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1. Leitfaden zum methodischen Unterricht in der Geographie - S. 304

1836 - Eisleben : Reichardt
304 Australien. Sandwichinseln. schaft eines Königs stehen. Die Hauptinffl heißt Owaihi oder Hawaii, die östlichste, größte und der Völkerteste mit dem höchsten aller Australischen Berge, dem Mouna Noa, der noch höher als der Montblanc ist und auf seinem Gipfel ewigen Schnee trägt und mit dem feuerspeienden Berge Kirauea oder Pele (spr. Pili), aus dem fast immer Steine, Asche, Lava, Rauchsäulen und Flammen emporsteigen. Cook, der Entdecker der Sandwichinseln, wurde auf Owaihi den 14. Februar 1779 von den Einwohnern getödtet. Nach Owaihi ist Owahu oder Oahu, die wichtigste Znsel, mit der Stadt Honoruru, welche einen von vielen Schiffen besuchten Hafen, lebhaften Handel, eine hüb- sche christliche Kirche, ein Liebhabertheater, einen könig. lichen Residenzpallast von großem Umfange, ein großes Missionshaus, ein starkes mit vielen Kanonen besetztes Fort und 7000 Einwohner hat. Halle, Druck von Heinrich Ruff jun.

2. Bd. 3 - S. 400

1838 - Eisleben : Reichardt
400 Amerika. Kleidung betrifft, so bedeckt ein Poncho ihre nackten Schultern und um die Hüsten schlagen sie eine Decke (Chamal), welche bis auf die Knö- chel herabhangt und einem Weiberrocke gleicht. Beinkleider und Hem- den tragen sie nicht. Ihre Zumeles (Reitstiefeln) sind mit sehr schwe- ren silbernen Knöpfen besetzt; der Zaum und der fußbreite silberne Schild, welcher von reichern Kaziken getragen wird, mögen bisweilen einige 100 Thlr. werth seyn. Kein Pehuenche bedeckt das Haupt. Man laßt das Haar zum Schutz gegen die Sonnenstrahlen wachsen und knüpft es in einen Known, durch den ein rothes Band gefloch- ten wird. Die Weiber hüllen sich in eine einfache wollene Decke, welche die Arme bloß laßt und mit einem Gürtel befestigt wird. Das Kopfhaar hangt in zwei langen Zöpfen herab, die weiter unten durch Schnüre im Halbkreis verbunden werden, an denen eine Menge von Schellen, Glaskorallen und polirten Kupferstücken hangt. Ähnliche Ketten umgeben den Hals und so plump ist der Schmuck, daß er zu- sammen einige Pfund wiegt. Der Wohlhabenheit einer Frau ent- spricht die Größe und Schwere dieses Putzes und aus dem Klirren des noch ungesehenen Besuchs kann man leicht auf seine Wichtigkeit schließen. Überhaupt sind die Pehuenchen äußerst putzsüchtig und ziehen sehr geputzt und weibisch geschmückt in den Krieg. Stets sind sie mit ir- gend einem ihrer Nachbarvölker im Kriege begriffen, wozu der Grund in den Verhältnissen des nomadischen Lebens liegt. Als Besitzer groß- ßer Heerden müssen sie weit umherziehen, um neue Weiden aufzu- finden. Begegnen sie nun innerhalb des Landstrichs, den sie durch Überlieferung als Eigenthum ansehen, einem andern Stamme, so kommt es zu Streitigkeiten und zum Krieg. Bei ihren Überfallen wis- sen sie es so einzurichten, daß sie bei dem Granzorte, der dem Angriffe geweihet ist, des Nachts eintreffen. Kaum graut der Morgen, so stürzen sie unter furchtbarem Geschrei und ohne Ordnung in den Ort, und so rasch verbreitet sich die wüthende Horde, daß den Einwohnern selten Zeit zur Flucht bleibt. Die Szene von Barberei, die dann be- ginnt, ist grausenhaft. Was irgend Werth zu haben scheint, wird geraubt, das Übrige zerstört, die Heerden werden weggetrieben und der Ueberfluß derselben getödtet. Die Männer und halberwachsenen Kna- den werden ohne Barmherzigkeit gemordet, den altern Frauen bleibt nach mancher rohen Mißhandlung das Leben. Die Mädchen und die jüngern Weiber werden fortgeführt und haben, zum Leben mit dem Sieger verurtheilt, nur wenig Hoffnung, je ihr Vaterland wieder zu sehen. Den Beschluß macht das Anzünden der ärmlichen Hütten, worauf der furchtbare Schwarm eilig abzieht. In weniger als 2 Stunden ist alles dies verübt. Eben so schnell als die Pehuenchen kamen, verschwinden sie und nur die rauchenden Trümmer und der Jammer der wenigen am Leben gebliebenen Bewohner zeugen von dem verderblichen Besuch.

