Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 207

1899 - Gera : Hofmann
— 207 — Handelsstädte Genua und Venedig ihre Bedeutung; Portugiesen und Spanier teilten sich in die neuentdeckten Länder und rissen den Großhandel an sich. Aber schon um 1600 wurde diesen von den Hol- ländern und später letzteren von den Engländern die Herrschaft auf dem Weltmeer genommen. Die vielen Bodenerzeugnisseder Kolonien, besonders die später in Europa angepflanzten, wie: Mais, Tabak, Kar- toffeln, und die nur eingeführten, als: Kaffee, Zucker, Kakao, Vanille, Baumwolle, riefen neue Bedürfnisse wach, veränderten die Lebensweise und erzeugten eine große Rührigkeit in allen geschäftlichen und gewerb- lichen Verhältnissen. Die hinzuströmende Masse edler Metalle (aus Mexiko und Peru) verringerte den Geldwert und steigerte die Preise. 11. Das Aufblühen der Wissenschaften und Künste. Die Aus- schließung so vieler fremder Länder gestaltete einzelne Wissenschaften, besonders die Erd- und Naturkunde, völlig um und erweiterte Zn hohem Maße den bisherigen Gesichtskreis. Kopernikus in Thorn beseitigte den Jahr- tausende alten Irrtum, daß sich die Sonne um die stillstehende Erde bewege. Kepler erforschte die Gesetze des Planetenlaufes. Der Italiener Galilei entdeckte die Pendel- gesetze und wurde der Begründer der wissenschaftlichen Naturlehre (Physik). — Dazu gesellte sich das neu erwachte Studium des griechischen und rö- mischen (klassischen) Altertums und die Pflege der Kunst, zunächst in Italien, später in Deutschland. Schon im 14. Jahr- hundert hatte der große italienische Dichter Dante (f 1321 in Ravenna) einem neuen, edeln Geschmack in der 1321 Litteratur durch seine Anlehnung an die klassischen Dichter der Römer .den Weg gebahnt. Sein berühmtes Hauptwerk „die göttliche Komödie" ist eine der tiefsinnigsten Dichtungen aller Zeiten. In seinen Wegen war dann der berühmte italienische Dichter Petrarca gewandelt. Mit großer Begeisterung hatte sich dieser den humanistischen Studien, d. h. dem Studium des klassischen Altertums aus dessen Werken, zugewandt und den Anlaß zur weiteren Verbreitung dieser Studien gegeben. In vielen seiner Gedichte besang er in zarter, inniger Weise seine Laura. Er sah sie zum erstenmal in der Kirche zu Avignon, feierte sie lebenslang als weibliches Idealbild und verlor sie nach 21 Jahren durch den Tod. Als nach der Eroberung Konstantinopels durch die Türken (1453) 1453 flüchtige Gelehrte nach Italien kamen und die Pflege der griechischen Litteratur und Philosophie anregten, da entfalteten sich auf dem Boden Italiens von neuem die Wissenschaften und Künste zu schöner Blüte. In Deutschland waren die hervorragendsten Humanisten Reuchlin, Erasmus und Ulrich von Hutten. Die erwachende Studienlust ließ neue Universitäten erstehen und alte sich verjüngen. Den altberühmten Städten Paris, Bologna und Salerno reihten sich 4 i i " 3! , 4

