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1. Abt. 2 - S. 953

1830 - Hannover : Hahn
953 Marquesas Inseln. pircairns Insel, 25« S., 247° O. Zm Jahre 1789 empörte sich die Mannschaft eines Englischen Schiffes in der Südsee, setzte die Officiere in ein Boot und segelte nach Otaheite, wo sie theils ermordet, theils gefan- gen wurde. Der Anführer der Meuterer ging darauf mit 8 Gefährten und 20 Otaheitern, Männern und Frauen, wieder in See und kam nach dieser Insel, wo er eine Colonie gründete. Nach einigen Jahren ermordeten die Otaheiter alle Engländer bis auf Einen, verloren aber durch die Rach- sucht der übrig gebliebenen Weiber ebenfalls ihr Leben. Nach fast 20 Jah- ren fand ein Amerikanischer Capitain diese Colonie wieder. Sie bestand im Jahre 1825 aus 65 Köpfen, die von dem einzig übrig gebliebenen Eng- länder, John Adams, mit patriarchalischer Würde regiert wurden und ein höchst sittliches und zufriedenes Leben führten, aber doch aus Furcht vor einer möglichen Hungersnot!) die Insel zu verlassen wünschten. Die Insel ist fruchtbar an Aams, Bataten, Kokospalmen u. a., hat auch Schweine und Ziegen, welche letztere von dem Englischen Schiffe herstammen. 8) Die Marquesas (kesas) oder Mendana (danja) Inseln, eine der bekanntesten Gruppen der Südsee, schon 1595 von Spaniern entdeckt und auch in neueren Zeiten von verschiedenen Seefahrern besucht, aber erst durch v. Drusenstern, der hier 1804 landete, genauer beschrieben. Sie liegen zwischen und io£° S., 237 und 239° O. und zerfallen in zwei Gruppen, deren nördliche 8 Washingtons oder Neu Marquesas, die süd- lichen 5 eigentliche Marquesas Inseln genannt werden. Die Inseln sind gebirgig, meistentheils mit schroffen Felsenküsten, haben höchst frucht- bare Thaler und sehr milde Luft*). Selten fallt das Thermometer unter ff 18° R. Eine der größten Plagen ist der bisweilen 9 bis 10 Monate lang ausbleibende Regen, der dann ine schrecklichste Hungersnot!) erzeugt, bei welcher selbst Menschen geschlachtet werden. Die Produkte haben nichts Ausgezeichnetes. Schweine und Ratten, welche letztere von jenen gefressen werden, scheinen hier die einzigen Saugethiere zu sein. Die E. sind durch körperliche Schönheit von allen Südseebewohnern ausgezeichnet, zum Theil durch Ebenmaaß der Glieder wahre Muster, von fast Europäischer Haut- farbe, welche die Weiber sorgfältig gegen die Sonnenstrahlen zu schützen suchen. Die Kunst des Tattowirens ist hier aufs Höchste getrieben und die Vornehmsten sind zum Theil an jedem Theile des Körpers voll regel- mäßiger Figuren. In geistiger Hinsicht steht diese so schöne Menschenart sehr tief. Die E. verschiedener Thaler leben im fast beständigen Kampfe, essen die erschlagenen Feinde, schlachten aber auf Antrieb der Priester auch Andere und greifen oft bloß zu diesem Zwecke andere Thaler an. Derje- nige, welcher einen Feind getödtet hat, genießt sogleich das Blut und Ge- hirn des Erschlagenen. Bei Hungersnot!) werden Weib und Kind ge- schlachtet. Eine Frau bot selbst zur Zeit des Überflusses ihr saugendes Kind den Russen zum Verkauf an. Es giebt Häuptlinge, welche aber we- *) Das hier Gesagte bezieht sich freilich zunächst auf die Hauptknsel der ersten Gruppe, gilt aber wahrscheinlich von allen übrigen. Volger's Handb. d. Geograph. 2te Aust. 64