3. Bd. 3 - S. 468

1838 - Eisleben : Reichardt
468 Amerika. fchast auf die Knie und senkt die Bajonette zur Erbe und sämmtliche Forts und Kriegsschiffe salutiren. Die Osterwoche beginnt mit dem Besuche der Gräber; das heilige Grab ist in allen Kirchen auf das Würdigste ausgestattet und mit vorzüglichem Geschmacke beleuchtet. Eine feierliche Prozession stellt die Beerdigung Christi vor; sie geht um 10 Uhr Nachts von einer der Hauptkirchen aus und zieht durch einen großen Theil der Stadt. Bei der Feier des Auferstehungstages wird vorzüglich dem Verrather Ju- das arg mitgespielt. Jedermann nämlich, wer es nur immer ver- mag, hat eine Gestalt verfertigt und nach eigner Phantasie gekleidet, hangt sie am Halse irgendwo an einer Straßenecke oder über seiner Hausthüre auf und befestigt ein Säckchen mit Pulver an irgend ei- nem Theile der Figur, um es zur rechten Zeit anzuzünden. Auf den Straßen sieht man Gewinde von Laubwerk, an welchen große Töpfe hangen, von einer Häuserreihe zur andern befestigt; in der Mitte der Straße ist ein Gerüste aufgerichtet, auf dessen höchstem Punkte der Satan sitzt; seinen Leib umgeben Raketen, unter ihm schwebt Ju- das, im reichsten orientalischen Gewände, von einer Tatze des Teufels gefaßt. Masken zu Fuß und zu Pferde belustigen bis zum entschei- denden Augenblicke das Publikum; erwartungsvoll sieht ihm alles ent- gegen. Mit dem letzten Schlage der Uhr, welche die Mittagsstunde verkündet, werden alle Glocken der Stadt gelautet, zwischen dieses ent- setzliche Getöse donnern die Salven der Forts, der Teufel führt Ju- das unter fürchterlichem Geprassel in die Luft, ihm folgen die übri- gen Judas-Figuren nach und bedecken die Straßen mit ihren zerrisse- nen Gliedern; diesen Augenblick schon lange mit Ungeduld erwartend, stürzt ein Theil der Neger, unter dem Rufe ,,Halleluja" über die Reste des Judas her und schleppt ihn jubelnd durch die Straßen, von den Einwohnern zur größten Ausgelassenheit ermuntert, ein an- derer Haufe Neger wirft sich auf die erwähnten Töpfe und zerschlagt sie, um ihren Inhalt zu theilen, welcher gewöhnlich aus Früchten, Tauben und andern Vögeln, zuweilen auch aus Ratten und Mausen besteht. Ein Fremder, der an einem solchen Tage die Stadt zuerst betritt, muß starke Nerven haben, wenn er längere Zeit in den Stra- ßen verweilen will; denn der Lärm übersteigt jeden Begriff. Das prächtigste und zweckmäßigste Bauwerk der Stadt ist die Wasserleitung Cariocca genannt, 1740 vollendet und nach dem Muster des berühmten Aquädukts von Lissabon angelegt, welche von Schwibbogen getragen, die sich in 2 Reihen über einander erheben, von welchen die obere 40 Bogen hat, 2 Stunden weit vom Eorcova- do-Gebirge, über Berge und Thaler ein krystallhelles Trinkwasser der Stadt zuführt und mehrere Springbrunnen damit versorgt, von de- nen einer der größten auf dem Residenzplatze, am Rande des Hafen- dammes sich befindet, wo das Wasser aus einer geschmackvollen Py- ramide nach 4 Seiten herausströmt. Er versorgt die Schiffe mit