2. Deutsches Lesebuch für Mittel- und Oberklassen der Volksschulen - S. 264

1914 - Nürnberg : Korn
264 und an dem amerikanischen Kauffahrteischiff rauscht das englische Postdampfschiff vorüber. Welch Knarren der Halteseile, welch Klappern der Taue, welch Flattern der Segel, welch Gemisch verschiedener Sprachen und Trachten! Und dazwischen der Kommandoruf der Kapitäne und das langgezogene Taktlied der an den Winden beschäftigten Matrosen! Jährlich kehren über 20000 Schiffe in Hamburg ein, von denen viele Hunderte aus außereuropäischen Ländern kommen; Tausende von Kaufleuten besorgen diesen Welt- handel, in welchem sie jährlich Millionen umsetzen in Kaffee, Tabak, Rohzucker, Reis, Indigo, Pfeffer, Baumwolle, Wein, Tierhäuten, Schreibfedern, Korkstöpseln, Lichtern, Pökelfleisch, Eisen- und Kupferwaren, Silber und Seide, Nadeln, Zwirn und Kattun. Jährlich wird für etwa 4000 Millionen Mark Ware ein- und für mehr als 3000 Millionen Mark ausgeführt. Wie viel Hände haben dabei zu tun ! Hamburg wird von der Alster durchströmt und durch sie in zwei Teile geteilt. Außerdem durchschneiden zahl- reiche Kanäle oder Fleete die Stadt. Auf denselben fahren die Frachtschiffe bis an die großen Speicher der Kaufleute, während über die 84 Brücken dieser Kanäle Frachtwagen, Rollwagen und Karren hinüber und herüber rasseln. — In neuerer Zeit hat man auch in verschiedenen Richtungen unterirdische Abzugskanäle gebaut. In diese tritt die Flut mit ihrem Salzwasser täglich zweimal; bei ihrem Rückzüge nimmt sie den Unrat mit sich in die Elbe und weiter in das Meer. An der Stelle der in dem großen Brande des Jahres 1842 zerstörten Stadtteile sind eine Menge ganz neuer Straßen mit den prachtvollsten Häusern entstanden. In diesen wohnen die reichen Kaufherren und Senatoren; auch enthalten sie eine Unzahl der schönsten Läden. Dagegen erblickt man hier fast gar nicht den Kleinhandel auf offener Straße. Ganz anders ist es in dem alten Stadtteile. Die Straßen sind von Häusern mit hohen Giebeln eingefaßt, die -von der Dachkammer bis in den Keller bewohnt sind. — Fußgänger, Rollwagen und öffentliche Fuhrwerke bewe- gen sich bunt durcheinander. Das Wagenrasseln, der Peitschenknall und das Ausrufen der Verkäufer verursachen einen unaufhörlichen Lärm. Lange, buntgefärbte Schilder

3. Theil 1 - S. 384

1821 - Nürnberg : Campe
384 25. Teutscher Handel. Die große Hanse. Dee rheinische Städtebund. (Hanse 124s. Stadtebund 1246.) So ungünstig auch die Zeiten unter den schwäbischen Kaisern für den teutschen Handel schienen, so sehr brei- tete er sich doch täglich aus. Durch die Kreuzzüge wa- ren die Teutschen mit einer Menge neuer und beliebter Waaren bekannt geworden, die sie aus dem Morgen- lande über Italien bezogen, als Zucker, Gewürze, feine Baumwolle, Seide, Spezereiwaaren u. s. w. Auch kauf- ten sie von den Italienern eine Menge kostbarer Zeuge, die sie noch nicht selbst zu wirken verstanden. Nicht min- der lebhaft war der Handel in Nordteutschland auf den großen Strömen und zur See mit England, Spanien, Portugal, der Levante und besonders mit den nordischen Landern. Schon im zwölften Jahrhundert schickte die einzige Stadt Cöln ganze Flotten nach der Ostsee, und zu den Zeiten Friedrich I. blühete schon die Frankfurter Messe, die von diesem Kaiser bestätigt wurde. Im Jahr 1263 sollen auch die Leipziger Messen ihren An- fang genommen haben. Die ansehnlichsten Handelsge- schäfte machten aber in Nord-Teutschland Hamburg, Lübeck, Bremen. Alls Süd - Teutschland ging nach letzterer Stadt eine große Handelsstraße über Braun- schwcig. Die Kaufleute mußten aber, wie unter den räuberischen Arabern, karavanenweise, das heißt, in großen Gesellschaften und mit einer ansehnlichen Bedek- kung an bewaffneter Mannschaft, reisen, denn in allen Raubschlößern lauerten auf sie gierige Ritter mit ihren Burgleuten, die ihnen mit Mord und Plünderung dro- heten, auch sie öfters, von andern Raubrittern unterstützt,

