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1. Lehr- und Lesebuch oder der sinnliche und sittliche Anschauungsunterricht für die Mittelklassen katholischer Volksschulen - S. 34

1877 - Essen : Bädeker
34 nach allen Seiten um. Als sie sich sicher glaubten, liefen sie in dein Zimmer umher und suchten, ob sie etwas Eßbares fänden. Es lagen wirklich Vrod- und Weckkrumen umher, und ich erwartete, daß sie diese vor meinen Augen verzehren würden. Allein dies geschah nicht, vielmehr liefen sie eifrig in ihre Höhle zurück. Ich dachte anfangs, sie hätten mich bemerkt, und wären deshalb entflohen, allein auch hierin hatte ich mich getäuscht. Nach wenigen Augenblicken kamen sie wieder, aber nicht allein, sondern in Begleitung einer viel größeren und offenbar alten Natte, welche sie durch Stoßen und Ziehen aus dem Loche und an den Platz brachten, wo die Krumen lagen. Ich wußte gar nicht, was dies bedeuten sollte, bis ich endlich bemerkte, daß die alte Ratte blind war. Denn ich sah, daß sie nach den Krumen hin tastete, bis sie eine erreichte, und da ihr auch das Laufen beschwerlich zu werden schien, so brachten ihr die Jungen die Bröckchen ganz in die Nähe, ohne selbst das Geringste davon zu fressen. Ich hätte gern von meinem Frühstück, das vor mir stand, noch etwas für die blinde Alte hinzugefügt, wenn ich nicht gefürchtet hätte, die brave Nattcnfamilie zu verjagen. Allein ich war wahrhaft gerührt von der kindlichen Zärtlichkeit der jungen Thiere, welche mehr für ihre hüls lose Mutter thaten, als viele Menschen. 8. Friederike und die Hühner. Wenn Friederike auf den Hof kam, flatterten alle Hühner ängste lich umher, einige flogen auf's Dach, andere in ihren Stall. Anders war es , aber, wenn die Mutter kam. Da freuten sich die Hühner, flogen herbei, umflatterten die Angekommene und gaben ihr Ver- gnügen durch lautes Gackern zu erkennen. Woher kommt es doch nur, daß sich die thörichten Vögel so vor mir fürchten, dich aber so lieb haben? fragte einst Friederike. — Das will ich dir sagen, antwortete die Mutter. Du, mein Kind, neckst die armen Thierchen immer, scheuchst sie umher und willst sie fangen. Das merken sich die Hühnchen und fliehen deshalb vor dir. Ich aber füttere sie, und da kommen sie gerne. Wenn du es mit den Hühnern auch gut meinst, sie nicht mehr ängstigest und ihnen bisweilen Futter giebst, so werden sie auch gegen dich zutrau- lich sein. Das merkte sich Friederike und 'that, wie die Mutter gesagt hatte- Da flogen die Hühner nicht mehr vor ihr fort, sondern freuten sich ebenso, als wenn die Mutter kam. Auch die Thiere lieben den, der es mit ihnen gut meint! 9. Von dein Hahn. Der Hahn in seiner Tennen thut herzhaft einen Schrei, d§ kommen alle Hennen geschwind, geschwind herbei. Da nennt er sie bei ihren Zunamen allzumal und führet sie spazieren hinunter in

2. Lehr- und Lesebuch oder der sinnliche und sittliche Anschauungsunterricht für die Mittelklassen katholischer Volksschulen - S. 35

