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1. Das erste Geschichtsbuch - S. 73

1892 - Gera : Hofmann
— 73 - und sein Wort so rasch verbreitet wurde. Früher schrieben die Mönche in den Klöstern die Bücher mühsam ab. Eine geschriebene Bibel kostete wohl 1500 Mark. Nur wenige Menschen lernten in jener Zeit lesen und schreiben. Da kam Johann Gutenberg aus Mainz auf den Gedanken, die einzelnen Schristzeichen auf einzelne Buchenstäbchen zu schnitzen und sie zu Wörtern zusammen zu setzen. So konnte man sie vielmals brauchen und mit denselben Zeichen immer neue Schriften fetzen. Statt des Holzes nahm man später Metall, statt der Tinte Buchdruckerschwärze. Die gedruckten Bücher konnte man so billig verkaufen, daß viele die neue Kunst für Zauberei und Teufelswerk hielten. Sie wurde geheim gehalten, Setzer und Drucker eidlich zur Verschwiegenheit verpflichtet. Erft ein Krieg zerstreute die Druckergesellen und verbreitete die Kunst überall. Dem Erfinder der Buchdruckerkunst ist in Straßburg ein schönes Denkmal errichtet. In Mainz zeigt man noch sein Wohnhaus. Wie die evangelische Kirche durch Doktor Martin 3? Gutenbergdenk- Luther erneuert wurde und sich von der katholischen mai in gtraftburg. trennte, das wollen wir nun ausführlicher hören. 2. Wie Luther streng erzogen ward. Luther wurde am 10. November 1483 zu Eisleben am Harze geboren und am folgenden Martinstage in der Taufe Marlin genannt. Sein Vater war der Bergmann Hans Luther. Derselbe war ans seiner Heimat Möhra bei Eisenach des besseren Erwerbs wegen nach Eisleben gezogen. Luther erzählt von seinen Eltern: „Ich bin eines Bauern Sohn. Mein Vater, Großvater und Ahnherr sind rechte Bauern gewest. Hernach ist mein Vater nach Mansfeld gezogen und daselbst ein Berghauer worden. Meine Eltern sind erstlich arm gewest. Mein Vater war ein armer Häuer, und die Mutter hat das Holz auf dem Rücken heimgetragen. Sie haben sich's lasten blutsauer werben, bamit sie uns acht Kinder erzogen haben. Meine Eltern haben mich gar hart gehalten, daß ich auch barüber ganz schüchtern würde. Die Mutter stäupte mich einmal um einer geringen Nuß willen, daß das Blut banach floß." In Mansfeld, wo viel Silber aus den Bergen gewonnen würde, segnete Gott die Arbeit Hans Luthers, so daß er zu Wohlstanb und Ehren kam und feinen Kinbem eine gute Erziehung geben sonnte. Den wohlbegabten, aber schwächlichen Martin trug er oft auf feinen Armen in die Schule. Hier würde der Knabe sehr streng gehalten und erhielt sogar an einem einzigen Vormittage fünfzehnmal Rutenstreiche. Das geschah nicht etwa, weil er ein böser Schüler war, sonbern das gehörte zur Sitte der Zeit. Prügel gab es beim geringsten Anlaß. Sie waren das Hauptstück des Unterrichts. Im 14. Jahre kam er auf eine Kloster-schule zu Magbeburg, „wo man die Kinder wie Vögel in Vogelbauern hielt und ihnen keine Ergötzung gönnte". Ein Jahr später brachte ihn sein Vater nach Eifenach aus die Schule, weil er hier von mütterlichen Verwanbten mancherlei Unterstützungen erhoffte. Hier

2. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 213

1899 - Gera : Hofmann
Uns der Neuzeit. 67. vr. Martin Luther und die Reformation (1483—1546). 1. Der begabte Vergmannssohn und seine Erziehung. Der Mann, welcher der Sehnsucht seiner Zeitgenossen eine Stimme und einen kräftigen Willen lieh und der neuen Zeit den Stempel seines Geistes aufdrückte, ist dem Bauernstände entsprungen. Sein Vater, der Bergmann Hans Luther, zog mit seiner Gattin Margarete aus Möhra bei Eisenach des bessern Unter- halts wegen nach Eisleben. Hier wurde ihm am 10. Novbr. 1483 ein Söhnlein geboren, das in der Taufe am folgenden Martinstage Martin geheißen ward. Ein Jahr später zog Hans Luther nach Mans- feld. Seine redliche Arbeit segnete Gott, so daß er zu ziemlichem Wohlstände kam und seinen acht Kindern eine gute Er- ziehung geben konnte. Den schwächlichen, aber wohlbegabten Martin hat er oft auf den Armen zur Schule getragen, ihn aber auch nicht selten mit großer Strenge „gestäupt". Im 14. Jahre kam der Knabe auf die Schule nach Magdeburg und später, der Kostensparung wegen, zu Verwandten nach Eisenach. Hier hat er sich als Chorschüler mit seinem Beten und Singen das Wohlwollen der Frau Cotta erworben und von ihr Kost und Pflege erhalten. Mit 18 Jahren bezog er, wohlaus- gerüstet mit Kenntnissen, die Universität Erfurt, wo er so fleißig studierte, daß ihm schon mit 20 Jahren die Gelehrtenwürde eines Magisters erteilt wurde. 2. Der gewissenhafte Mönch und seine Seelenkämpfe. Luthers Vater wollte einen Rechtsgelehrten aus ihm machen, aber sein eigenes Herz zog diesen zur Gottesgelahrtheit, besonders seitdem er in der Bibliothek eine lateinische Bibel gefunden und fleißig gelesen hatte. In heftiger Seelenangst um seine Seligkeit rieb er sich fast auf. Der plötz- liche Tod seines Freundes Alexius, eigene Lebensgefahr durch einen Blitzstrahl und eine schwere Krankheit bestimmten ihn, der Welt zu ent- sagen und nur den Himmel zu suchen. Er trat 1505 als Mönch in das Augustinerkloster zu Erfurt, um sein Leben ganz Gott zu widmen. Sein Vater war darob sehr ungehalten. Im Kloster mußte Luther die niedrigsten Dienste thun. Dazu wollte er durch Fasten, 1483

