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1. Geschichte der neuesten Zeit - S. 19

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Die Erste Koalition. Napoleon Bonaparte. I 6173. 19 7. Napoleon Bonaparte. 1. Seit vierzig Iahren war Korsika im Aufstand gegen Genua. Da trat die Republik die widerspenstige Insel an Frankreich ab, und diesem gelang es, sie zu bndigen. Ein Vierteljahr nach der entscheidenden Schlacht wurde dem Anwalt Carlo Buonaparte in Ajaccio der zweite Sohn geboren. Je naquis, quand 1769 la patrie perissait," schrieb Napoleon Buonaparte spter an den ehemaligen Fhrer der Emprung, Pasquale Paoli. Nachdem er Franzsisch gelernt hatte, wurde er in eine Freistelle an der von Minoriten geleiteten Kniglichen Kriegsschule in Brienne aus-genommen: seine eigentliche militrische Ausbildung erhielt er an der Pariser Kriegsschule. Die Neigung des verschlossenen Knaben gehrte der Mathematik und der Geschichte; am liebsten las er Plutarch und Csar. Auch als Leutnant setzte er seine Studien eifrig fort. Aus Armut und Menschenscheu mied er seine Kameraden und widmete sich der Erziehung seines Bruders Ludwig; er begann die Geschichte seiner Heimatinsel zu schreiben. In den Anfangszeiten der Revolution wirkte er im Urlaub mit, als in seiner Vaterstadt die monarchische Ordnung beseitigt und die Nationalgarde eingerichtet wurde. 2. Die Versuche, Toulon wiederzuerobern, blieben lange erfolglos. Endlich stellte der Bevollmchtigte des Konvents, der bei der Belage-rungsarmee weilte, den Hauptmann Buonaparte an die Spitze der Ar-tillerie, und nach sicher geleiteter heftiger Beschieung gelang der Sturm auf ein Fort, das den innern vom uern Hafen trennte und beide be-herrschte. Darauf rumten die Englnder die Befestigungen, nachher auch Stadt und Hafen. Die Einwohner, die sie nicht mitnahmen, lie der Kommissar des Konvents zur Feier des Sieges" niederkarttschen. Buonaparte wurde General der Artillerie. Dennoch htte er nach dem Sturze Robespierres, mit dessen Bruder er befreundet war, leicht ein Opfer der Guillotine werden knnen. Es kamen schlimme Tage: hatte er bisher seine Familie untersttzt, so mute er jetzt aus Not seine Bcher verkaufen. Aber die Machthaber wuten ihn zu schtzen. Sie strichen ihn zwar aus der Liste der Generale, aber nur, weil sie ihn mit einigen andern Offizieren in die Trkei schicken wollten: er gedachte, das Osmanische Reich durch Verbesserung seiner Festungen und Geschtze zu einem wertvollen Bundesgenossen wider Osterreich und Rußland zu machen. 3. Zuvrderst aber zog man ihn ins Topographische Bureau, den Eeneralstab. Seine schonungslose Entschlossenheit fand bald eine an-gemessene Aufgabe. 2*