1877 - Essen : Bädeker
35 das Thal. Führt sie zu einem frischen Labtrunk am Wiesenborn, giebt ihnen aufzutischen gar manches Gerstenkorn. Und daß auch nicht der Braten abgehe bei dem Schmaus, so ist er gleich berathen und geht aufs Jagen aus. Ein Käfer kommt gewackelt, schön dunkelgrün und roth, da wird nicht lang gefackelt; Herr Hahn, der schießt ihn todt. Und schlachtet mit dem Schnabel den Käfer, wie ein Kalb, und theilt ihn ohne Gabel in Stücke halb und halb. Dann ruft er alle Hennen mit „gluck, gluck, gluck!" zu Häuf', die wackeln und die rennen daher im schnellsten Lauf. Und nach dem Braten recken sie den gestreckten Hals und lecken ihn und schmecken ihn ohne Salz und Schmalz. Und wenn das Schnabulircn hierauf ein Ende hat, dann führt er sie mit ihren Küchlein zur Ruhestatt. Er aber vor dem Stalle singt noch ein „Kikriki" und rastet nicht, bis Alle auch eingeschlafen hie. Dann legt er auf die Seiten den zunderrothen Kamm, daß morgen er bei Zeiten den Bauer wecken kann. 10. Das Kanarienvögelcheir. Ein kleines Mädchen, Namens Karoline, hatte ein allerliebstes Kanarienvögelchen. Das Thierchen sang vom frühen Morgen bis zum Abend und war sehr schön, goldgelb mit einem schwarzen Häubchen. Karoline gab ihm zu effen, Samen und kühlendes Kraut, zuweilen auch ein Stückchen Zucker und täglich frisches Wasser. Aber plötzlich begann das Vögelchen zu trauern, und eines Morgens, als Karoline ihm Wasser geben wollte, lag es todt im Käfich. Da erhob die Kleine ein lautes Wehklagen um das geliebte Thier und weinte sehr. Die Mutter aber ging hin und kaufte ein anderes, was noch schöner an Farbe war, und eben so lieblich sang wie jenes, und that es in den Käfich. Aber das Mädchen weinte uoch lauter, als es das neue Vögelchen sah. Da wunderte sich die Mutter sehr und sprach: „Mein liebes Kind, warum weinst du noch? Deine Thränen werden das gestorbene Vögelchen nicht wieder ins Leben rufen, und hier hast du ja ein anderes, das nicht schlechter ist als jenes!" Da sprach das Kind: „Ach liebe Mutter, ich habe unrecht gegen das arme Thierchen gehandelt und nicht alles an ihm gethan, was ich sollte und konnte." — „Liebe Karoline," antwortete die Mutter, „du hast es ja liebevoll gepflegt!" — „Ach nein," erwiderte das Kind, „ich habe noch kurz vor seinem Tode ein Stückchen Zucker, das du nur für das Vögelchen gabst, ihm nicht gebracht, sondern selbst gegessen." So sprach das Mädchen mit betrübtem Herzen. Die Mutter aber lächelte nicht über die Klagen des Mädchens, sondern sagte: „Ach, wie mag erst dem undankbaren Kinde zu Muthe sein am Grabe seiner Eltern!" 3*

3. Lehr- und Lesebuch oder der sinnliche und sittliche Anschauungsunterricht für die Mittelklassen katholischer Volksschulen - S. 116

1877 - Essen : Bädeker
116 16» Die Viene und die Taube. Ein Bienchen trank und fiel darüber in den Bach; das sah von oben eine Taube und brach ein Blättchen von der Laube, und warfs ihr zu. Das Bienchen schwamm darnach und half sich glücklich aus dem Bach. In kurzer Zeit saß unsre Taube in Frieden wieder auf der Laube. Ein Jäger hatte schon den Hahn auf sie gespannt. Mein Bienchen kam, — Pick! stach's ihn in die Hand; puff! ging der ganze Schuß daneben. Die Taube flog davon. Wem dankt sie nun ihr Leben? — 17. Spinne und Fliege. Spinne. Fliege, du Theure, ich bitte dich, besuch doch noch ein wenig mich! Ich will dir ein frohes Stündchen bereiten, dich reichlich bewirthen mit Süßigkeiten. Fliege: Frau Spinne, da komm' ich sogleich zu dir, denn Süßig- keiten behagen mir. Die Spinne ihrer List sich freut, die Fliege besucht sie unge- scheut. Doch ach! kaum hat sie sich niedergesetzt, fühlt sie sich ge- fangen, geknebelt, verletzt; da seufzt sie: Du Böse, du hast gelogen. Ach, wer leicht glaubt, wird leicht betrogen. 18. Gottes Fürsorge. Es ist kein Mäuschen so jung und klein, es hat sein liebes Müt- terlein; das bringt ihm manches Krümchen Brod, damit es nicht leidet Hunger und Noth. Es ist kein liebes Vögelein im Walde draußen so arm und klein, es hat sein warmes Federkleid; da thut ihm Regen und Schnee kein Leid. Es ist kein bunter Schmetterling, kein Würmchen im Sommer so gering, es findet ein Blümchen, es findet ein Blatt, davon es ißt, wird froh und satt. Und wer hat das alles so be- dacht? Der liebe Gott, der alles macht und sieht auf alles väterlich, der sorgt auch Tag und Nacht für mich. 19. Nieder. Waldmännchen. 1. Es wollt’ ein Knäblein in den Wald öar munter und geschwind; Die Mutter sprach: Komm wieder bald Und nasche nicht Beeren, mein Kind! 2. Da sprang das Knäblein fort und fort Und trieb sein lust’ges Spiel, Gedachte nicht der Mutter Wort Und naschte der Beeren gar viel. 3. Und als die dunkle Nacht be- gann, Da schlich es müd’ nach Haus. Die Mutter sprach: Was hast du ge- than, Dn siehst ja so kümmerlich aus. 4. Das Knäblein sprach: Wie sollt’ es sein? Ich bin ja so frisch und gesund; Waldmännchen hat Kirschen eh»« Stein, Die schmeckten so süss mir im Mund. 5. Da ward vor Schreck die Mutter bleich Und wandte hinweg ihr Gesicht; Doch barg sie die Furcht und lächelt« gleich: Waldmännchen, Kind, giebt es ja nicht. 6. Nicht schlief die Mutter die ganze Nacht, Wach hielt sie Kummer u. Harm; Und als am Morgen der Tag erwacht’, Hielt todt sie den« Knaben im Arm- 4