3. Mittelalter (und Neuzeit bis 1648) - S. 104

1908 - Münster i.W. : Schöningh
— 104 Die vermahnte der Pfarrer und sprach: „Lieben Gesellen, wehrt euch heute eurer Hälse und steht feste. Denn werdet ihr euch gefangen geben, so werden sie euch quälen, martern und peinigen." Da sprachen sie wieder sie wollten es tun. Aber da sie sahen, daß sich die Bürger alle ergeben hatten, da begann ihnen zu grauen, und sie ergaben sich auch und gingen herab. d Da blieb der Pfarrer zulegt da oben mit einem alten Dorfpfarrer. Da liefen die Hussen hinauf und nahmen sie herab und führten sie in das Heer und den Pöbel. Da war alsbald gegenwärtig Meister Ambrosius, ein Ketzer von Grätz, >) der sprach zu ihm lateinisch: „Pfarrer, willst du widerrufen und widersprechen, was du gepredigt hast, so magst du das Leben behalten. Wirst du aber nicht das tun, so mußt du in das Feuer gehen." Da antwortete ihm Herr Megerlein der Pfarrer lind sprach: „Das wolle Gott nicht, daß ich widerrufen wollte die Wahrheit unseres heiligen Christenglaubens um dieser kurzen Pein willen Ich habe gelehrt und gepredigt die Wahrheit zu Prag, zu Görlitz, zu Grätz • um derselben Wahrheit willen will ich lieber sterben." Da lief einer und brachte eine Schütte Stroh; die bunden sie ihm rings um den Leib und gürteten die ihm allum den Leib, daß man ihn nicht sehen funnte. Also zündeten sie das Stroh an und ließen ihn also laufen und tanzten in dem Heere mit dem Feuer also lange, bis er erstickte. Da nahmen sie ihn also tot und warfen ihn in eine Braupfanne voll siedenden Wassers und warfen auch den alten Pfaffen, den Dorfpfarrer, und ließen sie darin sieben. Also wurden die beide gemartert. Aber die andern zwene Kapläne, davon ich vorher gesagt habe, die kamen mit den Frauen hinaus, gestört in Weibskleidern. Und des einen Priesters Kind, das er auf seinem Arme trug, begunde zu weinen und zu schreien nach seiner' Mutter. Da wollte der Priester dem Kinde zusprechen, es zu stillen. So erkannten die Hussen an der Stimme, daß es ein Mannsbild wäre, und einer zog ihm den Schleier ab. Da ließ er das Kind fallen und gab die flucht und lief mit Macht. Sie aber folgten ihm nach und schlugen ihn zu ^iode. Der andere kam mit den Frauen und Kindern davon. So erging sich's zur Wunschelburg. 73. Aussagen der Jungfrau von Orleans über ihre Jugend vor dem Jnquisitionsgerichte in Rouen. 1431. Auszüge aus den Protokollen nach J. Quicherat, Procfes de condamnation et de rehabilitation de Jeanne d’Arc, dite La Pucelle, Paris 1841, tome I p. 46 ff.; dazu G. F. Eysell, Johanna d'arc, Regensburg 1864, S. 445 ff. 9rm,. ;Üjer das ganze sittliche Verhalten der jungen Johanna bis zu ihrem /lb|chteo born Elternhause haben tn dem späteren Rechtfertigungsprozesse (1456) bte zahlreichen Zeugen (über 30) aus ihrer Heimat ein so farbenhelles Bild entworfen?) daß wir die Jungfrau als Muster jeder christlichen Tugend betrachten müssen." Eysell, S. 25. a . *) Königgrätz. — -) Vgl. die protokollarischen Aussagen der Zeugen bei Quicherat, tome Ii, p. 387ff. a 1

4. Lehrbuch der Geschichte für die mittleren Klassen höherer Lehranstalten - S. XV

1904 - Gotha : Perthes
Xv 3. Baiern ist seit 1180 im Besitz der Wittelsbacher. Tirol und die bairischen Marken, die Ostmark (sterreich), Steiermark, Krnten, Krain, sind habsburgisch. 4. Von Schwaben frh getrennt ist das Elsa. Das sdliche Elsa und der Breisgau sind habsburgisch, das nrdliche Schwarzwald-gebiet badisch, das Neckargebiet wrttembergisch. Oberschwaben (sdlich vom Rhein) ist zur Schweiz geworden. Die bedeutendsten Reichs-stdte: Straburg und Ulm. 5. (Ober-)Lothringcn hat sich erhalten. Niederlothringen ist zer-splittert in Brabant, Hennegau, Namur, Luxemburg, Jlich, Kleve, Berg, (Selbem. Aus den sdlichen friesischen Gebieten ist Seelanb und Hollanb entstanben. Die kleineren Stbte und bic niebete Ritterschaft bilben nebst dem Klerus die Laubstube der Frstentmer. (Feste Hfe und Be-Hrben; Primogenitur.) Die Kurfrsten, Fürsten und (im 15. Jahrh.) die Reichsstdte bilden die Reichs stnde. 5. Weriode: Wergevtiche Wersuche einer kirchlichen und staatlichen Erneuerung. I. Die groen Konzilien und die hussltische Bewegung. 1305-1377 Babylonische Gefangenschaft der Kirche. (Das Papsttum ist seit 1309 in Avignon.) 1378-1417 Kirchenspaltung. 1409 Konzil zu Pisa (drei Ppste). 1414-1418 Konzil zu Konstanz. Herstellung der Einheit der Kirche. 1415 Hu. Abfall Bhmens von der katholischen Kirche und nach dem Tode Wenzels (f 1419) von dem wortbrchigen Sigmund. 1419-1434 Hussitenkrieg. Die Taboriten unter Ziska schlagen die Reichsheere in die Flucht. Nach dem Tode Ziskas (1424) fallen die Hnssiten unter Prokop in die Nachbarlnder ein. Das Konzil zu Basel (1431 erffnet) gesteht den Kalixtinern den Laienkelch zu. 1434 Die Taboriten werden von den Kalixtinern bei Bhmisch-Brod ver-nichtet. Die Kalixtiner erkennen die Nachfolge Sigmunds an. Die Reform des Baseler Konzils (Abschaffung der Palliengelder und der Aunaten) scheitert in Dentschlanb infolge der Schwche Friebrichs Iii. Il Die Ohnmacht des Keiches (unter den ersten Habsbnrgern). 1438-1439 Albrecht Ii. von sterreich, der Erbe der Luxemburger (Ungarns und Bhmens). . 1440-1493 Friedrich Iii. Gegen die Schweizer ruft er franzsische Slbner ms Reich. 1444 Nieberlage der Schweizer bei St. Jakob an der Birs. 1453 Die Osmanen erobern Konstantinopel. 1467-1477 Karl der Khne, Herzog des franzsischen Burgund (zwischen Loire und Sane), der Freigrafschaft (zwischen Sane und Schweizer Jura), der