2. Geschichte der neuesten Zeit - S. 27

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Ulm, Trafalgar, Austerlitz. Knigin Luise. Ii Ii2i. Ter Korse machte seinen lteren Bruder Joseph zum König von Neapel, den jngeren, Ludwig, zum König von Holland. Die kleinen Fürsten Sdwestdeutschlands vereinigte er zu einem Rheinbunde; sie muten aus dem Reich austreten und fr die Kriege ihres Protektors" jeder ein Kontingent", eine bestimmte Anzahl Truppen stellen; zum ersten Male wieder seit Jahrhunderten winkte den Sddeutschen die Bahn des Kriegsruhmes. Das Deutsche Reich war aufgelst: Franz Ii. erlie die Erklrung, 1806 da Wir das reichsoberhauptliche Amt und Wrde durch die Vereinigung der konfderierten rheinischen Stnde als erloschen und Uns dadurch von allen bernommenen Pflichten gegen das Deutsche Reich losgezhlt be-trachten und die vonwegen desselben bis jetzt getragene Kaiserkrone und gefhrte kaiserliche Regierung, wie hiermit geschieht, niederlegen". Seit 1804 fhrte er bereits den Titel Kaiser von sterreich. 2. Knigin Luise. 1. Im Frhling 1793 rckten die Preußen heran, um die verlorene Festung Mainz zurckzuerobern. In Frankfurt am Main, das die Hessen den Franzosen wieder entrissen hatten, sahen der König und seine Shne die beiden jungen Prinzessinnen von Mecklenburg-Strelitz, die nach dem frhen Tode der Mutter in dem benachbarten Darmstadt von der Gromutter, der Prinzessin Georg, erzogen worden waren; der Vater erbte ein Jahr spter nach dem Hingang seines Bruders, den Fritz Reuter als Drchluchting" verewigt hat, den Strelitzer Thron. Die liebliche Luise gewann im Fluge das Herz des Kronprinzen; und an einem schnen Maitag erschien sie mit ihrer Schwester Friederike, die mit dem zweiten Knigssohn verlobt worden war, im Feldlager vor Mainz, die Altesse royale de mon cceur" zu besuchen: wie zwei himm-lische Erscheinungen traten die blonden Frstentchter auch vor die Augen Goethes, der seinen Herzog abermals in den Krieg begleitet hatte. Noch im nmlichen Jahr zog die Kronprinzenbraut in Berlin ein 1793 unter dem Iubelgru der Bevlkerung; an einer Ehrenpforte berreichten junge Mdchen Blumen und Gedichte, und Luise umarmte und kte die Sprecherin. Im Weien Saale des Knigsschlosses geschahen am Vor-abend des Weihnachtsfestes die beiden Trauungen; der mrkische Edel-knabe Achim von Arnim hat den Anblick der sptern Knigin nie ver-gessen, wie sie gesenkten Hauptes im Glanz ihrer Schnheit durch die gedrngten Sle schritt". Inmitten des genuschtigen Hofes baute sich nun das Kronprinzen-paar, unbeschadet der Lebens- und Tanzlust der jungen Frau, sein hus-

3. Geschichte der neuesten Zeit - S. 29

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Das preuische Knigspaar im Frieden. Ii 2i4. 29 diesen Worten liebte er seine persnliche Politik zu bezeichnen. Unter dem Eindruck der mrderischen und wenig ehrenvollen Feldzge in Frankreich und Polen, die er mitgemacht hatte, schrieb er, noch als Kronprinz, die berzeugung nieder: Das grte Glck eines Landes besteht zuverlssig in einem fortdauernden Frieden." Dennoch erfllte er unter seinen Herrscherpflichten am liebsten und verstndnisvollsten gerade die Einbung seiner Soldaten. Und zu Manver und Heerschau nahm er regelmig seine Gemahlin mit, ohne die er nicht leben konnte. Da erschien sie denn im Wagen oder lieber als Soldaten-frau" zu Pferde, an der Seite ihres lieben Kriegsknechts", und von weitem strmten die Leute herbei, um den König und seine schne Knigin zu sehen. Bei einer Reise ins Reich" kamen die Gttinger Studenten in Scharen, manche die Nacht durch wandernd, nach Kassel, um ihr zu huldigen; die Vorlesungen muten ausgesetzt werden. Fremden Gesandten stockte das Wort bei ihrer strahlenden Erscheinung, sogar der Frau von Stael, der redegewaltigen Tochter Neckers. Man freute sich ihrer tchterlichen Gte, die sie einem alten Mtterchen, der mtterlichen Frsorge, die sie Kindern zeigte: solche Leutseligkeit war unerhrt Bei der strengen Etikette des preuischen Hofes. Die Knappen des Waldenburger Bergwerkes, das sie mit ihrem Gatten befuhr, bewahrten noch lange die Erinnerung an die huldvolle Frstin. 3. Auch landschaftlichen Schnheiten brachte das Knigspaar Verstndnis entgegen: in Schlesien bestiegen beide die Schneekoppe, die Kni-gin zu Pferde, spter den Brocken. Ganz besondere Teilnahme bewies Luise der Kunst, deren Jnger ihre Lebenskreise berhrten: Christian Rauch war eine Zeitlang ihr Kammerdiener, und sie hat ihm die ersten Schritte zu seiner ruhmvollen Laufbahn erleichtert; mit seinem Lehrer, Gottfried Schadow, dessen Schwester ihre vertraute Kammerfrau war, unterhielt sie sich gern der seine Werke; Heinrich v. Kleists Tante war ihre Freundin: sie hat den jungen Dichter in seinen schlimmsten Zeiten regelmig untersttzt, und er hat sie mit seinen innigsten Klngen gefeiert. In den schweren Tagen nach dem Zusammenbruch Preuens traten ihr Achim von Arnim und Mar von Schenkendorf nher. Marie von Kleist hat die Knigin auch mit unfern groen Klassikern vertraut gemacht, die im Schutze des norddeutschen Friedens ihre reifsten Werke schufen. Schiller war ihr besonderer Liebling, und es geschah in ihrem Sinn, da man den Dichter ein Jahr vor seinem Tode nach Berlin zu ziehen suchte. Unter seinen Dramen war Maria Stuart", unter seinen Gedichten Die Ideale" ihr besonders ans Herz gewachsen. 4. In den sorgsam gehteten Frieden der Monarchie Friedrichs des Groen drhnten immer unheimlicher die Kanonenschlge der franzsi-