4. Theil 1 - S. 489

1821 - Nürnberg : Campe
— 4z9 -=■ Handelsverträge und wechselseitige Zollfrciheit. Sie nabm z. B. keinen Zoll von den Regensburger Waaren, und zahlte dagegen auch keinen von den ihrigen zu Re- gensburg. Eben so hielt sie cs z. B. mit Eger, Heil- bronn, München, Bern. Wenn ein solcher neuer Han- delsvertrag zu Stande gekommen war, lo brachte der erste Bürger, der in der andern Stadt mit Waaren an- langte, der Obrigkeit em Pfund Pfeffer, ein Paar weiße Handschuhe und ein weißes Stübchen. Was aber mit diesen drei Stücken angedeutet wurde, ist mir nicht be- kannt. — Eben so lebhaft, wie in Nürnberg, war die Betriebsamkeit in Augsburg, wo besonders sehr viele Leinwand gewebt, gebleicht und gemangt wurde. Man verfertigte auch sehr viel Kupfer - und Messerschmied-, auch Zinngießerwaaren, Gold - und Silberarbeiten, Spie- gel u. s. w. Es wurden, wie wir schon gesehen haben, einige der ersten und größten Kanonen dort gegossen. Aus den Gießereien zu Nürnberg kamen Glocken von vierzig Zentnern. Die Frankfurter Messen hatten guten Fortgang und waren viel stärker besucht als heut zu Tage. Leipzig kam durch die Zerstörung der Stadt Taucha, wo sonst der sächsische Handel seinen Sitz hatte, ungemein empor. Die Hussiten plünderten und vernichteten jene Stadt, nachdem sie über 12,000 Wagen mit Waaren fremder Kaufleute daraus weggefahren hatten. Ist die Zahl nicht, wie es scheint, überspannt, so läßt sich denken, was für ein Verkehr dort getrieben wurde. Man han- delte ungefähr mit eben denselben Waaren, wfo heut zu Tage; nur Thee, Kaffee, Cacao und andere americani- sche Producte befanden sich noch nicht im Handel. An Künstlern scheint Teutschland schon sehr reich gewesen zu seyn, denn die Italiener selbst gestanden, daß bis zum fünfzehnten Jahrhundert ein Theil ihrer besten Mahler,

5. Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte - S. 549

1894 - Gera : Hofmann
Iii. Deutsches Leben zur Zeit der fränk. u. stauf. Kaiser. 7. Eine deutsche Stadt. 549 unserem Maitrank; fremder Würzwein, kunstvoll aus französischem Rotwein verfertigt, wurde als Claret und Hippokras eingeführt; über Maulbeeren abgezogener Wein hieß Moraß; außerdem wurden viele andere Arten von aromatischen Tränken verfertigt, auch mit gekochtem Wein, zum Teil nach Rezepten, die aus dem römischen Altertum stammten; sie galten für medizinisch hilfreich, waren auch von Frauen begehrt, mehr als jetzt die Liköre. Im Süden des Thüringer Waldes machte dem Landwein der Birnmost und Äpfelwein Konkurrenz, er war z. B. der herrschende Trank in Bayern, wo erst später das Bierbrauen überhand nahm, der Bock aus der Stadt Einbeck erlernt wurde. Von ungemischten Weinen waren außer dem deutschen vom Rhein und der Mosel, vom Neckar und dem Würzburger vom Main, noch der von Rivoglio (Reifall genannt) und von Botzen, die ftanzösischen Mnscatel und Malvasier und der Osterwein aus Ungarn wohlbekannt, außerdem viele italienische Sorten, von Ancona, von Tarent u. s. w., endlich griechische Weine, darunter der berühmte Cyprer. Ulm war der große Weinmarkt, von dort gingen die Fässer bis hinauf in das Ordensland Preußen und in die fernsten Handelsstationen der Ostsee. Auf der Straße und in der Trinkstube wurde das Leben genossen. Darum füllten sich die Marktplätze und Straßen der Stadt am Abend, der Handwerksgesell und der junge Schreiber gaffierten und zeigten sich den Mädchen, die an Fenster und Thüre standen, und die Grüße und Scherzreden empfingen. Bei solchem Durcheinander der Männer wurden die Neuigkeiten ausgetauscht, was ein Reisender aus der Ferne zugetragen hatte, daß auf einem Dorfe in der Nähe ein unförmliches Kind geboren war, daß in Bern ein Weib mit einem Mann im Gottesgericht gekämpft, der Mann nach altem Recht mit dem halben Leib in einer Grube, das Weib mit ihrem Schlüsselbund bewaffnet, der Mann sei erschlagen. Und wieder, daß die reitenden Boten des Rates, der Christian und der Gottschalk, ausgeritten waren nach großen Nachbarstädten, um dort Kunde einzuziehen, ob man etwas Neues aus Frankreich wisse oder von dem Anzuge abenteuerlicher Schwärme von singenden Büßern. War ein Fehdebrief am Stadtthore abgegeben, dann war die Aufregung groß, wer einen Verwandten auf der Landstraße hatte, der wurde Mittelpunkt eines Kreises von Teilnehmenden und Neugierigen, ob der Reisende durch den Rat gewarnt sei, ob er gutes Geleit zu erhalten hoffe. Diese große Börse für Neuigkeiten verbreitete auch kleinen Familienklatsch, der in der abgeschlossenen Stadt die größte Bedeutung hatte, daß der alte Ratsherr Muffel von neuem heiraten werde, daß die Stromer und die Nützet sich wegen ihres gleichen Wappens auf der Gesellenstube heftig gezankt hätten. Auch das Regiment der Stadt war in diesen Stunden Gegenstand einen Beurteilung, die nicht immer wohlgeneigt blieb, und in unzufriedener Zeit wurde in den Haufen Empörung gemurmelt, die in den Schenken und Zunftstuben ausbrach und langgetragenem Leid und verstecktem Haß blutige Sühne verschaffte. War einmal etwas Merkwürdiges zu beschauen, dann kam die Stadt in helle Bewegung. Fremde und kunstfertige Tiere wurden gern bewundert.

6. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 512

1890 - Gotha : Behrend
512 Bilder aus der norddeutschen Tiefebene. süßer Milch befeuchtet worden sind. Grobes, schwarzes Brot liegt ans dem Tische; Fleisch giebt es nnr an gewissen Tagen. Als Lieblingsessen gelten in Milch gekochter, dicker Reis und braun gekochte Fische, die bei Hochzeiten, Begräbnissen und Kindelbier verspeist werden. Zu einer Gasterei bringt sich jeder fein Messer mit, die Fischköpfe und Gräten werden unter den Tisch geworfen. Die Gänsezucht ist sehr bedeutend; nächst den Dorfhnnden, welche einen Knüttel zwischen den Beinen führen, wird man von den Gänsen zuerst in den Dörfern begrüßt, und im Frühjahr, wo die Znchtgänse mit ihren Gänschen aus der Dorfstraße sich aufhalten, sieht man um diese zugleich die ganze kleine Dorfjugeund versammelt, die mit den älteren Geschwistern die junge Brnt bewahren müssen. Während in Thüringen, Sachsen :c. Stadt- und Landbewohner dieselbe Sprache reden, ist in Pommern Stadt und Land durch die hoch- und plattdeutsche Sprache getrennt. Das pommersche Plattdeutsch verkürzt und verkrümmt die Endsilben und Diphthongen. Man sagt ick (ich) ,wat so ick (was soll ich), weeß nich (weiß nicht). Das Platt- deutsch ist so abweicheud vou der hochdeutschen Sprache, daß der Pommer diese kaum versteht. Richter, aus fremden Provinzen nach Pommern versetzt, können sich den Bauern sehr schwer verständlich machen, und vor der hoch- deutschen Predigt merkt sich der Dorfbewohner oft nur die auge- führten Bibelsprüche und die handgreiflichsten Bilder; die Sprache mit gelehrten Ausdrücken geht über sein Gesichtskreis. Das Plattdeutsche ist uach der Scheidung der Provinzen in Vor- und Hinterpommern verschieden, auch uach deu Flußgrenzen, selbst nach Dörfern. Auf Rügeu und Neupommeru bis zur Peene spricht jeder ohue Ausnahme, wie in Mecklenburg, am liebsten Platt, aber diesers Platt ist leicht, behend, traulich und gemütlich, während das hinterpommersche Platt breit, gedehnt, voll und trüge klingt; in jenem arbeiten Zuuge und Lippe, in diesem Brnst, Kehle und Kinnbacken. Der Vorpommer sagt: de, Pierd, Steen, Koh, klock; der Hinterpommer: dei, Peird, Steihn, Kanh, klank (der, Pferd, Stein, Kuh, klug). Die bäuerlichen Eltern treten ihren Hof gewöhnlich schon bei guten Jahren an den Sohn oder Schwiegersohn ab und beschließen ihre Tage im Speicher (Spinker), einer znm Bauernhof gehörigen kleinen Wohnung. Da sie ein nicht unbedeutendes Deputat an Korn, Holz. Flachs und baarem Gelde erhalten, leben sie meist ihren Kindern zu lange, ein schlechter Zng im Charakter des Bauern. Im allgemeinen ist Pommern ein armes Land, wobei jedoch das Beste ist, daß sich der Bewohner desselben über ihre Armut zu trösten wissen. Wenn vordem Boote aus Wollin, Kammin oder Gollnow sich aus der See begegneten, so eröffneten sie ein kleines Gefecht mit Wasserspritzen gegen einander, und die Wolliner wurden dabei als „Stintköppe" begrüßt, die Kamminer als „Plunderköppe", die Gollnower als „Pomuffelsköppe"; aber „Plump aus Pommerland" hält darum doch fester zusammen als die mitteldeutschen Leute, die großenteils gar