4. Bd. 3 - S. 551

1838 - Eisleben : Reichardt
Neuseeland. 551 und Hacken versehen, gingen wir zu dem Orte und gruben eine tiefe Grube, holten die halbgerösteten Stücke Fleisch aus dem Ofen, beer- digten sie und eilten von diesem Orte des Schreckens hinweg. Allein wir erfuhren spater, daß die Neuseeländer das Fleisch wieder herausge- graben und alsdann verzehrt hatten." Ähnliche Ereignisse werden auch von Andern erzählt, die sich lange Zeit in Neuseeland aufhielten, wor- aus es scheint, daß die Menschenfresserei unter den Neuseeländern nicht durch die Leidenschaft augenblicklicher Rache entstehe, sondern innig verwebt sey mit dem Gemüthe des Volks, das zum Bessern umzuwandeln, noch viele Generationen und große Ausdauer von Sei- ten der Prediger des Evangeliums erfordern wird. Noch müssen wir ein Beispiel von der schrecklichen Rachsucht und Menschenfresserei der Neuseeländer erzählen, das sich früher ereignete. Auf einem Englischen Schiffe, Namens die Bo yd, kommandirt von Thompson, das 1809 von Sydney nach Neuseeland kam, war untec- weges ein Neuseeländer, der Matrosendienste verrichtete und George hieß, mehrmals zur Strafe gepeitscht worden. Diese Mißhandlungen hatten in seiner Seele die Begierde nach Rache erzeugt, die er auf fürchterliche Weise zu befriedigen wußte. Nachdem er nämlich in sein Vaterland zurückgekommen war, hatte er durch seine Erzählung seine Landsleute in die äußerste Wuth gebracht, so daß man einmüthiglich beschloß, durch Vernichtung der ganzen Schiffsmannschaft blutige Rache zu nehmen. Thompson, nicht berücksichtigend, daß Rachgierde bei den Neuseeländern stets die vorherrschende Leidenschaft ist, erleich- terte durch feine Unvorsichtigkeit den Wilden ihren Plan. Unklug verließ er bei seiner Ankunft in Neuseeland, das Schiff und fuhr in einem Boote mit einigen Matrosen ans Land. Kaum hatte er den Fuß ans Land gesetzt, so sielen die Neuseeländer über ihn und seine Gefährten her und zerschmetterten ihnen den Schädel, zogen sie nackt aus und schmückten sich sogleich selbst mit den geraubten Kleidern. In diesem Aufzuge die Boote besteigend, eilten sie dem Schiffe zu. Hier begann augenblicklich das allgemeine Gemetzel, bei welchem auch die Weiber und Kinder nicht verschont wurden, mit Ausnahme jedoch von 4 Personen, denen es gelang in Schlupfwinkeln den Wilden verborgen zu bleiben. Nicht weniger als 70 Europäer wurden ermor- det. Hierauf begann eine zweite scheußliche Szene. Die Wilden machten sich an die Leichname der Erschlagenen und befriedigten durch Zerreißung derselben mit gräßlicher Gier ihre Rachsucht und ihren nach solcher Speise lüsternen Magen. Die 4 dem Gemetzel glücklich Entronnenen bestanden aus einem Weibe, 2 Kindern und dem Kajü- tenburschen. Die 3 erstem waren in den Schlupfwinkeln unbemerkt geblieben, bis der Grimm der Barbaren nachzulassen schien. Als sie dann zum Vorschein kamen, hatten sie wirklich das Glück, nicht nur beim Leben gelassen, sondern auch mit Milde behandelt zu werden. Der^ Kajütenbursche hatte sich durch verschieden« Freundschaftsdienste

