindauer
Bayern unter Amtsherzögen ans dem Hanse Luitpold's. 43 Des Handels wegen hatte Regensburg, Passau, Linz, Ingolstadt, Scheßla, Bamberg und Forchheim eine besondere Bedentnng. In den Städten trieben die vielen Juden haupt- sächlich mit Sklaven Handel, deren Zahl durch die Gefangenen der slavischen Völker sehr vermehrt wurde. Durch die wieder- holten Einfälle der Ungarn ward der Handel auf längere Zeit ganz niedergelegt und gleich ihm geriethen Kunst, Wissenschaft, Gewerbe und Ackerbau in's Stocken. Die Schulen hörten mit den zerstörten Klöstern auf, ganze Strecken Landes blieben un- bebaut, die Pflege der Gerechtigkeit nahm ab, die Rohheit der Sitten zu. Jeder, der sich stark genug fühlte, verschaffte sich Recht mit seiner Faust und nahm Rache an seinem Beleidiger — das unselige Faustrecht nahm seinen Anfang und erreichte in der folgenden Zeit seinen Höhepunkt. Vierter Zeitraum. Bagern*) unter Amtsherzögen des deutschen Ueiches ans verschiedenen edlen Häusern (911 — 1180). Erstes Kapitel. Bayern unter Amtsherzögen aus dem Hanse Luitpold's **) (911 — 948). ' § 26. Da unter dem letzten Karolinger, Ludwig dem Kinde, die herzogliche Würde in Bayern wieder aufgekommen *) Schon gegen das Ende des Dritten Zeitraumes kommt in Urkunden statt der Namen Bojovaria, Bojoaria, Bagoaria, Bajoaria, Baioaria der Name Bauuaria zum Vorschein, woraus Bavoaria, Bavaria, Bayern geworden ist. **) Die Amtsherzöge aus dem Hause Luitpold's sind: Arnulf I 911—937. Eberhard 937—939. , ' Berthold 939-948. -—______

4. Die Ausgestaltung der europäischen Kultur und deren Verbreitung über den Erdball (Die Neuzeit) - S. 51

1912 - München : Oldenbourg
Italien. 51 und wirtschaftliche Blüte Italiens fort. Nur die politische Selbständigkeit der Halbinsel konnte nicht erreicht werden: der Kamps zwischen Frankreich und Spanien um die Vormachtstellung ging weiter und ergab die spanische Vorherrschaft, die sich auf den Besitz von Neapel, Sizilien, Sardinien und Mailand stützte. Die selbständigen italienischen Kleinstaaten waren, abgesehen vom Kirchenstaat, das 1569 zum Großherzogtum erhobene Tostana (Florenz) unter dem Hause Medici, dann die Herzogtümer Modena unter dem Hause Este, Parma unter der Familie Farnese, Mantua, Savoyen-Piemont und die beiden Adelsrepubliken Genna (mit Korsika) und Venedig (mit Besitzungen in Nordoftitalien und an der istrisch-dalmatinischen Küste, ferner wichtigen Inseln, wie Korsn, Kreta und bis 1571 auch Cypern). Von den Päpsten erwarb sich Gregor Xiii. ein dauerndes Verdienst durch die Neuordnung des Kalenders. Der Julianifche Kalender nahm das 1582 Jahr um 11 Minuten 12 Sekunden zu lang an; infolgedessen war man damals hinter der richtigen Rechnung um etwa 10 Tage zurückgeblieben. Gregor verfügte nun, daß auf den 4. Oktober 1582 sogleich der 15. Oktober folgen und fernerhin alle 400 Jahre 3 Schalttage ausfallen sollten. Der neue (Gregorianische) Kalender wurde bis 1587 in den katholischen, feit 1700 auch in den protestantischen Ländern allgemein angenommen; nur die griechische Kirche hat die Manische Zeitrechnung beibehalten, die hinter der unsrigen gegenwärtig um 13 Tage zurück ist. — Galileiaus Pisa, ein Zeitgenosse Keplers, begründete die Wissenschaft- j 1642 liche Mechanik durch Berechnung der Pendel- und Fallgesetze. Galileis Schüler f 1647 Toricelli ersaud das Barometer. Tie Bildende Kunst. Von Italien ging serner eine Weiterbildung des Kunststiles aus. Hatte die Bildende Kunst der sog. Hochrenaissance (im 16. Jahrh.) durch vornehme Ruhe und Einfachheit der Darstellung sowie edles Gleichmaß der Formen zu wirken gesucht, so bevorzugte die Kunst der Spät renaissance (im 17. Jahrh.) hauptsächlich das Malerische, die lebhafte Bewegung, und gefiel sich mitunter in einer gewissen Regellosigkeit. Die Malerei fällt außerdem noch durch die meisterhafte Behandlung des Lichtes auf, die Baukunst durch einen Zug zum Massigen, die Ornamentik durch eine Vorliebe für geschweifte und gewundene Linien. Im übrigen behielt die Baukunst die Grundformen der Renaissance bei; nur trat an die Stelle des Rundbogens häufig der elliptische ober ovale Bogen. Diese Kunstrichtung der ausgehenden Renaiffancezeit nennt man auch Barockstil. Sein namhaftester Vertreter in Italien war der vielseitige Bernini, zugleich Baumeister, Bilbhauer und Maler; er fchuf u. a. die Doppel- f 1680 kolonnaben von St. Peter (in Rom), beren vierreihige borifche Säulenhallen den Platz elliptisch umschließen. — Der Barockstil in der Malerei kam schon bei den großen italienischen Meistern des 16. Jahrhunberts, Michelangelo, Correggio, Tizian u. a. zum Ausbruck. Ebenso sinben wir die Neigung zum Kolossalen und Prunkvollen bereits bei den Venetianern Tintor etto (f 1594) und Paolo Veronese (f 1588), die in ihren riesigen Wanb- und Deckengemälben mit Vorliebe Massenszenen (Gastmähler u. bgl.) barstellten. Ihnen schloß sich der anmutige Guibo R e n i (in Bologna) an, der u. a. eine Aurora mit Phöbus r 1642 Apollo und den Horen (Deckengemälbe in einem römischen Palast), einen Christus mit der Dornenkrone (in der Dresbener Galerie) sowie eine Himmelfahrt Mariae (in der Münchener Pinakothek) schuf. 4*

