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1. Geschichte des teutschen Volkes - S. 66

1837 - Oldenburg : Schulze
66 Zweiter Zeitraum. Darauf wechselten Grauelscenen in der königlichen Familie. Die drei Brüder vertrugen sich nicht, und der Einzelne hielt cs bald mit dem einen, bald mit dem andern. Chlodomer's Söhne wurden von den Oheimen, Childebert und Chlotar, eigenhändig erstochen und auch Theuderich starb nicht ohne Verbrechen (I. 534). Theudebert, sein Sohn, folgte ihm. In Italien wüthete aber der grausige Krieg schrecklich und verheerend und Theudebert mochte schon nicht ohne Mißtrauen nach diesem Lande Hinblicken, als er von den Gothen und Griechen zugleich um Hülfe angegangen wurde. Er aber drohete, feindlich nach Italien zu kommen, und die Gothen mußten zur Abwendung der Gefahr das ganze allemannischc Rhatien den Franken zum Opfer bringen. Seitdem hatten sie Hülfe von burgundischen Scharen. Aber nicht lange, da ließen sich die Franken von Justinian, dem griechischen Kaiser, verlocken, daß- sie gegen die Gothen auszogen. Theudebert war an ihrer Spitze, und wir haben gesehen, wie seine Scharen jämmerlich zu Grunde gin- gen, weil er treulos gegen die Griechen sowohl, als gegen die Gothen sein Schwert wendete. Er selbst kam wohlbehalten in die Heimat zurück und arbeitete fortan mit gutem Erfolge an der Erweiterung seines Gebietes, vorzüglich auf Kosten der italienischen Machthaber, und starb darauf in der Blüte seiner Jahre (I 547). Jener zweite Zug von Franken und Alleman- nen, die nach Totila's Besiegung in Italien anlangten, geschah unter seines Sohnes, Theudebald's, Regierung, aber nicht auf dessen Veranlassung; denn allemannische Herzoge, Butelin und Leutharis, waren die nicht glücklichen Unternehmer. In demselben-Jahre (I. 554) starb Theudebald ohne Er- den, und auch Childebert, der Bruder feines Großvaters, folgte ihm bald in das Grab. Da dieser nun gleichfalls keine Erben hin- terließ, so brachte der Zufall das ganze fränkische Reich wieder un- getheilt an Chlotar, den jüngsten von Chlodwigs Söhnen (I. 558). Das ganze Gebiet erstreckte sich gegenwärtig von dem Harz- gcbirgc und von der Lippe bis an die Alpen, dann von den böhmischen Wäldern und weiter hinauf von der Ems über den Rhein bis an die Pyrenäen und die Meeresküste. Mächtig entwickelte sich stets mehr ein geregeltes Staatsleben, eigen- thümlich in seiner Art, aber nicht mehr in dem Sklavcnsinue der römischen Vorzeit. Leider gingen Jahrhunderte lang aus dem Wachsthume des großen Gebäudes blutige Früchte hervor; allein von einer andern Seite erwuchs auch großes Heil für die verbrüderten Völker, und selbst jammervolle Erfahrun- gen gewährten, wenn auch spät, den Vortheil, ihre Quellen zu verstopfen. Ganz anders waren die Verhältnisse einstweilen noch im südöstlichen Lande, wo das wilde Treiben fortbestand, theils

