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1. Griechisch-römische Altertumskunde - S. 237

1910 - Münster i.W. : Aschendorff
237 auch da nur auerordentlicher Weise bei ffentlichen Spielen zugelassen und erst 47 n.^Chr. stndig wurden. Von den (in Capua und anderwrts, erst seit Domitian auch m Rom in den 4 kaiserlichen Gladiatoren-Kasernen - ludi - in der Nhe des Kolosseums herangebildeten) Fechtern waren die wichtigsten die retiarii (Netzfechter) und die secatores (Verfolger), die mur-millones mit ihrem gallischen Helm (mit einer Zierat in (Bestalt eines Fisches auf der Spitze) und die Thraeces mit kleinem Rundschd (parma) und krummem Sbel. Beim Einzge (pompa) in die Arena begrten sie den anwesenden Kaiser mit den Worten: Ave, Caesar, morituri te salutant. Der Kampf endete erst mit dem Tode oder wenigstens mit der Kampfunfhigkeit des einen Gegners, den das Volk dann meist unbarmherzig zur Ttung bestimmte, indem es den Daumen gegen dessen Brust richtete (pollicem - infestum - vertere), aber auch begnadigen konnte, wenn es (fr ihn) den Daumen Hielt (drckte) (pollicem premere). b) Tierhetzen (venationes), zuerst von Fulvius Nobilior nach dem Aitolerkriege im 3. 186 v. Chr. eingefhrt, teils Kmpfe der wilden Tiere untereinander, teils regelrechte Hetzen und Jagden von berufsmigen Tierkmpfern auf Tiere, teils bloe Scheinkmpfe von wehrlos den Bestien gegenbergestellten Verbrechern und Christen, teils Kunststcke gezhmter und dressierter Tiere. - Berhmt waren die Spiele des Pompejus, Titus und Trajan, in dessen Gladiatorenkmpfen nicht weniger als loooo Fechter aufgetreten, bei dessen Tierhetzen tn 4 Monaten 11000 Tiere erlegt sind. Der Ort der Auffhrung der Fechterspiele und Tierhetzen war anfnglich zuweilen der Rindermarkt, spter aber meist das Forum, roo das Volk von den Dchern der dort liegenden Verkaufshallen (tabernae) aus Zusah, seit der letzten Zeit der Republik das anfangs hlzerne Amphitheater, das auf 2 Seiten einen Zuschauerraum hatte. Das lteste steinerne Doppeltheater der Art war das von Statilius Taurus 29 v. (Ehr. auf dem Marsfelde erbaute, das aber bei dem Neronischen Brande zerstrt wurde; das berhmteste war das von Vefpasian errichtete Kolosseum. c) Seeschlachten, vorgefhrt auf Seen, im Amphitheater oder in besonderen Anlagen, Kolossalbassins (naumachiae), die z. B. Csar auf dem Marsfelde, Augustus jenseits des Tibers herstellte. Kaiser Claudius gab auf dem Fucinersee eine Naumachie, in der auf 100 Schiffen 19000 Mann als Rhodier und Sikuler kmpften. 4. Die agones, hippische, gymnische und musische Wettspiele nach griechischer Art, die erst in der Kaiserzeit Eingang und im allgemeinen wenig Anklang fanden, während die auf etruskischen (Einflu zurckgehenden 1. circenses, scaenici und munera sehr beliebt waren. Domitian hat in dem Stadium eine wrdige Rumlichkeit fr die gt)m-nischen, in dem Ddeum fr die musischen Agone geschaffen. Ein bemerkenswerter Unterschied drngt sich auf: in Rom waren Sklaven und Kriegsgefangene die Zirkuskmpfer, Gladiatoren und Schauspieler, und ihr Beruf galt als unehrlich; in Griechenland