5. Bd. 3 - S. 609

1838 - Eisleben : Reichardt
Sandwich-Inseln. 609 Er ging daher in einem Fahrzeuge mit Io Bewaffneten ans Land. Ihm folgten zwei andere Fahrzeuge mit Seesoldaten und Matrosen. Cook verfügte sich nach dem Haufe des Königs, der Taraiopu (Terriobu) hieß, und fand den Greis, nichts Schlimmes ahnend, in der Mitte seiner Weiber sitzend. Er empfing den Kapitän sehr freundlich und zeigte sich bereit, mit demselben an Bord zu gehen; stand auch sogleich auf, um dieses zu thun. Wahrend dessen hatten sich an 4.00 Insulaner, zur Halste aus Häuptlingen bestehend, um das Haus versammelt. Sie und besonders die Weiber hielten Taraio- pu zurück und warnten ihn vor dem Besuche der Schiffe. Da faßte Cook den König beim Arm und wollte ihn mit Gewalt wegführen, wodurch das Volk äußerst empört wurde, und einer aus dem Volk drohete dem Kapitän mit dem Dolch, worauf dieser ihn niederschoß und mit seinen Leuten den Rückzug antrat. Desto kühner wurden nun die Indianer, von denen einer den Kapitän mit einem Steine warf, was dieser mit einer tödtlichen Kugel erwiederte. Zum Unglück singen nun auch die Engländer in den Booten zu feuern an, und es begann ein allgemeiner Kampf. Cook eilte mit seinen Leuten ver- gebens an den Strand, um dem Feuern Einhalt zu thun; er hob den Hut in die Höhe, um ein Zeichen zu geben, — in diesem Au- genblicke stach ihn ein Häuptling mit einem von den Engländern früher erhandelten Dolche von hinten nieder; er siel auf sein Ange- sicht und starb auf der Stelle. Außer Cook kamen noch 4 Englän- der um, die übrigen retteten sich auf die Boote, von denen aus man fortfuhr zu feuern und eine große Niederlage unter den Insulanern anrichtete. Diese brachten aber die Todten hinweg und entfernten sich erst, nachdem man angefangen hatte, mit Kanonen auf sie zu feuern. Der Leichnam des Cook war in den Händen der Insulaner geblieben, die ihn tiefer ins Land brachten und zerstückten, indem sie das Fleisch von den Knochen trennten und dasselbe verbrannten. Man hat geglaubt, daß dieses Absondern des Fleisches von Cooks Gebeinen eine Handlung der Barbarei und eine Art von Kannibalismus gewe- sen sey; allein im Gegentheil war es vielmehr das größte Zeichen von Ehrfurcht, welche sie dem Todten nach ihren Begriffen nur er- weisen konnten. Ein Theil des Leichnams jedoch ward den Englän- dern, die mit starker Mannschaft nach dem Tode ihres Kapitäns ge- landet waren, und große Verwüstungen auf der Insel angerichtet hat- ten, überliefert, in einen Sarg gelegt und mit den gewöhnlichen krie- gerischen Ehrenbezeigungen in das Meer hinabgelassen ”'). ) Der Missionär Ellis (in seiner Reise durch Hawaii. Hamburg, 1827) berichtet, daß ein Theil der Gebeine Cooks in einem dem Got- te R o n o geweiheten Tempel, an der andern Seite der Insel, auf- bewahrt und jährlich in Prozession nach verschiedenen andern Tem- peln gebracht oder von den Priestern umhergetragen worden wäre, Cannabich's Hülfsbuch. Iii. Rand. 39 ' \