5. Geschichts-Leitfaden für Bürger- und Mittelschulen - S. 151

1892 - Gera : Hofmann
151 schnur der Lehre. Als die deutschen Lehrer der Universitt eine Verdammung dieser Grundstze durchsetzten, und darauf die Rechte der Deutschen von den Bhmen verkrzt wurden, brach zwischen den Deutschen und Bhmen auf der Universitt ein heftiger Zwiespalt aus, der damit endete, da viele deutsche Studenten mit ihren Lehrern auswanderten und zur Grndung der Universitt Leipzig Veranlassung gaben. 1409 Dem Hus wurde das Predigen untersagt und endlich der Bann der ihn ausgesprochen. 2. Der verurteilte Ketzer in Konstanz. Die Verwirrung in der Kirche hatte inzwischen den hchsten Grad erreicht; denn drei Ppste verketzerten sich gegenseitig. Immer lauter erhob sich der Wunsch nach einer Reformation der Kirche an Haupt und Gliedern. Endlich kam ein freies Konzil in Konstanz am Bodensee zustande, zu 1414 dem Hunderte von Fürsten, Tausende von Geistlichen und ungezhlte Scharen Neugieriger strmten. Auch Papst Johann kam mit 600 Anhngern aus Italien. Auf der Reise durch die Schweiz strzte er mit dem Pferde und rief zum Entsetzen der Umstehenden: Da lieg' ich ins Teufels Namen; wre ich doch in Italien geblieben!" Konstanz verglich er mit einer Grube, in der man Fchse fngt. Das Konzil forderte zunchst die Abdankung der drei Ppste. Johann entfloh in .Ritterkleidung und legte Verwahrung ein gegen seine Abdankung. Er wurde aber zurckgeholt und wegen grober Verbrechen schimpflich ab-gesetzt. Sodann ging das Konzil an die Ausrottung der Ketzerei. Hus war im Vertrauen auf einen Geleitsbrief des Kaisers Sigismund nach Konstanz gekommen. Doch schon nach einigen Wochen brachten ihn die Vter des Konzils zur Haft. Den Kaiser beschwichtigten sie damit, da sein Schutzbrief sich nicht auf die geistliche Gerichtsbarkeit und einen verurteilten Ketzer erstrecke. Bei Hus' Verhr erhob sich ein solch Geschrei, da er nicht zu Worte kommen konnte. Erst die Gegenwart des Kaisers schaffte etwas Ruhe. Hus verteidigte seine Lehre aus der Bibel und den Kirchenvtern. Seine Richter aber lieen sich auf keine Disputation^) ein, sondern forderten einfach Unterwerfung; dann sollte seine Strafe mild und gndig fein. Als er dies verweigerte, wurde er zum Feuertode verurteilt. Da er an das kaiserliche Geleit erinnerte und dabei Sigismund fest ansah, errtete dieser, aber retten konnte und wollte er den kirchlichen Umstrzler" nicht mehr. *) Die Disputation = gelehrtes Streitgesprch. 3. Der standhafte Mrtyrer auf dem Scheiterhaufen. An seinem Geburtstage, dem 6. Jnli 1415, wurde das Urteil an Hus 1415 vollstreckt. Im Dom ward er seines Priesteramtes entsetzt, aus der Kirche ausgestoen und der weltlichen Obrigkeit bergeben. Als man ihm den Kelch aus der Hand ri mit den Worten: Wir nehmen dir diesen Kelch, worin das Blut Christi dargebracht wird!" sagte er mild: Er wird den Kelch des Heils nicht von mir nehmen, sondern mir ihn heute neu zu trinken geben in seinem Reich." Als man rief: "Wir bergeben deinen Leib dem weltlichen Richter!" sprach er: Ich