2. Griechisch-römische Altertumskunde - S. 270

1910 - Münster i.W. : Aschendorff
270 - Bildwerke aus der hellenistischen Zeit. (Es gab damals zwei groe und zwei kleinere Kunstschulen, die rho bische und die pergamenische einerseits und die zu Alexandreia und Antiochia anderseits. - Der rhodischen Schule gehren an der Kolo von Rhodos, der Laokoon und der farnesische Stier, der pergamenischen Schule gehrt an der sterbende Gallier, der Gallier und sein Weib, auerdem der Gigantenfries vom Ieusaltar. Aus Alexandreia stammt der Vater 9hl, aus Antiochia die Tyche von Antiochia. Beispiele fr das Streben nach dem Ungewhnlichen: Man bildete ungeheuer groe Statuen, wie den ehernen Kolo von Rhodos! die gttliche Hoheit suchte man auch durch eine ungewhnlich hohe Leibesbildung anzudeuten, wie beim Apollon von Belvedere und noch weit mehr in dem Gegenstck dazu, bei der Diana von Versailles; man suchte das Entsetzliche mit dem Schnen zu vereinen, wie bei der Medusa Rondanini; ebenso bei grlichen Vorgngen, wie beim Laokoon und dem farnesischen Stier; man stellte einen schnen Geist dar meinem hlichen Kopfe, wie bei der Sokrates-Bste. 53. Einzelne Bildwerke aus der hellenistischen Seit. Die Laokoongruppe im Vatikan, angefertigt von drei rho-dischen Knstlern nach der lteren Laokoon-Sage. Nach dieser Sage mar Laokoon, der aus erster Ehe schon einen Sohn besa, eine Zweite (Ehe eingegangen und zwar im Tempel des Gottes; zur Strafe fr biegen Frevel wrbe er selbst und der Sohn aus dieser zweiten Ehe durch zwei Schlangen gettet, rohrenb der ltere Sohn am Leben blieb. - Unterscheidung der lteren Sage von der bei Vergil: Dort liegt eine Freveltat vor, hier eine fromme Tat der Vaterlandsliebe; bort wirb der Frevel nur an dem Schulbigen und der Frucht Jetner Schulb gercht, hier werben der fromme Patriot und seine beiben schulblosen Shne der Rachsucht einer feinbseligen Gottheit geopfert; jene Sage ist burchaus sittlich, diese unsittlich und nur dazu bestimmt, die unglaubliche Torheit der Trojaner zu entschulbigen. - Die beiden Schlangen in der Gruppe sind an dem lteren Sohne vorbei auf ihre beiden Opfer hingestrzt; der jngere Sohn ist bereits tot und tvirb nur noch durch die Schlangenwindungen aufrecht erhalten; der Korper des Vaters zeigt in allen Teilen und Muskeln die Gewalt der Schmerzen in ihrer furchtbarsten Gre und wirb unmittelbar barauf leblos zusammensinken; ba der ltere Sohn dem Verberben entrinnen wirb, fhlt er offenbar selber, ba er seine ganze Aufmerksamkeit nicht auf sich, sonbern auf den Vater richtet. Der farnesische Stier in Neapel. Die thebanische Knigs-tochter Antiope gebiert dem Jeus zwei Shne, Zethos und Amphion, die gleich nach der Geburt im Kithairon ausgesetzt und bort von einem Hirten erzogen werben. Antiope selbst lebt fortan bei ihrem Oheim in Theben, wirb aber von besten Gemahlin Dirke, wohl aus (Eifer)ucht, sehr hart behanbelt. Nach vielen Iahren entflieht sievor ihr auf den Kithairon, wo sie unerkannt ihre beiben Shne antrifft. Dirke jedoch

3. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 82

1899 - Gera : Hofmann
82 ?1- Das römische Forum zur Kaiserzeit. Rekonstruktion nach Rehlender. eine Kette, eine Handmühle, einen Topf, einige Pfähle und Lebensmittel auf einen halben Monat, im ganzen ein Gewicht von 30 kg. Vor einer Schlacht wurde diese Last abgelegt. Strenge Strafen schreckten den feigen, Beute und Ehre lockten den tapfern Soldaten. — 2. Seine herrliche Residenz. In Rom herrschte eine unbeschreib- liche Pracht, besonders in den Tempeln, Theatern und Bädern. Augustus rühmte von sich, daß er die Backsteinstadt in eine Marmorstadt ver- wandelt habe. Auf dem palatinischen Hügel erhob sich die kaiserliche Burg. Das kaiserliche Rom erhielt unter Augustus und seinen Nach- folgern einen Prachtbau nach dem andern. Die Bauart vereinigte in gefälliger Weise den einheimischen Gewölbe- und Kuppelbau mit dem griechischen Säulenbau. Der große Zirkus war eine Rennbahn für allerlei Wettrennen, an denen die Römer ein besonderes Gefallen fanden. Über 100 000 Schaulustige fanden Platz darin. Das herrliche Pantheon war allen Göttern geweiht und ist heute die Märtyrer- kirche. Das Kolosseum war ein riesenhaftes, vierstöckiges Rundtheater für Wettkämpfe von Menschen und Tieren mit mehr als 80 000 Sitz- plätzen. Hier ergötzte sich das schaulustige Volk an den Fechterkämpfen und Tierhetzen. Die Fechter oder Gladiatoren waren Kriegsgefangene oder Sklaven oder Verbrecher. Sie wurden lange und fleißig im Fechter- handwerk geübt und mußten dann vor den Augen von Tausenden in der Arena, dem eiförmigen Kampfplatz, auf Tod und Leben mitein- ander kämpfen. Zeigten sie sich lässig oder schonten sich gegenseitig, so wurden sie mit Peitschen und glühenden Stangen gegeneinander getrieben. Die unterliegenden Fechter wurden verschont oder getötet, je nachdem die Zuschauer ihre Daumen erhoben oder senkten. Ebenso beliebt wie die Fechterkämpse waren die Tier hetzen. Löwen, Tiger, Elefanten und