2. Geschichte des teutschen Volkes - S. 69

1837 - Oldenburg : Schulze
Verfall des Reiches. Majordomen. (-9 Endlich schien Sigibert das Feld zu behaupten, da wurde er gewaltsamer Weise ums Leben gebracht (I. 575). Childebert folgte noch als Knabe von fünf Jahren dem Vater auf den bevormundeten austrasischen Thron; Brunhildis aber gerieth in die Hände ihrer Feinde. Neuerdings begann der Krieg ge- gen Chilperich und brachte unsäglichen Jammer über das Land durch Gcwaltthaten, wie durch Tücke und Verrath von beiden Seiten. Das Ende kam nicht eher, als mit dem Tode dieser Frauen, welche die vorzüglichsten Triebfedern so großen Unheils gen esen waren. 8- Verfall des Merovingischen Hauses. Die Major-Domen. Fredegunde starb im Jahre 597 eines natürlichen Todes und hinterließ ihrem Sohne Chlotar die Verwaltung, wahrend Brunhildis an den Höfen ihrer Enkel, Theudebert und Theu- derich, von denen der eine über Austrasien, der andere über Burgund gebot, den alten Einfluß fortzusetzen bemüht war. Die beiden Brüder zogen auf ihr Anstiften gegen Chlotar zu Felde (I. 600), schlugen dessen Heer, verbrannten und verwü- steten Städte und Land, und hätten das neustrifche Reich auch vielleicht gänzlich umgestürzt, wenn zur nämlichen Zeit nicht andere Feinde, die Wasconcn, ihre Kräfte in Anspruch genom- men hatten. Doch bald schlug man von Neuem auf einander los. Viele Jahre lang wurde gestritten, bis das austrasische Königshaus gänzlich zu Grunde gerichtet, selbst Brunhildis auf eine schauderhafte Weise ums Leben gebracht war und das ganze Reich ungetheilt in Chlotars Hände kam (I. 613). Allein Ncustrien und Austrasien waren durch ihre Verhält- nisse, jenes zu dem romanisch-gallischen, dieses zu dem frankisch- teutschen Lebenskeime in zwei ganz verschiedene Charaktere aus- einander gegangen, und jeder von diesen wucherte in eigen- thümlicher Weise fort. Außerdem war durch den Umstand, daß die auf den Thron berufenen Prinzen eine lange Zeit hin- durch meistens Kinder gewesen waren, aus dem Amte eines Major-Domus — Hausmeiers oder Haus-Aeltesten — der sonst dem königlichen Hauswesen Vorstand, eine regierende Vor- mundschaft geworden und dadurch mit der Zeit zwar ein ganz natürliches, aber auch eben so unkönigliches Verhaltn'ß in dem Frankenreiche entstanden; denn es waren Zeiten gewesen, wo diese Haus-Aeltesten alle Macht in Händen gehabt und Gele- genheit gefunden hatten, sich auch für die Zukunft unentbehrlich zu

3. Geschichte des teutschen Volkes - S. 72

1837 - Oldenburg : Schulze
72 Zweiter Zeitraum. und geraubt, bis nur noch ein Schatten von denselben übrig war, den aber die Majordomen zur Sicherheit ihrer Höhe be- stehen ließen, weil die Zeit noch nicht reif war zu einem gänz- lichen Umstürze der Dinge. Unter solchen Umständen kam Pippin von Heristal, jenes Pippin von Landen Tochter-Mann, zu der Würde eines Haus-Aeltesten über beide fränkische König- reiche (I, 687), während Theuderich 3. König war. Mit ihm begann ein kräftigerer Geist das Ganze wiederum zu durchleben. 8. 17. Pippin von Heristal. Karl Märtel. Pippin der Kleine. Pippin war ein Mann von Einsicht und reger Thatkraft. Auch Rechtschaffenheit und Treue, seltene Tugenden eines Fran- ken, werden an ihm gerühmt. Ihm, dem Uebermächtigen ne- den dem Throne, möchte es schon nicht schwer geworden seyn, sich selbst die Krone aufzusetzen; aber er that es nicht und gewann dadurch an Vertrauen bei dem Volke; noch mehr ge- wann er indcß durch die Wiederherstellung der jährlichen Volks- versammlungen — so viel möglich — nach früherer Weise, indem diese schon lange nur noch aus den Großen und Vor- nehmen des Landes bestanden hatten. Die dadurch wohlbe- gründete öffentliche Schätzung aber befestigte und hob ihn ge- waltig an Einfluß und Macht. Zwar konnte Pippin die neidische Stimmung, wie den Unwillen der neustrischen Könige, nicht durchaus überbieten; allein jeder Versuch, ihn feiner Macht und Würde zu berauben, mißlang, und er blieb bis zu seines Lebens Ende der eigentliche Gebieter, vorzüglich in Austrasien, während nach dem Tode Theudcrich's Chlodwig 3. (I. 691 — 695), Childebert 3. (I. 695 — 711) und Dago- bert nach einander den Thron von Neustrien bestiegen. Den letzten überlebte Pippin nicht, da er im Jahre 714 eines ruhi- gen Todes starb. Die Australier erhoben seinen natürlichen Sohn Karl Märtel nicht ohne blutige Fehden zu feinem Nachfolger (I. 715), und Karl war der rechte Mann, nicht allein in die Fußstapfen seines Vaters zu treten, sondern gewissermaßen noch mehr als dieser des Reiches kräftige Stütze zu werden. In Neustrien war, noch durch den Einfluß Pippins, dessen Enkel Theudebald zum Haus-Aeltesten ernannt. Er hatte sich aber nicht hal- ten können, und ein anderer, Neginfrid, war an dessen Stelle getreten. Dieser versuchte neuerdings, sich und seinen König des austrasischen Einflusses zu erwehren, und trat mit

