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1. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 213

1899 - Gera : Hofmann
Uns der Neuzeit. 67. vr. Martin Luther und die Reformation (1483—1546). 1. Der begabte Vergmannssohn und seine Erziehung. Der Mann, welcher der Sehnsucht seiner Zeitgenossen eine Stimme und einen kräftigen Willen lieh und der neuen Zeit den Stempel seines Geistes aufdrückte, ist dem Bauernstände entsprungen. Sein Vater, der Bergmann Hans Luther, zog mit seiner Gattin Margarete aus Möhra bei Eisenach des bessern Unter- halts wegen nach Eisleben. Hier wurde ihm am 10. Novbr. 1483 ein Söhnlein geboren, das in der Taufe am folgenden Martinstage Martin geheißen ward. Ein Jahr später zog Hans Luther nach Mans- feld. Seine redliche Arbeit segnete Gott, so daß er zu ziemlichem Wohlstände kam und seinen acht Kindern eine gute Er- ziehung geben konnte. Den schwächlichen, aber wohlbegabten Martin hat er oft auf den Armen zur Schule getragen, ihn aber auch nicht selten mit großer Strenge „gestäupt". Im 14. Jahre kam der Knabe auf die Schule nach Magdeburg und später, der Kostensparung wegen, zu Verwandten nach Eisenach. Hier hat er sich als Chorschüler mit seinem Beten und Singen das Wohlwollen der Frau Cotta erworben und von ihr Kost und Pflege erhalten. Mit 18 Jahren bezog er, wohlaus- gerüstet mit Kenntnissen, die Universität Erfurt, wo er so fleißig studierte, daß ihm schon mit 20 Jahren die Gelehrtenwürde eines Magisters erteilt wurde. 2. Der gewissenhafte Mönch und seine Seelenkämpfe. Luthers Vater wollte einen Rechtsgelehrten aus ihm machen, aber sein eigenes Herz zog diesen zur Gottesgelahrtheit, besonders seitdem er in der Bibliothek eine lateinische Bibel gefunden und fleißig gelesen hatte. In heftiger Seelenangst um seine Seligkeit rieb er sich fast auf. Der plötz- liche Tod seines Freundes Alexius, eigene Lebensgefahr durch einen Blitzstrahl und eine schwere Krankheit bestimmten ihn, der Welt zu ent- sagen und nur den Himmel zu suchen. Er trat 1505 als Mönch in das Augustinerkloster zu Erfurt, um sein Leben ganz Gott zu widmen. Sein Vater war darob sehr ungehalten. Im Kloster mußte Luther die niedrigsten Dienste thun. Dazu wollte er durch Fasten, 1483