7. Erste Anfangs-Gründe Der Geographie - S. 413

1741 - Nürnberg Nürnberg : Homann Fleischmann
Von Portugal!. tkonen , Pomerantzen , Limonien > Rosinen -> Feigen, Granat - Aepfcln und dergleichen !)§r- vorbrrngt. Am Gvrreyd tst einiger Mangel wegen der vielen Berge, der aber oiîô den Azori sehen Jnsuln ersetzet wird. An Saitz hat dieses Königreich einen grossen Überfluß: des- gleichen sind auch kostbare Bergwercke im Land -, in welchen nicht nur gute Metalle, sondern auch kostbare Edelgesteine gefunden werden/ Nicht minder gibt es in Porruüüll gute Pferde und eine schöne Viehzucht, desgleichen sehr viele Seidenwürmer. §, i s. Die Einwohner haben den Ruhm der Scharssinnigkeit und Sparsamkeit. Ihre Lebens - Art bestehet hauptsächlich in der Hand- lung , welche sie nach allen vier Thülen der Welt fleiffrg treiben» /. i6. In Ansehung der Religion ist alles durch und durch Earholrsch und wird sonsten keiner einigen Secte das sreye Txercitium ffie- ligionis v er statt-r : doch gibt es sehr viele Heim- liche Juden darinn. Und bac man m Portu- gall das Officium ober Tribunal der Inquifi* tion, welches zu Unterstützung der Römisch- Catholischen Religion ausgerichttt ist. 17. Die Studia floriren in Portugall Mcht so sehe als an andern Orten, weil die Emwohner sich mehr um die Handluna beküm-. mern. Doch zehltt man Darinn drey Universi- täten

8. Bd. 2 - S. 933

1837 - Eisleben : Reichardt
Inneres Südafrika. 933 die Sitte der Zweiweiberei bei ihnen Stattfindet. Übrigens werden die Mädchen schon als Kinder verlobt, wobei dasselbe keine Stimme hat; vielmehr wird das Geschäft bloß mit den Eltern abgemacht. Zwei bis 3 Jahre nach der Verlobung zieht gewöhnlich das Mädchen aus der Hütte ihrer Mutter in die des Bräutigams ein und Burchell sah unter ihnen Mädchen die schon Mütter waren und nicht über 10—12 Jahre alt seyn konnten. Aber auch 5—6 Jahre, nachdem sie mannbar geworden sind, weicht die frische Jugendfülle den Run- zeln des Alters und sie erscheinen dann als die ekelhaftesten menschli- chen Wesen. Die Ursachen ihres schnellen Verblühens liegen mehr in ihrer harten Lebensart, die sie häufigen Entbehrungen und der rau- hen Witterung aussetzt, und in der mit den Jahren zunehmenden Un- reinlichkeit, als in der Beschaffenheit des Klimas. Da die Buschmänner keinen Landbau und auch geringe Vieh- zucht treiben; denn sie haben nur wenige Rinder und Schafe, am meisten noch Ziegen: so suchen sie verschiedene eßbare wilde Wurzeln und knollige Gewächse auf und verzehren nicht allein das Fleisch dör in ihrem Lande lebenden wilden Thiere, z. B. Rhinozerosse, Antilo- pen rc. sondern auch Heuschrecken, Eidechsen, Schlangen, Ameiseneier, und Hunger ist oft ihr Loos. Ein Lieblingsgenuß derselben ist das Rauchen von Tabak oder Dakka (Hans) und man kann sie nicht fröh- licher und leichter sich zu Freunden machen, als wenn man sie mit diesem Gegenständen beschenkt. Sie sind danach so begierig, daß sie alle ihre Habseligkeiten veräußern könnten, um zum Besitz dergleichen zu gelangen. So erzählt Burchell in seiner Reisebeschreibung*): „Als die Buschmänner hörten, daß sie sämmtlich ein Geschenk an Tabak er- halten sollten, äußerte sich ihre Freude so naiv wie bei Kindern. Roch lebhafter wurden sie, als sie bemerkten, daß ich die Vertheilung beginnen wollte; allein die Weiber waren weit lauter und ausgelassener als die Männer, und der Häuptling konnte erst nach geraumer Zeit ihr fröh- liches Geschrei zum Schweigen bringen. Der Häuptling erhielt 3 Zoll Tabak, ein jeder Mann etwa 1 ^oll und die Weiber nicht ganz so viel. Durch diese geringe Quantität waren sie, bei ihrer großen Genügsamkeit, vollkommen zufrieden gestelt, und Entzücken malte sich auf ihren Gesichtern." Eben so armselig wie ihre Nahrung, ist auch ihre Kleidung. Die Männer tragen einen Mantel von Schaffell (Karoß) oder gehen auch wohl nackt. Die Mitte des Leibes bedeckt ein sogenannter Schackal (ein Stück Leder, gewöhnlich von dem Felle dieses Thieres), der von dem ledernen um die Lenden befestigten Gürtel herabhangt. Dabei hangt ihnen an einem über die Schulter geschlagenen Riemen ein lederner Sack oder Ranzen, mit einer großen Anzahl von Schnu- *) William Burchell Reisen in das Innere von Südafrika Aus dem Englischen. Weimar. I. Band 1822. Ii. Band 1825.

