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1. Griechisch-römische Altertumskunde - S. 94

1910 - Münster i.W. : Aschendorff
94 Lebensjahre an teilnehmen muten. Das Hauptgericht war die schwarze Suppe, eine gesuerte Blutsuppe vom Schwein. Anfangs nahmen auch die Knaben an der Mahlzeit teil, spter aen sie fr sich abgesondert. 93. g) Die Bestattung. In der gesamten griechischen Zeit war die feierliche Bestattung der Toten eine heilige Pflicht. Vernachlssigung derselben galt als Snde nicht blo gegen die Verstorbenen, die ohne Beerdigung keinen Einla in den Hades erlangen konnten, sondern auch gegen die Götter der Ober- und Unterwelt. (Vgl. Sophokles' Antigene.) In homerischer Zeit wurden die Leichen der gefallenen Helden gewaschen und gesalbt, mit Linnen umhllt und aufgebahrt. Alsdann begann die Totenklage, bei der Verwandte und Freunde sich das Haar zu zerraufen und die Brust zu schlagen pflegten. Nach mehreren Tagen wurde die Leiche auf einem Scheiterhaufen verbrannt (der die Beerdigung in der rnykenischen Zeit s. Ruinensttten Ii unter Schacht-grber"), die Glut mit Wein gelscht und die Reste in einem Behlter oder einer Urne beigesetzt. (Ein aufgeschtteter Hgel (6 tvuog), zumeist mit einer Sule (<trrjxri) geschmckt, zeigte die letzte Ruhesttte an. Die Trauerfeier (tu xtcgea) fand ihren Abschlu durch ein Mahl und durch Leichenspiele. Diese Gebruche wurden in der nachhomerischen Zeit im all-gemeinen beibehalten, nur trat im Privatleben statt der Verbrennung durchweg Beerdigung ein. Die gewaschene, gesalbte und in Leinentcher gehllte Leiche wurde im Peristyl auf einer geschmckten xzm? zu feierlicher Ausstellung aufgebahrt, mit den Fen zum Ausgang gerichtet. Da ein Sterbehaus als unrein galt, wurde ein Gef mit Wasser vor die Tr gestellt, damit beim Hinausgehen sich jeder reinigen knne. Man pflegte dem Toten einen Dbolos in den Mund zu legen zum Fhrlohn fr den die Seele der den Styx fhrenden Charon. Verwandte und Freunde stimmten ein in den Klagegesang (6 Qrjvog) der Dienerschaft und gemieteten Snger, wobei es oft, namentlich in der lteren Zeit, an lautem Wehrufen, heftigen Gebrden und Zerraufen des Haares nicht fehlte. Bei der Bestattung (rj extpogd), die am Tage nach der Aufbahrung noch vor Sonnenaufgang erfolgte, damit Helios nicht verunreinigt werde, schritten die Männer in dunkler Kleidung unter Vortritt von Klageweibern und Fltenspieler(inne)n der Bahre vorauf, während die weiblichen Verwandten ungeschmckt derselben folgten. Die Bahre wurde von Sklaven oder gemieteten Personen, bei vornehmen und verdienstvollen Mnnern auch wohl von auserlesenen Jnglingen der Brgerschaft getragen. Die zur Beisetzung in einer in Stein gehauenen oder ausgemauerten Gruft dienenden Srge waren aus Holz (zumeist aus Cypressenholz) oder aus Ton gefertigt ; in die Gruft mitgegeben wurden Krnze, Salbenflschchen (Xrjxv&oi s. S. 88), Waffen, den Frauen Spiegel, den Kindern Spielzeug, den Siegern in Agonen ihre Siegespreise. Der aufgeschttete Grabhgel wurde mit Ulmen oder Cypressen bepflanzt und mit einer Steinplatte