6. Geschichts-Leitfaden für Bürger- und Mittelschulen - S. 170

1892 - Gera : Hofmann
Aus der Neuzeit. 66. Dr. Martin Luther und die Reformation (14831546). 1. Der begabte Vergmannsfohn und seine Erziehung. Der Mann, welcher der Sehnsucht seiner Zeitgenossen eine Stimme und einen krftigen Willen lieh und der neuen Zeit den Stempel seines Geistes aufdrckte, ist dem Bauernstande entsprungen. Sein Vater, der Berg-mann Hans Luther, zog mit seiner Gattin Margarete, geb. Linde-mann, aus Mhra bei Eisenach der bessern Nahrung wegen nach 1483 Eisleben. Hier wurde ihm am 10. Nov. 1483 ein Shnlein geboren, das in der Taufe am folgenden Martinstage Martin geheien ward. Ein Jahr spter zog Hans Luther nach Mansfeld. Seine redliche Arbeit segnete Gott, so da er zu ziemlichem Wohlstande kam und seinen acht Kindern eine gute Erziehung geben konnte. Den schwch-lichen, aber wohlbegabten Martin hat er oft auf den Armen zur Schule getragen, ihn aber auch nicht selten mit groer Strenge gestupt". Im 14. Jahre kam der Knabe auf die Schule nach Magdeburg und spter, der Kostenersparnng wegen, zu Verwandten nach Eisenach. Hier hat er sich als Chorschler mit seinem Beten und Singen das Wohlwollen der Frau Cotta erworben und von ihr Kost und Pflege erhalten. Mit 18. Jahren bezog er, wohlausgerstet mit Kenntnissen, die Universitt Erfurt, wo er so fleiig studierte, da ihm schon mit 22 Jahren die Gelehrtenwrde eines Magisters1) erteilt wurde. !) Der Magister = der Meister, Lehrmeister, Lehrer der freien Knste" der (Grammatik, Redekunst [Nhetorik], Arithmetik, Geometrie u. f. w.) 2. Der gewissenhafte Mnch und seine Seelenkmpfe. Luthers Vater wollte einen Rechtsgelehrten aus ihm machen, aber sein eigenes Herz zog ihn zur Gottesgelahrtheit, besonders seitdem er in der Bib-liothek eine lateinische Bibel gefunden und fleiig gelesen hatte. In heftigen Seelenkmpfen rieb er sich fast auf. Der pltzliche Tod seines Freundes Alexius, eigene Lebensgefahr durch einen Blitzstrahl und eine schwere Krankheit bestimmten ihn, der Welt zu entsagen und nur den Himmel zu suchen. Er trat in das Augnstinerkloster^) zu Erfurt, um sein Leben ganz Gott zu widmen. Sein Vater war darob sehr ungehalten. Im Kloster mute Luther die niedrigsten Dienste thun. Dazu wollte er durch Fasten, Wachen und Geieln das Fleisch tten und die Seele heiligen. Dabei verfiel seines Leibes Kraft, und doch fand die Seele keine Ruhe. Er erkrankte sehr schwer. Da trstete ihn