9. Bd. 2 - S. 536

1837 - Eisleben : Reichardt
536 Asten. Zitronensaft, Salz und Pfeffer, wozu man öfter noch Reiß hinzufügt. Niemals aber werden dabei starke Getränke genossen; viele jedoch brin- gen hohle Bambusrohre mit, in welches sie das Blut auffangen und es trinken. Die Hinrichtung geschieht öffentlich, es ist aber nur den Männern erlaubt, dabei zu seyn, und den Weibern der Genuß des Menschenfleisches verboten; doch sagt man, daß sie zuweilen ein Stück- chen verstohlen naschen. Man versichert, daß die Battas im Allgemei- nen Menschenfleisch jedem andern vorziehen, allein dessen ungeachtet be- friedigen sie ihr Gelüste darnach nur in den gesetzlich vorgeschriebenen Fallen. Auch werden diese Exekutionen mit größter Heiterkeit und ohne Erbitterung oder Rache vollzogen. Nur Kriegsgefangene werden mit Wuth angefallen, und sogar ihre Knochen werden, selbst schon be- graben, noch benagt. ■ Vormals waren die Battas gewohnt, ihre Ver- wandten und Eltern zu schlachten und zu verzehren, sobald sie zu alt und zur Arbeit untauglich waren^ Kummerlos suchten sich die Alten selbst einen Baumast aus, an dem sie sich mit den Handen aufhingen, während ihre Kinder um sie herum tanzten und sangen: „Wenn die Frucht reif ist, fällt sie ab." Diese Ceremonie fand zur Zeit der Citro- ncnreife Statt, in welcher auch Salz und Pfeffer im Überfluß vorhanden ist. Sobald die Alten sich nicht mehr schwebend am Baume erhalten konnten und herabfielen, stürzten ihre Kinder und Verwandten über sie her, hieben sie in Stücke und verzehrten ihr Fleisch mit dem größten Appe- tite. Diese gräuliche Sitte ist indeß abgekommen, was ein Schritt mehr zur Civilisation ist und hoffen laßt, daß das ganze abscheuliche Her- kommen völlig auf dieser Insel verschwinden wird, allein gegenwärtig werden ln Friedenszeit jährlich noch gegen 100 Battas gefressen. So erzählt uns von diesem Volke der schon oben genannte Sir Stam- ford Raffles, der letzte Brittifche Gouverneur von Benkulen in Sumatra, der sich überhaupt um die nähere Kenntniß dieser Insel große Verdienste erworben hat, und auch einstens selbst von den in der Nähe von Tappanuli wohnenden Battas eingeladen wurde, der Hinrichtung eines Battas beizuwohnen, der überwiesen war die Frau seines Nachbars verführt zu haben. Naffles lehnte zwar diese Einla- dung ab; dagegen waren sein Sekretär und ein Brittischer Offizier Augenzeuge davon. Sie fanden an dem bezeichneten Orte eine große Volksmenge und den Verbrecher mit ins Kreuz ausgestreckten Armen an einen Baum gebunden. Der Justizminister, ein Häuptling von einem gewissen Range ging mit einem großen Messer in der Hand auf ihn los, und schwang es einige Male, indem er sich dem Schlacht- opfer näherte. Neben ihm ging einer, der eine Schüssel trug, in der sich eine Mischung von Citronensast, Salz und Pfeffer befand. Der Justizminister rief nun den Gatten der entehrten Frau vor und fragte ihn, welches Stück er vorzugsweise beliebe ? Das rechte Ohr, war die Antwort, und sogleich war dasselbe mit einem einzigen Schnitte vom Kopfe getrennt, worauf es dem Manne überreicht wurde, der es in
   bis 9 von 9
9 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 9 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 1
2 0
3 1
4 0
5 4
6 1
7 0
8 0
9 0
10 2
11 0
12 0
13 1
14 0
15 3
16 3
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 1
25 0
26 0
27 0
28 0
29 2
30 1
31 0
32 1
33 1
34 0
35 0
36 3
37 0
38 0
39 0
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 1
46 0
47 0
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 6
1 139
2 13
3 45
4 29
5 4
6 6
7 38
8 32
9 79
10 7
11 7
12 24
13 42
14 28
15 16
16 185
17 481
18 8
19 187
20 31
21 77
22 14
23 302
24 20
25 122
26 37
27 4
28 49
29 38
30 17
31 32
32 19
33 19
34 19
35 45
36 37
37 37
38 45
39 271
40 16
41 51
42 61
43 63
44 7
45 156
46 68
47 8
48 5
49 10
50 0
51 46
52 79
53 26
54 85
55 29
56 41
57 6
58 18
59 55
60 12
61 6
62 3
63 12
64 20
65 74
66 26
67 28
68 87
69 27
70 3
71 84
72 23
73 50
74 22
75 66
76 106
77 220
78 11
79 9
80 22
81 11
82 145
83 246
84 33
85 43
86 17
87 135
88 35
89 13
90 20
91 87
92 318
93 8
94 276
95 29
96 36
97 14
98 213
99 15