4. Oldenburgisches Quellenbuch - S. 70

1904 - Oldenburg : Nonne
70 — mit welchem ich und mehrere zum Tor hinauskamen, das gleich hinter uns geschlossen wurde. Nun ging der Zug nach dem Bremer Richtplatz, unweit dem Dorfe Walle. Hier aus diesem snmösen, sogenannten Galgenberge mußten obbenannte Herren aussteigen, wurden dann alle zuerst in eine Reihe ausgestellt; nach beendeter Vorlesung des Urteils aber die drei letzteren abgetrennt und vor dem gegenüber stehenden Erekntions-kommando, bestehend aus 12 Mann alter Sergeanten, in 2 Treffen, ausgestellt. Nun trnt der Tambourmajor vor beide erstere, ersuchte sie artig um ihre Taschentücher, verband ihnen damit die Augen, und sogleich nach seiner Entfernung gab der kommandierende Offizier das Signal mit dem Degen zum Totschießen; worauf das erste Treffen den Herrn von Berger gleich niederschmetterte, der Herr von Finckh aber noch stehen blieb, den das zweite Treffen zwar sogleich auch niederwarf, aber noch nicht völlig getütet hatte, was erst beim augenblicklichen Abmarsch des Militärs freiwillig durch Schüsse von mitleidigen, den schrecklichen Todeskampf anschauenden Individuen geschah. Meinen Gefühlen bei diesem herzzerreißenden Schauspiel bin ich unvermögend, Worte zu geben. Dumpfe Grabesstille herrschte den ganzen Tag in Bremen. Auf den Wällen promenierten die sonst so lebhaft konversierenden französischen Offiziere stumm mit verschlungenen Armen und trübem, ernstem Blicke; selbst die Einquartierung meines Schwagers, drei junge Rekruten, welche in Reih' und Glied jener frivolen Hinrichtung beigewohnt, hatten ihre Mittagsmahlzeit unangerührt stehen lassen und sich erschüttert anss Bett hingestreckt. — e) Inschrift des Denkmals für von Finckh und von Berger. (Herzog Peter ließ den beiden Märtyrern ein Denkmal nur dem Gertrudenkirchhofe errichten. Es erbebt sich über der Gruft, die ihre Gebeine birgt.) Dem Andenken der Kanzleiräthe und Landvögte Albrecht Ludwig von Berger, geb. Oldenburg V. Nov. Mdcclxiii und Christian Daniel von Finckh, geb. Zeven Ix. Sept. Mdcclxv. Der Fürst im Namen des Vaterlandes. Für beruhigten Ausstand des Aufruhrs beschuldigt. Durch Fremder gesetzlose Gewalt ungerecht verurteilt, Opfer ihrer Liebe für Fürst und Vaterland Und der von beiden ihnen gewidmeten Achtung. Erschossen Zn Bremen, den 10. April 1813. Ehrenvoll ist Für gute Sache der Tod. Ihr Märtyrer, vertraut Der Wahrheit und der Zeit. Vergänglich ist des Druckes Bürde, Doch ewig die Gerechtigkeit.

