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1. Das erste Geschichtsbuch - S. 53

1892 - Gera : Hofmann
— 53 — Felder und Wiesen in den Niederungen der Oder, Warthe und Netze sah. Jeder Bauernsohn mußte vor seiner Verheiratung eine Anzahl Obstbäume anpflanzen. Kahle Höhen ließ er mit Maulbeerbäumen bepflanzen, um beit Seidenbau einzuführen. Da oft Hirsche und wilde Schweine die Felder der Bauern verwüsteten, so erließ der König scharfe Bestimmungen gegen den Wildschaden. Zum Anbau der Kartoffeln mußte er die Bauern zwingen. Sie wußten mit den fremden Knollen nichts anzufangen. Nettelb eck, der brave Verteidiger Kolbergs, erzählt aus seinen jungen Jahren: „Der König schenkte meiner Vaterstadt einen ganzen Wagen voll Kartoffeln. Kopfschüttelnd bot sie ein Nachbar dem andern. Man brach sie von einander und warf sie, natürlich roh, den Hunden vor. Diese schnoberten daran herum und verschmähten sie gleichfalls. Nun war ihnen das Urteil gesprochen. Die Dinger, hieß es, riechen nicht und schmecken nicht, und nicht einmal die Hunde wollen sie fressen. Was wäre uns damit geholfen?" Der König aber ruhte nicht, bis er feine Unterthanen von dem Werte der Erdäpfel überzeugt hatte. Er sandte Leute im Lande umher und ließ die Bauern im Kartoffelbau unterweifen. Auch Gewerbe und Verkehr hob der König auf jede Weise. Er verband die Flüsse durch Kanäle, legte einen Hafen an, besserte die Wege und ließ in Fabriken Tuch, Leinwand, Porzellan n. a. Waren herstellen. Berlin verschönerte er durch schöne Bauten und die Bildsäulen seiner liebsten Generale. Um das Schulwesen stand es damals noch schlecht. Die meisten Schulhäuser waren elende Hütten, die meisten Lehrer unwissende Kammerdiener, Handwerker oder ausgediente Unteroffiziere. Tief in Dummheit und Aberglauben steckte das Landvolk. Durch eine Land schnlo rdnung ordnete der König an, daß Schulen gebaut, ordentliche Lehrer angestellt und die Jugend fromm und geschickt erzogen würde. Musterschulen richtete damals Eberhard von Rochow auf seinen Dörfern ein. In Berlin wurde die erste Realschule gegründet. Besondere Sorgfalt verwandte Friedrich auf die Rechtspflege. „Ungerechte Richter find gefährlicher als eine Diebesbande!" jagte er. Das Prozeßverfahren kürzte er ab, die unmenschlichen Strafen beseitigte er, und das „Allgemeine Landrecht" ließ er ausarbeiten. Überall war sein scharfes Auge, um Mißstände zu entdecken, und seine milde Hand, um zu helfen. Um feinen Unterthanen viel geben zu können, war er selbst sehr sparsam. „Preußen ist arm, darum muß sein König sparen!" sagte er. Im Mai unternahm er Reisen in das ganze Land. Dabei schenkte er auch dem Geringsten Gehör und untersuchte alle Beschwerden. „Die armen Leute wissen, daß ich Landesvater bin, darum muß ich sie hören!" sagte er. Als er einst die Pferde wechseln ließ, drängte sich ein altes Mütterchen dicht an feinen Wagen. „Was wollt ihr, Mütterchen?" fragte der König. „Sie sehen, weiter nichts!" war die Antwort. Der König reichte ihr einige Goldstücke und und sagte: „Auf diesen Dingern konnt ihr mich ansehen, so oft ihr

