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1. Vierzig Lektionen über die vereinigte Gesetzeskunde und Volkswirtschaftslehre - S. 7

1894 - Gotha : Behrend
Aufgaben der Familie — Gefahren für das Familienleben. 7 Reichtum und Habe. „Heilig sei dir des Nächsten Familienglück" < 6. Geb.), ruft der Herr vom Sinai uns früher zu, als „Heilig sei dir des nächsten Eigentum" (7. Geb.). 4. Aufgaben der Familie. Die Familie ist durch das Ausschließen des eigenen Ichs die wichtigste Heimstätte der Moral und des Edelsinns; nichts anderes vermag sie zu ersetzen. Alles, was Menschen aneinander binden kann, bindet die Mitglieder der Familie an einander; sie haben gemeinsame Sprache und gemeinsame Sitte, Heimat und Wohnsitz, Eigentümlichkeiten der körperlichen und geistigen Beschaffenheit, Ehre, Vermögen rc. Der Familienangehörige tritt aus der Familie erst aus, wenn er eine eigene Familie gründet, aber auch dann noch soll er ihr Treue bewahren. — Aufgabe des Familienvaters: „Der Mann muß hinaus ins feindliche Leben." — Die Frau als Gattin, Hausfrau und Mutter „Und drinnen waltet —". Zum Familienglück ge- hören auch gut geratene Kinder. Gute Gewöhnung ist gute Erziehung. — Pflichten der Kinder gegen die Eltern. 4. Gebot. Die Eltern haben auch Pflichten; sie sollen ihre Kinder zu brauch- baren Menschen erziehen. — In der Familie leben auch oft Dienstboten, welche auf das Familienglück förderlich oder hinderlich einwirken. Pflichten der Dienstboten gegen die Herrschaft: Gehorsam, Ehrerbietung, Ehrlichkeit, Treue, Genügsamkeit, Verschwiegenheit. Pflichten der Herrschaft gegen die Dienstboten: Gute Behandlung, Nachsicht bei kleineren Versehen, ausreichende Kost, Überwachung des Umganges, Sorgen für das leibliche und geistige Wohl (Zeit geben zum Besuch des Gotteshauses). Und weh der Herrschaft, die die Lade Der Dienenden nicht überwacht; Vom Mädchen, die im Flitterstaate Kaum an das Nützliche gedacht, Die Sucht der Mode schweigend duldet, Ihr äußer'n Putz wohl gar befiehlt, Sie hat den Leichtsinn mit verschuldet. Der in des Mädchens Herz sich stiehlt. (Weise.) Bei einem Volke, dem der Familiensinn, der Zusammenhalt Wischen Ehegatten, zwischen Eltern und Kindern und zwischen den Geschwistern fehlt, da sind auch alle anderen Verhältniße faul. 5. Gefahren für das Familienleben. Viele bleiben unver- heiratet, zumal in großen Städten. Ursachen: Bequemlichkeit des Wirtshauslebens, feines Garyonleben; auf den „Schlafherrn"