7. Geschichte des teutschen Volkes - S. 271

1837 - Oldenburg : Schulze
Kirchliche Unruhen. Sigmund. 271 schlug sich auf den Straßen, raubte, plünderte und verwüstete in den Kirchen und Klöstern, mißhandelte die Geistlichen und Mönche. Sbinko starb bald darauf und an besten Stelle kam ein Mann,, der vielfaches Aergerniß gab und deshalb das be- gonnene Unheil statt zu beschwichtigen nur noch vermehrte. Um diese Zeit starb Alexander 5., zehn Monate nach seiner Erhebung, ohne daß ihm für die Herstellung des Kirchenfric- dcns, wie es von seinem guten Willen zu erwarten stand, irgend ein entscheidender Schritt möglich geworden war (I. 1410). An seine Stelle kam Johann 23. Dieser beschied Huß vor sich nach Rom und belegte den Ungehorsamen mit dem Kirchen- banne, so wie die Stadt Prag mit dem Interdikte. Nunmehr überschritt Huß alle Grenzen, verwarf in einer Schrift die Abendmahlslehre, den Primat, die Gültigkeit der Absolution eines lasterhaften Priesters u. s. w. Der Volksaufstand wurde immer wüthender. Huß selbst hatte eine Schar von schlagfer- tigen Glaubenshelden um sich. So wechselten Gräuelscenen fast überall im Lande bis zum Koncilium von Constanz, welches Johann 23. berief. Vorher müssen wir noch auf König Sig- mund zurückkommcn. 8. 66. Sigmund. Koncilium zu Konstanz. Es war eine rohe, zügellose Zeit. Jegliche Sucht und jegliche Leidenschaft war bald so, bald anders im Gange. Geist- liche und Mönche schwelgten häufiger, als je zuvor, in den Ge- nüssen der Welt und luden, statt die Leuchten in dem trauri- gen Dunkel zu seyn, zehnfache Schmach und zehnfache Schuld auf ihr Haupt. Kein Wunder, daß es ihnen die Weltlichen in Allem noch weit zuvorthaten. Gemeine Laster waren an der Tagesordnung, öffentliche Häuser der Unsi'ttlichkeit in großer Anzahl vorhanden. Vorzüglich in den Städten herrschte viel Unfug, Ucppigkeit, Schwelgerei, Wollust und Verderben. Un- ter den Verhältnissen der Kirche war von den Päpsten seit lange schon gegen diese Uebel keine Heilung versucht; noch weniger hatte die weltliche Macht, sey es aus Fahrlässigkeit oder aus Ohnmacht, eingewirkt. Und welche Aussichten waren auch jetzt noch vorhanden? In der Kirche stets dieselben, wo nicht schlim- mere Zustände; das Reich kaum von verderblicher Zwietracht unter Ein Haupt zurückgebracht. In der Läuterung beider Gewalten aber schien zu allererst die Heilung möglich; doch war, was aus der Menschen eignem Antriebe hervorgehen konnte, bereits sehr wirksam im Gange. An der Größe des sittlichen