2. Lehrbuch der Geschichte für die mittleren Klassen höherer Lehranstalten - S. XV

1904 - Gotha : Perthes
Xv 3. Baiern ist seit 1180 im Besitz der Wittelsbacher. Tirol und die bairischen Marken, die Ostmark (sterreich), Steiermark, Krnten, Krain, sind habsburgisch. 4. Von Schwaben frh getrennt ist das Elsa. Das sdliche Elsa und der Breisgau sind habsburgisch, das nrdliche Schwarzwald-gebiet badisch, das Neckargebiet wrttembergisch. Oberschwaben (sdlich vom Rhein) ist zur Schweiz geworden. Die bedeutendsten Reichs-stdte: Straburg und Ulm. 5. (Ober-)Lothringcn hat sich erhalten. Niederlothringen ist zer-splittert in Brabant, Hennegau, Namur, Luxemburg, Jlich, Kleve, Berg, (Selbem. Aus den sdlichen friesischen Gebieten ist Seelanb und Hollanb entstanben. Die kleineren Stbte und bic niebete Ritterschaft bilben nebst dem Klerus die Laubstube der Frstentmer. (Feste Hfe und Be-Hrben; Primogenitur.) Die Kurfrsten, Fürsten und (im 15. Jahrh.) die Reichsstdte bilden die Reichs stnde. 5. Weriode: Wergevtiche Wersuche einer kirchlichen und staatlichen Erneuerung. I. Die groen Konzilien und die hussltische Bewegung. 1305-1377 Babylonische Gefangenschaft der Kirche. (Das Papsttum ist seit 1309 in Avignon.) 1378-1417 Kirchenspaltung. 1409 Konzil zu Pisa (drei Ppste). 1414-1418 Konzil zu Konstanz. Herstellung der Einheit der Kirche. 1415 Hu. Abfall Bhmens von der katholischen Kirche und nach dem Tode Wenzels (f 1419) von dem wortbrchigen Sigmund. 1419-1434 Hussitenkrieg. Die Taboriten unter Ziska schlagen die Reichsheere in die Flucht. Nach dem Tode Ziskas (1424) fallen die Hnssiten unter Prokop in die Nachbarlnder ein. Das Konzil zu Basel (1431 erffnet) gesteht den Kalixtinern den Laienkelch zu. 1434 Die Taboriten werden von den Kalixtinern bei Bhmisch-Brod ver-nichtet. Die Kalixtiner erkennen die Nachfolge Sigmunds an. Die Reform des Baseler Konzils (Abschaffung der Palliengelder und der Aunaten) scheitert in Dentschlanb infolge der Schwche Friebrichs Iii. Il Die Ohnmacht des Keiches (unter den ersten Habsbnrgern). 1438-1439 Albrecht Ii. von sterreich, der Erbe der Luxemburger (Ungarns und Bhmens). . 1440-1493 Friedrich Iii. Gegen die Schweizer ruft er franzsische Slbner ms Reich. 1444 Nieberlage der Schweizer bei St. Jakob an der Birs. 1453 Die Osmanen erobern Konstantinopel. 1467-1477 Karl der Khne, Herzog des franzsischen Burgund (zwischen Loire und Sane), der Freigrafschaft (zwischen Sane und Schweizer Jura), der

3. Geschichte des Mittelalters - S. 12

1891 - Münster i.W. : Aschendorff
2) Einsetzung königl. Sendboten für einzelne Sprengel. 3) Reichstage der geistlichen und weltlichen Großen. 3. Sorge für die Kirche. 1) Ausbildung und Zucht der Priester. 2) Gründung von Kapellen, Kirchen und Klöstern. 4. Sorge für die Wissenschaften und Künste. 1) Berufung gelehrter Männer an den Hof: Der Angelsachse Alkuin, der Langobarde Paulus Diaconus, der Franke Einhard. 2) Sorge für die Muttersprache: Anfertigung einer deutschen Grammatik, Sammlung der alten Heldenlieder. 4) Förderung der Baukunst: Pfalzen oder Paläste zu Aachen, Ingelheim und Nymwegen-, Stiftskirche in Aachen. 5. Sorge für den Ackerbau, für Handel und Verkehr. Einrichtung von Musterwirtschaften. — Anlegung und Verbesserung von Wegen, Gründung von Jahrmärkten, Einrichtung von Handelsplätzen. Ii. Kaiser Ludwig der Fromme. 1. Sorge für die Ausbreitung des Christentums. Gründung der Benediktiner-Abtei Korvei an der Weser, des Ausgangspunktes vieler Heidenbekehrer. — Der h. Ansgar, „der Apostel des Nordens'^, erster Erzbischof von Hamburg. — Verbreitung des Christentums über Dänemark, Mecklenburg, Pommern. 2. Streitigkeiten mit seinen Söhnen. 1) Teilung des Deiches unter seine 3 Söhne (von Irmengard) Kothar, Pipin und Ludwig; ungerechte Bevorzugung Lothars. 2) Zweite Teilung nach der Geburt Karls des Kahlen (von Judith.) Krieg der Söhne gegen den Vater; Uneinigkeit der Söhne auf dem Reichstage zu Nymwegen. 3) Dritte Teilung. Schlacht bei Kalmar auf dem Kü- genfrldr. Niederlage, Demütigung und Absetzung Ludwigs. 4) Krieg Pipins und Ludwigs des Deutschen gegen Lothar. Wiedereinsetzung Ludwigs zum Kaiser. 5) Tod Pipins und vierte Teilung; Zurücksetzung Ludwigs des Deutschen. Krieg Ludwigs des Deutschen gegen den Vater. — Tod Ludwigs bei Ingelheim.