2. Das erste Geschichtsbuch - S. 94

1892 - Gera : Hofmann
— 94 — er viele Städte mit Mauern und Gräben. Der neunte Mann vom Lande, wie sehr er sich auch sträubte, mußte in diese „Burgen" ziehen; die Bewohner wurden darum Bürger genannt. Die Bauern lieferten den dritten Teil ihrer Feldfrüchte als Vorrat in die Städte. In Kriegsnöten suchten dann alle Schutz hinter den Mauern. Diese Städte erhielten viele Freiheiten und blühten bald ans. Es wurden hier Märkte gehalten und alle Handwerke ausgebildet. Die Bürger wurden als Fußvolk, die Adeligen als Reiterei fleißig in den Waffen geübt. Mit dem neuen Heere besiegte Heinrich die Wenden an der Elbe und gründete die Mark Meißen, bekehrte die Böhmen zum Christentums und eroberte mitten im Winter Brandenburg, das von Sümpfen umgürtet war. 4. Wie er die Ungarn besiegte (933). Als der Waffenstillstand abgelaufen war, kamen ungarische Boten und forderten den alten Tribut. Man soll ihnen einen räudigen Hund gegeben und gesagt haben: „Wollt ihr einen besseren Tribut, so holt ihn euch!" Hierauf fielen die Ungarn mit zwei mächtigen Heersäulen ins Land. Aber vergeblich umschwärmten sie die Städte, und nur wenig Beute fanden sie. Als sie eine Burg an der Unstrut belagerten, da kam Heinrich mit seinem Heere über sie. Die Fahne mit dem Erzengel Michael wurde vorangetragen und das Feldgeschrei „Kyrie eleison", d. h. „Herr, erbarme dich!" angestimmt. Die Ungarn schrieen „Hui, hui" und wehrten sich tapfer, aber die Mehrzahl wurde erschlagen oder in die Flucht gejagt. Viele christliche Sklaven wurden befreit und sieben ungarische Führer mit abgeschnittenen Nasen und Ohren andern zur Warnung heimgeschickt. Der zweite Ungarnhaufe wurde bei Sondershausen vernichtet. Heinrich starb zu Memleben und liegt zu Quedlinburg begraben. 5. Wie die Städte aufblühten. Anfänglich wollten die Bewohner des Landes nicht in die Städte ziehen, weil sie sich wie lebendig begraben vorkamen. Die Straßen waren nngepslastert, krumm und eng, die Stockwerke der Häuser so übergebaut, daß man oft den Himmel kaum sehen konnte. Meist umgab eine doppelte Mauer mit Türmchen und ein Wallgraben die Stadt. Die Thore in den Mauern wurden bewacht und jeden Abend geschlossen. Die Dächer waren mit Stroh oder Schindeln gedeckt, die Giebel nach der Straße gekehrt, die Thür quer in zwei Hälften geteilt. Auf den Straßen waren Ziehbrunnen, seltener Laufbrunnen. Das Vieh wurde täglich von dem Hirten ausgetrieben. Die Schweine liefen den ganzen Tag frei auf der Straße umher. Doch mehr und mehr entstand ein Zudrang nach den Städten, als man sah, wie sicher und gut man da lebte. Die einzelnen Hand- 49. Heinrich I.