6. Bd. 3 - S. 87

1838 - Eisleben : Reichardt
87 Nordwestküste. ist. An den Kriegen nehmen dis Weiber thätigen Antheil. Sie feuern die Männer nicht nur zur Tapferkeit an, sondern unterstützen sie selbst im Gefechte. Außer der Raubsucht ist die gewöhnliche Ur- sache zu Überfallen die Blutrache. Ein Mord kann nur durch einen andern gesühnt werden. Dabei gilt es aber gleich, ';b der Mörder selbst fallt, oder einer seiner Verwandten. Das Herkommen fordert bloß, das für einen Mann wieder ein Mann und für ein ermordetes Weib ebenfalls ein Weib ermordet werde. Den Weibern liegen die schwerern Arbeiten ob. Die Männer beschäftigen sich nur mit der Jagd und dem Bau der Fahrzeuge. Je reicher ein Kolusche ist, desto mächtiger ist er auch. Cr hat eine Menge Weiber, wodurch seine Familie zahlreich wird, und kauft sich noch Sklaven und Sklavinnen, die für ihn fischen und andere Ar- beiten verrichten müssen und im Kriege mit der Familie zusammen sein Heer bilden. Diese Sklaven sind Kriegsgefangene und Nachkom- men derselben. Die Herrschaft über sie ist unbeschränkt und giebt das Recht über Tod und Leben, welches nicht selten ausgeübt wird. Sonst wurden auch, wenn der Herr starb, zwei seiner Sklaven mit ihm ver- brannt oder auf dem Grabe umgebracht, damit es ihm in jenem Leben nicht an Bedienung fehle, doch soll dics jetzt, seit der Bekanntschaft mit den Europäern nicht mehr gebräuchlich seyn. Wir erwähnten bei der Schilderung der Ko loschen, daß der größte Reichthum derselben in Sreottrrfeum bestche. Die Seeotter, Meerotter, von welcher die Bewohner der Nordwestküste diese Felle gewinnen, ist ein Saugethiec, das zu der Gattung der Ottern ge- hört, von welchen es mehrere Arten, unter andern die in Europäischen Gewässern lebende gemeine Fischotter, die Sumpsotter oder der Nörz und andere giebt. Die Ottern überhaupt haben durch Schwimmhäute verbundene Zehen an den Füßen, unbewegliche Krallen, leben am Was- ser, schwimmen auch in und unter demselben, können aber nur kurze Zeit darin aushalten, und nähren sich von Fischen, Krebsen und aller- lei Schalthieren. Die Seeotter ist noch einmal so groß als die gemeine Fischotter, laust und schwimmt gut, sieht im Wasser scharf, auf dem Lande schlecht, und hat ein feines Gehör und einen scharfen Geruch. Ihr schwarzes, wie Sammet glanzendes Fell liefert das kostbarste Pelzwerk und steht daher in sehr hohem Preise. Diese Thiere fanden sich früher in großer Menge von der Beringsinsel an (einer Insel der Aleuten) bis zur Halbinsel Alaschka und längs der ganzen Nordwestküste bis zum Polarkreise. Weiter als in diesen Gränzen hat man sie nicht bemerkt. Den Russen wurde die Seeotter seit der Besitz- nahme von Kamtschatka und den Spaniern seit der Besitznahme von Kalifornien bekannt. Die Chinesen, die im Vergleich mit andern Völ- kern, am meisten die Seeotterselle lieben, lernten dieselben seit Ankunft von Cooks Schiffen in Canton, im I. 1776 kennen, welche sie von der Rordwestküste mitgebracht hatten. Die ersten Meerottern wurden

7. Bd. 3 - S. 145

1838 - Eisleben : Reichardt
145 Vereinigte Staaten von Nordamerika. Civilisation rückte, immer weiter von dem Mississippi entfernt, und fin- det sich vorzüglich in den unermeßlichen Steppen und Ebenen, die sich auf der Westseite des Msssissippi, längs des Missouri, des Arkansas und anderer Nebenflüsse des Mississippi bis zu den Felsengebirgen er- strecken; auch westlich von den Felsengebirgen hat sich dies Thier aus- gebreitet. Daselbst lebt es in Heerden zu Tausenden beisammen. James, der 1819 und 1820 diese Gegenden vom Mississippi bis zu den Felsengebirgen bereiste, versichert, daß man nicht selten so unermeß- liche Heerden dieser wilden Ochsen oder Bisons finde, daß die ganze Oberflache schwarz davon erscheine, und er übertreibe nicht, wenn er behaupte, daß man eines Tages gewiß 10,000 aus einmal beisammen erblickte. Auch ein anderer Reisender, der 1833 dahin kam, versichert, daß sich daselbst dies Thier in solcher Menge finde, daß die Zahl nicht bestimmt werden könne, sondern nur nach Meilen gezahlt werde, indem man sage: „ich sah eine, zwei ja 3 Meilen Bisons." Der schon mehrmals erwähnt^ Bonneville stimmt mit diesen Aussagen früherer Reisender überein. Als er einen Hügel in der Gegend des Platteflusses bestiegen hatte, sah. er, so weit sein Auge reichte, den Bo- den völlig geschwärzt von zahllosen Heerden der Bisons oder Büffel, wie man hier gewöhnlich, aber unrichtig diese Thiere nennt. „Keine Sprache, sagt er, kann einen Begriff von dieser unermeßlichen lebendi- gen Masse geben. Stiere und Kühe weideten in abgesonderten Heer- den. Merkwürdig sind die Wanderzüge dieser Thiere, die nicht allein im Winter von N. nach S., sondern auch überhaupt rastlos in zahl- losen Schaaren von einer Gegend dieser ungeheuren Wildnisse in die andere, durch Ebenen, über Bergpasse und Flüsse *) ziehen. Diese ungeheuren Wanderheerden haben erbliche Pfade und Straßen durch das Land, welche tief ausgetreten sind und nach den sichersten Gebirgs- pässen, wie nach den brauchbarsten Furten der Flüsse führen. Wenn ein großer Zug einmal im Gange ist, so geht er trotz aller Hinder- nisse gerade aus, indem die vordersten durch die hintere Masse fortge- schoben werden; unter solchen Umständen brechen sie durch ein Lageö von Reisenden und treten alles aus ihrem Laufe nieder. Einst lager- ten Bonneville und seine Gefährten auf einem der Landungsplätze die- ser Thiere, und waren noch nicht lange in Schlaf gefallen, als sie durch ein Brüllen und Trampeln und Platschen und Schnauben von Thieren im Flusse aufgeweckt wurden; sie hatten eben noch Zeit, zu bemerken, daß ein Heer von Bisons auf der entgegengesetzten Seite in den Fluß gedrungen- sey und auf den Landungsplatz zu marschire, bestiegen eiligst ihr Boot und schlugen ihr Lager anderswo aus, wäh- rend schon die Spitze des Zugs das Ufer erreicht hatte und an demsel- *) Um über den Missouri zu kommen, sollen sie mehrere Tage brauchen.' Eine große Zahl von ihnen kommt im Frühjahre um, wenn sie über das Eis gehen, welches unter ihrer Last bricht. Cannabich's Hülfsbuch. Iii. Band. 10