2. Stadt und Land - S. 165

1895 - Hannover : Meyer
— 165 — sich von der Erde zu erheben; darum läuft er, wenn er auffliegen will, so lauge mit gespreizten Flügeln; er nimmt einen Anlauf. Ist er erst von der Erde, so geht es leichter; denn nun wird er von der Luft getragen. Der Storch wohnt gerne ans Dächern. Auf eiuem Wagenrade hat er sein Nest. Hier lebt er mit der Frau Störchin Zusammen; hier brütet sie ihre Eier aus; hier steht der Storch auf einem Beine und klappert mit dem Schnabel. Jeden Augenblick stiegt er anf die Wiese, watet im Sumpfe umher, holt mit seinem langen, roten Schnabel manchen Frosch heraus und verschluckt ihn. Getrost watet er in das Wasser hinein; denn die roten, nackten Beine sind sehr lang; er ist ein Watvogel. Wenn die jungen Störche heranwachsen, giebt es für die Eltern viel zu thuu. Sie müsseu deu Jungen Fntter und Wasser holen. Können die Störche denn Wasser holen? Gewiß; denn an der Kehle haben sie einen kleinen Sack, den wir allerdings nicht sehen können; in diesem tragen sie das Wasser herbei. Die Eltern können ihre Kinder nicht in die Schule schickeu, wie eure Elteru es thuu; denn Schulen für kleine Störche giebt es nicht. Darum muß Vater Storch seine Kinder selbst im Fliegen unterrichten. Habt ihr gesehen, wie er sie hin und her marschieren und auf eiuem Beine stehen läßt; wie sie ihre Flügel ausbreiten, und wie sie hüpfen? Hübsch sehen sie dort oben aus in ihrem schwarz-weißen Kleide! Endlich nähert sich der Herbst. Die Störche der ganzen Gegend versammeln sich auf der Wiese und üben sich im Fliegen. Die Alten mustern die Jungen, ob sie wohl die Reise machen können. Noch einmal besuchen sie ihr Nest. Vater und Mutter steheu nebeneinander. Das eine Bein hat der Storch unter sich aufgezogen. Den Schnabel hat er ins Gefieder gesteckt. Die Jungen stehen auf der First des Daches. Alle schlafen. Es ist die letzte Nacht. Am andern Tage stiegen sie wieder auf die Wiese, und sie kommen nicht mehr zurück. Sie haben die Reise nach dem Süden angetreten. b) Der Kiebitz. Kaum hat der Frühliug seinen Anfang genommen, so ist der Kibitz da. Gehen wir auf die Wiese bei Johannisthal, so hören wir schon in weiter Ferne sein „Kiwitt, Kiwitt". Sind wir näher herangekommen, so begrüßt er uns gar uicht freundlich; es sieht aus, als wolle er mit seinen Flügelu uns eins hinter die Ohren geben. Dabei schreit er un- aufhörlich, als hätten wir ihm ein Leid zugefügt. Er ist fein zutraulicher Vogel. Augenblicklich schreitet er auf dem nassen Wiesengrunde laugsam einher. Mitunter stößt er mit dem Schnabel nach unten. Er sammelt Nahrung: Regeuwürmer, Insekten und Schnecken. Der Kiebitz ist so

3. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 350

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
350 Absprunge zu hindern. Auge und Ohr in schärfster Spannung, liegt er Tagelang auf dem gleichen Fleck und scheint mit halb gesenkten Lidern zu schlafen, wenn seine verräterische Wachsamkeit am größten ist. Erlebt von der List, da sein (wie aller Katzen) stumpfer Geruchsinn, seine verhält- nismäßig geringe Schnelligkeit ihn zum offnen Angriff nicht befähigen. Geduldiges Lauern, außerordentlich leises, katzenartiges Schleichen bringt ihn zu Beute. Er ist nicht so schlau, als der Fuchs, aber geduldiger; nicht so frech, als der Wolf, aber ausdauernder, vongewandtermsprung; nicht so kräftig, als der Bär, aber scharfsinniger, aufmerksamer. Seine größte Kraft liegt in den Füßen, der Kinnlade und dem Nacken. Er weiß sich die Jagd bequem zu machen und ist nur wählerisch in der Beute, wenn er Fülle hat- Was er mit feinem langen, sichern Sprung erreicht, wird niedergerissen; erreicht er sein Thier nicht, so läßt er es gleichgültig fliehen und kehrt ohne ein Zeichen von Gemüthsbewegung auf seinen Baumast zu- rück. Er ist nicht gefräßig, aber er liebt das frische, warme Blut und wird durch diese Liebhaberei unvorsichtig. Erlauert er am Tage nichts und wird er hungrig, so streift er des Nachts umher, oft ungeheuer weit, aus drei bis vier Alpen; der Hunger macht ihn muthig und schärft seine Klugheit und seine Sinne. Trifft er eine weidende Schaf- oder Ziegenherde, so- schleicht er, schlangenartig auf dem Bauche sich windend, heran, schnellt sich im günstigen Augenblicke vom Boden auf, dem aufspringenden Thiere auf den Rücken) zerbeißt ihm die Pulsader oder das Genick und tödtet es so augenblicklich. Dann leckt er zuerst das Blut, reißt dann den Bauch auf, frißt die Eingeweide und etwas von Kopf, Hals und Schultern und läßt das Uebrige liegen. Seine eigenthümliche Art der Zerfleischung läßt die Hirten über den Thäter nie in Zweifel. Nicht selten aber reißt er drei bis vier Ziegen oder Schafe auf einmal nieder, ja er fällt im Hunger selbst Kälber und Kühe an. Ein im Februar 1813 im Kanton Schwyz am Axenberge geschossener hatte in wenigen Wochen an vierzig Schafe und Zie- gen zerfleischt. Im Sommer 1814 zerrissen drei oder vier Luchse in den Gebirgen des Simmenthales 160 Schafe und Ziegen. Hat der Luchs aber Wildpret genug, so hält er sich an dieses und scheint eine gewisse Scheu zu haben, sich durch Zerreißung der Hausthiere zu verrathen. Die in den Alpen lebenden Gemsen fällt er mit Vorliebe an; doch übertreffen ihn diese an Feinheit der Witterung und entgehen ihm häufig, selbst wenn er sich an ihre Wechsel und Sulzen in Hinterhalt legt. Häufiger erbeutet er Dachse, Murmelthiere, Alpcnhasen, Hasel-, Schnee-, Birk- und Urhühner und greift im Nothfalk selbst zu Eichhörnchen und Mäusen. Selten fällt ihm bei uns im Winter, wo er sich so oft in die unteren Berge und selbst in die Thäler wagen muß, ein Reh zu; dagegen versucht er es wohl, sich unter der Erde nach den Ziegen- oder Schafställen durchzugraben, wobei einst ein Ziegen- bock, der den unterirdischen Feind bemerkte, als er eben den Kopf aus der Erde hob, diesem so derbe Stöße zutheilte, daß der Räuber todt in seiner Mine liegen blieb. Die Luchse vermehren sich nicht stark. Regelmäßige

4. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 11

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
Da fingen einige böse Buben an, die Nester anzunehmen und zu zerstören. Die Vögel wurden dadurch verscheucht und zogen nach und nach ganz aus der Gegend hinweg. Man hörte in den Gärten und auf der Flur kein Vöglein mehr singen. Alles war ganz still und traurig. Die schädlichen Raupen aber, die sonst von den Vögeln weggefangen wurden, nahmen über- hand und fraszen Blätter und Blüten ah. Die Bäume standen kahl da, wie mitten im Winter, und die bösen Buben, die sonst köstliches Obst im Ueberflusse hatten, bekamen nicht einen Apfel mehr zu essen. Nimmst du dem Vogel Nest und Ei, ist’s mit Gesang und Obst vorbei. 20. Das Yogelnest. Franz fand im Garten in einer Hecke ein Vogelnest. Voll Freude lief er zum Vater, holte diesen in den Garten und zeigte ihm seinen Fund. „Sieh nur“, rief der glückliche Knabe, „sieh nur das zarte, weiche Nestchen von Moos und Wolle und darin die drei niedlichen, rothgetüpfelten Eier. Ich möchte diese Eier nehmen und damit spielen. Darf ich wohl, Vater?“ — „Nein, lieber Franz“, antwortete der Vater, „lasz nur die Eier im Neste liegen, du erlebst dann noch mehr Freude! “ — Franz liesz sie liegen, ging aber am andern Tage wieder hin und fand nun gar vier Eier«. Er erzählte dies dem Vater wieder und dieser sagte: „Nun bleibe einmal vierzehn Tage von dem Nestchen weg, dann aber will ich selbst mit dir hingehen! “ — Das geschah, und wie sehr freute sich Franz, als er jetzt mit dem Vater wieder zu dem Nestchen trat und statt der Eier vier kleine, nackte Vögelchen erblickte. Die sperrten die Schnäbel auf, als wollten sie Futter haben. Vater und Sohn traten jetzt auf die Seite. Da kam bald die Mutter der Vögelchen und hatte ein Würmchen im Schnabel, mit dem sie die Kinder fütterte. „Siehst du“, sagte der Vater, „hättest du damals die Eier ausgenommen, so würdest du jetzt diese Freude nicht haben!“ — Täglich ging nun Franz zu seinem Neste, bis die Vögelchen grosz wurden und endlich fortflogen. Im andern Jahre aber kamen die Alten wieder und bauten ihr Nest in dieselbe Hecke.

5. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 395

1890 - Gotha : Perthes
395 ward ein dem Gotte geweihtes Tier ernährt, gepflegt und angebetet. Aus golddurchwirkten Purpurdecken ruhten diese Tiere, welche man badete, salbte, mit Schmuck versah, mit Leckereien fütterte, nach dem Tode einbalsamierte und in heiligen Gräbern bestattete. Starb eine Katze, so schoren sich die Hausbewohner die Augenbrauen; starb ein Hund, so wurden Kopf und Leib rasiert. Reiche Leute verwendeten oft ihr ganzes Vermögen auf die Bestattung heiliger Tiere. Das heilige Krokodil vom See Möris lebte zahm im Tempel von Fleisch und Mehl, trug Glas- und Goldgehänge in den Ohren. Spangen an den Vorderbeinen, ward nach dem Tode einbalsamiert und in heiligem Sarge begraben. Viele hielten es für eine fromme That, dieses Krokodil mit Leckerei zu füttern. Die größte Verehrung genoß der schwarze Ochse Apis, der besondere Kennzeichen hatte. Ihm ähnliche Stiere durften nicht getötet werden, und sein eigener Tod ward tief betrauert, dann aber suchten Priester nach einem neuen Apis. War er gesunden, so schickte man ihn 40 Tage auf schöne Weide, und dann dursten ihn auch Frauen sehen. Endlich führte man ihn in einem Boote, welches eine goldene Kapelle trug, nach Memphis, wo man seine Ankunft sieben Tage mit Aufzügen, Festen und Schmausereien feierte. Fröhlich ward das Fest der Göttin der Fruchtbarkeit gefeiert. Männer und Frauen kamen zu Schiffe nach Babustis; auf allen Böten ertönte Flötenmusik, Weiber lärmten mit Klappern, die anderen schlugen in die Hände und sangen dazu. In jeder Stadt ward gelandet, die Straßen unter Neckerei, Tanz und Geschrei durchzogen, in Babustis große Opfer gebracht und viel Wein getrunken, weil an 70 000 Männer und Frauen hier sich einzufinden pflegten. Osiris und Isis verehrte man im ganzen Lande, jenen als Herrn der Welt uni) des Lebens, diese als Göttin der Fruchtbarkeit. Der Feind beider war Typhon, die ausdörrende Hitze, Unfruchtbarkeit und

6. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 95

1890 - Gotha : Perthes
I1 95 griechische Städte zerstört, deren Bevölkerung umgebracht oder als Sklaven verkauft. Als z. B. Selinus nach nenntägigem Verzweiflungskampfe siel, wobei 16 000 Einwohner getötet, 5000 als Sklaven verkauft wurden, verstümmelten die karthagischen Söldlinge sogar die Leichen der Besiegten und schmückten sich mit den abgehauenen Gliedern der Erschlagenen. In Himera wurden 3000 Gefangene niedergemacht und die ganze Stadt zerstört, und dasselbe Schicksal traf Selinus. Diese Aus-mordung und Verwüstung Volk- und bildungsreicher Städte charakterisiert die Herzlosigkeit der habgierigen Karthager, der Engländer ihrer Zeit. Nicht minder schlimm erging es dem zwischen Weingärten und Olivenwäldern gelegenen reichen und üppigen Akragas oder Agrigent, welches 200 000 Einwohner zählte. Diese wehrten sich zwar herzhaft gegen die karthagischen Söldner, aber als man ihnen die Zufuhr abschnitt, so daß Hungersnot ausbrach, wanderten in kalter Winternacht viele Einwohner aus, viele ermordeten sich, um nicht vom Feinde zutode gemartert zu werden, oder verbrannten sich in den angezündeten Tempeln. Agrigent galt nächst Syrakus für die größte und prachtvollste Stadt der Insel und hatte eine merkwürdige Bauart, denn die Häuser zogen sich an einer durch Schluchten und Thäler gespaltenen Hügelreihe hinan, auf deren höchstem Gipfel im Nordosten die schwer zugängliche Stadtburg mit dem Zeus- und Athenetempel stand. Dieser Zeustempel galt für das größte Gotteshaus der Insel, denn er maß 340 Fuß in die Länge, 60 Fuß in die Breite und 120 Fuß in die Höhe. Seine Säulen besaßen einen so gewaltigen Umfang, daß sich in ihre Schaftkehlen ein Mann stellen konnte. Die Flächen des Mauerwerks hatte man mit halberhabenen Bildern gefüllt, welche Scenen aus dem Gigantenkampfe und dem Trojanischen Kriege darstellten. Die Menge der Statuen, Gemälde und Grab-

7. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 301

1890 - Gotha : Perthes
301 Vorräte sammeln, aus dem Innern des Landes Getreide, Datteln und Schlachtvieh herbeischaffen und unter Bedeckung zuverlässiger Leute nach der Küste bringen für die Seemannschaft, welche auf solche Vorräte angewiesen war. Unter solchen Entbehrungen und Anstrengungen gelangte man in den furchtbarsten Teil der Wüste, wo mit dem steigenden Hunger auch die Zügellosigkeit, das Haschen nach einem Trunk oder einem Bissen zunahm. Auf zehn bis fünfzehn Meilen weit war kein Wasser zu finden, dazu war der tiefe heiße Sand wie ein stürmisches Meer zu hohen Dünen aufgeweht, in welche man tief einsank und sich nur mit großer Anstrengung fortschleppte. Weil nun diese mühevolle Arbeit, durch den unter den Füßen nachgebenden Sand sich durchzuarbeiten, sich unausgesetzt wiederholen mußte, so nahmen die Kräfte bald ab, blieben viele ermattet liegen. Vergrößert ward diese Belästigung noch durch die Dunkelheit der Nacht, welche nicht das Geringste wahrzunehmen gestattete, also bei Unglücksfällen ganz hilflos machte. Bei solchen endlosen Leiden und ermüdenden Anstrengungen hörten denn auch bald Zucht und Ordnung auf und nahm die selbstsüchtige Gier, sich zu retten und zu nähren, mit jedem Tage schrecklichere Gestalt an. Man schlachtete alles Zugvieh, um sich zu ernähren, sogar das der Krankenwagen, welche man dann trotz des Jammergeschreis und der Bitten der Kranken, sie nicht einem schmerzhaften Hungertode zu überlassen, erbarmungslos in der Einöde stehen ließ. Man hörte nicht auf die Klagen und Bitten der Kameraden, sondern zog mitleidlos weiter, denn die tägliche Not hatte gefühllos gemacht. Wer matt und müde zurückblieb, um zu rasten und sich zu erholen, fand kaum noch die Spuren des Heeres, welche vom Sande verweht waren, konnte die Weitereilenden nicht mehr einholen, verschmachtete daher bald unter furchtbaren Leiden, Zuckungen und Fieberphantasieen, oder verirrte sich im