2. Vierzig Lektionen über die vereinigte Gesetzeskunde und Volkswirtschaftslehre - S. 12

1894 - Gotha : Behrend
12 Die Gemeinde. vollendet, im Besitze der bürgerlichen Ehrenrechte und staats- angehörig sind, gewählt. Die Ortspolizei wird unler der Aufsicht der Amtshauptmannschaft vom Gemeindevorstande ausgeübt. Welche Gemeinden unterscheidet man? Welche Städte unseres Landes (Provinz rc.) mögen der revidierten Städteordnung unter- stehen? Wer übt in jeder der drei genannten Gemeindeformen die polizeiliche Gewalt? — Nenne Städte unseres Landes, welche der Städteordnung für mittlere und kleine Städte unterstellt sind! — 7. Stadt und Land. Unterschied in der Beschäftigungs- weise der Bewohner. Anlage der Städte an größeren Flüssen. Rasche Vermehrung der Bevölkerung in den Städten. Unge- sunder Drang der Landbewohner nach den Städten. Ursachen: 1) größerer Verdienst (die Industrie giebt größere Erträge als die Landwirtschaft), 2) vermehrte Genüsse (Theater, Tanzmusiken, Feste, glänzend eingerichtete Bierhäuser u. s. w.). Es ist durchaus nicht alles Gold, was glänzt; wenn der Land- bewohner an den Markttagen nach der Stadt kommt und sieht die aufgeputzten Schaufenster, die nobel gekleideten Menschen, die nicht mit Hacke und Sense und Mistgabel zu arbeiten brauchen, so glaubt er wohl, die Städter würden vom Spazierengehen reich. Welch gewaltiger Irrtum! — Vorzüge des Landlebens: gute Luft, wohlthuende Einfachheit, geräumige Wohnungen, gegenseitige Teilnahme, weniger Konkurrenz, weniger sittliche Gefahren (weil man sich gegenseitig kennt). Julius Cäsar wollte lieber in einem einfachen gallischen Dorfe der Erste sein, als in Rom der Zweite. 8. Heimat. Heimat ist eins der schönsten Worte, welche die deutsche Sprache hat. — Heimweh. „Herz, mein Herz, warum so traurig" — „Fern im Süd' das schöne Spanien" — Erziehung zur Heimatsliebe. Gründe: 1) Wir haben hier die frohen Jahre der Kindheit verlebt. 2) Unsere Eltern, Ge- schwister, Verwandten, Freunde und Jugendgenossen wohnen hier. 3) Wir genießen Schutz und Sicherheit (anderswo sind wir nur

3. Vierzig Lektionen über die vereinigte Gesetzeskunde und Volkswirtschaftslehre - S. 43

1894 - Gotha : Behrend
Beaufsichtigung — Schulzucht. 43 vereinigen. Ihre Angelegenheiten verwaltet die Schulgemeinde durch den S ch u l v o r st a n d, welcher sich aus Vertretern der Gemeindeverwaltung, der Geistlichkeit und der Lehrerschaft zu- sammensetzt In größeren Städten führt der Schulvorstand meist den Namen S ch u l a u s s ch u ß. 4. Beaufsichtigung. Alle Erziehungs- und Unterrichtsan- ftalieu stehen unter Aufsicht des Staates. Das Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts übt als oberste Schulbehörde das Oberaufsichtsrecht aus, in Hinsicht auf die Volksschule ge- schieht dies durch die B e z i r k s s ch u l i n s p e k t o r e n. Die dem Ortsschulvorstande obliegende Beaufsichtigung der Schule — Lokalschulaufsicht — wird gleichfalls im Aufträge des Staates ausgeübt. 5. Schulzucht. Jedes Kind hat die Volksschule eine be- stimmte Reihe von Jahren, in den meisten deutschen Staaten acht Jahre lang und zwar in der Regel vom 6. bis 14. Jahre zu besuchen. Die Eltern und Erzieher sind verbunden, schul- pflichtige Kinder zum regelmäßigen Schulbesuche anzuhalten, und es darf kein Kind, außer in Krankheitsfällen und bei bedenklichen Krankheiten in der Familie, ohne Erlaubnis die Schule ver- säumen. Die Schüler sind mährend ihrer ganzen Schulzeit in ihrem sittlichen Gesamtverhalten der unmittelbaren Disziplinar- gewalt ihres Lehrers unterstellt. Zu öffentlichen Tanzbelusti- gungen, sowie zu solchen Schaustellungen, welche die sittliche Reinheit gefährden können, sind Schulkinder und Fortbildungs- schüler nicht zuzulaffen, ebenso ist der Besuch von Schankstätten ihnen anders als in Begleitung Erwachsener nicht gestattet. Kinder, welche sittlich verwahrlosen, können der Erziehung der Eltern entnommen und in geeignetere Pflege gegeben werden — Zwangserziehung — Besserungsanstalten. Wer bei Begehung einer strafbaren Handlung das 12. Lebens- jahr vollendet hat, unterliegt der strafrechtlichen Verfolgung (§§ 56 und 57 des Stgb.), die Bestrafung durch die Schule ist dann ausgeschlossen. (S. Lekt. 34, Abs. 12.) Eigemnächtiges Einschreiten der Eltern, Erzieher, Lehrherrn und Arbeitgeber gegen die Zuchtmaßregeln der Schule wird aus An-