4. Lehr- und Lesebuch oder der sinnliche und sittliche Anschauungsunterricht für die Mittelklassen der Volksschule - S. 36

1867 - Essen : Bädeker
36 14. Das Schwalbennest. Louise kam zur Mutter und sprach: „Mutter, komm, ich will dir etwas sehr Hübsches zeigen!" „Was willst du mir zeigen?" fragte die Mutter. „O, komm nur, du sollst es sehen!" antwortete das Kind, „es ist ganz allerliebst." — Die Mutter ging mit ihr. Louise führte die Mutter an ein Fenster und sagte leise: „Blicke einmal in die Höhe!" Die Mutter that es und sah oben am Dache ein Schwalbennest, aus dessen Öffnung vier Schnäbelchen herausge- streckt waren und vier Paar Äuglein herausblickten. „Nun gib Acht!" rief das Kind. Die Mutter gab Acht und sah eine Schwalbe eiligst herbeifliegen, die trug eine Fliege im Schnabel und legte sie schnell in das geöff- nete Schnäbelchen des einen jungen Vogels, flog hinweg und kam wie- der und nochmals und abermals. Und jedesmal brachte sie eine Fliege mit und legte sie der Reihe nach in einen der vier offenen Schnäbel. Nun waren alle vier gefüllt. Die Jungen zwitscherten fröhlich, und die alte Schwalbe flog hoch in die Luft und zwitscherte hell und lustig darein. „Ist dies nicht niedlich zu sehen?" fragte das Kind. „Ganz gewiß," sagte die Mutter, „es gefällt mir sehr. Es kommt mir gerade so vor, als wenn ihr, du und die Brüder und Schwestern, dos Morgens oder Mittags um den Tisch her sitzet." „Und du gibst uns Speise, liebe Mutter!" fiel Louise ein. „Ja," fuhr die Mutter fort, „und ihr seid dann auch so fröh- lich dabei, wie die Schwalben hier!" „Es ist doch recht gut," sagte Louise, „daß die lieben Schwalben eine so gute Mutter haben, die ihnen Würmchen bringt, daß sie nicht verhungern, und die ihnen ein kleines Häuschen gebaut hat, in dem sie wohnen. Wer hat ihnen gesagt, daß sie das thun sollen?" „Der liebe Gott hat es ihnen in ihr kleines Herz gegeben," sprach die Mutter. „Der liebe Gott will, daß es allen seinen Geschöpfen wobl ergehe, dem Menschen und der Schwalbe und jedem Thierchen." „Das ist doch ein lieber, gütiger Gott!" sagte Louise. 13. Der Vogel am Fenster. An das Fenster klopft es: pick! pick! Macht mir doch auf einen Augenblick! Dick fällt der Schnee, der Wind geht kalt, habe kein Futter, erfriere bald. Liebe Leute, o laßt mich ein, will auch immer recht artig sein! Sie ließen ihn ein in seiner Noth; er suchte sich manches Krüm- chen Brod, blieb fröhlich manche Woche da. Doch als die Sonne durchs Fenster sah, da saß er immer so traurig dort; sie machten ihm auf: husch war er fort!