8. Bd. 3 - S. 256

1838 - Eisleben : Reichardt
r 256 Amerika. sonders an jungen Negerinnen verübten Grausamkeiten. Nach seiner Versicherung pflegen oft diele Unmenschen ihre Namen auf der Brust und andern Theilen ihrer Sklavinnen mit glühendem Eisen einzudrü- cken. Mögen auch überhaupt nur einzelne Herren und Verwalter, denm der abwesende Herr seine Sklaven überlassen hatte, sie auf eine solche barbarische Art behandelt haben, wie einige Schriftsteller es schil- dern ; so sind doch schon diese einzelnen Falle empörend genug, um den Wunsch zu erzeugen, daß die Sklaverei gänzlich aufhöre. Wiewohl -man nicht laugnen kann, daß jetzt im Allgemeinen eine menschlichere und gemäßigtere Behandlung der Sklaven, besonders solcher, die flei- ßig und von einem guten Betragen sind, Statt finde, indem theils eignes Gefühl der Menschlichkeit und die Einsicht des eigenen Vor- theils bei einer sanftem und mildern Sklavenbehandlung die Eigen- thümern zu menschlichem Gebietern dieser Unglücklichen gemacht haben, theils durch Gesetze die Tyrannei der Herren beschrankt worden ist und die Sklaven, so viel als möglich unter einen gewissen Schutz der Ge- setze gekommen sind. Überhaupt hangt die Behandlung det Sklaven sehr von dem Charakter des Eigenthümers und Verwalters ab, unter welchen es noch zu viele giebt, die weder Menschlichkeit noch Überlegung genug besitzen, um die Pflicht und den Vortheil einer guten Behandlung der Skla- ven einzusehen. Einige behaupten, das die Sklaven in Hinsicht der Wohnung, Nahrung und Pflege bei Krankheiten es besser haben, als in Europa die niedern Volksklassen, und daß ihre Lage in diesen Rück- sichten beneidenswerther sey als die Lage vieler Tagelöhner in Europa; aber zwischen dem Stande eines Tagelöhners und der Sklaverei kann keine Parallele Statt finden; denn mag auch der Europäische Tag- löhner schwerere Arbeiten verrichten, als der Neger; so ist und bleibt er doch frei, kein Treiber steht bei der Arbeit mit blutiger Peitsche hinter ihm, und was er im Schweiße seines Angesichts verdient, ist sein. Mögen auch Sklaven hier und da von menschlichen Herren gut gehalten werden, so bleibt ihr Zustand der Sklaverei doch immer eine Herabwürdigung der Menschheit. Außerdem, was sich die Sklaven selbst auf den ihnen gegebenen Grundstücken ziehen, erhalten sie von ihren Herren gewöhnlich zur Kost Vegetabilicn, als Pamswurzeln (Bd. Ii. S. 897), Mais, Bohnen rc. mit Salz und Eayennischem Pfeffer. Es ist eine sehr gute Einrich- tung, daß man ihnen ein Stück Landes bewilligt, um es für ihren eigenen Nutzen zu bearbeiten, indem sie dadurch zu einem größern Fleiße ermuntert werden und durch die Erwerbung eines kleinen Eigen- thums ihnen zugleich Anhänglichkeit an ihre Herren und deren Plan- tagen eingeflößt wird. Zur Bearbeitung dieses Grundstücks wird ihnen außer an den Sonn- und Festtagen in 14 Tagen ein Tag oder auch von gutgesinnten Herrschaften der halbe oder ganze Sonnabend frei gegeben. Hier bauen sie allerlei Vegetabilien, als Manioc (Bd. 1i.