3. Heimatkunde des Großherzogtums Oldenburg - S. 25

1897 - Oldenburg : Bültmann und Gerriets
— 25 — Rettung; denn manche Häuser wurden durch das hohe Wasser ganz weggerissen. Noch audere Bewohner schwammen nackend und naß auf Holz- oder Dachtrümmern umher, bis sie erfroren. Dazu kamen viele durch Hunger und Durst ums Leben; die meisten Speisen waren weg- geschwemmt, und das Wasser war untrinkbar. Rührend ist die Geschichte mancher Geretteten. Ein Pastor flüchtete mit Frau und fünf Kindern, bis unter die Arme durchs Wasser watend, im bloßen Hemde auf den Boden. Zum Glück trieben ihnen zwei Brote zu, womit sie ihren Hunger stillen konnten. Erst am vierten Tage wurden sie von dort mit einem Boote gerettet. Ein Landmann hatte sich mit seiner zahlreichen Familie auf den Boden geflüchtet. Die Flut riß das Haus nieder. Vater, Mutter und fast alle Kinder wurden ein Raub der Wellen. Nnr einer der Söhne, ein junger, starker Bursche, hatte das Glück, ein Stück Strohdach zu gewinnen, auf dem er in stockfinsterer Nacht mit bloßen Beinen davon trieb. Da eudlich bricht der Tag an. Er erblickt Kirchtürme und be- merkt, daß er sich mitten auf der Weser besiudet. Der Wind treibt ihn stromaufwärts, die Ebbe führt ihn wieder nach der See hinab. Die Kälte nimmt zu. Er fürchtet zu erfrieren. Da — in höchster Gefahr — werden ihm einige Kleidungsstücke zugeführt, die er um seine erstarrten Glieder wickelt. Jetzt stößt sein Schiff an ein Stück des zerrissenen Deiches. Er sammelt seine ganze Kraft, springt hinab' und erreicht glücklich den Deichhügel. Aber rings umher sieht er nur Wasser und nicht weit von sich einige Menschen auf Bäumen sitzen. Erst gegen Abend erscheint ein Rettungsboot. Er kann noch rufen und wird eingenommen. Das Boot fährt am Deich entlang. Da erblicken sie am Abhänge des- selben eine Person in äußerster Not. Sie nahen sich ihr; es ist des Geretteten Schwester, welche ebenfalls auf einem Stück Strohdach über die Weser geführt war. — Beide Geschwister sind dann glücklich genesen. Während der Weihnachtsflut war auch die Hunte hoch angeschwollen; die Gegend um Oldenburg glich einem See, und auf dem Stau drang das Wasser hoch in die Häuser. — Vou Oldenburg, Bremen und andern Orten aus wurden nun Kähne und Böte ausgesandt, mit Lebensmitteln versehen, um die auf Häusern und Bäumen sitzenden, halb erfrorenen und fast verhungerten Menschen zu retten. Als das Wasser sich verlor, zeigte sich die furchtbare Verwüstung. Da sah man die zerrissenen Deiche, die öden Dörfer, die zertrümmerten Gebäude, das zerstreute Gerät, die Äser von dem Vieh und die Leichen der Menschen. Den Geretteten fehlte es an Wohnnng, Kleidung, Betten, Feuerung, an allem. Sie verlebten ein trauriges Jahr. Nach D. Halem. Bei der Dangaster Mühle befinden sich drei Gedenksteine, von denen der eine den Wasserstand des Jadebusens während der Weihnachts- flut anzeigt.

