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1. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 107

1877 - Oldenburg : Stalling
- 107 ein Blitz einschlug und das Feuer der Begeisterung zu hellen Flammen anfachte. Die alte Hoffnung der Polen auf Frankreichs Untersttzung steigerte die Kampflust. Da erschien im October 1830 ein Befehl des Kaisers, das polnische Heer auf den Kriegsfu zu setzen. Man frchtete, da dasselbe als Vorhut gegen Frankreich verwandt, und Polen von russischen Truppen besetzt werden sollte. Die Verschworenen, der Be-vlkerung der Hauptstadt gewi, beschlossen die Ausfhrung ihres Planes.*) Zwar hatte man eine dunkle Kunde von der Verschwrung, und der Grofrst Konstantin war nicht ohne Warnung geblieben. Am 29. November Abends sechs Uhr wollte man losschlagen. Die Russen waren in der grten Sorglosigkeit. Whrend ihre Offiziere sich in Theatern oder in Gesellschaften befanden, und die Soldaten in den Kasernen sich selbst ber-lassen waren, hatte der Grofrst Konstantin den Abend in seiner gewohnten Umgebung auf seinem Lustschlosse Belvedere heiter begonnen, ohne die mindeste Gefahr zu ahnen, als sich pltzlich das Ungeteilter entlud. Die Verschworenen hatten die Rollen bertheilt; ein Theil hatte die Ermordung des Vice-knigs, ein anderer die Erstrmung des Zeughauses, ein drit-ter die berrumpelung der Kaserne bernommen. Das An-znden eines am Ende der Stadt gelegenen Brauhauses sollte das Signal fem. Unter dem Rufe: Tod dem Tyrannen!" strzten gegen zwanzig Verschworene nach dem Belvedere, tdteten den Viceprsidenten und einen General, der dem Grofrsten hnlich sah, und wollten schon in Constantms Gemach dringen, als dieser durch die Geistesgegenwart seines Kammerdieners gerettet ward, der die Thr verriegelte und seinen Gebieter in einer Dachkammer in Sicherheit brachte. Constantin, von dem Vorfall aufs uerste erschreckt, verlie auf geheimen Wegen das Schlo und die Stadt. Whrend die Verschworenen die Rettung Constantms als ein Unglck ansahen, scheiterte auch die Entwaffnung der russischen Re-gttnenter, die sich vor ihren Kasernen in Schlachtordnung auf-gestellt hatten. Aber die Hauptsache, die Erstrmung des *) Wie unvorsichg man dabei verfuhr, beweist der Umstand, da am Lustschlosse des Grofrsten ein Zettel angeschlagen ward: ,.Bon Neujahr an zu vermiethen!"

2. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 227

1877 - Oldenburg : Stalling
- 227 - Latour, dessen Maregeln in Bezug auf Italien und Ungarn dem Geiste der Wiener Demokratie widerstreben muten. Eine wilde Rotte drang in das Gebude des Kriegsministeriums ein. Die brigen Minister waren entflohen, Latour ward aufgefunden, mit Hammerschlgen und Messerstichen ermordet, der Leichnam an einen Laternenpfahl gehngt und der-stmmelt. Diese Gruelthat entschied den Untergang der Wiener Demokratie. Die Kaiserfamilie hatte unter solchen Umstnden Wien verlassen und kam unter starker Militrbedeckung am 14. October in Olmtz an. Der Kaiser ernannte den Fürsten Windischgrtz zum Oberbefehlshaber aller Truppen, mit Aus-nhme der italienischen, und dieser setzte sich von Prag her in Bewegung, während der Banus von Kroatien, Jellachich, von der Raab aus gegen Wien vorrckte. Der Commandant, Graf Auersperg, hatte die Wiener Besatzung aus der Stadt gefhrt. Am 23. October war die Hauptstadt von 80,000 Mann Truppen umstellt. In der Stadt, soll es eben so viele Bewaffnete gegeben haben, denen es aber an Einheit und planmiger Leitung fehlte. Wien war in Belagerungs-zustand erklrt, man forderte unbedingte Unterwerfung. Darauf gingen die Demokraten, die sich auf ungarische Hlfe verlieen, nicht ein. An der Spitze der Verteidigung stand Messenhauser, ein ehemaliger streichischer Offizier, aber ohne militrisches Talent: der polnische General Bem sollte die ueren Linien vertheidigen. Zwei Reichstagsabgeordnete, Julius Frbel und Robert Blum, traten unter den Frei-schaaren ein. Ungeachtet der hartnckigsten Verteidigung drangen die Kaiserlichen am 29. October bis zur inneren Stadt vor, und Messenhauser erklrte am Abend, da die Munition ausgegangen und eine weitere Vertheidigung un-mglich sei. Am 30. October war die Mehrheit schon zur Unterwerfung unter die von Windischgrtz gestellten Bedingungen bereit, als man am Nachmittage vom Stephansthurme aus die Ankunft eines ungarischen Heeres bemerkte. Sogleich griff ein Theil der Wiener wieder zu den Waffen. Aber die Ungarn traten bald den Rckzug an, und am 31. October nahmen die Kaiserlichen die letzten Barrikaden und drangen in das Innere der Stadt ein. Am 1. November war von 15*

3. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 230

1877 - Oldenburg : Stalling
230 Dankbarkeit durch ein Lebehoch aus; dieser erschien zweimal auf dem Balcon und wurde von einem tausendstimmigen Jubel begrt. Da erregte pltzlich der Anblick des Militrs, mit dem die Eingnge des Schlosses besetzt waren, in dem Volke die Erinnerung an die Todten und Verwundeten der letzten Tage; der Ruf Militr fort!" erscholl immer dringender, da man einen Angriff der Soldaten wie am 15. und 16. befrchtete. Kavallerie und Infanterie rckte vor, um das Volk zu zerstreuen. In diesem Augenblick fielen in den Reihen der Soldaten zwei, wahrscheinlich durch ein Versehen losgegangene Schsse, ohne Jemanden zu verwunden. Die Menge wollte darin ein Zeichen zur Niedermetzelung des Volkes sehen und flog unter dem Rufe: Wir sind verrathen! Zu den Waffen !" nach allen Seiten auseinander. Alsbald erhoben sich in allen Theilen der Stadt Barrikaden, von denen die schwarzroth-goldene Fahne wehte. Nach drei Uhr begannen die Truppen den Angriff, von fnf bis sieben Uhr rumten Karttschen-schsse den grten Theil der Knigstrae. Die ganze Nacht durch dauerte der Kampf unter schauerlichem Sturmluten: die Artillerieschuppen vor dem Oranienburger Thore geriethen in Brand, und die Feuerlohe wlzte sich in langen Streifen der die Stadt hinweg am Himmel hin. Das Militr er-strmte Straen und Huser, aus deren Fenstern geschoben oder mit Steinen geworfen wurde, und machten keinen Unter-schied zwischen Bewaffneten und Unbewaffneten. Mit Munition und Geschtzen reichlich versehen, war es berall im Vortheil, fhlte sich aber am Morgen des 19. Mrz durch den strengen Dienst der letzten Woche und die Anstrengungen der Nacht erschpft. Der König, vom tiefsten Schmerz der solche Auftritte durchdrungen, erlie in der Nacht eine Bekannt-machung im herzlichsten Tone, man mge den unseligen ^rr-thum erkennen, er gebe sein knigliches Wort, die Truppen zurckzuziehen, wenn echte Berliner Brger in geziemender Weise sich an ihn wendeten. Am Morgen empfing er eme Deputation, auf deren Bitten er das Militr abziehen netz. Am Nachmittag erschien die knigliche Verordnung, welche die Bildung eines freisinnigen Ministeriums unter Vorsitz des Grafen Arnim-Boytzenburg verkndigte. Die neu errichtete Brgerwehr erhielt Waffen aus dem kniglichen Zeughauje.

4. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 184

1877 - Oldenburg : Stalling
184 - beschrnkte Meinungsfreiheit herrschte, traten einige berspannte junge Männer zu einer Gesellschaft zusammen, in welcher sie den Saint-Simonistischen Ideen eine praktische Anwendung zu geben suchten. Der Grundsatz gemeinsamen Eigenthums, der Vertheilung des Ertrags der Arbeit nach Verdienst und Be-fhigung wre, als leeres Hirngespinst, an der Unmglichkeit der Durchfhrung gescheitert, aber die Lehre von der Auf-Hebung der Ehe und der sogenannten freien Frau" griffen die sittlichen Grundlagen des Staates und der Gesellschaft an. Uneinigkeit unter den St. Simoniften selbst fhrte zu einer gerichtlichen Klage, in Folge deren ihre Versammlungen ver-boten und die Hupter bestraft wurden. Zwar verschwand nun der St.-Simonismus bald, mu aber doch als Vorlufer der spteren social-communistischen Richtung betrachtet werden, da seine praktischen Lehren von einer Umwlzung der Eigenthumsverhltnisse und von der Aufhebung der Erblich-feit des Eigenthums fortwhrend auf die niederen Kreise des Volkes einen starken Einflu bte, den Ha der Parteien steigerten und die franzsische Gesellschaft in feindliche Lager zerrissen. Perier's letzte politische That war die Besetzung Anconas (vergl. Xi.), welche der Uebermacht der Oestreicher in Italien das Gegengewicht bieten sollte. Sie dauerte sieben Jahre, eben so lange als die Oestreicher in der Romagna blieben. Als im Frhjahre 1832 die Cholera zum ersten Male Paris heimsuchte, und der Pbel die neue Krankheit einer Brunnen-Vergiftung zuschrieb, einige Menschen sogar als vermeintliche Vergifter zerri, besuchte der König mit Pener die Choleraspitler, um das Volk zu ermuthigen. Einige Tage darauf wurde Perier selbst, dessen Gesundheit durch den steten Kampf mit den Parteien geistig und krperlich angegriffen war, von der Cholera befallen und starb am 16. Mai 1832. Sein Tod verursachte mehr stille Freude, als aufrichtige Trauer. Selbst Ludwig Philipp, den die gewaltige Haltung des Mi-nisters etwas in den Hintergrund gedrngt hatte, sprach diese gemischte Stimmung in den Worten aus: Die Zukunft wird lehren, ob Perier's Tod ein Glck oder ein Unglck ist." Und doch war es die Energie dieses Staatsmannes, die dem Juli-throne nicht allein während seiner Verwaltung Ruhe und

5. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 270

1877 - Oldenburg : Stalling
270 worum es sich handelte, so rsteten sie sich zu einem Kampf auf Leben und Tod. Sie pflanzten die rothe Fahne auf und brachen am 22. Juni in einen Aufstand los, der mit solcher Planmigkeit und solchem taktischen Geschick angelegt war, da Paris vier Tage lang mit der verzweifelten Hartnckig-keit der Rothen einen bisher unerhrten Barrikadenkampf zu bestehen hatte. Aber die Regierung war gerstet, und der aus Algerien zurckberufene General Cavaignac hatte einen eigenen Feldzugsplan gegen die Barrikaden ausgearbeitet. Gegen 40,000 Socialisten, die von Huptern der Klubs und abgesetzten Offizieren der republikanischen Garde geleitet wur-den, hatten sich in Haufen von je 78000 Mann in die engen Straen des volkreichen stlichen Stadtviertels ver-theilt, errichteten hier allenthalben furchtbare Barrikaden und suchten von ihrem Hauptquartier in der Kirche St. Severin und von der Vorstadt St. Arttome aus das Stadthaus und die Polizeiprfectur zu gewinnen, um daselbst die sociale Re-publik auszurufen. Sogleich erklrte die Nationalversamm-lung die Stadt in Belagerungszustand und bertrug dem General Cavaignac die Dictatur. Er hatte Anfangs nur 10,000 Mann von der Linie, bot aber eiligst die Garnisonen der benachbarten Orte auf und suchte zuerst durch Pro-clamationen auf die Menge zu wirken; allein die fanatisirten und durch berauschende Getrnke in Wuth und Wahnsinn versetzten Menschen hrten nicht auf die Stimme der Ver-nunft. Mitten unter dem Sturme eines blutigen Ver-nichtungskampfes begab sich der Erzbischof von Paris, Dio-nysius August Affre, nach einer der hchsten Barrikaden, um Worte des Friedens und der Vershnung zu reden, fiel aber, von einer tckischen Kugel getroffen, als Opfer seiner Men-schenliebe. Die Wuth der Emprer kannte keine Grenzen; sie mordeten und verstmmelten die Gefangenen auf eine schauderhafte Weise, reichten ihnen vergifteten Branntwein und verbten die raffinirtesten Bosheiten. Ganz Paris war von Schrecken gelhmt, und während des Wuthgetses auf den Kampfpltzen herrschte in den brigen Theilen der Stadt Todtenstille und alle Fenster und Thren waren ge-schlssen. Schon verabredete Cavaignac mit dem Kammer-Prsidenten fr den Fall, da der Aufstand in Paris siegen

6. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 223

1877 - Oldenburg : Stalling
223 ftitutionen des Auslandes fern zu halten. Das Streben des herrschenden Systems, einen Zustand vlliger Erstarrung und Versumpfung zu schaffen, war gescheitert. Die gebildeten Klassen fhlten die Demthigung der politischen Nichtigkeit, zu der sie verurtheilt waren, die Massen waren gereizt durch die herabwrdigende Behandlung, der sie von Seiten der Polizei und Verwaltung unterworfen waren. So glomm das Feuer unter der Asche. Der Sturm der Februarrevolution entflammte den verborgenen Brand zur hellen Lohe an, die um so greller leuchtete, je schwerer und lnger der Druck hier gewhrt hatte. Dazu kam die Ghrung im benachbarten Ungarn, wo Ludwig Kossuth, der geistvolle und beredte Agitator der Magyaren, im Reichstag zu Pesth (3. Mrz) in einer ebenso glnzenden als leidenschaftlichen Rede der den er-stickenden Dampf des tdtlichen Windes" redete, der aus den Bleikammern des Wiener Regierungssystems, Alles nieder-drckend, lhmend, vergiftend etnherwehe". In Wien erhob sich die akademische Jugend, die sich bis dahin kaum um politische Angelegenheiten bekmmert hatte, jetzt aber ein Hebel der neuen Bewegung wurde. Am 12. Mrz wurde dem Kaiser eine Petition berreicht, in der die Forderungen der Zeit, besonders Pre-, Lehr- und Lern-freiheit, ausgesprochen waren. Auch unter den zahlreichen Fabrikarbeitern herrschte die grte Ghrung. Am 13. Mrz wurde der niederstreichische Landtag erffnet; zugleich versammelten sich gegen 2000 Studenten der verschiedensten Nationalitten in der Universitt (Aula), um zu erfahren, wie der Kaiser die Petition vom vorigen Tage aufgenommen habe. Da erscholl unter der aufgeregten Menge der Ruf: Nach dem Landhaus!" (Stndehaus). Der Zug wurde sogleich angetreten, dichtgedrngte Schaaren strmten nach, das Volk mehrte sich fortwhrend, Unruhe und Spannung wuchsen. Man verlangte den Rcktritt Metternichs und Einfhrung freisinniger Institutionen. Whrend der Hof mit der Gewhrung der Forderungen zgerte, begann die erbitterte Menge im Landhause Alles zu zerschlagen und zu verwsten. Darber kam es zu einem Zusammensto mit dem Militr, wobei eine Anzahl von Personen gelobtet und verwundet wurde, ohne da es gelang, die unruhige Menge zu zerstreuen.

7. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 306

1877 - Oldenburg : Stalling
306 - Ferdinand Ii. von Neapel wute sich von seinem Volke allzu-sehr gehat, als da er irgend einen Weg wohlwollenden Entgegenkommens htte einschlagen mgen. Er zog sich in seinen entlegenen Palast Caserta oder nach Gaeta zurck, wo ihn zahlreiche Wachen umgaben. Es fehlte nicht an Ausbrchen des Hasses und der Unzufriedenheit. Im November 1856 versuchte der Baron Bentivenga in teilten die Verfassung von 1812 herzustellen, wurde aber berwltigt und hingerichtet. Ein Soldat, Namens Milano, machte auf der Parade einen Mordversuch auf den König und bte mit dem Leben. Der Oberst Pisacane, ein Freund Mazzini's, landete mit einer bewaffneten Schaar an der neapolitanischen Kste, um einen Aufstand zu erregen, ward aber, schwer verwundet, gefangen genommen. Ein furchtbares Erdbeben (Dee. 1857), das gegen 20,000 Huser zerstrt und an 10,000 Menschen verschttet haben soll, machte auf die knigliche Familie nicht den geringsten Eindruck. Die geheimen Gesellschaften in und auer Italien ent-wickelten eine ungemeine Thtigkeit. Sie sahen in der Annherung Rulands und Frankreichs einen Bund zweier Despoten, der der Freiheit der Völker Gefahr drohe. Da Napoleon die Freiheit in Frankreich unterdrckte, so erwartete man von seinem Einflu auf Victor Emanuel fr Italien kein Heil, und den Anhngern Mazzini's erschien er, der einst zum Bunde der Carbonari gehrt, geradezu als Abtrnniger und Verrther. Bei der verzweifelten Lage des Landes und der Gluth der Leidenschaft glaubte man durch ein erschtterndes Ereigni den trostlosen Verhltnissen eine gnstigere Wendung geben zu knnen. Da unternahm es Felix Orsini, der Mit-glied der constituirenden Versammlung in Rom gewesen, dann in streichische Gefangenschaft gefallen und aus dem Kerker in Mantua entkommen war, eine Verschwrung gegen Napoleons Leben zu stiften, und verband sich zu diesem Zweck in England mit drei anderen italienischen Flchtlingen, Pieri, Gomez und Rudio. Er lie in aller Stille eine eigenthm-Itche Art von Bomben anfertigen und begab sich mit seinen Genossen von London nach Paris. Als Napoleon am Abend des 14. Januar 1858 mit seiner Gemahlin nach der Oper fuhr, wurden die furchtbaren Bomben gegen seinen Wagen

8. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 312

1877 - Oldenburg : Stalling
312 und zog nach der Lombardei, um sich mit den Verbndeten zu vereinigen. Der streichische Kaiser Franz Joseph begab sich selbst zur Armee und bernahm am 18. Juni den Oberbefehl, ohne da durch Gvulai's Entfernung eine grere Einheit des-Commandos erzielt worden wre. Das Heer war keineswegs entmuthigt, und brannte vor Begierde, die Scharte von Magenta auszuwetzen. Der Kaiser beschlo, auf das rechte Ufer des Mincio berzugehen und den Feind der den Tessin zurckzu-werfen. Am 24. Juni standen die beiden Heere einander gegenber: das streichische dehnte sich in einem langen Halb-kreis aus, dessen beide Flgel einen Raum von vier Stunden einnahmen, um von beiden Seiten concentrisch gegen den Feind vorzurcken. Aber dadurch ward das Centrum zu schwach, dem noch auerdem die nthigen Reserven fehlten. Den Mittelpunkt des Centrums bildete eine Anhhe bei dem Dorfe Solferino, von dem die Schlacht den Namen erhielt. Napoleon, berzeugt, da von dem Besitz dieser Anhhe der Sieg abhing, richtete seinen Hauptangriff auf das schwache feindliche Centrum. Die Oestreicher, bei denen auch diesmal kein planmiges Handeln Statt fand, hatten die Wichtigkeit dieses Punktes ganz bersehen und erkannten sie auch dann nicht, als sie sahen, da Napoleon immer neue Massen gegen die Anhhe in Bewegung setzte. Die groe Tapferkeit der Oestreicher, so wie der Umstand, da Canrobert das hart-bedrngte Corps unter Niel ohne Untersttzung lie, verzger-ten den Sieg der Verbndeten. Doch blieben die Franzosen, nochmals zurckgeschlagen, gegen vier Uhr im Besitz der Hbe, als ein furchtbares Gewitter, verbunden mit starken Regen gssen, ausbrach und den Kampf eine Zeit lang hemmte. Doch war die Schlacht fr die Oestreicher verloren, obgleich Benedeck, der die Sardinier bei San Martino zweimal ge-worfen, das Gefecht bis acht Uhr fortsetzte. Auf streichischer Seite hatten Offiziere und Soldaten ihre alte Tapferkeit be-whrt; auf Seiten der Franzosen hatte sich besonders Niel ausgezeichnet und wrde, wenn ihn nicht Canrobert im Stich gelassen htte, den Rckzug der Oestreicher nach dem Mincio noch bedeutend erschwert Huben. Bei Solferino waren beide Heere ungefhr je 140;000 Mann stark. Die Oestreicher

9. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 367

1877 - Oldenburg : Stalling
367 - die preuischen, und der Mierfolg dieses Tages wurde durch den siegreichen Kampf am folgenden Tage vollkommen aus-geglichen. Das Gardecorps, 30,000 Mann, unter dem Prinzen August von Wrtemberg, erfocht am 28. in dem zweiten Gefecht bei Trautenau einen vollstndigen Sieg der die Oestreicher, die mit einem Verlust von etwa 4000 Tobten und Verwunbeten und 5000 Gefangenen sich nach Kniginhof zurckzogen. Aber auch Kniginhof wrbe am 29. Juni von der Garbe erstrmt, und dem weiteren Vorrcken Bonins stanb Nichts mehr im Wege. Der linke Flgel der zweiten Armee, das Armeecorps des Generals von Steinmetz, hatte die schwierige Aufgabe, durch den Pa von Nachod vorzudringen, und stie am 27. Juni auf die Oestreicher unter Ramming. Es gelang, die Hhen zu besetzen und durch ein mrberisches Feuer die Uebermacht zurckzuschlagen, auch die preuische Cavallerie warf siegreich die streichische zurck, die Infanterie konnte aus dem Passe hervortreten und der Durchbruch warb erzwungen; die Oestreicher zogen sich mit groem Verluste zu-rck. Am folgenben Tage (28. Juni) erfocht Steinmetz, im Heere fortan der Lwe von Nachod" genannt, den Sieg bei Skalitz (an der Aupa), wo er das Corps des Erzherzogs Leopolb und brei Brigaben des Corps Festetics zurckschlug und ihnen 8 Geschtze und 3000 Gefangene abnahm. Auf dem Wege nach Kniginhof schlug basselbe Armeecorps am 29. Juni bei Schweinschbel und Jaromirz das Corps des Grafen Festetics, das die Vereinigung des Steinmetzschen Corps mit dem Garbecorps verhinbern wollte, verfolgte es bis Josephstabt und bereinigte sich am 30. Juni mit dem Heere des Kronprinzen. So war durch die wohlgelungenen Bewegungen der Preuischen Heere die Vereinigung der brei Armeen erreicht und der König, der soeben mit dem Grafen Bismarck eingetroffen und den Oberbefehl der seine sammtlichen Truppen selbst bernommen hatte, verlegte (am 2. Juli) sein Hauptquartier nach Gitschin. Benebek, der in wenigen Tagen gegen 35,000 Mann verloren, zog sein Hauptquartier nach Kniggrtz zurck, wo er alle streichischen Corps in Bhmen,

10. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 370

1877 - Oldenburg : Stalling
Mittags eintreten sollte, als sich an demselben Tage noch ein letzter Kampf bei Blnmenan vor Presburg entspann, da Prinz Friedrich Karl schon am 16. Juli der die March auf ungarisches Gebiet gegangen war. General-Lieutenant von Fransecky suchte den Feind in der Front zu beschftigen, bis General Bose ihn durch einen unbemerkten Zug der die Abhnge der klei-nen Karpathen umgangen haben und in der rechten Flanke oder im Rcken angreifen wrde. Die Brigade Bose hatte in der That nach lebhaftem Gefechte die Oestreicher umgangen, Presburg schien verloren, als um 12 Uhr Parlamentre aus der Stadt erschienen, nm den Eintritt der abgeschlossenen Waffenruhe zu verknden. General Bose konnte sich jedoch die Genugthuung nicht versagen, fr die Nacht auf dem ein-genommenen Punkte stehen zu bleiben, bis das feindliche Corps durch seine Fronte hindurch in Presburg eingerckt war, um zu bekunden, wie sehr er den Sieg schon in Hnden gehabt habe. Preußen hatte nach der Schlacht bei Kniggrtz den Ge-neral-Lieutenant von Gablenz, der der eine Waffenruhe unterhandeln wollte, zweimal abgewiesen. Pltzlich erschien die Erklrung des Kaisers von Oestreich, er trete, nachdem die Ehre seiner Waffen in Italien gewahrt sei, Venetien an den Kaiser der Franzosen ab und nehme dessen Vermittlung fr den Frieden an." Da hiermit Oestreich seine Sdarmee in Italien abberufen und im Norden gegen Preußen verwenden konnte, so knpfte letzteres an den Vorschlag eines Waffen-stillstandes zugleich die Bedingungen der Friedens-Prlimina-rien. Unter franzsischer Vermittlung kam zuerst die erwhnte fnftgige Waffenruhe (2227. Juli), dann am 26. Juli zu Nicolsburg ein Waffenstillstand zum Abschlu, der zugleich einen Prliminarfrieden umfate. In demselben erkennt der Kaiser von Oestreich die Auflsung des bisherigen deutschen Bundes an und giebt seine Zustimmung zu einer Neugestaltung Deutschlands ohne Oestreich, insbesondere eines norddeutschen Bundes bis zur Mainlinie; Oestreich tritt seinen Mitbesitz an Schlsswig-Holstein an Preußen, so wie Venetien an Italien ab. In den Frieden wird nur noch Sachsen aufgenommen; sonst erkennt Oestreich die von Preußen vorzunehmenden Besitzvernderungen in Norddeutschland an, eben so wie mz von den sdwestdeutschen Staaten ein-i
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