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1. Das erste Geschichtsbuch - S. 35

1892 - Gera : Hofmann
— 35 — Die Königin Luise erlebte den Ostermorgen der Freiheit nicht mehr. Die schweren Leiden hatten ihr Leben geknickt. Erst 34 Jahre alt, starb sie im Jahre 1810 zur unsäglichen Trauer des Königs und des Volkes. Aber ihr verklärtes Bild begeisterte später ihr ganzes Volk zu den großen Thaten in den Befreiungskriegen. 8. Das Morgenrot der Freiheit brach in Rußland an 1812. Napoleon wollte ganz Europa beherrschen; darum griff er Rußland mit der „großen Armee" von mehr als einer halben Million Soldaten an. Auch Preußen, wie die übrigen deutschen Staaten, mußte Hilfstruppen unter dem General Iork stellen. Siegreich drang Napoleon bis in die alte Hauptstadt Moskau vor. Hier sollte das Heer die Winterquartiere beziehen. Aber die Russen steckten die Stadt in Brand, und nur mit Mühe rettete sich Napoleon aus den Flammen. Er wollte Frieden schließen, aber der russische Kaiser sagte: „Nun soll der Krieg erst recht angehen!" V- Napoleon flieht aus Rußland. Napoleon mußte sich im Herbste zum Rückzüge entschließen, denn der großen Armee fehlte es an Lebensmitteln. Zum Unglück für sie brach ein früher, strenger Winter ein. Mehr und mehr löste sich alle Ordnung im Heere auf. Viele verhungerten, mehr noch erfroren, andere wurden von den Kosaken auf ihren schnellen Pferden eingeholt, gelötet oder gefangen genommen. Abends fetzten sich ganze Haufen um ein Wachtfeuer, morgens lagen sie erfroren im Schnee. Ohne Gewehre, in Weiberröcken, die Füße mit Lumpen umwickelt, Ohren und Nasen erfroren, zu Gerippen abgezehrt, so schleppten sich die Unglücklichen hinkend durch die Schneewüste. 3*

2. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 236

1899 - Gera : Hofmann
— 236 — erst an, nachdem man ihn unter Thränen und kniefällig darum gebeten hatte. Der grausame Christian wurde von seinen eigenen Unterthanen abgesetzt und bis an seinen Tod in Gefangenschaft gehalten. 3. Gustav Wasa als trefflicher König. Durch die Brüder Peterson wurde die lutherische Reformation in Schweden ein- geführt. Auf dem Reichstag bewog Gustav endlich die Stände, die reichen Kirchengüter einzuziehen und ihm zum Wohle des Landes zur Verfügung zu stellen. Gustav hob Handel, Schiffahrt und Gewerbe. Streng gegen sich wie gegen andere, erwarb er sich doch die Liebe seines Volkes. Er hat die Größe angebahnt, die Schweden unter seinem Enkel Gustav Adolf erreichte. Fragen: Warum hatte die Kalmarsche Union keinen Bestand? — Welche Gründe bewogen Gustav zur Reformation? — Woran erinnern die Namen Falún, Upsala, Westeräs und Stockholm? 73. Die Mark Drandendurg in -er Uesormatmnsm. 1. Joachim I. Nestor (1499—1535) a) als thatkräftiger Unter- drücker des Raubadels. Er kam mit fünfzehn Jahren zur Herrschaft und vereinigte mit einer schönen Gestalt eine umfassende Bildung und festen Willen. Dürre, Hungersnot und Pest suchten sein Land heim. Dazu erhob der Raubadel wieder kecker sein Haupt. Die armen Land- leute beteten damals: „Vor Köckeritze und Lüderitze, vor Krachten und vor Jtzenplitze, behüt uns, lieber Herre Gott!" Joachim hatte den Wahlspruch: „Durch Gericht und Gerechtigkeit". Er verfolgte die Frevler mit unerbittlicher Strenge. Da sollen sie an seine Thür geschrieben haben: „Jochimke, Jochimke, hüt dy! fange wy dy, so hange wy dy!" Wirklich legten sie ihm einen Hinterhalt in der Heide bei Köpenick, und nur die Warnung eines Bauern rettete ihn. Jo- achim ließ daraus durch Bewaffnete die Bande in der Heide aufheben und hin- richten. In einem Jahre wurden 70 Räuber, darunter die Hälfte Adlige, auf- Nach einer Handmchnung von A. Dürer, geknüpft. Sein Oheim schrieb ihm, er solle nicht also gegen den Adel seines eigenen Landes wüten. Er aber antwortete: „Nicht adliges, sondern nur Schelmenblut habe ich vergossen. Wären diese redliche Edelleute ge- wesen, so hätten sie keine Verbrechen begangen." lr) als strenger Regent. Um auch die vornehmen Stände der staatlichen Gerichtsbarkeit zu unterwerfen, gründete er das Kammer - gericht in Berlin, welches zugleich als oberster Gerichtshof in allen Streitfragen entschied. Er eröffnete die Universität zu Frank- furt a. O. und förderte sie mit aller Kraft. Die Verwaltung der Städte regelte er nach bestimmten Vorschriften und nahm sich auch der ge- Í83. Joachim I. Nestor.

3. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 244

1899 - Gera : Hofmann
244 Georg Wilhelm von Brandenburg zögerte, ihm Spandau als Stütz- punkt in seinem Rücken zeitweilig einzuräumen, da zwang er ihn zum Bunde, indem er Kanonen auffahren ließ. lr)Er kann Magdeburg nicht retten. Während sich die Unterhandlungen mit Sachsen, dessen Kurfürst dem Könige den Durch- zug verweigerte, in die Länge zogen, schloß Tilly das protestantische Magdeburg ein. Gustav schickte den Oberst Falkenberg zu Hilfe; ehe er aber selber kommen konnte, ereilte die Stadt das traurigste Geschick. Durch die Einstellung der Feindseligkeiten und die Nähe der Schweden war die Bürgerschaft sicher gemacht worden. Da wurde die Stadt den 1631 20. (10.) Mai 1631 in der Morgenfrühe durch Tilly und Pappen- heim überrumpelt und nach tapferer Gegenwehr erobert. Die Ein- wohner wurden niedergemetzelt oder grenzenlos mißhandelt und die Häuser ausgeplündert. In der Verwirrung brach eine entsetzliche Feuers- brunst aus und legte die Stadt in Asche; 30000 Menschen kamen um, nur der Dom mit den hinein Geflüchteten und noch einige wenige Ge- bäude blieben erhalten. Einen Befehl zur Zerstörung der Stadt hat Tilly nicht gegeben, da er ja durch den Untergang der Stadt einen wichtigen Stützpunkt verlor. Die Greuelthaten der zuchtlosen Soldaten hat er aber auch nicht zu verhindern gesucht. Der Ursprung des Feuers bleibt in Dunkel gehüllt. Das Feuer soll die Pulverminen entzündet haben, die Falkenberg durch die Stadt hatte legen lassen. Pappenheim meldete dem Kaiser, „daß nach Trojas und Jerusalems Eroberung kein größerer Sieg gesehen worden." c) Er besiegt Tilly. Nach Magdeburgs Fall verbündete sich der Kurfürst von Sachsen mit dem Schwedenkönige. Die sächsischen Truppen stießen zu den Schweden. Bei Breitenfeld in der Nähe Leipzigs trafen Tilly und Gustav Adolf aufeinander. Trotz der voreiligen Flucht der 1631 Sachsen errang Gustav Adolf einen vollständigen Sieg (1631). Das ganze protestantische Deutschland jubelte dem Sieger entgegen. Während die Sachsen in Böhmen einrückten, zog Gustav Adolf durch Thüringen und Franken bis an den Main. Von Mainz ging dann der Marsch im Frühjahr 1632 nach Bayern. Am Lech suchte Tilly dem Sieger den Übergang zu wehren, aber eine Kanonenkugel zerschmetterte sein Knie. In einer Sänfte trug man den Sieger in 36 Schlachten nach Ingolstadt, und hier starb er, ein treuer Diener seines Herzogs, mit der Mahnung: „Wahret Regensburg wohl, sonst stehen Kurhut und Kaiserkrone auf dem Spiel!" Gustav Adolf aber nahm München ein und hatte nun Deutschland bis auf Österreich in seiner Gewalt. ck) Er fällt als Sieger bei Lützen. Der Übermut des Kaisers und seiner Wiener Höflinge war längst geschwunden. Nach dem Unglückstage bei Breitenfeld hatte sich der Kaiser bittend an den „ab- wartenden" Wallenstein gewandt, damit dieser ihm ein Heer schaffe und „den evangelischen Makkabäus" vertreibe. Lange mußte der Kaiser bitten. Endlich verstand sich Wallenstein dazu, aber unter Bedingungen, wie sie bisher noch nie ein General von seinem Kriegsherrn erhalten

4. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 182

1899 - Gera : Hofmann
182 300 000 beutelustige Krieger schnitten die Stadt von jeder Landverbindung ab, und 70 Schiffe wurden auf Brettern, die durch Fett schlüpfrig ge- macht waren, in den weiten Hafen geschoben, den eine mächtige Kette sperrte. Ungeheure Belagerungs- türme wurden immer näher an die Stadt geschoben, und Kanonenkugeln von gewaltigem Gewicht erschütterten die Grundmauern der Stadt. Bei Nacht umzog das türkische Lager wie ein feuriger Halbmond die Stadt. Bei Tage erscholl das Schlachtgeheul der Belagerer, der Lärm von Trom- peten und Pauken, der Donner der Riesenkanone und das „Kyrie eleison" (Herr, erbarme dich unser!) der Be- *3*. Mohammed Ii. lagerten schaurig durcheinander. In Kupfermedaille im Kgl. Münzkabinett in Berlin. Stadt machten sich in dieser höchsten Not Feigheit und Habsucht geltend. Nur 9000 Streiter folgten dem Rufe des Kaisers. Die Reichen vergruben ihre Schätze. 4. Der mutige, aber unglückliche Verteidiger. Konstantin Xii., ein redlicher Fürst, verteidigt^ seine Hauptstadt mit großer Tapferkeit. Die türkische Flotte wurde geschlagen, der höchste Belagerungsturm durch das flüssige griechische Feuer entzündet, aber trotzdem zog sich die er- würgende Umstricknng immer enger zusammen. Zuletzt stellten sich Mangel und Verzweiflung ein. Konstantin verweigerte indes noch immer die Übergabe. Da begann Mohammed nach fast fünfzigtägiger Belagerung einen allgemeinen Sturm. Die Janitscharen drangen ein. Ihnen stürzte sich der Kaiser, der mit den Seinen das Abendmahl genossen und unter Thränen Abschied genommen hatte, entgegen zum Todeskampfe. Während er das Hauptthor verteidigte, drangen die Türken durch ein anderes, lange verrammelt gewesenes ein. Der Ruf: „Die Türken sind in der Stadt!" raubte den Verteidigern den letzten Rest von Mut und Besonnenheit. Der Kaiser rief verzweifelt: „Ist denn kein Christ da, der mir mein Haupt nehme?" Da trafen ihn die Todesstreiche zweier Türken. Andere Getreue stürzten mit ihm. Des Kaisers Haupt ließ Mohammed auf einer Säule zum Hohne ausstellen und dann ausgestopft durch die Städte Kleinasiens senden. 5. Die traurigen Folgen der Eroberung. Das in die Sophien- kirche geflüchtete Volk verkaufte man in die Sklaverei wie Schlachtschafe. Das Kreuz wurde von der Sophienkirche geworfen und durch den Halb- mond ersetzt. Dieser war bis dahin Stadtzeichen von Byzanz ge- wesen und wurde nun das Wahrzeichen des Islam und des türkischen Reiches. Die Schätze der Bibliothek wurden vernichtet oder zerstreut, die Häuser geplündert, die Kirchen entweiht und die Stadt zur türkischen Residenz gemacht. Entsetzen packte die Christenheit des Abendlandes. Durch das „Mittagsläuten der Türkenglocken" sollte die Christenheit zu

