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1. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 207

1899 - Gera : Hofmann
— 207 — Handelsstädte Genua und Venedig ihre Bedeutung; Portugiesen und Spanier teilten sich in die neuentdeckten Länder und rissen den Großhandel an sich. Aber schon um 1600 wurde diesen von den Hol- ländern und später letzteren von den Engländern die Herrschaft auf dem Weltmeer genommen. Die vielen Bodenerzeugnisseder Kolonien, besonders die später in Europa angepflanzten, wie: Mais, Tabak, Kar- toffeln, und die nur eingeführten, als: Kaffee, Zucker, Kakao, Vanille, Baumwolle, riefen neue Bedürfnisse wach, veränderten die Lebensweise und erzeugten eine große Rührigkeit in allen geschäftlichen und gewerb- lichen Verhältnissen. Die hinzuströmende Masse edler Metalle (aus Mexiko und Peru) verringerte den Geldwert und steigerte die Preise. 11. Das Aufblühen der Wissenschaften und Künste. Die Aus- schließung so vieler fremder Länder gestaltete einzelne Wissenschaften, besonders die Erd- und Naturkunde, völlig um und erweiterte Zn hohem Maße den bisherigen Gesichtskreis. Kopernikus in Thorn beseitigte den Jahr- tausende alten Irrtum, daß sich die Sonne um die stillstehende Erde bewege. Kepler erforschte die Gesetze des Planetenlaufes. Der Italiener Galilei entdeckte die Pendel- gesetze und wurde der Begründer der wissenschaftlichen Naturlehre (Physik). — Dazu gesellte sich das neu erwachte Studium des griechischen und rö- mischen (klassischen) Altertums und die Pflege der Kunst, zunächst in Italien, später in Deutschland. Schon im 14. Jahr- hundert hatte der große italienische Dichter Dante (f 1321 in Ravenna) einem neuen, edeln Geschmack in der 1321 Litteratur durch seine Anlehnung an die klassischen Dichter der Römer .den Weg gebahnt. Sein berühmtes Hauptwerk „die göttliche Komödie" ist eine der tiefsinnigsten Dichtungen aller Zeiten. In seinen Wegen war dann der berühmte italienische Dichter Petrarca gewandelt. Mit großer Begeisterung hatte sich dieser den humanistischen Studien, d. h. dem Studium des klassischen Altertums aus dessen Werken, zugewandt und den Anlaß zur weiteren Verbreitung dieser Studien gegeben. In vielen seiner Gedichte besang er in zarter, inniger Weise seine Laura. Er sah sie zum erstenmal in der Kirche zu Avignon, feierte sie lebenslang als weibliches Idealbild und verlor sie nach 21 Jahren durch den Tod. Als nach der Eroberung Konstantinopels durch die Türken (1453) 1453 flüchtige Gelehrte nach Italien kamen und die Pflege der griechischen Litteratur und Philosophie anregten, da entfalteten sich auf dem Boden Italiens von neuem die Wissenschaften und Künste zu schöner Blüte. In Deutschland waren die hervorragendsten Humanisten Reuchlin, Erasmus und Ulrich von Hutten. Die erwachende Studienlust ließ neue Universitäten erstehen und alte sich verjüngen. Den altberühmten Städten Paris, Bologna und Salerno reihten sich 4 i i " 3! , 4

2. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 99

1913 - München : Seybold
lichsten Tänzereien ausführten. Dazwischen trugen die Töchter des Häuptlings, üppige schwarzlockige Mädchen von 12—20 Jahren mit sehr zierlichen Gliedmaßen, Toddy oder Palmen wein in Kokosschalen und Zuckerbackwerk nebst Früchten zur Erfrischung umher. Von einer längeren Rede, die der Häuptling dann an mich hielt, verstand ich leider kein Wort, doch merkte ich, daß sie vorzugsweise die hohe Ehre betonte, die ihm heute durch meinen Besuch widerfuhr. Pantomimisch wurde dieselbe Idee durch eine Bande von zehn nackten, buntbemalten und geschmückten Teufelstänzern ausgedrückt, welche rings um meinen Thron die tollsten Sprünge ausführten. Als ich endlich gegen Sonnenuntergang aufbrach und meinen Ochsenkarren aufsuchte, fand ich ihn ganz gefüllt mit den schönsten Bananen und Kokosnüssen, die die freundlichen Leute mir noch als Gastgeschenk mit auf den Weg gegeben hatten. Hatte ich hier als Ehrenpräsident eines echten singhalesischen bud- dhistischen Zauberfestes fungiert, so mußte ich — schon am nächsten Tage! — eine entsprechende Funktion bei der Jahresfeier der Wes- leyanischen Mission ausüben! Am folgenden Morgen erschien unver- mutet in einem Wagen aus Punto-Galla der Präsident der dortigen Wesleyanischen Mission. Er teilte mir mit, daß in der hiesigen Schule derselben heute zum Schlüsse des Jahresunterrichts eine feierliche Preis- verteilung stattfinde, und daß ich ihrer guten Sache keinen größeren Dienst erweisen könnte, als wenn ich selbst die Prämien an die Kinder verteilte. Trotz allen Sträubens mußte ich mich schließlich doch fügen. Hatte ich gestern dem großen Buddha gehuldigt, so mußte ich heute dem guten Herrn Wesley einen Gefallen tun. Ich wanderte also nach- mittags in das kleine offene Schulhaus, wo etwa iöo Kinder in weißen Kleidern versammelt waren. Zuerst wurden mehrere Gesänge ausgeführt, die jedoch für die musikalische Bildungsstufe des braunen Schulmeisters kein besonders erfreuliches Zeugnis ablegten; es kam mir vor, als ob die i5o Kinder mindestens 5o verschiedene Melodien gleichzeitig heraus- brachten. Die mangelhafte Harmonie suchten sie offenbar durch Stärke und Höhe der Töne zu ersetzen. Dagegen fiel das folgende Examen in biblischer Geschichte und englischer Grammatik recht befriedigend aus. Auch die ausgelegten Schreib- und Zeichenhefte waren nicht übel, wenigstens in Betracht des Umstandes, daß sie im Paradiese von Ceylon unter sechs Grad nördlicher Breite entstanden waren. Nun hielt der Referent N. eine feierliche Rede, an deren Schluß er mich aufforderte, die dreißig ausgesetzten Prämien an die fleißigen Schulkinder zu ver- 99