5. Lehr- und Lesebuch oder der sinnliche und sittliche Anschauungsunterricht für die Mittelklassen katholischer Volksschulen - S. 35

1865 - Essen : Bädeker
35 in das Thal. Führt sie zu einem frischen Labtrunk am Wiesenborn, giebt ihnen aufzutischen gar manches Gerstenkorn. Und daß auch nicht der Braten abgehe bei dem Schmaus, so ist er gleich berathen und geht aufs Jagen aus. Ein Käfer kommt gewackelt, schön dunkelgrün und roth, da wird nicht laug gefackelt; Herr Hahn, der schießt ihn todt. Und schlachtet mit dem Schnabel den Käfer, wie ein Kalb, und theilt ihn ohne Gabel in Stücke halb und halb. Dann ruft er alle Hennen mit „gluck, gluck, gluck!" zu Haus', die wackeln und die ren- nen daher im schnellsten Lauf. Und nach dem Braten recken sie den gestreckten Hals und lecken ihn und schmecken ihn ohne Salz und Schmalz. Und wenn das Schnabuliren hierauf ein Ende hat, dann führt er sie mit ihren Küchlein zur Ruhestatt. Er aber vor dem Stalle singt noch ein „Kikriki" und rastet nicht, bis Alle auch einge- schlafen hie. Dann legt er auf die Seiten den zunderrotheu Kamm, daß morgen er bei Zeiten den Bauer wecken kaun. 10. Das Kanarienvögelchen. Ein kleines Mädchen, Namens Karoline, hatte ein allerliebstes Kanarienvögelchen. Das Thierchen sang vom frühen Morgen bis zum Abend und war sehr schön, goldgelb mit einem schwarzen Häubchen. Karoline gab ihm zu essen, Samen und kühlendes Kraut, zuweilen auch ein Stückchen Zucker und täglich frisches Wasser. Aber plötzlich begann das Vögelchen zu trauern, und eines Morgens, als Karo- line ihm Wasser geben wollte, lag es todt im Käsich. Da erhob die Kleine ein lautes Wehklagen um das geliebte Thier und weinte sehr. Die Mutter aber ging hin und kaufte ein anderes, was noch schöner an Farbe war, und eben so lieblich sang, wie jenes, und that es in den Käfich. Aber das Mädchen weinte noch lauter, als es das neue Vögelchen sah. Da wunderte sich die Mutter sehrund sprach: „Mein liebes Kind, warum weinst du noch? Deine Thränen werden das gestorbene Vögelchen nicht wieder ins Leben rufen, und hier hast du ja ein anderes, das nicht schlechter ist als jenes!" Da sprach das Kind: „Ach liebe Mutter, ich habe unrecht gegen das arme Thierchen gehandelt und nicht alles an ihm gethan/wes ich sollte und konnte." — „Liebe Karoline," antwortete die Mutter, „du hast es ja liebevoll gepflegt!" — „Ach nein, erwiderte das Kind, „ich habe noch kurz vor seinem Tode ein Stückchen Zucker, das du mir für das Vögelchen gabst, ihm nicht gebracht, sondern selbst gegessen." So sprach das Mädchen mit betrübtem Herzen. Die Mutter aber lächelte nicht über die Klagen des Mädchens, sondern sagte: „Ach, wie mag erst dem undankbaren Kinde zu Muthe sein am Grabe seiner Eltern!" 11. Der todte Kanarienvogel. Vögelein, ach da liegst du todt; suchst dir nie wieder ein Krüm- 3*

6. Lehr- und Lesebuch oder der sinnliche und sittliche Anschauungsunterricht für die Mittelklassen katholischer Volksschulen - S. 33