5. Altertum - S. 47

1908 - Münster i.W. : Schöningh
— 47 — Die Darstellung in Xenophons Anabasis, welche m klarer Einfach, heit dahinfließt (7 B.), ist eins der herrlichsten Denkmäler der antiken Literatur und gehört zu den besten und wertvollsten Memoirenwerken, die uns überliefert sind (vgl. Caesars Gall. Krieg). 1. Die Katastrophe von kunaxa?) Anabasis, I, Kap. 8. Nach M. Oberbreyer. Schon stand die Sonne hoch, und der Lagerplatz, wo man Halt machen wollte2), war nahe, als Patagyas, ein persischer Vertrauter des Cyrus, im stärksten Galopp, auf schweißtriefenbem Pferbe, heransprengte und allen, auf die er stieß, auf persisch und griechisch zurief, der König rücke mit einem großen Heere in Schlachtorbnung an. Da entstaub ein arges Durcheinanber, beim Griechen und Perser glaubten, sogleich noch ungerüstet von ihm überfallen zu werben. Cyrus sprang vom Wagen, warf sich in den Harnisch, schwang sich aufs Pferb, ergriff seine Wurfspieße und befahl, ein jeber solle sich rüsten und auf seinen Posten stellen. Dies geschah mit großer Geschwinbigkeit. Klearch^) nahm seinen Posten auf dem rechten Flügel am Euphrat ein, ihm schloß sich Proxenus und diesem die übrigen Anführer an; Menon aber bildete mit seinem Korps den linken Flügel des griechischen Heeres. Von den persischen Truppen ftanben tausenb paphlagonische Reiter auf dem rechten Flügel beim Klearch, wohin sich auch die griechischen Peltaften4) gestellt hatten. Den linken Flügel bilbete Ariäus, Unterbefehlshaber des Cyrus, mit den andern barbarischen Truppen. Im Mitteltreffen befanb sich Cyrus mit sechs-hunbert Reitern, die alle mit großen Panzern, Beinharnifchen und Helmen bewehrt waren. Cyrus allein erwartete unbehelmt den Kampf. Alle Pferbe bei der Armee des Cyrus hatten Stirn- und Brustschilbe, und die Reiter führten auch griechische Schwerter. Schon war es Mittag, und der Feind hatte sich noch nicht sehen lassen. Nachmittags aber erblickte man Staub, der einer weißen Wolke glich, nicht lange bar auf sich in ein gewisses Dunkel verwanbelte und die ganze Fläche einnahm. Man näherte sich noch mehr, und sogleich leuchtete das Metall hervor, und man erkannte beutlich die Wurfspieße und die Abteilungen des Feinbes. Auf dem linken Flügel besfelben rückte Reiterei an, mit weißen Harnischen gerüstet, und würde, wie es hieß, von Tiffa-phernes fommanbiert; an biefe schlossen sich Truppen mit geflochtenen Schilben; ihnen zur Seite marschierte schmergerüstetes Fußvolk mit hölzernen Schilden, die bis an die Füße reichten, dem Vernehmen nach Aegypter; noch anbere Truppen, teils Reiterei, teils Bogenschützen, folgten biefen. Das gesamte Kriegsheer war nach Völkerschaften abgeteilt, die in geschlossenen Vierecken einzeln aufmarschierten. Vor der Front fuhren Sichelwagen, durch große Zwischenräume von einanber getrennt. Die Sicheln l) Nördlich von Babylon. — Der Tag der Schlacht war der 3. September. Die Griechen machten durchschnittlich Tagemärsche von 150 Stadien (5 Parasangen) — 33/t geogr. Meilen. 3) Der Anführer der Griechen. — 4) Speerträger.