4. Geschichte der neuesten Zeit - S. 72

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
72 Das Zeitalter des Bundestages. schafter, den Dichter Kotzebue, den man fr einen russischen Spion hielt, in Mannheim ermordete. Nun berief Metternich die Diplomaten der Heiligen Allianz zu einem Kongre, und es wurde eine strenge berwachung der zahlreich aufkommenden Zeitungen (durch die Zensur, eine Prfungs-behrde fr Drucksachen) und der Universitten angeordnet, verdiente Männer wie Jahn und Arndt aus ihrem Wirkungskreis entfernt; un-beachtet blieben die Warnungen Wilhelm v. Humboldts, der nicht zugeben wollte, da die auf dem Kongre vertretenen Staaten sich in preuische Angelegenheiten einmischten. Zu den sptern Opfern dieser Verfolgung gehrte der Mecklenburger Brgermeisterssohn Fritz Reuter: das preuische Kammergericht ver-urteilte ihn mit 39 andern Burschenschaftern wegen Hochverrats zum Tode; dann wurde er zu dreiig Iahren Festungshaft begnadigt", von denen er sieben abgesessen hat. Seine juristische Laufbahn war verdorben; so wurde er der plattdeutsche Dichter der Luschen und Rimels", der Fran-zosentid", der Stromtid". In der Festungstid" hat er seine Leidensgeschichte mit guter Laune geschildert. Tiefe Erbitterung ergriff die ehrlichen Vaterlandsfreunde: Htte die Nation 1813 gewut, da nach elf Jahren von einer damals zu er-reichenden und wirklich erreichten Stufe des Glanzes, Ruhmes und An-sehens nichts als die Erinnerung und keine Realitt brig bleiben wrde, wer htte damals wohl alles aufgeopfert, solchen Resultates halber?" So schrieb Prinz Wilhelm, der sptere Kaiser, im Jahre 1824. 4. Die Orientalische Frage und die Griechen. 1. Den Trken galten die unterworfenen Christen als eine willen-lose Herde, die Rajah". Der Landmann, dessen Htte eher eine Erdhhle heien mochte, baute nur so viel an, als er notwendig brauchte: alles brige nahmen ihm doch die Beamten weg. An Verbesserungen im Ackerbau dachte niemand. Vier Fnftel des Erdbodens lagen brach; im gesegnetsten Gelnde, vor den Toren Konstantinopels, breitete sich eine Einde aus. Die Erwgung, ob die trgen Osmanli" zu einer Erneue-rang ihres Staatslebens zu bringen seien oder ob ein anderes Volk, und welches, die Schtze ihres Landes zu heben berufen sei, das ist der ursprngliche Inhalt der Orientalischen Frage". 2. Endlich emprte sich die Rajah berall, wo Griechen sich ange-siedelt hatten: in den Donaulndern, in Hellas (dem alten Mittel-Eriechenland), in der Peloponnes (jetzt Morea) und auf den Inseln des Archipels. Die Handels- und seetchtigen Griechen, die in Konstantinopel und in den Stdten des stlichen Mittelmeers saen, waren die Trger