4. Geschichts-Leitfaden für Bürger- und Mittelschulen - S. 151

1892 - Gera : Hofmann
151 schnur der Lehre. Als die deutschen Lehrer der Universitt eine Verdammung dieser Grundstze durchsetzten, und darauf die Rechte der Deutschen von den Bhmen verkrzt wurden, brach zwischen den Deutschen und Bhmen auf der Universitt ein heftiger Zwiespalt aus, der damit endete, da viele deutsche Studenten mit ihren Lehrern auswanderten und zur Grndung der Universitt Leipzig Veranlassung gaben. 1409 Dem Hus wurde das Predigen untersagt und endlich der Bann der ihn ausgesprochen. 2. Der verurteilte Ketzer in Konstanz. Die Verwirrung in der Kirche hatte inzwischen den hchsten Grad erreicht; denn drei Ppste verketzerten sich gegenseitig. Immer lauter erhob sich der Wunsch nach einer Reformation der Kirche an Haupt und Gliedern. Endlich kam ein freies Konzil in Konstanz am Bodensee zustande, zu 1414 dem Hunderte von Fürsten, Tausende von Geistlichen und ungezhlte Scharen Neugieriger strmten. Auch Papst Johann kam mit 600 Anhngern aus Italien. Auf der Reise durch die Schweiz strzte er mit dem Pferde und rief zum Entsetzen der Umstehenden: Da lieg' ich ins Teufels Namen; wre ich doch in Italien geblieben!" Konstanz verglich er mit einer Grube, in der man Fchse fngt. Das Konzil forderte zunchst die Abdankung der drei Ppste. Johann entfloh in .Ritterkleidung und legte Verwahrung ein gegen seine Abdankung. Er wurde aber zurckgeholt und wegen grober Verbrechen schimpflich ab-gesetzt. Sodann ging das Konzil an die Ausrottung der Ketzerei. Hus war im Vertrauen auf einen Geleitsbrief des Kaisers Sigismund nach Konstanz gekommen. Doch schon nach einigen Wochen brachten ihn die Vter des Konzils zur Haft. Den Kaiser beschwichtigten sie damit, da sein Schutzbrief sich nicht auf die geistliche Gerichtsbarkeit und einen verurteilten Ketzer erstrecke. Bei Hus' Verhr erhob sich ein solch Geschrei, da er nicht zu Worte kommen konnte. Erst die Gegenwart des Kaisers schaffte etwas Ruhe. Hus verteidigte seine Lehre aus der Bibel und den Kirchenvtern. Seine Richter aber lieen sich auf keine Disputation^) ein, sondern forderten einfach Unterwerfung; dann sollte seine Strafe mild und gndig fein. Als er dies verweigerte, wurde er zum Feuertode verurteilt. Da er an das kaiserliche Geleit erinnerte und dabei Sigismund fest ansah, errtete dieser, aber retten konnte und wollte er den kirchlichen Umstrzler" nicht mehr. *) Die Disputation = gelehrtes Streitgesprch. 3. Der standhafte Mrtyrer auf dem Scheiterhaufen. An seinem Geburtstage, dem 6. Jnli 1415, wurde das Urteil an Hus 1415 vollstreckt. Im Dom ward er seines Priesteramtes entsetzt, aus der Kirche ausgestoen und der weltlichen Obrigkeit bergeben. Als man ihm den Kelch aus der Hand ri mit den Worten: Wir nehmen dir diesen Kelch, worin das Blut Christi dargebracht wird!" sagte er mild: Er wird den Kelch des Heils nicht von mir nehmen, sondern mir ihn heute neu zu trinken geben in seinem Reich." Als man rief: "Wir bergeben deinen Leib dem weltlichen Richter!" sprach er: Ich