6. Altertum - S. 128

1908 - Münster i.W. : Schöningh
r — 128 — sorgfältiger. Sie bemerkte es und erklärte: „Ihr macht euch unnütze Mühe, denn wenn ihr es auch dahin bringt, daß der ^freiwillige^ Tod mir erschwert wird, das Sterben selbst könnt ihr mir nicht hindern!" Bei diesen Worten sprang sie vom Sessel aus und rannte so wuchtig mit der Stirne gegen die Wand, daß sie zusammenstürzte. Als man sie wieder zu sich gebracht hatte, sprach sie: „Ich hatte es euch ja gesagt, daß ich schon einen wenn auch noch so schweren Weg zum Tode finden würde, salls ihr einen leichteren mir versagtet!" Spricht aus diesen Zügen nicht Größe? Und doch ist von ihnen nirgends die Rede. Die ganze Welt aber spricht von dem folgenden. Schließlich [als ihr Gatte zögerte, einer schimpflichen Hinrichtung, wie ihm die Wahl gelaffen, durch eigene Hand zuvorzukommen,) zückte sie den Stahl und durchbohrte sich die Brust; dann zog sie den Dolch heraus und reichte ihn ihrem Manne mit den unsterblichen Worten dar: „Paetus, es tut nicht weh!" — 89. Der Brand Roms unter Nero, 64 n. Chr. Tazitns, Annalen, Bd. 15, Kap. 38—40; nach W. Bötticher. Ein Unglück folgt nun — man weiß nicht, ob durch Zufall oder die Bosheit des Fürsten — aber schwerer und entsetzlicher als alles, was die Stadt durch Feuers Ungestüm betroffen. Den Anfang nahm es in dem Teile des Zirkus, welcher an den Palatinischen und cälischen Berg stößt, wo längs der Buden, in denen solche Waren sich befanden, die der Flamme Nahrung geben, das Feuer in demselben Augenblick entstand und mit dem Winde schnell den Zirkus seiner Länge nach ergriff. Denn weder mit Befestigungen versehene Häuser noch mit Mauern umgebene Tempel oder sonst etwas Hemmendes lag dazwischen. Ungestüm zuerst die Ebenen durchstreichend, dann zu den Höhen sich erhebend und wiederum die Niederungen verheerend, kam jeder Vorkehrung der Brand zuvor: bei der Schnelligkeit des Unglücks und da die Stadt ihm besonders ausgesetzt war vermöge der engen, bald hier bald dorthin sich wendenden Straßen und unregelmäßigen Häusermassen. So ward man oft, indem man rückwärts blickte, von der Seite oder von vorn ereilt oder fand, wenn man in die Nachbarschaft geflüchtet, auch diese schon vom Feuer ergriffen, selbst das entfernt Geglaubte in derselben Gefahr. Ungewiß endlich, was man meiden, wohin man eilen fülle, füllte man die Wege, warf sich auf den Feldern hin; einige fanden, da sie alle ihre Habe, selbst für ^den täglichen Lebensunterhalt, verloren hatten, andere aus Liebe zu den ihrigen, die sie nicht hatten retten können, obwohl ihnen selbst ein Ausweg offen stand, den Tod. Und dabei wagte niemand Einhalt zu tun bei den häufigen Drohungen einer Menge von Menschen, welche dem Löschen wehrten, und weil andere gradezu Feuerbrände schleuderten und riefen, sie wüßten wohl, von wem sie den Auftrag hätten: fei es nun, um ungezügelter Näuberei zu treiben, oder wirklich auf Befehl. Nero, der in dieser Zeit zu Antium sich aufhielt, kehrte nicht eher nach der Stadt zurück, als bis sich das Feuer seinem Hause näherte, durch