4. Geschichte des teutschen Volkes - S. 74

1837 - Oldenburg : Schulze
74 Zweiter Zeitraum. 5tarl stand jetzt an Macht und Ansehen bei seinen Franken, wie bei auswärtigen Fürsten, sehr hoch in der öffentlichen Meinung, und er wußte jeden Augenblick zu benutzen für die allgemeine Wohlfahrt. Der Hof von Eonftantinopel schmeichelte ihm, weil dort noch immer an die Möglichkeit der Wiederge, winnung Italiens geglaubt wurde und die Franken, wenn sie wollten, den Ausschlag geben konnten. Karl ließ sich die Eh- renbezeugungen gefallen, blieb aber nichts destoweniger, mit Luitprand, dem jetzigen Könige der Langobarden, in frcund- schaftlichem Verkehre und besiegte auch mit dessen Hülfe zum zweiten Male die Saracenen, als sie gewagt hatten. Gallien neuerdings anzugreifen. Theuderich, der König, war inzwischen kaum noch in Betracht gekommen, und als er starb (J.737), fand Karl es gar nicht nöthig, einen andern an dessen Stelle zu setzen; doch hütete er sich, von der königlichen Gewalt, die er rt der That besaß, nur auch den eitlen Namen zu führen. Er starb als Majordome im Jahre 741. Zwei Söhne Karls, Pippin der Kleine und Karlmann, theilten sich mit Ausschließung Gripho's, des dritten Bruders, in die Gewalt. Die Teutschen zeigten sich unzufrieden. Agui- tanier und Allemannen stritten, jedoch ohne Erfolg, und auch in Verbindung mit dem Herzoge Odilo erlagen sie dem Schwerte der Franken (I. 743). Odilo wurde gefangen, nachher aber unter Anerkennung der fränkischen Oberhoheit wieder in sein Herzogthum eingesetzt. Jndeß stellte Pippin, durch diese Un- zufriedenheit, dle sich auch mehrfach in dem eignen Lande kund gab, veranlaßt, neuerdings einen König, Ehilderich 3., in Neustrien auf. Daß er sich durch eine solche Schattengestalt gar nichts vergäbe, wußte er gewiß genug, und als Karlmann zwei Jahre darauf der Verwaltung gänzlich entsagte, wurde er unumschränkter Gebieter über Neustrien und Austrasien, wie sein Vater, dessen ererbtem Ansehen seine persönliche Geltung neue Kraft und neuen Glanz hinzuthat. Chlodwig's Stamm war hinabgesunken in den Staub und war in Ehilderich nichts mehr, als ein leerer Name. Die Krone auf dem ohnmächtigen Haupte diente nur einstweilen noch zum Deckmantel des längst reif gewordenen Entschlusses der Karolinger, sich selbst nunmehr auf den merovingischen Thron zu setzen. Noch eher möchte diese Absicht zum Vorschein gekommen seyn, wenn jene, die den königlichen Namen führten, ein größeres Verlangen nach der Wiederherstellung ihrer alten Würde getragen, demnach die Niedecdrückung der Pippiniden zu diesem Behufs in irgend einer Weise versucht hätten. Aber bei ihnen war ganz und gar das Gegentheil der Fall, Ehilderich freuete sich, so großer Last überhoben zu seyn und alljährig in der Versammlung auf dem Mai-Felde die nichtssagende Huldigung der Nation und