5. Geschichte des Mittelalters - S. 38

1891 - Münster i.W. : Aschendorff
- 38 — 1473 1476 1476 1477 1477 1482 1493-1519ii 2) Der „Prinzenraub" des Kunz von Kaufungen. 3) Zwist des Kaisers mit seinem Bruder Albrecht. 2. Karl der Kühne und die burgundische Erbschaft. 1. Karls Bemühung um die Königskrone. 1) Besitzungen Karls: Herzogtum und Freigrafschaft Burgund, der größte Teil Belgiens und Hollands. 2) Streben nach Eroberungen und nach der Königskrone; Streben des Kaisers nach der Vermählung seines Sohnes Maximilian mit Karls Tochter Maria. 3) Vereitelte Königskrönung zu Trier. 4) Einmischung Friedrichs und Karls in den Streit zwischen dem Domkapitel und dem Erzbischöfe von Köln. 5) Heimliche Verlobung Marias mit Maximilian. 2. Karls Kriege mit dem Herzoge von Lothringen und mit der Schweiz. 1) Angriff Karls aufbeu Herzog Renatus vou Lothringen; Eroberung von Nancy. 2) Angriff auf die mit Lothringen verbüubeten Schweizer; Eroberung von Granfon. 3) Karls Niederlagen bei Granfon und Murten bind) die Schweizer. 4) Karls Niederlage und Tod bei Nancy durch die Lothringer. 3. Vereinigung Burgunds mit Österreich. 1) Vergebliche Bemühungen Ludwigs Xi. vou Frankreich um eine Vermählung seines Sohnes mit Maria. 2) Vermählung Maximilians und Marias. 3) Verteidigung Burgunds gegen Ludwig Xi. 4) Tod Marias. — Verlust des eigentlichen Burgunbs an Frankreich. Iii. Kaiser Maximilian I. 1. Förderung der Künste und Wissenschaften. 1) Blüte der Künste in den Städten, des. Nürnberg (Bildhauer Adam Krafst, Erzgießer Peter Bischer, Maler Albrecht Dürer). 2) Erhaltung des Volksepos Gndruu; Dichtung Teuerdank. 2. Auswärtige Angelegenheiten. 1) Verwickelung in die Kriege zwischen Frankreich und

6. Deutsche Prosa - S. 201

1900 - Gera : Hofmann
Hermann Hettner. 201 stimmte Instrument der Seele sich wieder herstellte und zerrissene Saiten wieder angeknüpft würden; als ob in seiner Gegenwart sich die Unruhe der aufgeregten Triebe stille, wie vor der Musik der Natur. Aber die Erinnerung, daß er mit der Transfiguration sein Lebens- werk schloß, lenkt unsern Blick noch einmal auf die Hauptgestalt. Es giebt Momente im Leben, wo sich der Gedanke einstellt, daß das Da- sein auf seinem Höhepunkt angelangt sei. Und während der Sterbliche oft auch da, wo das Leben nur noch eine Kette von Schmerzen für ihn und eine Pein für andere ist, sich an dies Leben anklammert: so wird er in jenen Momenten sich fürchten vor der Leerheit, in die ihm nun allgemach herabzusinken bestimmt ist; und wo der Strom des Lebens am höchsten geht, scheint es nicht so schwer zu vergehen. So hat Raphael, nach Vasaris Worten, nachdem er das Antlitz seines Christus vollendet hatte, den Pinsel nicht weiter berührt. Ernst Metfchet. 1861. Hermann Hettner, Kleine Schriften. (Braunschweig. F. Vieweg & Sohn.) Ernst Rietschel war am 15. Dezember 1804 zu Pulsnitz geboren. Pulsnitz, die Geburtsstätte des Schöpfers der Lessing-Statue, ist von Kamenz, der Geburtsstütte Lessings, nur zwei Stunden entfernt. Rietschel stammte aus eiuer braven, aber armen Handwerkerfamilie. Sein Großvater war Seilermeister in Pulsnitz gewesen, sein Vater war Beutler oder Handschuhmacher; in späteren Jahren erhielt er zu diesem Erwerb, der in dem kleinen Landstädtchen kümmerlich genug war, das Küsteramt. Im Vater waren die Züge des Sohnes bereits ganz bestimmt vorgezeichnet; Rietschel pflegte oft in dankbarster Er- innerung von ihm zu erzählen. Es ist ein rührendes Bild schlicht deutscher Bürgerlichkeit, wenn wir hören, wie der arme bildungsbe- dürftige Mann, der in seiner Jugend große Lust zum Studieren ge- habt hatte, dies aber wegen seiner Mittellosigkeit hatte aufgeben müssen, überall nach Büchern herumsucht und sich zu diesem Behuf sogar eine kleine Leihbibliothek anlegt, wie er seinen Freunden und Nachbarn ein vorsichtiger Ratgeber und Helfer ist, und wie er fern von jeder Frömmelei, aber voll tiefen Gottvertrauens nicht bloß allsonntäglich in die Kirche geht, sondern auch stille Hausandachten hält und jeden Morgen und Abend sein geistlich Lied singt, in welches Frau und Kinder freudig miteinstimmen. Die Mutter war sanft und in sich ge- kehrt, bescheiden und unermüdlich thätig; emsig darauf bedacht, durch