4. Altertum - S. 77

1908 - Münster i.W. : Schöningh
— 77 — Wenn jemand dem Spruche [behufs Zahlung] nicht nachkommt, so mag man ihn mit sich nehmen und fesseln mit Beinschellen und Fußblock, 15 Pfund schwer, nicht weniger, oder, wenn man will, noch schwerer. Wenn [der Schuldknecht] will, kann er von dem Seinigen leben, wenn nicht, soll der Gläubiger ihm täglich . . . Pfund Spelt geben oder auch mehr. Stirbt jemand ohne Testament, so soll der nächste Verwandte von Mannesseite das Hauswesen erhalten; ist kein solcher da, die Mitglieder der gens [Sippe]. Hat ein Vater seinen Sohn dreimal zum Verkaufe gestellt, so soll der Sohn vom Vater frei sein. Ein Herr, der seinem Klienten Nachteil zufügt, soll verslucht sein. Anwohner sollen die Wege in Stand setzen. Sind dieselben ohne Steine [ni sam dilapidates], so soll man dafür ein Gefährt stellen. Gegen den Fremden soll ewige Gültigkeit [des Besitzes] sein. Ist bei einem nächtlichen Diebstahl der Dieb getötet, so soll er mit Recht getötet sein; bei Tage, wenn er keine Waffe braucht [soll er nicht getötet werden]. Wer einen Balken [eines Nachbarhauses], der in seine Mauer eingelassen ist, entsernt, soll keine Buße zahlen. Wer einen fremden [Baum umhaut], soll 25 [Aß]') Buße geben. Wenn jemand einem andern ein Glied zerbricht, so soll, falls er sich nicht mit ihm vergleicht, ihm dasselbe geschehen. Bricht jemand mit der Hand [oder] einem Knüttel einem Freien, einen Knochen, so sollen 300, wenn einem Sklaven, 150 [Aß] die Buße sein. Wer durch Schmähverse beleidigt, soll mit Schlägen bestrast werden. Niemand soll fremde Feldfrüchte durch Zauberei^) verderben oder fremde Saat [auf den eigenen Acker] Herüberzaubern. Wer gegen einen andern einen Zauberspruch sagt, [soll gegeißelt und verbrannt werden]. In der Stadt soll ein Verstorbener weder begraben noch verbrannt werden. Zu einem Scheiterhaufen darf keine Axt gebraucht, und der Scheiterhaufen nicht mit Wein besprengt werden. Die Klageweiber dürfen, ihre Wangen nicht bestreichen.3) 56. Die Gallier in Rom; Rettung des Kapitols, c. 390 v. Chrv Livius, V, Kap. 41, 42, 47. Nach K. Heusinger. —- Der Bericht ist noch sagenhaft. Die Gallier, bei denen in der Nacht die Spannung des Kampses nachließ, die auch weder in der Schlacht*) irgend eine Gefahr zu bestehen gehabt, noch jetzt die Stadt durch Einbruch oder Sturm eroberten, zogen x) Sie Dezemvirn führten das gemünzte Geld ein. — Aß — 48 Pf. 2) d. h. durch Herbeizaubern von Mißwachs oder Hagel. 3) d. h. schminken. 4) An der Alia, 18. Juli.

5. Altertum - S. 78

1908 - Münster i.W. : Schöningh
— 78 — am folgenden Tage in das offene Collinifche Tor und rückten bis auf das Forum vor, wo sie ihre Blicke rund umher auf die Tempel der Götter und auf die Burg warfen, die allein ein kriegerisches Aussehen hatte. Von hier verteilten sie sich mit Hinterlassung einer mäßigen Schar, um nicht nt ihrer Zerstreuung von der Burg aus oder vom Kapitol überfallen zu werden, durch die menschenleeren Straßen zum Plündern, stürzten teils scharenweise in jedes nächste Hans, teils rannten sie zu den entfernteren, als ob nur diese noch unbesucht und mit Beute angefüllt wären. Non hier kehrten sie wieder, selbst durch die Einöde zurückgeschreckt, um nicht bei ihren Streifereien auf einen feindlichen Hinterhalt zu stoßen, in gedrängten Haufen aus das Forum und in dessen Nähe zurück; und hier, wo sie die Bürgerhäuser verriegelt, die Vorhöfe der Vornehmen aber offen sahen, fanden sie es fast bedenklicher, sich in die offenen, als in die verschlossenen zu wagen. Nicht ohne Ehrfurcht betrachteten sie nun die in den Vorhöfen sitzenden Greise, denen bei ihrem Schmucke und Anstande, welcher sie über Menschen erhob, selbst die Hoheit, die aus ihren Zügen und dem Ernste des Antlitzes sprach, ein Aussehen von Göttern gab. Indem sie so, zu ihnen wie zu Standbildern emporblickend, dastanden, brachte einer derselben, wie man sagt, Marcus Papirius, einen Gallier, der ihn am Bart zupfte, — denn damals trugen alle lange Bärte — dadurch in Wut, daß er ihn mit seinem elfenbeinernen Stabe auf den Kopf schlug, und indem das Gemetzel mit ihm den Ansang machte, wurden auch die übrigen auf ihren Stühlen erschlagen. Nach der Ermordung der Vornehmen wurde kein Mensch weiter geschont; die Häuser wurden geplündert, und, wettn sie leer waren, angezündet. — Tie Römer, welche von der Burg herab die Stadt voller Feinde sahen, die aus allen Straßen zerstreut umher liefen, konnten nicht allein, weil sich bald in dieser, bald in jener Gegend ein neues Unglück erhob, zu keiner Besinnung kommen, sondern sie trauten sogar ihren eigenen Augen und Ohren nicht mehr. Woher das Geheul der Feinde, das Geschrei der Weiber und Kinder, das Prasseln des Feuers und das Krachen stürzender Häuser kam, dahin richteten sie, nach jedem hinstarrend, ihre Blicke, als hätte sie das Schicksal hingestellt, um bei dem Untergange ihrer Vaterstadt Zuschauer zu sein und von allem ihrem Eigentums weiter nichts verteidigen zu können als ihre eigene Person. Der so grauenvoll hingebrachte Tag wich einer nicht ruhigeren Nacht, auf die Nacht folgte ein unruhiger Tag, und es gab keinen Augenblick mehr, der von dem Anblicke eines immer neuen Unglückes frei blieb. — Zu Veji wurde indessen [von dem dorthin geflüchteten Volke] beschlossen, aus Ardea den [verbannten] Camillus herbeizuholen, zuvor aber den Senat von Rom hierüber zu befragen. Ein unternehmender Jüngling, Pontius Cominius, erbot sich als Boten, schwamm den Tiber hinab zur Stadt und stieg an dem steilen, von der feindlichen Wache nicht beachteten Felsen zum Kapitol hinan. Nachdem er hier den Senatsbeschluß empfangen hatte, gelangte er auf demselben Wege wieder hinab nach Veji. Die Gallier, welche entweder da, wo der Bote hinausgekommen war, eine Menschenspur entdeckten oder auch ohnedies bemerkt hatten, daß bei