5. Geschichte des teutschen Volkes - S. 86

1837 - Oldenburg : Schulze
86 Zweiter Zeitraum. Schule hervorgingen, wurden die früheren theils planlosen, theils wohl mit frommem Eifer, aber ohne Umsicht und Nach- druck unternommenen Bekehrungsversuche zur Einheit gebracht. Waren auch seine vielen Stiftungen nur erst die Anfänge einer werdenden teutschen Christenheit, so waren es doch Anpflan- zungen, die wie gut genährte Saaten zu einem kräftigen Ge- deihen emporwuchsen, ohne fernerhin sich selbst überlassen oder in Gefahr zu seyn, an eigennütziger Willkühr zu verderben; denn die Unternehmungen des h. Bonifaz geschahen im Namen der Kirche und die neuen Stiftungen erhielten dadurch sogleich eine bleibende Verfassung in dem gesummten kirchlichen Ver- bände. Die nahen fränkischen Herrscher beförderten derartige Unternehmungen zugleich aus Staatsklugheit, »indem mehrjäh- rige Erfahrungen gelehrt hatten, daß die Einführung des Christenthums den Eroberungsplanen gerade am kräftigsten zu Hülfe gekommen war. 8- 20. Karl der Große. Damalige Lage der Länder. So erheblich die erwähnten Verhältnisse an und für sich sind, so bedeutsamer wurden sie unter den nachmaligen Um- ständen, wie sie unter Karls des Großen merkwürdiger Regie- rung ins Leben traten. Als König Pippin fein Ende nahe glaubte, befchied er die Großen des Reiches nach St. Denis, um mit ihrer Zustimmung für feine Söhne Karl und Karl- mann die Theilung des fränkischen Gebietes zu ordnen. Dem- gemäß erhielt Karl die nördliche und Karlmann die südliche Hälfte desselben. Beide Könige aber gcriethen bald in feind- selige Spannung, welche mit Karlmanns Weigerung, seinem Bruder gegen den aufrührigen Herzog von Aquitanien, Hunald, beizustehen, ihren Anfang nahm. Karl besiegte und vernichtete den Herzog auch ohne fremde Hülfe (I. 769); allein er kehrte nicht ohne heftigen Unwillen auf den Bruder zurück. Dazu kamen unangenehme Verhältnisse im päpstlichen Gebiete, wo die Langobarden allerlei Störungen veranlaßten, das Exarchat eroberten und gewaltsamer Weise den päpstlichen Stuhl besetz- ten, bis Stephan 3. durch rechtmäßige Wahl auf denselben gelangte. Dieser wendete sich um Hülfe an die Franken und zwar an Karl, weil Karlmann des langobardischen Königs Desiderius Freund war, sich außerdem auch mit Tassilo, dem Herzoge von Baiern und des Desiderius Schwiegersohn, ver- bündet hatte. Dieses Verhältniß vermehrte bte feindselige Stimmung unter den Brüdern und veranlaßte sie zu einer

6. Geschichte des teutschen Volkes - S. 93

1837 - Oldenburg : Schulze
I Karls Tätigkeit. 93 tem Statthalter in Saragossa, einem der vielen saracenischen Häuptlinge in Spanien, gegen andere saraccnische Feinde um Hülfe und Schutz angerufen und, dieser Einladung Folge lei- stend, über die Alpen gezogen war, da entzündete sich der alte Brand im Sachsenlande von Neuem. Die Heerfahrt nach Spanien lief inzwischen glücklich ab. Karl eroberte das Land bis an den Ebro, setzte den Statthal- ter wieder in den Besitz von Saragossa, behielt aber das Ucbrrge, die sogenannte spanische Mark, für sich, und stellte cs unter fränkische Verwaltung. Bei dem Rückzüge wurde der Nach- trab seines Heeres in den Engpässen von Noncevallcs von den Basken — Gascognern — überfallen und viele Tapfere erschla- gen, unter Anderen auch Nutland, Markgraf von Bretagne, Karls Schwestersohn, der als Ritter Roland in späteren Ge- sängen und Liedern unsterblich geworden ist. . Das Haupthecr der Franken kam ungestört in die Heimat zurück. Lupus aber, der Herzog der Basken, auf den, als des aguitanischcn Herzogs, Hunald's, Enkel, der Verdacht dieses Verrathcs fiel, ließ Karl später ergreifen und hinrichten. Noch unterwegs käm die Nachricht von dein abermaligen Aufstande der Sachsen. Wittekind war zurückgckehrt und mit ihm das Hochgefühl für Vaterland und Freiheit. Sie fielen über die fränkischen Besatzungen, so wie über Priester und Mönche her und haufeten selbst im fränkischen Lande mit Feuer und Schwert. Bis an den Rhein fanden sie keinen Widerstand und am Ende auch nichts zum Plündern und Perwüsten mehr. Sie zogen deshalb zurück und mochten sich wundern, daß nichts gegen sie geschähe- Da wrrrden sie auf dem Heimwege von Karls Leuten überfallen, geschlagen und aus einander geschleu- dert. Aber bald standen andere 'Schaven schlagfertig an der Grenze (I. 779). Der Zug, den Karl durch diese Veranlassung wiederum in das sächsische Land unternahm, war der erfolgreichste von allen den früheren; dcng er unterwarf sich alles Land bis zur Weser, und auch die Engern und Ostfalen baten um Scho- nung, gelobten unverbrüchliche Treue und ließen sich haufen- weise zur Taufe führen. Darauf zog Karl gegen den Winter zurück, kam aber im folgenden Jahre nochmals wieder, durch- zog Sachsen von einem Ende bis zum andern, errichtete Bis- thümer und Unterrichtsanstalten, bestellte Priester und Lehrer, und glaubte damit den Widerspenstigen seinen guten Willen hinlänglich gezeigt zu haben, um ferneren Blutvergießens über- hoben zu seyn. - - Während Karl nun mit seiner Gemahlin und mit feinen Kindern eine Reise nach Rom unternahm, theils zur Ordnung der^ langobardischen Angelegenheiten, theils zur Taufe und Krönung seiner Söhne Pippin und Ludwig, zu Königen von