5. Die Ausgestaltung der europäischen Kultur und deren Verbreitung über den Erdball (Die Neuzeit) - S. 172

1912 - München : Oldenbourg
172 Die Gewaltherrschaft Napoleons und ihr Zusammenbruch. 1 1824 lebung der altklassischen Studien herbeiführte, die durch Fr. Aug. Wolf (Homerische Studien) eingeleitet wurde. — Gewissermaßen ein Bild der rasch 1 1848 wechselnden Anschauungen und Stimmungen war der Historiker Jos. G ö r r e s, der anfangs für republikanische Freiheit, später für die deutsche Kaiserherrlichkeit, schließlich für die Heilige Allianz eintrat. — Im Sinne des Nenhumanis-11814 mns erkannte der Philosoph Fichte (vgl. S. 160) als letztes und höchstes Ziel des menschlichen Strebens „die Freiheit und Selbsttätigkeit des Ichs". Zu f 1834fichtes Schülern zählte auch der Philosoph und Theolog Schleiermacher t 1854 (S. 160). Der eigentliche Philosoph der Romantik war Schelling; er vertrat eine Art pantheistische Naturphilosophie, d. H. er lehrte die Offenbarung Gottes in der Natur und in der Geschichte. — Durch eindringende Kritik der 11831 Quellen wies Niebuhr in seiner „Römischen Geschichte" der Forschung eeb. 1767 neue Bahnen (vgl. S. 160). — Ter vielseitige, geistreiche Wilh. v. H n m b o l d t, f 1835 ein Gesinnungsgenosse und Mitarbeiter Steins, war gleichbedeutend als Sprachforscher, Historiker, Rechtslehrer und Staatsmann. Ter gegen Ende des 18. Jahrhunderts angebahnte Aufschwung der Naturwissenschaften in Verbindung mit der Technik (vgl. S. 115 Anm. 2) machte weitere Fortschritte, zu denen nun auch deutsche Gelehrte und Erfinder beitrugen, t 1827 Ter Franzose Laplace gab in seiner Mecanique celeste Vermutungen über die Entstehung des Weltenbaues bzw. Sonnensystems, die dann mit den Anschauungen Kants zur sog. Kant-Laplaceschen Theorie zusammenflössen; nach ihr ist das Sonnensystem durch allmähliche Abkühlung einet^ sich um ihre Achse drehenden Gaskugel und Ablösung einzelner Teile von ihr ent-geb. 1769standen. Alex. v. Humboldt faßte nach jahrelangen Reisen das damalige 1 1859 Wissen vom Weltall in seinem „K o s m o s" zusammen (1845). Ter Mathema-j 1855 tiker, Astronom und Physiker Gauß hat durch seine Untersuchungen des Magnetismus zur Erfindung des elektrischen Telegraphen wesentlich beigetragen. Verschiedene wichtige Erfindungen wurden damals in Bayern gemacht: so erfand hier Senefelder den Steindruck (1796); Reichenbach vervollkommnete die Meßkunst, Utzsch neidet die optischen Instrumente; Frann -Hofer schuf (1808) verbesserte Fernrohre; Sömmerring erfand (1809) den Telegraphen, Gabelsberger (1817) die Stenographie. Ter amerikanische Physiker F n l t o n erbaute (1807) das erste Dampfschiff (auf dem Hudsonflusse), der Engländer Stephenson (1825) die erste Lokomotive, worauf dann zwischen Liverpool und Manchester die erste Eisenbahn angelegt wurde (1829/30). Rückblick und Ergebnisse. Während Frankreich die durch die Revolution errungene Machtstellung nicht behaupten konnte, blieb der politische Aufschwung Englands und Rußlands dauernd, sodaß diese beiden Staaten in den nächsten Jahrzehnten auf die Geschicke Europas einen bestimmenden Einfluß ausüben konnten. Dabei kam ihnen zustatten, daß sie im Innern von den revolutionären Strömungen verschont blieben; England deshalb, weil es seine konstitutionellen Kämpfe schon hinter sich hatte und seine Verfassung im gewissen Sinne den Aufklärungsideen entsprach (vgl. S. 81); Rußland deshalb, weil für seine politisch noch unreife Bevölkerung Aufklärung^-