2. Griechisch-römische Altertumskunde - S. 173

1910 - Münster i.W. : Aschendorff
173 Der Leichnam wurde sodann durch die Sklaven des Leichenbe-statters (libitinarius), der die Anordnungen fr das Leichenbegngnis traf und alle zu demselben erforderlichen Gegenstnde in einem Haine der (Venus) Libitina auf dem Esquilin bewahrte, gewaschen, gesalbt und mit der toga bekleidet, auch mit etwaigen Amtsinsignien geschmckt und im Atrium auf dem lectus funebris (Paradebett) aufgebahrt, indem die Fe nach der Auentr gerichtet wurden. Whrend der mehrere Tage dauernden Ausstellung der Leiche waren Cypressen zur Andeutung der Trauer im Vestibulum aufgestellt. In der Kaiserzeit, vielleicht auch schon frher, wurde den Toten, wie bei den Griechen (s. S. 94), ein Geldstck als Fhrlohn fr Charon in den Mund gelegt. Die Bestattung eines Vornehmen (pompa, exsequiae) gestaltete sich ungemein prunkvoll, dem Triumphe eines siegreichen Feldherrn nicht unhnlich. Herolde forderten das Volk zur Teilnahme an dem auf einen Vormittag angesetzten Leichenbegngnisse aus, das in alter Zeit zur Nachtzeit stattgefunden hatte. Den Zug erffneten Musiker (Fltenblser, seltener Trompeter); ihnen folgten gemietete Klageweiber mit aufgelstem Haar, die zur (Ehre des Toten unter dem Schalle der Flten Klagelieder (neniae) sangen. Schauspieler fhrten auch wohl Szenen aus dem Leben des Verstorbenen auf. Sitzend auf hohen Wagen schlssen sich an die Trger der imagines maiorum (s. S. 150), die in ihrer oft groen Zahl das Alter und die Bedeutung des Ge-schlechtes darstellten. Nicht selten wurden auch Bilder, die kriegerische Ruhmestaten des Dahingeschiedenen verherrlichten, im Zuge mitgefhrt. Die mit prachtvollen Decken geschmckte, hohe Bahre wurde von Verwandten oder Freigelassenen getragen. Es begleiteten sie die Verwandten. Freunde und Klienten in dunkler, schlichter Kleidung. Auf dem Forum wurde die Bahre niedergesetzt, und ein Verwandter oder bei staatlichen Begrbnissen ein besonders ernannter Redner hielt die Leichenrede (laudatio funebris), bei der es mit der Wahrheit nicht immer genau genommen wurde, während die Trger der imagines auf kurulischen Sesseln Platz fanden. Dann wurde der Zug fortgesetzt bis zur Grabsttte vor der Stadt, da in dieser kein Toter beigesetzt oder verbrannt werden durfte. Die Leichen wurden in lterer Zeit, z. T. auch noch spter im eigentlichen Sinne des Wortes in einem hlzernen oder steinernen Sarge beerdigt, wie die Leichen der rmeren Einwohner berhaupt fast immer der Erde bergeben wurden. Im Falle der Verbrennung wurde die Leiche auf einen Scheiterhaufen gelegt, der auf einer Verbrennungssttte aus leicht brennbaren Stoffen errichtet war. (Bin Verwandter oder Freund zndete abgewandten Antlitzes den Holzsto mit einer Fackel an, nachdem allerlei Gegenstnde, die fr den Toten im Leben Wert gehabt hatten, Kleider, Waffen, Schmuckgegenstnde neben Weihrauch und sonstigen wohlduftenden Spezereien, darauf geworfen waren. War der Scheiterhaufen unter Klagegesngen zusammengebrannt, so lschte man die glhende Asche mit Wein oder Wasser und rief dem Toten den letzten Scheidegru zu mit have, anima Candida", mit salve" oder mit den Worten >,sit tibi terra levis".