7. Geschichte des teutschen Volkes - S. 105

1837 - Oldenburg : Schulze
Ludwig der Fromme. Theilung des Reiches. 105 für den Augenblick ohne Grund war. Jndeß änderten sich auch die Verhältnisse mit Rom, da Leo bald starb und Stephan, dessen Nachfolger, dem Ludwig eine freundschaftlichere Seite bot, ihm von feiner Erhebung Anzeige machte und bald selbst nach Frankreich kam, wo er an ihm und feiner Gemahlin Jrmingarde zu Rheims die Krönung wiederholte. Ein Kriegszug. welchen Ludwig gegen die Normannen zu Gunsten der von Godofried's Söhnen vertriebenen Dänischen Könige, Hariold und Neginfried, unternahm (I. 818), war eben fo wenig glänzend als folgenreich, wenn nicht etwa da- durch, daß Hariold in Folge dieser erwiesenen Freundschaft und mit ihm viele Dänische Große später den christlichen Glauben annahmen, indem sie zu Mainz die Taufe empfingen (I. 826). Eine Quelle vieler Leiden eröffnete sich Ludwig aber durch die frühe Theilung des Reiches unter feine drei Söhne (1,817). Demzufolge eihielt Ludwig Baiern, Pippin Aquitanien, beide jedoch mit Erweiterung der Grenzen, und Lothar den übrigen Theil des Reiches mit dem Kaisertitel, damit in letzterem die Einheit des Ganzen erhalten würde, während erstere, wie auch Bernhard von Italien, ihm unterthan bleiben sollten. Pippin wurde sofort nach Aquitanien geschickt, Ludwig aber blieb noch am Hofe, und Lothar nahm Theil an der Regierung des Va- ters. Durch diese Theilung fand sich nun zuerst Bernhard von Italien, der als der Sohn des älteren Bruders von Lud- wig mehr Ansprüche auf die Kaiserwürde oder doch keine Ver- bindlichkeit zum Gehorsam gegen feinen viel jüngeren Vetter zu haben glaubte, äußerst gekränkt und veranlaßt, gegen den Oheim die Waffen zu ergreifen. Doch unterwarf er sich, ehe es zum Kampfe kam. Ludwig aber ließ ihn gefangennehmen und vor ein Gericht stellen, das ihn zum Tode vcrurthcilte. Die Gnade, welche dem unglücklichen Bernhard zu Tbeil wurde, war grausamer als der Tod; denn er wurde geblendet und starb drei Tage nachher. Lothar erhielt später Italien und wurde daselbst von dem Papste Paschal 2. zum Kaiser gekrönt (I. 823). Inzwischen war die Schwäche der Regierung offenkundig geworden; die Unzufriedenen sammelten sich zu diesem oder jenem der Söhne Ludwigs und flößten auch ihnen Abneigung gegen den Vater ein. Die Gräuelthat an Bernhard vermehrte den Unwillen. Und daß Ludwig -selbst, von Reue getrieben, öffentlich Buße that, machte ihn bei Vielen zum Gcfpötte. Vielfache Empörungen, in der Bretagne, Gascogne, Panno- nien, Dalmatien, bei den Slaven u.f.w. nährten den rührigen Geist. Mißwachs, Ueberfchwemmungen und böse Seuchen hatten allgemeine Noth verbreitet und machten Gedanken a» f