1865 - Essen : Bädeker
33 schwächer lind blind und lahm, lind konnte seinen Herrn nicht mehr tragen. Und was that nun der reiche Herr? Behielt er dankbar das treue Thier bei sich im Stall und pflegte seiner, oder nicht? Nein, er behielt cs nicht bei sich, sondern jagte es fort aus dem Stall auf die Straße und in den Busch. Und das arme, alte, kranke Thier mußte sein Futter selber suchen und konnte doch nicht sehen! Da fand cs denn freilich oft gar nichts und mußte Hunger leideil und alle Nächte unter freiern Himmel zubringen, daß der kalte Thau auf seiilcn Leib fiel, und seine alten Knochen froren. Und am Tage schnupperte es humpelnd überall umher und suchte Futter. So kaur es denn auch einmal in die Kirche der Undankbar- keit, die immer offen stand, und schnlipperte drin umher und suchte Futter — und fühlte mit seinem Maul das Seil und sog und zog daran, und das Glöcklern auf dem Thurm fing an zu läuten. So- gleich kamen die Ältesten der Stadt von dein Rathhaus nach der Kirche, und was saherr sie? Das arme, lahme, bliilde Pferd des rei- chen Mannes war am Läuten. „Ja, ja," sagten sie, „das Pferd hat Recht, am Glöcklein der Undankbarkeit zu ziehen!" und ließen den reichen Herrn kommen und sagten: „Siehe, du undankbarer Mann, da steht dein treues Pferd und verklagt dich! Du hast wirklich sehr undankbar an ihm gehandelt, darum rathen wir dir: Nimm es zu dir und gönne ihm die kurze Zeit noch, die es leben mag!" Da schämte sich der reiche Manil vor Gott und den Menschen, nahm das gute Thier mit sich in den Stall, und fütterte es, bis es starb. tt. Der Vlinde. Ein armer, blinder Mann lebte in großer Noth. Da band er sein Hündlein an einen Strick, und das Hündlein führte ihn auf siche- ren Wegen zu den Menschen. Die hatten Mitleiden mit dem ar- men Manne und gaben ihm Brod. Der Mann theilte das Stücklein Brod mit seinem Hunde. Als der blinde Mann starb, trauerte das Hündlein und starb, vor Kummer, auf dem Grabe des Armen. — 7. Die blinde Natte. Unter allen Thieren, die sich in der Nähe de3 Menschen aufhal- ten, ist kaum eins so wenig beliebt, als die Natte. Und doch haben die Ratten ihre guten Eigenschaften. Ein gelehrter Mann, welcher gewohnt war, Alles, was ersah, recht genau zu beobachten, erzählte uns folgende Geschichte: „Ich befand mich nicht recht wohl, und blieb deshalb des Mor- gens eine Stunde länger im Bette als gewöhnlich, indem ich mich mit Lesen unterhielt. Auf einmal höre ich etwas in der Ecke meinem Bette gegenüber rascheln. Ich blicke hin und sehe eine junge Ratte und dann noch eine aus einem Loche hervorkommen. Erst schritten ! sie ganz vorsichtig weiter und sahen sich mit ihren glänzenden Augen Haesters' Lesebuch fsr Mitteln, kathol Dolkssch. Z

7. Lehr- und Lesebuch oder der sinnliche und sittliche Anschauungsunterricht für die Mittelklassen katholischer Volksschulen - S. 34