6. Die Ausgestaltung der europäischen Kultur und deren Verbreitung über den Erdball (Die Neuzeit) - S. 12

1912 - München : Oldenbourg
12 Die Vorboten der Neuzeit. Nachdem Hutten vorübergehend im Dienste Kaiser Maximilians gestanden und in Augsburg zum Dichter gekrönt worden war, lobte er begeistert Luthers Vorgehen, verlangte die nationale Unabhängigkeit Deutschlands von jeder fremden Macht und griff nach seinem Wahlspruch „Ich Habs gewagt" das Papsttum sowie die kirchlichen Zustände aufs heftigste an. Von Kämpfen und Krancheiten erschöpft, t 1560 starb er frühzeitig auf der Insel Ufnau im Züricher See. Plnlivv M elanchthon (Schwarzerd) aus Bretten in Baden, der bekannte Freund und Mitarbeiter Luthers, erhielt wegen seiner vielseitigen Kenntnisse, vor allem auf dem Gebiete des Griechischen und Hebräischen, den Beinamen „Praeceptor Germaniae“ und wurde zur Einrichtung des höheren Schulwesens nach Sachsen (Wittenberg) berufen. Von milder und versöhnlicher Gesinnung, nahm er wesentlichen Anteil am inneren Ausbau der Reformation. In der Schloßkirche zu Wittenberg liegt er neben Luther begraben. — Zu den Humanisten zählt u. a. noch der Geschichtschreiber t 1534 Av entinus (eigentlich Joh. Thurmair aus Abensberg), Professor in Ingolstadt, der eine bayerische Chronik schrieb. Auch die Naturwissenschaften, in erster Linie die Mathematik und die Astronomie, erfuhren durch die Beschäftigung mit den Klassikern, besonders den Griechen, t 1476 vielfache Anregung. Regio montanus (Joh. Müller aus Königsberg in Franken) errichtete in Nürnberg die erste deutsche Sternwarte und stellte astronomische Instrumente her. Der Frauenburger Domherr Nikolaus Köpper-t 1543 nikus aus Thorn wagte den entscheidenden Vorstoß gegen das bisher geltende Ptolemäische (geozentrische) Weltsystem durch die Behauptung, die Sonne bilde den Mittelpunkt der Planetenwelt, der auch die mit Achsendrehung begabte Erde angehöre (heliozentrisches System). 2. Die Baukunst. In Deutschland kam der Renaissancestil später auf als in Italien; namentlich hielt man noch längere Zeit, hauptsächlich wegen der Beschränktheit des Raumes in den Städten, am gotischen Aufbau (hohe Dächer, Giebel, vorspringende Erker) fest und verwendete einstweilen nur antike Zier- entst. formen. Eine der frühesten Renaissanceschöpfungen ist der sog. Ottheinrichsbau um 1560 am Heidelberger Schloß. 3. Die Plastik, die besonders in Nürnberg, dem deutschen Florenz, sich entwickelte, behielt ebenfalls noch lange die gotischen Formen bei und nahm erst allmählich die Auffassung der Renaissance an. Deshalb gehören die großen Meister jener Zeit, Adam Krasft, Peter Bischer d. Ä?), Veit Stoß, Tilmann Riemenschneider u. a., teilweise noch der Spätgotik, also dem Mittelalter an (vgl. Zweit. Hauptt. S. 180). — Im Kunstgewerbe (Metallbearbeitung, Goldschmiedekunst, Herstellung von Rüstungen, Töpferei u. dgl.) nahm Deutschland eine führende Stellung ein und lieferte seine Erzeugnisse nach allen Gegenden Europas. 4. Die Malerei wurde hauptsächlich durch die fränkische Schule (in Nürnberg) und durch die schwäbische (in Augsburg) gepflegt. Der größte Meister der t 1528 ersteren war Albrecht Dürer, der, wenn auch nicht in der Formengebung, so doch an schöpferischer Fülle der Phantasie und Kraft der Charakteristik selbst Raffael erreichte. Sein Allerheiligenbild (in Wien), darstellend die Hl. Dreifaltigkeit mit dem Gekreuzigten als Mittelpunkt, umschwebt von Engeln und Seligen, atmet feierlichen Ernst und schmerzliche Ergriffenheit. Dürers reifstes *) Von Peter V i s ch e r d. I. (f 1528), dem Sohne und Mitarbeiter des Ä., ist noch das Grabmal Friedrichs des Weisen in der Schloßkirche zu Wittenberg anzuführen.