5. Geschichts-Leitfaden für Bürger- und Mittelschulen - S. 170

1892 - Gera : Hofmann
Aus der Neuzeit. 66. Dr. Martin Luther und die Reformation (14831546). 1. Der begabte Vergmannsfohn und seine Erziehung. Der Mann, welcher der Sehnsucht seiner Zeitgenossen eine Stimme und einen krftigen Willen lieh und der neuen Zeit den Stempel seines Geistes aufdrckte, ist dem Bauernstande entsprungen. Sein Vater, der Berg-mann Hans Luther, zog mit seiner Gattin Margarete, geb. Linde-mann, aus Mhra bei Eisenach der bessern Nahrung wegen nach 1483 Eisleben. Hier wurde ihm am 10. Nov. 1483 ein Shnlein geboren, das in der Taufe am folgenden Martinstage Martin geheien ward. Ein Jahr spter zog Hans Luther nach Mansfeld. Seine redliche Arbeit segnete Gott, so da er zu ziemlichem Wohlstande kam und seinen acht Kindern eine gute Erziehung geben konnte. Den schwch-lichen, aber wohlbegabten Martin hat er oft auf den Armen zur Schule getragen, ihn aber auch nicht selten mit groer Strenge gestupt". Im 14. Jahre kam der Knabe auf die Schule nach Magdeburg und spter, der Kostenersparnng wegen, zu Verwandten nach Eisenach. Hier hat er sich als Chorschler mit seinem Beten und Singen das Wohlwollen der Frau Cotta erworben und von ihr Kost und Pflege erhalten. Mit 18. Jahren bezog er, wohlausgerstet mit Kenntnissen, die Universitt Erfurt, wo er so fleiig studierte, da ihm schon mit 22 Jahren die Gelehrtenwrde eines Magisters1) erteilt wurde. !) Der Magister = der Meister, Lehrmeister, Lehrer der freien Knste" der (Grammatik, Redekunst [Nhetorik], Arithmetik, Geometrie u. f. w.) 2. Der gewissenhafte Mnch und seine Seelenkmpfe. Luthers Vater wollte einen Rechtsgelehrten aus ihm machen, aber sein eigenes Herz zog ihn zur Gottesgelahrtheit, besonders seitdem er in der Bib-liothek eine lateinische Bibel gefunden und fleiig gelesen hatte. In heftigen Seelenkmpfen rieb er sich fast auf. Der pltzliche Tod seines Freundes Alexius, eigene Lebensgefahr durch einen Blitzstrahl und eine schwere Krankheit bestimmten ihn, der Welt zu entsagen und nur den Himmel zu suchen. Er trat in das Augnstinerkloster^) zu Erfurt, um sein Leben ganz Gott zu widmen. Sein Vater war darob sehr ungehalten. Im Kloster mute Luther die niedrigsten Dienste thun. Dazu wollte er durch Fasten, Wachen und Geieln das Fleisch tten und die Seele heiligen. Dabei verfiel seines Leibes Kraft, und doch fand die Seele keine Ruhe. Er erkrankte sehr schwer. Da trstete ihn

6. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 360

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
360 Leiber der h. Blutzeugen von den Christen beigesetzt wurden. Wir wollen hier noch an einige derselben erinnern, die in der Kirche besonders berühmt geworden. Der 12ojährige Simeon, Bischof von Jerusalem, starb wie sein göttlicher Lehrmeister am Kreuze. Der heil. Ig- natius, Bischof von Antiochia, ein Jünger der Apostel, sehnte sich mit so heißem Verlangen nach der Marter, daß er die Christen zu Rom flehentlich bat, ihn nicht etwa vom Tode befreien zu wollen. Er wurde, wie er wünschte, den wilden Tieren vorgeworfen. (I. 107.) Als der heil. Po- lykarp, Bischof zu Smyrna, aufgefordert wurde, Christum zu lästern, erwiderte er lebhaft: „Sechs und achtzig Jahre diene ich ihm, wie könnte ich lästern meinen König, der mich erlöset hat." Er sollte lebendig verbrannt werden; das Feuer beschädigte ihn nicht; endlich wurde er mit dem Schwerte durchbohrt. Zwei edle Frauen, die heil. Sympho- rosa und die heil. Felicitas, jede mit sieben Söhnen, die durch sie zum standhaften Bekenntnisse waren ermuntert worden, starben zu Rom, ähnlich der frühern Machabäerin, eines glorreichen Todes. Ebenda verherrlichte der Philo- soph Justinus, welcher das Christentum durch zwei gelehrte Schutzschriften verteidigt hatte, Christum den Herrn mit dem Opfer seines Lebens. (I. 167.) Zu Lyon in Frankreich, wo das Christenblut in Strömen vergossen wurde, glänzten die Bischöfe Pothiuus und Jrenäus, die Jünglinge Epipodius und Alexander und die Sklavin Blandina durch unerschütter- lichen Heldenmut in den Qualen. Bekannt ist die ruhm- würdige Marter des heil. Laurentius zu Rom und des groß- ßen Bischofes zu Carthago, Cyprian, von denen der erstere auf einem glühenden Roste gebraten, der andere nach vielen Leiden enthauptet worden. (I. 258.) Von jeher wurden in der Kirche gefeiert die erst vierzehnjährige Agnes, die heil. Agatha, Lucia, Katharina und unzählige andere christliche Heldinnen, welche für ihren Glauben und teils auch für die Erhaltung ihrer Keuschheit gekämpft und über Qual und Tod gesiegt haben. Das glorreiche Martertum der heil. Ursula und ihrer Gefährtinnen fällt in die Zeit des Kaisers Maxi- minus, des Thraziers. (I. 235 — 238.)

7. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 406

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
406 Getrennten wieder zur Vereinigung bringen wird. Lasset uns um das baldige Erscheinen dieser Zeit flehen und han- deln, unerschütterlich fest stehen im Glauben, den getrennten Brüdern aber nie unsere Liebe versagen. 21. Die Wiedertäufer in Münster. Kaum waren durch den zu Nürnberg 1532 abgeschlos- senen Religionsfrieden die Katholiken und Protestanten fürs erste etwas beruhigt worden, als ans einer anderen Seite neue Unruhen ausbrachen. Thomas Münzer, welcher mit seinen Ranbscharen bei Frankenhausen in Thüringen ge- schlagen worden, war mit dreihundert seiner Anhänger ge- fangen genommen und hingerichtet. Viele hatten sich durch die Flucht nach den Niederlanden gerettet. Von hier aus schickten die Schwärmer, die sich nun Wiedertäufer nannten, weil sie die Neuaufgenommenen durch eine abermalige Taufe zu Mitgliedern ihres abenteuerlichen Reiches ein- weihten, auch Abgeordnete nach Westfalen, um ihren Anhang zu vergrößern. Zwei von ihnen kamen 1533 nach der Hauptstadt Münster, nämlich Johann B o ck e l s o h n, ein Schneider aus Leyden, gewöhnlich Johann von Leyden genannt, und Matthiesen, ein Bäcker ans Hartem. Nach und nach gewannen sie viele Bürger für ihre Lehre, zumal ans den ärmeren Volksklassen, die durch die verheißene Güter- gemeinschaft angezogen wurden. Selbst der lutherisch gewor- dene Kaplan an der vorstädtischen Kirche St. Mauritz, Bernard Roth mann, wurde in den Wirbel dieser neuen Schwärmereien hineingerissen. Der Magistrat jagte die Un- ruhestifter ans der Stadt, aber sie kamen bald heimlich wie- der, und ihr Anhang wurde endlich so stark, daß sie den Bischof und den Magistrat selbst vertrieben. Die meisten rechtlichen und wohlhabenden Bürger verließen vor Angst die Stadt. Nun erließ Rothmann einen Aufruf an alle Be- wohner der Umgegend: „Alle, denen ihr Heil am Herzen liege, möchten nur ihre Habe zurücklassen und mit Weib und Kind nach Münster, dem neuen Jerusalem kommen, um den wahren Gottesdienst wieder aufzurichten; hier sollten sie

8. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 519

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
519 zeigt, welche auch während der beiden folgenden Jahre fort- dauerte. Um das Jahr 1347 verbreitete sich von Asien, Ägypten und der europäischen Türkei her die Pest nach Italien und durch Handelsverkehr mit diesem Lande auch nach Deutschland. Hier hat sie in den ersten Jahren, 1347 bis 1350, auf eine so entsetzliche Weise gewütet, daß an vielen Orten kaum der hundertste Mensch am Leben blieb. Zu Osnabrück blieben nur sechs, zu Hamm nur zehn Familien übrig, in Bremen wurden täglich 200 Tote begraben, und die Stadtthore stan- den Tag und Nacht offen. Auch in Münster verbreitete sich dieses furchtbare Übel und raffte in gar nicht langer Zeit über 11,000 Einwohner hinweg. Schon der Hauch des Kran- ken war den Gesunden tödlich, und so war die Seuche in wenigen Tagen über Stadt und Land verbreitet. Der Got- tesdienst mußte eingestellt, die Kirchen mußten geschlossen werden. Zwar predigten anfangs noch einige Geistliche dem Volke im Freien, wie denn noch in jetziger Zeit an der St. Servatii-Kirche die Stelle gezeigt wird, wo eine solche Kanzel in der Pestzeit angebracht war; allein auch dies mußte auf- hören, da der Zusammenfluß von Menschen die Ansteckung beförderte und die Geistlichen selbst hingerafft wurden. Diese Pest und ein nach ihrem Aufhören die Stadt ver- heerender, furchtbarer Brand sind die Veranlassung zur Stif- tung der sogenannten großen Prozession geworden. In der Diöcese Münster bestehen in vielen Gemeinden außer den Fronleichnams-Prozessionen sogenannte Brandprozessionen, wobei ebenfalls das hh. Sakrament umhergetragen wird. Wozu sie angeordnet sind, zeigt schon ihr Name an: es sind Bittgänge, um von Gott die Gnade zu erfleheu, daß er die Gemeinde vor Brand und andern Unglücksfüllen bewahren wolle. Sie gleichen darin den früheren Rogationsprozessionen, die kurz vor dem Himmeliahrtsfeste gehalten wurden. Unter diesen Bittgängen zeichnet sich besonders die eben genannte große Prozession aus. Sie wurde von dem Bischöfe Heiden- reich aus dem edlen Geschlechte der Wolf zu Lüdinghausen, wie schon gesagt, nach dem Aufhören der Pest im Jahr 1382 und nach der großen Feuersbrunst, die im folgenden Jahre am 22. November einen bedeutenden Teil der Stadt von der Servatii-Kirche bis zur Georgs-Kommende mit Einschluß der Ludgeri- und Ägidii-Psarrkirche einäscherte, angeordnet und war anfangs eine bloße Nogalionsprozession. Die Geist- lichen begleiteten dieselbe mit dem Magistrate der Stadt in schwarzer Kleidung, die Kreuze waren umflort, und nach der Prozession wurde eine h. Blesse zur Sühnung der Sünden

9. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 407

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
407 außer dem himmlischen Schutze zeitliche Güter vollauf haben." Das war das Losungswort für den Pöbel der Umgegend, der in Haufen nach Münster strömte, um sich in die Schätze der rechtlichen Bürger zu teilen. Als nun die Stadt in den Händen der Wiedertäufer war, wählten diese einen neuen Rat und einen der wütendsten Wiedertäufer, den Tuchhändler K nipp erd ö lling, zum Bürgermeister. Furchtbar begann das abenteuerliche Reich. Die Kirchen und Klöster wurden ausgeplündert, zum Teil zerstört, Bilder und Statuen zer- schlagen, alle Bücher, bis auf die Bibel, verbrannt. In den Straßen hörte man unaufhörlich das Wutgeschrei: „Thut Buße, das Reich Christi ist nahe!" Auf Matthiesens Be- fehl mußten die Bürger unter Todesstrafe alles Gold und Silber und sonstige Habe abliefern, und alles dieses wurde als Gemeingut von sieben Männern, die man Diakonen nannte, verwaltet. Endlich rückte der Bischof mit einem Heere gegen die Stadt an. Da erschien Matthiesen mit einem laugen Speere auf dem Markte und schrie: ..Gott sei ihm erschienen und habe ihm befohlen, mit dreißig aus- erlesenen Männern die Scharen der Ungläubigen zu ver- tilgen." Der neue Gedeon machte nun mit dreißig ent- schlossenen Kämpfern einen wütenden Ausfall, wurde aber er- schlagen; nur ein einziger von der verwegenen Schar entging dem Verderben. Nach ihm ward sein Zögling, der Schneider Johann von Leyden, Führer der unsinnigen Rotte. Er hatte Er- scheinungen über Erscheinungen. Einst kam er auf den Markt und rief: „Der himmlische Vater sei ihm erschienen und habe ihm aufgetragen, den ganzen Rat abzustellen; denn fortan müsse Münster, die Burg Sion, von 12 Richtern unter dem Vorsitze Johanns von Leyden, des zweiten Moyses, wie die Stämme Israels regiert werden." Den Bürgermeister Knipperdölling machte er zu seinem Scharfrichter. Auf sein Geheiß trat ein Goldschmied aus der benachbarten Stadt Warendorf auf, Johann Dusentschur, und rief auf dem Markte vor dem versammelten Volke: „Gott wolle, daß Jo- hann von Leyden König sei; er solle den ganzen Erdkreis beherrschen und mit seinem Heere alle Könige und Fürsten