3. Bd. 2 - S. 18

1911 - München : Seyfried
18 klebt, vorlesen der Inschrift! (Rosenh-eimer Zündhölzer.) wer weiß etwas von Rosenheim? Einige Knaben waren schon dort und er- zählen von der Lisenbahnfahrt, vom Fluß, von den nahen Bergen. Warum heißen diese Zündhölzer ,,Rosenheimer Zündhölzer"? Rnderes: ,,Dk Zündhölzer kann man nur an der Ichachtel, rechts und links an den zwei Zeiten, anzünden",- die Zündhölzer braucht man zum Feueranmachen, Lampen-, Zigarrenanzünden usw. Gefährlichkeit der Zündhölzer, besonders in Kinderhänden. 22. Reis. Jeder bekommt einige Körnchen in die Hand: Vas ist Reis; es sind Körner; sie sehen beinahe so aus wie Getreidekörner, nur find diese gelb, aber der Reis ist weiß; aus Reis macht die Mutter gebackenen Reis, Reissuppe, Reisauflauf; ,,wir haben jeden Iamstag eine Reissuppe"; ,,ich esse den Milchreis so gern"; der Reis brennt leicht an; die Körner sind hart, beim Kochen werden sie weich; das Reismus ist gesund; ,,damit der Reis nicht anbrennt, muß man fleißig umrühren"; ,,mir schmeckt die Reissuppe am besten", ,,mir der gebackene Reis"; ,,den Reis kocht man manchmal mit Milch, das heißt dann Milchreis"; an den Reis kommt oft Zucker; ,,ich hab' einmal einen Reisauflauf gegessen, da war kein vanill dran und da hat er den Geschmack nicht gehabt"; ,,mein Vater und ich essen die Reissuppe so gern und da kocht die Mutter jede Woche einmal Reissuppe". Erst versichern einige, dann alle Ichüler, daß sie Luppe überhaupt sehr gern essen. Einer ,,weiß ein Lprüchlein, das da her paßt: Hunger ist der beste Koch!" Ein anderer erinnert an das Lesestück von der Luppe, die mittags nicht, aber am Übend, nach der Rrbeit, sehr gut geschmeckt hat. Ich halte das Kapitel vom Reis für geschlossen und erwähne nur noch, daß der meiste Reis in fernen, fernen Ländern wächst. Diese Erwähnung hat zur Folge, daß ich überschüttet werde von einem Wirrwarr seltsamer Fragen und Ansichten über fremde Länder, Menschen und Tiere. ,,Ruhe, Kinder! Eins nach dem andern!" Kindern dieses Alters kommt es ungemein schwer an, geweckte Assoziationsgedanken nicht aussprechen zu dürfen. Die hier wieder- gegebenen Besprechungen sind aufgebaut auf dem Prinzip, diese psychologische Tatsache im Rnschauungsunterricht zu verwerten. Ge- weckte Assoziationen müssen im Unterricht desto mehr berücksichtigt werden, je jünger das Kind ist. hier haben wir aber auch zugleich den Punkt, wo pädagogische Zucht einzusetzen hat: Eine Besprechung

4. Bd. 1 - S. 31

1909 - München : Seyfried
31 jetzt frei wiedergegeben wird, auch später erfolgt an der Hand dieser Buchung wie aus der Erinnerung Rechenschaft über die einmal ge- leistete Nrbeit. praktische Verwendung. Ihr neues Arbeitsstück, so ganz aus dem häuslichen und ge- schäftlichen Leben, bringen die Knaben der Mutter ,,zum Geschenk". Nicht überall legen sie Ehre ein. ,,Bringst wieder ein Kinderspiel," sagte die Mutter,- „das ist ein G'lump", meinte die Schwester, „aber die versteht es nicht." „Da hast du wieder einmal etwas Nichtiges gemacht!" läßt man sich dagegen anderswo vernehmen, und „die Mutter freute sich sehr" über des Buben Merk,- denn „sie kann nun -jede Zache nachwiegen, wenn ihr etwas zu fehlen scheint." Daß die Mage „trefflich ging" und „genau stimmte", erprobten die Knaben in häuslichem Fleiß an „Hammer, Zange, Tee und Kaffee, Zeife, Zalz, Kümmel, Pfeffer, Butter und Zchmalz, an üpfeln und Birnen, der Gans und dem Hasen, an Zwiebeln, Kartoffeln und Mehl, an der Joppe und dem Geld." Der Bruder „holte ein Pfund Zucker. Er wußte nicht, daß ich eine Zchnellwage hatte. Nls er kam, wog ich den Zucker. Doch es war weniger als ein Pfund. Da sagte ich: du hast genascht. Er sagte: Ja. Das chörte die Mutter und er wurde gescholten." Den Nachweis der häuslichen Übung gibt wieder das Arbeitsbuch unter der Tabelle: Zache Gewicht Bemerkung l Päckchen Tee 50 g Knapp gewogen Neis 255 g Gut gewogen Zucker 490 g hat gefehlt rc. rc. rc. In der Zchule setzen wir die Mägungen fort und füllen dabei folgende Tabelle: Gegenstand Schätzung Gewicht Täuschung Griffelschachtel 200 g 240 g - 40 g Federhalter 50 g 45 g + 5 g rc. rc. rc. rc.