4. Vierzig Lektionen über die vereinigte Gesetzeskunde und Volkswirtschaftslehre - S. 34

1894 - Gotha : Behrend
34 Die Rechte der Unterthanen (Fortsetzung). 11. Das Recht auf Änsässigmachung. Jeder Reichs- angehörige hat nicht nur das Recht, innerhalb des Reichsgebietes sich an jedem Orte aufhalten zu können, sondern er hat auch das Recht, sich an jedem Orte Grundeigentum zu erwerben. Früher durften gewisse Stände, insbesondere manche Konfessionen und Sekten wie Mennoniten, Quäcker, Juden Grundbesitz nicht erwerben. Die Rittergüter konnten nur von Adeligen in Besitz genornmen werden (daher der Name Edelmann). Gegenwärtig bestehen keine derartigen Beschränkungen mehr; wer die Mittel dazu hat, kann sich ansässig machen. 12. Das Recht auf Unterstützung (U nt er st ü tzu ng s - w o h n s i tz). Der Geist der Humanität, welcher die ganze neuere Gesetzgebung durchweht, bekundet sich besonders auch in dem Reichsgesetze über den Unterstützungswohnsitz vom 5. Juni 1870. Wer durch Krankheit, Verunglückung oder sonstige Gebrechlichkeit rc. sich in einer so hilflosen Lage befindet, daß es ihm am Unentbehrlichsten (Nahrung, Kleidung, Wohnung) mangelt, wird von derjenigen Gemeinde, welcher er angehört, unterstützt. Niemand soll verhungern und niemand ohne schützendes Obdach sein. Wer allerdings arbeiten und sein Brot verdienen kann, darf ja nicht darauf rechnen, unterstützt zu werden. Wer nicht arbeitet, soll auch nicht esien. (Viel Mißbrauch in großen Städten. — Auch das Wohlthun sei mit Weisheit verbunden.) Unter dem U n t e r st ü tz u n g s w o h n s i tz versteht man im allgemeinen den Gemeindeverband, welcher im einzelnen Falle zur öffentlichen Unterstützung einer hilfsbedürftigen Person ver- pflichtet ist. Wer innerhalb eines Ortsverbandes nach zurück- gelegtem 24. Lebensjahre zwei Jahre lang ununterbrochen seinen gewöhnlichen Aufenthalt gehabt hat, erwirbt dadurch den Unter- stützungswohnsitz, vorausgesetzt, daß er nicht in den letzten zwei Jahren schon aus öffentlichen Mitteln unterstützt worden ist. Früher war es anders, da konnte jemand in einem Orte wohnen so lange er wollte, er gehörte immer der Gemeinde an, in welcher er geboren ward, anderswo wurde er nur (gegen Heimatschein) geduldet, außerdem er wanderte förmlich aus von einer Gemeinde in die andere, das war aber kostspielig (Bürger- geld); und wenn nicht ein entsprechendes Vermögen nachgewiesen

5. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 48

1890 - Gotha : Behrend
48 Bilder vom deutschen Rhein. Vom Johanniskäferlichen lautet ein Volksreim: '8 fliejt e fyri's mannet rum, iwwer hauj (Haag) un hecke, het e guldi's ladernel, drum kann si's uidd verstecke. Fyri's mannet uffm bauj, gib merr dien ladernel au! Vom Mann im Monde singt man: Wellemännle im mond, guck e bissei erunter! Guck in alli stuewwe 'nien, gell (gelt) es nimmt di wunder? Wirf dien leiterle 'era grattel driwwer 'nunter, vorne 'ra, hinte 'ra, iwwer all! stange; wenn du mit spiele witt, muescb mer's Lifsele fange. Das Erwachen und die Entwickelung des städtischen Lebens und Geistes hat früh dem deutschen Elsaß seine eigentümlichen Vorzüge ver- liehen. Aber das Bild, welches frühere Jahrhunderte von den städtischen Verhältnissen zeigen, ist in neuerer Zeit gänzlich verändert. Es mag Wunder nehmen, auch in diesem Lande einer so ausge- dehnten Zerstörung der Denkmäler der alten Zeit zu begegnen, da es doch in den Zeiten, wo die Franzosen die Pfalz verwüsteten, wo sie am Rhein, dem Neckar, der Mosel, der Nahe und der Lahn so zahlreiche Burgen und Städte zerstörten, von Kriegsstürmen frei war. Aber manches war fchon während der elsässischen Landesfehden, im Bauern- kriege und dann im dreißigjährigen Kriege gefallen, und eine unzählige Menge vou Kunstdenkmälern aller Art erlag dem rasenden Vernichtungs- triebe der französischen Revolution. Vom Jahre 1793 an haben die Franzosen im Elsaß mit einer Wut, die uur der Haß gegen die Zeugen der alteu deutschen Kultur des Landes erklärt, Burgen zerstört, Kirchen geschändet, Bildwerke und Malereien vernichtet, geschichtliche Denkzeichen getilgt. Man wähne nicht, in den alten Reichsstädten noch jetzt den Glanz und die Kunst alter Zeiten zu finden, in den alten Kirchen und Klöstern noch jetzt jene Fülle von Gemälden und Bildwerken anzutreffen, die frommer Sinn einst hier gestiftet. Wo ist die stolze, herrliche Kaiser- bürg hin, welche die Hohenstaufen zu Hagenau gebaut, über deren Thor die gewaltigen Männer demutsvoll geschrieben hatten: „Gott die Ehre?" Weithin über die Wipfel des Reichswaldes hinaus schaute d.r Kaiseraar; in kostbarer Kapelle waren die Kleinodien des Reichs niedergelegt, und in den prächtigen Hallen eines Friedrich Ii. fanden Dichtung und Kunst, Musik und Gelehrsamkeit Pflege und Ehre. Die Wogen der Zeit waren über- dies Schloß, nicht ohne ihre Spur zurückzulassen, dahingestürmt, doch stand es noch herrlich da, als im Jahre 1678 der französische Marschall Creqni die Feuerbrände an die deutsche Reichsstadt Hagenau legen ließ. Die Trümmerhaufen der Burg, die das Feuer nicht gänzlich verzehren

6. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 17

1890 - Gotha : Behrend
Allgemeine Übersicht. 17 Gestaltung seiner Heimat mehr Gemüt und Phantasie. Auch das Glaubensbekenntnis trennt noch die Völker. 28416000 oder fast 2/3 aller Einwohner sind Protestanten, die hauptsächlich im Norden und in der Mitte wohnen, 16239 000 oder lj3 Katholiken, im O., S. und W. (die Polen in den östlichen Provinzen, die Bewohner von Altbayern, Lothringen, Rheinland und Westfalen). Dazu kommen, überall- hin zerstreut, a/2 Mill. Juden. Zu keiner Staatskirche halten sich 100 000 Sektierer. Ferner giebt es einige Griechen, Armenier u. s. w. — Die katholische Kirche im deutschen Reich hat 5 Erzbistümer und 19 Bistümer. Jene sind: Gnesen-Posen, Köln (auch Prag und Olmütz greifen nach Schlesien hinein); München-Freising, Bamberg; Freiburg. Der deutschen Nation ist von dem Schöpfer eine glückliche Be- gabung zu teil geworden: sie hat ein ziemlich gleichmäßiges Maß aller Seelenkräfte der menschlichen Natur empfangen, somit die Fähigkeit, sich nach allen Richtungen derselben auszubilden, und die Empfänglichkeit, andere Naturen zu verstehen und in sich aufzunehmen und sie mit ihrer eigenen Weise harmonisch zu verschmelzen. Das Innerste aber der deutschen Volksart ist eine gewisse Herzlichkeit, ein Gefühl für das Heilige, für Recht und Sitte. Hiedurch ist der Deutsche ganz besonders befähigt zu inniger Hingebung, Liebe und Wohlwollen. Er bedarf zu seinem Glücke keiner äußeren Herrlichkeit und Pracht; er findet leicht fem Genügen in sich selbst und in der ärmsten Hütte sowohl als im angenehmsten Komfort. Sein eigenstes Behagen ist ihm daher beim Umgange mit andern trauliche, harmlose „Gemütlichkeit", für welche kein anderes Volk der Welt einen Sinn, nicht einmal ein Wort hat. Selbst der deutsche Stolz auf sich selbst ist harmlos und selteu abstoßend. Aus dieser Gemütlichkeit entspringt auch die Vorliebe für die Musik und den Gesang, in welchen es die Deutschen vielen Völkern zuvor- thun. Daher ist auch das Familienleben bei keiner anderen Nation so innig und wahr; es bildet den Herd alter guter Sitte, der Treue und Ehrenfestigkeit und besonders der „Würde der Frauen". Aus dieser Grundrichtung ihres Wesens geht denn auch die Kraft und Tiefe der Empfindung, aber auch die Zartheit, Sinnigkeit und Ver- schämtheit des Gefühls hervor, welche die unverdorbenen Naturen kenn- zeichnet. Dazu gesellt sich aber eine gewisse Langsamkeit und Umständ- lichkeit des Deutscheu, welche der gewandte Romane verspottet, so gut als die Formlosigkeit und Unfeinheit seines Benehmens, und seine Selbst- Zufriedenheit bei mäßigen Leistungen. Weil er gemütlich und häuslich ist, hält sich der Deutsche leicht für alles, was man von einem Menschen verlangen darf. Sich in eine knappe Form begeben, sich organisieren, zentralisieren lassen mag er nicht. Wie keine Nation sonst, vermag er sich in fremde Art hinein- zu leben, allen gerecht zu werden; er scheint wie berufen, das geistige Leben der Völker des ganzen Erdballs zu vermitteln in einem alle umfassenden Weltbürgertum. Daher sind die Deutschen besonders gute Historiker, Sprachforscher und Geographen; man denke an Niebuhr, Ritter, Ranke, Grimm, Humboldt. Daraus geht denn freilich auch ein Meyer, Lesebuch der Erdkunde Iii. 2

7. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 212

1890 - Gotha : Behrend
212 Bilder aus den süddeutschen Landschaften. Es ist dieselbe Sprache, die wir alle aus den Liedern Hebels aus dem badischen Oberlande kennen: Loset, was i euch will sage! D' glocke hat zehni gschlage. Jez betet und iez göhnt ins bett, un wer e rüeihig g'wisse het, schlof sanft und wohl! Im himmel wacht e heiter aug die ganzi nacht. Loset, was i euch will sage! D' glocke het ölfi gschlage. Und wer no an der arbet schwitzt, und wer no bi de charte stizt, dem biet i iez zuem letschtemol, 's isch hochi zit — und schlofet wohl! Die eigentlich schwäbische Mundart zwischen Schwarzwald und Lech ohne das rauhe alemannische ch, mit ihren zerdehnten Vokalen und Diphthongen ertöut in Oberschwaben in solgendem Liedchen: Es kommt a lustigs büeble und singt dur wald und feald; so heazig und so lieble geit's kois maih uf der wealt. Wia lacht's mit rausabäkla oin doch so freundli a! Wia golde sinket d' lökla ufs bluamaröckle na ! Sei gsichtle glitzt wia d' sonna, sei hauch ischt bluamaduft, und d' äugela sind gesponna us bioer himmelsluft. Vergifsmeinnichtla winket vom gstromta seiteband, und farbaperla blinket am grüena morgagwand. 2. Jenseit des Lech triffst du den Bayern, der sich bis tief in Österreich ausgebreitet hat: ein handfester derber Menschenschlag, er- qnickt und belebt von der frischen Bergluft, von untersetzter, stämmiger Figur mit rundem, kleinem Kopf, hochroter Gesichtsfarbe und ungemeiner Muskelkraft. Feru von schwäbischer Hagerkeit, hat der Bayer unter den Deutschen die meisten Neignng zum Starkwerden. Das Derbe, Tüchtige, Schwerfällige seiner Erscheinung spricht sich auch in seinen materiellen Genüssen aus: die schon im Schwabenlande im Deminntivnm beliebten Spätzle und Knöpfle wandeln sich in kompakte Knödel und Dampfnudeln, und das bayerische Bier hat sich die Welt erobert. Während unsere Borfahren die trenesten Unterthanen des Gambrinns in den Sachsen erkannten, gelten heutzutage die Bayern als die größten Bier-

8. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 190

1890 - Gotha : Behrend
190 Bilder aus den süddeutschen Landschaften. schwarzen fränkischen Waldungen den Horizont. Das war eine Burg und eine Aussicht, die deu Blick erweiterte und das Herz erhob, wie geschaffen für ein zur Herrschaft berufenes Kaisergeschlecht! Welch eine Menge von Höfen, Dörfern und Städten, die nah und fern bald mehr bald minder versteckt mit ihren Türmen und schimmernden Dächern und Zinnen vor Augen liegen! Ganz nahe, dem Anscheine nach nur einen Steinwurf weit, ruht am uördlichen Fuße des Berges die Stadt Gmünd, ebenso nahe auf der südlichen Seite in einem fruchtbaren Thale das schöne Göppingen, die beide zum Besitztum der hohenstausischen Familie gehörten. Ringsum erheben sich über die niedrigen Ortschaften Vergschlösser in Menge und umgeben mit ihren Trümmern wie Vasallen das ebenfalls gesunkene Haupt. Rechberg, Stanseneck, Helfenstein, Ramsberg. Scharfeueck, Berneck, Drachenstein waren ehemals fre Sitze blühender Geschlechter, deren Andenken sogar znm Teil verweht ist. Auch das Stammhaus der Hohenstaufen ist läugft verschwunden, und nur spärliche Mauerreste siud übriggeblieben von der alten Herrlichkeit. In den Stürmen des Bauernkrieges 1525 haben rohe Hände den ehr- würdigen Kaisersitz zerstört und auch das nahe Kloster Lorch, die Grab- stütte des hohensiaufifchen Ahnhern, mit Feuer verwüstet. Weder die Jungfrau Maria mit dem Jefnskinde über dem Portal, noch des alten Kaisers Barbarossa steinernes Bild mit dem bloßen Schwert hatten die Bauernhause:? vor der Zerstörung des Klosters znrückgefcheucht; von den verglühenden Trümmern desselben zogen sie nach dem Hohen- stanfen, auf desfen Gipfel die Kaiserburg lag mit ihren 2 m dicken und sehr hohen Mauern aus Quaderstein und ihren vielen festen Türmen; so schien sie gesichert gegen jeden Angriff; aber manches Jahrhundert war über ihren Zinnen dahingegangen und die Burg baufällig ge- worden. Deshalb wagten die zweiunddreißig Knechte, die darin lagen, keine Verteidigung, als ein Hanfe von dreihundert Bauern in tiefer Nacht den Berg hinanstieg, und während diese mit wildem Geschrei um Thor und Mauer stürmten, warseu die Thorwächter in feiger Ver- zweiflnng die Schlüffel vou deu Ziunen herab. So öffneten sich die Angreifer felber die Burg und warfen nach gründlicher Plünderung die Feuerbrände hinein. Am Bergkegel liegt noch ein Dörfchen, welches den Namen Hohen- stanfen trägt. Über einer Seitenthür der alten, neuerdings restaurierten und mit Steinwappen gezierten Kirche steht die Inschrift: „Rio transibat Cäsar, amor bonorum, terror malorum.", nebst einigen Reimen, die auf den Kirchenbesnch des Kaisers Bezug haben. Auf der Mauer sieht man sein verwittertes Freskobildnis gemalt. Die Thür ist zugemauert, gleich als sollte nach dem Kaiser niemand mehr durch dieselbe eingehen. 2. Mitten im schwäbischen Lande tritt aus dem Felsgebirge, welches die Douan vom Nekar scheidet, hochragend der Zollern heraus, von dem, in mittelalterlicher Schönheit neuerstanden, die Stammbnrg des deutschen Kaiserhauses in das herrliche alte Alemannien hinabschant.

9. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 245

1890 - Gotha : Behrend
Leipzig. 245 einmal unmittelbar in das wilde Toben des Kampfes zogen und einem Menschenalter seine ruhige Entfaltung raubten. Vor den napoleonischen Kriegen galt Leipzig allen Fremden als eine ungemein schöne und prächtige Stadt, und auch die Bewohner erhielten ihren Teil an dem Lobe. Wenn damals die Gottheiten der Galanterie und der Mode darin residieren sollten, oder wenn Goethe sagt: „Mein Leipzig lob' ich mir, es ist ein klein Paris und bildet seine Leute", so sind damit Eigentümlichkeiten des Leipziger Lebens bezeichnet, die früher mehr als heute hervortraten. Fein, elegant, hier und da etwas geziert, war schon damals der Ton der Stadt. Stolz war der Leipziger, wie alle Obersachsen, besonders auf seine richtige Aussprache, und wenn er in seinem Eifer, das G nicht in I zu der- wandeln, es in K umsetzte, sogar mit dem I dieselbe Prozedur vor- nahm und die harten und weichen Konsonanten stetig verwechselte, so störten ihn alle Neckereien nicht in seiner Selbstzufriedenheit und be- haglichen Glückseligkeit, in der er sich gefiel. Auch die Unruhe, Geld zu verdienen, gehörte zu diesem Glücke, und der Gedanke an eine mög- liche Wendung konnte in der Brust der Glücklichen kaum Platz ge- Winnen. Um so schrecklicher mußten auf die Gemüter die kriegerischen Ereignisse wirken, von denen Ernst Moritz Arndt im Liede singt: Wo kommst du her in dem roten Kleid und färbst das Gras auf dem grünen Plan? „Ich komme ans blutigem Männerstreit, ich komme rot von der Ehrenbahn; wir haben die blutige Schlacht geschlagen, drob müssen die Mütter und Bräute klagen. Da ward ich so rot." Sag' an, Gesell, und verkünde mir: Wie heißt das Land, wo ihr schlugt die Schlacht? „Bei Leipzig trauert das Mordrevier, das manches Auge voll Thränen macht; da flogen die Kugeln wie Winterflocken, und Tausenden mußte der Atem stocken bei Leipzig, der Stadt." Die Sieger in der Völkerschlacht (16.—19. Oktober 1813) fanden zwar ein möglichst geschontes, aber doch von den Greueln des Krieges entsetzlich verwüstetes Terrain. Viele Häuser waren von den Kugeln durchlöchert; Tote, Sterbende und schwer Verwundete lagen durcheinander auf deu Straßen. Der Johanniskirchhof insbesondere bot ein grausen- erregendes Bild. Viele von den hier lagernden oder gefangen ge- haltenen Kriegern waren in die ausgemauerten Grüfte hinabgestiegen, um sich in den Wohnstätten des Todes und der Verwesung gegen die Witterung und die rauhe herbstliche Luft zu schützen. Die Särge hatten sie aufgeschlagen und als Betten benutzt, nachdem sie die ver- Westen Überreste der Toten hinausgeworfen. Wer das Furchtbare des Krieges nicht kannte, der konnte es in den Umgebungen der innern Stadt in vollem Maße kennen lernen. Dort lag einer mit zer- schmettertem Kopfe, in dem kein Tropfen Gehirn mehr war; hier einer,

10. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 246

1890 - Gotha : Behrend
246 Bilder aus den mitteldeutschen Gebirgslandschaften. der noch atmete und doch den Kopf auf beiden Seiten zerlöchert hatte; hier ein jugendlich schöner, blühender Kanonier, dem das Bein unter dem Knie abgeschossen war und der flehentlich bat, ins Spital geschafft zu werden; dort saß eine Leichengestalt mit abgehauenem Arme, nackt mit dem Mantel deckte sie die gräßliche Wunde, indem sie ihn fest in den Zähnen hielt. Viele lagen schon seit mehr als 48 Stunden noch uuverbuuden da. Für die Kranken und Verwundeten auf dem Schlacht- felde und in den Dörfern zu sorgen, war vor Ablauf mehrerer Tage uicht möglich. Hunderte erlagen so hilslos einem elenden Tode. Vier- zehn Tage dauerte die Bestattung der Leichen. Nur zu oft stieß der Landmann, der im nächsten Frühjahr seinen Acker pflügte, auf Leich- name, die eingescharrt waren. Die infolge davon verpestete Luft und der dauernde Mangel an guten Nahrungsmitteln sowie die geistige Aufregung riefen furchtbare Fieber hervor, die in der Stadt und deren Umgebung zahlreiche Opfer forderten. Wie sehr auch Handel und Wandel durch die kriegerischen Er- eignisse selbst gelitten hatten, durch den Frieden, der Sachsen drei Fünftel seines Gebietes nahm, fühlte sich Leipzig erst recht bis ins Herz getroffen. Von fast drei Seiten durch die Klauen des über die nahen Grenzen hinübergreifenden preußischen Adlers gepackt, sah es sich von manchen Bedürfnissen gänzlich abgeschnitten und seinen Handel durch das preußische Zollwesen bedroht. Und doch — wer vier Jahre nach der Schlacht die Stadt besuchte, konnte sich ihrer als eines aufstrebenden Ortes erfreuen. Auf den niedergehauenen Anlagen sproßte eine neue Vegetation empor; die Gärten, eine so herrliche Zierde des früheren Leipzig, erhielten ihre Umfriedigungen wieder und gelangten nochmals zu ihrer vorigen Be- deutung und Berühmtheit. Vor allem aber wandte die öffentliche Verwaltung ihr Augenmerk auf Wiederherstellung der Schulen, Kirchen und Wohlthätigkeitsaustalten. Bei allen Neubauten und Renovationen herrschte aber noch die Gewöhnung an die innere Stadt als ein ab- geschlossenes Ganzes vor. Die Thore, soweit sie noch vorhanden waren, blieben von der Stadtmiliz altväterlichen Stiles besetzt, die neben dem Wachtdienst gelegentlich mit Strumpfwirken beschäftigt war. Die Vorstädte lagen noch durch abendliche Thorsperre außerhalb des gemeinsamen Verkehrs. Die innere Stadt hatte ihren Stolz in massenhaften Riesenhäusern, aber ihr Pflaster war schlecht, die Luft unrein und die Sterblichkeit bedenklich. Längs der Promenade standen noch träge, sumpfige Wasser; außerhalb der Stadt war die ganze Westseite wegen der Sumpslnst verrufen, und die gesamten Wiesen zwischen Elster und Pleiße bildeten mit ihren häufigen Über- schwemmungen eine fieberbringende Nachbarschaft. Es war für Stadt und Vorstädte daher eine folgreiche Wohlthat, als im Jahre 1823 die Thorsperre aufgehoben ward; damit war ein Ausschritt der inneren Stadt zu den Vorstädten möglich geworden, der binnen kurzem eine völlige Umgestaltung der örtlichen Verhältnisse hervorrief und in der Folge die vormalige Gartenlust in den Hinter-
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