3. Altertum - S. 128

1908 - Münster i.W. : Schöningh
r — 128 — sorgfältiger. Sie bemerkte es und erklärte: „Ihr macht euch unnütze Mühe, denn wenn ihr es auch dahin bringt, daß der ^freiwillige^ Tod mir erschwert wird, das Sterben selbst könnt ihr mir nicht hindern!" Bei diesen Worten sprang sie vom Sessel aus und rannte so wuchtig mit der Stirne gegen die Wand, daß sie zusammenstürzte. Als man sie wieder zu sich gebracht hatte, sprach sie: „Ich hatte es euch ja gesagt, daß ich schon einen wenn auch noch so schweren Weg zum Tode finden würde, salls ihr einen leichteren mir versagtet!" Spricht aus diesen Zügen nicht Größe? Und doch ist von ihnen nirgends die Rede. Die ganze Welt aber spricht von dem folgenden. Schließlich [als ihr Gatte zögerte, einer schimpflichen Hinrichtung, wie ihm die Wahl gelaffen, durch eigene Hand zuvorzukommen,) zückte sie den Stahl und durchbohrte sich die Brust; dann zog sie den Dolch heraus und reichte ihn ihrem Manne mit den unsterblichen Worten dar: „Paetus, es tut nicht weh!" — 89. Der Brand Roms unter Nero, 64 n. Chr. Tazitns, Annalen, Bd. 15, Kap. 38—40; nach W. Bötticher. Ein Unglück folgt nun — man weiß nicht, ob durch Zufall oder die Bosheit des Fürsten — aber schwerer und entsetzlicher als alles, was die Stadt durch Feuers Ungestüm betroffen. Den Anfang nahm es in dem Teile des Zirkus, welcher an den Palatinischen und cälischen Berg stößt, wo längs der Buden, in denen solche Waren sich befanden, die der Flamme Nahrung geben, das Feuer in demselben Augenblick entstand und mit dem Winde schnell den Zirkus seiner Länge nach ergriff. Denn weder mit Befestigungen versehene Häuser noch mit Mauern umgebene Tempel oder sonst etwas Hemmendes lag dazwischen. Ungestüm zuerst die Ebenen durchstreichend, dann zu den Höhen sich erhebend und wiederum die Niederungen verheerend, kam jeder Vorkehrung der Brand zuvor: bei der Schnelligkeit des Unglücks und da die Stadt ihm besonders ausgesetzt war vermöge der engen, bald hier bald dorthin sich wendenden Straßen und unregelmäßigen Häusermassen. So ward man oft, indem man rückwärts blickte, von der Seite oder von vorn ereilt oder fand, wenn man in die Nachbarschaft geflüchtet, auch diese schon vom Feuer ergriffen, selbst das entfernt Geglaubte in derselben Gefahr. Ungewiß endlich, was man meiden, wohin man eilen fülle, füllte man die Wege, warf sich auf den Feldern hin; einige fanden, da sie alle ihre Habe, selbst für ^den täglichen Lebensunterhalt, verloren hatten, andere aus Liebe zu den ihrigen, die sie nicht hatten retten können, obwohl ihnen selbst ein Ausweg offen stand, den Tod. Und dabei wagte niemand Einhalt zu tun bei den häufigen Drohungen einer Menge von Menschen, welche dem Löschen wehrten, und weil andere gradezu Feuerbrände schleuderten und riefen, sie wüßten wohl, von wem sie den Auftrag hätten: fei es nun, um ungezügelter Näuberei zu treiben, oder wirklich auf Befehl. Nero, der in dieser Zeit zu Antium sich aufhielt, kehrte nicht eher nach der Stadt zurück, als bis sich das Feuer seinem Hause näherte, durch