7. Die vorchristliche Kulturwelt - S. 8

1910 - München : Oldenbourg
H Semiten. verschwand ihre Kenntnis, bis in neuerer Zeit (1802) der deutsche" Gymnasiallehrer Grotesend (Gttingen) den Schlssel zur Entzifferung der persischen Keilschrift wiederfand, indem er in den Inschriften von Perfepolis die persischen Knigsnamen erkannte. Weitere Fortschritte zur Erkenntnis auch der babylonischen Keilschrift machte n. a. der Englnder R a w l i n f o n (1846), der die dreisprachige <babylonisch-elamitisch^-persische) Keilinschrift vom Berge bei Bisutn (Bagistn, sdwestlich von der alten Mederhauptstadt Ekbatna) herausgab. Die literarischen Denkmler aus alter Zeit sind auerordentlich zahlreich. So gestattet die Tontafelbibliothek Assurbanipals, mehr als 20 000 auf beiden Seiten beschriebene Tontafeln, einen fesselnden Einblick in das Wissen der Assyrer. Neuerdings hat man in Babylons 3000 Kontrakttfelchen und bei Tell-Amarua in Obergypten den Briefwechsel mehrerer gyptischer Kniae mit babylonischen und hethitischen Herrschern gefunden. Die Wissenschaften. Die Pflege der Wissenschaften lag ebenfalls in 'den Hnden der Priester. Diese leisteten als Mathematiker und Astro-stomctt Erstaunliches. Sie hatten schon Lngen-, Flchen-, Krpermae und Gewichte auf ein und dasselbe Lngenma gegrndet. Das Sonnenjahr (zu 365 Tagen) sowie t>a Mondjahr (zu 336, bzw. 360 Tagen) und der Tierkreis, d. h. die 12 Sternbilder der scheinbaren Sonnenbahn innerhalb eines Jahres (Ekliptik), waren ihnen wohlbekannt, ebenso Aufgang und Niedergang der Gestirne; desgleichen konnten sie Sonnen- und Mondsfinsternisse berechnen. Die von ihnen erfundene Benennung der Wochentage nach den damals bekannten Planeten (Merkur, Venus, Mars, Juppiter, Saturn), denen sie Sonne und Mond zuzhlten, ist bis auf unsere Zeit gekommen. Deshalb war im ganzen Altertum die Achtung vor den astronomischen Kenntnissen der Babylonier so groß, da bis in die rmische Kaiserzeit das Wort Ehalder" die spezielle Bedeutung Mathematiker, Astro-nom" besa. Auch die Rechtswissenschaft erfuhr eine sorgfltige Ausbildung, um Im Jahre 1901 fand man z. B. in Susa eine Denkfaule3) mit Inschrift, aus der 2000 hervorgeht, da der König Hammurabi durch eine klug ausgedachte Gesetz-v Chr. g^ung die verschiedenen Seiten des brgerlichen Lebens regelte. Das Ma- und Gewichtsshstem. Als Grundma und Lngeneinheit galt der Weg, den ein rstiger Fugnger in 2 Minuten zurcklegt (so lange braucht nmlich die Sonnenscheibe, um vollstndig sichtbar zu werden, d. h. von dem Augenblick der Berhrung des Horizonts durch den oberen Sonnenrand bis zur Berhrung durch den unteren). Diese Strecke nannten die Griechen Stadion. In 2 Minuten macht der Fugnger 340 Schritte, also in der Sekunde 2. Die x) Bezeichnung fr altpersischelam alter Name fr Susa (Persien). 2) Planmig betriebene Ausgrabungen werden seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts in den Ruinen von Ninive bei Mosul am Tigris und nrdlich davon bei Khorsabad sowie in denen von Babel (Hillah, Birs Rimrud) und Susa vor-genommen. Erfolgreiche Forscher waren die Englnder La Yard (in Ninive), O p P e r t und Rawlinson (in Babel), ferner in neuester Zeit amerikanische und franzsische Gelehrte sowie Vertreter der Deutschen Orientgesellschaft, z. B. K o l d e w e y (in Babel). 8) Das berhmte Relief der sog. groen Gesetzesstele Hammurabis befindet sich zurzeit im Louvre zu Paris.

8. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 15

1899 - Gera : Hofmann
— 15 — ^6. Die Ruinen von Babylon. hoch und etwa 13 m dick; 250 gewaltige Türme überragten sie. Die Stadt hatte einen Umfang von etwa acht deutschen Meilen. In der Mitte erhob sich der fast 200 m hohe Belusturm, auf dem die Priester astronomische Beobachtungen anstellten. Weithin sichtbar waren die schwebenden Gärten der Semiramis. Auf gewölbten Hallen erhoben sich mehrere Terrassen. Auf einer Unterlage von Steinplatten, Asphalt und Bleiplatten war so hoch die Erde aufgeschüttet und mit Mauerwerk eingefaßt, daß die größten Bäume darin wurzeln konnten. Darauf er- hob sich eine zweite und dritte Terrasse. Ein Springbrunnen auf der obersten versorgte die weite Anlage mit Wasser. Zwischen den Palästen und Häusern der Stadt dehnten sich Gärten, Felder und Jagdgründe aus. Ähnlich war Ninive, von dem man neuerdings mehrere Königs- paläste als Mittelpunkte der Stadtviertel ausgegraben hat. 2. Die Religion der Chaldäer (wie man die Herrscherfamilie, die Priester und auch wohl alle Bewohner nannte) war Sterndienst. Der Sonnengott hieß Bel (Baal). Der Belusturm war sein Tempel. Die Priesterwürde vererbte sich vom Vater auf den Sohn. Die Ver- ehrung der Götter war mit allerlei Ausschweifungen verbunden. 3. Die Kultur, die sich schon im grauen Altertume entwickelte, wird durch die ausgegrabenen Reste bezeugt. Die Bauwerke, be- sonders die zum Schutze des offenen Landes, waren riesenhaft; man , führte sie aus gebrannten, durch Asphalt verbundenen Backsteinen auf. Der sehr ergiebige Landbau wurde durch treffliche Bewässerungs- anstalten unterstützt. Unter den Gewerben zeichneten sich die Weberei und die Purpurfärberei aus. Der Handelsverkehr durch Schiffe und Karawanen war bedeutend. Unter den Wissenschaften blühte besonders die Astronomie, die aber in Astrologie oder Sterndeuterei ausartete. Unsere Einteilung des Jahres in Tage, Wochen und Monate, die Zer- legung der Stunde in 60 Minuten, der Minute in 60 Sekunden und