7. Altertum - S. 131

1908 - Münster i.W. : Schöningh
— 131 — Erbitterung, Judenhaß und die allgemeine Kampfeswut erwiesen sich stärker; im Dunkel hatte einer der Soldaten Feuer unter die Türangeln gelegt, und da jetzt auch von innen plötzlich die Flamme hervorschoß, zogen sich die Offiziere mit dem Caesar zurück, und der Tempel ging gegen den Willen des Titus in Flammen auf. 2. D as Ende. Während nun der Tempel brannte, raubten die Soldaten, was ihnen unter die Hände kam, und hieben die Juden, die sie antrafen, zu Hunderten nieder. Kein Erbarmen hatten sie mit dem Alter, keine Achtung vor der Würde. Kinder und Greise, Laien und Priester ohne Unterschied erlagen dem Schwerte des Feindes, und unter den Angehörigen aller Volksklassen wütete die Kriegsfurie, ganz gleich, ob die Leute um Gnade flehten oder sich zur Wehr setzten. Mit dem Prasseln der allenthalben hervorbrechenden Flammen mischte sich das Stöhnen der zu Boden Geschmetterten. Wenn man die Höhe des Hügels und die Größe des brennenden Riesenbaues in betracht zog, hätte man glauben können, die ganze Stadt stehe in Flammen; grausiger aber und gellender läßt sich nichts denken als das Geschrei, das über dem Ganzen tobte. Denn während die römischen Legionen, die in geschlossenem Zuge vordrangen, ihre Jubelrufe anstimmten, erscholl gleichzeitig das Geheul der vom Feuer und Schwert Umringten, und mit dem Geschrei dieser auf dem Hügel verband sich dann weiter das der Volksmenge in der Stadt, wo viele der Unglücklichen, denen der Hunger schon das Mark ausgepreßt und den Mund verschlossen hatte, beim Anblick des Tempelbrandes den Rest ihrer Kräfte zu einem kläglichen Gewimmer zusammenrafften: und zu alledem der Wiederhall von Peraea und den umliegenden Bergen, der das Getöse noch entsetzlicher machte. Fürchterlicher jedoch als das ganze Kampf-gewühl war das wirkliche Schicksal der Besiegten. Der Tempelberg schien von Grund aus zu glühen, da er rings in Feuer gehüllt war; aber noch voller als die Flammenbäche schienen die Blutströme zu fließen, und fast zahlreicher als die Mörder waren die Gemordeten. Nirgends sah man mehr vor Leichen den Boden; über ganze Berge von Toten stürmten die Soldaten den Fliehenden nach. Da nun die Römer der Ansicht waren, daß nach der Einäscherung des Tempels die Schonung der umliegenden Gebäulichkeiten keinen Sinn mehr habe, steckten sie alles übrige vollends in Brand, nämlich die Reste der Hallen und die sämtlichen Tore mit Ausnahme von zweien, des östlichen und des südlichen, die sie indes später gleichfalls zerstörten. Hierauf verbrannten sie auch die Schatzkammern, in denen ungeheure Summen baren Geldes, große Mengen Kleiderstoffe und andere Kostbarkeiten, mit einem Wort, die gesamten Schätze der Juden aufgehäuft waren, da die Reichen dort ihr Vermögen untergebracht hatten. Alsdann ging es an die noch unversehrte Halle des äußeren Tempelhofes, in welche sich Weiber, Kinder und ein zahlreicher gemischter Volkshaufe, etwa sechstausend Kopse stark, geflüchtet hatten. Bevor jedoch der Caesar inbetresf dieser Leute sich schlüssig machte oder die Offiziere einen Befehl dazu erteilten, zündeten die Soldaten in ihrer Wut die Halle an, worauf die einen mitten in den Flammen umkamen, die andern, indem sie sich 9*

8. Altertum - S. 143

1908 - Münster i.W. : Schöningh
— 143 — Als alles in der üblichen Weise verrichtet war, hüllte er sich in Prächtige Gewänder, die gleich dem Lichte strahlten, und legte sich auf ein ganz weißes Bett, da er keinen Purpur mehr berühren wollte. Hieraus sandte er mit erhobener Stimme ein Dankgebet zu Gott empor; „nun weiß ich mich," fügte er hinzu, „wahrhaft glücklich; jetzt lebe ich der Ueberzeugung, daß ich des unsterblichen Lebens würdig erscheine und das göttliche Licht empfangen habe." Da nun die Hauptleute und Führer der Truppen eintraten und weinend klagten, daß sie nun verlassen sein würden und ihm Verlängerung seines Lebens wünschten, antwortete er auch diesen, jetzt erst habe er das wahre Leben erhalten. Deshalb verlange er sehnsuchtsvoll nach dem himmlischen Vaterlande und wolle den Hingang zu seinem Gotte nicht hinausschieben. Hieraus bekundete er in ihrer Gegenwart seinen letzten Willen . . . Alles dies trug sich an dem größten Festtage der hochgefeierten und hochheiligen Pentekostej) zu, und am Tage derselben, den man mit Recht das Fest der Feste nennen könnte, um die Mittagszeit ward der Kaiser zu seinem Gotte aufgenommen. Die Trabanten sowie die ganze Schar der Leibwächter zerrissen ihre Kleider und warfen sich zu Boden; unter Wehklagen, Jammern und Schreien stießen sie mit dem Kopfe gegen die Erde und riefen nach ihrem Herrscher . . . Es hoben aber die Soldaten den Leichnam vom Bett auf und legten ihn in einen goldenen Sarg; sie bedeckten ihn mit einem purpurnen Gewände und brachten ihn in die nach ihm benannte Stadt,2) wo sie ihn im prachtvollsten Gemache des kaiserlichen Palaste auf eine hohe Bahre erhoben. 100. Proben von Privatbriefen. 1. Beileidsschreiben einer Frau, 2. Iahrh. n. Chr. v. Wilamowitz - Möllendorff, I 2, S. 898. Der griechisch geschriebene Brief stammt aus Ägypten. — Übersetzt vorn Herausgeber. Irene der Taonnophris und dem Philon guten Mut! Getrauert und geklagt habe ich um Eumoiros, wie ich auch um Didymas o) geklagt; alles was sich geziemt, habe ich getan, ebenso wie all' die Meinigen: Epaphroditos, Thermuthion, Philion, Apollonios und Plantas.4) Leider aber vermag gegen derlei5) niemand etwas. Tröstet euch! Gehabt euch wohl! 28. Oktober. x) Pfingsten. 22. Mai. 2) Konstantinopel. 3) Scheint ein eigenes Kind der Schreiberin gewesen zu sein. 4) Der zweite und dritte sind weibliche Namen. s) d. t). den Tod.