4. Altertum - S. 130

1908 - Münster i.W. : Schöningh
— 130 — Zuerst also wurden solche ergriffen, welche bekannten, alsdann auf deren Anzeige hin eine ungeheure Menge nicht sowohl der Brandstiftung als des allgemeinen Hasses überwiesen*). Und bei ihrem Tode ward auch noch der Spott mit ihnen getrieben, daß sie, mit Fellen wilder Tiere bedeckt, von Hunden zerrissen wurden oder an Kreuze geheftet und zum Feuertode bestimmt, wenn der Tag sich geneigt hatte, zur nächtlichen Erleuchtung sich verbrennen lassen mußten2). Zu diesem Schauspiele hatte Nero seinen Park hergegeben, und er selbst gab ein Zirkusspiel, indem er im Aufzuge eines Wagenlenkers sich unter das Volk mischte oder ausrecht auf dem Wagen stand. Daher ward, wenn auch für noch so Schuldige, welche die härtesten Strafen verdient, das Mitleiden rege, als würden sie nicht dem allgemeinen Besten, sondern der Mordlust eines einzigen geopfert. 91. Die Zerstörung Jerusalems durch Titus, 70 n. Chr. Flavins Josephus, Geschichte des jüdischen Krieges, Bd. Vi, Kap. 4 — 9. Übers, von H. Clementz. Bgl. hierzu das berühmte Gemälde von W. v. Kaulbach. 1. Der Tempelbrand. Als die Legionen am achten des Monats Loos die Belagerungswälle [gegen die Tenipelburg] vollendet hatten, ließ der Caesar die Sturmböcke gegen die westliche Gallerie des inneren Tempelhofes 3) heranbringen. Bereits legten auch die Soldaten Feuer an die Tore, und das überall schmelzende Silber eröffnete den Flammen den Zugang zu dem hölzernen Gebälk, von wo sie prasselnd hervorbrachen und die Hallen ergriffen. Als aber die Juden ringsum den Brand auflodern sahen, da sank ihnen die Hand und der Mut; vor lauter Schrecken getraute sich niemand Widerstand zu leisten, sondern wie gelähmt standen sie da und sahen zu. Den ganzen Tag und die folgende Nacht hindurch wütete das Feuer. Tags darauf beorderte Titus einen Teil des Heeres zum Löschen . . . Hierbei kam es zum Handgemenge zwischen der [jüdischen] Besatzung des Tempels und den Mannschaften, welche das Feuer in den Gebäuden des inneren Vorhofes löschen sollten. Ta ergriff einer der Soldaten, ohne einen Befehl dazu abzuwarten, einen Feuerbrand und schleuderte ihn, von einem Kameraden emporgehoben, durch das goldene Fenster ins Innere. Die Flammen loderten aus. Ein Eilbote meldete es dem Titus, der vom Lager in seinem Zelte aufsprang, um dem Brande Einhalt zu tun. — Als aber der Caesar dem Ungestüm seiner wie rasend gewordenen Soldaten nicht mehr zu wehren vermochte, und die Flammen immer weiter um sich griffen, betrat er mit feinen Offizieren das Aller-heiligste und beschaute, was darin war. Alles fand er weit erhaben über den Ruf. Da übrigens das Feuer bis in die innersten Räume noch nicht vorgedrungen, sondern nur erst die an den Tempel anstoßenden Gemächer verzehrte, glaubte er, das Werk selber könne noch gerettet werden. Aber x) Unter ihnen bekanntlich die Apostel Petrus und Paulus. 2) „Die lebenden Fackeln Neros." 3) Eine ausführliche Beschreibung des Tempels gibt Flav. Josephus in B. V, Kap. 5.