6. Oldenburgisches Quellenbuch - S. 95

1904 - Oldenburg : Nonne
— 95 — Eine solche Nachricht, so unerwartet, erfüllte uns natürlich mit großer Freude. Die Franzosen sahen wahrscheinlich ein, daß sie uns — 834 Mann — nicht ganz verhungern lassen durften, und selbst, durch unsere sie einschließenden Armeen, darauf angewiesen, möglichst lange mit ihren Lebensrnitteln auszukommen, schafften sie aus solche Weise viele Mit-esser weg. Gegen 9 Uhr abends, es fing an, dunkel zu werden, verließen wir unsere Kasematten; geführt von einem französischen Offizier und mit einem Parlamentär, gingen wir zum Tore hinaus. Viele von uns — auch ich — konnten uns kaum auf den Beinen halten und vorwärts kommen, jedoch wurde dies nach und nach besser. Einen herrlichen Anblick außerhalb der Tore gewährten die vielen kleinen französischen Biwack-feuer. Es war gegen 11 Uhr, als wir bei dem uns in Empfang nehmenden deutschen Offizier und Parlamentär ankamen. Wir mußten uns zu vieren anfassen und wurden so tut Marschieren gezählt und überliefert. Ans der nun zurückzulegenden Chaussee mußten wir alle Arten Hindernisse, welche von den Deutschen gemacht, passieren, bald war die Chaussee gmtz durchstochen, bald lagen gekappte Bäume quer über die Straße it. s. w. Gegen 1 Uhr nachts kamen wir in einem Dorfe an, woselbst Halt gemacht wurde und wir uns lagern durften. Ans einer Scheune holten mir uns Stroh heraus, legten solches in einen Chausseegraben, und bald schliefen wir, übermüde und hungrig, ein. Am andern Morgen sahen wir, daß das nachts geholte Stroh noch garnicht gedroschen war. 94. Die Fahrt Napoleons von Doncherl) zur belgischen Grenze. 1870 Sept. 3, — Generalanzeiger für Oldenburg und Ostfriesland, 1895 Sept. 2. — (Rittmeister E. v. Trampe, ein geborener Oldenburger, der auch längere Zeit in Oldenburg in Garnison stand und Flügeladjutaut des Großherzogs war, schreibt in einem Briefe, datiert Epoge, 1870 Sept. 6, unter anderem folgendes:) Unser Regiment (1. Leibhusarenregiment Nr. 1, die sogenannten Toten-kopshusareu) biwackierte am 2. Sept. bei Donchery, und ich war gerade da, als der kriegsgesangene Korse, bleich und abgespannt, mit seinen Generälen erschien und demnächst in einem kleinem Dorfe vor Sedan Quartier bezog. Da Napoleon gebeten hatte, über Belgien reisen zu dürfen, um sich demnächst wieder an der Grenze bei Aachen als Kriegsgefangener zu stellen, so erhielt unser Regiment den Auftrag, für den folgenden Tag die Eskorte bis zur belgischen Grenze zu geben. Eine starke Eskadron von 130 Pferden, lauter Schimmeln, wnrde aus dem Regiments zusammengestellt, und ich erhielt das Kommando. Trotz des schmutzigen Biwacks und des strömenden Regens hatten wir uns so blank wie möglich gemacht, und sah die Eskadron brillant aus. Am 3. meldete ich mich auf der Chaussee zwischen Donchery und Sedan beim General von Boyen, der den Kaiser begleiten sollte, und übernahm um 9 Uhr morgens den Kaiser und sein Gefolge. Derselbe saß im ersten Wagen

7. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 79

1890 - Gotha : Perthes
79 ihm, wie es die Freier trieben. Als ihm Odysseus sagte, er wisse, daß Odysseus bereits auf dem Heimwege sei, glaubte es der Hirt nicht, weil oft solche Gerüchte verbreitet wären und die Penelope, des Odysseus Gemahlin, jeden belohne, der ihr Nachricht von ihrem Gemahl bringe. Der Fremdling möge also am anderen Tage in den Palast gehn und seine Nachricht mitteilen, da werde er ein Geschenk erhalten. Inzwischen wurde es Abend, der Sauhirt machte seinem Gaste ein Lager und ging dann ins Freie, um seine Schweineherde zu bewachen. In der Nacht erhob sich großes Hundegebell, welches bald in frohes Winseln überging, und gleich daraus brachte der Sauhirt einen jungen Mann in die Wohnung, um ihn zu beherbergen. Dabei erfuhr Odysseus, daß der junge Mann sein Sohn Tele-mach sei, der eben von der Reise zu Menelaos zurückkam^ Odysseus erhob sich vom Lager, um es dem Jünglinge zu überlassen, doch dieser hieß ihn, liegen zu bleiben, und ließ sick ein anderes Lager machen. Als der Hirte sich wieder entfernt hatte, gab sich Odysseus seinem Sohne zu erkennen, erfuhr, wie es seither in feinem Palaste zugegangen war und verabredete mit dem Telemach den Plan, wie er an den übermütigen Freiern S«Heiche nehmen wollte. Diese hatten seine Habe verzehrt, ihn also arm gemacht und wollten den Telemach gar bei der Rückkehr von Menelaos auf dem Meere überfallen und ermorden lassen. Am Morgen gingen Vater, Sohn und der Sauhirt, wenn auch getrennt, in die Stadt und nach dem Palaste. Als Odysseus den Hof desselben betrat, lag auf dem Miste ein alter Hund im Sterben. Dieser erkannte seinen Herrn, wedelte fröhlich mit dem Schweife und starb. Odysseus fand die Vorhalle voll Bettler, die ihn nicht einlassen wollten, weil ihrer schon genug wären. Telemach untersagte ihnen das. Doch einer- konnte den Neid nicht unterdrücken, sondern forderte den