5. Allgemeine Erdbeschreibung in Verbindung mit Naturkunde überhaupt - S. 43

1840 - München : Königl. Central-Schulbücherverl.
43 5. Die Früchte des Feldes, viele Gemüse aus den Gärten, so gar manche Früchte der -Baume waren uns ohne Feuer kaum genießbar. Ohne Feuer hät- ten wir weder Brod noch Backwerk. Bohnen, Rü- den, Kohl und Erdäpfel wären ungekocht unschmackhaft zu essen. Bey manchen Baumfrüchten ersetzt das Feuer die fehlende Reife; ein herber Apfel schmeckt gebraten sehr gut. Auch das Fleisch geschlachteter Thiere würde ungekocht, roh und blutig, keine menschliche Speise seyn. Wer möchte auch nur ein ungebratenes Huhn verzehren! 9. Noch eine sehr wunderbare Wirkung hat das Feuer. Wie die Luft das Wasser in Dünste auflöst, so verwandelt das Feuer das Wasser in Dämpfe, die sich mit furchtbarer Gewalt ausdehnen. Einige Tro- pfen Wasser, in eine Pfanne voll brennendes Schmalz gegossen, werden plötzlich zu Dämpfen und schleudern alles Feuer weit umher. Manche Hausfrau, die das brennende Schmalz löschen wollte, setzte so ihr ganzes Haus in Flammen. 10. Erst vor Kurzem ist der menschliche Verstand darauf gekommen, die Gewalt der Dämpfe sehr gut zu benützen. Die Dämpfe, in starke metallene Röhren eingeschlossen, heben schwere Stempel von Metall em- por, die dann, sobald man den Dämpfen durch eine kleine Öffnung einen Ausweg gestattet, wieder nieder- sinken. Mit Hilfe des Feuers setzt so ein klein wenig Wasser allerley große Maschinen in Bewegung. Unge- heure Lasten, die zu ziehen eine Menge Pferde noth- wendig wären, werden aus den Bergwerken herauf ge- zogen; die Dampfwagen mit vielen Menschen und vie- len hundert Zentner Waaren beschwert, laufen ohne

6. Der Jugendfreund - S. 239

1819 - München : Königl. Zentral-Schulbücher-Verl.
239 Scorpionen u. -gl. m.; in den Flüßen halt sich das scheuß- liche Krokodil! auf. Unter den Metallen findet man be- sonders Gold,- Silber, Äiipfer und Zinn. Diamanten und andere Edelsteine sind hier zu -Hause; denn in Ostind- ien gibt es ansehnliche Diamantengruben. Arabien ist das eigentliche Vaterland des Kaffee's, und in China ist vor- züglich die Theestaude zu finden, so wie auch Reis und Rhabarbar, und viele andere Apothekerwaaren. ' Von manchen Gegenden Asien's kann man wegen ihres milden Klima, und wegen ihrer herrlichen Naturpro- dukte sagen, daß sie zu den angenehmsten und glücklichsten auf der Erde gehören. Aber diese schönen Gegenden wechs- eln häufig und plötzlich mit dürren unfruchtbaren Sand- ebenen und kahlen Steinklippen ab. Die Sandwüsten breiten sich viele Tagreisen weit aus, und der Mangel an Bäumen zum Schutze gegen die brennende Senne, und an Wassr macht sie schrecklich, und nur durch Hülfe der Kameele gangbar. Wo'jedoch nur eine Quelle rieselt, da sproßt auch ein grünes Eiland mitten im ungeheuren Sand- meere hervor. Dieser Sand liegt an manchen Stellen so locker und loö, daß er vom Winde wie Wasser bewegt, in Säulen emporgetriebcu, und zu Bergen aufgehäuft wird. Theils zum gegenseitigen Beystande in solchen Gefahren; theils um der vielen Räuber willen, die diese wenig be- wohnten Gegenden durchschwärm.n, reiset man in Asien gewöhnlich in Karavannen, d. u, in großen bewaffneten Haufen oder Gesellschaften. Asien ist in vieler Hinsicht der merkwürdigste Theil der Erde; denn in ihm begann das menschliche Geschlecht. Unsere Geschichte nimmt ihren Anfang in Asien; dort tref- fen wir die ersten Menschen an; von dort aus wurde der ganze Erdboden bevölkert; dort wurden die ersten Reiche gegründet; dort ging uns durch Jesus das erste Licht auf; dort keimten die ersten Künste «nd Wissenschaften- empor.