1865 - Essen : Bädeker
34 nach allen Serien um. Als sie sich sicher glaubten, liefen sie in dem Zimmer umher und suchten, ob sie etwas Eßbares fänden. Es la- gen wirklich Brod- und Weckkrumen umher, und ich erwartete, daß sie diese vor meinen Augen verzehren würden. Allein dies geschah nicht, vielmehr liefen sie eifrig in ihre Höhle zurück. Ich dachte an- fangs, sie hätten mich bemerkt, und wären deshalb entflohen, allein auch hierin hatte ich mich getäuscht. Nach wenigen Augenblicken kamen sie wieder, aber nicht allein, sondern in Begleitung einer viel größeren und offenbar alten Ratte, welche sie durch Stoßen und Ziehen aus dem Loche und an den Platz brachten- wo die Krumen lagen. Ich wußte gar nicht, was dies bedeuten sollte, bis ich endlich bemerkte, daß die alte Ratte blind war. Denn ich sah, daß sie nach den Krumen hin tastete, bis sie eine erreichte, und da ihr auch das Laufen beschwerlich zu werden schien, so brachten ihr die Jun- gen die Vröckchen ganz in die Nähe, ohne selbst das Geringste davon zu fressen. Ich hätte gern von meinem Frühstück, das vor mir stand, noch etwas für die blinde Alte hinzugefügt, wenn ich nicht gefürchtet hätte, die brave Nattenfamilie zu verjagen. Allein ich war wahrhaft gerührt von der kindlichen Zärtlichkeit der jungen Thiere, welche mehr für ihre hülfloss Mutter thaten, als viele Menschen. 8. Friederike und die Hühner. Wenn Friederike auf den Hof kam, flatterten alle Hühner ängst- lich umher, einige flogen aufs Dach, andere in ihren Stall. Anders war es aber, wenn die Mutter kam. Da freuten sich die Hühner, flogen herbei, umflatterten die Angekommene und gaben ihr Ver- gnügen durch lautes Gackern zu erkennen. Woher kommt es doch nur, daß sich die thörichten Vögel so vor mir fürchten, dich aber so lieb haben? fragte einst Friederike. — Das will ich dir sagen, antwortete die Mutter. Du, mein Kind, neckst die armen Thierchen immer, scheuchst sie umher und willst sie fangen. Das merken sich die Hühnchen und fliehen deshalb vor dir. Ich aber füttere sie, und da kommen sie gerne. Wenn du es mit den Hühnern auch gut meinst, sie nicht mehr ängstigest und ih- nen bisweilen Futter giebst, so werden sie auch gegen dich zutraulich sein. Das merkte sich Friederike und that, wie die Mutter gesagt hatte. Da flogen die Hühner nicht mehr vor ihr fort, sondern freuten sich ebenso, als wenn die Mutter kam. Auch die Thiere lieben den, der es mit ihnen gut meint! S. Don dem Hahn. Der Hahn in seiner Tennen thut herzhaft einen Schrei, da kommen alle Hennen geschwind, geschwind herbei. Dann nennt er sie bei ihren Zunamen allzumal und führet sie spazieren hinunter

8. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 395

1890 - Gotha : Perthes
395 ward ein dem Gotte geweihtes Tier ernährt, gepflegt und angebetet. Aus golddurchwirkten Purpurdecken ruhten diese Tiere, welche man badete, salbte, mit Schmuck versah, mit Leckereien fütterte, nach dem Tode einbalsamierte und in heiligen Gräbern bestattete. Starb eine Katze, so schoren sich die Hausbewohner die Augenbrauen; starb ein Hund, so wurden Kopf und Leib rasiert. Reiche Leute verwendeten oft ihr ganzes Vermögen auf die Bestattung heiliger Tiere. Das heilige Krokodil vom See Möris lebte zahm im Tempel von Fleisch und Mehl, trug Glas- und Goldgehänge in den Ohren. Spangen an den Vorderbeinen, ward nach dem Tode einbalsamiert und in heiligem Sarge begraben. Viele hielten es für eine fromme That, dieses Krokodil mit Leckerei zu füttern. Die größte Verehrung genoß der schwarze Ochse Apis, der besondere Kennzeichen hatte. Ihm ähnliche Stiere durften nicht getötet werden, und sein eigener Tod ward tief betrauert, dann aber suchten Priester nach einem neuen Apis. War er gesunden, so schickte man ihn 40 Tage auf schöne Weide, und dann dursten ihn auch Frauen sehen. Endlich führte man ihn in einem Boote, welches eine goldene Kapelle trug, nach Memphis, wo man seine Ankunft sieben Tage mit Aufzügen, Festen und Schmausereien feierte. Fröhlich ward das Fest der Göttin der Fruchtbarkeit gefeiert. Männer und Frauen kamen zu Schiffe nach Babustis; auf allen Böten ertönte Flötenmusik, Weiber lärmten mit Klappern, die anderen schlugen in die Hände und sangen dazu. In jeder Stadt ward gelandet, die Straßen unter Neckerei, Tanz und Geschrei durchzogen, in Babustis große Opfer gebracht und viel Wein getrunken, weil an 70 000 Männer und Frauen hier sich einzufinden pflegten. Osiris und Isis verehrte man im ganzen Lande, jenen als Herrn der Welt uni) des Lebens, diese als Göttin der Fruchtbarkeit. Der Feind beider war Typhon, die ausdörrende Hitze, Unfruchtbarkeit und

9. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 95

1890 - Gotha : Perthes
I1 95 griechische Städte zerstört, deren Bevölkerung umgebracht oder als Sklaven verkauft. Als z. B. Selinus nach nenntägigem Verzweiflungskampfe siel, wobei 16 000 Einwohner getötet, 5000 als Sklaven verkauft wurden, verstümmelten die karthagischen Söldlinge sogar die Leichen der Besiegten und schmückten sich mit den abgehauenen Gliedern der Erschlagenen. In Himera wurden 3000 Gefangene niedergemacht und die ganze Stadt zerstört, und dasselbe Schicksal traf Selinus. Diese Aus-mordung und Verwüstung Volk- und bildungsreicher Städte charakterisiert die Herzlosigkeit der habgierigen Karthager, der Engländer ihrer Zeit. Nicht minder schlimm erging es dem zwischen Weingärten und Olivenwäldern gelegenen reichen und üppigen Akragas oder Agrigent, welches 200 000 Einwohner zählte. Diese wehrten sich zwar herzhaft gegen die karthagischen Söldner, aber als man ihnen die Zufuhr abschnitt, so daß Hungersnot ausbrach, wanderten in kalter Winternacht viele Einwohner aus, viele ermordeten sich, um nicht vom Feinde zutode gemartert zu werden, oder verbrannten sich in den angezündeten Tempeln. Agrigent galt nächst Syrakus für die größte und prachtvollste Stadt der Insel und hatte eine merkwürdige Bauart, denn die Häuser zogen sich an einer durch Schluchten und Thäler gespaltenen Hügelreihe hinan, auf deren höchstem Gipfel im Nordosten die schwer zugängliche Stadtburg mit dem Zeus- und Athenetempel stand. Dieser Zeustempel galt für das größte Gotteshaus der Insel, denn er maß 340 Fuß in die Länge, 60 Fuß in die Breite und 120 Fuß in die Höhe. Seine Säulen besaßen einen so gewaltigen Umfang, daß sich in ihre Schaftkehlen ein Mann stellen konnte. Die Flächen des Mauerwerks hatte man mit halberhabenen Bildern gefüllt, welche Scenen aus dem Gigantenkampfe und dem Trojanischen Kriege darstellten. Die Menge der Statuen, Gemälde und Grab-

10. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 301

1890 - Gotha : Perthes
301 Vorräte sammeln, aus dem Innern des Landes Getreide, Datteln und Schlachtvieh herbeischaffen und unter Bedeckung zuverlässiger Leute nach der Küste bringen für die Seemannschaft, welche auf solche Vorräte angewiesen war. Unter solchen Entbehrungen und Anstrengungen gelangte man in den furchtbarsten Teil der Wüste, wo mit dem steigenden Hunger auch die Zügellosigkeit, das Haschen nach einem Trunk oder einem Bissen zunahm. Auf zehn bis fünfzehn Meilen weit war kein Wasser zu finden, dazu war der tiefe heiße Sand wie ein stürmisches Meer zu hohen Dünen aufgeweht, in welche man tief einsank und sich nur mit großer Anstrengung fortschleppte. Weil nun diese mühevolle Arbeit, durch den unter den Füßen nachgebenden Sand sich durchzuarbeiten, sich unausgesetzt wiederholen mußte, so nahmen die Kräfte bald ab, blieben viele ermattet liegen. Vergrößert ward diese Belästigung noch durch die Dunkelheit der Nacht, welche nicht das Geringste wahrzunehmen gestattete, also bei Unglücksfällen ganz hilflos machte. Bei solchen endlosen Leiden und ermüdenden Anstrengungen hörten denn auch bald Zucht und Ordnung auf und nahm die selbstsüchtige Gier, sich zu retten und zu nähren, mit jedem Tage schrecklichere Gestalt an. Man schlachtete alles Zugvieh, um sich zu ernähren, sogar das der Krankenwagen, welche man dann trotz des Jammergeschreis und der Bitten der Kranken, sie nicht einem schmerzhaften Hungertode zu überlassen, erbarmungslos in der Einöde stehen ließ. Man hörte nicht auf die Klagen und Bitten der Kameraden, sondern zog mitleidlos weiter, denn die tägliche Not hatte gefühllos gemacht. Wer matt und müde zurückblieb, um zu rasten und sich zu erholen, fand kaum noch die Spuren des Heeres, welche vom Sande verweht waren, konnte die Weitereilenden nicht mehr einholen, verschmachtete daher bald unter furchtbaren Leiden, Zuckungen und Fieberphantasieen, oder verirrte sich im
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