9. Das Mittelalter - S. 215

1889 - Gotha : Perthes
215 In derselben Zeit, da sich die Vorstellungen von der Erde wandelten, vernderten die astronomischen Entdeckungen des Copernicus^) (f 1543) auch die von der Stellung der Erde innerhalb der Welt. Schlu. Das Mittelalter, aus der Verbindung der Germanen mit der rmisch-christlichen Welt hervorgegangen, ging zu Ende, als diese Verbindung sich wieder lste. Nachdem die Herrschast des ppstlichen Roms auf staatlichem Gebiet von den sich selbstndig fhlenden Nationen zurck-gewiesen war, begann das deutsche Volk endlich auch auf religis-kirchlichem sich von den rmischen Formen loszusagen. Weder die Priester-liche Herrschaft (rmische Hierarchie) noch die dem lebensmden Altertum entlehnte Askese fand man in dem Evangelium, aus das man zurckging, be-grndet: dagegen entsprach die unmittelbare Hingabe des Einzelnen an Gott, wie sie das ursprngliche Christentum verlangt, und die wiederhergestellte Harmonie zwischen Geist und Krper dem auf das Individuelle gerich-teten Geiste und dem noch lebensfrohen Gemte des deutschen Volkes. Der Glaube fhrte die Einzelnen wieder unmittelbar zur Gottheit, die Sitt-lichkeit verpflichtete alle wieder zu denselben Gesetzen. Es srug sich, ob die andern europischen Nationen der von Deutschland aussenden Bewegung Z folgen wrden; da trat dem protestantischen Grundsatz freier, indivi-dueller Entwicklung auf religisem Gebiete der auf romanischem Boden er-wachsene Jesuitenorden mit dem Grundsatze unbedingten Gehorsams entgegen. Der unvereinbare Gegensatz des protestantischen und jesuitischen Grund-gedankens beherrscht zunchst die neue Zeit. * 4^' 1) Nikolaus Copernicus geb. 1473 zu Thoru, gest. als Kanonikus zu Frauenburg 1543. Der Druck seines grundlegenden Werkes (de revolutionibus orbium caelestium) wurde kurz vor seinem Tode vollendet. Das copernicanische System wurde von Joh. Kepler (geb. 1571 in der Stadt Weil in Wrtemberg) zur Unumstlichkeit erhoben; K. war 16011626 kaiserlicher Mathematiker in Prag; er starb in Regensburg während des Reichstags 1630. Gleichzeitig fand der Italiener Galilei (15641642) das copernicanische System durch seine Beobachtungen besttigt. Giordano [bfchorba'no] Bruno (geb. um 1550 zu Nola, gest. 1600 zu Rom auf dem Scheiterhaufen) lehrte bereits, da die Fixsterne Sonnen seien und das irdische Sonnensystem eines von unendlich vielen Sonnensystemen.