5. Altertum - S. 131

1908 - Münster i.W. : Schöningh
— 131 — Erbitterung, Judenhaß und die allgemeine Kampfeswut erwiesen sich stärker; im Dunkel hatte einer der Soldaten Feuer unter die Türangeln gelegt, und da jetzt auch von innen plötzlich die Flamme hervorschoß, zogen sich die Offiziere mit dem Caesar zurück, und der Tempel ging gegen den Willen des Titus in Flammen auf. 2. D as Ende. Während nun der Tempel brannte, raubten die Soldaten, was ihnen unter die Hände kam, und hieben die Juden, die sie antrafen, zu Hunderten nieder. Kein Erbarmen hatten sie mit dem Alter, keine Achtung vor der Würde. Kinder und Greise, Laien und Priester ohne Unterschied erlagen dem Schwerte des Feindes, und unter den Angehörigen aller Volksklassen wütete die Kriegsfurie, ganz gleich, ob die Leute um Gnade flehten oder sich zur Wehr setzten. Mit dem Prasseln der allenthalben hervorbrechenden Flammen mischte sich das Stöhnen der zu Boden Geschmetterten. Wenn man die Höhe des Hügels und die Größe des brennenden Riesenbaues in betracht zog, hätte man glauben können, die ganze Stadt stehe in Flammen; grausiger aber und gellender läßt sich nichts denken als das Geschrei, das über dem Ganzen tobte. Denn während die römischen Legionen, die in geschlossenem Zuge vordrangen, ihre Jubelrufe anstimmten, erscholl gleichzeitig das Geheul der vom Feuer und Schwert Umringten, und mit dem Geschrei dieser auf dem Hügel verband sich dann weiter das der Volksmenge in der Stadt, wo viele der Unglücklichen, denen der Hunger schon das Mark ausgepreßt und den Mund verschlossen hatte, beim Anblick des Tempelbrandes den Rest ihrer Kräfte zu einem kläglichen Gewimmer zusammenrafften: und zu alledem der Wiederhall von Peraea und den umliegenden Bergen, der das Getöse noch entsetzlicher machte. Fürchterlicher jedoch als das ganze Kampf-gewühl war das wirkliche Schicksal der Besiegten. Der Tempelberg schien von Grund aus zu glühen, da er rings in Feuer gehüllt war; aber noch voller als die Flammenbäche schienen die Blutströme zu fließen, und fast zahlreicher als die Mörder waren die Gemordeten. Nirgends sah man mehr vor Leichen den Boden; über ganze Berge von Toten stürmten die Soldaten den Fliehenden nach. Da nun die Römer der Ansicht waren, daß nach der Einäscherung des Tempels die Schonung der umliegenden Gebäulichkeiten keinen Sinn mehr habe, steckten sie alles übrige vollends in Brand, nämlich die Reste der Hallen und die sämtlichen Tore mit Ausnahme von zweien, des östlichen und des südlichen, die sie indes später gleichfalls zerstörten. Hierauf verbrannten sie auch die Schatzkammern, in denen ungeheure Summen baren Geldes, große Mengen Kleiderstoffe und andere Kostbarkeiten, mit einem Wort, die gesamten Schätze der Juden aufgehäuft waren, da die Reichen dort ihr Vermögen untergebracht hatten. Alsdann ging es an die noch unversehrte Halle des äußeren Tempelhofes, in welche sich Weiber, Kinder und ein zahlreicher gemischter Volkshaufe, etwa sechstausend Kopse stark, geflüchtet hatten. Bevor jedoch der Caesar inbetresf dieser Leute sich schlüssig machte oder die Offiziere einen Befehl dazu erteilten, zündeten die Soldaten in ihrer Wut die Halle an, worauf die einen mitten in den Flammen umkamen, die andern, indem sie sich 9*

6. Altertum - S. 98

1908 - Münster i.W. : Schöningh
— 98 — Spezialgeschichte der zum römischen Reichs gehörigen Völker (besonders ihre Kriege mit Rom) sowie die Bürgerkriege: zum großen Teil erhalten. — Die nachfolgende Darstellung setzt ein, nachdem Zcipio Aemilianus, der römische Oberbefehlshaber, die Hafenmauer erobert und von da aus den nahegelegenen Marktplatz von Karthago besetzt hat. Die ganze Tätigkeit Scipios war jetzt gegen die Byrsa [Burg] gerichtet, denn sie war der festeste Punkt der Stadt, und die meisten Einwohner hatten sich dorthin geflüchtet. Drei Straßen führten vom Marktplätze hinauf, zu beiden Seiten mit sechsstöckigen, eng aneinandergereihten Häusern besetzt. Die Römer, welche von diesen Häusern herab beschossen wurden, bemächtigten sich der ersten und trieben von hier aus die auf den Nachbarhäusern Stehenden zurück. Dann legten sie Balken und Bretter über die Zwischengäßchen hinüber und gingen wie über eine Brücke auf das nächste Dach. Während dieses Kampfes auf den Dächern wurde ein zweiter unten in den engen Gassen gegen die Entgegenrückenden geführt. Stöhnen, Wehklagen, Geschrei und Unglück aller Art erfüllten die Straßen, indem ein Teil im Handgemenge niedergemacht, andere noch lebend von den Dächern herab auf das Pflaster geworfen, einige in die aufrecht gehaltenen Lanzen oder Schwerter oder sonstige Spitzen gestürzt wurden. Noch wurde übrigens kein Gebäude in Flammen gesteckt wegen derer, die auf den Dächern kämpften. Erst als Seipio bis vor die Burg gedrungen war, ließ er die drei engen Gassen zugleich anzünden und durch den Schutt der zusammengebrannten Straßen sogleich wieder einen Weg bahnen, damit das sich ablösende Heer bequem durchziehen konnte. Dies veranlaßte ein neues Schauspiel von Unheil anderer Art. Während das Feuer sich immer weiter verbreitete und alles verzehrte, bemühten sich die Soldaten, die Gebäude nicht nach und nach einzureißen, sondern ganze Massen mit Gewalt umzustürzen. Dadurch wurde das Geprassel um so größer, und mit den Steinen fielen ganze Haufen von Leichnamen in die Straßen herab. Andere waren noch lebend, besonders Greise, Kinder und Weiber, die sich in den innersten Winkeln der Häuser versteckt hatten, zum Teil verwundet, zum Teil halb verbrannt und jämmerliche Töne ausstoßend. Noch andere wurden dadurch, daß sie von einer solchen Höhe mit den Steinen und brennenden Balken herabstürzten, in mancherlei gräßlicher Art zerrissen, zerspalten und halb begraben. Doch auch damit war ihr Elend noch nicht zu Ende. Denn die Schuttaufräumer, die mit Äxten, Beilen und Gabelstangen das Herabgestürzte wegräumten, um einen Weg für den Durchzug des Heeres zu bereiten, warfen teils mit den Äxten und Beilen, teils mit den Gabeln die Toten wie die noch Lebenden in die Erdgruben, indem sie dieselben mit den eisernen Werkzeugen wie Balken und Steine hin und her zogen und stießen. So dienten menschliche Körper zum Ausfüllen der Gruben. Manche, die mit dem Kopfe hineingeworfen wurden und mit den Beinen aus der Erde hervorragten, zappelten noch lange Zeit. Andere stürzten mit dem unteren Körper hinein und ragten mit dem Kopfe über den Erdboden hervor. Über diese sprengten die Pferde hinweg und traten ihnen in das Gesicht oder Gehirn; doch war es nicht Absicht der Reiter, sondern Eilfertigkeit, wie denn auch die