8. Erzählungen aus der Geschichte des Mittelalters in biographischer Form - S. 233

1881 - Oldenburg : Stalling
233 Volk und hielt die Versammlung ausrecht, indem er erklrte, da sie unter seinem Schutze auch ohne Papst fortgesetzt werden sollte. der Friedrich von Ostreich ward die Reichsacht aus-gesprochen, und von vielen Feinden hart bedrngt, mute er die Gnade des Kaisers anflehen. Dann saen die Vter des Konzils der Johann Xxiii. zu Gericht, der auf wiederholte Vorladungen nicht erschienen war. Er ward der abscheulichsten Verbrechen berwiesen und seine Absetzung beschlossen. Der Kaiser hatte ihn in seine Gewalt bekommen und lie ihn fnf Jahre lang gefangen halten. Darauf lie auch der achtundachtzigjhrige Gregor Xii. seine freiwillige Abdankung der Versammlung ankndigen. Nur der unbeugsame Benedict Xiii. beharrte bei seiner Weigerung, und auch, als ihn die Versammlung fr abgesetzt erklrte, sprach er von seinem Schlosse in Valencia aus den Bann der die ganze Welt, bis er (1424) in einem Alter von neunzig Jahren starb. Das Konzil hatte seine erste Aufgabe gelst. Sigismund und die deutsche Nation trugen nun darauf an, die Verbesserung der Kirche vorzunehmen, ehe man zur Wahl eines neuen Papstes schreite, indem grade die Deutschen das grte rgernis an dem lasterhaften Wandel der letzten Ppste, an dem Ver-kauf der geistlichen Stellen und an anderen Mibruchen ge-nommen hatten. Das waren aber die anderen Nationen nicht zufrieden, und Sigismund mute endlich zugeben, da erst ein neuer Papst gewhlt wurde. Es war Martin V., ein Mann von feiner Bildung, groer Festigkeit und kluger Gewandtheit. Mit diesen Eigenschaften ward es ihm leicht, das gerechte Ver-langen der Christenheit nach Verbesserung der Kirche zu hinter-treiben. Er schlo mit den einzelnen Nationen besondere Ver-trge (Konkordate), in denen er ihnen Abhlfe der schreiendsten Mibruche verhie. Als endlich eine Seuche ausbrach, hatte der Papst einen guten Vorwand, die Versammlung aufzulsen (1418). Er verlie Kostnitz, umgeben von aller Pracht und Herrlichkeit seiner Wrde! der Kaiser fhrte seinen weien Zelter, drei der ersten Fürsten des Reichs hielten die Zipfel der Scharlachdecke des Pferdes, und vier Grafen trugen einen Thronhimmel der ihm. Somit waren die Hoffnungen der Christenheit auf Ver-befserung der Kirche getuscht und die Lsung der zweiten Auf-gbe des Konzils gescheitert. Die dritte Aufgabe, die Sache des Johann Hu, war schon frher entschieden worden.

9. Erzählungen aus der neuen Geschichte - S. 72

1882 - Oldenburg : Stalling
72 eine Appellation (Berufung) an den Papst selbst, reifte aber in aller Eile von Augsburg ab, da der Kardinal nicht un-deutlich Anstalten machte, ihn gefangen nach Rom bringen zu lassen. Seine Freunde lieen ihn nach Mitternacht aus einem kleinen Pfrtchen zur Stadt hinaus, fetzten ihn ohne Reit-Hofen, Stiefeln oder Sporen auf ein gutes Pferd, und gaben ihm einen Reiter mit, der die Wege wute, und der mit ihm in einem Tage acht Meilen, auf Nrnberg zu, ritt. Am 30. Oktober kam er glcklich in Wittenberg an. Kajetan war der Luthers Entweichung fo entrstet, da er sogleich an den Kurfrsten schrieb und ihn bei seinem Gewissen und der Ehre seiner Vorfahren aufforderte, den Ketzer auszuliefern ober wenigstens aus dem Lanbe zu jagen. Der Kurfürst zeigte das Schreiben Luthern, der eine hchst berebte Verantwortung bagegen auffetzte. Da man jeboch in Rom mit dem Verfahren Cajetans unzufrieben war, wrbe der ppstliche Kammerherr von Miltiz, von Geburt ein mei-nischer Ebelmann, an den Kurfrsten gesanbt, um ihm eine vom Papste geweihte golbene Rose zu berbringen und ihn baburch fr die ppstliche Sache zu gewinnen. Zugleich hatte Miltiz den Auftrag, den durch Luther angeregten Streit zu schlichten (1519). Er benahm sich allerbings geschickter und freunblicher gegen Luther, so ba bteser ihm erklrte, ba er die Obergewalt der Kirche und des Papstes anerkenne und empfehlen wolle, da er auch bereit fei, den Abla nicht weiter anzufechten, wenn man auch feinen Widersachern Schweigen auferlege. Dies war jedoch nicht mehr mglich. Die Priester lehrten, einen Ketzer, wie Luther, drfe man ungestraft tot-schlagen, und auch der Papst machte noch immer heimliche Anstalten, ihn gefangen nach Rom zu führen. So wurde auch Luther gentigt, sich ferner zu verteidigen. Er forschte jetzt immer weiter nach der den Ursprung und den Umfang der ppstlichen Gewalt und fand sie weder in der Bibel noch in den Schriften der Kirchenvter gegrndet. Damals erhob sich gegen ihn bet berhmte Doktor Eck, Professor der Uni-versitt zu Ingolstadt, einer der rstigsten Kmpfer der katho-lifchen Kirche, welcher schon in mancher gelehrten Streitsache (Disputation) den Sieg bavon getragen hatte. Er war gerabe mit dem Wittenbergschen Professor Boyenstein, der von