5. Geschichte der neuesten Zeit - S. 39

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Napoleons Kriege in Spanien und mit Osterreich. Ii 4252. 39 der deutscheste aller Erzherzoge, und die junge Kaiserin Maria Ludo-vika hielten den Augenblick fr gekommen, wo sterreich die bedrngte Menschheit retten knne. Auch Napoleons schnelle und siegreiche Rckkehr aus Spanien vermochte den Entschlu zum Kriege nicht rckgngig zu machen. Nationale Begeisterung erfllte vornehm und gering; Vter und Shne traten in Freibataillone ein, ungarische Adelsfamilien stellten ganze Husarenregimenter ins Feld. sterreichs bester Feldherr, Erzherzog Karl, wute sein Heer mit der berzeugung zu beseelen, da der bevorstehende Krieg der Befreiung ganz Deutschlands gelte. Zugleich erhoben sich die Tiroler gegen die Bayernherrschaft. Sie zrnten, weil die neue Obrigkeit in ihre alten Rechte der Selbstverwaltung und Selbstbewaffnung eingriff, und besonders, weil ihre religisen Gewohnheiten angetastet wurden; sie wollten wieder zu ihrem Kaiserhause gehren. Mit der Untersttzung eines sterreichischen Heeres, das das Pustertal heraufkam, nahmen sie franzsische und bayrische Heeresteile gefangen; nach einer Schlacht am Iselberg eroberten sie Innsbruck. Tirol war frei von Rooereit (Roveredo) bis gegen Kufstein hin. 2. Allein während Erzherzog Johann auf dem sdlichen Kriegsschauplatz den Feind bis hinter die Etsch zurckschlug, verzgerte sich der Aufmarsch des Donauheeres; die Franzosen bekamen Zeit, sich zu sammeln. So wurde Erzherzog Karl in den Gefechten des Regensburger Feidzuges" aus Bayern hinausgedrngt; er zog durch Bhmen gen Wien, in das Napoleon schon eingerckt war. Damit war der Krieg in der Hauptsache schon entschieden: ein geschlagenes sterreich durfte auf keine Verbndeten hoffen. Der Oberfeldherr riet denn auch zum Frieden; aber die Kaiserin Ludovika widersetzte sich mit tapferem Mut. Als nun die Franzosen am Pfingstmontag von Wien aus die Donau berschritten, warf sie Erzherzog Karl in der Schlacht bei Aspern blutig zurck. Von ihm persnlich angefeuert, hielt das Fuvolk dem wilden Ansturm der franzsischen Reiterei stand wie ein Wall; auch am zweiten Schlachttage warf sich der Erzherzog selber, mit der Fahne eines Regiments in der Hand, dem Vorsto der Franzosen entgegen. Die Donaubrcke brach: Napoleon war von seinen Reserven und seinen Munitionswagen getrennt; er mute den Rckzug befehlen. Zum erstenmal war der Unberwindliche berwunden; weithin durch Deutschland erscholl der Ruf der Schlacht bei Aspern und erregte mchtig die Gemter. Aber nun versanken die sterreicher, die furchtbare Verluste gehabt hatten, in Unttigkeit. Erzherzog Karl konnte weder selbst zu einem Ent-