8. Geschichte des teutschen Volkes - S. 110

1837 - Oldenburg : Schulze
Dritter Zeitraum. Bon Ludwig dem Tcutschen bis auf den Kaiser Lothar. Jahr 843 bis 1125. 8- 24. Ludwig der Teutsche. Ludwig 2. Kaiser Karl der Dicke. Äudwig der Teutsche war ein kräftiger Mann in seiner äu- ßeren Erscheinung sowohl, als durch glückliche Anlagen des Griftes und Herzens. Und seine Stellung als Herrscher und Beschützer eines großen Volkes war nicht neu, sondern schon seit mehren Jahren in einer, freilich bloß stellvertretenden Wal- tung zu durchgreifender Regelmäßigkeit gediehen, nur daß er jetzt für sein Eigenthum und für die Seinigen stand, wo die frühere Unsicherheit der Dinge manche trübe Sorge hervorge- rufen haben mochte. Jndeß war auch jetzt noch in dem Innern Teutschlands an keine genügende Ordnung zu denken. Schwan- kende Verhältnisse nach Innen durch aufstrebende Selbstsucht, Ehrgeiz, Partheihaß von der einen, durch Unmuth, Aerger und Ringen nach Freiheit von der andern Seite: bei Allen schwierige Stimmung gegen die Königsmacht. Schwankende Verhältnisse auch nach Außen gegen die Avaren, Slaven und Normannen, wie endlich gegen die eignen Brüder. Aber Lud- wig blieb mild und gerecht, wie er begonnen, und die Ruhe wurde einstweilen nicht gefährdet, wenn wir sonst auch von den inneren Begebenheiten der ersten Zeit seiner Regierung nicht viel wissen. Die Verhältnisse gestalteten sich in vieler Hinsicht zum Guten und Besseren, wahrend die beiden andern

9. Geschichte des teutschen Volkes - S. 111

1837 - Oldenburg : Schulze
Ludwig's 1. Thätigkeit. 111 Herrscher in Italien und Frankreich fortwährend ihre grosse Noth hatten, sich gegen den bösen Geist der Zeit zu behaupten. Alle drei waren indess mehr Brüder dem Namen, als der Jbal nach. Darum hatte auch ein Bündniß, welches sie im folgen- den Jahre (I. 844) zu Diedenhofen mit einander schlossen, keine weitere Folgen, als dass sie sich selbst in feindschaftlichem Hader nicht aufricben. Zu gegenseitiger Hülfeleistung hatte Niemand Lust, jedoch auch keine Zeit. Die nächste Verwirrung kam von den Normannen, welche unter Ludwigs des Frommen Regierung an den Küsten so oft ungestraft geraubt hatten und nunmehr von den daselbst er- oberten und befestigten Eilanden aus ihre Naubzüge in Frank- reich um so leichter und verwegener vollbringen konnten. Also fuhren sic mit hundert und zwanzig Fahrzeugen die Seine hin» auf, plünderten und raubten an beiden Ufern und mußten endlich in Paris, das sie überwältigt hal'cn, mit großen Sum- men abgckauft werden (I. 845). Andere Haufen hauseten an der Garonne, und ein dritter Schwarm hatte gleichzeitig Han^ bürg überfallen und zerstört. Karl der Kahle war durch jenen Raubzug an sein unglückliches Daseyn im Reiche schmerzlich erinnert. Jammer und Elend hatten die wilden Krieger hinter sich zurückgelassen. Zudem entstand eine Theuerung im ganzen Lande, welche die Noth aufs Höchste steigerte. Mit den Bre^ joncn bestand ein verjährter Kampf. Und mit Pippin, seinem Wetter, war der alte Streit um den Besitz Aquitaniens nicht beendigt. Dass Karl sich gegen diesen einen Augenblick nach- giebig bewies und ihm den väterlichen Erbtheil als ein König- reich zugestand, um sich desto, erfolgreicher auf die Brctonen zu werfen, war eine nothgedrungene Maßregel, und der Krieg be- gann von Nettem, als auch über die letzteren nur erst ein sehr ungenügender Sieg errungen war. Fast noch schlimmer sah es in Italien aus, da Kaiser Lothar gegen die übermächtigen Herzoge fast unaufhörlich das Schwert führen musste, und ihm inzwischen die auswärtigen Feinde noch eben so viel zu schaffen machten; denn die Nor- mannen wagten auch hier ihren Frevel zu üben (I. 846), und von Sicilien aus drängten wiederholt dib Saracenen, welche sich daselbst seit dem Jahre 827 eine Herrschaft gegründet hatten. Ludwig der deutsche hatte gleichfalls nicht die Freude, seine Völker im Frieden zu regieren; denn jenen Einfass der Normannen, wodurch sie Hamburg zerstört hatten, mußte er stillschweigend verschmerzen, und anhaltende Kriege mit den Slaven und Böhmen, vorzüglich mit letzteren, verbitterten ihm die Früchte, welche er von seinem heilsamen Wirken daheim nicht spärlich aufkeimen sah; doch blieb er Sieger, wenn auch