7. Deutsche Prosa - S. 203

1900 - Gera : Hofmann
Ernst Rietschel. 203 meisten Volksschullehrer zu kämpfen haben. Er trat einige Wochen in die Handlung eines kleinen Pulsnitzer Kaufmanns, es zeigte sich sehr bald, daß ihm alles geschäftliche Talent abging. Er sah sich, gestützt auf seine gute Handschrift, nach einer Schreiberstelle um; er fand keine. Da tauchte immer unabweislicher der Gedanke in ihm auf, dem Ruf seines Herzens zu folgen und Künstler zu werden. Dieser Entschluß, bei dem Mangel aller Aussicht auf Unterstützung doppelt waghalsig, fand endlich auch die Billigung des Vaters, nachdem ein Dresdener Architekt, Guido, welcher auf einen kurzen Verwandtenbesuch nach Pulsnitz gekommen war, auf Grund der vorgelegten Zeichnungen und Malereien seine lebhafteste Ermunterung ausgesprochen hatte. Professor Seifert, damals Inspektor der Dresdener Kunstakademie, gab seine Zu- stimmung. Der Würfel war gefallen. Michaelis 1820, also beinahe 16 Jahre alt, trat Rietschel in die unterste Klasse der Dresdener Aka- demie ein. Wohl erzählt die Kunstgeschichte von gar mannigfachen Bildungs- mühen und Entbehrungen, durch welche sich oft strebende Künstler qualvoll hindurchwinden mußten, und welchen nur allzu viele ermattet unterlagen. Aber ein schwereres Los ist selten einem Künstler ge- worden, als unserem Rietschel. Und wenn wir heute darüber klagen und trauern, daß eine langjährige Brustkrankheit den Meister mitten in seinem freudigsten und gewaltigsten Schaffen dahinraffte, so wird diese Trauer vermehrt durch die Gewißheit, daß der Keim dieser Krank- heit auf die entsetzliche Not zurückzuführen ist, mit welcher Rietschel mitten in der anstrengenden Arbeit seines ersten rastlosen Strebens und in den Jahren seines schnell aufschießenden körperlichen Wachstums zu kämpfen hatte. Ich werde es nie vergessen, mit welcher tiefrührenden Bescheiden- heit mir Rietschel einmal von dem Druck dieser seiner ersten Künstler- jahre erzählte. Es war am Vorabend jenes großen Künstlerfestes, mit welchem die Dresdener Künstler im Mürz 1857 den geliebten Meister nach der Vollendung der großen Goethe- und Schillergruppe feierten. Solche Tage der Siegesfreude, die in kleinen Menschen die Eitelkeit reizen, stimmten Rietschel ernst, demutsvoll und dankbar. Oft hatte der Vater bei freudigen Ereignissen mit Thränen im Auge und mit gefalteten Händen die Bibelworte gebetet: „Was bin ich und mein Haus, daß du mein so gedenkest?" Dem Sohn war diese Ge- sinnung der Leitstern seines Lebens geblieben. Er pflegte sich in solchen Stunden mit dem entzückendsten Humor in die Erinnerung vergangener Leiden zu versenken. Sechs Thaler bildeten das Kapital, mit welchem der junge Künstler die Akademie bezog. Er wohnte in einem kleinen einstöckigen