6. Geschichte der neuesten Zeit - S. 49

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Der russische Feldzug. Ii 714. 49 Herden von Schlachtvieh, die ihr nachgeschickt wurden, vermochten die Marschsulen nicht einzuholen. Menschen und Pferde fielen massenhaft vor Hunger und Hitze; Raub und Plnderung waren allgemein; der Selbstmord nahm berhand. Am meisten litten die Rheinbndischen: 22000 Bayern hatten die Oder berschritten, 11000 erreichten die Dna. Dennoch drang Napoleon unaufhaltsam vorwrts. Nur zweimal hielten die Russen ernsthaft stand: am Eingang ins eigentliche Rußland bei Smolensk und dann bei Borodino an der Moskwa, in der blutigsten Schlacht der Geschichte: vom 1. bayrischen Chevauleger-Regiment waren am Abend noch dreiig Mann und zwei Offiziere dienstfhig. Aber der Feind entschlpfte der Nacht. 4. Endlich hielt der Kaiser auf einem Hgel vor Moskau. Da lag die halbasiatische Stadt mit ihren Bndeln goldstrahlender Kirchtrme, mit den Prunkpalsten der Bojaren und der Kaiserburg aus felsiger Hhe, dem Kreml mit seinen goldenen Toren, Trmen und Zinnen. Napoleon glaubte sich am Ziel seiner Wnsche: von hier aus konnte er nach gypten, nach Indien ziehen oder auch England unmittelbar angreifen! Aber die Einwohner hatten sich geflchtet; durch entvlkerte Straen ritt der Eroberer ein, wie einst der Brennus in Rom. In Moskau sollten die Winterquartiere genommen, der Friede diktiert werden. Aber in der Nacht schlugen Flammen empor und wlzten sich bei wtendem Nordsturm der die hlzernen Dcher auf den Kreml los: durch brennende Huser mute Napoleon sich auf ein naheliegendes Schlchen retten. Nach fnf Tagen und Nchten lagen zwei Dritteile der Stadt in Asche. Der Stadtkommandant Fürst Rostopschin hatte die Spritzen fortschaffen und die Stadt durch freigelassene Verbrecher anznden lassen. Auf Friedensanerbietungen Napoleons ging der Zar nicht ein; Frei-Herr vom Stein, den er zu sich geladen, war in seinem Rate der einflureichste Mann. An Steins Persnlichkeit hing in jenen entscheidenden Wochen das Schicksal Europas. Ihm zur Seite stand als sein Freund und Helfer ein andrer Verbannter: der Greifswalder Professor Ernst Moritz Arndt.*) Einen vollen Monat lie Napoleon sich hinhalten, während seine Soldaten darbten. Erst im Oktober, als er die Zahl der feindlichen Streit-krfte immer mehr anwachsen sah und der Winter nahe war, trat er, den Kreml in die Luft sprengend, den Rckzug an, notgedrungen auf der leichenbesten Strae, auf der er hergekommen, durch ein unabsehbares Land ohne Haus, ohne Nahrungsmittel. *) Arndts Buch: Meine Wanderungen und Wandelungen mit dem Reichs-freiherrn Heinrich Karl Friedrich vom Stein" (in Diesterroegs Sammlung) ist noch heute eine Freude fr jeden deutschen Leser. Keller, Geschichte. Teil Iv. 4