10. Geschichte des teutschen Volkes - S. 112

1837 - Oldenburg : Schulze
112 Dritter Zeitraum. nach blutigenanstrengungen und herben Verlusten. Ueberhaupt kann man im Ganzen über Ludwig nur Rühmliches sagen. Er war es auch, der gegen alle böse Einflüsterungen ein festes Beharren in sich zu bewahren, wie auch durch weise Vorstellun- gen in Lothars Seele den alten, sich stets wieder regenden Haß gegen Karl von Frankreich niederzuschlagen wußte und endlich (I. 851) zu Mersen an der Maas völlige Aussöhnung und ein neues dreifaches Verbündniß zu Stande brachte. Fer- nerhin sorgte Ludwig, einen neuen Krieg mit den Sorben (I. 851) abgerechnet, durch friedliches Wirken für das Wohl seiner Unterthanen, ließ Reichstage halten, und reifete selbst im Lande umher zur Abstellung der Beschwerden und um heilsame Vorkehrungen zu treffen, je nach den Bedürfnissen und billigen Wünschen. Dabei ließen die Normannen, welche fernerhin Italien und mehr noch das unglückliche Frankreich hcimsuchten, Teutschland einstweilen unberührt. Unterdcß brachen aber wieder schwierige Stimmungen zwischen den königlichen Brüdern aus, wobei Ludwig, von Hoff- nungen auf den Besitz Aquitaniens angelockt, nicht ohne Schuld blieb. Doch waren noch keine Folgen von Belange daraus hervorgegangen, da wurde Lothar der mißlichen Handel müde, entsagte der Welt und ging in das Kloster Prüm, wo er nach wenigen Tagen aus dem Leben schied (I. 855). In Italien war schon früher Ludwig, sein Sohn, zum Kaiser gekrönt, und das rheinische Gebiet hatte Lothar damals den andern Söhnen, Lothar und Karl, diesem das Land zwischen den Alpen und dem Rhodan, jenem das Uebrige zugetheilt. Nach Lothars Tode gingen die einzelnen Herrscher noch rücksichtsloser, als früher geschehen, ihrer Selbstsucht nach, daß sogar Ludwig auf die Klagen der Franzosen über die Noth des Reiches und Karls Fahrlässigkeit mit einem Heere, welches er eben zu einer Un- ternehmung gegen die Slaven in Bereitschaft hatte, in seines Bruders Reich zog, dessen Unterthanen verlockte, ihn ohne Schwertschlag zur Flucht nöthigte und eine Weile eben so ge- bieterisch als rücksichtslos in dem Lande herumwirthschaftete (I. 858), bis er von Karl überfallen, von den vermeintlichen treuen Franzosen verlassen und schmählich in die Heimath zu- rückgejagt wurde (I. 859). Ludwig der Teutsche kam dadurch in eine unangenehme Lage. Daheim fand er nur in vielfacher Weise verstimmte und auf ihn ungehaltene Gemüther. Karl der Kahle aber war erbittert und verband sich mit Lothar, dem König von Lothringen. Doch rettete sich Ludwig mit Klugheit aus der Schlinge. Er gewann den Papst Nicolaus zu seinem Freunde, knüpfte auch mit Ludwig 2. von Italien ein innigeres Verhältniß an und demüthigte sich gewissermaßen vor dem Neffen Lothars, wie vor Karl dem Kahlen, daß sie in seine
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