10. Geschichte des teutschen Volkes - S. 335

1837 - Oldenburg : Schulze
Die Wiedertäufer. Katholischer Gegenbund. 335 Zunge bethörte bald die Mehrzahl der Bürger. Da wurde dann der Stadtrath mit allen Bessergesinnten vertrieben und eine Herrschaft nach dem Sinne der Bibel und den angeblich göttlichen Erleuchtungen der Rädelsführer errichtet, Gleichheit der Stände, Gemeinschaft der Güter und — auch der Weiber eingeführt. Obenan stellte sich Johann von Leyden als König. Mit grausamer Willkühr ergingen seine Befehle und Strafen, welche sofort auf ven Tod lauteten, wenn Jemand an die Göttlichkeit seiner Aussprüche zu zweifeln sich unterfing. Ei- genhändig hieb er einem seiner Weiber den Kopf ab und tanzte mit den andern um den blutigen Leichnam. Er, Krech- ting sein Kanzler, Knipperdolling der Scharfrichter und Andere in seiner Hofhaltung waren die wüthendsten Ungeheuer und übten Schreckensthaten, vor denen jeder Widerspruch verstum- men mußte. Münster war der Schauplatz unmenschlicher Grausamkeiten und viehischer Schandthaten. Achtundzwanzig Apostel wurden in die Welt geschickt, um das neue Himmel- reich zu predigen und den Schneiderkönig in Aufnahme zu bringen. Es ging ihnen jedoch gar übel; denn sie wurden bald ergriffen und, außer zweien, sämmtlich hingcrichtet. — Acht- zehn Monate dauerte dieser Gräuel. Da gelang es dem — schon frühzeitig entwichenen — Fürstbischöfe, mit Hülfe der drei nächsten Reichskreise, die Stadt auszuhungern und endlich einzunehmen (I. 1535 24. Juu.). Rvthmann fand seinen Tod in dem Gemetzel, die Andern wurden ergriffen und be- straft, namentlich Johann von Leyden, Knipperdolling und Krechting mit glühenden Zangen gezwickt, sodann mit glühen- den Dolchen erstochen und ihre Leichname an der Spitze des Lambertus-Thurmes in eisernen Käsigen aufgehangen (1.1536), wo letztere noch jetzt zu sehen sind. Diese Unruhen waren am Ende so bedeutend angesehen worden, daß man von Reichs wegen Vorkehrungen zur Hülfe des Fürstbischofs getroffen hatte. Eine lange nicht gesehene Einigkeit zeigte sich bei der Gelegenheit unter den beratheiwen Kreisvorständen, wozu auch Philipp von Hessen gehörte und König Ferdinand sich gesellte. Auf einen dauernden Friedens- stand im Reiche selbst hatte diese Sache indeß keinen weiteren Einstuß. Die Entzweiung der Gemüther dauerte fort und fand stets neue Nahrung. König Ferdinand wollte statt des nunmehr aufgelöseten schwäbischen Bundes eine andere Schutz- wehre des allgemeinen Landfriedens und somit des Reiches selbst aufzubringen suchen, fand aber nur geringe Theilnahme (I. 1536). Zugleich eiferte man katholischer Seits gegen die ebenfalls nicht sanft ausgesprochene Forderung der Protestan- ten, daß die neu Uebergetretenen nicht minder, als sie selbst, in den Nürnberger Religionsfrieden mit cingeschlossen und
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