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 21
1 33
2 2
3 8
4 0
5 6
6 20
7 1
8 0
9 0
10 0
11 9
12 23
13 21
14 2
15 0
16 2
17 0
18 0
19 2
20 15
21 0
22 1
23 1
24 19
25 14
26 0
27 0
28 96
29 1
30 1
31 7
32 18
33 13
34 28
35 0
36 3
37 0
38 2
39 13
40 3
41 0
42 21
43 65
44 4
45 4
46 20
47 5
48 9
49 0
50 10
51 13
52 17
53 10
54 1
55 0
56 2
57 3
58 1
59 13
60 0
61 0
62 2
63 1
64 2
65 4
66 1
67 0
68 2
69 2
70 2
71 0
72 0
73 0
74 1
75 5
76 12
77 1
78 15
79 0
80 3
81 41
82 13
83 43
84 23
85 1
86 16
87 21
88 1
89 18
90 3
91 5
92 3
93 6
94 10
95 4
96 2
97 0
98 1
99 2
100 10
101 109
102 6
103 4
104 29
105 0
106 3
107 39
108 1
109 25
110 10
111 2
112 7
113 241
114 185
115 4
116 0
117 2
118 0
119 14
120 2
121 3
122 16
123 52
124 67
125 37
126 9
127 10
128 0
129 23
130 5
131 25
132 1
133 43
134 25
135 4
136 12
137 81
138 15
139 3
140 0
141 1
142 22
143 6
144 6
145 10
146 0
147 3
148 1
149 15
150 0
151 1
152 48
153 9
154 13
155 3
156 1
157 1
158 1
159 49
160 19
161 0
162 0
163 1
164 3
165 8
166 10
167 5
168 79
169 2
170 0
171 0
172 1
173 21
174 5
175 133
176 2
177 32
178 31
179 6
180 3
181 1
182 5
183 23
184 75
185 22
186 6
187 14
188 32
189 1
190 0
191 0
192 2
193 18
194 1
195 60
196 62
197 4
198 1
199 5