8. Deutsche Prosa - S. 204

1900 - Gera : Hofmann
204 Hermann Hettner. Häuschen auf der Oberseergasse; er teilte seine Stube mit seiner Wirtin, einer alten Waschfrau; seine Schlafkammer war unter dem niedrigen Dach ein kleiner Holzverschlag, im Sommer erstickend heiß und bei schlechter Witterung nicht einmal hinlänglich gegen Regen und Schnee geschützt. Des Mittags hatte er nichts zu essen, als Obst und Butter- brot; nur am Sonntag fand er bei einer armen Tante in der Friedrich- stadt ein dürftiges Fleischgericht. Aber die Fortschritte in der Akademie, die er mit leidenschaftlichem Eifer besuchte, waren schnell und erlangten die allgemeinste Anerkennung. Aus der untersten Klasse, in welcher die meisten Schüler zwei Jahre, viele noch länger zu sitzen pflegten, wurde er bereits nach neun Monaten in den Gipssaal versetzt. Auf der Ausstellung erhielt er die damals übliche Geldprämie von 25 Thalern. Das zweite Jahr war mit demselben Erfolg gekrönt; nach elf Monaten rückte er in den Aktsaal vor und erhielt wieder die Prämie. Sein wackerer Strebensgenosse und inniger Freund war Julius Thäter, jetzt Professor der Kupferstecherkunst in München, der ebenfalls ein Meister ersten Ranges in seiner Kunst geworden ist. Endlich hatte sich die äußere Lage etwas besser gestaltet. Der junge Künstler hatte die Aufmerksamkeit der Kunstfreunde erregt, seine liebenswiirdige Persönlichkeit gewann ihm die Liebe aller. Es wurden ihm fast für alle Tage der Woche Freitische angeboten; durch Unter- richtgeben und kleine Nebenarbeiten gelang es auch, für eine etwas be- haglichere Wohnung sorgen zu können. In diese Zeit füllt das erste fröhliche Ausschauen nach einer tieferen und allgemeineren wissenschaft- lichen Bildung, durch welche Rietschel in späteren Jahren sich vor vielen, selbst berühmten Künstlern sehr vorteilhaft auszeichnete, und welche leider jetzt die meisten Akademieschüler sträflich vernachlässigen, in der aberwitzigen Meinung, daß die Bildung ihre Naivetät beeinträchtige. Zum erstenmal lernte er Goethe, Schiller, Shakespeare und die alten Dichter mit verständnisvollster Bewunderung kennen. Ein vorgerückterer junger Künstler, Milde aus Hamburg, führte Rietschel in diese neue Welt ein. Thäter und einige Monate hindurch auch der Landschafter Preller aus Weimar, der aber bald Dresden verließ, nahmen an diesen Studien den innigsten Anteil. Trotz alledem lagerten über der Aussicht in die Zukunft nach wie vor die düstersten Sorgen. Es konnte dem talentvollen Jüngling nicht lange verborgen bleiben, daß sich die Akademie im kläglichsten Zustand befand. . . . Noch hatte sich Rietschel nicht für einen bestimmten Kunstzweig entschieden. Er dachte daran, Maler zu werden, aber er war ohne Hilfe und Rat. . . Ein günstiger Zufall wurde entscheidend. Der Minister Graf von Einsiedel suchte zur Vergrößerung seines Hütten- werkes in Lauchhammer einen geschickten Modelleur und entschloß sich,