7. Oldenburgisches Quellenbuch - S. 93

1904 - Oldenburg : Nonne
wir kein Wörtchen. An unzähligen französischen Soldaten vorbeikommend, gelangten wir gegen 2 Uhr nachmittags in St. Privat an.... In St. Privat, woselbst wir noch mit mehr Gefangenen aller Regimenter und Waffengattungen zusammentrafen und jetzt 120 Mann zählten, waren wir Gefangenen anf einem ca. 12 Meter quadrathaltenden grünen Hofplatz, welcher mit einer ca. 1,20 Meter hohen Mauer eingefriedigt war, zur Lagerung gewiesen. Bewacht wurden wir von mindestens 20 Franzosen, welche teils außerhalb der Mauer mit geladenem Gewehr und aufgepflanztem Haubajonett standen, teils bei uns anf dem Hofplatz waren; letztere beschäftigten sich mit Kochen und Schmoren. . . . Am anderen Morgen, den 18. August, blieben wir Gefangenen auf dem früher erwähnten Platz liegen. Soweit wir noch im Besitz unseres eisernen Bestandes waren, wurde derselbe verbraucht, auch gaben uns die französischen Wachtmannschaften von ihrem Vorrat an Essen und Trinken ab. So war es gegen 10 Uhr morgens geworden, als wir rechts hinter uns in weiter Ferne einen Kanonenschuß hörten, wie ich später gewahr geworden, der Alarmschuß auf deutscher Seite. Im Augenblick danach hörten wir im Halbkreis um uns herum allenthalben Kanonendonner, die große Schlacht hatte angefangen. Es fuhr sehr viel französische Artillerie an uns vorbei; wir, neugierig, was passieren möge, lugten über die uns umgebene Mauer. Uns wurde aber sogleich vou einem französischen Offizier in deutscher Sprache mitgeteilt, daß keiner von uns über die Mauer hinweg sehen dürfe, Zuwiderhandelnde würden unbedingt anf der Stelle erschossen. Als aber nach einiger Zeit die deutschen Granaten so nahe, etwa anf 100 Meter von uns platzten, erhielten wir Befehl aufzustehen und über die Mauer zu springen. Solches geschah, und wir sahen nun, daß die Einwohner von St. Privat teils mit einem kleinen Bündel unterm Arm ihre Wohnungen verließen und auf einen unweit liegenden Busch zuliefen. Anf der Straße in St. Privat ging ein Trupp —- einige 40 Mann — französischer Soldaten, und mitten hinein in diesen Haufen fuhr eine Granate, alles über Kopf werfend. Wir marschierten nun zurück, machten aber auf etwa 1000 Meter von St. Privat in der Nähe des Busches Halt. Von hier ans konnte man, da wir ziemlich hoch standen und das Terrain von uns weg in unabsehbarer Ferne etwas abfiel, alles übersehen. An verschiedenen Stellen in den Dörfern brannte es. Die Franzosen, unzählig viele, ganze Regimenter, konzentrierten sich alle geschlossen rückwärts. Sagen dursten wir ja nichts, aber das Herz lachte uns im Busen; war es für uns doch erfreulich, daß die Franzosen retirierten. Der Kapellmeister einer französieren Regimentsmnsik, mit dem wir Gelegenheit hatten zu sprechen, meinte auch schon, wenn das Ding für sie — die Franzosen — nur kein schlimmes Ende nähme. Da mittlerer Weile das Toben der Schlacht sich uns immer mehr nahte, mußten wir weiter marschieren auf der Chaussee nach Metz zu und verloren so bald das eigentliche Schlachtfeld aus den Augen. Mehrere Stunden gings nun noch weiter in stärkster Sonnenglut, bis wir endlich nachmittags um 4 Uhr durch die Metzer Tore marschierten.

8. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 81

1890 - Gotha : Perthes
81 sie an Stärke und Geschick zu übertreffen, doch Odysseus legte neue Pfeile auf die Armbrust und schoß drei der ärgsten Schreier nieder. Natürlich tobten die übrigen um so lauter, doch Odysseus sagte ihnen in herben Worten, wer er sei und daß er sie für ihren Übermut strafen wolle. Jetzt baten sie um Verzeihung und boten Ersatz des verzehrten Gutes, doch Odysseus schoß einen nach dem anderen nieder, sein Sohn und der Sauhirte schleuderten Spieße, und wenn die Freier auf diese Weise auch Wurfwaffen erhielten und sich hinter Tischen bargen wie hinter Schilden, so fielen sie doch allesamt einer nach dem andern. Hierauf mußten die Mägde die Leichen in den Hof schaffen, wo man sie verbrannte, und den Saal scheuern, der ja voll Sblut war. Dann ließ Odysseus seiner Gemahlin melden, Odysseus sei angekommen und unten in der Halle. Sie wollte es nicht glauben und sandte eine Dienerin, um sich den Fremden anzusehen und ihn auszuforschen. Diese Dienerin, die sehr alt war und den jungen Odysseus gepflegt hatte, trat sehr vorsichtig auf und bezweifelte vieles, was ihr der Fremdling erzählte. Da sprach dieser endlich: „Du mußt wissen, daß ich einst als Jüngling von einem Eber am Schenkel stark verwundet ward und lange krank lag, wahrend du mich pflegtest. Nun siehe her, ich kann dir die alte Narbe zeigen, an welcher du erkennen wirst, daß ich Odysseus bin." Mit diesen Worten zeigte er die Narbe, und die Dienerin fiel freudig vor ihm nieder, weil sie in ihm ihren alten Herrn wieder erkannte. Dann eilte sie zur Penelope mit der Nachricht, Odysseus, der lange Erwartete, sei gekommen und befinde sich unten im Saal, um sie zu empfangen. Penelope, die so oft getäuscht war durch falsche Nachrichten, glaubte der alten Dienerin nicht, ging zwar in die Halle hinab, wo sich der Fremdling befand, setzte sich ihm gegenüber auf einen Schemel und sah ihn scharf an, ob er wirklich ihr Gemahl sei. Noch immer zweifelte sie. Da Körner, Die Kämpfe im Altertum. g

9. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 155

1890 - Gotha : Perthes
155 drei große Straßen in die Byrsa, den Sitz des Reichtums und der alten Kaufrnannsfarnilien. Hier waren die Häuser sieben bis acht Stock hoch und mit einem platten Dache versehen. In diesem Stadtteil erhob sich ein rasender Kampf. Haus für Haus wurde verteidigt und erst nach vielem Blutvergießen erobert. Man durchbrach die Mauern und kämpfte von Zimmer zu Zimmer, dann von Stockwerk zu Stockwerk bis hinaus aufs platte Dach, wo man Bretter oder Balken über die Straße nach dem gegenüber stehenden Hause legte, um dort den Kampf fortzusetzen. Bei diesem verzweifelten Widerstände kamen die Römer nur langsam vorwärts, behielten aber die Oberhand. Denn in der Stadt herrschte furchtbare Hungersnot, man nährte sich bereits von Leichen, wollte aber trotzdem von Übergabe nichts wissen, auch hatte Hasdrubal an römischen Gefangenen solche Grausamkeiten verübt, daß von Übergabe nicht die Rede sein konnte, weil die Römer alsdann würden Rache genommen haben. Nachdem die Römer in tagelangen mörderischen Kämpfen unter vielem Blutvergießen einen Teil der Altstadt erobert hatten, ergriffen sie ein anderes Mittel, dem Gemetzel ein Ende zu machen. Sie zündeten die eroberten Häuser an, und da die Karthager vor den Flammen zurückwichen, folgten ihnen rasch die Römer, rissen die Häuser nieder und errichteten aus der ungeheuren Schuttmasse einen Wall gegen die Mauer und Citadelle. Dabei begingen sie, wie der Augenzeuge Polybius berichtet, unglaubliche Grausamkeiten, weil der heftige Widerstand der Karthager sie in Wut brachte. Denn sie begruben absichtlich Verwundete und Lebende unter dem Schutt. Auf diese Weise drangen die Römer in die Altstadt ein, wo nun jeder sein Leben zu retten suchte. Da kamen Priester flehend mit Wafsenstillstandszeichen und baten um das Leben, was Säpio jedem der Herauskommenden

10. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 95

1890 - Gotha : Perthes
I1 95 griechische Städte zerstört, deren Bevölkerung umgebracht oder als Sklaven verkauft. Als z. B. Selinus nach nenntägigem Verzweiflungskampfe siel, wobei 16 000 Einwohner getötet, 5000 als Sklaven verkauft wurden, verstümmelten die karthagischen Söldlinge sogar die Leichen der Besiegten und schmückten sich mit den abgehauenen Gliedern der Erschlagenen. In Himera wurden 3000 Gefangene niedergemacht und die ganze Stadt zerstört, und dasselbe Schicksal traf Selinus. Diese Aus-mordung und Verwüstung Volk- und bildungsreicher Städte charakterisiert die Herzlosigkeit der habgierigen Karthager, der Engländer ihrer Zeit. Nicht minder schlimm erging es dem zwischen Weingärten und Olivenwäldern gelegenen reichen und üppigen Akragas oder Agrigent, welches 200 000 Einwohner zählte. Diese wehrten sich zwar herzhaft gegen die karthagischen Söldner, aber als man ihnen die Zufuhr abschnitt, so daß Hungersnot ausbrach, wanderten in kalter Winternacht viele Einwohner aus, viele ermordeten sich, um nicht vom Feinde zutode gemartert zu werden, oder verbrannten sich in den angezündeten Tempeln. Agrigent galt nächst Syrakus für die größte und prachtvollste Stadt der Insel und hatte eine merkwürdige Bauart, denn die Häuser zogen sich an einer durch Schluchten und Thäler gespaltenen Hügelreihe hinan, auf deren höchstem Gipfel im Nordosten die schwer zugängliche Stadtburg mit dem Zeus- und Athenetempel stand. Dieser Zeustempel galt für das größte Gotteshaus der Insel, denn er maß 340 Fuß in die Länge, 60 Fuß in die Breite und 120 Fuß in die Höhe. Seine Säulen besaßen einen so gewaltigen Umfang, daß sich in ihre Schaftkehlen ein Mann stellen konnte. Die Flächen des Mauerwerks hatte man mit halberhabenen Bildern gefüllt, welche Scenen aus dem Gigantenkampfe und dem Trojanischen Kriege darstellten. Die Menge der Statuen, Gemälde und Grab-
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