9. Altertum - S. 86

1908 - Münster i.W. : Schöningh
— 86 — ihm sowie aus Besorgnis gegenüber den Karthagern, welche damals das Meer beherrschten, die Römer um eine schützende Besatzung. Diese Hülfs-völker nun, 4000 an der Zahl unter dem Befehle des Tecius Campanus, bewahrten eine Zeitlang der Stadt und den Bewohnern die Treue; schließlich aber ahmten sie jenen Mamertinern !) nach und ließen sich durch die glückliche Lage der Stadt2) und den Wohlstand der Bewohner verleiten, mit Hilse der Mamertiner sich ihrer zu bemächtigen. Auch sie vertrieben oder töteten die Bürger und machten sich zu Herren der Stadt. Sobald die Römer freie Hand hatten, schlossen sie die Aufständischen ein und eroberten Rhegiurn;3) die meisten dieser Treulosen, welche in Voraussicht ihres Schicksals sich verzweifelt wehrten, wurden getötet. Mehr als 300, lebendig gefangen, wurden nach Rom gesandt, von den Prätoren auf das Forum geführt und nach vorausgegangener Geißelung mit dem Beile hingerichtet. Die Strenge sollte ein Zeichen sein, wie sehr man aus Treue gegen die Bundesgenossen halte; Stadt und Land wurden den Einwohnern zurückgegeben. Die Mamertiner aber behaupteten sich nicht nur in dem eingenommenen Messana, solange jene Römer aus Rhegiurn sie unterstützten, sondern beunruhigten auch die benachbarten Karthager4) und Syrakusaner und erhoben gar von vielen Gegenden Siziliens Tribut. Als sie aber durch die Einschließung von Rhegiurn der Unterstützung beraubt wurden, sahen sie sich von den Syrakusanern6) bald in ihre eigenen Mauern zurückgeworfen. Da nahm ein Teil seine Zuflucht zu den Karthagern, und übergab ihnen sich selbst und die Burg; andere aber schickten Gesandte an die Römer, um ihnen die Stadt auszuliefern und für sich, die doch ein verwandtes Volk seien, um Hilse zu bitten. Lange waren die Römer unschlüssig, weil ihnen zu helfen zu offenbarliches Unrecht war. Tenn es wäre nicht zu entschuldigen gewesen, wenn sie, die doch kurz zuvor die Ihrigen wegen der Untreue gegen die Einwohner von Rhegiurn gestraft hatten, nun gerade den Mamertinern helfen wollten, die das gleiche nicht nur gegen Messana, sondern auch gegen Rhegiurn verübt hatten. Allein auf der andern Seite sahen sie, wie die Karthager nicht nur Libyen und einen großen Teil von Jberien unterworfen hatten, sondern auch alle Inseln im Sardinischen und Tyrrhenischen Meere besaßen; daher befürchteten sie, dieses Volk möchte ihnen, wenn es noch dazu über Sizilien herrschte, allzu gefährlich und furchtbar werden, sie ringsum einschließen und von allen Seiten Italien zu nahe kommen. Daß Karthago, wenn den Mamertinern keine Hilfe würde, bald genug Sizilien sich unterwerfen würde, war gewiß. Denn weil sie bereits das übergebene Messana innehatten, so würden sie in kürzester Zeit Syrakus angegriffen haben, da sie das übrige Sizilien schon besaßen. *) Matmrtiner, Söhne des Mavors = Mars; so nannten sich die treu- losen Herren von Messana selber. -) Gegenüber Messana. — 3) Im Jahre 271. 4) Dieselben hatten damals den größten Teil der Insel in Besitz. 5) Unter dem Tyrannen Hiero. Wahrscheinlich im Jahre 266 brachte dieser den Mamertinern bei Mhlae eine schwere Niederlage bei.