8. Lehrbuch der deutschen Geschichte für Seminare und höhere Lehranstalten - S. 550

1878 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
550 Wie jmmerlich stehen neue groe Städte. Da zuvor tausend Gassen gewesen sind, sind nun nicht mehr hundert. Wie elend stehen die kleinen Städte, die offenen Flecken, da liegen sie verbrannt, zerfallen, zerstrt, da weder Dach, Gesparr, Thren oder Fenster zu sehen ist. Wie sind sie mit den Kirchen umgegangen: sie haben sie verbrannt, die Glocken weggefhrt, zu Cloaken, zu Pserdestellen und Marketenderhusern gemacht und die Altre besudelt. Ach Gott! wie jmmerlich steht's aus den Drfern. Man wandert bei zehn Meilen und siehet nicht einen Menschen, nicht ein Vieh, nicht einen Sperling, wo nicht an etlichen Orten ein alter Mann und Kind oder zwei alte Frauen zu finden. In allen Drfern sind die Huser voller todten Leichname und Aeser gelegen, Mann, Weib, Kinder und Ge-sind, Pferde, Schweine, Khe und Ochsen, neben und untereinander von der Pest und Hunger erwrgt, voller Maden und Wrmer, und von Wlsen, Hunden, Krhen, Raben und Vgeln gefressen worden, weil nie-mand gewesen, der sie begraben, beklaget und beweinet hat. Erinnert euch, ihr Städte, wie viele in ihrer groen Mattigkeit starben, welchen ihr nicht ein Bette von euren vielen zugeworfen, welche euch aber hernach von eurem Angesichte sind weggenommen worden. Ihr wisset, wie die Lebendigen sich unter einander in Winkeln und Kellern gerissen, geschlachtet und gegessen: da Eltern ihre Kinder und die Kinder ihre todten Eltern gegessen; da viele vor den Thren nur um einen Hund und eine Katze gebettelt; da die Armen in den Schindergruben Stcke von Aas geschnitten, die Knochen zerschlagen, und mit dem Marke das Fleisch gekochet, das ist voll Wrmer gewesen. Ueber die Hlfte des deutschen Volkes war durch das Schwert, Hungersnoth und Pestilenz weggerafft worden. Augsburg, einst bevlkert durch 90,000 Einwohner, zhlte nach Beendigung des Krieges nur noch 6000 Bewohner. In der Pfalz, dem prangenden Garten Gottes," soll nur der fnfzigste Theil der Bevlkerung brig geblieben sein. Nirgends hatte aber auch der Krieg so arg gewthet wie hier. Nach der Nrdlinger Schlacht, wo die zgellosen wilden Scharen der geschlagenen Schweden sich nach der Pfalz wandten, erreichten Elend und Jammer eine furchtbare Hhe. An der Bergstrae allein hausten die zuchtlosen Reste von 17 Regimentern, die der Pfalz die letzte Oelung gaben". Man mordet", schreibt ein Zeitgenosse, aus Genu und zum Zeit-vertreib, man sucht alle Arten schrecklicher und bis jetzt unerhrter Martern hervor, um das arme Volk zu qulen. Schndungen der Frauen jedes Alters, selbst kleiner Kinder, sind nur Spiele; von Plnderungen braucht man nicht zu reden, denn der wird fr gemein geachtet, der nicht plndert. Das Land ist vllig ruinirt, alle Lebensmittel aufgezehrt, und was man nicht verzehren konnte, unbrauchbar gemacht; die Unterthanen sind

9. Lehrbuch der deutschen Geschichte für Seminare und höhere Lehranstalten - S. 322

1878 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
322 Teufelsvolk der Tartaren (Mongolen), in zahlloser Menge aus ihrem Lande, das von Bergen eingeschlossen war. Mit der Festigkeit untheilbarer Felsen zogen sie wie losgelassene Dmonen aus dem Tartarus, woher sie Tartaren genannt werden; es waren also solche, die aus der Unterwelt ent-sprungen sind. (?) Wie Heuschrecken schwrmten sie umher und verwsteten alles in grauenhafter Weise mit Feuer und Schwert. Nachdem sie das Gebiet der Saracenen berschritten hatten, machten sie alle Städte dem Boden gleich, rodeten die Wlder aus, zerstrten die Besitzthmer, verwsteten die Weinberge, vernichteten die Grten und tdteten Brger und Landbewohner. Und wenn sie auch einiger auf ihr Flehen schonten, dann zwangen sie dieselben, als" uerste Bedingung, gegen ihre eigenen Angehrigen zu kmpfen. Wenn diese dann nur zum Scheine kmpften oder etwa ihre Angehrigen heimlich zur Flucht aufforderten, dann wurden sie von den Tartaren hingeschlachtet; und wenn sie eifrig kmpften und auch siegten, so trugen sie doch keinen Dank davon, und so benutzten sie ihre Gefangenen gleichsam als Lastthiere. Denn es sind unmenschliche und thierische Männer, eher Ungeheuer zu nennen als Menschen, die nach Blut hungern und drsten, die Hunde- und Menschenfleisch gierig verschlingen, die sich mit Stiersellen kleiden, die mit eisernen Degenklingen bewaffnet sind. Sie sind von kleiner aber dicker Gestalt, von gedrungenem Krper-bau, sehr stark und unbesiegbar im Kriege, und unermdlich beim Ar-beiten. Mit dem grten Vergngen trinken sie das Blut der Thiere, haben groe und starke Pferde, die Laub und sogar Baumzweige fressen, die sie auf drei Stufen, wie auf einer Leiter, wegen der Krze ihrer Schenkel, besteigen. Milde Sitten kennen sie nicht, sie sind wilder als Lwen und Bren. Je zehn oder zwlf von ihnen haben ein Schiff von Rindhaut gemacht bei sich; sie knnen schwimmen und steuern, und ber-schreiten die grten und reiendsten Strme ohne Bedenken und ohne jegliche Schwierigkeit; trbes und unreines Wasser trinken sie mit wahrer Gier, wenn es an Blut fehlt. Ihre Schwerter und Dolche haben nur eine Schneide; ihre Bogenschtzen besitzen bewunderungswrdige Geschick-lichkeit und schonen kein Geschlecht, kein Alter, keinen Stand. Sie kennen keine andere Sprache als die ihrige und sind berhaupt sehr unwissend. Denn bis auf diese Zeiten war es unmglich, mit ihnen in Berhrung zu kommen, auch gingen sie bis dahin nicht aus ihrem Lande heraus, so da man der ihre Sitten und Persnlichkeit auf dem gewhnlichen Handels-wege keine Kenntnis haben konnte. Ihre Herden, wie ihre Weiber, die ebenso wie die Männer zur Kriegsfhrung tchtig sind, führen sie mit sich. Und wie ein Blitzstrahl kamen sie bis an das Reich der Christen

10. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 102

1873 - Oldenburg : Stalling
102 brennenden Fackeln und nahmen ihn lebendig gefangen. Doch Archidamia, die Priesterin, ließ ihn frei und gab vor, er habe die Stricke durchbrannt und sei entronnen. Aristomenes aber rettete sich noch in derselben Nacht nach Messenien. Doch im dritten Jahre des Krieges erlitten die Messenier bei Megaletaphros, d. h. beim großen Graben, eine schwere Niederlage. Aristokrates, König der mit ihnen verbündeten Arkadier, war von den Lacedämoniern bestochen worden, und zog sich gleich im Anfange der Schlacht mit den Seinen zurück, wodurch die Messenier so in Verwirrung geriethen, daß die Lacedämonier ohne Mühe einen leichten Sieg davontrugen und eine große Menge der Messenier erschlugen. Nach diesem Tressen sammelte Aristomenes die Reste der tnrf Messenier und zog sich mit ihnen nach der Bergfestung Eira, die nun von den Lacedämoniern elf Jahre lang belagert wurde. Von hieraus unternahin Aristomenes Streifzüge bis in das Innere des Lakonischen Landes: aus einem solchem Zuge stieß er einst auf eine starke Abtheilung der Lacedä- monier. Er vertheidigte sich, erhielt mehrere Wunden, ein Stein traf ihn an den Kopf, es verdunkelten sich ihm die Augen, er fiel; haufenweise liefen die Lacedämonier hinzu und nahmen ihn lebendig gefangen. Es wurden aber auch fünfzig seiner Gefährten gefangen genommen; diese alle beschlossenste imjm die sogenannten Käaden, eine Grube, worein man Misse- thäter warf, zu stürzen. Die übrigen Messenier nun, die hineinfielen, kamen sogleich um, den Aristomenes aber soll ein Adler, der unter ihm geflogen, aus seinen Flügeln gehalten und unverletzt und ohne irgend eine Wunde aus den Boden hinab- gebracht haben. Als er auf den Grund des Schlundes ge- kommen war, legte er sich nieder, zog das Gewand über das Ge- sicht, und erwartete den Tod, den er für unvermeidlich hielt. Am dritten Tage darauf hörte er ein Geräusch, er enthüllte sein Ge- sicht und erblickte einen Fuchs, der an den Leichnamen fraß. In der Voraussetzung, daß das Thier irgend woher einen Eingang habe, wartete er es ab, bis der Fuchs sich ihm näherte. Als er ihm nahe gekommen war, ergriff er ihn, mit der andern Hand aber hielt er ihm, so oft er sich gegen ihn wendete, das Gewand vor und ließ ihn hineinbeißen. Den größten Theil lief er mit dem laufenden Fuchse; an Stellen, wo schwer
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