7. Geschichte der neuesten Zeit - S. 50

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
50 5. Das Wetter war auergewhnlich mild. Aber noch war kaum ein Dritteil des Weges zurckgelegt, als der russische Winter hereinbrach. Der Schneesturm legte den schlecht gekleideten und schlecht genhrten Soldaten eine schneidende Eishlle um die Glieder; der Hauch des Mundes fror fest am Bart, der Gewehrlauf in der Hand. Wer strzte oder sich niedersetzte, ward zugeschneit und erstarrte. Die Pferde fielen aus Entkrftung zu Tausenden; man mute die Geschtze stehen lassen. Um die Fetzen einer Pferdeleiche kmpften die verwilderten Scharen, um jedes Nachtquartier hinter schtzender Mauer oder am qualmenden Feuer; am Morgen lag wohl ein Kranz Erfrorener um die Biwakstelle. Und dazu die Verfolgung der Russen, deren Angriffe nur wenige Tapfere unter König Eugen von Italien und dem Helden aller Helden", dem Marschall Ney, abwehrten! Tauwetter brachte neues Unheil. Zur Linken und zur Rechten der zu-rckziehenden groen Armee" marschierten zwei Russenheere; hinter der Beresina wartete ein drittes auf sie. der den reienden Strom mit seinen treibenden Eismassen schlug der deutsche Ingenieur-Offizier Eble zwei Brcken, unter Anstrengungen, die nach kurzer Zeit sein Leben kosteten. Das Ringen um den Zugang zu den Brcken war grlich. Scharenweise wurden die Unglcklichen, darunter zahlreiche Kranke und Verwundete, vom Ufer oder der das Gelnder hinabgedrngt in die eisigen Fluten; und in dieses zusammengeprete Elend hinein flogen die russischen Geschosse! Die Artilleriebrcke brach; die Vordersten wurden von den Nachdrngenden in die Tiefe gestoen. 6. Napoleon selbst eilte zu Schlitten nach Frankreich, um eine drohende Emprung zu verhindern. Lange nach ihm kamen unter den erneuten Schrecken des Winters seine Opfer der die preuische Grenze: wankende, hohlwangige Jammergestalten, viele blind vom Schneeglanz, taub vor Klte, wahnsinnig vor Hunger und Anstrengung, in Frauenkleidern, Scken, zerrissenen Teppichen, die Fe mit Stroh umhllt, an Stcken hinkend, lautlos wie ein Gespensterzug. Kein Ofen vermochte sie zu wrmen und wenn sie ins Feuer hineinkrochen, keine Speise sie zu sttigen: die Strafe Gottes fr den Frevelmut, mit dem sie beim Ausmarsch Weizengarben ins Feuer geworfen, ihre Offiziere armen Buerinnen zugemutet hatten, Schinken in Rotwein fr sie zu kochen. In den preuischen Stdten liefen die Knaben vor ihnen her und sangen: Trommler ohne Trommel-stock, Krassier im Weiberrock, Ritter ohne Schwert, Reiter ohne Pferd, Flchtling ohne Schuh, nirgend Rast und Ruh. So hat sie Gott ge-schlagen mit Mann und Ro und Wagen;" wenn sie ihnen dann nach-riefen: Der Kosak kommt!", humpelte der unheimliche Zug etwas rascher davon. Von 620000 Mann kamen mit sterreichern und Preußen gegen