9. Bd. 3 - S. 305

1838 - Eisleben : Reichardt
305 Col ombi sch e Republiken. giment Soldaten, das in der großen Kaserne unter den Waffen stand und eben sich zur Prozession begeben sollte, ward, mit Ausnahme weniger Einzelner, unter den Trümmern dieses großen Gebäudes ver- schüttet. Neun Zehntheile der schönen Stadt Caracas wurden gänzlich zerstört. Wenn die Zahl der Todten in dieser Stadt auf 9—10,000 be- rechnet wird, so sind dabei die Unglücklichen noch nicht in Anschlag gebracht, welche schwer verwundet, nach Monaten erst, aus Mangel an Nahrung und Pflege umkamen. Die Nacht vom Donnerstag auf den Charfreitag bot den Anblick eines unsäglichen Jammers und Un- glücks dar. Mütter trugen Kinderleichen im Arm, durch die Hoff- nung getauscht, sie wieder ins Leben zu rufen. Jammernde Familien durchzogen die Stadt, um einen Bruder, einen Gatten, einen Freund zu suchen, dessen Schicksal unbekannt war und den man im Gedränge verloren glauben konnte. Man drängte sich in den Straßen, die an Trümmer- und Schutt-Reihen einzig noch kennbar waren. Alles Unglück, das in den großen Jammerszenen von Lissabon und Messina (B. I, S. 108 und 465) erlebt worden war, wiederholte sich an dem Schreckenstage des 26. Marz 1812 zu Caracas. Bogota, sonst Santa Fe de Bogota, die Hauptstadt der Republik Neugranada, liegt auf einer 8000 F. über dem Meere er- habenen Hochebene der östlichen Andenkette, am Fuße zweier Berge, des Montserrat und Guadelupe, welche auf ihren Gipfeln Klöster tra- gen, und genießt durch ihre hohe Lage ein gesundes, erfrischendes Klima, welches den Anbau aller Europäischen Getreidearten gestattet, die im Jahre zweimalige Erndte geben. Diese Hochebene von Bogota, von N. nach S. 9| M. lang und fast 5 M. breit, ringsum von Ber- gen umgeben, gewahrt den Anblick einer fast ganz wagerechten Ebene. Diese Stadt, von 40,000 Menschen bewohnt, hat einen großen Um- fang, (da sie sehr viele Garten und Klöster einschließt), in rechten Winkeln einander sich durchschneidende Straßen, die gerade und mit Trottoirs versehen sind, und meistens einstöckige Hauser, mit außer- ordentlich starken Mauern und selten mit Glasfenstern. Die häufigen Erdbeben sind die Ursache, daß man die Häuser von so geringer Höhe erbaut. Um den innern Hof der Hauser zieht sich gewöhnlich eine Gallerie. Die größte und schönste Straße ist die Königs- oder je- tzige Republikanerstraße, welche sich an dem schönsten Platze der Stadt endigt, auf welcher die 1814 erbaute prächtige Kathedrale, die aber bei dem furchtbaren Erdbeben 1827 zerstört wurde, das schöne Regierungsgebäude und das Zollhaus stehen. Auf diesem Platze wird alle Freitage Markt gehalten, der durch das bunte Gewühl der mit Einkäufen und Verkaufen beschäftigten Kreolen, Mulatten, Mestizen, Indianer und Neger, und durch die Mannigfaltigkeit von Waaren, namentlich der Gemüse und Baumfrüchte dem Fremden ein interessan- tes Schauspiel darbietet. Cannabich's Hülfsbüch. Iii. Band. 20