10. Oldenburgisches Quellenbuch - S. 96

1904 - Oldenburg : Nonne
— 96 — mit feinem Adjntanten und sah schlecht und angegriffen aus; ihm folgten im offenen Wagen der General von Boyen nebst Adjutant und mehrere französische Offiziere, die zum Stabe des Kaisers gehörten. Dann kamen Gepäck- und Küchenwagen, Dienerschaft sowie Kaiserliche Reit- und Wagenpferde. Ein Offizier meiner Schwadron und 2 Mann ritten als „Spitze" des Zuges, um den Weg zu zeigen, der tags zuvor rekognosziert wurde, weil der Kaiser ausdrücklich gebeten hatte, auf der Fahrt die Festung Sedan nicht zu berühren, und wir daher einen großen Umweg machen mußten. Hinter der Spitze und etwa 50 Schritte vor dein Wagen des Kaisers, dem ich persönlich voranritt, folgte eine halbe Eskadron, während die andere halbe Eskadron den Schluß der Wagenkolonne bildete. Unser Wagen führte über Donchery in einem großen, durch die Maas vorgeschriebenen Bogen durch Brianeonrt, St. Menges nach Floiry und von dort über Jlly nach Givonne, wobei wir einen erheblichen Teil des Schlachtfeldes passieren mußten. Die Wege, zum Teil grundlos und zerfahren, waren vollgepropst von marschierenden Truppen, Wagenkolonnen, die sich festgefahren hatten rc., so daß wir oft stundenlang in diesem Knauel halten bleiben mußten oder uns nur langsam vorwärts bewegen konnten, obgleich ich jeder Abteilung den Befehl Seiner Majestät des Königs überbrachte, unter allen Umständen dem Kaiserlichen Wagen Platz zu machen. Dann wieder kamen uns endlose Gefangenentransporte entgegen, alle Waffengattungen durcheinander, auch überholten wir zahllose französische Offiziere, die, auf Ehrenwort entlassen, ohne Waffen mit dem Stabe in der Hand der Grenze zupilgerten. Starr und stumm, oft mit haßerfülltem Blicke, passierten die Gefangenen den Wagen des Kaisers. Eine vereinzelte Stimme ries laut: ,,Vive l’empereur!“ fand damit aber keinen Beifall. Dabei strömte der Regen vom Himmel, als wollte er den Boden von vergossenem Blute reinwaschen, und als wir hinter Givonne in die Ardennen kamen, brach unter Blitz und Donner ein so heftiges Gewitter los, wie ich es selten erlebt habe. Napoleon saß stumm und in sich gekehrt in seinem Wagen. Welche Gefühle mögen ihn auf dieser Fahrt durchströmt haben? An der belgischen Grenze zwischen In Ehapelle und Bouillon, die wir erst S1^ Uhr, also nach 6^/L-stündiger Fahrt, erreichten, hielt die Eskadron zur Seite der Straße ausmarschiert. Wir salutierten, der Kaiser nahm die Stütze ab und verneigte sich grüßend; dann passierte sein Wagen die Grenze. 95. Auszug der Franzosen aus Metz. 29. Okt. 1870. (Aus einem Briefe des Großherzogs.) — Jansen, Großherzog Nikolaus Friedrich Peter vou Oldenburg. Oldenburg 1903, S. 165 f. — An der Chaussee Ladouchamps gegenüber, hielt General von Voigts-Rhetz, umgeben von den Herren des Generalstabs und einer Menge von Offizieren. Soeben war der französische Divisionsgeneral de Villiers mit mehreren Generalstabsoffizieren eingetroffen, um die Übergabe zu vollziehen. Der General, ein kleiner breitschulteriger Herr mit echt französischem Troupiergcsicht und Henri-Quatre, hatte bei St. Privat die
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