7. Der Schulfreund - S. 46

1828 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
46 „Vielleicht," sagte der Vater, „kannst du ans einer Geschichte, die ich dir setzt erzählen will, lernen, wie gut es sey, seinem Vergnügen nicht zu sehr nachzuhängen." Ein Kind wurde von seiner einfältigen Wär- terinn alle Tage mit Naschwerk gefüttert. Es wurde dadurch so sehr an Näschereyen gewöhnt, daß es auch nachher, als es erwachsen war, sich immer darnach sehnte, und sogleich Zugriff, wo es nur dergleichen stehen sah. Vergebens warnte den Knaben seine ältere Schwester, die ihm gut- meinend rieth, sich bey Zeiten davon zu entwöh- nen, weil er es nicht immer haben könnte. Er aber meinte, das hätte so lang Zeit, bis er's nicht mehr haben könnte, und versuchte nie, sich zu zwingen. Endlich kam er wirklich weg aus dem väterlichen Hause zu einemoiahen Verwand- ten, bey dem er sehr streng gehalten wurde, und wo es nichts mehr zu naschen gab. — Waö that er nun? Er kaufte sich täglich von feinem Ta- ^ schengelde Mandeln, Nosinen, Zuckerwerk, Ge- backenes u. dgl., bis er keinen Häller Geld nkehr hatte. Seine Begierde war indeß immer stärker geworden, und es war ihm setzt fast ganz un- möglich, sie zu zwingen. Um Geld zu bekom- men, fing er an, ein Kleidungsstück nach dem andern heimlich zu verkaufen: und da auch dieses Geld verzehret war; so (mich schauderös, in- dem ich's erzähle) bestahl er seine Verwandten.

8. Sprachmustersammlung - S. 91

1875 - München : Oldenbourg
113. Reisig und Stroh. 91 Knaben, und die lernbegierigen Reden desselben gefielen ihm so sehr, daß er ihn nach Ascoli mitnahm und dort auf die Schule schickte. Seine Fortschritte waren erstaunlich, und seine Lebensart erwarb ihm hohe Achtung. Er trat später in den Franziskanerorden, wurde Professor der Gottes- gelehrtheit, dann Oberer des Ordens, dann Bischof, dann Kardinal und endlich der berühmte Papst Sixtus V. Zu dem stolzen Adel, der ihn umgab, sagte er einst: „Thut nicht so groß, Ihr Herren, mit Eurer Geburt! Ich bin auch aus einem durchlauchtigen Hause; denn wisset, meine Eltern wohnten in einem Hause ohne Dach und hatten von allen Seiten die durchleuchtende Sonne." 113. Weisig und Stroh. 1. Eine arme Witwe und ihre zwei Knaben kehrten eines Abends ans dem nahen Weidengebüsche, wo sie Reis- holz gesammelt hatten, zurück in ihr Dorf. Die Mutter trug einen großen, und jeder der Knaben einen kleinen Büschel Weidenzweige auf dem Kopfe, die mit einem Stroh- bande zusammengebunden waren. 2. Unterwegs begegnete ihnen ein reicher Kaufmann aus der Stadt, und sie baten ihn um ein Almosen. Der reiche Mann sagte aber zur Witwe: „Ihr braucht nicht zu betteln. Übergebt die zwei Knaben mir; da sollen sie lernen, aus Reis und Stroh Gold zu machen." 3. Die- Mutter hielt das für Scherz; allein der Kauf- mann versicherte, es fei wirklich sein Ernst. Da willigte sie endlich ein, und der Kaufmann ließ dem einen Knaben das Korbmachen und dem andern das Strohflechten lernen. 4. Nach drei Jahren kamen sie in die arme Hütte ihrer Mutter zurück, verfertigten unermüdet die schönsten Körbe und die feinsten Strohhüte und überlieferten die Waren dem Kaufmanne. Eines Tages nun trat der Kaufmann in ihre Stube, bezahlte die erhaltenen Arbeiten in lauter Dukaten und sprach lächelnd zur Mutter: „Nicht wahr, ich habe Recht gehabt und Wort gehalten?" Ihr Kinder, seid dem Fleiße hold! Er wandelt Stroh und Reis in Gold.

9. Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte - S. 549

1894 - Gera : Hofmann
Iii. Deutsches Leben zur Zeit der fränk. u. stauf. Kaiser. 7. Eine deutsche Stadt. 549 unserem Maitrank; fremder Würzwein, kunstvoll aus französischem Rotwein verfertigt, wurde als Claret und Hippokras eingeführt; über Maulbeeren abgezogener Wein hieß Moraß; außerdem wurden viele andere Arten von aromatischen Tränken verfertigt, auch mit gekochtem Wein, zum Teil nach Rezepten, die aus dem römischen Altertum stammten; sie galten für medizinisch hilfreich, waren auch von Frauen begehrt, mehr als jetzt die Liköre. Im Süden des Thüringer Waldes machte dem Landwein der Birnmost und Äpfelwein Konkurrenz, er war z. B. der herrschende Trank in Bayern, wo erst später das Bierbrauen überhand nahm, der Bock aus der Stadt Einbeck erlernt wurde. Von ungemischten Weinen waren außer dem deutschen vom Rhein und der Mosel, vom Neckar und dem Würzburger vom Main, noch der von Rivoglio (Reifall genannt) und von Botzen, die ftanzösischen Mnscatel und Malvasier und der Osterwein aus Ungarn wohlbekannt, außerdem viele italienische Sorten, von Ancona, von Tarent u. s. w., endlich griechische Weine, darunter der berühmte Cyprer. Ulm war der große Weinmarkt, von dort gingen die Fässer bis hinauf in das Ordensland Preußen und in die fernsten Handelsstationen der Ostsee. Auf der Straße und in der Trinkstube wurde das Leben genossen. Darum füllten sich die Marktplätze und Straßen der Stadt am Abend, der Handwerksgesell und der junge Schreiber gaffierten und zeigten sich den Mädchen, die an Fenster und Thüre standen, und die Grüße und Scherzreden empfingen. Bei solchem Durcheinander der Männer wurden die Neuigkeiten ausgetauscht, was ein Reisender aus der Ferne zugetragen hatte, daß auf einem Dorfe in der Nähe ein unförmliches Kind geboren war, daß in Bern ein Weib mit einem Mann im Gottesgericht gekämpft, der Mann nach altem Recht mit dem halben Leib in einer Grube, das Weib mit ihrem Schlüsselbund bewaffnet, der Mann sei erschlagen. Und wieder, daß die reitenden Boten des Rates, der Christian und der Gottschalk, ausgeritten waren nach großen Nachbarstädten, um dort Kunde einzuziehen, ob man etwas Neues aus Frankreich wisse oder von dem Anzuge abenteuerlicher Schwärme von singenden Büßern. War ein Fehdebrief am Stadtthore abgegeben, dann war die Aufregung groß, wer einen Verwandten auf der Landstraße hatte, der wurde Mittelpunkt eines Kreises von Teilnehmenden und Neugierigen, ob der Reisende durch den Rat gewarnt sei, ob er gutes Geleit zu erhalten hoffe. Diese große Börse für Neuigkeiten verbreitete auch kleinen Familienklatsch, der in der abgeschlossenen Stadt die größte Bedeutung hatte, daß der alte Ratsherr Muffel von neuem heiraten werde, daß die Stromer und die Nützet sich wegen ihres gleichen Wappens auf der Gesellenstube heftig gezankt hätten. Auch das Regiment der Stadt war in diesen Stunden Gegenstand einen Beurteilung, die nicht immer wohlgeneigt blieb, und in unzufriedener Zeit wurde in den Haufen Empörung gemurmelt, die in den Schenken und Zunftstuben ausbrach und langgetragenem Leid und verstecktem Haß blutige Sühne verschaffte. War einmal etwas Merkwürdiges zu beschauen, dann kam die Stadt in helle Bewegung. Fremde und kunstfertige Tiere wurden gern bewundert.

10. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 512

1890 - Gotha : Behrend
512 Bilder aus der norddeutschen Tiefebene. süßer Milch befeuchtet worden sind. Grobes, schwarzes Brot liegt ans dem Tische; Fleisch giebt es nnr an gewissen Tagen. Als Lieblingsessen gelten in Milch gekochter, dicker Reis und braun gekochte Fische, die bei Hochzeiten, Begräbnissen und Kindelbier verspeist werden. Zu einer Gasterei bringt sich jeder fein Messer mit, die Fischköpfe und Gräten werden unter den Tisch geworfen. Die Gänsezucht ist sehr bedeutend; nächst den Dorfhnnden, welche einen Knüttel zwischen den Beinen führen, wird man von den Gänsen zuerst in den Dörfern begrüßt, und im Frühjahr, wo die Znchtgänse mit ihren Gänschen aus der Dorfstraße sich aufhalten, sieht man um diese zugleich die ganze kleine Dorfjugeund versammelt, die mit den älteren Geschwistern die junge Brnt bewahren müssen. Während in Thüringen, Sachsen :c. Stadt- und Landbewohner dieselbe Sprache reden, ist in Pommern Stadt und Land durch die hoch- und plattdeutsche Sprache getrennt. Das pommersche Plattdeutsch verkürzt und verkrümmt die Endsilben und Diphthongen. Man sagt ick (ich) ,wat so ick (was soll ich), weeß nich (weiß nicht). Das Platt- deutsch ist so abweicheud vou der hochdeutschen Sprache, daß der Pommer diese kaum versteht. Richter, aus fremden Provinzen nach Pommern versetzt, können sich den Bauern sehr schwer verständlich machen, und vor der hoch- deutschen Predigt merkt sich der Dorfbewohner oft nur die auge- führten Bibelsprüche und die handgreiflichsten Bilder; die Sprache mit gelehrten Ausdrücken geht über sein Gesichtskreis. Das Plattdeutsche ist uach der Scheidung der Provinzen in Vor- und Hinterpommern verschieden, auch uach deu Flußgrenzen, selbst nach Dörfern. Auf Rügeu und Neupommeru bis zur Peene spricht jeder ohue Ausnahme, wie in Mecklenburg, am liebsten Platt, aber diesers Platt ist leicht, behend, traulich und gemütlich, während das hinterpommersche Platt breit, gedehnt, voll und trüge klingt; in jenem arbeiten Zuuge und Lippe, in diesem Brnst, Kehle und Kinnbacken. Der Vorpommer sagt: de, Pierd, Steen, Koh, klock; der Hinterpommer: dei, Peird, Steihn, Kanh, klank (der, Pferd, Stein, Kuh, klug). Die bäuerlichen Eltern treten ihren Hof gewöhnlich schon bei guten Jahren an den Sohn oder Schwiegersohn ab und beschließen ihre Tage im Speicher (Spinker), einer znm Bauernhof gehörigen kleinen Wohnung. Da sie ein nicht unbedeutendes Deputat an Korn, Holz. Flachs und baarem Gelde erhalten, leben sie meist ihren Kindern zu lange, ein schlechter Zng im Charakter des Bauern. Im allgemeinen ist Pommern ein armes Land, wobei jedoch das Beste ist, daß sich der Bewohner desselben über ihre Armut zu trösten wissen. Wenn vordem Boote aus Wollin, Kammin oder Gollnow sich aus der See begegneten, so eröffneten sie ein kleines Gefecht mit Wasserspritzen gegen einander, und die Wolliner wurden dabei als „Stintköppe" begrüßt, die Kamminer als „Plunderköppe", die Gollnower als „Pomuffelsköppe"; aber „Plump aus Pommerland" hält darum doch fester zusammen als die mitteldeutschen Leute, die großenteils gar
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