8. Geschichte der neuesten Zeit - S. 52

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
52 Das Napoleonische Kaiserreich und die Befreiungskriege. sammelten sich die Stnde und beschlossen allgemeine Volksbewaffnung zum Schutze der Heimat: eine abgeschnittene Provinz schritt von sich aus zum Kampf um die Freiheit! Das preuische Heer verlangte strmisch den Krieg, und Blcher wetterte, es sei Zeit, alles Schelmfranzosenzeug samt dem Musj Napoleon vom deutschen Boden zu vertilgen". 2. König Friedrich Wilhelm Iii. war ein bedchtiger, beraus gewissenhafter Mann. Seine willensstarken Ratgeber, Stein, Scharnhorst, Eneisenau, hatte er entfernen mssen; das Gefhl, verantwortlich zu sein fr den Ausgang, drckte ihn schwer. Noch immer war Napoleon mchtiger als jeder andere Fürst; seine Truppen hielten die strksten Festungen Preuens und die Freistadt" Danzig besetzt. Die Hilfe Rulands war noch unsicher, sterreich noch zweifelhaft; die Erfahrungen vom letzten Krieg waren wenig ermutigend. Ein entscheidender Schritt konnte zum Untergang Preuens führen. Daher erfllte ihn der Vertrag von Tauroggen mit Schrecken und Besorgnis. Er nahm Porck das Kommando ab und wollte ihn vor ein Kriegsgericht stellen. Erst unter dem erneuten Einflu Steins und Scharnhorsts fand er das Vertrauen wieder zu seinem Volk und zu sich. Nicht ohne Mhe bewog ihn Hardenberg, von Potsdam, wo er franzsische Anschlge zu befrchten hatte, nach Breslau berzusiedeln. Der Jubel, der ihn hier empfing, stimmte ihn vllig um. Schon waren die Krmper eingerufen; der König hob alle Beschrnkungen der allgemeinen Wehrpflicht auf und verfgte die Aushebung aller jungen Leute von 17 bis zu 24 Iahren. Die Angehrigen der wohlhabenden Stnde, die sich selbst ausrsten oder gar beritten machen konnten, bildeten freiwillige Igerkorps zu Fu und zu Ro. Mit kniglichem Vertrauen erlie Friedrich Wilhelm die Kriegserkl-rung, dann den schlichten Aufruf: An mein Volk!" Darin sagte er: Es ist der letzte, entscheidende Kampf, den wir bestehen fr unsere Existenz, unsere Unabhngigkeit, unseren Wohlstand; keinen anderen Ausweg gibt es, als einen ehrenvollen Frieden oder einen ruhmvollen Untergang. Auch diesem wrdet Ihr getrost entgegengehen um der Ehre willen, weil ehrlos der Preuße und der Deutsche nicht zu leben 10. Mrz verma g." Am Geburtstag seiner Gemahlin stiftete er das Eiserne Kreuz. 3. In die neu errichtete Landwehr trat als erster Gemeiner der ehemalige Minister Alexander v. Dohna ein. Stand, Vermgen, Beruf machten keinen Unterschied. Wer die Waffen tragen konnte, verlie seine Beschftigung, verlie Eltern und Braut, Weib und Kind, um sein Leben zu wagen unter dem Abzeichen des frommen Blechkreuzes mit der Zuschrift : Mit Gott fr König und Vaterland!" Die Schulen leerten sich;

9. Geschichte der neuesten Zeit - S. 59

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Die Vlkerschlacht bei Leipzig. Ii 8 b502. 59 Napoleon mute aus Leipzig zurckgehen. Am 14. Oktober wurde der König von Neapel in einer Reiterschlacht bei Wachau im Sden der Stadt von Preußen und Russen geworfen. Am 16. begann die Vlkerschlacht. Im Halbkreis umstellt, drngte Napoleon im Sden bei Lieb ert-wolkwitz das Bhmische Heer zurck. Siegesboten flogen nach Paris; in Leipzig luteten die Glocken. Aber im Norden, bei Mckern, hielt Blcher die Franzosen fest, da sie den anderen nicht helfen konnten zu entscheidendem Schlag. 9)orcf selbst fhrte mit blitzendem Degen die Schwarzen Husaren zum Sturm. Denn seine bestgezielten Schlge tat Blcher allemal durch sein Jorcksches Storps; auf die Russen war nicht immer Verla. Auch bei Mckern focht die Landwehr ruhmvoll: Wenn eine feindliche Kugel zehn bis fnfzehn daniederri, riefen sie: ,Es lebe der König!' und schlssen sich wieder in den Lcken der den Getteten zusammen," schrieb Eneisenau seiner Frau. Am folgenden Tag, einem Sonntag, drang Blcher bis unter die Mauern Leipzigs vor, während Napoleon unttig den Erfolg der Ver-Handlungen abwartete, die er mit seinem Schwiegervater angeknpft hatte; aber er erhielt auf sein Angebot gar keine Antwort. Im Osten fgten sich mittlerweile die Russen unter Barclay de Tolly und am 18. das Nordheer in den eisernen Ring, der den Kaiser umklammerte. Am Morgen des 18. ritt Blcher selbst mit dem Prinzen Wilhelm zu Bernadette. Nach einer heftigen Auseinandersetzung versprach der Kronprinz seine Teilnahme an der Schlacht; aber er griff erst am Abend ein, und nicht mit seinen Schweden. 2. Der Ausgang war schon am 16. entschieden; die Kmpfe, die am 18. rund um Leipzig tobten, galten nur noch der Deckung des Rck-zuges, den Napoleon schon in der vorhergehenden Nacht vorzubereiten begann. Aber das Ringen war furchtbar: im Sden und im Westen, bei Probstheida und Lindenau, stritten die sterreicher mit den Russen zusammen, tapfer wie immer, aber ohne Erfolg. Im Osten machten die Russen, besonders aber im Norden die Preußen siegreiche Fortschritte. Schsische und wrttembergische Abteilungen traten mitten im Feuer zu den Verbndeten der; den Franzosen ging das Pulver aus. Der schwedische Kronprinz rckte dicht an Leipzig heran: am nchsten Tag mute das franzsische Heer abgeschnitten sein. Whrend sein Rckzug begann, stiegen die drei Monarchen von den Pferden und dankten Gott auf den Knien fr den Sieg; die Truppen stimmten fromme Lieder an. Am Morgen des 19. Oktobers erkmpften die Preußen, Russen, Schweden sich den Einzug durch das Grimmaische Tor. Blcher wurde zum Feldmarschall befrdert; ihn und Eneisenau umbrauste der Jubel