10. Bd. 3 - S. 460

1838 - Eisleben : Reichardt
Amerika. 460 ten des Kriegs und der Jagd, gefühllos in ihren häuslichen Verhält- nissen, folgen sie nur dem thierifchen Triebe; ihre Liebe für ihre Lebens- gefährtin zeigt sich nur durch Eiferfucht, die einzige Leidenschaft, welche nebst dem Durst nach Rache, ihre Seele ihrem gewohnten Zustand von Unempfindlichkeit entreißen kann. Kein Weißer, der das Unglück hat, in ihre Hände zu fallen, ist auch nur einen Augenblick seines Lebens sicher, und es sind seltene Falle, daß sie die gefangenen Weißen nicht todten, sondern zu Sklaven machen. Jedoch haben die Weißen selbst den ersten Grund zu dieser Rachsucht und Wuth der Wilden gelegt, indem sie Anfangs auf das Unmenschlichste gegen sie verfuhren, sie überall, wo sie sich blicken ließen, gleich einem Wild verfolgten und tödteten. Jetzt hingegen schreitet man zu einem Angriffe auf dieselben nur dann, wenn sie durch Angriffe auf die Presidios und Quartaes (Vorposten und Schutz- wachen, welche auf Kosten des Staates in der Nachbarschaft der Wilden unterhalten werden) oder auf die benachbarten Landleute die Regierung hierzu gewissermaßen zwingen; denn zuweilen brechen sie unerwartet aus ihren Wäldern hervor und fetzen durch Verheeren, Rauben und Morden die Bewohner der angebauten Gegenden in Schrecken. Zu Anführern wählen sie sowohl bei ihren kriegerischen Unternehmungen, als auch bei ihren Jagden diejenigen Familienvater, welche sich durch Tapferkeit oder Geschicklichkeit auf der Jagd aus- zeichnen. Die Art, ihre Freundschaft zu bezeigen, besteht darin, daß sie die Nasen an einander reiben. Der Hausherr empfangt einen Fremden, indem er sich in seinem Hamak (Hangmatte) wiegt und ihm ein Zeichen giebt an dem gemeinsamen Mahle Theil zu nehmen. Wenn ein Familienhaupt seine Tabakspfeife aus dem Munde nimmt und sie seinem Gaste hinreicht, so kann derselbe dies als ein Pfand unverletzlicher Freundschaft betrachten. Das Wiedervergeltungsrecht ist bei allen Jndianerstammen gültig, die Kriegsgefangenen werden ge- - wohnlich gelobtet, nachdem man sie mit raffinirter Grausamkeit gepei- nigt hat. Die Weiber zeichnen sich bei solchen Gelegenheiten beson- ders aus. Die Heirath wird ohne irgend eine religiöse Ceremonie vollzogen. Wenn ein Mann sich eine Gefährtin gewählt hat, so kauft er sie nach der herkömmlichen Sitte von ihren Eltern und von diesem Augenblick an ist sie seine Sklavin, die er selten mit Milde behandelt, sondern sie in der strengsten Unterwürfigkeit erhalt. Wah- rend die Männer sich nur mit Krieg und Jagd beschäftigen und auf ihren Wanderungen nichts als ihre Waffen tragen, muß das arme Weib alle Arbeiten verrichten, nicht allein für die Kinder, für die Zu- bereitung der Speisen, die Verfertigung ihrer Hangmatten rc. sorgen, sondern sie werden auch auf ihren Zügen mit dem armseligen Haus- rath, mit dem erlegten Wild und den gesammelten Früchten bis zum Niedersinken beladen, indem sie dies alles auf dem Rücken in gefloch- tenen Körben oder Säcken vermittelst einer Binde um die Stirn tra-
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TM Hauptwörter (200)200

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