8. Mittelalter (und Neuzeit bis 1648) - S. 103

1908 - Münster i.W. : Schöningh
— 103 — des Vogtes Haus, das war ein hoch Steinhaus. Da sie nun darauf kamen, beides: Männer und Frauen, da zündeten sie die Stadt selber an von dem Steinhause aus, meinten sich damit zu fristen?) Ta warteten die Hussen, bis sich das Feuer setzte und legte. Da drangen die lohnten mit Macht an das Steinhaus und wollten zu ihnen stürmen und es untergraben. Und es kam dazu, daß sie untereinander tageten, und der Vogt ließ sich zu ihnen herab in einem blauen, rohen Tuche mit der Hussen Wille. Der sollte mit ihnen sprechen und verhandeln, ob sie möchten los und frei werden von ihnen und abkommen. Da war er zeitlich lange danieden in der Stadt, also daß es den Leuten zu lang und zu viel wurde, sonderlich dem Pfarrer der selbigen Stadt. Er war des Vogtes Gevatter. Er ließ herabschreien und rufen, ob der Vogt irgend danieden wäre. Dann solle er sich offenbaren und melden und wieder zu ihnen hinauf kommen. Endlich kam der Vogt wieder _ an das Steinhaus und ließ steh wieder hinaufziehen. Da er hinaufkam, fragte ihn sein Gevatter^ der Pfarrer, wie es ihm ergangen wäre, ob er auch ihn und fernen Kaplan los und frei mit ihnen geredet hätte. Da sprach der <>ogt: „Nein, Gevatter, sie wollen keinen Pfaffen zu Gnaden annehmen." ward der Pfarrer mit seinem Kaplan sehr betrübt und sprach: „Wie gar jämmerlich verlaßt ihr mich und verratet mich; das sei Gott dem Allmächtigen geklagt. So ich vormals von euch wollte ziehn und fliehen, sprächet ihr, ich sollte bei euch bleiben; ihr wolltet Gut und Übel mit mir leiden und auch sterben oder genesen, und spracht: »Wie will nun der Hirte von den Schafen fliehen ?« So steht es gar übel, nun fliehen leider die Schafe von dem Hirten." Da sprachen die Frauen und die Bürgerinnen zu ihm weinend: „O lieber Herr, nicht weint, nicht betrübt euch. Wir wollen euch stören2) und euren Kaplan und wollen euch wohl mit herab- und wegbringen." Da sprach der Pfarrer, Herr Megerlein. „Das wolle Gott nicht, daß ich mein Amt und Würdigkeit verleugnen wollte: denn ich bin ein Pfaffe und nicht eine Fraue. Eure Männer werden das wohl gewahr, wie jämmerlich sie mich in den Tod^ überantworten und geben und sich selbst mit mir fristen." ,J) Aller diefer .Silage und Rede achten sie nicht; nur zwene Kapläne ließen sich schleiern und nahmen Kinder aus ihre Achseln; aber der Pfarrer nicht. Unter dieser Rede einte sich der Vogt mit den Bürgern, tote ste sich ergäben, und sie ergaben sich. Da gingen sie herab einer nach dem andern. Da stunden die Böhmen und Hussen gar stark nieden vor dem Steinhaus und nahmen sie alle gefangen; nur die Frauen mit den Kindern ließen sie los und frei weggehen. Aber ein Teil und viele der Frauen, Jungfrauen und Kinder waren vor Furcht in die Keller gewichen; als dann das Feuer über sie kam, da erstickten sie und vergingen alle. Und also ich für bas4) sagen soll. Da nun sich alle von dem ^tein- hause gegeben hatten, da blieb zuletzt der Pfarrer darauf und sonst auch ledige Gesellschaft als Knappen und andere Handwerksgesellen, die nichts hatten, sich zu lösen, und sich scheuten vor Gefängnis und zu verderben. i) Retten. — 2) Verschleiern. — 3) Statt meiner retten. - 4) Weiter.

9. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 195

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
Vom Kassai bis Mukenge. Palmen beschattet wird. Tambo selbst ist an einer regel- mäßigen Palmenallee angelegt, die von 50 zu 50 in kreisförmig erweitert ist, um hier Hütten und Wohn- räume auszunehmen. Im Zentrum dieser Kreise sieht man des Abends die Eingeborenen um ein Feuer ge- schart, wo sie gemütlich plaudernd ihren Hanf rauchen. Nicht nnnder schön sind drei nördlich von Tambo ange- baute Ortschaften, von denen aus die Täler des Kalambei und des Dischibi ein hübsches Panorama abgeben. An letzterem entlang ziehen sich ausgedehnte Maniokfelder, und jenseits derselben sieht man die düstern Umrisse des Urwaldes. Das Wesen des Baluba ändert sich von hier ab, die Hütten von Tambo sind geräumig und in anderer Art hergestellt wie die der bisher berührten Ortschaften. Wir finden hier die Hausform. Die Bevölkerung hat nicht mehr den scheuen Charakter, der uns noch vor wenigen Tagen so unangenehm aufgefallen war. Der nächste Marsch führte über hügeliges, mit mehreren kleinern Urwaldparzellen und Baumfavanne bedecktes Gelände nach dem Dorfe Mukelle. Nur der Tfchikamakama und sein Schwesterbach, der Kange, durch- schneiden mit feuchten Niederungen unfern Pfad. Auch der folgende Tag brachte uns dasselbe landschaftliche Bild, nur die Zahl der Wasseradern ward größer. Der Aufenthalt, den sie und einzelne Urwaldungen bereiteten, war doch fo erheblich, daß wir erst spät am Tage einen Platz erreichten, wo wir trotz seiner ungünstigen Lage unser Lager aufschlagen mußten. Wasser und Ortschaften waren weit entfernt. Die Leute machten keine ver- gnügten Gesichter, doch der kommende Tag entschädigte sie durch einen kurzen Marsch und die günstige Lage des neuen Rastplatzes. Vom Lager aus konnten wir das schöne Tal des Luengo von der Quelle bis zur Eiumün- dnng des Kaminango verfolgen. Die Savanne war mit Baumgruppen angefüllt. Im Osten lag ein größerer Urwald, im Norden zwischen kleinern Urwaldstrecken 13*

10. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 196

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
196 Vmn Kassai bis Mukenge. waren große Maniokfelder, und in unmittelbarer Näh? umgaben die drei Hüttenkomplexe des Dorfes Kiassa- Muschilla das Lager. Die Anlage der Hütten war hier nicht so regelmäßig und geschmackvoll wie in Tambo. Nur einige Wohnungen trugen ein Palmdach, die meisten waren bloß mit breiten Baumblättern gegen die Regen- güsse gedeckt. An einzelne Hütten lehnte sich eine kleine Veranda, und neben dieser lag dann der Gemüsegarten, in welchem Hanf, Pfeffer, Bohnen, Kürbis, Erdnuß, Bataten und die hohen Stauden der Hirse bunt neben- einander standen. Erst außerhalb des Dorfes begannen Maniokfelder. Tie Eingeborenen machten einen znfrie- denen Eindruck. Nahrungssorgen kennen sie nicht- ohne erhebliche Mühe gibt ihnen der fruchtbare Boden eine reiche Ernte und die Palme den erfrischenden Wein. Am nächsten Morgen setzten wir den Marsch fort. Wieder passierten wir im Luengotal einen ausgedehnten Bestand an Weinpalmen und traten dann in die Ur- Waldungen ein. Die Nacht verging unter Gewitter und starkem Regen, so daß wir schon für den Aufbruch Be- fürchtungen hegten; indes klärte sich der Himmel auf, und wir konnten den Marsch nach Tumba-Tschimbari antreten. Die vorwiegend aus Urwald bestehende Be- deckung des hügelförmigen Terrains bot Schutz gegen die brennenden Strahlen der bereits hoch am Firmamente stehenden Sonne. Tumba liegt auf einer steilen Er- Hebung, welche das linke Kandimbanfer begleitet. Es hat 50 schön angelegte und mit Blättern bedachte Hütten. Seine günstige Lage an der Straßengabelung nach Mukenge und Kapungu, einem Baketedorfe am rechten Lnluaufer, wo sich ein bedeutender Elfenbeinmarkt be- findet, gestaltet Tumba zu einem vielbesuchten Knoten- Punkt der Karawanen. . . . Am 2. November führte der Marsch bis an den 30 m breiten Luebo. Die erwartete Baumbrücke war nicht vorhanden. Da der Fluß bei einer Stromgeschwin- digkeit von 120 m in der Minute 2 bis 4 in tief toarr
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