10. Grundlehren der mathematischen Geographie und elementaren Astronomie - S. 62

1907 - München : Ackermann
62 Siebentes Kapitel. Nachstehende Tabelle gibt Sternen die Jahresparallaxen an: von einigen bekannteren Fix- 61 Cygni 0,48" (im Mittel) a Lyrae 0,21" (im Mittel) a Bootis 34 Groombridge*) 0,48' 0,13 0,31 0,18 a Lyrae a Centauri a Can. Maj. (Sirius) p Ophiuchi 0,21" 0,92 0,23 0,17. a Ursae Min. Die Erddistanz des hellen Sternes im Zentauren (s. S. 14), die ungefähr 4 Billionen Meilen beträgt, pflegt man als Stern- vveite zu bezeichnen. Bei so ungemein kleinen Winkeln, wie sie hier vorkommen, kann man recht gut Sinus und Bogen ver- tauschen, d. h. es können Parallaxe und Erddistanz als einander umgekehrt proportionale Grössen angesehen werden; es ist dem- nach, laut Tabelle, Sirius etwa viermal so weit als a Centauri von uns entfernt. Siebentes Kapitel. Erklärung der Bewegungserscheinungen vom geozentrischen Standpunkte aus. i; 40. Die sphaerische Astronomie zeigt uns die himmlischen Phänomene, wie sie den Sinnen erscheinen, die Das homo- theorische**) Astronomie will vom Augenscheine abstrahieren zentrische und uns die Bewegungen der Weltkörper so kennen lehren, wie e ts\ stem. ^ wjrj^ lich sind; der physischen Astronomie verbleibt die Aufgabe, zu ermitteln, warum diese Bewegungen sich so und nicht anders vollziehen. Die Vorstellung einer einzigen festen Himmelskugel, au deren Innenfläche sämtliche Gestirne befestigt sein sollten, hat sich als unhaltbar erwiesen, aber noch hindert uns — von § 39 freilich abgesehen — nichts, unsere Erde als im Räume feststehend und, wenngleich in anderem als in dem bisher üblichen Sinne, als im Mittelpunkte des Weltalls befindlich zu betrachten. *) Dies soll besagen, dass der betreffende Fixstern mit Nummer 34 in dem Kataloge teleskopischer Sterne des englischen Astronomen Groom- bridge identisch ist. **) Die ältere Sternkunde unterschied zwischen „theoretisch" und .-jtheorisch" ; theoretische Astronomie sollte ausschliesslich die Lehre von den Bahnberechnungen sein.
   bis 10 von 57 weiter»  »»
57 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 57 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 1
1 18
2 0
3 0
4 11
5 0
6 0
7 1
8 0
9 2
10 0
11 2
12 0
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 33
22 0
23 1
24 0
25 1
26 0
27 3
28 1
29 1
30 0
31 1
32 1
33 3
34 0
35 1
36 3
37 2
38 0
39 0
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 33
46 6
47 2
48 2
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 6
1 207
2 30
3 79
4 62
5 15
6 15
7 80
8 35
9 224
10 4
11 8
12 40
13 111
14 52
15 18
16 254
17 823
18 22
19 257
20 70
21 121
22 28
23 463
24 54
25 357
26 83
27 25
28 62
29 70
30 57
31 51
32 46
33 19
34 33
35 116
36 61
37 54
38 67
39 534
40 37
41 117
42 107
43 188
44 10
45 367
46 134
47 13
48 11
49 14
50 5
51 142
52 186
53 37
54 112
55 36
56 67
57 5
58 67
59 70
60 30
61 17
62 2
63 15
64 25
65 158
66 66
67 71
68 145
69 54
70 13
71 183
72 66
73 137
74 35
75 73
76 141
77 445
78 15
79 14
80 31
81 45
82 142
83 540
84 51
85 59
86 31
87 189
88 60
89 54
90 29
91 99
92 687
93 12
94 397
95 43
96 135
97 12
98 293
99 18

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 9
1 3
2 0
3 11
4 0
5 6
6 2
7 6
8 102
9 6
10 2
11 2
12 10
13 4
14 2
15 0
16 3
17 0
18 0
19 13
20 0
21 0
22 3
23 1
24 15
25 5
26 5
27 2
28 5
29 37
30 3
31 11
32 2
33 9
34 7
35 1
36 1
37 1
38 3
39 7
40 7
41 0
42 0
43 4
44 2
45 0
46 5
47 32
48 11
49 1
50 6
51 9
52 8
53 0
54 24
55 4
56 2
57 3
58 2
59 17
60 0
61 0
62 5
63 3
64 8
65 6
66 0
67 3
68 3
69 13
70 0
71 1
72 5
73 1
74 47
75 8
76 2
77 6
78 5
79 12
80 3
81 25
82 3
83 1
84 3
85 6
86 1
87 0
88 6
89 2
90 0
91 65
92 20
93 4
94 1
95 1
96 1
97 1
98 5
99 2
100 19
101 1
102 8
103 11
104 1
105 4
106 3
107 1
108 1
109 8
110 46
111 2
112 5
113 4
114 5
115 11
116 5
117 1
118 5
119 1
120 2
121 2
122 1
123 0
124 4
125 1
126 7
127 39
128 1
129 4
130 0
131 41
132 3
133 2
134 4
135 1
136 45
137 1
138 1
139 0
140 1
141 0
142 6
143 3
144 2
145 5
146 7
147 17
148 4
149 8
150 6
151 3
152 5
153 0
154 2
155 3
156 1
157 2
158 5
159 3
160 1
161 5
162 2
163 6
164 100
165 14
166 4
167 3
168 1
169 1
170 1
171 5
172 12
173 38
174 0
175 36
176 4
177 16
178 1
179 22
180 31
181 4
182 11
183 92
184 2
185 2
186 2
187 28
188 3
189 12
190 0
191 11
192 7
193 6
194 6
195 4
196 9
197 5
198 1
199 18