10. Geschichte der neuesten Zeit - S. 99

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Der Krieg um die Einheit der Union. Iv 2ba3i. 99 3. Wenige Tage nachher wurde Lincoln im Theater zu Washington von einem Sdlnder erschossen. Vor kurzem hatten ihn die dankbaren Mitbrger fast einstimmig zu zweiten Male zum Prsidenten gewhlt. Der Krieg war furchtbar blutig gewesen. der eine halbe Million, nach anderer Schtzung eine Million Menschenleben hatte er verschlungen. Aber er hat auch groe Fortschritte gezeitigt: Eisenbahn und Telegraph wurden in den Dienst der Kriegfhrung gestellt, die Panzerschiffe kamen in Gebrauch. Insbesondere erfuhr die Pflege der Kranken und Ver-mundeten Verbesserungen: man entfernte sie mglichst vom Kriegschauplatz und verteilte sie der das Land; so war der Ausbreitung ansteckender Krankheiten vorgebeugt, und die Krankenpfleger aller Landesteile und aller Stnde, zumal die Frauen, konnten den rzten ihren Beistand leisten. Die Unteilbarkeit der Union stand ebenso fest wie die Abolition. An Lincolns Todestag berschtteten Negerkinder, die ihren Eltern zurckgegeben waren, den alten Garrison mit Blumen. Schon 1870 erhielten die Neger das Brgerrecht; sie werden aber heute noch als Fremde behandelt und vom Umgang der Weien ferngehalten. Die Sudstaaten haben sich allmhlich mit der neuen Lage vershnt. Die ehemaligen Pflanzer wandten sich neben der Baumwoll- und Tabak-Erzeugung dem Krner- und Bergbau zu; die Einwanderung strmte auch der den Potomac. In Nord-Alabama fand sich ein Reichtum an Kohle und Eisen, der dem Segen von Pennsyl-vanien wenig nachsteht. In diesem ehemaligen Sklavengebiet ist die taube und blinde Helen Keller durch die wunderbare Erziehungskunst Mary Sullivans zur lebensfreudigen Denkerin geworden. 4. Nach einem Vierteljahrhundert hat auch Brasilien die Sklaverei ab-geschafft. Heute gibt es kein gesittetes Volk mehr, das den Sklavenhandel treibt oder auch nur duldet. 3. König Wilhelm I. und seine Paladine". 1. König Friedrich Wilhelm Iv. lebte fast so schlicht wie ein vornehmer Privatmann; mit seiner Gemahlin fhlte er sich im Umgang mit Gelehrten und Knstlern behaglich wie einst Friedrich der Groe, in dessen Sanssouci er gern verweilte. Als König Mar von Bayern den Geschichtsforscher Leopold Ranke nach Mnchen berufen wollte, schrieb ihm sein kniglicher Schwager in Sorgen um den ihm drohenden Verlust: Die Sache schwebt in der Luft wie eine Orchis mit unentfalteter Blte. Ich wei durchaus nicht, ob die Blume Deine oder meine Farbe tragen wird." Aber seine Regierung war nach seinem eigenen Urteil Friede ohne Freude". 7*
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TM Hauptwörter (200)200

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