9. Altertum - S. 130

1894 - Oldenburg : Stalling
130 Titus, der ihn mit der Zerstrung Jerusalems beendete (70). Damit hrte die Selbstndigkeit des jdischen Volkes auf, und es begann seine Zerstreuung unter alle Völker. Zzekagerung von Jerusalem. Neben dem Krieg gegen den ueren Feind wteten in Jerusalem innere Zwistigkeiten unter den Juden selbst. Eine wtende Rotte, die Zeloten (Eiferer), vor welcher die den Frieden wnschenden Gemigten zitterten, hatte sich des Tempels bemchtigt und fhrte eine Schreckensherrschast. Auch die Zeloten zerfielen unter sich und bekmpften sich aufs heftigste, so da Vespasianus den Angriff verschob, um die Juden sich selbst aufreiben zu lassen. Titus rckte int Jahre 70 vor die Stadt, wo Zerrttung und Elend den hchsten Grad erreicht hatten. Aber Jerusalem war so stark befestigt, da es kaum mit Waffengewalt zv erobern schien. Titus bot Verzeihung an. aber man wollte sich nicht ergeben. Die Hungersnot stieg so hoch, da eine Mutter ihr Kind schlachtete upd a, und Titus entsetzt ausrief: ..Ich will den Grucl des Kinderfraes mit den Trmmern der Stadt bedecken: die Sonne soll nickt mehr eine Stadt Weinen, in der Mtter also sich nhren!" (vgl. 3. Mos. 26. V. 2729). Hunger und Seuchen wteten um die Wette; die Leichen wurden zu Hunderttausenden der die Mauern ge-worfcn. Nach Erstrmung der Mauern griffen die Rmer den Tempel an, den Titus gern erhalten htte, aber die Juden meinten, Gott selber msse ihren Tempel schtzen, und ergaben sich nicht. Endlich ward der Prachtbau durch Feuer zerstrt. Ein allgemeines Blutbad erfolgte; mehr als eine Million Juden sollen in diesem Kriege umgekommen sein (vgl. Luc. 19, V. 44). Unterdessen kehrte mit Vespasian wieder Ordnung und Sicher-heit in das zerrttete Reich zurck. Er stellte die gesunkene Kriegs-zucht wieder her, reinigte den Senat von unwrdigen Mitgliedern, beschrnkte die Anklagen wegen Majesttsbeleidigung und fhrte eine weise Verwaltung ein. Er verschnerte die Stadt durch prachtvolle Gebude, besonders durch ein ungeheueres Amphitheater (Kolosseum), welches 87 000 Menschen fate. Der Aufstand der Bataver unter Claudius Civilis, in dem Velleda, eine^ung-srau aus dem germanischen Stamme der Brukterer, als Seherin austrat, wurde unterdrckt. Britannien wurde durch die Mde und Gerechtigkeit des Julius Agrkola fr rmische Bildung gewonnen.

10. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 97

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
97 Bremer Musikanten gefiel's aber so wohl darin, daß sie nicht wieder heraus wollten, llnb der das zuletzt erzählt hat, dem ist der Mund noch warm. 95. Sylvia. Es war um die zehnte Stunde des Tages; die Sonne ruckte der Mitte ihres Laufes näher und goß ihr reich- stes Licht auf die rauschende Menge, die jetzt ans den vierzig Stadtteilen Roms hervorströmte und ihren Lauf nach dem Amphitheater des Vespasian richtete. Die Spiele sollten be- ginnen, und das Bolk drängte sich mit Ungestiim zu der Arena, wo Menschen, wo unschuldige, waffenlose Christen den wilden Tieren znm Futter dienen mußten. Die Zuschauer ergossen sich über die breiten Behälter, welche bald die Bestien aus- speien sollten, und nahmen ihrem Range gemäß auf den un- geheuren Stufen Platz, die noch nach siebzehn Jahrhunderten den Reisenden durch ihre großartigen Verhältnisse in Stau- nen und Bewunderung setzen. Doch plötzlich schweigt der Lärm dieser Menschenmassen, aller Lippen sind auf einmal geschlossen, aller Blicke richten sich mit Ehrfurcht nach einer Loge, die, mit der kaiserlichen fast in derselben Lage, in die- sem Augenblicke vor sechs Frauen sich anfthut, die ganz weiß gekleidet und züchtig verschleiert waren; es sind die vestali- schen Jungfrauen. Besonders ist e? eine unter ihnen, die jüngste der Schwestern, an deren Schritte sich die achtungs- volle Aufmerksamkeit der Menge heftet; ihr Name ist in al- ler Munde: es ist die Tochter des Sulpicius, es ist Sylvia. Mitten unter ihren Gefährtinnen sitzend läßt sie den über- raschten Blick über die bewegliche Versammlung gleiten. Das Ganze war glänzend und prächtig; die Sonne verbündete sich niit den Spielen aus der Erde; die Bronze- und Marmor- statuen lächelten schweigend von ihren Fußgestellen herab; die Springbrunnen spritzten ein wohlriechend gemachtes Wasser um- her, und der Tori von verschiedenen Instrumenten erschütterte die Luft. So feierte man ein Fest des Todes! Zuweilen ließ sich wie der Ruf des Schicksals das Gebrüll der Löwen hö- ren, vor deren mächtiger Stimme der Lärm der Menge ver- Lcsebuch für Obcr-Klasscn. 7
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