10. Erzählungen aus der neuen Geschichte - S. 95

1882 - Oldenburg : Stalling
aller anwesenden Grafen, vieler Edelleute, und fast des gan-zen Volkes in Eisleben aus dem Haufe des Stadtschreibers Brachstedt, wo Luther gewohnt, nach der Kirche getragen, wo ihm eine Leichenrede gehalten ward. Die Leiche blieb hierauf der Nacht in der Kirche stehen, bis sie am folgenden Tage auf einen Wagen gehoben und unter groer Begleitung nach Halle abgefhrt ward. Auf dem Wege dahin wurden in allen Drfern die Glocken gelutet, und Männer, Weiber und Kinder schlssen sich wehklagend an den Zug an. Abends nach fnf Uhr nherte sich derselbe der Stadt Halle, deren Einwohner ihm schon von weitem entgegenstrmten, indes der Magistrat,- die Geistlichkeit und die Schule ihn in einer frmlichen Prozession einzuholen kamen. Unter dem entsetzlich-ften Gedrnge ging der Zug der die Hohebrcke und Schiefer-brcke, durch das Moritzthor, der den alten Markt und> so durch die Schmeerstrae nach der Marktkirche hin. Weil aber das zustrmende Volk die Brcken und Straen fast verstopfte, so da der Leichenwagen alle Augenblicke still halten mute, so brachte man auf diesem kurzen Wege durch die Stadt fast zwei Stunden zu, und erst gegen sieben Uhr ward der Sarg in der Sakristei der Marktkirche niedergesetzt, wo er die Nacht hindurch unter der Aufsicht einer Brgerwache stehen blieb. Ein Knstler benutzte diese nchtlichen Stunden, einen Wachs-abdruck von dem Gesichte des Toten zu nehmen. Das nach dieser Maske verfertigte Bildnis ist noch jetzt auf der Marien-bibliothek in Halle zu sehen. Am folgenden Morgen ganz frhe ging die Reise weiter der Bitterfeld nach Wittenberg, wo der Zug am 22. Februar ankam. Der Eingang durch das Elsterthor war eben so feierlich als rhrend. Eine groe Anzahl von Grafen und Herren zu Pferde, dann die ganze Universitt und der Magistrat zogen vor und hinter dem Leichenwagen her, welchem sich auch der ganze Haufe der um ihren groen Lehrer trauernden Brger mit Weibern und Kindern anschlo. Kein Auge blieb trocken, und nach einer langen Leichenpredigt ward der Sarg von einigen Witten-berger Magistern in die vom Kurfrsten angewiesene Gruft in der Schlokirche gesenkt, der welcher noch jetzt seine Grab-schrift auf einer messingenen Tafel zu lesen ist. Luther starb im 6 3ften Jahre seines Lebens. Er hinter-lie eine Witwe und drei Shne, die aber weiter nicht be-
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